Mi
21. Sep
2016
Der Tag fing spannend an. Der kräftige Wind veranlasste uns dazu, geschützt in Peirssonhamna zu ankern, wo eine Landung erst mal ganz unproblematisch war. Laut Wetterbericht sollte der Wind ja auch abnehmen und in eine günstige Richtung drehen, so dass die Bucht weiterhin vollen Schutz gewähren würde. Nach einer Weile an Land –endlich mit ein paar Strahlen jenes goldenen Lichtes, das man sich in diesen Breiten im September wünscht – trat allerdings genau das Gegenteil ein, der Wind frischte auf und drehte voll in die Bucht hinein. Also Abmarsch, zurück zur Landestelle und dort erst mal schön Zodiacmanöver mit Brandung, fast wie in Südgeorgien. Aber wozu hat man sein Handwerk gelernt ja, da kommt schon ein wenig Freude auf.
Nach einem ausgiebigen Halt vor der Abbruchkante des Kongsvegen haben wir dann noch die Lovénøyane erkundet. Sigridholmen lag so schön vor uns, und da war ich noch nicht. Ein guter Grund, dieses Inselchen einmal anzulaufen, wenn schon sonst nichts wäre. Überhaupt sind diese kleinen Inseln ja eine seltene Gelegenheit, wenn man sie denn einmal hat, da sie während der Brutsaison verbotenes Gelände sind. Nur die letzten Mohikaner der Saison haben die Chance, diese Eilande mal aus der Nähe zu sehen.
Ja, was erwartet man? 600 Meter Vogelkacke, sonst vielleicht nichts. Aber weit gefehlt. Ebenso wie die mir bereits bekannten Nachbarinseln ist auch Sigridholmen ein Überraschungsei voller Schönheit. Angefangen mit der Landschaft drumherum, in sanftem, kontrastreichem Licht, über die extrem reiche Tundra, eine strukturreiche Küstenlinie bis hin zu dem Gletschereis, das ein paar kleine Buchten am südlichen Ende füllte. Die traurige Schönheit einer einsamen Weißwangengans, die den Abflug ihrer Artgenossen verpasst hatte und Gesellschaft suchte – bei uns. Sie pickt immer noch Wurzeln aus dem Moos, wird aber keine Chance haben, auch nur den Beginn des arktischen Winters zu überleben. Und der ist nicht fern.
Galerie Kongsfjord – 21. September 2016
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Erstaunlich also, wieviel Zeit man auf 600 Metern verbringen kann, was wir still und genussvoll taten. Man könnte alleine diese Landung mehrere Tage lang vor- und nachbereiten, dazu etwa Alexander Koenigs Avifauna Spitzbergensis lesen (wenn jemand davon mal ein Exemplar übrig hat – bitte Bescheid sagen … ) und sich dann voll und ganz auf den kleinen Sigridholmen einlassen. Das wäre bereits eine Reise wert.
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