Der Tod der unter dem Namen „Frost“ bekannt gewordenen Eisbärin und ihrem Jungen am Karfreitag 2023 im Sassenfjord hatte viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen (siehe entsprechender Beitrag hier). Die beiden hatten sich in einem Hüttengebiet herumgetrieben und waren ins Wasser getrieben worden, wo Frost bald tot treibend gesehen wurde. Die Polizei (Sysselmester) wurde hinzugezogen, erschoss das aggressiv auftretende Jungtier und barg die beiden toten Bären für spätere Untersuchungen.
Bald wurde bekannt, dass Frost und ihr Jungbär gut zwei Tage zuvor von Wissenschaftlern des norwegischen Polarinstituts zu Forschungszwecken betäubt worden waren. Das führte zu Spekulationen, dass es einen Zusammenhang zwischen der Betäubung und Frosts zunächst unerklärlich erscheinendem Tod geben könnte. Eisbären sind gute Schwimmer und legen normalerweise problemlos auch längere Strecken im eisigen Wasser zurück.
Nun sorgte der Obduktionsbericht, den die Svalbardposten einsehen konnte, für Klarheit: Die Betäubung war nicht die Todesursache. Stattdessen wies Frost erhebliche innere Verletzungen auf, darunter Rippenbrüche, eine punktierte Lunge und innere Blutungen. Diese inneren Verletzungen wurden als Todesursache eingestuft.
Wie es zu diesen Verletzungen gekommen war, konnte nicht festgestellt werden. Möglich ist beispielsweise ein Sturz von einer Klippe.
Die Betäubung war gut zwei Tage zuvor im Tempelfjord vorgenommen worden, etwa sechs bis sieben Kilometer vom Vindodden entfernt, wo Frost und ihr Junges starben. Nach der Betäubung hatten die Wissenschaftler Frost und Nachwuchs noch eine Weile beobachtet, bis ihr Verhalten wieder normal erschien. Ein Zusammenhang zwischen der Betäubung und dem späteren Tod, auch indirekt etwa dadurch, dass die Betäubung zu einem letztlich tödlichen Sturz beigetragen haben könnte, wird daher amtlicherseits ausgeschlossen.
Eine Eisbärenfamilie im Isfjord-Gebiet.
Ob es sich hierbei tatsächlich um Frost handelte, ist nicht bekannt.
Jedes Jahr wird in Spitzbergen eine oft dreistellige Anzahl von Eisbären von Wissenschaftlern betäubt. Die Bären werden mit Markierungen und teilweise Sendern versehen, um Population und Wanderungsbewegungen nachvollziehen zu können, und es werden Maße, Gewicht und Proben genommen. Auch Frost, den Wissenschaftlern schon lange etwas nüchterner als N23992 bekannt, hatte diese Prozedur mehrfach durchlaufen. Eisbärenforscher Jon Aars, der die betreffenden Arbeiten des norwegischen Polarinstitus leitet, hat zusammen mit seinen Kollegen in 20 Jahren etwa 1000 Betäubungen durchgeführt. In drei Fällen führte die Betäubung nachgewiesenermaßen zum Tod eines Eisbären, in einem vierten Fall gibt es einen auffälligen zeitlichen Zusammenhang, ohne dass ein ursächlicher Zusammenhang nachgewiesen werden konnte. Da das Verfahren für die Tiere erheblichen Stress bedeutet, wird es von Tierschützern teilweise kritisiert.
Die Eisbärin Frost war vielfach beobachtet worden, auch da sie sich zunehmend gerne in der Nähe von Hütten und Siedlungen aufhielt. Sie hatte auch mehrfach mediale Aufmerksamkeit bekommen und war vor allem durch den sehenswerten Film „Dronning uten Land“ von Asgeir Helgeland bekannt geworden (englisch „Queen without land“; es gibt eine deutsche Version des Films mit dem Titel „Auf Wiedersehen Eisbär!“). Hier steht mehr zu Frosts abenteuerlicher Biographie.
Ihre Neigung, sich in der Nähe von Hütten und Siedlungen aufzuhalten und oft und gerne in Hütten einzubrechen, die sie zudem auch an ihren Nachwuchs weitergegeben hat, hat ihr vor allem lokal aber nicht nur Sympathien eingebracht; es gab in Longyearbyen nicht wenige, die die Nachricht ihres Todes mit Erleichterung aufgenommen hatten.
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