Die Wintersaison geht nun, Anfang Mai, bald zu Ende, aber nach dem teilweise recht durchwachsenen April kommen nun noch mal schöne Tage – gute Gründe, sich noch einmal aufzumachen und sich die weiten Schnee- und Eislandschaften noch einmal im Wintermodus zu erschließen.
Der Frühling ist auch in Spitzbergen nicht mehr weit weg: Schneehuhn und Rentier freuen sich über schneefreie Tundraflecken.
Zügig geht es Kilometer um Kilometer durch die Täler nach Osten. Adventdalen, Eskerdalen und Sassendalen reihen sich aneinander. Wir lassen sie schnell zurück, wir wollen weit weg dieses Mal.
Am Rabotbreen geht es in die weiten Eislandschaften im Osten Spitzbergens hinein. Auch die gewaltige Moräne des Rabotbreen zeigt schon Anzeichen der nahenden Schneeschmelze, Eiszapfen hängen in kleinen Höhlen im Eis, die Sonne bringt das Gletschereis tagsüber auch bei leichtem Frost schon zum Schmelzen.
Kleine Eishöhle in der Moräne des Rabotbreen.
Eiszapfen in der Eishöhle am Rabotbreen.
Aber auch diese schöne Landschaft lassen wir bald hinter uns. Wir biegen auch bald ab von der schon so oft gefahrenen Strecke über die Nordmannsfonna zur Mohnbukta an der Ostküste. Dieses Mal wollen wir nach Norden.
Unterwegs nach Norden über das Fimbulisen.
Nur noch Schnee, Eis und Berge gibt es in dieser endlos weit erscheinenden Landschaft. Küste und Tundra liegen weit hinter und unter uns, stattdessen reiht sich ein Gletscher an den nächsten, eine kleine Eiskappe folgt auf die andere. Wobei, so klein sind sie auch wieder nicht, diese Eiskappen. Wir sind hier zwar nicht in Grönland oder der Antarktis, aber trotzdem geht es um hunderte von Quadratkilometern. Fimbulisen, Filchnerfonna, Lomonosovfonna … hier, auf der Lomonosovfonna, entspringt unter anderem der bekannte Nordenskiöldbreen. 600 Quadratkilometer ist diese Eiskappe groß!
Unendlich erscheinenden Weite: die Eiskappe Lomonosovfonna.
Unser Ziel: der Newtontoppen. Das ist Spitzbergens höchster Berg, 1713 Meter hoch. Nicht gerade beeindruckend hoch, verglichen mit den Hochgebirgen dieser Welt, aber weit weg … hinkommen muss man erst mal, und in dieser Höhe ist es auf 79 Grad Nord auch an einem Frühlingstag empfindlich kalt.
Dafür hatten wir damals noch einen Tick mehr Glück mit dem Wetter am Newtontoppen: der Gipfel versteckt sich heute trotz des ansonsten weitgehend klaren Wetters unter einer Wolkendecke, die sich eng an die Konturen des Berges anschmiegt.
Technisch ist der Newtontoppen nicht anspruchsvoll, er ist „nur“ weit weg – und kalt.
Der Newtontoppen-Gipfel mit Wolke und stürmischem Wind.
Ein eisiger Wind macht den Aufenthalt in 1713 Metern Höhe bei Temperaturen nicht weit von -20 Grad nicht gerade zu einem gemütlichen Picknick, aber trotzdem genießen wir die Gipfelpause in den Wolken oberhalb von Spitzbergen für ein Weilchen.
Und der Blick tut sich nur ein kleines Stück tiefer auf. Von einer Felsschulter in knapp 1500 Metern Höhe schauen wir über die eisigen Berg- und Gletscherlandschaften.
Blick vom Newtontoppen nach Süden.
Der Weg nach Hause ist weit … über 300 Kilometer sind es, von Longyearbyen bis zum Newtontoppen und zurück.
Am 21. Dezember letzten Jahres gab es in Longyearbyen den ersten Bankraub in der Geschichte Spitzbergens. Ein zum Zeitpunkt der Tat 29 Jahre alter, nicht ortsansässiger Mann russischer Nationalität richtete ein geladenes Gewehr auf 3 Angestellte und forderte mit den Worten „This is not a joke. This is a robbery“ Geld. Die Bankangestellten händigten dem Mann 70.000 norwegische Kronen (gut 7000 Euro) aus.
Der Mann wurde schnell von der Polizei gefasst und in Tromsø in Untersuchungshaft gebracht. Nun ist das Urteil gefallen, wie NRK berichtet: es lautet auf 14 Monate Gefängnis ohne Bewährung. Zusätzlich muss der Mann dem der drei während des Überfalls anwesenden Angestellten 20.000 Kronen Schadenersatz zahlen.
Bankraub in Longyearbyen: der Täter wurde nun zu einer Haftstrafe verurteilt.
Hintergrund der Tat sollen psychische Probleme des Täters gewesen sein, der zunächst Selbstmord geplant hatte, dann aber die Bank überfiel. Das Motiv soll nicht Geld gewesen sein, sondern der Versuch, auf seine verzweifelte Situation hinzuweisen. Mit der gewollten Verhaftung durch die norwegische Polizei wollte er wohl die Rückreise nach Russland verhindern.
Allerdings war die Waffe, die der Täter zeitweise gezielt auf die Bankangestellten gerichtet haben soll, mit scharfer Munition geladen. Es handelte sich um ein Repetiergewehr vom Typ Mauser; eine im kommerziellen Verleih übliche Waffe in Longyearbyen. Nach dem Überfall ging der Täter mit weiterhin geladener Waffe durch Longyearbyen und gab das Gewehr beim Verleiher im noch geladenen Zustand wieder ab. Anschließend versuchte er, das erbeutete Geld in der Bank zurückzugeben, wurde aber nicht eingelassen. Danach wurde er festgenommen. Er leistete keinen Widerstand und war sofort geständig.
Das Urteil ist milder als von der Staatsanwaltschaft gefordert, der Verteidiger hatte hingegen auf ein noch weniger strenges Urteil plädoyiert. Eine Revision ist noch möglich.