Dass in Longyearbyen nicht nur legale Drogen konsumiert werden, ist vor Ort ein offenes Geheimnis. Am vergangenen Wochenende hat der Sysselmannen mit Unterstützung der Polizei vom norwegischen Festland in einer großangelegten Aktion neun Personen in Zusammenhang mit Drogenmissbrauch aufgegriffen, zwei davon werden sich auch wegen Drogenhandels verantworten müssen. Alle neun sind Bewohner von Longyearbyen.
Benebelt in der Arktis: nicht immer nur ein reines Naturerlebnis.
In den Fjorden an der Westküste Spitzbergens haben sich im vergangenen Sommer relativ warme, atlantische Wassermassen etabliert, so dass die Aussichten für großflächiges, solides Festeis schlechter sind als etwa im vergangenen Winter. Ursache hierfür ist zumindest teilweise die recht umfangreiche Eisbildung im letzten Winter, die lokal zur Bildung kalter, salzhaltiger und somit dichter Wassermassen geführt hat, die herabsanken und somit einströmendem Atlantikwasser Platz machten. Entscheidend für die Fjordeisbildung sind letztlich die Windverhältnisses.
Fjordeisbildung braucht ruhiges, kaltes Wetter. Hier Eis in Auflösung im Juni, Liefdefjord.
Das norwegische Fischerei- und Küstenministerium hat Pläne, in Spitzbergen teilweise Lotsenpflicht einzuführen. Diese kann für Passagierschiffe ab 70 Metern Länge oder 20 Metern Breite gelten, möglicherweise auch für kleinere, etwa ab 24 Metern Länge. Hintergrund ist, dass im Kreuzfahrttourismus ein „bedeutendes Umweltrisiko“ gesehen wird, etwa im Falle von Ölaustritt bei Havarie.
Bevor ein entsprechendes Gesetz in Kraft treten kann, wird es zunächst eine Hörungsfrist geben.
Schiff auf Grund: immer unerfreulich. Hier das norwegische Schiff ehemalige Küstenwachenschiff Kongsøy vor Smeerenburg auf wohlkartierten Steinen.
Große Spitzbergenpolitik wird in Oslo gemacht und in gewissem Umfang beim Sysselmannen in Longyearbyen, der von der Regierung in Oslo ernannt wird. Longyearbyen Lokalstyre hat eher die Funktion einer Kommunalverwaltung. Bei den Wahlen am 9. und 10. Oktober haben von 1592 Stimmberechtigten immerhin 907 ihre Stimme abgegeben. Von den 5 angetretenen Parteien gewann mit Abstand die Arbeiderpartiet (Sozialisten) mit 43,7 % die meisten Stimmen.
Die politischen Unterschiede zwischen den Parteien in Longyearbyen sind überschaubar. Inhaltlich am stärksten hebt sich die „Konsekvenslista“ ab, deren Hauptforderung die Abschaffung der Lokalstyre ist und deren beiden gewählte Repräsentanten sich als politische „Wachhunde“ verstehen.
Longyearbyen: In 100 Jahren von betriebseigener Werksiedlung hin zur Lokaldemokratie.
Die seit 2007 laufende Diskussion um einen neuen Verwaltungsplan für den Osten Svalbards, einschließlich möglicherweise Schließungen größerer Flächen für die Öffentlichkeit, ist wieder einen Schritt weiter. Eine Arbeitsgruppe des Sysselmannen hat einen Vorschlag vorgelegt, in dem zunächst festgestellt wird, dass »derzeitige oder künftige Forschung im Osten Svalbards durch anderweitige Aktivität in diesem Gebiet, so wie sie derzeit stattfindet, nicht negativ beeinflusst wird« (Sysselmannen: Verwaltungsplan für Ost-Svalbard, Teilbericht Forschung und Ausbildung, norwegisch). Eine greifbare Definition für den Begriff »Referenzgebiet« wird nicht vorgelegt, ein Bedarf an solchen Gebieten wird auch von wissenschaftlichen Institutionen nicht festgestellt.
Dennoch wird vorgeschlagen, mehrere größere Teilgebiete des Ostens von Svalbard als »Referenzgebiete« auszuweisen und vollständig zu sperren. Dem aktuellen Vorschlag zufolge sollen nur noch Wissenschaftler mit Arbeiten in »verwaltungsrelevanten Bereichen« Zugang erhalten. Die untenstehende Karte gibt einen Überblick über die vorgeschlagenen Gebiete.
Auf den Ablauf von Expeditionsschiffreisen hätte eine Sperrungen dieser Gebiete nur einen recht geringen Einfluss. Erwartungsgemäß stößt der aktuelle Vorschlag dennoch auf massive Kritik unter Bewohnern und in der Lokalpolitik Longyearbyens, bei lokalen Reiseanbietern und im Wissenschaftsmilieu (UNIS):
»Es scheint, als würden die Behörden die Leute (durch die lange Dauer des Prozesses) bewusst ermüden wollen. … eine so umfassende Schließung … erscheint absolut unnotwendig. Im Rahmen des existierenden Regelwerks hat der Sysselmannen bereits weitreichende Möglichkeiten, Verkehr in den Naturreservaten im Osten Svalbards zu begrenzen.« So Heinrich Eggenfellner, stellvertretender Vorsitzender der Longyearbyen Lokalstyre (etwa: Gemeinderat) gegenüber der Svalbardposten (39/2011). Eggenfellner geht auch davon aus, dass die Arbeitsgruppe des Sysselmannen stark durch praxisferne Osloer Behörden beeinflusst wird: »auf mich wirkt es so, als ob der gesamte Prozess vom Verwaltungsapparat im Norwegischen Polarinstitut und im Direktorat für Naturverwaltung gesteuert wird. Die sind nicht mit den Forschern auf einer Linie, daher wirkt das alles ziemlich absurd.«
Kritisiert wird die offensichtlich fehlende fachliche Begründung sowie dass die mitunter eingriffsintensiven Fischereiaktivitäten ausgenommen sind, während Regionen für Tourismus und weite Teile des Forschungsbetriebs geschlossen werden sollen. In dieser Richtung argumentieren etwa Kjell Mork (bis Oktober 2011 Vorsitzender der Longyearbyen Lokalstyre) und Trygve Steen (Direktor von Spitsbergen Travel, dem größten lokalen Reiseveranstalter in Longyearbyen) in der Svalbardposten.
Laut Gunnar Sand, Direktor der lokalen Universität UNIS, bedroht eine derartige Regelung die „Existenzgrundlage“ von UNIS, die nicht explizit das betreibt, was als „verwaltungsrelevante Forschung“ beschrieben wird, sondern Grundlagenforschung und Ausbildung. Weiterhin stellt Sand die Kompetenz des Sysselmannen infrage, verschiedene Forschungsbereiche nach Relevanz zu unterscheiden.
Der Betreiber dieser Webseite und Verfasser dieser Zeilen schließt sich dahingehend an, dass Gebiete, zumal größere, nicht gesperrt werden sollen, solange hierfür keine Begründung, etwa aus den Bereichen Umweltschutz oder wissenschaftlicher Bedarf, vorliegt.
Der Vorgang wird weiter intern und politisch diskutiert, mit einer endgültigen Entscheidung ist vermutlich nicht vor Herbst 2012 zu rechnen.
Vorschlag für sogenannte „Referenzgebiete“ im Osten Svalbards.
Karte: Norwegisches Polarinstitut, modifiziert von Svalbardposten.
Viele Touristen wissen nicht, dass Spitzbergen (Svalbard) im Gegensatz zu Norwegen nicht zum Schengen-Vertragsgebiet gehört. Wer also ein Visum braucht, um ins Schengengebiet einzureisen, benötigt zur Reise von Longyearbyen nach Norwegen eigens ein Schengen-Visum, auch auf der Rückreise von einer Urlaubsreise. Wer somit vor der Reise von zuhause aus ein Visum beantragt, sollte gleich 2 Visa beantragen, um für die Rückreise gerüstet zu sein. Notfalls kann auch der Sysselmannen in Longyearbyen Visa ausstellen, dies allerdings nur zu Büro-Öffnungszeiten und mit entsprechender Bearbeitungszeit.
Für Reisende mit Pässen aus Schengen-Mitgliedsstaaten ist natürlich kein Visum erforderlich. Notwendig für die Reise nach oder von Longyearbyen ist hingegen ein Pass oder Personalausweis. Nur norwegische Staatsangehörige können sich auch beispielsweise mit einem Führerschein ausweisen. Nicht-norwegischen Staatsbürgern wurde in Longyearbyen bereits der Zugang zum Flugzeug verwehrt, da sie keinen Pass oder Ausweis bei sich trugen.
Longyearbyen Flughafen, seit Anfang 2011 mit Passkontrolle.
Beim Zelten in Spitzbergen ist es sinnvoll und üblich, das Zelt gegen Eisbären mit einem Alarmzaun (norwegisch: Snublebluss) zu sichern, an dem Knallkörper mit Auslösermechanismen befestigt sind. Die bislang zuverlässigste Version NM4 stammte aus norwegischen Militärbeständen, ist aber aus rechtlichen Gründen nicht mehr erhältlich und die Bestände bald aufgebraucht. Die Nachfolgeversion (M2) wird als nicht sicher und zuverlässig genug betrachtet. Somit sind derzeit kaum noch Eisbärenalarmzäune in Longyearbyen erhältlich.
Neben der offensichtlichen Sicherheitslücke wird das Problem dadurch verschärft, dass eine gesetzliche Vorschrift zum Sichern von Lagern gegen Eisbärenangriffe mit allen verfügbaren Mitteln in der Diskussion ist; eine Arbeitsgruppe soll klären, was darunter gegebenenfalls zu verstehen sein wird. Dem Sysselmannen ist bewusst, dass vorgeschriebene Ausrüstung auf dem Markt erhältlich sein muss und hat sich vermittelnd eingeschaltet, bislang ist allerdings in Longyearbyen keine Lösung in Sicht.
Bei dem tödlichen Eisbärenangriff vom 05. August des vergangenen Sommers im Tempelfjord trug ein versagendes Alarmsystem zur Katastrophe bei.
In Großbritannien ist von Arctic Limited ein System erhältlich, von dem Spitzbergen.de allerdings noch keine Test- oder Erfahrungsberichte vorliegen.
Eisbärenwarnzaun vom alten Typ (NM4), fast nicht mehr erhältlich.