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Tages-Archiv: 6. Oktober 2022 − News & Stories


Frost: Köni­gin ohne Land oder eine kri­mi­nel­le Eis­bä­rin?

Als ob eine Eis­bä­rin kri­mi­nell sein könn­te. Aber tat­säch­lich gibt es mitt­ler­wei­le in Lon­gye­ar­by­en die Ansicht, dass Frost eine kri­mi­nel­le Eis­bä­rin ist.

„Frost“ ist laut Eis­bä­ren­for­scher Jon Aars eine mitt­ler­wei­le rund 17 Jah­re alte Eis­bä­rin, die dem nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tut seit der ers­ten Betäubung/Besenderung 2009 unter dem Kür­zel N23992 bekannt ist. Seit­dem bekam sie mehr­fach Nach­wuchs: laut Aars waren es 2011, 2012 und 2013 Zwil­lin­ge – die jähr­li­chen Gebur­ten deu­ten dar­auf hin, dass sie die Kin­der der ers­ten bei­den Jahr­gän­ge schnell ver­lo­ren haben muss – und 2015 und 2017 eben­falls Zwil­lin­ge. 2020 und 2022 brach­te sie jeweils ein­zel­ne Nach­kom­men zur Welt, soweit die Wis­sen­schaft weiß, und die weiß es wohl recht genau, denn Frost wur­de so oft betäubt, unter­sucht und mit Sen­dern aus­ge­stat­tet, wie man es sich nur vor­stel­len kann, gege­be­nen­falls zusam­men mit ihrem Nach­wuchs.

Eisbär mit Hütte im Adventfjord

Eisbär(in?) bei einer Hüt­te im Advent­fjord.
Ob es sich hier­bei um Frost han­del­te, ist unbe­kannt, aber mög­lich.

Lei­der haben Frost und ihre Nach­kom­men im Lau­fe ihres schon recht lan­gen Eis­bä­ren­le­bens immer wie­der Kon­takt mit Men­schen gehabt, was oft nicht gut war. So kam 2014 wohl einer der bei­den Zwil­lin­ge von 2013 im Bil­lefjord unter nicht genau geklär­ten Umstän­den ums Leben, wobei ein enger zeit­li­cher Zusam­men­hang mit einer Betäu­bung durch Wis­sen­schaft­ler bestand. Ein ande­res ihrer Eis­bä­ren­kin­der wur­de im März 2015 erschos­sen, nach­dem es in ein Zelt­la­ger im Tem­pel­fjord ein­ge­drun­gen war und dort einen Men­schen leicht ver­letzt hat­te. Den trau­ri­gen Höhe­punkt erreich­te die­se Serie blu­ti­ger Nah­kon­tak­te am 28. August 2020, als ein Eis­bär auf dem Cam­ping­platz bei Lon­gye­ar­by­en nachts den Zelt­platz­ma­na­ger Johan Jaco­bus „Job“ Koot­te töte­te. Der Eis­bär wur­de erschos­sen, auch hier­bei han­del­te es sich um einen Nach­kom­men von Frost.

Den Namen „Frost“ bekam die Eis­bä­rin, nach­dem der Fil­me­ma­cher Asge­ir Hel­ge­stad ihr jah­re­lang auf der Spur gewe­sen war. Dar­aus ent­stand der sehens­wer­te Film „Queen wit­hout land“ (über­setzt „Köni­gin ohne Land“. Es gibt eine deut­sche Ver­si­on des Films mit dem Titel „Auf Wie­der­se­hen Eis­bär!“).

Eisbärfamilie, Billefjord

Eis­bär­fa­mi­lie im Bil­lefjord, Sep­tem­ber 2021. Wahr­schein­lich han­delt es sich nicht um Fami­lie Frost, da Frost 2020 ein ein­zel­nes Kind bekam.

Frost hält sich schwer­punkt­mä­ßig im Isfjord auf, wo sie wohl auch ihre Kin­der zur Welt gebracht hat. Sie ist viel­fach in der Nähe der Sied­lun­gen Lon­gye­ar­by­en und Pyra­mi­den gewe­sen und war ver­mut­lich auch in die­sen Orten selbst unter­wegs; sowohl durch Lon­gye­ar­by­en als auch durch Pyra­mi­den sind in den letz­ten Jah­ren mehr­fach Eis­bä­ren spa­ziert, und es ist zumin­dest plau­si­bel, das Frost dar­an nicht unbe­tei­ligt war. Zudem hat sie sich wohl zuneh­mend ange­wöhnt, in Hüt­ten ein­zu­bre­chen und die­se auf der Suche nach Ess­ba­rem zu ver­wüs­ten. So gesche­hen unter ande­rem kürz­lich mit der Hüt­te von Gre­en­dog (einem kom­mer­zi­el­len Hun­de­hof im Advent­da­len). Der Sys­sel­mes­ter beschränkt sich meist auf Ver­su­che, Eis­bä­ren mit Schreck­schüs­sen oder per Hub­schrau­ber oder Motor­schlit­ten zu ver­scheu­chen. Klappt das nicht, kom­men Betäu­bung und Aus­flie­gen an einen ent­fern­ten Ort in Fra­ge, eine Pro­ze­dur, die Frost auch bereits durch­lau­fen hat, nur um eine Wei­le spä­ter wie­der auf­zu­tau­chen. Robus­te, aber nicht töd­li­che Metho­den, die einem Eis­bä­ren mit eini­ger Wahr­schein­lich­keit bei­brin­gen wür­den, dass es bes­ser ist, sich von Sied­lun­gen fern­zu­hal­ten, wen­den die nor­we­gi­schen Behör­den bis­lang nicht an. Dazu könn­ten Gum­mi- oder Pfef­fer­ge­schos­se zäh­len oder auch ein län­ge­res Ein­sit­zen in einem „Eis­bä­ren­ge­fäng­nis“ wie in Chur­chill (Kana­da), wo „Pro­blem­bä­ren“ eine Wei­le bei Was­ser und ohne Brot absit­zen müs­sen.

Damit rückt als letz­te Mög­lich­keit der töd­li­che Schuss schnel­ler in den Bereich der abseh­ba­ren Sze­na­ri­en. Die­ser wur­de nun von Lon­gye­ar­by­ens Bür­ger­meis­ter Arild Olsen für Frost gefor­dert, da sie Olsen zufol­ge durch ihr Ver­hal­ten eine Gefahr für die Öffent­lich­keit gewor­den ist. Aller­dings ent­schei­det nicht der Bür­ger­meis­ter über den Abschuss eines Eis­bä­ren, son­dern der Sys­sel­mes­ter, und die­ser ver­weist man auf das Gesetz, das Abschüs­se nur bei direk­ter Gefahr für Leben und Gesund­heit von Men­schen erlaubt oder im Aus­nah­me­fall auch zur Ret­tung grö­ße­rer mate­ri­el­ler Wer­te. Ein prä­ven­ti­ver Abschuss ist laut Sys­sel­mes­ter Lars Fau­se nicht erlaubt, aber Fau­se deu­te­te bereits an, dass die Ent­schei­dung für den Abschuss schnell getrof­fen wer­den wür­de, wenn etwa die Gefahr bestün­de, dass Frost sich Wegen nähert, auf denen bei­spiels­wei­se Schul­kin­der unter­wegs sind.

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News-Auflistung generiert am 29. März 2024 um 11:12:15 Uhr (GMT+1)
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