Wie das norwegische meteorologische Institut mitteilt, war der Sommer in Spitzbergen rekordmild. Die Wetterdaten der Station am Flughafen bei Longyearbyen reichen bis in die 1970er Jahre zurück. Die Durchschnittstemperatur im August liegt demnach bei 4,8°C. Der entsprechende Wert für 2015 liegt voraussichtlich bei 6,6-6,8°C (abschließende Daten gibt es erst demnächst).
Eine Temperatur auf diesem Niveau hat es im August im Zeitraum der Messungen in Longyearbyen noch nicht gegeben. Tatsächlich zeigte der August sich mitunter sehr sommerlich vor Ort, mit Temperaturen von bis zu gut 16°C, so dass die Außensitzplätze der Cafés und Restaurants sich großer Beliebtheit erfreuten, und man konnte Einwohner beim Frühstück im Freien beobachten.
Die Temperaturen waren im Einzelfall nur lokale Erscheinungen: während es in Longyearbyen über 16°C warm war, war es am Kapp Lee auf der Edgeøya mit 4-5°C normal frisch. Insgesamt deuten aber auch die Wetterdaten der anderen Stationen (Ny Ålesund, Isfjord Radio, Barentsburg) auf einen sehr milden Sommer hin.
Einwohnern machen die milder werdenden Winter mehr Sorgen als wärmere Sommer. Die Winterkälte entscheidet, ob Fjorde solide zufrieren oder offen bleiben. Auch das deutlich sichtbare Schrumpfen der Gletscher verändert die Landschaft sichtlich.
Seit fast zwei Wochen bemühen sich Mitarbeiter des Sysselmannen in Colesbukta einen unterirdischen Brand zu löschen, der durch ein Lagerfeuer ausgelöst wurde. Das Feuer wurde am Fundament eines historischen Gebäudes entzündet, das unter Denkmalschutz steht. In Colesbukta sind mehrere Gebäude aus der Zeit zwischen 1913 und 1962 erhalten, als dort Kohle aus dem Minenbetrieb der nahegelegenen russischen Bergbausiedlung Grumantbyen verschifft wurde. Beide Siedlungen sind als Kulturdenkmäler geschützt.
Am Donnerstag, dem 13. August wurde der Sysselmannen von Wanderern über den Brand in Colesbukta informiert und rückte mit dem Hubschrauber aus. Das eigentliche Lagerfeuer war bereits gelöscht, hatte aber im Boden einen Schwelbrand ausgelöst, der drohte, sich weiter auszubreiten. Vorerst versuchte das Team des Sysselmannen den Brand durch einen Graben an der weiteren Ausbreitung zu hindern und so auch das Kulturdenkmal zu schützen.
Als nun, fast zwei Wochen später, am Dienstag, dem 25. August Mitarbeiter des Sysselmannen und der Feuerwehr die Stelle erneut untersuchten, stellten sie fest, dass der Brand noch immer weiter schwelt. Die Feuerwehr versuchte, den Brand mit Schaum zu löschen und denkt nun darüber nach, mit einem mehrere hundert Meter langen Schlauch Wasser von der Küste zur Brandstelle zu pumpen.
Da es auf Spitzbergen verboten ist, in der Nähe von Kulturdenkmälern Feuer zu machen, wird in der Sache ermittelt. Bislang ist nicht bekannt, wer das Lagerfeuer entzündet hat. Der Sysselmannen bittet um Informationen, vorzugsweise von den Verursachern des Brandes selbst.
Die alte Bergbau-/Hafensiedlung Colesbukta im Winter.
Die Hauptinsel Spitzbergen ist bereits 1990 von Kajakfahrern umfahren wurden, aber die zweitgrößte Insel der Inselgruppe, das Nordaustland, hat alle Umrundungsversuche mit Seekajaks bislang erfolgreich abgewehrt. Nicht, dass es so viele Versuche gegeben hätte, aber es gab welche, die allerdings am Eis scheiterten, bevor der Versuch tatsächlich vor Ort ins Werk gesetzt werden konnte.
Neben den schweren Eis- und Wetterbedingungen ist es vor allem die sehr lange Gletscherkante an der Ost- und Südküste des Nordaustland, die einen Umrundungsversuch im Kajak zu einer sehr anspruchsvollen Expedition macht. Die Eiskappe Austfonna schiebt sich dort auf über 160 Kilometern Länge ins Meer; Gelegenheiten zum Ausruhen oder Abwettern auf festem Grund gibt es auf dieser Strecke nicht.
Nun ist die Umrundung des Nordaustland gleich zwei Gruppen praktisch gleichzeitig gelungen. Die norwegische Gruppe „Nordaustland 2015“ erreichte am 14. August Kinnvika, wo ihre Umrundung begonnen hatte. An- und Abreise nach und von Kinnvika erfolgen mit Schiffen. Diese Gruppe hatte „nur“ die Umrundung des Nordaustland geplant und diese erfolgreich absolviert. Glückwunsch!
Allerdings waren „Nordaustland 2015“ nicht die ersten. Etwa einen Tag zuvor hatte eine Gruppe aus zwei Neuseeländern und einem Norweger ihre Nordaustland-Umrundung ebenfalls erfolgreich abgeschlossen. Auch hier: herzlichen Glückwunsch! Allerdings hat diese Gruppe ihr Ziel noch nicht erreicht: ihr ambitionierter Plan ist die Umpaddlung der gesamten Inselgruppe, von Longyearbyen bis Longyearbyen. Aber die größte Hürde auf diesem langen Weg, das Nordaustland, ist nun genommen.
Beide Gruppen haben sich unterwegs getroffen, guten Kontakt gepflegt und sich gegenseitig mit Informationen unterstützt. „Nordaustland 2015“ schrieb in ihrem Blog, bei einer 800 Millionen Jahre alten Insel sei ein Zeitunterschied von 24 Stunden für den ersten Platz kaum von Bedeutung. Wer würde da widersprechen?
Beide Gruppen haben eine äußerst beeindruckende Expedition hinter sich, jahrelange Vorbereitung und sehr viel Training. Die neuseeländisch-norwegische Gruppe hat die 160-km-Strecke entlang der Gletscherfront innerhalb von 40 Stunden ohne größere Pausen absolviert. Auf den Isisøyane (früher: Isispynten) war es wegen Eisbären nicht möglich, ein Lager aufzuschlagen. Das war erst wieder in der Vibebukta möglich. Unterwegs verzögerten dichtes Treibeis und Nebel die Fahrt. Fridtjof Nansen, der während seiner Fram-Expedition 1895 und 1896 zusammen mit Hjalmar Johansen längere Strecken im Eis mit dem Kajak zurücklegte, wäre sicherlich beeindruckt.
Gletscherfront an der Südküste des Nordaustland im Treibeis, Juli 2015.
Insgesamt 101 Kubikmeter Müll wurden bei der diesjährigen Müllsammelfahrt des Sysselmannen an abgelegenen Stränden Svalbards eingesammelt. Acht Tage lang war die „Polarsyssel“, das Schiff des Sysselmannen, unterwegs. Auf der Hauptinsel Spitzbergen wurden drei Stellen an West- und Nordküste angefahren, im Nordaustland zwei Stellen im Nordwesten. 24 freiwillige Helfer unterstützten das Team des Sysselmannen dabei, die einzelnen Küstenabschnitte von angeschwemmtem Müll zu befreien.
Es ist vor allem Plastikmüll unterschiedlichster Art und Größe aus aller Welt, der zum Teil jahrelang an der Meeresoberfläche treibt und schließlich seinen Weg an die Küste findet. Einen großen Teil machen Bojen, Taue und Netze aus der Fischereiwirtschaft aus. Für Tiere kann der Müll sowohl im Wasser als auch an Land zur lebensbedrohlichen Falle werden. So verschlucken z.B. Seevögel kleine Plastikteile, die sie nicht verdauen können und die sich in ihren Mägen ansammeln, bis sie daran verenden. Vögel und andere Tiere verfangen sich in Tauen oder Netzen. Bei der diesjährigen Aktion des Sysselmannen wurde ein Rentierskelett gefunden, das komplett in ein Fischnetz eingewickelt war und im letzten Jahr zog eine Eisbärin auf Spitzbergen ein großes Fischnetz hinter sich her, das sich ausgerechnet in ihrer, von Wissenschaftlern eingesetzten Ohrmarke verhakt hatte (siehe auch Spitzbergen.de-Nachricht: Wieder Eisbär in Fischernetz verheddert vom August 2014).
Obwohl mit 101 Kubikmetern mehr Müll eingesammelt wurde, als im letzten Jahr (88 Kubikmeter), verlief die Müllsammelfahrt des Sysselmannen diesmal leider nicht ganz so erfolgreich, wie es erwartet worden war. Zu Beginn wurden die Arbeiten zwei Mal durch Eisbärenbesuche unterbrochen und später war es aufgrund schlechter Wetterbedingungen nicht möglich, die besonders stark verschmutzten Strände anzufahren. Ein Dank gilt der Lokalbevölkerung mit ihrer Bereitschaft, sich an der Aktion zu beteiligen. Es hatten sich über 200 Freiwillige gemeldet, von denen schließlich 24 in zwei Runden zu je 12 mitgenommen wurden.
Generell kann der Sysselmannen bei der Fahrt einmal im Jahr nur einen sehr kleinen Bereich der Küsten Svalbards abdecken, so wurden z.B. in diesem Jahr nur fünf Strände angefahren. Eine bedeutende Hilfe sind daher die kleineren Kreuzfahrtschiffe, von denen die meisten regelmäßig mit ihren Fahrtgästen ähnliche Müllsammelaktionen durchführen (siehe auch Spitzbergen.de-Nachricht: Oceancleanup: eine Lösung für die Plastikmüll-Schwemme in den Ozeanen vom Juni 2014).