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Monats-Archiv: Februar 2019 − Reiseblog


Klei­ne Tour ins Licht – zum Tem­pel­fjord

Man­che gehen ja in den Tem­pel, um Erleuch­tung zu suchen.

Wir fah­ren in den Tem­pel­fjord und fin­den das Licht.

Eskerdalen, Licht beginnender Polartag Mitte Februar

Blick durch das Eskerd­a­len, in der Fer­ne das Sas­send­a­len
im Licht des begin­nen­den Polar­tags im Febru­ar.

Zuge­ge­ben, der Start ist etwas holp­rig. Erst muss ein Auto aus einem tie­fen Schnee­loch gezo­gen wer­den, als das sich ein ver­meint­li­cher Wen­de­platz erwie­sen hat. Die Stel­le hat nicht zum ers­ten Mal jeman­den rein­ge­legt. Man müss­te wirk­lich mal ein Schild auf­stel­len …

Tempelfjord, Isfjord

Blick durch den Tem­pel­fjord Rich­tung Isfjord.

Dann zicken auch die Motor­schlit­ten noch etwas her­um, was die­se Din­ger ja ger­ne tun. Aber dann geht es los. Es liegt eine gewis­se Fri­sche in der Luft, schon um Lon­gye­ar­by­en lie­gen die Tem­pe­ra­tu­ren wei­ter unter -20 Grad und im Sas­send­a­len und Tem­pel­fjord sind sie wohl kaum weit von -30 Grad ent­fernt. Ein Kol­le­ge, der heu­te an der Ost­küs­te war, schätz­te die Tem­pe­ra­tur auf den Glet­schern auf -40 … wie gesagt, es ist frisch.

Tempelfjord

Blick in den Tem­pel­fjord hin­ein.

Nicht nur die Luft ist eisig, auch die Fjor­de sind es. Ab Fred­heim zieht sich eine durch­ge­hen­de Eis­de­cke über den Tem­pel­fjord. Auch der Sas­senfjord – das ist die Fort­set­zung des Tem­pel­fjords, zwi­schen Fred­heim und Bil­lefjord – zeigt deut­lich Zei­chen des begin­nen­den Gefrie­rens. Wür­de sich das doch nur fort­set­zen! Wir wer­den sehen, was in den nächs­ten Wochen so pas­siert.

Lukas genießt den Blick über den Tempelfjord

Lukas genießt den herr­li­chen Blick über die Land­schaft im Tem­pel­fjord.

Nach dem schö­nen Aus­sichts­punkt auf dem Berg Fjord­nib­ba machen wir natür­lich auch noch einen Abste­cher nach Fred­heim, der berühm­ten, alten Trap­per­sta­ti­on von Hil­mar Nøis. Der hat­te die­ses schö­ne, zwei­ge­schos­si­ge Häus­chen ab 1924 gebaut. Fred­heim steht seit 2015 ja auf einer etwas höhe­ren Ter­ras­se, die fort­schrei­ten­de Küs­ten­ero­si­on hat­te den Umzug erfor­der­lich gemacht.

Trapperhütte Fredheim

Fred­heim, die Hüt­te von Hil­mar Nøis, steht seit 2015 etwas wei­ter weg vom Ufer.

Wir genie­ßen noch ein Weil­chen den schö­nen Ort, die Bli­cke in die gro­ße Land­schaft, die Käl­te, das Eis, das Licht und nicht zuletzt eine war­me Klei­nig­keit aus der Sup­pen­ther­mos, bevor wir uns auf den Rück­weg machen. Die Tage sind noch nicht lang. Das ändert sich aber der­zeit beein­dru­ckend schnell.

Eis im Tempelfjord

Eis am Ufer des Tem­pel­fjords.

Son­nen­schein und 20 Grad …

… sind nicht wirk­lich das, was man im Febru­ar in Spitz­ber­gen erwar­tet.

Haben wir auch nicht wirk­lich.

Theo­re­tisch hät­te die Son­ne sich am Sams­tag (16.2.) erst­ma­lig wie­der über dem Hori­zont zei­gen sol­len. Was nicht heißt, dass sie von Lon­gye­ar­by­en aus zu sehen ist; dazu müss­te man auf einen höhe­ren Berg stei­gen, etwa den Troll­stei­nen, was gera­de an die­sem Tag bei gutem Wet­ter eine schö­ne und belieb­te Sache ist.

Aber es war ohne­hin bewölkt, da kann man auch im Tal unter­wegs sein.

Mondscheintour mit Hunden im Adventdalen

Mond­schein­tour mit Hun­den im Advent­da­len.

So rich­tig klar wur­de es erst heu­te (Mon­tag) wie­der. Über den Vor­mit­tag hin­weg riss der zunächst graue Him­mel mehr und mehr auf. Das „blaue Licht“ der aus­ge­hen­den Polar­nacht weicht nun zumin­dest in den Mit­tags­stun­den die­sem unglaub­lich schö­nen, zart­blau-rosa­far­be­nen Licht der Über­gangs­zeit von der Polar­nacht hin zum Polar­tag.

Und heu­te zeig­te sich die Son­ne – zumin­dest indi­rekt, direkt wird sie in Lon­gye­ar­by­en erst am 08. März wie­der zu sehen sein, dann wird das Son­nen­fest (sol­fest) gefei­ert. Aber auf den Ber­gen hat man nun ein wun­der­schö­nes Alpen­glü­hen, das den Cha­rak­ter­köp­fen Advent­top­pen und Hiorth­fjel­let jetzt eine fan­tas­ti­sche, rosa-oran­ge­far­be­ne Kro­ne auf­setzt.

Erstes Sonnenlicht auf dem Hiorthfellet

Ers­tes Son­nen­licht auf dem Hiorth­fel­let.

Die Son­ne bleibt erstaun­lich lang über dem Hori­zont und spen­det ihr schö­nes Licht, wäh­rend der Mond gleich­zei­tig direkt über den Ber­gen wan­dert.

Ja, und dabei sind es 20 Grad, oder sogar noch mehr. Natür­lich unter null!

Der Mond neben dem Adventtoppen

Der Mond neben dem Advent­top­pen.

Lun­ckef­jel­let: das Ende einer Koh­le­gru­be in Spitz­ber­gen

Die Lun­ckef­jel­let-Gru­be ist ein poli­tisch-wirt­schaft­li­ches Phä­no­men. Im Novem­ber 2013 wur­de die ers­te Ton­ne Koh­le aus dem Berg geholt – eine Sym­bol­hand­lung, der pro­duk­ti­ve Betrieb hat­te noch nicht begon­nen. Das war auch bei der offi­zi­el­len Eröff­nung am 25. Febru­ar 2014 noch nicht der Fall, aber die Gru­be, die bis dahin bereits mehr als eine Mil­li­ar­de nor­we­gi­sche Kro­nen (über 100 Mil­lio­nen Euro) ver­schlun­gen hat­te, war immer­hin betriebs­be­reit.

Forschungsfahrt zum Lunckefjellet

For­schungs­fahrt zum Lun­ckef­jel­let.

In den pro­duk­ti­ven Betrieb soll­te sie aber nie gehen. Statt­des­sen ging es mit den Koh­le­prei­sen auf dem Welt­markt berg­ab, und die Gru­ben bei Sveagru­va, dem nor­we­gi­schen Berg­bau­ort im Van Mijenfjord, gin­gen in einen Erhal­tungs­be­trieb, der nur dazu dien­te, den Ver­fall auf­zu­hal­ten und die Mög­lich­keit eines künf­ti­gen Betrie­bes für ein paar Jah­re offen zu hal­ten.

Sveagruva

Sveagru­va: nor­we­gi­sche Berg­bau­sied­lung (schwe­di­sche Grün­dung 1917) im Van Mijenfjord.

Im Herbst 2017 schließ­lich zog die Regie­rung in Oslo die Reiß­lei­ne. Die Store Nor­ske Spits­ber­gen Kul­kom­pa­ni (SNSK), Eig­ner aller nor­we­gi­schen Koh­le­gru­ben in Spitz­ber­gen, gehört zu 100 % dem nor­we­gi­schen Staat, so dass die­ser als Eig­ner ganz direkt das Schick­sal des Koh­le­berg­baus auf Spitz­ber­gen len­ken kann. Die Ent­schei­dung: der Berg­bau im Ort Sveagru­va soll­te end­gül­tig ein­ge­stellt wer­den. Sowohl die über etli­che Jah­re pro­fi­ta­ble Gru­be Svea Nord als auch die neue Lun­ckef­jel­let-Gru­be soll­ten abge­wi­ckelt wer­den, und dazu der gan­ze Ort gleich mit. Wei­ter­ge­führt wird der nor­we­gi­sche Koh­le­berg­bau in Spitz­ber­gen nur noch in der Gru­be 7 bei Lon­gye­ar­by­en, dort immer­hin seit­dem wie­der im Zwei­schicht­be­trieb.

Lunckefjellet

Tages­an­la­gen und Gru­ben­ein­gang am Lun­ckef­jel­let.

Der Grund: wirt­schaft­lich, so die offi­zi­el­le Anga­be. Sehr aus­kunfts­freu­dig ist die Regie­rung an die­ser Stel­le aller­dings nicht, statt­des­sen ver­wei­sen Regie­rungs­ver­tre­ter mit­un­ter ger­ne auf den nicht­öf­fent­li­chen Sta­tus rele­van­ter Infor­ma­tio­nen und Unter­la­gen. Natür­lich sehen vie­le das Ende des Berg­baus in Sveagru­va, ins­be­son­de­re in der gera­de erst gebau­ten Lun­ckef­jel­let-Gru­be, mit gro­ßem Miss­be­ha­gen, da hier Tra­di­ti­on, Arbeits­plät­ze und eine für Lon­gye­ar­by­en wich­ti­ge Indus­trie abge­wi­ckelt wer­den. Das Ende des Berg­baus in Spitz­ber­gen war so und anders abseh­bar, das weiß man hier und seit Jah­ren wer­den ande­re Wirt­schafts­zwei­ge ent­wi­ckelt, wobei For­schung, Aus­bil­dung und Tou­ris­mus ganz oben ste­hen. Den­noch ist Lon­gye­ar­by­en his­to­risch und bis heu­te zumin­dest teil­wei­se gefühlt vom Berg­bau geprägt und der abseh­ba­re Ver­lust schmerzt so man­chen im Ort zumin­dest emo­tio­nal und oft auch wirt­schaft­lich. Auf Ange­bo­te von Inves­to­ren, Sveagru­va und das Lun­ckef­jel­let zu über­neh­men, ist die Regie­rung gar nicht erst ein­ge­gan­gen, was die Anga­be von rein wirt­schaft­li­chen Aspek­ten als Grund für die Schlie­ßung etwas faden­schei­nig erschei­nen lässt.

Stollen Lunckefjellet

Stol­len in der Koh­le­gru­be im Lun­ckef­jel­let.

In die­sen Tagen wird die Lun­ckef­jel­let-Gru­be geschlos­sen. Die Belüf­tungs­an­la­gen wer­den der­zeit abge­baut, und danach könn­te nur noch – theo­re­tisch – spe­zi­ell aus­ge­bil­de­tes Per­so­nal mit tau­cher­ar­ti­gen Atem­schutz­vor­risch­tun­gen die Koh­le­mi­ne betre­ten, und auch das nur noch eine recht kur­ze Zeit, solan­ge die mecha­ni­sche Fes­tig­keit des Hang­en­den (die Decke) eini­ger­ma­ßen zuver­läs­sig ist. Das wird nicht lan­ge der Fall sein. Die Lun­ckef­jel­let-Gru­be wird daher bald unge­fähr so gut erreich­bar sein wie die Rück­sei­te des Mon­des.

Stollen Lunckefjellet

Mit sol­chen Bewe­gungs­mes­sern, genannt „tell­ta­le“, wer­den Fels­be­we­gun­gen im Hang­en­den (Stol­len­de­cke) über­wacht.

Sicherung im Stollen, Lunckefjellet

Die­se Bol­zen zur Siche­rung des Hang­en­den (Stol­len­de­cke) sind stän­di­ger Kor­ro­si­on und Belas­tung aus­ge­setzt. Wer­den sie nicht regel­mä­ßig über­wacht und ergänzt, wird eine Koh­le­gru­be schnell hoch­ge­fähr­lich und unbe­geh­bar.

Letz­te Woche (5.-7. Febru­ar 2019) waren Geo­lo­gen der Berg­baus­ge­sell­schaft Store Nor­ske und von UNIS im Lun­ckef­jel­let, um die buch­stäb­lich letz­te Gele­gen­heit zu nut­zen, wis­sen­schaft­lich wert­vol­le Pro­ben am Koh­le­flöz zu neh­men. Die Geo­lo­gie der Koh­le Spitz­ber­gens ist weni­ger genau bekannt, als man ver­mu­ten könn­te: wie die Land­schaft wirk­lich aus­ge­se­hen hat, in der sie sich bil­de­te, weiß nie­mand so ganz genau.

Geologe Malte Jochmann, Lunckefjellet

Geo­lo­ge Mal­te Joch­mann bei der Arbeit im Lun­ckef­jel­let.

Natür­lich han­del­te es sich um Moo­re und Sümp­fe, wahr­schein­lich hat das Salz­was­ser einer nahen Küs­te pha­sen­wei­se einen wich­ti­gen Ein­fluss aus­ge­übt. Aber wel­che Rol­le spiel­te Süß­was­ser, was für Flüs­se und Seen gab es? Was haben kies­füh­ren­de Sand­stein­schich­ten (Kon­glo­me­rat) in der Koh­le zu suchen, wann stieg und wann sank der Mee­res­spie­gel an der nahen Küs­te, gab es tek­to­ni­sche Akti­vi­tät, und wenn ja, was für wel­che? Gab es Hügel oder gar Ber­ge in der Umge­bung, oder war alles drum­her­um flach?

Geologische Aufnahme, Lunckefjellet

Die Geo­lo­gen Mal­te Joch­mann, Maria Jen­sen und Chris­to­pher Mar­shall bei der Arbeit im Lun­ckef­jel­let: Auf­schlüs­se und mög­li­che Pro­ben­nah­me­stel­len wer­den begut­ach­tet.

Beim Gang durch die Stol­len gibt es alle paar Meter auf­schluss­rei­che Bli­cke in die geo­lo­gi­sche Ver­gan­gen­heit, wobei sich min­des­tens eben­so vie­le Fra­gen wie Ant­wor­ten erge­ben. Nur zwei Tage hat­ten die Geo­lo­gen Mal­te Joch­mann (SNSK/UNIS), Maria Jen­sen (UNIS) und Chris­to­pher Mar­shall (Uni­ver­si­ty of Not­ting­ham) Zeit, um Auf­schlüs­se wenigs­tens skiz­zen­haft zu doku­men­tie­ren und Pro­ben zu neh­men, deren Aus­wer­tung künf­tig wenigs­tens ein paar die­ser Fra­gen beant­wor­ten könn­te.

Eiskristalle, Lunckefjellet

Auch unter Tage ver­gisst man nicht, dass man in der Ark­tis ist: die Tem­pe­ra­tur liegt kon­stant unter null Grad, an den Wän­den blü­hen auf der schwar­zen Koh­le wun­der­schö­ne Eis­kris­tal­le.

Nun wird die Gru­be zurück­ge­baut, vie­le Gerät­schaf­ten sind schon ent­fernt wor­den. Schon bald wird sie nie­mand mehr betre­ten kön­nen. Auch von Sveagru­va wird nach einem umfang­rei­chen und teu­ren Auf­räu­men, das bereits in Gang gesetzt wur­de, wohl nicht viel übrig blei­ben. Nur die Anla­gen, die his­to­ri­schen Wert haben (in Spitz­ber­gen all­ge­mein älter als 1946, in Svea wird man die Gren­ze wohl auf 1949 hoch­set­zen) wer­den ste­hen blei­ben und even­tu­ell ein paar ein­zel­ne Gebäu­de zur künf­ti­gen Nut­zung – For­schung? Begrenz­ter Tou­ris­mus? Das weiß man der­zeit noch nicht so wirk­lich.

Berg­bau wird es jeden­falls nicht sein.

Sternenhimmel, Rückweg

Ster­nen­him­mel auf dem Rück­weg von Sveagru­va nach Lon­gye­ar­by­en.

Ein Tag in Spitz­ber­gen: Polar­hun­de und Polar­jazz

So ver­schie­de­ne Erleb­nis­se kann ein Sonn­tag Anfang Febru­ar in Spitz­ber­gen brin­gen: eine klei­ne Ski­wan­de­rung ins Advent­da­len mit tie­ri­scher Beglei­tung bringt Bewe­gung, fri­sche Luft, Bli­cke in Licht und Land­schaft und über­haupt Spaß und Freu­de.

Allen Betei­lig­ten.

Skitour mit Hund im Adventdalen

Klei­ne Ski­tour mit Hund im Advent­da­len.

Weni­ge Stun­den spä­ter sitzt man in einer alten Hal­le der Tages­an­la­gen der alten Gru­be 3. Koh­le wird hier nicht mehr abge­baut, dafür gibt gele­gent­lich Ver­an­stal­tun­gen. Heu­te klingt hier das Polar­jazz-Fes­ti­val aus. Eine expe­ri­men­tel­le Spitz­ber­gen-Jazz Oper – dar­un­ter kann man sich rich­tig was vor­stel­len, nicht? 🙂 Unter dem Titel „Spor“ (Spu­ren) wer­den Erzäh­lun­gen, Ein­drü­cke und Stim­mun­gen aus Geschich­te und Natur, Jagd und Berg­bau in Spitz­ber­gen von einem Trio in Klän­ge und Töne umge­setzt, von sphä­risch bis rhyth­misch, stre­cken­wei­se mit Ver­stär­kung durch den bereits erwähn­ten Store Nor­ske Manns­kor.

Polarjazz 2019: 'Spor' in Grube 3

„Spor“: Spitz­ber­gen in Klän­gen – Polar­jazz 2019, hier in Gru­be 3.

Die Stim­mung wird durch den Ver­an­stal­tungs­ort natür­lich noch ein­mal pas­send ver­stärkt.

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