Der Eisbär, dessen Angriff auf das englische Jugendlager im Tempelfjord einen Toten und mehrere Verletzte zur Folge hatte, war ein altes, abgemagertes Tier, das unter starken Zahnschmerzen gelitten haben muss; mehrere Nerven waren durch Beschädigung an den Zähnen teilweise freigelegt. Möglicherweise war der Bär deswegen in seinen Jagdmöglichkeiten eingeschränkt und daher sehr hungrig. Ob ein Eisbär durch Schmerzen aggressiver wird, ist möglich, aber nicht bestätigt.
Sicher ist hingegen, dass im Fall der englischen Gruppe alle technischen Sicherheitssysteme versagten: Der Alarmzaun löste nicht aus, und sowohl die Signalpistole als auch das Gewehr versagten zunächst ihren Dienst. Die Gründe sind bislang noch unbekannt, Untersuchungsergebnisse stehen noch aus.
Das Thema Alarmzaun wird hinsichtlich Verfügbarkeit und Verlässlichkeit bereits länger diskutiert. Das bislang verlässlichste System ist militärischer Herkunft und in Longyearbyen mietbar, allerdings sind die Vorräte bald aufgebraucht und eine neue Quelle des militärischen Materials konnte bislang nicht erschlossen werden, obwohl der Sysselmannen sich einbringt.
Fraglich ist, warum die gemietete Repetierbüchse vom Typ Mauser zunächst versagt hat. Die Gruppenleiter versuchten viermal, auf den Bären zu schießen, aber keiner der Schüsse löste aus. Möglich ist eine Fehlbedienung der Waffe. Der Sicherungsknopf hat zwischen »gesichert« und »ungesichert« eine dritte Stellung, in der man repetieren, aber nicht schießen kann. Dies dient dem sicheren Entladen mittels Durchrepetieren. In dieser Stellung wäre es möglich, zu repetieren und das Nicht-Lösen der Schüsse in der Panik der versagenden Munition oder Waffe zuzuschreiben. Ob dies im Fall der Gruppe im Tempelfjord passiert ist, ist bislang allerdings spekulativ.
Erst als ein bereits verletzter Gruppenleiter eine der am Boden liegenden Patronen fand und nochmals lud, konnte er den Eisbären mit einem laut Sysselmannen »preisverdächtigen« Schuss töten und so noch größeren Schaden abwenden.
Repetierbüchsen zum Schutz vor Eisbären, mit zwei Mauser-Büchsen (Mitte und Rechts).
Der für einen 17-Jährigen tödlich verlaufene Eisbärenangriff von Freitag (5.8.) fand in den frühen Morgenstunden statt, als die Gruppe noch in den Zelten war und schlief. Der sehr aggressive Bär kam für die Gruppe somit völlig überraschend und wütete in einem (mehreren?) Zelt. Vier weitere Personen wurden verletzt, zwei davon schwer im Gesichtsbereich.
Bei dem Bären handelte es sich um ein Männchen, das mit einem Gewicht von 250 kg nicht allzu groß war.
Neben Schock und Trauer um den Toten stellt sich nun die Frage, wie es zu dem tödlichen Verlauf kommen konnte. Zunächst ist abzuwarten, bis Details des Geschehens bekannt werden, um die Situation zu beurteilen und Schlüsse für die Bewertung von Risiken und Sicherheitsmaßnahmen ziehen zu können.
Grundsätzlich ist bei Zeltlagern wichtig:
Um das Lager ist in ausreichendem Abstand ein Alarmzaun aufzustellen. Die richtige Aufstellung ist wichtig, um das korrekte Funktionieren zu gewährleisten. Dennoch darf man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen: diese technischen Anlagen haben schon oft genug versagt oder wurden von Bären ausgetrickst.
Besser ist es, einen Polarhund (Schlittenhund) dabeizuhaben, der im Falle der Annäherung eines Bären Alarm schlägt
oder aufmerksame Nachtwache zu halten, sofern die Gruppengröße dies zulässt
und das Lager nicht an zu exponierten Stellen zu errichten, wie kleine Inseln oder direkt am Ufer.
Lebensmittel, insbesondere Frischwaren und Fleisch, nicht im Zelt lagern.
Selbst bei gründlicher Anwendung aller Vorsichtsmaßnahmen bleibt wie in vielen Lebensbereichen das sogenannte „Restrisiko“. Zelten in Eisbärenland wird niemals vollständig gefahrlos sein, genauso wenig beispielsweise wie die Teilnahme am Straßenverkehr.
P.S. letzte offizielle Meldungen bestätigen, dass die Knallkörper des Alarmzauns nicht explodiert sind, als der Eisbär ins Lager kam. Warum, ist bislang noch unbekannt.
Lager im Eisbärenland. Das Risiko eines potenziell gefährlichen Eisbärenbesuchs lässt sich minimieren, aber niemals völlig ausschalten.
Am frühen Morgen des 05. August hat es im Tempelfjord einen Eisbärenangriff gegeben. Zum ersten Mal seit 1996 ist dabei ein Mensch ums Leben gekommen, weitere vier wurden verletzt. Die betroffenen Personen gehörten einer englischen Jugendgruppe an und waren zwischen 16 und 29 Jahren alt. Bei dem Toten handelt es sich um einen 17-jährigen Jugendlichen. Die Verletzten sind in Tromsø in ärztlicher Behandlung. Der Eisbär wurde erschossen.
Seit Mai keine Nachrichten auf Spitzbergen.de – woran liegt es? An der laufenden Sommersaison, die der Seitenbetreiber auf Spitzbergen in abgelegenen Gegenden verbringt, so dass er nur selten dazu kommt, diese Seite zu aktualisieren. Stattdessen gibt es alle paar Wochen einen Reisebericht und Bilder unter »Bilder und Reiseberichte/Arktis-Saison 2011«.
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