Nachdem in der Woche vor Ostern eine ebenso frühe wie heftige Schneeschmelze eingesetzt hatte, ist der Winter zu Ostern noch einmal mit Minusgraden zurückgekehrt. Nach ein paar sehr grauen und nassen Tagen, die für viele Touristen und tourenfreudige Einheimische frustrierend und für Veranstalter und Guides schwierig gewesen sein dürften, ist aus dem Nass wieder Eis geworden und die Sonne zeigt sich endlich wieder.
Der Campingplatz bei Longyearbyen: letzte Woche ein See, diese Woche eine Eisbahn.
Der Campingplatz, letzte Woche noch eine Seelandschaft, ist nun eine Eisbahn. Auch sonst hat sich aus dem Schmelzwasser eine glatte Eisfläche gebildet, was das Vorwärtskommen im Gelände und im Ort nicht gerade einfacher macht; Spikes (norwegisch: isbrodder) sind mitunter sehr hilfreich und helfen, manchen Sturz zu verhindern.
Das Adventdalen: letzte Woche ein Fluss, diese Woche eine Eisbahn.
So macht es gleich wieder Freude, draußen unterwegs zu sein.
Und, ja: auch in Spitzbergen war der Osterhase unterwegs! Frohe Ostern! 🙂
Derzeit – heute ist der 18. April – könnte man den Eindrück gewinnen, dass Spitzbergen schmilzt und wegfließt. Die Schneeschmelze hat eingesetzt, mehrere Wochen zu früh. Dieser April wird ohne jeden Zweifel der 101. Monat in Folge mit Temperaturen über dem langfristigen Monatsmittel, und zwar deutlich, in diesem Fall.
Aber demnächst mehr dazu. Aktuell bringt das mit sich, dass ich Zeit habe, hier wieder etwas zu schreiben. Es ist schon ein Weilchen her …
Gletscherhöhle – 4 Wochen zurück
… das wir in der Gletscherhöhle im Longyearbreen waren. Gletscherhöhlen gibt es hier ja so ziemlich auf allen Gletschern, und die in der Nähe von Longyearbyen kann man prima besuchen, das wird oft und gerne von Touristen als geführte Tour gemacht und natürlich auch gerne von Einheimischen. Man kann die Gletscherhöhle im Scott Turnerbreen im Bolterdalen mit einer Hundeschlittentour oder Skiwanderung erreichen, auf dem Larsbreen kann man hinwandern, zu Fuß, mit Schneeschuhen oder Ski und auf dem Longyearbreen hat man die freie Wahl, dort geht es auch gerne per Motorschlitten oder Schneeraupe (Schneekatze, beltevogn, wie auch immer man es nennen will) hin.
In der Gletscherhöhle im Longyearbreen (Mitte März.
Die Gletscherhöhlen entstehen durch Schmelzwasserabfluss und wenn es kein Schmelzwasser gibt, kann man sie besuchen, was im Einzelfall mehr oder weniger einfach sein kann, je nach „Gelände“ der Höhle (Vorsicht – auch im Winter kann es mal Schmelzwasser geben, und dann kann es feucht werden, beziehungsweise sehr gefährlich, um es klar zu sagen). Manche Höhlen sind zu eng oder zu steil, um begehbar zu sein, zumindest für normale Menschen. Andere Höhlen sind recht „besucherfreundlich“. In jedem Fall ein faszinierendes Erlebnis!
In der Gletscherhöhle im Longyearbreen. Ich stelle ja eher selten Bilder ein, auf denen ich selbst zu sehen bin, aber dieses Bild gefällt mir 🙂
So schön die Umgebung von Longyearbyen gerade zu dieser Jahreszeit ist – natürlich ist der Reiz immer groß, ein paar Kilometer oder auch ein paar mehr zwischen sich und die „Zivilisation“ zu legen. Wir nutzen das schöne Wetter, packen die Motorschlitten und setzen Kurs durchs Adventdalen Richtung Osten. Die Ostküste, vor allem die Mohnbukta, ist eines der klassischen, wirklich schönen Tourenziele im Lichtwinter!
Blick über das innere Adventdalen.
Es ist kalt, um minus 20 Grad wie so oft in den letzten Wochen, klar und windstill, die Blicke in die Weite machen Freude!
Totes Gletschereis in der Moräne des Rabotbreen.
Die große Moräne des Rabotbreen, am Ende des Sassendalen, ist für manche vielleicht vor allem ein kleines Hindernis, denn hier muss man schon die eine oder andere Kurve und ein paar kleine Hänge nehmen. Wer zum ersten Mal auf einem Motorschlitten sitzt, hat dabei vielleicht so seine Freude, je nachdem. Tun wir aber nicht. Dafür freuen wir uns über diese gewaltige Landschaft! Das Abtauen des toten Gletschereises in der Moräne hat ein paar schöne Eisformen aus blauem Eis hervorgebracht.
Auf der kleinen Eiskappe Nordmannsfonna.
Weiter geht es über die Nordmannsfonna, eine kleine Eiskappe, wo man in knapp 700 Metern Höhe einen Miniatur-Eindruck davon bekommt, wie es im Inneren der Antarktis so sein kann. Nur in Miniatur, aber das reicht völlig aus. Ganz ehrlich, ich wollte noch nie zu irgendwelchen Polen, möglichst unter Einsatz von Atomkraft (Nordpol) oder unendlichen Mengen Flugzeugtreibstoff, um zu einer Station zu kommen, wo Touristen wahrscheinlich eher unfreundlich empfangen werden (Südpol). Aber gut, das ist ein anderes Thema … ich bin mit der Nordmannsfonna und ihren Verwandten hier in Spitzbergen glücklich und zufrieden 🙂
Verwitterter Eisberg in der Mohnbukta.
Nach der Fahrt den Gletscher herab sind wir in der Mohnbukta, die schön solide zugefroren ist. Das Eis ist eine fantastische Welt! Hier und dort sind „kleine“ (alles relativ) Eisberge eingefroren und zu fantastischen Formen verwittert (ein paar Prachtexemplare solcher Eisberge hatten wir hier etwa 2013 und 2014 und im Panorama festgehalten – hier klicken).
Pause in der Mohnbukta.
Ein herrliches Plätzchen für eine kleine Pause 🙂
Dann ist die Gletscherkante des Hayesbreen erreicht. Einfach geil! Vor allem bei diesem fantastischen Wetter. Jetzt – es ist Ende März – steht die Sonne auch mittags noch tief, wenn sie genau aus der richtigen Richtung kommt. Ein tolles Schauspiel aus Formen, Farben und Größe!
Gletscherkante des Hayesbreen, Mohnbukta (I).
Gletscherkante des Hayesbreen, Mohnbukta (II).
Dann … Heimweg. Wir haben noch gut 90 Kilometer vor uns.
Rückfahrt über den Königsbergbreen.
Die Fahrt über den Königsbergbreen und durch das Sassendalen wird uns noch von einem wunderschönen Abendlicht versüßt. Das muss man genießen, in ein paar Wochen gibt es hier kein Abendlicht mehr!
Abendlicht über dem Sassendalen.
Abschließend noch mein ceterum censeo: ich erlaube mir darauf hinzweisen, dass ich ein neues Fotobuch gemacht habe, mit fotografischen Blicken auf die Arktis aus einer ganz neuen, ungewohnten Perspektive. Norwegens arktischer Norden (2) – Aerial Arctic zeigt Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft.