Über den tödlichen Eisbärenangriff auf eine Gruppe englischer Jugendlicher im August 2011 wurde in den Medien sowie auf dieser Seite berichtet. Bei dem nächtlichen Angriff des wegen Hunger und Zahnschmerzen sehr aggressiven Bären auf ein Zeltlager verlor ein 17-Jähriger Jugendlicher sein Leben, vier weitere wurden teilweise schwer am Gesicht verletzt. Der Bär wurde anschließend erschossen, ansonsten wären noch mehr Personen verletzt oder sogar getötet worden.
Zur Schwere des Vorfalls trug entscheidend bei, dass technische Sicherheitseinrichtungen nicht funktionierten. Der Eisbärenwarnzaun versagte, und erst beim fünften Versuch (nach Nachladen einer auf dem Boden liegenden Patrone) gelang es, aus der gemieteten Repetierbüchse einen Schuss abzufeuern und den Bären damit zu töten.
Nun wurde das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung des Gewehrs und des Eisbärenwarnzauns durch die norwegische Polizei veröffentlicht. Technische Defekte lagen nicht vor, bei korrekter Handhabung erwies sich die gesamte Ausrüstung als funktionstüchtig. Somit erhärtet sich der tragische, vorher schon im Raum stehende Verdacht, dass unsachgemäßer Gebrauch von Alarmzaun und Repetierbüchse zum tödlichen Verlauf beitrug. Vermutlich stand beim Gewehr der Sicherungshebel zunächst auf „Entladen“, was das Repetieren und somit den Auswurf der Patronen ermöglicht, nicht aber das Abschießen.
Repetierbüchsen zum Schutz vor Eisbären, mit zwei Mauser-Büchsen (Mitte und Rechts).
Thor Larsen ist Biologe mit Schwerpunkt Eisbären, war zeitweise Forschungsdirektor des norwegischen Polarinstitutes und ist heute Professor emeritus. Mit zahlreichen Expeditionen über ein halbes Jahrhundert hinweg gehört er zu den erfahrensten Veteranen der norwegischen Polarforschung.
Thor Larsen hat sich ein einem offenen Brief zu den Plänen der Verwaltung geäußert, Teile von Ost-Svalbard zugunsten „verwaltungsrelevanter“ Forschung mehr oder weniger zu sperren. Larsen kritisiert insbesondere, dass an den Plänen festgehalten wird, obwohl die Fachgruppen des Sysselmannen mehrfach zu dem Ergebnis kommen, dass Konflikte zwischen Tourismus und Forschung weder derzeit erkennbar noch für die Zukunft absehbar sind. Auch Umweltprobleme durch Tourismus werden von den Arbeitsgruppen des Sysselmannen als minimal beschrieben. Störungen von Walrossen durch Touristen an regelmäßig besuchten Kolonien konnten trotz mittlerweile mehrjähriger Überwachung durch automatische Kameras nicht nachgewiesen werden. Laut Larsen können lokale Umwelteinflüsse wie etwa Erosion durch ortsspezifische Richtlinien wirkungsvoll verhindert werden und rechtfertigen keine weitgehenden Sperrungen.
Larsen kritisiert, dass übergeordnete politisch-administrative Ebenen trotz dieses Mangels an fachlichen Grundlagen zu dem Schluss kommen, dass große Gebiete für wissenschaftliche Zwecke reserviert werden müssen. Auch die wissenschaftliche Qualität der den Sperrungsvorschlägen zugrundeliegenden Dokumenten wird heftig kritisiert. Larsen vermutet, dass die beteiligten Behörden nun schon aus Angst vor „Gesichtsverlust“ an ihren Vorschlägen festhalten und erinnert an eine alte, in Norwegen sehr bekannte Bergregel: Es ist nie zu spät zur Umkehr. Er erinnert auch daran, dass die Gebiete alle vollständig innerhalb der bereits streng regulierten Naturreservate liegen. Die dort geltenden Regelungen sind Larsen zufolge ausreichend, um die Interessen von Wissenschaft und Umwelt zu schützen.
Das felsige nordöstliche Nordaustland (hier am Kapp Bruun) soll exklusiver Spielplatz für „verwaltungsrelevante Forschung“ werden. Warum, weiß keiner so genau.
Die ehemalige Radiostation Isfjord Radio am Kapp Linné, am Eingang zum Isfjord, ist seit bald 10 Jahren stillgelegt. Im Frühjahr und Sommer wird sie touristisch genutzt, ansonsten stehen die geschützten Gebäude leer. Mitarbeiter des Eigners SNSG (Store Norske Spitsbergen Grubekompani) entdeckten nun eine Leckage an einer Dieselleitung. Wie lange schon Diesel ausgetreten war, ist unklar. Der Sysselmannen geht allerdings davon aus, dass 100.000-150.000 Liter Diesel ausgetreten sein können, die sich nun in der Umgebung befinden.
Gegenmaßnahmen sind während des derzeit herrschenden Polarwinters zunächst nicht möglich.
Ergänzung: Zum Dieselaustritt kam es nicht am außen stehenden Tank, der 2011 erneuert wurde, sondern an einer Rohrleitung im Generatorraum. Durch den Boden ist anschließend Diesel in den Untergrund gelangt.
Die Gebäude der alten Radiostation Isfjord Radio bei Kapp Linné.
Über die andauernde Diskussion über den umstrittenen Verwaltungsplan für den Osten der Inselgruppe Spitzbergen wurde auf dieser Seite mehrfach berichtet, zuletzt Anfang Dezember 2011. Zur vorliegenden Version des Plans haben 17 Fahrtleiter mit langjähriger Felderfahrung Kommentare und alternative Vorschläge ausgearbeitet. Viele der Unterzeichneten sind naturwissenschaftlich ausgebildet und verfügen auch über umfangreiche Erfahrung aus Gebieten, in denen Tourismus erfolgreich reguliert wurde, wie etwa die Antarktis. Zu den Unterzeichnern zählt auch der Inhaber dieser Internetseite.
Der hier verlinkte Text (englisch) wurde am vergangenen Freitag auf norwegisch in der Svalbardposten (01/2012) veröffentlicht.
Teil der umstrittenen „Zone A“, des „wissenschaftlichen Referenzgebietes“: der Duvefjord. Hier beim letzten bekannten Lagerplatz der Schröder-Stranz-Expedition (1912).
OMV Norge, die norwegische Filiale des Öl- und Gaskonzerns OMV, plant Explorationsbohrungen im Feld PL 537, 195 Kilometer südöstlich der Bäreninsel. In knapp 400 Metern Meerestiefe soll in der biologisch hochproduktiven, ökologisch entsprechend sensiblen Barentssee nach Öl und Gas gesucht werden.
Die ungefähre Lage von PL 537 in der Barentssee.
Der Dachverband von Arktis-Schiffsreisenanbietern AECO hat ortsspezifische Richtlinien für das Verhalten an bestimmten Orten erstellt, die häufig besucht werden. Die Einhaltung der Richtlinien ist für Schiffe, deren Betreiber AECO-Mitglied sind (praktisch die meisten, die regelmäßig in Spitzbergen mit Touristen unterwegs sind), durch Selbstverpflichtung verbindlich. Alle übrigen, etwa private Segelboote, sind aufgefordert, sich freiwillig ebenfalls mit den Richtlinien vertraut zu machen und sich an diese zu halten.
Die Richtlinien können bei AECO heruntergeladen werden (englisch).
Erfahrenen Fahrtleitern bieten die Richtlinien inhaltlich erwartungsgemäß wenig Neues. Für weniger erfahrene Spitzbergenfahrer sind die Richtlinien informativ und im Sinne eines natur- und kulturdenkmalschonenden Verhaltens auf jeden Fall sinnvoll.
Im Dezember wurde bekannt, dass die norwegische Regierung plant, Spitzbergen zumindest teilweise für die UNESCO-Welterbeliste zu nominieren. Mehrere Parteien und Vertreter der Lokalbevölkerung haben sich dazu mittlerweile skeptisch geäußert. In Longyearbyen würde man gerne sehen, wenn derartige Initiativen aus der lokalen Bevölkerung oder ihrer lokal gewählten Verwaltung (Lokalstyre) kommen und nicht von praxisfernen Ebenen Osloer Ministerien.
Darüber hinaus wird gemutmaßt, dass eine Nominierung als UNESCO-Welterbe vom Umweltministerium in erster Linie als politischer Ausgleich für die erteilte Genehmigung eines neuen Kohlebergwerks am Lunckefjellet dienen soll. Lokal wird befürchtet, dass das Umweltministerium sich wieder einmal nach außen hin politisch profilieren will auf Kosten der Anwohner und Zureisenden vor Ort, die in der Folge möglicherweise wenig sinnvolle Einschränkungen hinnehmen müssen.
Umstritten: UNESCO-Welterbestatus für Spitzbergen. Im Bild eine Landschaft im Krossfjord.