Gestiegene Schneefallmengen führen zu einer stark erhöhten Lawinengefahr überall auf geneigtem Gelände in Spitzbergen. Während die Motorschlittensaison derzeit in vollem Gang ist, müssen die Rettungsmannschaften des Sysselmannen regelmäßig ausrücken, um potentielle Lawinenopfer zu bergen. Für eine Person kam im März jegliche Hilfe zu spät: Ein Einwohner Longyearbyens konnte nur noch tot aus den Schneemassen geborgen werden. Bei einer Reihe anderer Vorfälle kamen andere Scooterfahrer mit dem Schrecken davon, aber es wird zu großer Vorsicht aufgerufen.
Die Lawinengefahr ist deutlich größer, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Ursache hierfür sind gestiegene Schneefallmengen durch veränderte Witterungsmuster.
Schön, aber mit Vorsicht zu genießen: Winter auf Spitzbergen
Die Sonne ist bereits seit etwa 20. Februar mittags wieder über dem Horizont, aber wegen der Berge lässt sie sich erst am 08. März zum ersten Mal wieder in Longyearbyen blicken. Dieses Ereignis ist Anlass zur traditionellen Sonnenfestwoche in Longyearbyen: Bis zum 14. März gibt es tägliche Veranstaltungen, vom Gottesdienst zu Beginn über diverse Vorträge bis hin zu diversen Konzerten am kommenden Wochenende.
Die ersten und die letzten Sonnenstrahlen des Jahres sind in der Arktis ein Ereignis.
Die Einführung fremder Tier- oder Pflanzenarten zu abgelegenen Inseln hat schon in vielen Gegenden verheerende ökologische Schäden angerichtet. Gefährliche Einwanderer wie Krabben und Muscheln können sich über das Ballastwasser von Frachtschiffen ausbreiten. Der Sysselmannen schlägt daher vor, dass die Häfen Spitzbergens Reinigungsanlagen bekommen sollen, deren Benutzung obligatorisch ist.
Die größten Mengen Ballastwasser werden im Van Mijenfjord bei der Kohlebergbausiedlung Sveagruva ausgetauscht. Laut Angaben der Reederei tauschen die Schiffe aber auf der gesamten Überfahrt kontinuierlich Ballastwasser mit Seewasser aus, damit das eingeführte Wasser möglichst lokaler Herkunft ist.
Kohlefrachter im Bellsund. Vielleicht mit blinden Passagieren im Tank?
Wer auf Spitzbergen unterwegs sein will, braucht für den Notfall unbedingt eine eisbärentaugliche Waffe. Diese konnte man sich bislang in Longyearbyen erstaunlich unkompliziert kommerziell leihen. Damit hat es vorerst ein Ende: Der Sysselmannen hat diesen Verleih mit sofortiger Wirkung untersagt mit der Begründung, dass die gesetzliche Grundlage nicht gegeben sei, was bislang anscheinend niemandem aufgefallen ist. Man bemüht sich um eine Lösung, die zumindest autorisierten Waffenhändlern den Verleih an Inhaber von Waffenbesitzkarten erlauben würde.
Das Ende des Verleihs würde die Möglichkeiten für Individualtouristen deutlich einschränken.
Ohne Waffe läuft in Spitzbergen unterwegs gar nichts.
Strenger Schutz oder nachhaltiger Tourismus? Über den laufenden Prozess, touristischen und wissenschaftlichen Verkehr im Osten Svalbards zu regeln, wurde auf diesen Seiten schon mehrfach berichtet. Der Sysselmannen hat nun seine Stellungnahme dazu veröffentlicht, die den weiteren Gesetzgebungsvorgang mit großer Wahrscheinlichkeit wesentlich prägen wird. Demnach empfiehlt er die Einrichtung von einem oder zwei größeren Gebieten, in denen jeglicher Verkehr verboten ist, ähnlich wie das Gebiet in Kong Karls Land.
Entgegen der ursprünglichen Absicht lautet die Empfehlung jedoch nicht mehr, (organisierten) Tourismus im Osten auf wenige Stellen zu beschränken und den überwiegenden Teil der Fläche praktisch komplett zu sperren. Grund für diese Änderung ist die »dünne fachliche Begündung« sowie die ggf. zu erwartenden Konflikte.
Der ursprüngliche Vorschlag stieß weitgehend auf Unverständnis und wurde von verschiedenen Seiten stark kritisiert. Die endgültige Entscheidung wird von der Regierung in Oslo getroffen.
Tauziehen um den Osten. Der ursprüngliche Vorschlag sah vor, sämtliche rot markierten Gebiete für die Öffentlichkeit weitgehend zu sperren; er scheint nun vom Tisch zu sein. (Für größere Version auf Karte klicken).
Zwischen 1995 und 2004 haben die Gehalte von PCBs und Insektenschutzmitteln bei Ringelrobben in Spitzbergen um 50 bis 80 % abgenommen. Ringelrobben sind die Hauptnahrung von Eisbären und stehen in Grönland und Kanada oft auch auf dem menschlichen Speiseplan.
Umweltgifte, vor allem PCBs, Insektenschutzmittel und bromierte Flammschutzmittel, haben sich in der jüngeren Vergangenheit in der arktischen Nahrungskette so stark angereichert, dass sie eine massive Umweltbedrohung darstellen. Vor allem bei Tieren, die hoch in der Nahrungskette stehen (etwa Eismöwen, Elfenbeinmöwen, Eisbären), können die Konzentrationen der langlebigen Substanzen toxische Konzentrationen erreichen.
Der Rückgang dieser Umweltgifte im Körper der Ringelrobbe ist ein erfreuliches Beispiel dafür, dass Maßnahmen der Gesetzgeber (vor allem in Europa) greifen können, denn er wird auf Verbote der entsprechenden Stoffe zurückgeführt. Die Herausforderung für die Zukunft besteht in entsprechenden Reaktionen auf die Erfindung neuer, ähnlich problematischer Ersatzstoffe durch die chemische Industrie, sowie darin, derartige Maßnahmen möglichst weltweit einzuführen. Die meisten westlichen Staaten haben sich dazu verpflichtet, es fehlen aber noch wichtige Staaten wie die USA.
Eisbär und Elfenbeinmöwe beim Mittagessen. Unerwünschte Zusatzstoffe sind wahrscheinlich.
Die Empfangsstation SvalSat auf dem Platåberg bei Longyearbyen gibt es seit 1996/97. Ihre polnahe Lage bei gleichzeitig vorhandener, guter Infrastruktur macht sie zu einem zentralen Baustein zum Empfang von Daten von Satelliten in Polumlaufbahn. Mittlerweile stehen 16 kleinere und größere Antennen auf dem Gelände. Im Mai 2009 wird der Bau weiterer Antennen beginnen, insgesamt werden es in ein paar Jahren über 20 sein. Hintergrund ist der Aufbau des europäischen satellitenbasierten Navigationssystems »Galileo«, das Pendant zum amerikanischen GPS. Auf der Südhalbkugel wird die norwegische Antarktis-Station »Troll« die entsprechende Rolle übernehmen.
Die SvalSat-Anlage auf dem Platåberg bei Longyearbyen (Foto: Michelle van Dijk).
Im inneren Wijdefjord wurde beobachtet, wie ein Eisbär ein Rentier schlägt − bislang wurde davon ausgegangen, dass Eisbären sich höchstens über tote oder zumindest kranke bzw. verletzte Rentiere hermachen, dass ein gesundes, ausgewachsenes Rentier aber zu beweglich und schnell als Jagdbeute ist. Nun stellt sich die Frage, ob das beobachtete Verhalten Seltenheitswert hat oder ob es vielleicht einfach nur selten gesehen wird. Sollte sich zeigen, dass Eisbären wider der traditionellen Annahme durchaus in der Lage sind, Rentiere zu erbeuten, würde das im Falle eines dramatischen Treibeisverlustes bei fortschreitendem Klimawandel eine Bereicherung des Speiseplans sein, die für die Eisbären vielleicht noch sehr nützlich werden wird.
Eisbär an Land: kaut lieber Rentiere als Kieselsteine.
Quelle: Tommy Sandal (Austfjordnes/Wijdefjord), veröffentlicht in Svalbardposten
Der Jahreswechsel in Spitzbergen verlief ruhig und kalt. Trotz eines Verbotes von bestimmten Silvesterraketen gab es Feuerwerk in Longyearbyen bei Temperaturen unterhalb von -20°C, während das Treibeis den Osten der Inselgruppe mittlerweile fest im Griff hat. Im Norden hält das angewärmte Wasser des Golfstroms das Treibeis in Küstennähe derzeit noch recht offen − mal sehen, wie sich das bis zum Saisonbeginn im Juni entwickelt. Ein Treibeisfeld im Adventfjord hat das Segelschiff Noorderlicht jedenfalls vorübergehend im Griff, bevor es seinen Stammplatz im Tempelfjord einnehmen konnte, wo es seit einigen Jahren das Frühjahr im Eis eingefroren verbringt.
Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen
vom Polarlicht bis zur Mitternachtssonne. Ein erzählend-informativer, üppig illustrierter Bildband, thematisch und geographisch rund um die schönen Inseln im Norden.