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Monats-Archiv: Dezember 2008 − Nachrichten


Rus­si­sche Heli­ko­pter­fir­ma vor nor­we­gi­schem Gericht

Die rus­si­sche Heli­ko­pter­fir­ma Spark Plus hat­te vom Sys­sel­man­nen ein Buß­geld von 50.000 NOK (ca. 5.400 Euro) bekom­men, aber nicht akzep­tiert. Nun kommt der Fall vor Gericht: Ab 09. März 2009 wird in Lon­gye­ar­by­en ver­han­delt.

Der Fall ist juris­tisch kom­pli­ziert und wird mög­li­cher­wei­se durch meh­re­re Instan­zen gehen. Er hat weit über die betref­fen­den Flü­ge hin­aus Bedeu­tung, da es um die wei­ter­ge­hen­de Deu­tung des Spitz­ber­gen-Ver­tra­ges geht: Was dür­fen (nicht-nor­we­gi­sche, laut Ver­trag theo­re­tisch gleich­be­rech­tig­te) Akteu­re, was kön­nen nor­we­gi­sche Behör­den ver­bie­ten? Der Spitz­ber­gen-Ver­trag räumt allen Unter­zeich­nern – dar­un­ter auch Russ­land – glei­che Rech­te ein. Das nor­we­gi­sche Luft­fahrt­ge­setz erlaubt kom­mer­zi­el­le Flü­ge jedoch nur nor­we­gi­schen Fir­men.

Über den Recht­streit zwi­schen Rus­sen und Nor­we­gern bezüg­lich der kom­mer­zi­el­len Nut­zung rus­si­scher Hub­schrau­ber in Spitz­ber­gen wur­de wei­ter unten auf die­ser Sei­te schon berich­tet (sie­he hier).

Darf alles: nor­we­gi­scher Hub­schrau­ber im Auf­trag des Sys­sel­man­nen.
Aber was dür­fen ande­re?

Norwegischer Hubschrauber im Auftrag des Sysselmannen

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Ver­bot für moto­ri­sier­ten Ver­kehr im Bol­terd­a­len

Mög­li­cher­wei­se wird moto­ri­sier­ter Ver­kehr im Bol­terd­a­len künf­tig jeweils ab 01. März ver­bo­ten. Das Bol­terd­a­len, ein Neben­tal des Advent­da­len öst­lich von Lon­gye­ar­by­en, ist im Früh­jahr bis­lang eine oft genutz­te Motor­schlit­ten­rou­te z.B. auf dem Weg nach Sveagru­va.

Befür­wor­ter von umwelt­freund­li­chem Tou­ris­mus wie Hun­de­schlit­ten im Rah­men des stark von Motor­schlit­ten gepräg­ten Win­ter­tou­ris­mus in Spitz­ber­gen for­dern seit lan­gem die Aus­wei­tung der »scoo­ter­frei­en« Zonen.

Das Bol­terd­a­len
(rot schraf­fiert).

Verbot für motorisierten Verkehr im Bolterdalen

Quel­le: Sys­sel­man­nen

EU-Mit­tel für For­schung in Spitz­ber­gen

Das »Sval­bard Inte­gra­ted Arc­tic Earth Obser­ving Sys­tem« (SIAE­OS) Pro­jekt soll der Erfor­schung von Umwelt und Kli­ma mit den Kom­po­nen­ten Land, Meer, Eis und Atmo­sphä­re die­nen. Zu die­sem Zweck wer­den von der EU zunächst ein­ma­lig 400 Mil­lio­nen NOK (ca. 43 Mil­lio­nen Euro) inves­tiert und dann ein jähr­li­ches Bud­get von 70 Mil­lio­nen NOK (knapp 8 Mil­lio­nen Euro) zur Ver­fü­gung gestellt.

Wich­ti­ger Teil der For­schungs­in­fra­struk­tur in Spitz­ber­gen: das EIS­CAT-Radar bei Gru­be 7 im Advent­da­len.

EISCAT Radar bei Grube 7 im Adventdalen

Quel­le: UNIS

Sper­run­gen im Ostens Spitz­ber­gens für orga­ni­sier­ten Tou­ris­mus – Dis­kus­si­on hält an

Von den Plä­nen, die gro­ßen Natur­re­ser­va­te im Osten Sval­bards für orga­ni­sier­ten Tou­ris­mus weit­ge­hend zu sper­ren, war auf die­ser Nach­rich­ten­sei­te bereits mehr­fach die Rede (sie­he April und Okto­ber). Mitt­ler­wei­le kocht die öffent­li­che Dis­kus­si­on hoch, wie eine Rei­he von Arti­keln und Leser­brie­fen in der Lokal­zei­tung Sval­bard­pos­ten zeigt, dem übli­chen Dis­kus­si­ons­fo­rum. Es wird u.a. die unde­mo­kra­ti­sche, intrans­pa­ren­te Vor­ge­hens­wei­se der Behör­den kri­ti­siert sowie der Umstand, dass das Nor­we­gi­sche Polar­in­sti­tut, des­sen Ein­ga­ben maß­geb­lich für die dis­ku­tier­te Beschrän­kung sind, selbst der größ­te Akteur im betrof­fe­nen Gebiet ist. Lokal­po­li­ti­ker for­dern, Bewoh­ner Spitz­ber­gens »posi­tiv zu dis­kri­mi­nie­ren«.

Eben­falls kri­ti­siert wird, dass die argu­men­ta­ti­ve Grund­la­ge für die Sper­rung so gro­ßer Gebie­te auf das »vor­grei­fen­de Prin­zip« sowie auf die For­de­rung eini­ger For­scher nach »gro­ßen, zusam­men­hän­gen­den, unbe­rühr­ten Refe­renz­ge­bie­ten« beschränkt ist, was sehr dünn erscheint, v.a. da die besag­te For­de­rung »der Wis­sen­schaft« von befrag­ten For­schern gar nicht unter­stützt wird.
 
Fol­gen­de Zita­te mögen den Vor­gang erhel­len:

»Tou­rism as it is curr­ent­ly mana­ged is not an envi­ron­men­tal pro­blem in Sval­bard« (Tou­ris­mus ist in sei­ner heu­ti­gen Form in Sval­bard kein Umwelt­pro­blem) 
(Arne Mal­me, Umwelt­schutz­lei­ter beim Sys­sel­man­nen. Okto­ber 2008)

»I like strikt rules as long as they are the­re for others but not for me« (Ich mag stren­ge Regeln, solan­ge sie für ande­re gel­ten, aber nicht für mich) 
(ein dem Ver­fas­ser bekann­ter Polar­for­scher. Som­mer 2008)

Künf­tig sol­len im Osten der Insel­grup­pe Lan­dun­gen im Rah­men des orga­ni­sier­ten Tou­ris­mus nur noch an den grün mar­kier­ten Stel­len erlaubt sein (wobei mit­un­ter noch loka­le Ein­schrän­kun­gen bestehen). An den roten Küs­ten­li­ni­en sol­len Lan­dun­gen nicht mehr erlaubt sein. Für eine grö­ße­re Ver­si­on die­ser Kar­te aufs Bild kli­cken.

Natür­li­che Schwan­kun­gen der Ren­tier-Popu­la­ti­on in Spitz­ber­gen: 2008 kein gutes Jahr

Was vor Ort durch die vie­len Kada­ver schon offen­sicht­lich war, ist nun »amt­lich«, weil wis­sen­schaft­lich durch Zah­len belegt: 2008 war kein gutes Jahr für die Ren­tie­re Spitz­ber­gens. Im Früh­jahr hat­te sich wäh­rend einer Tau­pe­ri­ode mit anschlie­ßen­dem Frost eine Eis­krus­te auf der Tun­dra gebil­det, die den Zugang zu Nah­rung erheb­lich schwe­rer mach­te. Im April waren die Tie­re im Durch­schnitt 21 % leich­ter als nor­mal, und im Juni hat­ten nur 10 % der aus­ge­wach­se­nen weib­li­chen Tie­re Käl­ber.

Star­ke Schwan­kun­gen der Ren­tier­po­pu­la­ti­on von Jahr zu Jahr sind in Spitz­ber­gen natür­lich und kön­nen in guten Jah­ren recht schnell wie­der aus­ge­gli­chen wer­den.

Die­ses Jahr nicht gut drauf: Spitz­ber­gen-Ren­tie­re im De Geerd­a­len (Juli 2008).

Spitzbergen-Rentiere im De Geerdalen

Quel­le: Sval­bard Sci­ence Forum

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