Die Zeiten, in denen Longyearbyen eine kleine, kohlestaubige Bergbausiedlung war, in der Rentier und Eisfuchs sich gute Polarnacht sagen, sind seit Jahrzehnten vorbei. Mittlerweile ist Longyearbyen ein kulturell sehr lebendiger, international geprägter Ort.
Der Store Norske Mannskor, hier beim „Vorspiel“ zum Polarjazz Festival 2019, ist eine feste Größe im kulturellen Longyearbyen.
Die aktive Kulturszene findet in diversen Chören und Kulturveranstaltungen ihren Ausdruck, von denen mehrere es in die internationalen Veranstaltungskalender geschafft haben. Neben dem Dark Season Blues Festival, das traditionell Anfang Oktober stattfindet, gibt es unter dem Motto „Cool Place Hot Music“ das Polarjazz Festival. Eröffnet wurde es Mittwoch Abend mit dem sogenannten „Vorspiel“, das lokale Künstner im Kulturhaus gestalten. Dabei gaben sich Künstler von jungen, neuen Talenten über den beliebten Store Norske Mannskor (Männerchor) bis hin zur mit mehreren CDs etablierten Liv Mari Schei das Mikrofon in die Hand.
Liv Mari Schei: bekannter Singvogel in und aus Longyearbyen.
Der Kartenvorverkauf blieb hinter den Erwartungen zurück, aber zumindest beim „Vorspiel“ des Polarjazz-Festivals waren die Reihen voll bis hin zu Treppen und Gängen.
In den nächsten Tagen werden bekannte Künstler aus Norwegen Longyearbyens Bühnen beherrschen.
Diese große Menge marinen Dieselöls in einem Schiff, dass mit beschädigtem Rumpf in einem streng geschützten Naturreservat auf Grund liegt, stellte eine große Bedrohung der Umwelt dar. Beim Austreten wären umfassende Umweltschäden zu befürchten gewesen.
Bergungsarbeiten auf dem Krabbentrawler Northguider auf Grund in der Hinlopenstraße. Foto: Kystverket/Küstenwache.
Die norwegische Küstenwache ist mit dem Schiff KV Svalbard vor Ort und hat die Bergung des Diesels ermöglicht, durchgeführt wurde die Sicherung des Treibstoffs von Spezialisten der niederländischen Bergungsfirma Ardent Global. Die Arbeiten gingen schneller voran als erwartet, wozu auch die übers Wochenende ruhigen Wetterverhältnisse vor Ort wesentlich beitrugen, neben der guten Arbeit der niederländischen Spezialisten und der Mannschaft der KV Svalbard und anderer involvierter Behörden (Sysselmannen, Kystverket).
Über 300 Tonnen Diesel wurden bis Sonntag früh vom Krabbentrawler Northguider, der in der Hinlopenstraße auf Grund gelaufen ist, geborgen. Foto: Kystverket/Küstenwache.
Nun werden noch kleinere Mengen Motoröl und andere Schmierstoffe, Chemikalien und sämtliche weiteren Gegenstände geborgen, die der Umwelt schädlich sein können.
Die Bergung des Schiffes selbst wird eine deutlich größere Operation sein. Wann und wie sie durchgeführt wird, ist derzeit offen.
Für die Kosten muss der Schiffseigner aufkommen, die Reederei Opilio AS.
Gegen Ende April 2017 ereignete sich im Tempelfjord ein schweres Unglück, als eine Gruppe Motorschlittenfahrer durch das dünne Eis brach. Sechs Motorschlitten brachen durchs Eis und die Fahrer landeten im Wasser, wo sie schnell auskühlten. Sechs Personen waren im Wasser, insgesamt wurden sieben verletzt. Vier Personen verbrachten die extrem lange Zeit von bis zu 48 Minuten im eisigen Wasser. Ein Mann starb ein paar Tage später im Krankenhaus in Tromsø.
Dabei handelte es sich um einen Guide der Gruppe, bei der es sich um russische Touristen handelte. Die Gruppe befand sich auf einer Tour, die von der Arctic Travel Company Grumant organisiert war. Bei der Arctic Travel Company Grumant handelt es sich um eine Tochtergesellschaft des Trust Arktikugol, der somit letztlich als Arbeitgeber und Veranstalter verantwortlich ist.
Der Trust Arktikugol ist Eigner und Betreiber von Barentsburg und den dortigen Kohlegruben, entwickelt seit einigen Jahren aber auch intensiver den Tourismus als zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig.
Im Zusammenhang mit dem Unglück wird der Arctic Travel Company Grumant und damit dem Trust Arktikugol vorgeworfen, keine ausreichenden Sicherheitsroutinen für den Umgang mit Meereis etabliert zu haben. Vor der fatalen Tempelfjordpassage wurden keine Maßnahmen ergriffen, um die Dicke und Stabilität des Eises zu ermitteln.
Gletscherfront des Tunabreen im Tempelfjord: im Lichtwinter eine sehr beliebte Tagestour, aber das Eis kann gefährlich sein.
Der Tempelfjord ist mit der Gletscherfront des Tunabreen im späten Winter („Lichtwinter“) ein beliebtes Ausflugsziel, allerdings sind die Eisverhältnisse dort in jüngeren Jahren nicht mehr so zuverlässig und stabil wie früher. Die klassische Tempelfjord-Tour über das Eis hin zu den Gletschern funktioniert nicht mehr jedes Jahr. 2018 waren die Eisverhältnisse gut, aber in der Hauptsaison wurde das Fjordeis für den motorisierten Verkehr gesperrt, um Robben und Eisbären, die zu der Zeit im Tempelfjord häufig sind, nicht zu stören.
Der Wetterbericht für die nächsten 2 Tage verheißt für Longyearbyen Sturm und Schneefall. Die größten Windgeschwindigkeiten werden für die Nacht von Donnerstag auf Freitag erwartet – bis zu 26 Meter pro Sekunde (gut 90 km/h, Windstärke 10 = schwerer Sturm auf der Beaufortskala), Böen können noch darüber hinaus gehen.
Diese Bedingungen bedeuten zudem hohe Lawinengefahr.
Der Trawler Northguider liegt nach wie vor am Sparreneset in der Hinlopenstraße auf Grund. Auf Bildern des Kystverket ist erkennbar, dass der Havarist sehr nah vor der Küste des Nordaustland liegt. In dieser Gegend fallen die Tiefen in Ufernähe sehr steil auf bis unter 400 Meter ab. Bislang ist noch nicht bekannt, wie das Schiff in diese Position gelangen konnte. Technische Probleme soll es vor dem Unglück nicht gegeben haben.
Das Küstenwachenschiff KV Svalbard war vor Ort und hat die erste Phase der Arbeit abgeschlossen, wobei es sich zunächst nur um eine Aufnahme der Situation des Havaristen handelte. Nachdem das Wetter die Arbeiten zunächst behindert hatte, konnten Mitarbeiter der Küstenwache schließlich an Bord der Northguider kommen. Diese liegt bislang unverändert mit 15 Grad Schlagseite auf Grund. Von den 300 Tonnen Diesel ist soweit noch nichts ausgetreten, soweit bekannt. Viele kleinere Gegenstände wie Batterien, Farben, Fischereiausrüstung und andere Gegenstände wurden geborgen.
Der Fischtrawler Northguider auf Grund in der Hinlopenstraße, dicht vor der Küste des Nordaustland. Foto: Kystverket.
Die Untersuchung zeigte aber auch, dass das Schiff zu stark beschädigt ist, um ohne Weiteres vom Grund geschleppt werden zu können. Bevor das versucht werden kann, soll nun zunächst der Diesel abgepumpt werden.
Nun ist die KV Svalbard zunächst nach Longyearbyen zurückgekehrt, um dort weitere Ausrüstung zu holen. Das Kystervket nimmt an, dass die Bergungsarbeiten einige Zeit in Anspruch nehmen werden.
Unterdessen stellen viele kritische Fragen, was ein Fischereischiff in der Polarnacht in einem Naturreservat zu suchen hat, wo mitunter bereits die Präsenz von Touristen als Problem betrachtet wird, weil sie auf ein Blümchen treten oder ein Walross aufwecken könnten. Der Umweltschutzbeauftragte des Sysselmannen, Morten Wegede, bezeichnete die Situation als sehr unerfreulich und sagte, der Schutz der Natur durch Entfernung aller schädlichen Materialien habe nun erste Priorität. Hierzu arbeite der Sysselmannen eng zusammen mit der Küstenwache, der zuständigen Schifffahrtsbehörde (Kystverket), dem Norwegischen Polarinstitut und dem Eigner der Northguider.
Allen Besucherinnen und Besuchern dieser Seite zunächst ein frohes neues Jahr! In Longyearbyen verlief der Jahreswechsel weitgehend ruhig – natürlich auch mit einem kleinen Feuerwerk. Der Sysselmannen musste nur bei einer kleinen Rangelei im Huset einschreiten, sonst verlief Silvester in Spitzbergen friedlich.
Aber das Fischereischiff Northguider, das am Freitag in der Hinlopenstraße auf Grund lief – das wird wohl noch eine Weile für Spannung sorgen. Zwar konnten alle 14 Besatzungsmitglieder schnell mit Hubschraubern gerettet werden, aber das Schiff liegt weiterhin auf Grund. Immerhin scheint seine Position stabil zu sein und Diesel scheint auch nicht ausgetreten zu sein, zumindest soweit das vom Hubschrauber aus zu beurteilen ist – bislang ist noch kein Schiff eingetroffen. Die Küstenwache ist mit der KV Svalbard unterwegs; dieses Schiff ist am besten dafür geeignet, den Havaristen möglichst zu bergen. Dabei wird die Priorität zunächst darauf liegen, Diesel, Gas und andere mögliche Schadstoffe abzupumpen. Dann muss beurteilt werden, ob die Northguider weiter schwimmfähig ist, so dass sie abgeschleppt werden kann. Seetüchtig ist sie selbst nicht mehr, da Wasser in den Maschinenraum eingetreten ist.
Idealerweise kann die KV Svalbard die Northguider nach dem Leerpumpen der Dieseltank und Sicherung anderer Gefahrstoffe die Northguider in Schlepp nehmen und zunächst nach Longyearbyen bringen. Ob das so möglich sein wird, muss sich aber erst noch zeigen.
Dazu kommt, dass die Bergung nun wohl ein Wettrennen mit der Zeit wird: Neben einem jederzeit möglichen Abrutschen des Havaristen in tieferes Wasser kann das nahende Eis nun jederzeit erhebliche Schwierigkeiten schaffen. Trotz Negativrekorde der Eisentwicklung und erschreckend wenig Eis in der frühen Polarnacht beginnen die Ufergewässer in Spitzbergen nun zu gefrieren, und im Norden ist das Treibeis im Anmarsch, wie die aktuelle Eiskarte zeigt. Noch vor Wochen war die ganze Inselgruppe Svalbard fast völlig eisfrei, aber wie die Eiskarte zeigt, breitet das Eis sich derzeit zügig aus. Eine Abriegelung der Northguider vom Treibeis würde jegliche weitere Arbeit vor Ort weitgehend unmöglich machen. Viel wird nun von Wetter und Strömungen in den nächsten Tagen abhängen.
Unterdessen wird im politischen Oslo die Frage nach Konsequenzen gestellt. Krabbenfischerei ist in tieferen Gewässern auch in den Naturreservaten Spitzbergens erlaubt – die Northguider liegt im Nordaust Svalbard Naturreservat – und rund ums Jahr sind Krabbentrawler auch in abgelegenen Gebieten wie eben der Hinlopenstraße unterwegs. Nun wird die Frage nach der Sicherheit der Fischerei in diesen entfernten Regionen, weitab von Häfen und Rettungseinrichtungen, wohl neu diskutiert werden.