Vor dem Hintergrund von Putins verbrecherischem Angriffskrieg gegen die Ukraine empfiehlt der lokale Tourismus-Verband Svalbard Reiselivsråd seinen Mitgliedern nun, in den russischen Siedlungen Barentsburg und Pyramiden keine bezahlten Leistungen mehr in Anspruch zu nehmen.
Früher beliebt, jetzt umstritten: Brauerei in Barentsburg
Noch vor wenigen Tagen hatte man sich zunächst anders entschieden und argumentiert, dass Boykotte und Sanktionen nicht auf lokaler Ebene erfolgen sollten. Nun folgt laut Svalbardposten also die Kehrtwende. Das Argument, dass die Einnahmen des im russischen Staatsbesitz befindlichen Trust Arktikugol eben dem Eigner, also dem russischen Staat, zugute kommen, hatte in der Diskussion mehr und mehr Gewicht bekommen. Die russischen Siedlungen, Bergwerke und der touristische Betrieb sind gänzlich in Besitz des Trust Arktikugol.
Svalbard Reiselivsråd rät nicht grundsätzlich von Touren in die russischen Siedlungen ab, sondern nur davon, dort Geld auszugeben. Üblicherweise gehörte etwa bei den zumindest vor Kriegsbeginn beliebten Winter-Tagestouren mit Motorschlitten nach Barentsburg ein Mittagessen vor Ort dazu. Damit werden etliche Veranstalter wohl nun aufhören.
Allerdings nicht alle: unumstritten ist diese Kehrtwende nicht. Manche Veranstalter sagen, dass diese Maßnahmen die falschen treffen würden, namentlich die Leute vor Ort in Barentsburg, unter denen sich auch viele Ukrainer befinden, und nicht das Regime in Moskau.
Svalbard Reiselivsråd ist gegenüber den einzelnen Mitgliedern, den Betrieben der Branche in Longyearbyen, nicht weisungsberechtigt; jeder Anbieter entscheidet also weiterhin für sich, den eigenen Gruppen in Barentsburg und Pyramiden weiterhin die Gelegenheit für Essen, Souvenirkauf, evtl. Übernachtung etc. anzubieten oder eben nicht.
Das Sonnenfest (solfest) in Longyearbyen ist für viele ein Höhepunkt im Jahreskalender. Die Wiederankunft der Sonne in dem kleinen Ort zwischen den großen Bergen wird traditionell am 8. März gefeiert, denn an diesem Tag erreichen die ersten direkten Sonnenstrahlen den ältesten Ortsteil Skjæringa, wo man sich ganz in der Nähe der Kirche an der „Alten Krankenhaustreppe“ versammelt und feiert.
Sonnenfest (Solfest) in Longyearbyen.
So auch an diesem 8. März, obwohl Wolken am Südhorizont drohten, das Vergnügen zu trüben. Dennoch versammelten sich hunderte Einwohner und sicher auch etliche Touristen, um das Licht zu begrüßen. Zum moderierten Programm gehört Gesang, und als sich die Sonne gegen Viertel vor eins noch zierte, wurde sie lautstark auf traditionelle Weise angefeuert, bis sie sich tatsächlich blicken ließ!
Sonnenfest (Solfest) in Longyearbyen: „Here comes the sun“ 🙂
Ein Glücksfall – kurz darauf hatte der Südhorizont sich wieder in flächendeckendes Grau gehüllt.
Tatsächlich besteht das Sonnenfest übrigens in einem Kulturprogramm, das sich über die ganze Woche erstreckt. Dieses Programm leidet dieses Jahr allerdings kräftig unter Corona: Mehrere Programmpunkte wie etwa traditionelle „Solfestrevye“ werden mittelfristig verschoben, da ein großer Teil der Darstellenden derzeit an der in Longyearbyen kräftig grassierenden Omikron-Variante erkrankt ist.