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Monats-Archiv: Oktober 2011 − Nachrichten


Dro­gen­miss­brauch in Lon­gye­ar­by­en

Dass in Lon­gye­ar­by­en nicht nur lega­le Dro­gen kon­su­miert wer­den, ist vor Ort ein offe­nes Geheim­nis. Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de hat der Sys­sel­man­nen mit Unter­stüt­zung der Poli­zei vom nor­we­gi­schen Fest­land in einer groß­an­ge­leg­ten Akti­on neun Per­so­nen in Zusam­men­hang mit Dro­gen­miss­brauch auf­ge­grif­fen, zwei davon wer­den sich auch wegen Dro­gen­han­dels ver­ant­wor­ten müs­sen. Alle neun sind Bewoh­ner von Lon­gye­ar­by­en.

Bene­belt in der Ark­tis: nicht immer nur ein rei­nes Natur­er­leb­nis.

Ismasefjellet

Quel­le: Sys­sel­man­nen

Warm­was­ser in Spitz­ber­gens Fjor­den

In den Fjor­den an der West­küs­te Spitz­ber­gens haben sich im ver­gan­ge­nen Som­mer rela­tiv war­me, atlan­ti­sche Was­ser­mas­sen eta­bliert, so dass die Aus­sich­ten für groß­flä­chi­ges, soli­des Fest­eis schlech­ter sind als etwa im ver­gan­ge­nen Win­ter. Ursa­che hier­für ist zumin­dest teil­wei­se die recht umfang­rei­che Eis­bil­dung im letz­ten Win­ter, die lokal zur Bil­dung kal­ter, salz­hal­ti­ger und somit dich­ter Was­ser­mas­sen geführt hat, die her­ab­san­ken und somit ein­strö­men­dem Atlan­tik­was­ser Platz mach­ten. Ent­schei­dend für die Fjord­eis­bil­dung sind letzt­lich die Wind­ver­hält­nis­ses.

Fjord­eis­bil­dung braucht ruhi­ges, kal­tes Wet­ter. Hier Eis in Auf­lö­sung im Juni, Lief­defjord.

Liefdefjord

Quel­le: UNIS

Lot­sen­pflicht?

Das nor­we­gi­sche Fische­rei- und Küs­ten­mi­nis­te­ri­um hat Plä­ne, in Spitz­ber­gen teil­wei­se Lot­sen­pflicht ein­zu­füh­ren. Die­se kann für Pas­sa­gier­schif­fe ab 70 Metern Län­ge oder 20 Metern Brei­te gel­ten, mög­li­cher­wei­se auch für klei­ne­re, etwa ab 24 Metern Län­ge. Hin­ter­grund ist, dass im Kreuz­fahrt­tou­ris­mus ein „bedeu­ten­des Umwelt­ri­si­ko“ gese­hen wird, etwa im Fal­le von Ölaus­tritt bei Hava­rie.

Bevor ein ent­spre­chen­des Gesetz in Kraft tre­ten kann, wird es zunächst eine Hörungs­frist geben.

Schiff auf Grund: immer uner­freu­lich. Hier das nor­we­gi­sche Schiff ehe­ma­li­ge Küs­ten­wa­chen­schiff Kong­søy vor Smee­ren­burg auf wohl­kar­tier­ten Stei­nen.

Kongsoy

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Lokals­ty­re gewählt

Gro­ße Spitz­b­er­gen­po­li­tik wird in Oslo gemacht und in gewis­sem Umfang beim Sys­sel­man­nen in Lon­gye­ar­by­en, der von der Regie­rung in Oslo ernannt wird. Lon­gye­ar­by­en Lokals­ty­re hat eher die Funk­ti­on einer Kom­mu­nal­ver­wal­tung. Bei den Wah­len am 9. und 10. Okto­ber haben von 1592 Stimm­be­rech­tig­ten immer­hin 907 ihre Stim­me abge­ge­ben. Von den 5 ange­tre­te­nen Par­tei­en gewann mit Abstand die Arbei­der­par­tiet (Sozia­lis­ten) mit 43,7 % die meis­ten Stim­men.

Die poli­ti­schen Unter­schie­de zwi­schen den Par­tei­en in Lon­gye­ar­by­en sind über­schau­bar. Inhalt­lich am stärks­ten hebt sich die „Kon­sek­vens­lis­ta“ ab, deren Haupt­for­de­rung die Abschaf­fung der Lokals­ty­re ist und deren bei­den gewähl­te Reprä­sen­tan­ten sich als poli­ti­sche „Wach­hun­de“ ver­ste­hen.

Lon­gye­ar­by­en: In 100 Jah­ren von betriebs­ei­ge­ner Werk­sied­lung hin zur Lokal­de­mo­kra­tie.

Longyearbyen

Quel­le: Lon­gye­ar­by­en Lokals­ty­re

Ost Sval­bard

Die seit 2007 lau­fen­de Dis­kus­si­on um einen neu­en Ver­wal­tungs­plan für den Osten Sval­bards, ein­schließ­lich mög­li­cher­wei­se Schlie­ßun­gen grö­ße­rer Flä­chen für die Öffent­lich­keit, ist wie­der einen Schritt wei­ter. Eine Arbeits­grup­pe des Sys­sel­man­nen hat einen Vor­schlag vor­ge­legt, in dem zunächst fest­ge­stellt wird, dass »der­zei­ti­ge oder künf­ti­ge For­schung im Osten Sval­bards durch ander­wei­ti­ge Akti­vi­tät in die­sem Gebiet, so wie sie der­zeit statt­fin­det, nicht nega­tiv beein­flusst wird« (Sys­sel­man­nen: Ver­wal­tungs­plan für Ost-Sval­bard, Teil­be­richt For­schung und Aus­bil­dung, nor­we­gisch). Eine greif­ba­re Defi­ni­ti­on für den Begriff »Refe­renz­ge­biet« wird nicht vor­ge­legt, ein Bedarf an sol­chen Gebie­ten wird auch von wis­sen­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen nicht fest­ge­stellt.

Den­noch wird vor­ge­schla­gen, meh­re­re grö­ße­re Teil­ge­bie­te des Ostens von Sval­bard als »Refe­renz­ge­bie­te« aus­zu­wei­sen und voll­stän­dig zu sper­ren. Dem aktu­el­len Vor­schlag zufol­ge sol­len nur noch Wis­sen­schaft­ler mit Arbei­ten in »ver­wal­tungs­re­le­van­ten Berei­chen« Zugang erhal­ten. Die unten­ste­hen­de Kar­te gibt einen Über­blick über die vor­ge­schla­ge­nen Gebie­te.

Auf den Ablauf von Expe­di­ti­ons­schif­frei­sen hät­te eine Sper­run­gen die­ser Gebie­te nur einen recht gerin­gen Ein­fluss. Erwar­tungs­ge­mäß stößt der aktu­el­le Vor­schlag den­noch auf mas­si­ve Kri­tik unter Bewoh­nern und in der Lokal­po­li­tik Lon­gye­ar­by­ens, bei loka­len Rei­se­an­bie­tern und im Wis­sen­schafts­mi­lieu (UNIS):

  • »Es scheint, als wür­den die Behör­den die Leu­te (durch die lan­ge Dau­er des Pro­zes­ses) bewusst ermü­den wol­len. … eine so umfas­sen­de Schlie­ßung … erscheint abso­lut unnot­wen­dig. Im Rah­men des exis­tie­ren­den Regel­werks hat der Sys­sel­man­nen bereits weit­rei­chen­de Mög­lich­kei­ten, Ver­kehr in den Natur­re­ser­va­ten im Osten Sval­bards zu begren­zen.« So Hein­rich Eggen­fell­ner, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Lon­gye­ar­by­en Lokals­ty­re (etwa: Gemein­de­rat) gegen­über der Sval­bard­pos­ten (39/2011). Eggen­fell­ner geht auch davon aus, dass die Arbeits­grup­pe des Sys­sel­man­nen stark durch pra­xis­fer­ne Oslo­er Behör­den beein­flusst wird: »auf mich wirkt es so, als ob der gesam­te Pro­zess vom Ver­wal­tungs­ap­pa­rat im Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tut und im Direk­to­rat für Natur­ver­wal­tung gesteu­ert wird. Die sind nicht mit den For­schern auf einer Linie, daher wirkt das alles ziem­lich absurd.«
  • Kri­ti­siert wird die offen­sicht­lich feh­len­de fach­li­che Begrün­dung sowie dass die mit­un­ter ein­griffs­in­ten­si­ven Fische­rei­ak­ti­vi­tä­ten aus­ge­nom­men sind, wäh­rend Regio­nen für Tou­ris­mus und wei­te Tei­le des For­schungs­be­triebs geschlos­sen wer­den sol­len. In die­ser Rich­tung argu­men­tie­ren etwa Kjell Mork (bis Okto­ber 2011 Vor­sit­zen­der der Lon­gye­ar­by­en Lokals­ty­re) und Tryg­ve Steen (Direk­tor von Spits­ber­gen Tra­vel, dem größ­ten loka­len Rei­se­ver­an­stal­ter in Lon­gye­ar­by­en) in der Sval­bard­pos­ten.
  • Laut Gun­nar Sand, Direk­tor der loka­len Uni­ver­si­tät UNIS, bedroht eine der­ar­ti­ge Rege­lung die „Exis­tenz­grund­la­ge“ von UNIS, die nicht expli­zit das betreibt, was als „ver­wal­tungs­re­le­van­te For­schung“ beschrie­ben wird, son­dern Grund­la­gen­for­schung und Aus­bil­dung. Wei­ter­hin stellt Sand die Kom­pe­tenz des Sys­sel­man­nen infra­ge, ver­schie­de­ne For­schungs­be­rei­che nach Rele­vanz zu unter­schei­den.
  • Der Betrei­ber die­ser Web­sei­te und Ver­fas­ser die­ser Zei­len schließt sich dahin­ge­hend an, dass Gebie­te, zumal grö­ße­re, nicht gesperrt wer­den sol­len, solan­ge hier­für kei­ne Begrün­dung, etwa aus den Berei­chen Umwelt­schutz oder wis­sen­schaft­li­cher Bedarf, vor­liegt.

Der Vor­gang wird wei­ter intern und poli­tisch dis­ku­tiert, mit einer end­gül­ti­gen Ent­schei­dung ist ver­mut­lich nicht vor Herbst 2012 zu rech­nen.

Vor­schlag für soge­nann­te „Refe­renz­ge­bie­te“ im Osten Sval­bards.
Kar­te: Nor­we­gi­sches Polar­in­sti­tut, modi­fi­ziert von Sval­bard­pos­ten.

Referenzgebiete Ostsvalbard

Quel­le: Sys­sel­man­nen, Sval­bard­pos­ten

Pass­kon­trol­le am Flug­ha­fen Lon­gye­ar­by­en

Vie­le Tou­ris­ten wis­sen nicht, dass Spitz­ber­gen (Sval­bard) im Gegen­satz zu Nor­we­gen nicht zum Schen­gen-Ver­trags­ge­biet gehört. Wer also ein Visum braucht, um ins Schen­gen­ge­biet ein­zu­rei­sen, benö­tigt zur Rei­se von Lon­gye­ar­by­en nach Nor­we­gen eigens ein Schen­gen-Visum, auch auf der Rück­rei­se von einer Urlaubs­rei­se. Wer somit vor der Rei­se von zuhau­se aus ein Visum bean­tragt, soll­te gleich 2 Visa bean­tra­gen, um für die Rück­rei­se gerüs­tet zu sein. Not­falls kann auch der Sys­sel­man­nen in Lon­gye­ar­by­en Visa aus­stel­len, dies aller­dings nur zu Büro-Öff­nungs­zei­ten und mit ent­spre­chen­der Bear­bei­tungs­zeit.

Für Rei­sen­de mit Päs­sen aus Schen­gen-Mit­glieds­staa­ten ist natür­lich kein Visum erfor­der­lich. Not­wen­dig für die Rei­se nach oder von Lon­gye­ar­by­en ist hin­ge­gen ein Pass oder Per­so­nal­aus­weis. Nur nor­we­gi­sche Staats­an­ge­hö­ri­ge kön­nen sich auch bei­spiels­wei­se mit einem Füh­rer­schein aus­wei­sen. Nicht-nor­we­gi­schen Staats­bür­gern wur­de in Lon­gye­ar­by­en bereits der Zugang zum Flug­zeug ver­wehrt, da sie kei­nen Pass oder Aus­weis bei sich tru­gen.

Lon­gye­ar­by­en Flug­ha­fen, seit Anfang 2011 mit Pass­kon­trol­le.

Longyearbyen airport

Quel­le: Sval­bard­pos­ten (3611), Sys­sel­man­nen

Eis­bä­ren­alarm­zaun

Beim Zel­ten in Spitz­ber­gen ist es sinn­voll und üblich, das Zelt gegen Eis­bä­ren mit einem Alarm­zaun (nor­we­gisch: Snu­b­le­bluss) zu sichern, an dem Knall­kör­per mit Aus­lö­ser­me­cha­nis­men befes­tigt sind. Die bis­lang zuver­läs­sigs­te Ver­si­on NM4 stamm­te aus nor­we­gi­schen Mili­tär­be­stän­den, ist aber aus recht­li­chen Grün­den nicht mehr erhält­lich und die Bestän­de bald auf­ge­braucht. Die Nach­fol­ge­ver­si­on (M2) wird als nicht sicher und zuver­läs­sig genug betrach­tet. Somit sind der­zeit kaum noch Eis­bä­ren­alarm­zäu­ne in Lon­gye­ar­by­en erhält­lich.

Neben der offen­sicht­li­chen Sicher­heits­lü­cke wird das Pro­blem dadurch ver­schärft, dass eine gesetz­li­che Vor­schrift zum Sichern von Lagern gegen Eis­bä­ren­an­grif­fe mit allen ver­füg­ba­ren Mit­teln in der Dis­kus­si­on ist; eine Arbeits­grup­pe soll klä­ren, was dar­un­ter gege­be­nen­falls zu ver­ste­hen sein wird. Dem Sys­sel­man­nen ist bewusst, dass vor­ge­schrie­be­ne Aus­rüs­tung auf dem Markt erhält­lich sein muss und hat sich ver­mit­telnd ein­ge­schal­tet, bis­lang ist aller­dings in Lon­gye­ar­by­en kei­ne Lösung in Sicht.

Bei dem töd­li­chen Eis­bä­ren­an­griff vom 05. August des ver­gan­ge­nen Som­mers im Tem­pel­fjord trug ein ver­sa­gen­des Alarm­sys­tem zur Kata­stro­phe bei.

In Groß­bri­tan­ni­en ist von Arc­tic Limi­t­ed ein Sys­tem erhält­lich, von dem Spitzbergen.de aller­dings noch kei­ne Test- oder Erfah­rungs­be­rich­te vor­lie­gen.

Eis­bä­ren­warn­zaun vom alten Typ (NM4), fast nicht mehr erhält­lich.

Snublebluss

Quel­le: Sval­bard­pos­ten (3611), Sys­sel­man­nen

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