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Monats-Archiv: Mai 2009 − Nachrichten


Schiffs­un­glück bei Bjørnøya

Der Kapi­tän des am 11. Mai bei der Bjørnøya auf Grund gelau­fe­nen rus­si­schen Kühl­schif­fes Petro­za­vodsk hat­te zur Zeit des Unglü­ckes min­des­tens 1,7 Pro­mil­le Alko­hol im Blut, der Steu­er­mann, der zur Unglücks­zeit das Ruder führ­te und dabei ein­ge­schla­fen war, min­des­tens 0,3 Pro­mil­le. Das haben Unter­su­chun­gen im Rah­men der poli­zei­li­chen Nach­for­schun­gen erge­ben. Bei­de sind in Nor­we­gen in Haft und war­ten auf ihren Pro­zess.

Zunächst war Die­sel aus­ge­tre­ten, seit dem 12. Mai wur­den jedoch kei­ne Ver­un­rei­ni­gun­gen beim Wrack oder sonst­wo bei der Insel fest­ge­stellt. Meh­re­re tote Vögel wur­den auf­ge­fun­den, die­se waren jedoch nicht von Die­sel oder Öl ver­un­rei­nigt und sind mög­li­cher­wei­se an natür­li­chen Ursa­chen gestor­ben, Ergeb­nis­se hier­zu lie­gen noch nicht vor. In unmit­tel­ba­rer Nähe brü­ten über 100.000 Lum­men. Es sieht der­zeit danach aus, als habe rei­nes Glück eine gro­ße Umwelt­ka­ta­stro­phe ver­hin­dert, aber für end­gül­ti­ge Ent­war­nung ist es noch zu früh: An Bord kann sich noch Öl befin­den.

Der Sys­sel­man­nen hat ein Ver­bot erlas­sen, sich dem Wrack auf weni­ger als 250 Meter zu nähern. Schif­fe, die län­ger als 40 Fuß (12,2 Meter) sind, dür­fen die 1-Mei­len-Schutz­zo­ne um die Vogel­fel­sen am Süd­ende der Insel ohne­hin nicht befah­ren.

Kaum zu glau­ben, oder? Das Wrack der Petro­za­vodsk. Foto © Kyst­ver­ket

Quel­le: Kyst­ver­ket, Sys­sel­man­nen, Sval­bard­pos­ten

Aus­t­fon­na und Ves­t­fon­na von Kli­ma­än­de­rung wenig beein­flusst

Die Eis­kap­pen Ves­t­fon­na und Austfonna/Vegafonna bede­cken mit 2450 bezie­hungs­wei­se 8450 km2 den größ­ten Teil des Nord­aus­t­land, der zweit­größ­ten Insel im Nord­os­ten Sval­bards. Bei­de Eis­kap­pen wur­den in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit, wäh­rend des kürz­lich zu Ende gegan­ge­nen inter­na­tio­na­len Polar­jah­res, inten­siv von Gla­zio­lo­gen unter­sucht. Eines der vor­läu­fi­gen Ergeb­nis­se lau­tet, dass bei­de Eis­kap­pen der­zeit anschei­nend sta­bil und von der Kli­ma­än­de­rung nicht beein­flusst zu sein schei­nen.

Klei­ne­re Glet­scher Spitz­ber­gens hin­ge­gen sind in den letz­ten Jahr­zehn­ten deut­lich geschrumpft; ein Trend, der sich der­zeit zu beschleu­ni­gen scheint.

Die Abbruch­kan­te der Eis­kap­pe Aus­t­fon­na an der Süd­küs­te des Nord­aus­t­land.

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Rus­si­sches Schiff bei Bjørnøya auf Grund

Das rus­si­sche Kühl­schiff Petro­za­vodsk ist am 11. Mai an der Süd­spit­ze der Bären­in­sel (Bjørnøya) auf Grund gelau­fen. Das Meer im Umkreis einer See­mei­le von der Süd­küs­te der Insel darf vom 01. April bis 01. August nicht mit Schif­fen über 40 Fuß (12,2 m) befah­ren wer­den, da sich auf den Küs­ten­klip­pen eini­ge der größ­ten See­vo­gel­ko­lo­nien des Nord­at­lan­tiks befin­den; die Zahl brü­ten­der Dick­schna­bel- und Trot­tel­lu­men geht in die Hun­dert­tau­sen­de, und der Beginn der Brut­sai­son steht der­zeit unmit­tel­bar bevor. Die Petro­za­vodsk liegt direkt unter­halb der stein­schlag­ge­fähr­de­ten Klip­pen, was eine Ber­gung schwie­rig oder even­tu­ell sogar unmög­lich macht. Das Schiff, das im Zusam­men­hang mit der rus­si­schen Fische­rei­flot­te in der Regi­on war, ist beschä­digt und ver­liert anschei­nend Öl unbe­kann­ten Typs, ver­mut­lich Schwer­öl, von dem etwa 53 Ton­nen an Bord sein sol­len.

Kapi­tän und ers­ter Offi­zier wur­den in Lon­gye­ar­by­en vom Sys­sel­man­nen ver­nom­men und wer­den in Nor­we­gen vor Gericht gestellt. Bei­de hat­ten Alko­hol im Blut. Zur Zeit des Unglücks war der ers­te Offi­zier auf Wache, er scheint zur frag­li­chen Zeit geschla­fen zu haben (wirk­lich!).

Die Süd­spit­ze der Bjørnøya.
Um die Ecke liegt der­zeit ein rus­si­sches Wrack und ver­liert Öl.

Quel­le: Sys­sel­man­nen

Ers­tes Ölfeld in Barents-See

Die nor­we­gi­sche Regie­rung hat Anfang Mai die Geneh­mi­gung zur Aus­beu­tung von geschätz­ten 174 Mil­lio­nen Fass Öl im Feld »Goli­at« in der Barents­see, nörd­lich von Ham­mer­fest, erteilt. Goli­at soll 2013 unter stren­gen Umwelt­schutz­be­din­gun­gen in Betrieb gehen und wird dann das ers­te nor­we­gi­sche Ölfeld in der ark­ti­schen Barents-See sein; das bereits betrie­be­ne Feld »Snøh­vit« ist ein rei­nes Gas­feld.

Fos­si­le Brenn­stof­fe: nach nor­we­gi­scher Vor­stel­lung eine ark­ti­sche Zukunfts­tech­no­lo­gie
(hier, zuge­ge­be­ner­ma­ßen etwas pole­misch, das Koh­le­kraft­werk in Barents­burg)

Quel­le: Nor­we­gi­sche Regie­rung Pres­se­mit­tei­lung

Neue Spitz­ber­gen-Zei­tung

Oft wur­de gesagt, dass die Lokal­pos­til­le »Sval­bard­pos­ten« Kon­kur­renz braucht, jetzt hat es end­lich einer gemacht: Der ame­ri­ka­ni­sche Jour­na­list Mark Sab­ba­ti­ni, der­zeit in Lon­gye­ar­by­en ansäs­sig, ver­öf­fent­licht »Ice­peo­p­le – The world’s nor­t­hern­most alter­na­ti­ve news­pa­per«, im Inter­net (hier). Viel Erfolg!

Logo der Eis­men­schen-Zei­tung (© ice­peo­p­le)

Quel­le: Ice­peo­p­le

Rus­sen ver­ur­teilt für ille­ga­le Heli­ko­pt­er­ein­sät­ze

Im April fäll­te das Gericht (»Nord-Norsk Tin­g­rett«) sein Urteil: Die rus­si­sche Heli­ko­pter­fir­ma Spark Plus muss 50.000 nor­we­gi­sche Kro­nen Stra­fe zah­len (knapp 5.400 Euro). Spark Plus sieht hin­ge­gen eine Ver­let­zung des Arti­kels 3 des Spitz­ber­gen­ver­tra­ges, der Gleich­be­hand­lung unge­ach­tet der Natio­na­li­tät for­dert, und wird mög­li­cher­wei­se in Beru­fung gehen.

Auf den nor­we­gisch-rus­si­schen Rechts­streit über mög­li­cher­wei­se ille­ga­le Hub­schrau­ber­ein­sät­ze wur­de auf die­ser Sei­te bereits hin­ge­wie­sen. Sie­he Arti­kel: Rus­si­sche Heli­ko­pter­fir­ma vor nor­we­gi­schem Gericht und Kom­mer­zi­el­le rus­si­sche Hub­schrau­ber­flü­ge und der Spitz­ber­gen­ver­trag

Nor­we­gi­sche Geset­ze gel­ten auch in und für Barents­burg.

Straßenschild in Barentsburg

Quel­le: Sval­bard­pos­ten (16/2009)

Koh­le­berg­bau in der Ark­tis auf dem Weg in die Zukunft

Bjørn Arne­stad, Direk­tor der nor­we­gi­schen Berg­bau­ge­sell­schaft »Store Nor­ske Spits­ber­gen Kull­kom­pa­ni« (SNSK), hat sich zur Zukunft sei­ner Fir­ma und zum kürz­lich ver­öf­fent­lich­ten Sval­bard-Stra­te­gie­pa­pier der Regie­rung geäu­ßert. Abbau­ba­re Koh­le­re­ser­ven − teil­wei­se noch nicht erschlos­sen − gibt es bis 2023, dar­über hin­aus ist der Fahr­plan für die SNSK noch unklar. Schiff­fahrt über den dann wahr­schein­lich eis­frei­en Ark­ti­schen Oze­an könn­te laut Arne­stad ein neu­es Geschäfts­feld wer­den. Zum Stra­te­gie­pa­pier mein­te Arne­stad, er sei sehr zufrie­den mit den Vor­stel­lun­gen der nor­we­gi­schen Regie­rung hin­sicht­lich der wei­te­ren Ent­wick­lung des Koh­le­berg­baus in Spitz­ber­gen und der Text wäre, als hät­te die SNSK ihn selbst geschrie­ben.

Der Gedan­ke, dass Koh­le­berg­bau und Kli­ma­schutz etwas mit­ein­an­der zu tun haben könn­ten, konn­te die Ent­schei­dung der Regie­rung offen­sicht­lich nicht beein­flus­sen, obwohl höchs­te Umwelt­stan­dards offi­zi­ell der Maß­stab für sämt­li­che Akti­vi­tä­ten sein sol­len und Kli­ma­än­de­rung als bei wei­tem größ­te Bedro­hung für die ark­ti­sche Umwelt erkannt wor­den ist.

Dass die SNSK mit dem Gedan­ken spielt, durch Schiff­fahrt über ein künf­tig teil­wei­se eis­frei­es Polar­meer öko­no­misch vom Treib­haus­ef­fekt zu pro­fi­tie­ren, wirkt in die­sem Licht schon zumin­dest iro­nisch.

Koh­le­berg­bau: Zukunfts­wei­sen­de Nut­zung der Ark­tis?
(Gru­be 7 bei Lon­gye­ar­by­en)

Grube 7 bei Longyearbyen

Quel­le: Sval­bard­pos­ten (16/2009)

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