Die Evolution der Eisbären ist nach wie vor eine Frage mit vielen Fragezeichen. Viel ist spekuliert worden, von einem sehr jungen Alter von bis zu 100.000 Jahren bis hin zum Vielfachen davon, was die Entstehung der Art tief zurück in frühe Phasen des letzten Eiszeitalters stellen würde (siehe auch „Eisbär als Art älter als bislang gedacht“ Spitzbergen.de-Nachrichten April 2012).
Eine neue Studie basiert auf genetischen Untersuchungen heutiger Eisbären und kommt zu dem Schluss, dass Eisbären sich vor 479.000–343.000 Jahren von den Braunbären getrennt haben, was im Rahmen der Unsicherheit etwa mit den Ergebnissen von 2012 (link oben) übereinstimmt. Somit sammeln sich Hinweise darauf, dass der Eisbär im mittleren Pleistozän (2,6 Millionen-10.000 Jahre vor heute) entstanden ist.
Die Frage ist nicht nur akademisch, sondern auch aktuell von Bedeutung: wäre der Eisbär als Art jünger als 100.000 Jahre, dann wäre die derzeitige Warmzeit die erste, mit der die Art konfrontiert wird, so dass jede weitere Erwärmung Eisbären als Art tatsächlich vor neue Herausforderungen stellen würde. Geht das Alter der Art aber deutlich darüber hinaus, lässt sich schlussfolgern, dass Eisbären als Art schon eine oder mehrere frühere Warmzeiten überlebt haben, was eine entsprechende Anpassungsfähigkeit der Art nahelegt, zumindest im Rahmen der bisherigen Entwicklung. Die jüngeren Ergebnisse bestätigen letztere Sichtweise. Eine Garantie für ein Überleben der Art bei noch stärkeren oder noch schnelleren Erwärmungen ist dies natürlich nicht.
Die Rekonstruktion der Evolution der Eisbären ist auch daher so schwierig, da Fossilien der in jedem Fall geologisch jungen Art meistens unauffindbar im Meer verloren gehen, da Eisbären dort einen großen Teil ihres Lebens verbringen und somit dort auch häufig sterben.
Eisbären: ihre Evolution reicht vermutlich mehrere Jahrhunderttausende zurück. Und das Bild ist aus Spitzbergen, nicht aus dem Zoo.
Quelle: Cell
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