Auf Spitzbergen sind der Verkauf und die Produktion alkoholischer Getränke bislang strenger geregelt, als im übrigen Norwegen. Außerhalb der Gastronomie wird Alkohol nur vom staatlichen Monopolhandel „Nordpolet“ im Svalbardbutikken in Longyearbyen verkauft und dort sind die erlaubten Mengen für jeden Einzelnen begrenzt. Einwohner legen eine Karte vor und Touristen ihr Flugticket, die gekaufte Menge wird jeweils darauf vermerkt. Die Verarbeitung von Alkohol und damit die Herstellung alkoholischer Getränke ist sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bereich verboten.
Diese noch aus frühen Bergbausiedlungszeiten stammenden Regelungen sind derzeit auf dem Prüfstand und es sieht sehr danach aus, dass sie bald der Vergangenheit angehören. Bereits vor vier Jahren hatte Robert Johansen aus Longyearbyen beim norwegischen Gesundheitsministerium die Zulassung für einen Brauereibetrieb in Longyearbyen beantragt. Dies war nach geltender Gesetzeslage nicht möglich, aber der politische Betrieb in Oslo zeigte sich zur Abwechslung einmal wohlgesonnen (immerhin geht es um Bier!) und hat den Prozess für eine entsprechende Gesetzesänderung in Gang gesetzt.
Derzeit wird über die Aufhebung der zum Teil aus dem Jahr 1929 stammenden Regelungen entschieden. Aus dem Gesundheits- und dem Landwirtschaftsministerium wurde bereits signalisiert, dass die Änderung der geltenden Regelungen erwünscht ist und dass dieser auch keine Gründe entgegenstehen. Sollte die Gesetzesänderung kommen, würde in einem ersten Schritt die Verarbeitung von Alkohol zugelassen werden. Später könnte dann auch die Mengenbegrenzung beim Alkoholverkauf wegfallen.
Wenn alles seinen erwarteten Gang geht, will Robert Johansen bereits im Sommer 2014 Bier „made in Longyearbyen“ anbieten. Seine Brauerei soll Svalbard Bryggeri AS heißen und zunächst ca. 100.000 Liter im Jahr produzieren. Der Verkauf von passenden Souvenirs ist ebenfalls geplant. Auch in Barentsburg wird auf die mögliche Gesetzesänderung reagiert. Dort hat die russische Bergbaugesellschaft Trust Arktikugol bereits seit 2013 eine kleine Brauerei und sieht jetzt die Möglichkeit zur Ausweitung des Geschäfts.
Sollte in Longyearbyen wirklich Bier gebraut werden, wäre die Svalbard Bryggeri wohl die nördlichste Brauerei der Welt. Bislang beansprucht die Mack Brauerei in Tromsø diesen Titel und sie würde ihn offiziell auch behalten, denn bei dem in Longyearbyen geplanten Jahresvolumen von zunächst 100.000 Liter Bier pro Jahr wäre die Svalbard Bryggeri nach norwegischem Recht eine sog. Mikrobrauerei. Diese Bezeichnung gilt für kleine Brauereien mit einem Jahresvolumen unter 600.000 Litern. Davon sind in Norwegen nördlich von Tromsø zur Zeit einige geplant, z.B. in Hammerfest und in der Gamvik Kommune.
Die Mack Brauerei sieht der Konkurrenz positiv entgegen, verortet sich aber als große Brauerei in einer anderen Kategorie. Seit einigen Jahren braut die Mack Brauerei ihr Bier aus Kostengründen nicht mehr in Tromsø, sondern im südlicher gelegenen Nordkjosbotn. Dass sie weiterhin den Titel „nördlichste Brauerei der Welt“ führen kann, liegt daran, dass sie ihren Firmensitz weiterhin in Tromsø hat.
Bier made in Longyearbyen? Nachfrage gäbe es sicherlich! Nicht nur beim Oktoberfest.
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