Mi
8. Jun
2016
Mushamna ist tatsächlich noch weitgehend zugefroren – nicht, dass das Anfang Juni erstaunlich wäre, aber doch bemerkenswert, im Licht der sonstigen Verhältnisse dieses Jahres gesehen. Gerade so genug Platz für uns, um ruhig und still zu ankern. Abends können wir unten im Schiff die sehr charaktistischen, pfeifenden, vibratohaften Paarungsrufe der Robben hören, da alles andere ruhig ist.
Wir erkunden Mushamna nach Wahl mit Schneeschuhen oder ohne, letzteres ufernah, wo der Schnee das Land schon freigegeben hat. Kleine gedankliche Ausflüge ins Erdaltertum machen aus dem steinigen Strand ein erdgeschichtliches Freilichtmuseum, bevor ein einsames Walross, dass sich gemütlich an einer Landspitze kratzt und räkelt, die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Nachmittags erweist die Westseite des Woodfjord sich angesichts des aufziehenden Westwinds als die beste Variante. Die Gegend, wo Christiane Ritter („Eine Frau erlebt die Polarnacht“) zusammen mit ihrem Mann ihren Nachbarn besuchen wollte, den Schweden Stockholm-Sven. Ohne Axt wäre Stockholm-Svens Hütte für Christiane und Hermann beinahe zur Falle geworden, wenn Hermann nicht auf baldige Rückkehr gedrängt hätte, bevor ein Unwetter den Weg über das Eis abschneiden konnte.
Wir haben es deutlich gemütlicher, ein paar nasse Füße in den Schneesümpfen der Reinsdyrflya bei der Schneeschuhgruppe ist dagegen gar nichts. Das gehört zu dieser Jahreszeit in der Arktis schon fast dazu.
Anstrengender ist die schon fast obligatorische Müllsammelaktion im Anschluss. Mannschaft und Freiwillige sammeln nicht nur die üblichen kleineren Plastikteile und Netze, sondern legen auch Hand an ein riesiges Geflecht aus Plastiktauen, das mal ein Netz für einen gewaltigen Fender gewesen sein mag. Das Plastikmonster nimmt für einige Stunden alle unsere Kräfte in Anspruch, verstärkt von 110 PS seitens der vom Wasser aus ziehenden Beiboote. Schließlich ist das Monster an Bord, die letzten Plastik-Mohikaner versammeln sich um Mitternacht endlich zum hochverdienten Abendessen. Gelobt seien Sascha, Jana, Alexandra und Maike und ihre niederländische Brotzeit 🙂
Galerie Woodfjord – 08. Juni 2016
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Das Seilgeflecht ist sicher das größte Stück Müll, dass je von Antiguanern vom Strand gezerrt und an Deck gehievt wurde. Es wird wohl auch das größte bleiben, damit waren wir hart am Rand unserer Möglichkeiten. Aber Spitzbergen ist nun um eine gewaltige Menge Plastik sauberer geworden, ein Netzwerk aus Seilen, gefährliches Zeug für allerlei Tiere.
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