Der Kapitän des am 11. Mai bei der Bjørnøya auf Grund gelaufenen russischen Kühlschiffes Petrozavodsk hatte zur Zeit des Unglückes mindestens 1,7 Promille Alkohol im Blut, der Steuermann, der zur Unglückszeit das Ruder führte und dabei eingeschlafen war, mindestens 0,3 Promille. Das haben Untersuchungen im Rahmen der polizeilichen Nachforschungen ergeben. Beide sind in Norwegen in Haft und warten auf ihren Prozess.
Zunächst war Diesel ausgetreten, seit dem 12. Mai wurden jedoch keine Verunreinigungen beim Wrack oder sonstwo bei der Insel festgestellt. Mehrere tote Vögel wurden aufgefunden, diese waren jedoch nicht von Diesel oder Öl verunreinigt und sind möglicherweise an natürlichen Ursachen gestorben, Ergebnisse hierzu liegen noch nicht vor. In unmittelbarer Nähe brüten über 100.000 Lummen. Es sieht derzeit danach aus, als habe reines Glück eine große Umweltkatastrophe verhindert, aber für endgültige Entwarnung ist es noch zu früh: An Bord kann sich noch Öl befinden.
Der Sysselmannen hat ein Verbot erlassen, sich dem Wrack auf weniger als 250 Meter zu nähern. Schiffe, die länger als 40 Fuß (12,2 Meter) sind, dürfen die 1-Meilen-Schutzzone um die Vogelfelsen am Südende der Insel ohnehin nicht befahren.
Die Eiskappen Vestfonna und Austfonna/Vegafonna bedecken mit 2450 beziehungsweise 8450 km2 den größten Teil des Nordaustland, der zweitgrößten Insel im Nordosten Svalbards. Beide Eiskappen wurden in jüngerer Vergangenheit, während des kürzlich zu Ende gegangenen internationalen Polarjahres, intensiv von Glaziologen untersucht. Eines der vorläufigen Ergebnisse lautet, dass beide Eiskappen derzeit anscheinend stabil und von der Klimaänderung nicht beeinflusst zu sein scheinen.
Kleinere Gletscher Spitzbergens hingegen sind in den letzten Jahrzehnten deutlich geschrumpft; ein Trend, der sich derzeit zu beschleunigen scheint.
Die Abbruchkante der Eiskappe Austfonna an der Südküste des Nordaustland.
Das russische Kühlschiff Petrozavodsk ist am 11. Mai an der Südspitze der Bäreninsel (Bjørnøya) auf Grund gelaufen. Das Meer im Umkreis einer Seemeile von der Südküste der Insel darf vom 01. April bis 01. August nicht mit Schiffen über 40 Fuß (12,2 m) befahren werden, da sich auf den Küstenklippen einige der größten Seevogelkolonien des Nordatlantiks befinden; die Zahl brütender Dickschnabel- und Trottellumen geht in die Hunderttausende, und der Beginn der Brutsaison steht derzeit unmittelbar bevor. Die Petrozavodsk liegt direkt unterhalb der steinschlaggefährdeten Klippen, was eine Bergung schwierig oder eventuell sogar unmöglich macht. Das Schiff, das im Zusammenhang mit der russischen Fischereiflotte in der Region war, ist beschädigt und verliert anscheinend Öl unbekannten Typs, vermutlich Schweröl, von dem etwa 53 Tonnen an Bord sein sollen.
Kapitän und erster Offizier wurden in Longyearbyen vom Sysselmannen vernommen und werden in Norwegen vor Gericht gestellt. Beide hatten Alkohol im Blut. Zur Zeit des Unglücks war der erste Offizier auf Wache, er scheint zur fraglichen Zeit geschlafen zu haben (wirklich!).
Die Südspitze der Bjørnøya. Um die Ecke liegt derzeit ein russisches Wrack und verliert Öl.
Die norwegische Regierung hat Anfang Mai die Genehmigung zur Ausbeutung von geschätzten 174 Millionen Fass Öl im Feld »Goliat« in der Barentssee, nördlich von Hammerfest, erteilt. Goliat soll 2013 unter strengen Umweltschutzbedingungen in Betrieb gehen und wird dann das erste norwegische Ölfeld in der arktischen Barents-See sein; das bereits betriebene Feld »Snøhvit« ist ein reines Gasfeld.
Fossile Brennstoffe: nach norwegischer Vorstellung eine arktische Zukunftstechnologie
(hier, zugegebenermaßen etwas polemisch, das Kohlekraftwerk in Barentsburg)
Oft wurde gesagt, dass die Lokalpostille »Svalbardposten« Konkurrenz braucht, jetzt hat es endlich einer gemacht: Der amerikanische Journalist Mark Sabbatini, derzeit in Longyearbyen ansässig, veröffentlicht »Icepeople – The world’s northernmost alternative newspaper«, im Internet (hier). Viel Erfolg!
Im April fällte das Gericht (»Nord-Norsk Tingrett«) sein Urteil: Die russische Helikopterfirma Spark Plus muss 50.000 norwegische Kronen Strafe zahlen (knapp 5.400 Euro). Spark Plus sieht hingegen eine Verletzung des Artikels 3 des Spitzbergenvertrages, der Gleichbehandlung ungeachtet der Nationalität fordert, und wird möglicherweise in Berufung gehen.
Bjørn Arnestad, Direktor der norwegischen Bergbaugesellschaft »Store Norske Spitsbergen Kullkompani« (SNSK), hat sich zur Zukunft seiner Firma und zum kürzlich veröffentlichten Svalbard-Strategiepapier der Regierung geäußert. Abbaubare Kohlereserven − teilweise noch nicht erschlossen − gibt es bis 2023, darüber hinaus ist der Fahrplan für die SNSK noch unklar. Schifffahrt über den dann wahrscheinlich eisfreien Arktischen Ozean könnte laut Arnestad ein neues Geschäftsfeld werden. Zum Strategiepapier meinte Arnestad, er sei sehr zufrieden mit den Vorstellungen der norwegischen Regierung hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Kohlebergbaus in Spitzbergen und der Text wäre, als hätte die SNSK ihn selbst geschrieben.
Der Gedanke, dass Kohlebergbau und Klimaschutz etwas miteinander zu tun haben könnten, konnte die Entscheidung der Regierung offensichtlich nicht beeinflussen, obwohl höchste Umweltstandards offiziell der Maßstab für sämtliche Aktivitäten sein sollen und Klimaänderung als bei weitem größte Bedrohung für die arktische Umwelt erkannt worden ist.
Dass die SNSK mit dem Gedanken spielt, durch Schifffahrt über ein künftig teilweise eisfreies Polarmeer ökonomisch vom Treibhauseffekt zu profitieren, wirkt in diesem Licht schon zumindest ironisch.
Kohlebergbau: Zukunftsweisende Nutzung der Arktis?
(Grube 7 bei Longyearbyen)