Viele, die den Weg zu dieser Seite finden, werden das Vergnügen sicher schon gehabt haben, Spitzbergen selbst erleben zu können, und einige waren ganz sicher schon im Recherchefjord. Dieser kleine Zweig des Bellsunds ist ein sehr schönes und interessantes Gebiet mit vielen Spuren aus mehreren Jahrhunderten Spitzbergen-Geschichte.
Zur Giævervilla am Snatcherpynten im Recherchefjord gibt es nun eine eigene Seite.
Eine kleine, aber recht spezielle Geschichte ist mit der Giævervilla am Snatcherpynten verknüpft. Kennt jemand diese windschiefe, über 100 Jahre alte Hütte im Recherchefjord? Wenn nicht: macht nichts, denn jetzt kann man einfach per Mausklick dorthin. Hier geht zu einer neuen Seite mit Panoramafotos, einer Fotogalerie und natürlich etwas Prosa zur Geschichte des Giæverhuset. Viel Spaß!
Übrigens sind derzeit dutzende neue Seiten in Vorbereitung, die jeweils einem einzelnen Ort wie einer Bucht, einem Gletscher oder einer kleinen Insel gewidmet sind. Die meisten dieser neuen Seiten beruhen auf einer Fototechnik, die die spannenden Landschaften Spitzbergens so zeigt, wie die allermeisten sie garantiert noch nie gesehen haben! Stichwort „Vogelpanorama“. Demnächst mehr dazu.
Es passt nicht ganz in den weihnachtlichen Kontext, der doch mittlerweile recht dominant wird … 🙂
Die Frage nach der Abwasseraufbereitung in Longyearbyen wird immer wieder gerne gestellt, und meist führt es zu einem gewissen Stirnrunzeln, wenn die Antwort dann heißt: es gibt keine. Seit über 100 Jahren liegt das kleine Städtchen mit seinen mittlerweile über 2000 Einwohnern im Adventfjord und „beglückt“ diesen ständig mit nicht aufbereiteten Abwässern.
Ufer bei Longyearbyen: hier gibt es Uferabschnitte, wo ich ganz sicher nicht schwimmen gehen würde.
Nun ist zum 1. Dezember tatsächlich immerhin eine mechanische Reinigungsanlage in Betrieb genommen worden. Die Ergebnisse der ersten Betriebswoche zeigen, was dem Meer damit von nun an erspart bleibt: Alleine in der ersten Woche wurden 50 Kilogramm Abfälle aus dem Wasser gefiltert, wie Longyearbyen Lokalstyre mitteilt – Feuchtservietten, Hygieneartikel und sonstiges, was jetzt gar nicht im Detail beschrieben werden muss. Eben alles, was nicht in die Toilette gehört, aber doch leider allzu oft genau dort landet.
Damit hat es nun immerhin ein Ende.
Und mit dieser guten Nachricht wünsche ich allerseits frohe Feiertage!
Die im Frühsommer endgültig gefallene Entscheidung der norwegischen Regierung, den nicht- norwegischen Einwohnern Longyearbyens das kommunale Wahlrecht zu entziehen, hat schon reichlich Wellen geschlagen. Das Thema habe ich an dieser Stelle schon mehrfach aufgegriffen und verweise daher zwecks Vermeidung von Wiederholungen auf die früheren Beiträge, etwa vom Juni 2022.
Mittlerweile beginnt sich zu zeigen, was für Konsequenzen diese Politik haben wird, obwohl die nächste Kommunalwahl in Longyearbyen, bei der das neue Wahlrecht erstmalig angewandt werden wird, erst im Herbst 2023 ansteht.
Klar ist laut NRK zum einen, dass etwa 700 Personen das Wahlrecht (aktiv und passiv) verlieren. Wer keinen norwegischen Pass hat, darf künftig nur noch wählen oder kandidieren, wenn er oder sie mindestens drei Jahre auf dem norwegischen Festland gelebt hat. Das trifft auf die wenigstens der nicht-norwegischen Einwohner Longyearbyens zu. Unter denen, die nun das Wahlrecht verlieren, sind aktive Mitglieder des Gemeinderats (Longyearbyen Lokalstyre) wie die Schwedin Olivia Ericson, die bei der nächsten Wahl nicht wieder kandidieren darf.
Longyearbyen Lokalstyre:
wird absehbar nach der Wahl im Herbst 2023 wohl eine traurige Veranstaltung.
Longyearbyen hat insgesamt rund 2500 Einwohner. Darunter sind viele, die noch nicht volljährig sind oder noch nicht drei Jahre in Longyearbyen gewohnt haben, was immer Voraussetzung für das Wahlrecht war, seit 2002 Lokaldemokratie eingeführt wurde. Wenn nun etwa 700 Menschen das Wahlrecht verlieren, ist damit also über ein Drittel der bislang Wahlberechtigten betroffen. Zu befürchten ist ein entsprechender Verlust an demokratischer Legitimation künftiger Gemeinderäte sowie an politischem und gesellschaftlichen Engagement betroffener Einwohner, von denen viele sich nun als Bürger zweiter Klasse fühlen.
Darüber hinaus zeichnet sich aber bereits eine weitere Konsequenz ab: Um aufgestellt zu werden, müssen Parteien Listen mit mindestens sieben Kandidatinnen und Kandidaten vorlegen. Kleinere Parteien hatten in dem kleinen Städtchen ohnehin Probleme, diese Bedingung zu erfüllen. Als erste Partei hat nun der lokale Zweig der norwegischen Grünen (MDG – Miljøpartiet De Grønne) angekündigt, bei der Wahl 2023 nicht mehr anzutreten. Der Grund ist, dass nicht-norwegische Kandidaten wie die Schwedin Olivia Ericson, Mitglied der MDG, 2023 wie schon erwähnt nicht mehr antreten darf. 2019 waren drei von sieben Kandidaten der MDG Staatsangehörige anderer Staaten als Norwegen. Entsprechend groß ist der Frust bei Ericson und anderen Betroffenen. Auch andere kleinere Parteien wie die Fremskrittsparti (FrP, „Fortschrittspartei“) stehen möglicherweise vor dem Schritt, nicht mehr antreten zu können.
Mehrere derzeitige Mitglieder des Gemeinderats mit norwegischer Nationalität, darunter der amtierende Bürgermeister („lokalstyreleder“) Arild Olsen, haben gegen über NRK angekündigt, 2023 nicht wieder zu kandidieren, und führen als wesentlichen Grund das neue Wahlrecht an.
Am kommenden Mittwoch, dem 14.12., kommt um 20 Uhr der nächste Teil meiner Vortragsserie „Arktis online“. Hier verrate ich, worum es geht:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Es wäre ein Weihnachtsgeschenk, diesen Film im Kino sehen zun dürfen: „Herzliche letzte Grüße, Kai“ ist die ausführliche Version, der director’s cut, von „Kais letzte Reise“, dem Film über den Abschied von Kai Schubert.
Ich habe Kai oft als Filmemacher bezeichnet, mit Begeisterung für die Arktis und speziell für Eisbären, was sicher auch daran liegt, dass ich ihn in dieser Rolle in Spitzbergen kennenlernen und mehrfach begleiten durfte. Aber Kai war viel mehr als das.
Kai Schubert, 2009 in Longyearbyen.
2016 verabschiedete Kai sich von dieser Welt und 2017 verabschiedeten seine Angehörigen und Freunde sich von ihm in Spitzbergen. Von diesem Abschied, vor allem aber von dem Menschen Kai Schubert erzählen die genannten Filme. Mit „Herzliche letzte Grüße, Kai“ gibt es nun die ruhig geschnittene, einfühlsam erzählende, ausführliche Fassung, die vor ein paar Wochen in München Premiere hatte und hoffentlich demnächst zumindest in guten Programmkinos zu sehen sein wird. Weitere Informationen zum Film gibt es auf einer eigens eingerichteten Webseite.
Eine persönliche Anmerkung zum Abschluss dieses Beitrags: Ich hätte Kai auf dieser seiner letzten Reise im Frühjahr 2017 begleiten dürfen und sollen, aber es war die einzige Reise in meinem langen Polar-Reiseleben, die ich aus (letztlich harmlosen, hinterher ist man immer schlauer) gesundheitlichen Gründen kurzfristig komplett absagen musste. Das tut mir bis heute leid. Umso mehr freue ich mich, dass es nun diese beiden Filme gibt, die allen die Möglichkeit geben, Kai ein Stück weit zu begleiten. Ich gebe dem Film meine größtmögliche Empfehlung!
Die kürzlich aufgekommene Führerscheinfrage hat vor allem die Thai-Gemeinde in Longyearbyen in Aufregung versetzt (siehe Beitrag vom 24.11.). Als sich neulich herausstellte, dass thailändische Führerscheine gewissen formalen Kriterien nicht genügen, war für Inhaber solcher Führerscheine zunächst ein Fahrverbot ausgesprochen worden, was eine Reihe von Einwohnerinnen und Einwohnern Longyearbyens in Schwierigkeiten brachte, die teilweise auch beruflich Auto fahren.
Autoverkehr in Spitzbergen.
Nun haben die norwegischen Behörden zumindest vorläufig ein Einsehen, wie aus einer Mitteilung des Sysselmesters hervorgeht: Führerscheine von Ländern, die der Wiener Straßenverkehrskonvention beigetreten sind, werden vorerst anerkannt. Diese Regelung soll bis Ende 2023 gelten, in der Hoffnung, dass bis dahin eine dauerhafte Lösung gefunden ist.
Der Eisfuchs wechselt je nach Jahreszeit das Fell, im Frühjahr vom dicken Winterfell zum dünneren Sommerfell und im Herbst wieder zurück. Beide Farbvarianten tun das: Der Weißfuchs mit seinem markanten Farbwechsel vom weißen Winterfell zum braunen Sommerfell und auch der Blaufuchs mit seinem rund ums Jahr braunen Fell.
Eisfuchs, Fellvariante 1: Blaufuchs.
Neben der Temperaturregulierung ist zumindest für den Weißfuchs auch der Aspekt der Tarnung wichtig, und da ist es von Bedeutung, dass der Fellwechsel möglichst zeitlich mit der Schneeschmelze beziehungsweise dem Kommen der frischen Schneedecke im Herbst erfolgt.
Bislang sind Forscher davon ausgegangen, dass der Zeitpunkt des Fellwechsels von der Dauer des Tageslichts gesteuert wird. Das könnte allerdings zumindest für manche Arten und Populationen problematisch werden, wenn sich aufgrund von Klimaänderungen das Kommen und Gehen des Schnees im Jahresablauf verschiebt. Wenn etwa ein Eisfuchs nach dem Verschwinden des Schnees noch im weißen Fell auf der grünbraunen Tundra herumläuft, könnte die schlechte Tarnung sowohl seinen Jagderfolg reduzieren als auch sein Risiko erhöhen, selbst Opfer eines Räubers zu werden.
Eisfuchs, Fellvariante 2: Weißfuchs im Sommerfell.
Neuere Forschungsergebnisse deuten aber darauf hin, dass der Fellwechsel gar nicht an die Länge des Tageslichts gekoppelt ist, wie die Biologin Lucie Laporte-Devylder und weitere Wissenschaftler vom norwegischen Institut für Naturforschung (NINA) in einem Fachartikel schreiben.
Laporte-Devylder hat Fotos von Wildkameras aus einem Zeitraum von mehreren Jahren ausgewertet und mit Daten zu Temperatur und Schneedecke korreliert. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass die aktuelle Witterung ebenfalls Einfluss auf den Fellwechsel hat. Damit könnten Eisfüchse und möglicherweise auch andere Arten sich besser an jahreszeitliche Veränderungen der Schneebedeckung durch den Klimawandel anpassen.
Eisfuchs, Fellvariante 3: Weißfuchs im Winterfell.
Die Untersuchung hat auf dem norwegischen Festland stattgefunden. Ob die Ergebnisse ohne Weiteres etwa auf Spitzbergen übertragbar sind, ist nicht unbedingt gesagt; auf dem Festland laufen Eisfüchse bei schlechter Tarnung schneller Gefahr, Opfer etwa von Seeadlern zu werden, ein Risiko, das auf Spitzbergen so nicht existiert, da es dort keine Greifvögel gibt.
Allerdings haben Eisfüchse auf Spitzbergen derzeit ganz andere Probleme mit ihrem Fell. Vermehrt weisen sie nämlich Befall von Pelzläusen auf. Woher diese wirklich kommen und was das für die Eisfüchse Spitzbergens für Folgen haben wird, kann derzeit noch niemand sagen.
Hier sind Margas Arktis-Fernsehtipps für den Dezember. Und auch für diesen wie für die folgende Zeit bis Februar gilt: An dem einen oder anderen Abend wird es Arktis auf dem Bildschirm für alle Interessierten auch wieder live geben, und zwar bei Rolfs Arktis-Online-Vorträgen.