Der norwegische Staat will sich die Kontrolle über Spitzbergen sichern – diese Stoßrichtung wird auf einer Reihe politischer Baustellen unmissverständlich deutlich, darunter mögliche Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Öffentlichkeit in Spitzbergen und die bereits erfolgte Einschränkung des lokalen Wahlrechts für Ausländer.
Ein weiteres Feld ist der in Longyearbyen sehr schwierige Wohnungsmarkt. Als nicht finanzstarke Einzelperson ist es kaum noch möglich, bezahlbaren Wohnraum zu finden, und im Gegensatz zu einem Ort anderswo kann man nicht ein paar Dörfer weit raus aufs Land ziehen und mit dem Bus in die Stadt pendeln. Größere Arbeitgeber halten daher Wohnungen für ihre Angestellten vor, um überhaupt Personal zu bekommen.
Wohnungsbau im zentral gelegenen Neubaugebiet Elvesletta in Longyearbyen.
„Größere Arbeitgeber“ sind in Longyearbyen oft direkt oder zumindest indirekt staatlich, darunter Sysselmester, Verwaltung (einschließlich Schule, Kindergärten, Krankenhaus, …), Store Norske (Bergbaugesellschaft), UNIS etc. Teilweise besitzen sie selbst Wohnungen, teilweise sind Wohnungen im Besitz von Statsbygg, einer Behörde für Immobilienbau und -verwaltung. Statsbygg besitzt und verwaltet Wohnungen für die Angestellten des Staates und seiner Betriebe.
Statsbygg besitzt in Longyearbyen bereits eine größere Zahl von Wohnungen. Diese Zahl soll nun noch kräftig wachsen: Während der Kommunalwahl vergangene Woche schrieb Svalbardposten, dass Statsbygg für 173 Millionen Kronen (derzeit rund 15 Millionen Euro) Wohnungen kaufen wird. Das betrifft den gesamten, im Bau befindlichen Block Elvesletta 2 und 3 mit insgesamt 27 Wohneinheiten.
Im Gegenzug wird die entsprechende Anzahl Wohnungen, die Statsbygg derzeit von Store Norske mietet, wieder frei. Im Gegensatz zu Statsbygg kann Store Norske Wohnungen auch auf dem freien Wohnungsmarkt anbieten, so dass Privatpersonen zum Zug kommen können. Allerdings gehört auch Store Norske der Regierung, die als Eigner somit kontrollieren kann, wer in Longyearbyen wohnen darf und wer nicht.
Besuchern, die nach Longyearbyen kommen, fallen die großen Baustellen sofort auf, und so entsteht der Eindruck, dass Longyearbyen kräftig wächst. Das ist aber nicht der Fall, denn seit der katastrophalen Lawine von 2015 sind über 100 Wohnungen verloren gegangen, was im Ortsbild natürlich nicht unmittelbar ins Auge fällt.
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