(4./5. April 2015) Nach einem ruhigen Start in den April wird es Zeit, sich zu Ostern lokaler Tradition entsprechend wieder auf Tour zu machen. Alles, was mobil ist und vielleicht sogar Zugang zu einer der jetzt heißbegehrten Hütten hat, entflieht ja an diesem langen Wochenende der Zivilisation, und da reihe ich mich gerne ein. Wobei es gar nicht weit weg und sehr abenteuerlich sein muss. Das gehört ja zu den schönen Seiten von Longyearbyen: Man muss nicht weit weg, die arktische Wildnis beginnt gleich hinter dem letzten Haus.
Das Bjørndalen ist für manche so etwas wie ein erweiterter Stadtpark. Man kommt schnell und bequem mit Auto oder Motorschlitten hin, an der Isfjord-Küste stehen dort so einige Freizeithütten von Svalbardianern. Dort verbringe ich das Wochenende, und zwar mit allem drum und dran. Wunderbare Ausblicke über den Fjord, leckeres Essen in gemütlicher Runde, und Kleinigkeiten werden gesucht von denen, die noch an den Osterhasen glauben, und versteckt von denen, die es an dieser Stelle wirklich mal besser wissen.
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Tatsächlich aber gibt es hier Eisfüchse und Schneehühner (jetzt hätte ich doch beinahe Schneehasen geschrieben). Hier muss ich noch mal in Ruhe hin.
Das moderne Leben in der Arktis ist ressourcenaufwändig. Lebensmittel werden von weither importiert, was viel Treibstoff verbraucht. Mitteleuropäer fallen bei den im hohen Norden üblichen Preisen schon mal aus den Stiefeln, und was frisch sein soll, ist es auch nicht unbedingt immer.
Lebensmittelreste werden dagegen geschreddert und gehen mit dem Abwasser direkt in den Fjord. Insgesamt ein gewaltige Verschwendung. Eine andere Lösung wäre sowohl ökologisch als auch ökonomisch hochgradig sinnvoll.
Bei Lebensmitteln aus lokaler Herkunft denkt man in der Arktis zunächst an Rentiersteaks, was offensichtlich nicht die Lösung ist. Pflanzliche Produktion? Fehlanzeige. Da waren die russischen Siedlungen Pyramiden und Barentsburg, in denen es Gewächshäuser und Ställe gab, früher schon weiter.
Aber kreative Köpfe arbeiten an innovativen Lösungen, um lokal Gemüse zu ziehen, frisch und umweltfreundlich. Ein start up project namens Polar Permaculture Solutions entwickelt in Longyearbyen Techniken, die es ermöglichen, in hocharktischen Permafrostgebieten in Gewächshäusern zu produzieren, ohne exorbitant Energie oder Wasser zu verbrauchen. Erste Versuche sind erfolgreich: Es wurden schon Petersilie, Kürbis, Babymais, Salat, Paprika und Tomaten gezüchtet. Dabei werden aus Essensresten mit biologischen Techniken (hört sich besser an als Würmer, aber darum geht es) Boden und Dünger produziert.
Frisch, lecker, lokal und umweltfreundlich produziert – man darf gespannt sein!
Frisches Gemüse aus lokalem Anbau in Longyearbyen: bislang Zukunftsmusik, künftig vielleicht umweltfreundliche und ökonomisch sinnvolle Realität.
In der laufenden Wintersaison 2014/2015 hat sich das Meereis in der Arktis weitaus weniger stark ausgedehnt, als dies bislang üblich war.
Wie das amerikanische National Snow and Ice Data Center an der Universität von Colorado berichtet, hatte das Eis seine maximale Ausdehnung in diesem Winter aller Wahrscheinlichkeit nach bereits am 25. Februar erreicht. Dies ist 15 Tage früher, als im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010, die als Referenzzeitraum dienen.
Entscheidender ist allerdings, dass die Ausdehnung des Meereises bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr weit fortgeschritten war. In der Tat war seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen die maximale Ausdehnung des arktischen Meereises noch nie so gering wie in diesem Winter. Die gesamte Fläche betrug am 25. Februar 14,54 Mio. km². Das sind 1,1 Mio. km² weniger, als im langjährigen Durchschnitt und 130.000 km² weniger, als beim bisherigen Negativrekord von 2011. Betroffen waren alle Gebiete abgesehen von der Labradorsee und der Davisstraße zwischen Grönland und Kanada. Besonders wenig Eis gab es auf der Pazifikseite der Arktis und in der Barentssee westlich von Nowaja Semlja und südwestlich von Spitzbergen.
Nach dem niedrigen Maximum am 25. Februar ging das Meereis zunächst (mit regionalen Abweichungen) deutlich zurück und dehnte sich dann in der zweiten Märzhälfte wieder etwas aus. Ein neues Maximum konnte jedoch nicht mehr erreicht werden. Aktuell ist das Eis, der Jahreszeit entsprechend, wieder auf dem Rückmarsch.
Es steht zu befürchten, dass die geringe Ausdehnung des Meereises im Winter auch zu weniger Eis im Sommer führen wird. Verstärkend wirkt dabei der Effekt, dass offene Wasserflächen mehr Sonnenenergie absorbieren und sich dadurch stärker erwärmen, als Eisflächen, die das Sonnenlicht fast vollständig reflektieren (siehe auch Spitzbergen.de-Nachricht: Rückgang des arktischen Meereises beschleunigt die Erderwärmung vom Februar 2014).