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Zitat der Woche – und: Autoren­rät­sel, nun mit Auf­lö­sung

Nicht aus der Ark­tis, son­dern eher aus einem ant­ark­ti­schen Zusam­men­hang stammt die­ses Zitat, das so schön ist, dass ich es Euch nicht vor­ent­hal­ten will 🙂

Fertig-Lebensmittel: portable Soup (Beerenberg, Jan Mayen)

Gefrier­ge­trock­ne­te Lebens­mit­tel sind unter sol­chen Umstän­den, wie hier beim Auf­stieg auf den Bee­ren­berg, nütz­lich und auch ess­bar, wenn auch nicht unbe­dingt deli­kat. Als „Tisch­ler-Leim“ sind sie in moder­ner Ver­si­on nicht mehr zu gebrau­chen.

Hier geht das Zitat los:

Der­glei­chen Bouil­lon-Kuchen wer­den zu Lon­don und in ande­ren See-Häven Eng­lands, unter dem Namen por­ta­ble Soup in erstau­nen­der Men­ge aus fri­schem Fleisch, beson­ders Rind­fleisch, Kno­chen und andern Abfall ver­fer­tigt, zur Dicke eines brau­nen Gal­lerts oder Leims ein­ge­kocht, und denn in klei­ne Kuchen­for­men gegos­sen. Sie hat die Far­be und Här­te von Tisch­ler-Leim, wozu sie auch gebraucht wer­den kann. Sie hält sich vie­le Jah­re lang, wenn sie gegen Näs­se und Schim­mel ver­wahrt wird, und ist auf lan­gen, beson­ders See-Rei­sen, wo es am fri­schen Fleisch fehlt, sehr bequem und von gro­ßen Nut­zen. Ein oder zwei Loth davon, zer­schnit­ten und in hei­ßen Was­ser zer­las­sen oder auf­ge­kocht, geben für eine Per­son eine gute und kräf­ti­ge Brü­he oder Sup­pe. Sie wird Pfund­weis und zu sehr bil­li­gen Prei­sen ver­kauft, weil Kno­chen und Abfall dazu gebraucht wer­den kön­nen. Die Kunst der Köche hat gewiß nie eine bes­se­re Erfin­dung her­vor­ge­bracht.

Nein, die Köche haben ganz gewiss nie etwas bes­se­res erfun­den 🙂 und an der Her­stel­lung der Fer­tig­sup­pen hat sich seit­dem sicher auch nicht viel geän­dert.

Die Lösung

Die Fra­ge war, woher die­ses Zitat stammt. Die ers­te rich­ti­ge Ant­wort kam von Vol­ker N. in Preu­ßisch Olden­dorf. Herz­li­chen Glück­wunsch!

Direkt am glei­chen Abend kamen meh­re­re Lösungs­vor­schlä­ge – nein, Aga­tha Chris­tie war es nicht 🙂 die rich­ti­ge Ant­wort war gleich mehr­fach dabei: Das Zitat stammt aus dem Rei­se­be­richt von Georg Fors­ter über die zwei­te Expe­di­ti­on von James Cook (1772-75). Cook hat­te den Auf­trag, die Exis­tenz eines ver­mu­te­ten Süd­kon­ti­nents nach­zu­wei­sen und die­sen zu erfor­schen. Da die­se Expe­di­ti­on die ers­te war, die mit einem sol­chen Auf­trag aus­ge­schickt wur­de, kann sie als ers­te Ant­ark­tis-Expe­di­ti­on gel­ten. Cook kam der Ant­ark­tis auch mehr­fach recht nahe, sah sie aber lei­der nicht. Er lan­de­te wäh­rend die­ser Rei­se als ers­ter auf der (frü­her schon mehr­fach gesich­te­ten) Insel Süd­ge­or­gi­en und ent­deck­te die Süd­sand­wich Inseln am Ende sei­ner Umrun­dung der Welt in hohen, süd­li­chen Brei­ten. Die­se fand in meh­re­ren Etap­pen in den Som­mer­mo­na­ten statt; wäh­rend der aus­tra­len Win­ter­mo­na­te forsch­te Cook mit sei­nen bei­den Schif­fen, der HMS Reso­lu­ti­on und der HMS Adven­ture, in wär­me­ren Brei­ten im Pazi­fik.

Rein­hold und Georg Fors­ter: Natur­kund­ler auf Cooks zwei­ter Welt­um­seg­lung – die ers­te Ant­ark­tis-Expe­di­ti­on

Als Natur­kund­ler war zunächst Joseph Banks vor­ge­se­hen, der Cook schon auf des­sen ers­ter Rei­se beglei­tet hat­te. Banks stell­te aber so absur­de For­de­run­gen für sei­ne Teil­nah­me, die u.a. erheb­li­che Umbau­ten am Schiff erfor­der­ten und dadurch des­sen Sta­bi­li­tät gefähr­de­ten, so dass sie nach einer Pro­be­fahrt wie­der zurück­ge­baut wur­de. Kurz­fris­tig muss­te Ersatz für Banks gefun­den wer­den, und der deut­sche Natur­kund­ler Rein­hold Fors­ter, der in Eng­land leb­te, bekam die Stel­le ange­bo­ten. Gan­ze zehn Tage hat­te er Zeit, um sich auf die mehr­jäh­ri­ge Rei­se vor­zu­be­rei­ten! Als ein­zi­ge Bedin­gung stell­te Fors­ter, sei­nen natur­kund­lich und zeich­ne­risch sehr talen­tier­ten Sohn Georg mit­neh­men zu dür­fen. Georg war bei Abrei­se 17 Jah­re alt.

Rein­hold Fors­ter zer­stritt sich nach Rück­kehr mit den Auf­trag­ge­bern der Rei­se, was wohl eine Haupt­ur­sa­che war, dass der Rei­se­be­richt von Georg ver­fasst wur­de; Rein­hold hat­te sicher Antei­le an der tat­säch­li­chen Autoren­schaft, aber in wel­chem Umfang, lässt sich nicht mehr fest­stel­len. Dar­über hin­aus hat­te Georg eine gro­ße Anzahl wun­der­ba­rer Zeich­nun­gen von Tie­ren und Pflan­zen geschaf­fen, die er aber in sei­nem Buch nicht ver­wen­den konn­te, weil es Strei­tig­kei­ten über die Rech­te gab. Erst 2007 kam Georg Fors­ters Rei­se um die Welt. Illus­triert von eige­ner Hand mit einem gro­ßen Teil der wirk­lich beein­dru­cken­den Illus­tra­tio­nen her­aus.

Blauer Sturmvogel (Procellaria similis), Illustration von Georg Forster

Eine von Georg Fors­ters vie­len, eben­so schö­nen wie detail­ge­treu­en Illus­tra­tio­nen: „Blau­er Sturm­vo­gel (Pro­cel­la­ria simi­lis)“. Heu­te bekannt als Blau­sturm­vo­gel (Halo­bae­na cae­ru­lea). Die Art brü­tet auf nur weni­gen Inseln im Süd­po­lar­meer, dar­un­ter Süd­ge­or­gi­en.

Georg Fors­ter konn­te nicht nur mit Pin­sel und Stift, son­dern auch mit dem Wort umge­hen, so dass das 2007 erschie­ne­ne Buch von mir hier ger­ne eine Lese-Emp­feh­lung bekommt. Dar­aus stammt das oben­ste­hen­de Zitat, genau­er: aus einer Fuß­no­te auf Sei­te 105. Fors­ter hat­te selbst mehr­fach Skor­but und äußert sich an eini­gen Stel­len zu den gro­ßen Lei­den und Stra­pa­zen, die die Fahrt in ant­ark­ti­schen Gewäs­sern Mann­schaft, Offi­zie­ren und Natur­kund­lern brach­te.

Es geht in die Ant­ark­tis

Natür­lich hät­te ich die Auf­lö­sung der Rät­sel­fra­ge auch weni­ger wort­reich prä­sen­tie­ren kön­nen. In dem län­ge­ren Text liegt ein Hin­weis, wor­um es hier bei mir am Autoren-Schreib­tisch schon län­ger geht. Aber es geht nicht „nur“ um James Cook und Rein­hold und Georg Fors­ter. Die Geschich­te von Cooks zwei­ter Welt­um­seg­lung, der ers­ten Ant­ark­tis-For­schungs­rei­se über­haupt, wird eine von vie­len span­nen­den Geschich­ten sein, die dort zu lesen sein wer­den, sowie ant­ark­ti­sche Hin­ter­grün­de aus allen mög­li­chen Berei­chen.

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Letzte Änderung: 26. November 2020 · Copyright: Rolf Stange
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