Das norwegische Statistikamt (Statistisk Sentralbyrå) hat kürzlich neue Zahlen zur Bevölkerung Spitzbergens veröffentlicht. Demnach wohnten am 1. Januar 2025 offiziell 2556 Personen in den norwegischen Siedlungen Spitzbergens (Longyearbyen, Ny-Ålesund), ein Minus von 61 Personen gegenüber den Zahlen vom Vorjahr.
Die norwegische Regierung wird sich kaum darüber freuen, dass Norweger unter den Fortgezogenen überrepräsentiert sind: Ganze 50 von 61 (rund 82 %) haben einen norwegischen Pass. Unter der Bevölkerung in Longyearbyen und Ny-Ålesund, insgesamt 2556 Menschen, befinden sich nach den neuesten Zahlen 1626 Norweger (63,6 %). Und der norwegische Anteil an der Bevölkerung dürfte sich absehbar noch etwas weiter verringern, wenn im Sommer mit der Grube 7 die letzte norwegische Kohlegrube Spitzbergens schließt, denn unter den Bergarbeitern sind Norweger ebenfalls überdurchschnittlich vertreten. Damit wird die Regierung nicht glücklich sein, denn ein höherer norwegischer Bevölkerungsanteil Spitzbergens ist explizites Ziel der Politik in Oslo.
In Longyearbyen und Ny-Ålesund lebten am 1.1.2025 offiziell 2556 Personen.
Der norwegische Bevölkerungsanteil ist leicht gesunken.
Eine interessante Entwicklung zeigt sich auch bei der nicht-norwegischen Bevölkerung: Waren Thailänder (aktuell 113) über viele Jahre hinweg nach Norwegern auf Platz zwei der Bevölkerung, wurden sie nun von Philippinern (127) überholt. Auf Platz vier folgen Deutsche (94) und auf Platz 5 Russen (67).
Stichwort Russen: in Barentsburg und Pyramiden wohnten im Januar 297 Personen, so wenig wie noch nie seit Beginn der Bevölkerungsstatistik, die seit 2013 geführt wird. Unter diesen 297 sind auch etliche Ukrainer.
Die Meldung um eine Zukunft für die Grube 7 als Museum war ein Aprilscherz (und als solcher deutlich erkennbar, hoffe ich, oder nicht?) – das hier hört sich wahrscheinlich noch mehr als ziemlich absurder Aprilscherz an, ist es aber nicht: Die von der US-Regierung bekanntermaßen eingeführten Zölle betreffen auch Svalbard und Jan Mayen.
Aber nicht, weil sie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu Norwegen automatisch darunter fallen, denn sie bekommen eigene Zölle. Während Norwegen mit einem Zoll von 15 % belegt wird, werden auf Ausfuhren aus Svalbard und Jan Mayen in die USA laut NRK 10 % fällig.
Das ist die gute Nachrich: Verglichen mit vielen anderen Ländern, kommt die Exportwirtschaft in Longyearbyen und Olonkinbyen (die Station auf Jan Mayen) vergleichsweise glimpflich davon.
Es gibt nur keinerlei Exportwirtschaft in diesen oder anderen Orten dieser Inseln. Der einzige Exportartikel Spitzbergens ist bis jetzt die Kohle, die aber in jüngerer Geschichte nicht in die USA verkauft wurde. Und auf Jan Mayen gibt es sowieso keine Zivilbevölkerung, sondern nur eine Station, und damit sowieso keinerlei Wirtschaft.
Auf Jan Mayen gibt es genau so viel Exportwirtschaft, wie man in diesem Bild sehen kann: gar keine.
Spitzbergen und Jan Mayen sind nicht die einzigen abgelegenen Inseln ohne Exportwirtschaft, die von der US-Regierung mit Zöllen belegt wurden. Dazu zählen laut Spiegel online auch die subantarktischen Inseln Heard und McDonald sowie die Norfolk-Insel bei Australien.
Kommentar
Wenn jemand eine Erklärung dafür hat, warum das sinnvoll sein könnte (selbst wenn man den grundsätzlichen Sinn oder Unsinn der Zölle einmal außen vor lässt), würde mich das interessieren. Ich habe keine Vorstellung.
Einfach ein paar Eindrücke vom schönen arktischen Winter, ohne viele Worte.
Eine Tour zur Dunérbukta an der Ostküste. Saukalt, um -25 Grad. Und eine kleine Erinnerung, warum man im Schnee immer eine Schaufel dabei haben sollte (der zweite Grund ist prinzipiell natürlich noch die Lawinengefahr).
Und sonst noch? Ach ja, die Vorräte werden wieder aufgestockt. Ab sofort ist die gesamte Auswahl an Spitzbergen-Küchenbrettchen aus Longyearbyen wieder vorrätig.
Küchenbrettchen aus Longyearbyen: jetzt wieder alle im Spitzbergen.de-Shop verfügbar 🙂
Noch letzte Woche hatte die eigentlich für den kommenden Sommer geplante Schließung der Grube 7, der letzten norwegischen Kohlemine auf Spitzbergen, die Diskussion nicht nur in Longyearbyen bestimmt, sondern auch politische Kreise in Oslo beschäftigt.
Manchmal geht es tatsächlich auch schnell: Nachdem Geologen kürzlich im Hangenden eines Stollens Fußabdrücke eines Pantodons entdeckt hatten, reagierten die zuständigen Stellen schnell auf die Sensation: Für die Grube 7 soll Schutz als UNESCO-Weltnaturerbe beantragt werden, und aus der Grube soll ein Museum werden, damit der sensationelle Fund der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich ist.
Auf den ersten Blick unscheinbar, für Geologen eine Sensation:
Spuren eines Pantodon in der Grube 7.
Schließlich handelt es sich beim Pantodon, einem Säugetier aus der geologischen Kohlezeit Zentralspitzbergens im Paläogen (früher Alttertiär), um den ältesten Nachweis eines Säugetiers in diesem Teil der Arktis. Zudem sind in der Umgebung Reste von Baumstämmen, Wurzeln und Ästen zu sehen.
Geflecht aus Ästen und Wurzeln in der Grube 7.
Hier kann man schon zu Lebzeiten das Gras von unten wachsen sehen!
Damit hat die Grube 7 auch über den kommenden Sommer hinaus eine Zukunft, über die sich alle freuen können, Gegner des Kohlebergbaus mit eingeschlossen.
Nun scheint schon bald wieder die Mitternachtssonne im hohen Norden, und die winterliche Tourenzeit ist auf ihrem Höhepunkt. Aber wenn das Wetter nicht mitspielt, wird im Fernsehen in Sachen Arktis Einiges geboten.
Diese Hütte im Norden Spitzbergens ist schon etwas baufällig.
Aber egal, solange die Glotze funktioniert 😄
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im April
Dienstag, 01.04., 15.35 Uhr: „Leben mit Vulkanen: Island – Das Königreich des Feuers“ (F 2018)
Samstag, 05.04., 18.35 Uhr: „Patagonien: Land der Pioniere” (D 2022)
Noch wird in der Grube 7 im Adventdalen bei Longyearbyen Kohle abgebaut. Die Grube 7 ist das letzte norwegische Kohlebergwerk in Spitzbergen, das noch in Betrieb ist.
Aber nicht mehr lange: Die Schließung ist für diesen Sommer geplant, gegen Ende Juni soll die Produktion auslaufen.
Davon sind viele in Longyearbyen nicht begeistert, und unabhängig davon, was man grundsätzlich von Kohlebergbau hält, bezweifelt keiner, dass der Verlust einiger Dutzend gut bezahlter Industriearbeitsplätze für einen Ort mit etwa 2500 Einwohnern erheblich ist und nichts Gutes bedeutet. Auch verschiedene Zulieferbetriebe rechnen mit Umsatzeinbußen.
Tagesanlagen der Grube 7.
Das hat sich mittlerweile bis zur Politik in Oslo herumgesprochen. Selbst Emilie Enger Mehl, die als Justizministerin und damit in Zuständigkeit für die norwegische Svalbardpolitik die Entscheidung zur Schließung der Grube 7 entscheidend vorangetrieben hat, hat sich nun laut Svalbardposten entsprechend geäußert. Der kleine Haken dabei: Mehl ist mittlerweile nicht mehr Ministerin, mit dem Amtsverlust kam der Meinungswechsel.
Allerdings ist das Ende der Grube 7 gar nicht ausschließlich politisch bedingt: Die verfügbaren Kohlevorkommen sind bald erschöpft, der Betrieb der Grube wäre gar nicht viel länger möglich. Wollte Norwegen den Kohlebergbau in Spitzbergen weiterführen, müsste eine ganz neue Grube erschlossen werden, wozu auch die Straße in bislang von Infrastruktur unberührte Gebiete hinein verlängert werden müsste. Vor Jahren wurden bereits Kohlevorkommen am Berg Bassen auf der Nordseite des Adventdalen untersucht (der Bassen ist Teil des Operafjellet), damals mit dem Gedanken, dort die „Grube 8“ zu erschließen.
Der Berg Bassen am Bergmassiv Operafjellet war mal als „Grube 8“ vorgesehen.
Das ist aber nicht passiert, und es erscheint insgesamt politisch auch sehr unwahrscheinlich, dass es nun doch noch dazu kommt. Und so wird der norwegische Kohlebergbau in Spitzbergen am Ende des kommenden Sommers wohl Geschichte sein.
Windige Fahrt Samstag Nachmittag im Adventdalen.
Wetter ist immer gut, man hat ja auch immer welches. In Longyearbyen hat man oft ziemlich viel davon, so auch in den letzten Tagen. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag gab es über Teilen Spitzbergens heftigen Sturm, der an temporären Einrichtungen im Feld teilweise auch erhebliche Schäden verursachte.
Samstag Abend fiel der Flug von Oslo nach Longyearbyen aus, und die Nacht war so stürmisch, dass es auch innerhalb des Ortes schwierig bis unmöglich war, sich von A nach B zu bewegen. Lawinengefährdete Wege wurden vom Sysselmester gesperrt.
Sonntag früh in Longyearbyen.
Da bastelt man lieber schön an Neuauflagen und sonstigen Projekten. Sichtbare Ergebnisse gibt es aktuell wieder im Bereich „Diese Seite soll schöner werden“: Mehrere Seiten wurden mit Karten, Fotogalerien und ggf. Text aufgewertet. Es lohnt sich, mal wieder virtuell beim Flugzeugwrack am Kapp Borthen (das Flugzeug aus dem Krieg), beim Svenskhuset am Kapp Thordsen (das „Gespensterhaus“) oder bei der alten Trapperhütte auf der Lågøya vorbeizuschauen. Viel Vergnügen!
Bei diesem herrlichen Wetter mussten wir einfach los, und eine Gegend, in der wir immer wieder sehr gerne sind, ist die Ostküste Spitzbergens, hier die Mohnbukta. Knackige -20 Grad, blauer Himmel, blaugrünes Eis … herrlich!
Klicken Sie auf die Bilder, um eine vergrößerte Darstellung des Bildes zu erhalten.
Ein Grund mehr für eine Tour ist es natürlich, wenn man netten Besuch hat. In diesem Fall war Serge bei uns, der sicher einigen als Kapitän der Antigua in den letzten Jahren in bester Erinnerung ist. Umso mehr freue ich mich, dass Serge uns auch ohne die Antigua erhalten bleibt: als Kapitän wird er auch mehrere unserer Fahrten auf der Meander im Sommer 2025 begleiten! 😃👍
Serge (rechts) und Rolf freuen sich in Longyearbyen aufs Essen 😋
nach 10 Stunden bei -20 Grad sieht man nicht mehr ganz so knackfrisch aus wie sonst … 😵💫
Und noch ein paar kleine Beiträge aus der Abteilung „diese Seite soll schöner werden“. Neu beziehungsweise nun schöner gestaltet sind folgende Seiten:
Die „alte Krankenhaustreppe“ in Longyearbyen. Nicht weit weg, aber aus dem kulturellen Jahreskalender Longyearbyens nicht wegzudenken.
Eine Woche in Longyearbyen, Teil 1: Das Sonnenfest
Es ist ja schon wieder genau eine Woche her. Am 8. März versammelt man sich mittags an der alten Krankenhaustreppe, ganz in der Nähe der Kirche, denn dort erreichen die ersten Sonnenstrahlen Longyearbyen – erstmals seit Anfang Oktober! Da wird natürlich ordentlich gefeiert. Ein paar weitere Worte und Bilder dazu gibt es übrigens auch auf der neuen Seite zum Ort des Geschehens, der alten Krankenhaustreppe.
Wieder einmal wurden alle Kapitel überarbeitet, insbesondere die vieldiskutierten neuen Regeln sind natürlich eingeflossen, aber auch darüber hinaus wurde viel aktualisiert, was sich in den letzten Jahren so verändert hat. Mittlerweile ist es schon die achte aktualisierte Auflage! Die erste war 2007, vielleicht erinnert sich noch jemand … die Vorbestellungen sind alle ausgeliefert, jetzt hat der Versand auch wieder Kapazität.
Auch die englische, niederländische und norwegische Ausgabe werden derzeit jeweils auf den neuesten Stand gebracht.
Und wo das Weihnachtsgeschäft die Lager geleert hat, wird nun nach und nach wieder aufgefüllt. So ist das schöne Fotobuch Spitzbergen – Kalte Schönheit“ nun wieder jederzeit lieferbar, und weitere, gerade ausverkaufte oder knappe Titel sind derzeit wieder im Druck. Auch die Sammlung verschiedener Spitzbergen-Küchenbrettchen wird in ein paar Wochen auch wieder vollständig verfügbar sein.
Am vergangenen Montag (24.2.) kam es bei Fredheim im Tempelfjord zu einer Begegnung zwischen einem Eisbären und einer Touristengruppe. Nun wurden in einem Beitrag in Svalbardposten Details bekannt, die verdeutlichen, dass der Vorfall dramatisch verlief und nur mit Glück keine Menschen zu Schaden kamen und der Eisbär auch nicht.
Fredheim letzte Woche Mittwoch, zwei Tage nach der gefährlichen Begegnung.
Die Gruppe war auf einem Tagesausflug mit Motorschlitten von Longyearbyen unterwegs und hatte Fredheim erreicht und sich dort zur Essenspause bereit gemacht. Laut Aussage eines beteiligten französischen Touristen tauchte der Eisbär plötzlich nur zwei oder drei Meter von der Gruppe entfernt auf.
Der folgende Handlungsverlauf ist nicht im Detail öffentlich bekannt, aber laut Zeugenaussagen ist eine Frau beim Weglaufen hingefallen und kurz darauf hatte der Bär die liegende Frau erreicht und stand mit einer Pfote auf ihrem Rücken. Er soll sich jedoch nicht aggressiv verhalten und nicht versucht haben, die Frau oder andere Personen anzugreifen. Der Franzose Antoine Terrones beschrieb das Verhalten des Eisbären laut Svalbardposten mit diesen Worten: „Ich habe nicht wahrgenommen, dass das ein Angriff war, es war nicht, als ob der Bär hungrig und zielgerichtet war. Er wirkte entspannt, hob den Kopf, als ob er Witterung aufnahm und ging langsam auf uns zu.“
Dann aber begann der Bär schneller zu laufen und nahm die Verfolgung der Frau auf, die kurz darauf mit einer Bärenpfote auf dem Rücken am Boden lag.
Zu dieser Zeit wurde von den Guides mit Signalpistole und Gewehr geschossen, um den Bären zu vertreiben, was auch gelang. Ein Guide soll sich mit Gewehr bereitgehalten haben, um den Bären zu erschießen, aber bevor es dazu kam, wurde das Tier von einem Schuss mit einer Knallpatrone aus einer Signalpistole vertrieben. Unter weiteren Schreckschüssen bewegte der Bär sich daraufhin von der Gruppe weg.
In der Nähe befand sich noch eine weitere Touristengruppe, deren Guides sich zwischenzeitlich mit Signalpistole und Gewehr bereitgemacht hatten.
Das ganze Geschehen verlief innerhalb weniger Augenblicke.
Sobald die unmittelbare Gefahr vorüber war, fuhr die Gruppe nach Longyearbyen zurück und verständigte den Sysselmester. Alle unmittelbar Beteiligten trafen daraufhin ein Krisenteam, um den Schock zu verarbeiten. Laut dem Zeugen Terrones waren einige Beteiligte von dem Geschehen „stark geprägt“, und die Gespräche mit dem Krisenteam waren bei der Verarbeitung sehr hilfreich.
Fredheim mit Eisbär (das Foto entstand vor längerer Zeit).
Der Einsatz eines Krisenteams ist nach einer Konfrontation mit einem Eisbären, bei der es nicht zu Verletzten oder gar Schlimmerem bei Mensch oder Tier gekommen ist, unüblich und ließ schon vermuten, dass der Vorfall dramatisch verlaufen ist.
Leider sind nicht genug Details zum genauen Verlauf bekannt, um wirklich zu verstehen, was passiert ist und wie es dazu kommen konnte, dass der Eisbär unbemerkt in die unmittelbare Nähe der Gruppe gelangen konnte. Laut Zeugenaussagen hatte einer der Guides unmittelbar zuvor noch eine Runde gemacht, um die Umgebung auf Eisbären zu prüfen. Überhaupt wurde das Verhalten von allen, die bei dem Vorfall anwesend waren, gelobt und als fehlerfrei beschrieben; so äußern sich auch andere, die Berichte aus erster Hand bekommen haben. Svalbardposten zitiert den Franzosen Terrones mit den Worten: „Als der Bär kam, reagierten die Guides schnell und richtig. Ich glaube, dass sie unser Leben retteten. Ich habe nichts Negatives über ihre Reaktion zu sagen. Sie taten in einer schwierigen Situation alles, was sie konnten.“
Auf einem Foto, das aufgenommen wurde, bevor der Bär auftauchte, ist dieser bereits zu sehen, wie sich allerdings erst später herausstellte. Der Bär befand sich da am Ufer im Tempelfjord, etwa zwei oder drei Kilometer nordöstlich von Fredheim.
Kommentar
Soweit die bekannten Informationen. Gerne wüsste man wirklich genau, wie viele Personen insgesamt vor Ort waren, wie viele Guides darunter waren und vor allem wo die Beteiligten sich zur fraglichen Zeit aufhielten, und zwar metergenau. Um es klar zu sagen: Es geht nicht darum, irgendwem einen Vorwurf zu machen, sondern darum, zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass ein Eisbär sich unbemerkt bis auf ganz wenige Meter einer Gruppe näherte. Ohne wirklich genaue Informationen kann man hier jedoch nur spekulieren.
Spekulieren ist nie wirklich gut, sich gar keine Gedanken machen ist aber noch schlechter. Daher folgt nun ein wenig Spekulation.
Wir wissen, dass der Bär vor dem Zwischenfall nordöstlich von Fredheim am Ufer war. Wir wissen auch, dass die fragliche Gruppe sich bei den Hütten von Fredheim aufhielt und ihr Essen vorbereitete, als der Bär plötzlich neben ihr auftauchte.
Die Hütten von Fredheim stehen auf einer Terasse, die ein paar Meter höher liegt als das nahegelegene Ufer. Der Hang, der von dieser Terasse zum Ufer herabführt, ist nur einsehbar, wenn man praktisch direkt daneben steht; steht man etwas weiter weg, ergibt sich ein toter Winkel, also ein nicht einsehbarer Bereich. Die Vermutung liegt nahe, dass der Bär in diesem Bereich gelaufen ist, während er unbemerkt näher kam. Das ist auch naheliegend, da das genau die Route entlang des Ufers ist, wo Bären oft entlang laufen.
Überblicksbild von Fredheim und Umgebung mit möglichen Positionen, um den angenommenen Ablauf zu illustrieren. Der Bär hielt sich etwa bei Position 1 auf, als er fotografiert, aber nicht gesehen wurde (er wurde erst später auf dem Foto entdeckt). Wenn der Bär ungefähr der strichlierten Route gefolgt ist, könnte dies erklären, warum er nicht gesehen wurde, wenn – falls – die Gruppe sich bei Position 3 aufhielt. Alle Positionen sind angenommen, insbesondere Position 3 ist nur vermutet anhand der vorhandenen Schilderung und der Kenntnis des Geländes und der üblichen (nicht aber der konkreten) Abläufe vor Ort.
In der Annahme (nicht Gewissheit), dass es so war, sollte man mitnehmen, dass es immer vor allem auf die Geländebereiche ankommt, die man nicht einsehen kann. Es reicht nicht, dass dort, wo man hinschauen kann, kein Bär ist. Die Frage ist, was dort ist, wo das Gelände den Blick verdeckt.
Ständige Aufmerksamkeit und „was-wäre-wenn-Denken“, gerade im Bezug auf nicht einsehbare Geländebereiche, sind und bleiben Kernaspekte des möglichst sicheren Aufenthalts im Eisbärenland.
Dass der Eisbär in einem vor dem Zwischenfall aufgenommenen Foto sichtbar war, aber nicht wahrgenommen wurde, ist ein Punkt, der den Beteiligten vermutlich zu denken geben wird.
Diese Punkte sollte man mitnehmen, vor allem wenn man zu denen gehört, die in arktischer Natur Verantwortung für andere übernehmen. Aber nicht nur dann, denn es ist immer die Aufmerksamkeit aller vor Ort Anwesenden, die zur Vermeidung gefährlicher Situationen beitragen kann, soll und muss.
Ein abschließender Kommentar: Wenn es so war – und dieser Eindruck ergibt sich aus den vorliegenden Schilderungen – dass eine Person am Boden lag, der Eisbär direkt neben oder sogar mehr oder weniger über ihr stand und ein Guide sich wenige Meter entfernt mit dem Gewehr bereit hielt, um scharf und gezielt zu schießen, dies aber nicht tat, etwa um nicht Personen in der unübersichtlichen Situation durch Schüsse zu gefährden oder / und, um den Eisbären zu schonen, solange der Abschuss nicht absolut unmittelbar zwingend war: Respekt, die Nerven muss man erst mal haben!
Jahrzehntelang haben die meisten Verbraucher in Longyearbyen sich wohl kaum viele Gedanken um ihr Trinkwasser gemacht. Schließlich ist es Trinkwasser aus der arktischen Natur in der Umgebung, und damit sollte es doch wohl sauber sein? Auch nach Zwischenlagerung – je nach Jahreszeit – im künstlichen See Isdammen im Adventdalen oder in einem Trinkwasserspeicher am Ortsrand am Gruvedalen. Natürlich wird gefiltert und überwacht.
Der Trinkwassersee „Isdammen“ im Adventdalen.
Aber die sorglose Ruhe ums Trinkwasser ist seit einigen Monaten vorbei: In Trinkwasserproben aus Longyearbyen wurden Legionellen nachgewiesen. Das ist zunächst kein Grund zur Panik, denn komplett legionellafreies Leitungswasser dürfte weltweit sehr selten sein. Es kommt auf den genauen Typ des Keims und auf dessen Anzahl an. Viele Legionella-Typen sind für den Menschen harmlos, und Keimzahlen unterhalb der zulässigen Grenzwerte sind so gut wie immer vorhanden, vor allem in älteren Leitungsnetzen wie in Longyearbyen.
Auch aufgrund der eher tröpfelnden Kommunikationsstrategie der Gemeindeverwaltung, (Longyearbyen Lokalstyre) wurde das Thema aber eben doch, nun ja, ein Thema. Es lief ein wenig nach dem Motto „wir haben Legionellen im Trinkwasser, aber macht euch keine Gedanken, alles ist gut“. Genauere Angaben zu Typ und Keimzahl wurden nicht öffentlich gemacht, nach offiziellen Angaben war (und ist, mit einer Einschränkung, siehe unten) das Wasser weiterhin trinkbar und für die menschliche Gesundheit unbedenklich. Ende Februar lud Lokalstyre nun zu einer Anwohnerversammlung ein, um über den Stand der Dinge zu informieren, zudem gibt es auf der Lokalstyre-Webseite mittlerweile eine Reihe von Mitteilungen und Pressemeldungen sowie Beiträge und Leserbriefe in der Svalbardposten.
Gesundheitliche Probleme aufgrund von Legionella sollen bislang noch nicht aufgetreten sein. Solche könnten durch Einatmen von keimbelastetem Wassernebel (Aerosol, feinste „Tröpfchen“) auftreten, etwa beim Duschen. Ein potenzielles Risiko soll vor allem für Risikogruppen wie ältere oder immungeschwächte Personen bestehen.
Legionella-Hinweis an der Trinkwasser-Zapfstelle im Hafen von Longyearbyen.
Eine Quelle für den Keim konnte nicht lokalisiert werden, wahrscheinlich sind große Teile des alten Leitungsnetz und die darin befindlichen Biofilme die diffuse Quelle. Mittels Chlorbeigabe konnten die Werte (Keimzahlen) zeitweise reduziert werden und die Leitungen wurden abschnittsweise mehrfach gespült, aber eine endgültige Lösung ist beides nicht, jedenfalls nicht in dem Sinne, dass Legionella längerfristig verschwindet. Zeitweise wurden den Konsumenten Vorsichtsmaßnahmen empfohlen, etwa Duschen ohne Duschkopf, um ein Zerstäuben des Wassers in feine Tröpfchen, die eingeatmet werden, zu vermeiden. Auch die Svalbardhalle (Schwimm- und Sporthalle) war zeitweise geschlossen. Insgesamt also doch recht viel Wirbel um ein nach offiziellen Angaben eigentlich harmloses Problem, was zu einer gewissen Beunruhigung im Ort führte.
Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass dem Trinkwasser langfristig immer wieder Chlor beigemischt werden muss, um die Keimbelastung in akzeptablen Grenzen zu halten. Die Nebenwirkung ist, dass das Trinkwasser nach Chlor schmeckt, wie im Schwimmbad. Es sieht so aus, als würde man sich daran gewöhnen müssen. Es gibt auch kleine, haushaltsgeeignete Wasserfilter auf Aktivkohlebasis, die dem Wasser wieder zum gewohnt frischen Geschmack verhelfen. Andere kaufen teilweise schon länger Flaschenwasser im Supermarkt Svalbardbutikken. Dort werden die großen (fünf Liter) Flaschen mittlerweile rationiert: pro Tag und Haushalt werden nur drei Flaschen verkauft, damit es für alle reicht.
Wasserflaschen im Svalbardbutikken.
Aber es gibt noch eine weitere Baustelle: Mangan, ein Metall (chemisch genauer: Übergangsmetall), das in der Natur häufig vorkommt, so auch in den Sedimentgesteinen in der Umgebung Longyearbyens. Auch Mangan ist grundsätzlich wohl in so ziemlich jedem Schluck Trinkwasser weltweit vorhanden, aber wie immer ist die Menge der Punkt.
Das hinzugezogene norwegische Gesundheitsamt (FHI, Folkehelseinstitutt) zog nun die Schlussfolgerung, dass die Manganwerte im Trinkwasser seit September 2024 zu hoch waren, um damit Kleinkinder (0-12 Monate) zu versorgen. Betroffene Familien bekommen im Svalbardbutikken kostenlos Flaschenwasser. Für alle anderen soll mit dem Konsum des Leitungswassers aber keine Gesundheitsgefahr verbunden sein, eine gesundheitlich relevante Belastung soll sich nur bei höheren Konzentrationen über längere Zeiträume (10 Jahre und mehr) ergeben. Nur bei extrem hoher Konzentration sind theoretisch auch akute Vergiftungen möglich.
Das ist der offizielle Stand. Für erwachsene Menschen (älter als 12 Monate 😄) gilt demnach weiterhin: Tassen hoch und Prost, schmeckt nur mitunter nicht ganz frisch, macht aber nichts.
Ich weise ausdrücklich daraufhin, dass ich kein Experte für Trinkwasser und Legionella und Mangan darin bin, ich gebe nach bestem Wissen und Gewissen zusammenfassend amtliche Mitteilungen wieder, aber keine eigene Einschätzung oder Meinung.
Im März werden die Tage im hohen Norden schnell hell und lang, Ende März haben die Regionen nördlich des Polarkreises die weiter südlich gelegenen Länder in Bezug auf Licht schon längst überholt. Aber wenn das Wetter so übel ist wie in der letzten Februarwoche in Spitzbergen, mit Regen und Plusgraden, kann man gut den Fernseher einschalten, auch wenn dort überwiegend Wiederholungen gezeigt werden.
Wenn es in der Hütte kalt und zugig ist, muss man sich schön an den Ofen setzen.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im März
Samstag, 01.03., 11.50 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Norwegen“
Samstag, 01.03., 12.40 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Lappland
Samstag, 01.03., 13.35 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Schweden“
Mittwoch, 05.03., 18.35 Uhr: „Das Wesen der Wale“ (A 2018)
Donnerstag, 06.03., 16.55 Uhr: „Mit dem Zug an die Hudson Bay“ (D 2022)
Freitag, 07.03., 08.55 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Finnland“
Freitag, 07.03., 09.35 Uhr: „Unterwegs im hohen Norden: Island“
Dienstag, 08.03., 08.55 Uhr (Wdhlg.): „Unterwegs im hohen Norden: Norwegen“
Dienstag, 08.03., 09.40 Uhr (Wdhlg.): „Unterwegs im hohen Norden: Lappland“
Dienstag, 08.03., 10.25 Uhr (Wdhlg.): „Unterwegs im hohen Norden: Schweden“
Samstag, 15.03., 12.35 Uhr (Wdhlg.): „Mit dem Zug an die Hudson Bay“
Zu den großen jährlichen Ereignissen in Longyearbyens kulturellem Kalender gehört das „Arctic Chamber Music Festival“, die „Arktischen Kammermusik-Festspiele“, die dieses Jahr unter dem Motto „Storytellers“ stehen und damit neben der Musik auch der Kunst des Geschichtenerzählens gewidmet sind.
Diesjähriges Motto des „Arctic Chamber Music Festival“: Storytellers.
Wie schon beim Dark Seasons Blues Festival und dem Polarjazz wird dem Publikum dabei wieder eine Menge geboten. So gab es unter anderem am Samstag Mittag im Svalbard Museum eine musikalisch passend begleitete Erzählung der Geschichte der Expedition von Willem Barentsz, bei der bekanntermaßen 1596 Spitzbergen entdeckt wurde …
Torun Torbo mit der „Barentsz-Flöte“ und Solmund Nystabakk an der Laute
im Svalbardmuseum.
… mit zeitgenössischer Musik, gespielt auf einer Flöte, die eine exakte Kopie jener Flöte ist, die man in den Resten des Barents-Überwinterungscamps auf Novaya Zemlya gefunden hat, und von einer Laute begleitet. Das Original der Flöte kann man übrigens in Amsterdam im Rijksmuseum sehen.
Torun Torbo mit der „Barentsz-Flöte“:
„Tonen i isen“, die Barentsz-Geschichte musikalisch erzählt.
Wahrscheinlich der Höhepunkt der diesjährigen Kammermusikfestspiele in Longyearbyen war das Konzert am Samstagabend. Nicht nur, weil zu dieser besten Bühnenzeit ohnehin die Höhepunkte präsentiert werden, sondern auch, weil der Veranstaltungsort aus technischen Gründen kurzfristig verlegt werden musste – in die Tagesanlagen der Grube 7! Da wurde der Veranstaltungsort gleich selbst zu einem Ereignis von exklusivem Wert, denn diese letzten norwegische Kohlegrube, in der noch gefördert wird, ist der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich.
Grube 7: plötzlich Veranstaltungsort beim Kammermusikfestival.
Es gab, wiederum in Prosa und Musik, die Geschichte einer der einsamsten Theater- und Ballettbühnen auf der Welt im kalifornischen Death Valley:
Missy Marzoli aus New York stellt Marta Becket und ihre (Martas) einsame Bühne
in Death Valley Junction vor …
… musikalisch umgesetzt vom NOVO Quartett aus Dänemark
… gefolgt von Leben und Werke der venezianischen Komponistin Barbara Strozzi, eindrücklich mit Sopran und Laute zu Gehör gebracht.
Berit Norbakken (Sopran) und Solmund Nystabakk (Laute).
Die etwas unglücklich dreinschauende Dame darüber ist Barbara Strozzi (etwa 1619-1677)
Und das war natürlich nicht alles, was beim Arctic Chamber Music Festival geboten wurde. Da gab es von „Peter und der Wolf“ bis zu den „Vier Jahreszeiten“ noch so einiges mehr.
Das Tilia-Ensemble in Longyearbyen und Tromsø
Und das war es ja auch noch nicht! Wer spontan sein kann oder vielleicht sowieso in der Gegend ist, kann nächste Woche noch einen weiteren musikalischen Höhepunkt erleben, nämlich das Tilia Ensemble aus Dresden mit einem Programm, in dem auch der hohe Norden hörbar wird, und zwar am Dienstag (25.2.) in der Svalbard Kirche und am Freitag in der berühmten Eismeerkathetrale (Tromsdalen Kirke) in Tromsø.
Das Tilia Ensemble: 25.2. in Longyearbyen, 28.2. in Tromsø.
Neue Seiten
Auch hier geht es voran. Einer der für mich schönsten Orte Spitzbergens hat nun endlich die Seite bekommen, die er verdient, nämlich Kapp Linné. Auf jeden Fall mal reinschauen! Und die Seite zum Gjertsenodden im St. Jonsfjord ist zwar nicht neu, aber besser geworden. Andere auch, aber das soll hier für den Moment reichen.
Und sonst so?
Heute (Sonntag, 23.2.), ist ein paar Kilometer weiter, auf der Nordseite des Adventfjord, ein Eisbär herumgelaufen. Der Hubschrauber des Sysselmesters hat ihn vom Ort weg getrieben. Der erste Eisbär, der – soweit man mitbekommen hat – dieses Jahr in die Nähe von Longyearbyen kommt.