Vor einigen Jahren schon sprach Jonneke van Eijsden mich in Tromsø an, kurz bevor es auf See gehen sollte mit Kurs auf die Bäreninsel und Spitzbergen. Es wäre doch toll, wenn es dieses Buch auch auf holländisch gäbe.
Initiative und Hauptübersetzerin: Jonneke van Eijsden
Initiative und Hauptübersetzung: Jonneke van Eijsden.
Klar, keine Frage, das fand ich auch. Aber schon die norwegische Übersetzung hatte mich mit allen meinen Kapazitäten schon halbwegs an die Grenzen gebracht. Daher war ich nicht unbedingt scharf auf eine neue Großbaustelle in Sachen Übersetzung, und daher lautete meine Antwort etwas reserviert sinngemäß: „klar, kannst du gerne machen“.
Jonneke hat sich hingesetzt und es gemacht. Die ganze Übersetzung, vom Inhaltsverzeichnis am Anfang bis zur Danksagung am Ende.
Unglaublich, oder?
Helfende Freunde
Damit war es natürlich nicht getan. Nicht nur, dass einige Freunde und Spitzbergen-Kollegen ebenfalls teilweise erhebliche Zeit in dieses Projekt steckten und mit am Text arbeiteten, damit daraus ein druckreifes Buch werden konnte. Darunter sind Marion den Bakker, Arjen Drost, Sarah Gerats, Regina Meijndert, Annette Scheepstra, Ronald van Belzen, Tom van Hoof und Ronald Visser. Und Leute wie Hans Beelen, Louis Beyens und Maarten Loonen, alles anerkannte Wissenschaftler auf ihrem jeweiligen Gebiet, halfen mit wichtigem Rat.
Und mein alter Meister Rinie van Meurs hat ein Vorwort geschrieben 🙂
Auch an dieser Stelle, nun öffentlich: ganz vielen, vielen Dank! Ohne Euch würde es dieses Buch nicht geben!
Co-Autorin: Michelle van Dijk
Aber das war es natürlich noch nicht. Die Niederlande haben ja eine lange Geschichte mit Spitzbergen. Das ging schon 1596 mit Willem Barentsz los. Daraus hat sich eine ganz eigene Perspektive entwickelt, die sich am besten aus der Innensicht heraus deuten und beschreiben lässt.
Daher hat dieses Buch nun erstmalig zwei Autoren: neben mir hat Michelle van Dijk als Co-Autorin das Buch mit einer Reihe von Abschnitten bereichert, darunter Willem Barentsz, der Walfang im 17. Jahrhundert, Barentsburg, Rijpsburg und die NeSpiCo, Sjef van Dongen … alles wichtige Kapitel der niederländisch geprägten Geschichte von Spitzbergen. Und natürlich ließ Michelle es sich nicht nehmen, ihre persönliche Leidenschaft einzubringen und das Kapitel über die Pflanzen zu überarbeiten.
Daher ist nicht nur eine Übersetzung des bereits in drei Sprachen vorhandenen Spitzbergen-Reiseführers entstanden, sondern ein neues Buch mit Inhalten, die es in den anderen Versionen nicht gibt. Nicht überraschend, ist dabei auch die mit 656 Seiten dickste Version dieses Buches entstanden.
Hauptautor ist und bleibt Rolf Stange.
Wer einen Draht zur niederländischen Sprache hat (und alle anderen auch), findet das neue Buch hier – viel Freude damit! Es kann ab sofort bestellt werden, der Versand startet baldigst, sobald alles eingetroffen ist, denn die Schlüsselanhänger (siehe unten) sind noch unterwegs.
spitsbergengids.nl
Michelle hat übrigens mit spitsbergengids.nl auch eine eigene, kleine Seite auf niederländisch speziell für dieses Buch geschaffen.
Und ein exklusiv Geschenk aus Longyearbyen für die ersten 100 Besteller
Und: die ersten 100 Besteller (über meinen oder Michelles Webshop) bekommen kostenlos dazu einen speziell und exklusiv hierfür in Longyearbyen hergestellten Schlüsselanhänger, von Wolfang Zach gemacht in genau der Werkstatt, aus der auch die schönen Treibholz-Bilderrahmen und Küchenbrettchen kommen. Die Anhänger bestehen aus zwei Sorten Holz: das dunkle Holz stammt aus Eichenpfosten, die in der Grube 7 zum Abstützen des Hangenden (die „Decke“) verwendet wurden, und der helle Eisbär besteht aus Spitzbergen-Treibholz. Hier haben wir einen Satz von 100 dieser Anhänger, die exklusiv für den Start des holländischen Spitzbergen-Buches hergestellt wurden und in dieser Form auch nur mit den ersten 100 Exemplaren des Buches erhältlich sind!
Diesen schönen, exklusiv in Longyearbyen aus Spitzbergen-Hölzern hergestellten
Schlüsselanhänger bekommen die ersten 100 Besteller dieses Buches dazu 🙂
Eine Seite fürs Wochenende! Den Grønfjord kennt man fast nur durch Barentsburg. Tatsächlich ist das aber eine sehr schöne, interessante Landschaft mit vielen Möglichkeiten für Touren, im Sommer wie im Winter. Hintergründe und Eindrücke gibt es auf der ofenfrisch völlig neu gestalteten Seite über den Grønfjord – schaut mal rein!
Blick vom Grønfjordfjellet südlich von Barentsburg über den inneren Grønfjord.
Eines von vielen Bildern auf der neu gestalteten Seite.
„Im Norden nix Neues“ stimmt natürlich nicht ganz, aber es ist eine Zeit ohne Schlagzeilen aus Spitzbergen, die international Aufmerksamkeit erregen. Immer noch kann man sich in Longyearbyen darüber freuen, dass es lokal bislang keinen positiven Corona-Nachweis gegeben hat. Hurtigruten Svalbard erwägt, den im Firmeneigentum befindlichen Grundbesitz in Longyearbyen an einen „seriösen“ Investor zu verkaufen, um die Hotels und andere Infrastruktur dann langfristig wieder zu mieten. Um diese Art von Geschäftsmodell zu verstehen, muss man wohl etwas anderes als Geographie studiert haben. Beim Sysselmannen werden dieses Jahr 18 Beamte ihre Stellungen verlassen, überwiegend weil sie in ihre langfristigen Positionen auf dem Festland zurückkehren müssen, wenn sie diese nicht verlieren wollen; natürlich ist man bei insgesamt 45 Angestellten über eine so große Fluktuation, die eigentlich niemand will, unglücklich.
Menschen und Eisbären haben es in den letzten Wochen erfolgreich geschafft, sich aus dem Weg zu gehen. Glücklicherweise.
So Sachen halt. Alles natürlich wichtig, nichts wirklich weltbewegend.
Neue Bücher unterwegs, dauert aber noch
Das Corona-Jahr zwingt zu mehr Arbeit am Schreibtisch als an der frischen Luft. Ein neues Buchprojekt hat mittlerweile schon über 300 Seiten Text, ein weiteres hat ebenfalls an Text gewonnen, aber es werden jeweils noch viele Seiten mehr werden müssen, bis eines davon mal auf Papier gedruckt das Licht der Welt erblicken kann.
Alles neu macht der Rolf. Nun, fast alles.
Blick vom Yggdrasilkampen über das Dickson Land
Viele schöne Blicke dieser und anderer Art gibt es auf den neuen und erneuerten Seiten.
Auch fast alles ist übertrieben, aber einiges habe ich tatsächlich neu gemacht. Was vor 10 Jahren gut war, ist mittlerweile teilweise deutlich überarbeitungsbedürftig – daher sind etliche Seiten auf Spitzbergen.de in den letzten Monaten und Wochen deutlich überarbeitet worden, haben mehr und bessere Bilder bekommen, neue Karten, und wo nötig auch neuen beziehungsweise überarbeiteten Text. Darunter sind Seiten über einige schöne Fjorde, die viele LeserInnen von Spitzbergen.de sicher kennen werden, und wer Lust hat, Spitzbergen online zu bereisen, schöne Landschaften im Bild zu sehen, interessante Hintergrundinformationen und ein paar spannende Geschichten zu lesen, wird hier einigen Stoff für verregnete Herbsttage und dunkle Abende finden:
Die Dickson Land-Billefjord-Seite ist weitgehend überarbeitet. Die alte Seite war ja mittlerweile fast schon etwas peinlich.
Natürlich sind auch einige Panoramen-Seiten entstanden, teilweise mit viel Text und vielen hintergründigen Informationen. Sehr schön ist die Seite vom Svenskehuset, mit vielen Details zu einer spannenden Geschichte.
Mit der Brucebyen-Seite habe ich einem schönen Ort ein kleines, digitales Denkmal gesetzt, mit dem ich viele schöne Erinnerunge verknüpfe. Natürlich geht es auf der Seite nicht um meine persönlichen Geschichten, sondern um die Geschichte des Schotten William S. Bruce und seines Scottish Spitsbergen Syndicate.
Was haben wir noch? Ach ja: der Collinsodden am Eingang zum Krossfjord. Da kommt man ja auch nicht jeden Tag vorbei. Hier ist die Gelegenheit für einen kleinen Ausflug dahin.
Der Wigdehlpynten im Woodfjord. Farben, Farben … das ist Christiane Ritters Wüstensand.
… wird fortgesetzt.
Das sollte genug Lesestoff sein für ein Weilchen. Übrigens weiterhin absolut umsonst und ohne die übliche, nervige Online-Werbung, die einen sonst überall im Internet anspringt. Damit verdienen andere Webseiten Geld. Auf Spitzbergen.de mache ich solche klassisch-landeskundlichen und sonstigen Seiten aus Spaß an der Freude und um Spitzbergen für viele zugänglich zu machen. Schaut mal rein, es lohnt sich, ich habe viel Freude damit gehabt und Zeit mit diesen Seiten verbracht, und ich freue mich über Besuch, auch online.
Spitzbergen-Svalbard: der Reiseführer – niederländisch
Der Spitzbergen-Reiseführer ist auf niederländisch übersetzt und gedruckt, bald geht er in den Verkauf 🙂 damit findet nun wieder ein großes Projekt seinen vorläufigen Abschluss. Mehr darüber demnächst.
Und sonst ..?
… gehöre ich zu der überwältigenden Mehrheit derer, die jubeln werden, sobald das Corona-Virus … nun, Geschichte wird wohl es nie werden, aber die aktuelle Krise wird irgendwann Geschichte sein. Hoffentlich rechtzeitig, damit wir 2021 wieder unter Segeln in Spitzbergen unterwegs sein können. Daumen drücken.
Bis dahin gilt es, durchzuhalten. Das ist nicht einfach für jemanden, der von und für Reisen lebt. Wirtschaftlich … also, nicht schön. Weitere Details und Gejammer erspare ich Ihnen und mir. Aber ich erlaube mir den Hinweis, dass der Spitzbergen.de-Webshop durchgehend geöffnet hat und die meisten würden überrascht sein, wie viele tolle Bücher und andere schöne Dinge es dort gibt, die man sich selbst und anderen schenken kann 🙂 (übrigens hat es auch dieses Jahr neue Spitzbergen-Treibholz-Bilderrahmen gegeben, fünf Stück, von denen bereits zwei ein neues Zuhause haben. Dafür werde ich auch bald noch mal separat etwas trommeln, aber wer sich einen sichern will, hat jederzeit die Gelegenheit dazu).
Die Gewerbeaufsicht/Amt für Arbeitsschutz (Arbeitstilsynet) wird mit einer Million Kronen gestärkt.
Die Bergbaugesellschaft Store Norske soll 40 Millionen Kronen bekommen, um die erwarteten Verluste in der Grube 7 auszugleichen, wo neben den allgemein hohen Kosten und Korona auch ein Wassereinbruch während der warmen Tage im Juli zu erhöhten Kosten und Produktionsausfällen führen. Hauptziel ist es, die Versorgung des Kraftwerks in Longyearbyen mit lokaler Kohle zu sichern.
61,1 Millionen gehen in den Ausbau der Lawinensicherung und den Hochwasserschutz; beides – vor allem die Lawinensicherung – sind für Longyearbyen große und wichtige Themen.
Das Svalbardmuseum bekommt 1,5 Millionen Kronen, um „das Museum zu stärken und zu mehr Aktivität anzuregen“, auch vor dem Hintergrund der Koronakrise.
Mehr Geld geht auch an den Sysselmannen, unter anderem zur Einrichtung einer Stelle für einen Juristen.
Longyearbyen hat viele Zukunftsprojekte, die man mit den Millionen aus Oslo angehen kann. Eine neue Stromversorgung, um das alte, teure und klimaschädliche Kohlekraftwerk zu ersetzen, wäre zweifellos sinnvoll, um nur ein Beispiel zu nennen.
Enttäuscht äußerte sich der lokale Tourismusverband Visit Svalbard, der mit 3,15 Millionen Kronen nur 100.000 Kronen mehr erhalten soll als im laufenden Jahr. Visit Svalbard vertritt viele lokale Betriebe, die hart von der Koronakrise getroffen werden.
Ansonsten zeigt die Gemeinde sich insgesamt zufrieden. Unter anderem bekommt Longyearbyen nun die Möglichkeit, Mittel für Klimaschutzprojekte („Klimasats“) zu beantragen. Festlandsgemeinden können das bereits seit 2016. Mit einem hohen C02-Ausstoß pro Kopf ist Longyearbyen bislang alles andere als eine klimafreundliche Stadt. Hier ist noch viel Potenzial, unter anderem mit einer neuen Lösung zum Ersatz für das ohnehin in die Jahre geratene Kohlekraftwerk – ein schon lange diskutiertes, großes Zukunftsthema für Longyearbyen. Aktuell wird eine Lösung auf Wasserstoffbasis diskutiert, ein Energieträger, der aus Nordnorwegen geliefert werden könnte und dem das Potenzial zugesprochen wird, sowohl den C02-Ausstoß als auch die hohen Strompreise erheblich zu senken.
Weniger und dünneres Eis im Winter in den hintersten Armen des Isfjord wie dem Tempelfjord und Billefjord, und von einer soliden Eisdecke im weiten Isfjord selbst wagt man kaum noch zu träumen – das war über Jahre hinweg die ozeanographisch-klimatische Entwicklung in Spitzbergens größtem Fjord, der seinem Namen, „Eisfjord“, kaum noch gerecht wird.
Der Isfjord hat sich in den letzten Jahren hin zu einem subarktischen Fjord entwickelt,
was unter anderem zu häufigeren Walsichtungen führte.
Im Bild ein Blauwal im Isfjord, September 2018.
Vielleicht wendet sich das Blatt derzeit – wenn auch aller Wahrscheinlichkeit nach wohl kaum langfristig, aber immerhin vorübergehend, besser als gar nichts. Darauf deuten ozeanographische Daten aus dem Isfjord hin, die UNIS diesen Sommer gemessen hat. Die Messungen sind Teil einer langfristigen Datenbasis, mit der Forscher die Entwicklung im Isfjord verfolgen. Vorläufige Ergebnisse haben Frank Nilsen, Professor für Ozeanographie bei UNIS in Longyearbyen, und Mitarbeiter jetzt in einem Beitrag in der Svalbardposten veröffentlicht.
Demnach befindet sich nun deutlich weniger mildes, salzreiches Atlantikwasser im Isfjord und die Reste solchen Wassers, die es dort noch gibt, sind in Tiefen unterhalb von 150 Meter verbannt und mischen sich dort mit kaltem Wasser. In vergangenen Jahren hatte das wärmere Atlantikwasser, das mit dem Golfstrom nach Norden kommt und als Westspitzbergenstrom entlang der Westküste Spitzbergens streicht, in den dortigen Fjorden stark an Einfluss gewonnen. Diese hatten in der Folge ihren ozeanographisch-biologisch hocharktischen Charakter weitgehend verloren und sich hin zu subarktischen Fjorden entwickelt. Wichtige Indikatoren hierfür sind die Wassertemperaturen, Salzgehalt und Artenzusammensetzung des Zooplanktons.
In den innersten Buchten, wie hier in der Petuniabukta,
hatte der Isfjord sich seinen hocharktischen Charakter bislang bewahrt.
Die Klimaentwicklung der letzten Jahre hat für diese Entwicklung gesorgt: Tiefdruckgebiete, die nicht mehr wie früher über die Barentssee nach Osten abziehen, sondern zwischen Grönland und Spitzbergen nach Norden ziehen, haben das warme Wasser kraftvoll in die Fjorde gedrückt – ein Effekt, der sich über Jahre hinweg auswirken kann, auch wenn das ursächliche Tiefdruckgebiet schon nach ein paar Tagen verschwunden ist.
Die Witterung dieses Jahres ist hingegen insgesamt eher so, wie man es von früher kennt. Positiv aufgefallen ist bereits, dass es im Winter und Frühjahr kaum Tauwettereinbrüche gegeben hat, die in den Wintern der Jahre davor häufiger und kräftiger geworden sind. Das hat möglicherweise mit atmosphärischen Strömungen zu tun, die eher an die klassisch-arktischen Muster um Spitzbergen erinnern und die aktuell dazu führen, dass das wärmere Atlantikwasser derzeit im Isfjord an Einfluss verloren hat. Auch das starke Schmelzen der Gletscher Spitzbergens während der extrem warmen Sommertage hat möglicherweise dazu beigetragen, dem Oberflächenwasser in den Fjorden kaltes, salzarmes Frischwasser zuzuführen.
Das macht sich auch in der Zusammensetzung des Zooplanktons bemerkbar, das von Ruderfußkrebsen (Copepoda) dominiert wird. In jüngeren Jahren hat sich mehr und mehr die subarktische Art Calanus finmarchicus im Isfjord ausgebreitet, aber aktuell dominiert wieder die hocharktische Art Calanus glacialis.
Derzeit haben auch die zentralen, weitläufigen Bereiche des Isfjord ozeanographisch wieder einen eher hocharktischen Charakter.
Wenn die Entwicklung nicht durch starke Stürme aus der falschen Richtung gestört wird, darf man für den kommenden Winter auf eine schöne Eisdecke zumindest in den Nebenarmen des Isfjord hoffen. Sollte die Entwicklung zumindest eine Weile anhalten, könnten weniger Wale und weniger Fisch wie Dorsch im Isfjord die Folge sein.
Wer aber nun hofft, dass die Klimaänderung in der Arktis damit abgesagt ist, befindet sich leider mit Sicherheit auf dem Holzweg: Wie Nilsen in seinem Beitrag schreibt, handelt es sich dabei nicht um eine stabile Situation, sondern „mehr um ein lokales Aufbäumen einer sich erwärmenden Arktis.“
Der September ist der Monat mit der geringsten Treibeisdecke in der Arktis: Der lange Sommer hat viel Eis schmelzen lassen, und die Kälte des Winters steht erst noch vor der Tür. Insofern ist im September immer mit wenig Eis etwa rund um Spitzbergen zu rechnen.
Wenn man aber die Septemberwerte über einen längeren Zeitraum vergleicht, ergibt sich ein klarer Trend hin zu weniger Eis. Die Treibeisfläche wird seit 1979 beobachtet, und noch nie ist so wenig Eis festgestellt worden wie in diesem September, nach einem Sommer, der Spitzbergen im Juli Rekordtemperaturen gebracht hat und auch in Sibirien und sonstwo mal wieder Wärme brachte, die nicht weit von hitzigen Rekorden entfernt war.
Das norwegische meteorologische Institut teilt in einer Pressemeldung mit, dass die durchschnittliche Temperatur für den September, gemittelt über alle Messstationen in der Arktis, 2,9 Grad über dem langjährigen Mittel lag. Als Referenz dient bei klimatischen Betrachtungen immer ein Zeitraum von 30 Jahren; derzeit dienen die Mittelwerte aus der Zeit von 1961 bis 1990 als Vergleichswert. Wenn ab 2021 die Mittelwerte der Zeit 1991-2020 als neue Vergleichsbasis dienen, werden die Temperaturvergleiche weniger dramatisch erscheinen. Dabei wird es sich aber mitnichten um eine Abschwächung der zu beobachtenden, bereits jetzt dramatischen Erwärmung handeln, sondern um ein statistisches Artefakt.
Signe Aaboe, Forscherin beim norwegischen meteorologischen Institut, hat keine Zweifel, dass auch die aktuellen Rekordwerte von Temperatur und Eis im September dem vom Menschen gemachten Klimawandel geschuldet sind.