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Monats-Archiv: April 2012 − Nachrichten


Eis­bär als Art älter als bis­lang gedacht

Bis­lang ist man davon aus­ge­gan­gen, dass die Art Eis­bär (Ursus mari­ti­mus) jung ist und sich erst im Jung­pleis­to­zän, vor 100.000-200.000 Jah­ren, von ihren Vor­fah­ren abge­trennt hat. Somit läge eine sehr enge Ver­wand­schaft zu Braun­bä­ren und eine schnel­le Anpas­sung an den hoch­ark­ti­schen Lebens­raum vor.

Laut einer kürz­lich in Sci­ence ver­öf­fent­lich­ten gene­ti­schen Stu­die scheint die Art aber deut­lich älter zu sein. Die Autoren der Stu­die gehen von etwa 600.000 Jah­ren (Kon­fi­denz­in­ter­vall 338.000 bis 934.000 Jah­re, Alt­pleis­to­zän) aus. Dem­nach sol­len älte­re Stu­di­en von Gen­ma­te­ri­al, das durch Kreu­zung in die Eis­bä­ren­gene kamen, feh­ler­haft beein­flusst sein. Die neue Stu­die soll der­ar­ti­ge Feh­ler aus­schlie­ßen.

Somit hät­ten Eis­bä­ren deut­lich mehr Zeit gehabt, um sich von der sub­ark­ti­schen Lebens­art der Braun­bä­ren an die Hoch­ark­tis anzu­pas­sen. Ob dies tat­säch­lich Rück­schlüs­se auf die not­wen­di­ge Anpas­sungs­zeit an Ver­än­de­run­gen erlaubt, etwa auch im Blick auf aktu­el­le Umwelt- und Kli­ma­än­de­run­gen, ist eine offe­ne Fra­ge.

Eine Eis­bä­ren-Klein­fa­mi­lie in Spitz­ber­gen. Ver­mut­lich stapf­ten ihre Vor­fah­ren schon im Alt­pleis­to­zän im wei­ßen Fell durchs Eis.

Eisbärfamilie, Spitzbergen

Quel­le: Sci­ence

Neue Ost­grön­land­fahrt ab 2013

Haus­mit­tei­lung: Ab 2013 kann man mit Rolf Stan­ge und der Geo­gra­phi­schen Rei­se­ge­sell­schaft nicht nur nach Spitz­ber­gen, son­dern auch nach Ost­grön­land rei­sen. Ab 07. Sep­tem­ber 2013 pla­nen wir zunächst ein paar Tage Auf­ent­halt in Amm­as­sa­lik, bevor es für eine Woche an Bord des islän­di­schen Scho­ners Hil­dur wei­ter nörd­lich in den Score­s­by­sund geht.

Wei­te­re Details fin­den Sie hier: Ost­grön­land 2013.

Die Hil­dur im Score­s­by­sund, Ost­grön­land.

Die Hildur im Scoresbysund

Wach­sen­des Inter­es­se an Spitz­ber­gens Geo­lo­gie

Spitz­ber­gens Geo­lo­gie wird sich in den nächs­ten Jah­ren eines gestei­ger­ten Inter­es­ses erfreu­en kön­nen. Moti­va­ti­on die­ses Inter­es­ses ist aber nicht Grund­la­gen­for­schung oder Natur­lieb­ha­be­rei, son­dern hand­fes­te Inter­es­sen der Öl- und Gas­in­dus­trie. Auch wenn es auf den Inseln selbst aller Vor­aus­sicht nach nicht nur aus recht­li­chen, son­dern wahr­schein­lich auch aus robus­ten geo­lo­gi­schen Grün­den nie zur För­de­rung kom­men wird, lässt sich dort an Land bequem stu­die­ren, was in der Barents­see unter dem Mee­res­bo­den ver­steckt sein könn­te. Im Barents­schelf wird erheb­li­ches Poten­ti­al für Koh­len­was­ser­stof­fe (Öl & Gas) ver­mu­tet.

Von beson­de­rem geo­lo­gi­schen Inter­es­se sind Abla­ge­run­gen aus Tri­as und Jura, die reich an orga­ni­schen Ver­bin­dun­gen und im Zen­trum und im Süd­os­ten der Insel­grup­pe weit ver­brei­tet sind. Aus Äqui­va­len­ten die­ser Gestei­ne wird wei­ter süd­lich bereits geför­dert. Meh­re­re Ölge­sell­schaf­ten und von die­sen geför­der­te Insti­tu­te haben bereits ihr Inter­es­se bekun­det, geo­lo­gi­sche Exkur­sio­nen in die­se Tei­le Spitz­ber­gens zu orga­ni­sie­ren.

Tri­as-Gestei­ne im Sas­send­a­len. Die­se Abla­ge­run­gen sind für die Öl- und Gas­in­dus­trie inter­es­sant.

Trias-Ablagerungen, Sassendalen

Quel­le: Net­ta­vi­sen for Geo­mil­jøet

Ostern hält, was der Win­ter ver­spricht

Nach einer wit­te­rungs­mä­ßig ent­täu­schen­den frü­hen Sai­son brach­te das Oster­wet­ter auf Spitz­ber­gen end­lich, was alle sich von Spitz­ber­gen von März bis Anfang Mai erhof­fen: Gute Gelän­de­ver­hält­nis­se für Tou­ren unter strah­len­der Son­ne. Ent­spre­chend konn­ten sich alle, die sich im Vor­feld von Regen und Plus­gra­den nicht abschre­cken lie­ßen, über schö­ne Tou­ren freu­en. Die Oster­ta­ge, an denen sowohl Ein­woh­ner als auch Tou­ris­ten zahl­reich im Gelän­de unter­wegs sind, ver­lie­fen auch für den Ret­tungs­dienst erfreu­lich ruhig. Ein in Orts­nä­he gemel­de­ter Eis­bär ent­pupp­te sich als Ren­tier, und eine von einem Ski­läu­fer aus­ge­lös­te Lawi­ne führ­te nicht zu Schä­den.

Lang­sam und zag­haft scheint sich auch das Eis der Küs­te zu nähern, sowohl das Treib­eis im Osten und Nor­den als auch das Fest­eis in den Fjor­den, wenn auch bei wei­tem nicht in dem Maße, das zu die­ser Jah­res­zeit nor­mal wäre. Die sonst im Tem­pel­fjord ein­ge­fro­re­ne Noor­der­licht, die vor Ostern sogar kurz­zei­tig nach Lon­gye­ar­by­en zurück­kehr­te, ist mitt­ler­wei­le zurück im Tem­pel­fjord in einer mit Äxten und Motor­sä­gen geschaf­fe­nen Rin­ne und konn­te dort bereits wie­der Gäs­te begrü­ßen.

Der ein­zi­ge Wer­muts­trop­fen sind Berich­te, denen zufol­ge man­che Motor­schlit­ten­fah­rer an der Ost­küs­te sich einer jun­gen Eis­bä­ren­fa­mi­lie gegen­über rück­sichts­los ver­hiel­ten und die Tie­re dadurch stör­ten. Dabei soll es sich um indi­vi­du­el­le Ein­woh­ner aus Lon­gye­ar­by­en han­deln. Beschwer­den dar­über kamen sowohl von ande­ren Ein­woh­nern als auch von geführ­ten Tou­ris­ten­grup­pen.

Ski­wan­de­rung in Spitz­ber­gen.

Gipsdalen

Das „Boot im Eis“

Seit eini­gen Jah­ren lässt die Noor­der­licht sich im Früh­jahr im Tem­pel­fjord ein­frie­ren und ist dort als „Boot im Eis“ Aus­flugs­ziel wäh­rend der Hun­de- und Motor­schlit­ten­sai­son. Die­ses Jahr ist das „Boot im Eis“ bis­lang ein „Boot ohne Eis“: Bis jetzt hat sich auf­grund der weit­ge­hend mil­den Wit­te­rung und den war­men Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren so wenig fes­tes Eis in den Fjor­den gebil­det, dass die Noor­der­licht vor Ostern den Tem­pel­fjord vor­über­ge­hend ver­las­sen und Lon­gye­ar­by­en ange­steu­ert hat.

Ein Blick auf die Eis­kar­te des nor­we­gi­schen Eis­diens­tes zeigt einen unge­wöhn­li­chen Man­gel an fes­tem Eis für die Jah­res­zeit. Nor­ma­ler­wei­se sind die meis­ten klei­ne­ren Fjor­de der West­küs­te und wei­te Gewäs­ser im Osten im April soli­de zuge­fro­ren. Aber was heißt heut­zu­ta­ge schon „nor­mal“?

Das „Boot im Eis“, die Noor­der­licht im Tem­pel­fjord im April 2010.

Das

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Sin­ken­de PCB-Belas­tung bei Eis­bä­ren

Zur Abwechs­lung gibt es auch eine gute Nach­richt aus dem Bereich Umwelt: Bio­lo­gen der Uni­ver­si­tät Trond­heim haben Pro­ben weib­li­cher Eis­bä­ren unter­sucht und her­aus­ge­fun­den, dass die Kon­zen­tra­tio­nen poly­chlo­rier­ter Biphe­nyle (PCB) zwi­schen 1998 und 2008 kräf­tig gesun­ken sind, um gan­ze 59 % bei Jung­tie­ren und immer­hin 55 % bei aus­ge­wach­se­nen Weib­chen. Die gemes­se­nen Kon­zen­tra­tio­nen sind zwar auch aktu­ell so hoch, dass sie einen nega­ti­ven Ein­fluss etwa auf Repro­duk­ti­ons- und Immun­sys­tem der Bären haben kön­nen, aber der Trend ist zwei­fel­los erfreu­lich.

PCBs wur­den welt­weit in einer Viel­zahl tech­ni­scher Pro­zes­se ein­ge­setzt, etwa als Kühl­mit­tel und bei Elek­tro­bau­tei­len. Die Her­stel­lung ist aber seit 2004 durch die Stock­holm-Kon­ven­ti­on ver­bo­ten.

Eis­bä­ren-Klein­fa­mi­lie im som­mer­li­chen Treib­eis nörd­lich von Spitz­ber­gen.

Eisbären

Quel­le: Uni­ver­si­tät Trond­heim

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