Bislang ist man davon ausgegangen, dass die Art Eisbär (Ursus maritimus) jung ist und sich erst im Jungpleistozän, vor 100.000-200.000 Jahren, von ihren Vorfahren abgetrennt hat. Somit läge eine sehr enge Verwandschaft zu Braunbären und eine schnelle Anpassung an den hocharktischen Lebensraum vor.
Laut einer kürzlich in Science veröffentlichten genetischen Studie scheint die Art aber deutlich älter zu sein. Die Autoren der Studie gehen von etwa 600.000 Jahren (Konfidenzintervall 338.000 bis 934.000 Jahre, Altpleistozän) aus. Demnach sollen ältere Studien von Genmaterial, das durch Kreuzung in die Eisbärengene kamen, fehlerhaft beeinflusst sein. Die neue Studie soll derartige Fehler ausschließen.
Somit hätten Eisbären deutlich mehr Zeit gehabt, um sich von der subarktischen Lebensart der Braunbären an die Hocharktis anzupassen. Ob dies tatsächlich Rückschlüsse auf die notwendige Anpassungszeit an Veränderungen erlaubt, etwa auch im Blick auf aktuelle Umwelt- und Klimaänderungen, ist eine offene Frage.
Eine Eisbären-Kleinfamilie in Spitzbergen. Vermutlich stapften ihre Vorfahren schon im Altpleistozän im weißen Fell durchs Eis.
Hausmitteilung: Ab 2013 kann man mit Rolf Stange und der Geographischen Reisegesellschaft nicht nur nach Spitzbergen, sondern auch nach Ostgrönland reisen. Ab 07. September 2013 planen wir zunächst ein paar Tage Aufenthalt in Ammassalik, bevor es für eine Woche an Bord des isländischen Schoners Hildur weiter nördlich in den Scoresbysund geht.
Spitzbergens Geologie wird sich in den nächsten Jahren eines gesteigerten Interesses erfreuen können. Motivation dieses Interesses ist aber nicht Grundlagenforschung oder Naturliebhaberei, sondern handfeste Interessen der Öl- und Gasindustrie. Auch wenn es auf den Inseln selbst aller Voraussicht nach nicht nur aus rechtlichen, sondern wahrscheinlich auch aus robusten geologischen Gründen nie zur Förderung kommen wird, lässt sich dort an Land bequem studieren, was in der Barentssee unter dem Meeresboden versteckt sein könnte. Im Barentsschelf wird erhebliches Potential für Kohlenwasserstoffe (Öl & Gas) vermutet.
Von besonderem geologischen Interesse sind Ablagerungen aus Trias und Jura, die reich an organischen Verbindungen und im Zentrum und im Südosten der Inselgruppe weit verbreitet sind. Aus Äquivalenten dieser Gesteine wird weiter südlich bereits gefördert. Mehrere Ölgesellschaften und von diesen geförderte Institute haben bereits ihr Interesse bekundet, geologische Exkursionen in diese Teile Spitzbergens zu organisieren.
Trias-Gesteine im Sassendalen. Diese Ablagerungen sind für die Öl- und Gasindustrie interessant.
Nach einer witterungsmäßig enttäuschenden frühen Saison brachte das Osterwetter auf Spitzbergen endlich, was alle sich von Spitzbergen von März bis Anfang Mai erhoffen: Gute Geländeverhältnisse für Touren unter strahlender Sonne. Entsprechend konnten sich alle, die sich im Vorfeld von Regen und Plusgraden nicht abschrecken ließen, über schöne Touren freuen. Die Ostertage, an denen sowohl Einwohner als auch Touristen zahlreich im Gelände unterwegs sind, verliefen auch für den Rettungsdienst erfreulich ruhig. Ein in Ortsnähe gemeldeter Eisbär entpuppte sich als Rentier, und eine von einem Skiläufer ausgelöste Lawine führte nicht zu Schäden.
Langsam und zaghaft scheint sich auch das Eis der Küste zu nähern, sowohl das Treibeis im Osten und Norden als auch das Festeis in den Fjorden, wenn auch bei weitem nicht in dem Maße, das zu dieser Jahreszeit normal wäre. Die sonst im Tempelfjord eingefrorene Noorderlicht, die vor Ostern sogar kurzzeitig nach Longyearbyen zurückkehrte, ist mittlerweile zurück im Tempelfjord in einer mit Äxten und Motorsägen geschaffenen Rinne und konnte dort bereits wieder Gäste begrüßen.
Der einzige Wermutstropfen sind Berichte, denen zufolge manche Motorschlittenfahrer an der Ostküste sich einer jungen Eisbärenfamilie gegenüber rücksichtslos verhielten und die Tiere dadurch störten. Dabei soll es sich um individuelle Einwohner aus Longyearbyen handeln. Beschwerden darüber kamen sowohl von anderen Einwohnern als auch von geführten Touristengruppen.
Seit einigen Jahren lässt die Noorderlicht sich im Frühjahr im Tempelfjord einfrieren und ist dort als „Boot im Eis“ Ausflugsziel während der Hunde- und Motorschlittensaison. Dieses Jahr ist das „Boot im Eis“ bislang ein „Boot ohne Eis“: Bis jetzt hat sich aufgrund der weitgehend milden Witterung und den warmen Wassertemperaturen so wenig festes Eis in den Fjorden gebildet, dass die Noorderlicht vor Ostern den Tempelfjord vorübergehend verlassen und Longyearbyen angesteuert hat.
Ein Blick auf die Eiskarte des norwegischen Eisdienstes zeigt einen ungewöhnlichen Mangel an festem Eis für die Jahreszeit. Normalerweise sind die meisten kleineren Fjorde der Westküste und weite Gewässer im Osten im April solide zugefroren. Aber was heißt heutzutage schon „normal“?
Das „Boot im Eis“, die Noorderlicht im Tempelfjord im April 2010.
Zur Abwechslung gibt es auch eine gute Nachricht aus dem Bereich Umwelt: Biologen der Universität Trondheim haben Proben weiblicher Eisbären untersucht und herausgefunden, dass die Konzentrationen polychlorierter Biphenyle (PCB) zwischen 1998 und 2008 kräftig gesunken sind, um ganze 59 % bei Jungtieren und immerhin 55 % bei ausgewachsenen Weibchen. Die gemessenen Konzentrationen sind zwar auch aktuell so hoch, dass sie einen negativen Einfluss etwa auf Reproduktions- und Immunsystem der Bären haben können, aber der Trend ist zweifellos erfreulich.
PCBs wurden weltweit in einer Vielzahl technischer Prozesse eingesetzt, etwa als Kühlmittel und bei Elektrobauteilen. Die Herstellung ist aber seit 2004 durch die Stockholm-Konvention verboten.
Eisbären-Kleinfamilie im sommerlichen Treibeis nördlich von Spitzbergen.