Meist geht es in den Beiträgen an dieser Stelle ja eher nüchtern um Dinge, die tatsächlich passiert sind.
Im Gegensatz dazu geht es hier latent emotional um das, was gerade nicht passiert.
Gestern, am 09. Juli, hätten wir uns in Longyearbyen auf der guten, alten Antigua eingeschifft. Etwa 30 Passagiere, etwas aufgeregt, gut gelaunt und mit viel Spannung und Erwartung. Zehn Leute Mannschaft, Kapitän (wahrscheinlich Robert), Steuerleute, Deckhand, Küche & Service, drei Guides – Alex, Kristina und ich. Alle hatten sich lange auf die Fahrt gefreut, bis sie dann vor ein paar Wochen vom Corona-Virus gefressen wurde, wie so vieles in diesem schrägen Jahr. 19 Tage Spitzbergen futsch. Nicht einfach irgendwelche Tage. Spitzbergen unter Segeln, das ist immer intensiv und erlebnisreich. Auf jeder Fahrt erleben wir Dinge, von denen ich nach einem Vierteljahrhundert Spitzbergenfahrten denke: „das gibt’s doch nicht“.
Spitzbergen mit der Antigua: wäre gestern (9. Juli) losgegangen.
Was uns diesen Sommer entgeht, nicht nur auf der theoretisch gerade beginnenden, tatsächlich ausfallenden Fahrt, sondern auch auf den anderen Fahrten und Reisen, die nun nicht stattfinden – niemand wird es je wissen. Aber natürlich kann man etwas herumträumen und sich ein paar Gedanken machen. Spannend ist, wie immer, ein Blick auf Wettervorhersage und Eiskarte:
Seewetterbericht für Samstag (11. Juli).
Der heute (Freitag) zunächst noch kräftig an der Westküste pustende Wind soll absehbar abnehmen, aber im Isfjord ist es ruhig, still und schön, in der Nacht auf Samstag wohl auch feucht. Wahrscheinlich hätten wir den heutigen, ersten Tag eher im Isfjord verbracht. Tempelfjord, Billefjord, Nordfjord mit Ekmanfjord, Coraholmen, Bohemanflya und so weiter … was gibt es da nicht alles für schöne Ecken! (Durch Klicken auf die Links kann man diese Orte zumindest online jederzeit besuchen.)
Am Samstag soll der Wind vor der Küste auf Süd drehen. Ich denke, dann hätten wir uns vor die Küste „gewagt“ und Segel gesetzt, Kurs Nord, mit feinstem Segelwind! Im Norden soll es in den nächsten Tage laut Wetterbericht von heute ruhig werden und auch ruhig bleiben, und dann steht einem ja diese Welt dort offen.
Seewetterbericht für Sonntag (12. Juli).
Und nun noch ein Blick auf die Eiskarte. Das ist jetzt wirklich interessant. Im Osten und Nordosten gibt es nämlich immer noch sehr viel Treibeis und sogar noch festes Fjordeis in manchen Fjorden, vor allem um das Nordaustland. So wie es jetzt aussieht, wären uns diese fernen Regionen also gar nicht zugänglich, und das kann durchaus noch für ein paar Wochen so bleiben. Es wäre also wahrscheinlich eine „Umrundung ohne Umrundung“ geworden. Was bei Fahrtbeginn gegen Mitte Juli eher unwahrscheinlich, aber absolut nicht unmöglich ist, wie man sieht. Natürlich wäre es spannend gewesen, sich das vor Ort anzusehen, aber es ist immerhin auch interessant, vielleicht in den nächsten 2-3 Wochen ab und zu mal einen Blick auf die Eiskarte zu werfen und sich ein paar Gedanken zu machen.
Aber nun schaut Euch den Liefdefjord und Woodfjord an! Offenes, also wahrscheinlich navigierbares Treibeis, wohl mit ein paar größeren Eisfeldern, etwa der gelbe Fleck vor der Reinsdyrflya, und festes Eis (grau) im inneren Woodfjord! Da hätten wir bei brauchbarem Wetter – und das soll dort nächste Woche herrschen – sicher mehrere unvergessliche Tage vebracht. Um dann Richtung Nordaustland und Hinlopenstraße weiterzuschauen. Auch dort hätte die Kombination aus Treibeis, zum Heulen schönen Landschaften und sicher vielen Tieren, von Lummen bis hin zu Walrossen, Eisbären und wahrscheinlich Walen, bestimmt einmalige Tage beschwert.
Isfjord
Was uns wohl im Isfjord so begegnet wäre? Hier ein paar Bilder von den Reisen der letzte Jahren. So oder anders hätte es sein können.
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Forlandsund
Hier im Forlandsund haben wir ja etwa letztes Jahr viel Zeit verbracht 😉 wie diejenigen, die dabei waren, sich bestimmt nicht ungerne erinnern werden. Alle dieser Bilder sind von 2019.
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Woodfjord und Liefdefjord
Nur ein paar Möglichkeiten von den Eindrücken, die sich im Woodfjord und Liefdefjord an der Nordküste hätten ergeben können. Es gibt ja auch noch den Raudfjord, den Wijdefjord, den Sorgfjord, … ach ja.
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Hätte, könnte, wäre, sollte. Viel Fahrradkette. Das alles bleibt reine Vorstellung, ungesehen, nicht erlebt. Die etwa 40 arktisbegeisterten Menschen, die 2 1/2 Wochen zusammen auf einem kleinen Schiff im Norden verbringen und sich gemeinsam begeistern und faszinieren lassen wollen, werden sich nun in dieser Kombination nie treffen. Schade.
Es bleibt zu hoffen, dass wir uns nächstes oder vielleicht übernächstes Jahr in Spitzbergen treffen, oder irgendwo sonst zwischen Nord- und Südpol. Bleibt gesund und munter!
Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen aus der Luft – Dieses Buch ist eine Luftbildreise durch die Landschaften des arktischen Norwegens: die Lofoten, Jan Mayen und Spitzbergen.
Das Buch zum Poster Svalbardhytter. Das Poster visualisiert die Vielfalt der Hütten Spitzbergens in einer Vielfalt arktischer Landschaften. Dieses Buch erzählt die Geschichten der Hütten auf drei Sprachen.
Spitzbergen – Svalbard. Arktische Naturkunde und Geschichte in Wort und Bild. Hintergründe, Routen & Regionen, Praktisches. Umfassender Reiseführer zur arktischen Inselgruppe Spitzbergen mit 592 Seiten.
Scoresbysund Hot Dogs – Mit Hundeschlitten in Grönland
Hundeschlittenfahrten auf der Rückseite von Grönland - Grönland ist nicht gerade der Nabel der Welt. Die meisten Grönländer leben an der Westküste ihrer Insel, so dass die fast unbewohnte Ostküste selbst in Grönland einen Ruf von Abgelegenheit genießt – es ist die »Rückseite« von Grönland.
Nach einer Reihe von Besuchen auf der wilden, faszinierenden Insel Jan Mayen musste ich einfach aufschreiben, was es dazu zu wissen gibt, da gute Literatur, soweit überhaupt vorhanden, bislang nur auf englisch und norwegisch vorhanden ist.
Eine Skiwanderung im Liverpool Land – Im Lichtwinter haben wir – fünf Menschen und ein Hund – eine vierwöchige Skiwanderung im Osten von Grönland gemacht und dabei eine Menge erlebt. Mein ausführliches Tagebuch von dieser Tour habe ich in überarbeiteter Form als Buch herausgebracht.
Die Lebensgeschichte von Cymba, dem Albatros aus Südgeorgien - Die Nebel der Zeit von James McQuilken, übersetzt und herausgegeben von Rolf Stange, Deutsche Erstausgabe im November 2012.