Der Nordwesten Spitzbergens ist eine so unglaublich schöne und vielseitige Gegend, und wir haben aus dem Vollen geschöpft, da die Umstände stimmten, vor allem das etwas graue, sonst aber gute Wetter. Ein langer, schöner, erlebnisreicher Tag, angefangen von einer Wanderung auf der Danskøya über Walrosse neben Walfänger-Specköfen in Smeerenburg bis hin zu Seehunden und stummen Zeugen von alten Nordpol-Expeditionen in Virgohamna auf der Danskøya. Ach ja, im Fuglefjord ließen wir uns zuguterletzt noch von der grandiosen Landschaft beeindrucken. Was für ein Tag!
Galerie – Nordwest-Spitzbergen – 10. August 2022
Trotz recht tief hängender Wolken bot die Engelskbukta uns schöne Blicke über den Forlandsund und über ihre Gletscher- und Lagunenlandschaft.
Nach ein paar Stunden war Ny-Ålesund erreicht.
Man könnte so viel schreiben über all die Eindrücke jenes Tages, aber auch heute haben wir wieder so viel gemacht und es ist spät …
Galerie – Engelskbukta, Ny-Ålesund – 09. August 2022
Heute (Mittwoch, 8. August) hat sich am Sveaneset im Ekmanfjord ein dramatischer Zwischenfall ereignet, als ein Eisbär in ein Zeltlager gelangte, in dem sich 25 französische Touristen aufhielten. Die genauen Details sind bislang noch nicht öffentlich bekannt, aber der Bär ist anscheinend nachts in das Lager und möglicherweise auch in ein Zelt hinein gekommen. Eine Frau wurde am Arm verletzt, die Verletzung scheint jedoch nicht lebensbedrohlich zu sein.
Der Eisbär wurde anscheinend während des Vorfalls angeschossen und ist mittlerweile tot.
Weitere Details sind bislang nicht öffentlich bekannt.
Wieder geht es los, dieses Mal mit der Arctica II – „Spitzbergen für Fortgeschrittene“. Ein guter Start. Wobei man ja auch bescheiden wird, mit Blick auf die letzten Wochen und Jahre: Die Fahrt findet statt, geht pünktlich los und alle sind da, die da sein wollen und sollen. Das sind schon mal einige gute Voraussetzungen 🙂
Nach ein paar Stunden Fahrt ist die Bucht Trygghamna erreicht, wo wir direkt ein erstes Mal in die arktische Natur ziehen. Zum allgemeinen Erstaunen wandern wir in dieser arktische Umgebung in den Resten eines tropischen Meeres! Es ist allerdings über 300 Millionen Jahre her, dass die Korallen, deren Reste wir vielfach sehen, gelebt haben.
Wieder ist im Spitzbergen.de Arktis-Kleinverlag von Rolf Stange ein neues Buch erschienen: „Blumen des arktischen Nordens. Eine Reise durch Spitzbergens Flora“. Der Titel ist Programm.
Das Buch wurde von Kristina Hochauf-Stange und Rolf Stange geschrieben und gemacht, wobei die Ehre für das Konzept und die inhaltliche Substanz vorrangig Kristina gebührt.
Dieses handliche Büchlein basiert auf einem eigens gestalteten Schlüssel. Dieser ist so einfach gehalten, dass er bereits nach kurzer Einarbeitung ermöglicht, systematisch die richtige Art zu identifizieren. Man muss also nicht mehr aufs Geratewohl durch die Fotos blättern, bis man ein passend erscheinendes Bild gefunden hat (kann man natürlich trotzdem, wenn man will). Dieser Schlüssel, der einen systematischen Ansatz ermöglicht, aber so einfach gehalten wurde, dass auch Laien ihn schnell verwenden können, ist es, was dieses Buch auszeichnet.
Vor gut einer Woche ist die große, lange Fahrt mit der Antigua zu Ende gegangen. Nun gibt es mehrere Seiten mit Fotogalerien, die zeigen, was wir während dieser Zeit alles erleben und sehen durften. Viele schöne Arktis-Eindrücke, die zu erleben ein Privileg ist und die im Bild-Blog nachzuerleben sich auf jeden Fall lohnt. Hier klicken, und schon geht’s los.
Die Antigua im Magdalenefjord, eines schönen Abends um Mitte Juli.
Viel Vergnügen – gute (online)-Reise!
P.S. wer Spitzbergen lieber selbst vor Ort live und in Farbe erleben will, hat dazu diesen Sommer noch die Chance: auf der Antigua-Fahrt für den September ist wieder eine Kabine frei geworden. Bei Interesse am besten direkt mit der Geographischen Reisegesellschaft Kontakt aufnehmen, ich bin bald wieder unterwegs und damit offline.
Das Ende der ehemaligen Bergbausiedlung Sveagruva wurde schon 2017 beschlossen. Seit Jahren wird der kleine Bergbauort im Van Mijenfjord aufgeräumt und zurückgebaut. Nun ist dabei ein weiterer Meilenstein erreicht worden: am 1. August ist das letzte Mal ein Flugzeug von Longyearbyen nach Svea und zurück geflogen. Über viele Jahre hinweg war diese Flugverbindung, die etwa 40.000 Mal geflogen sein soll, die Hauptlebensader von Sveagruva.
Flugzeug auf der Rollbahn von Sveagruva.
Nun wird der Flugplatz zurückgebaut. An diesen und anderen Arbeiten werden zunächst noch etwa 70 Menschen arbeiten, die bereits nicht mehr im Ort selbst wohnen, sondern auf Versorgungsschiffen.
Nächstes Jahr sollen laut Svalbardposten acht Arbeiter noch einmal Hand anlegen für letzte Aufräumarbeiten.
Der Ort Sveagruva ist mitsamt den ehemaligen Gruben Lunckefjellet und Svea Nord ausführlich auf einer eigenen Seite (hier klicken) innerhalb von Spitzbergen.de dokumentiert.
Hier wie auch in den folgenden Monaten – wenn alles nach Plan läuft, man weiß ja nie – werde ich die Arktis im Fernsehen verpassen, denn es gibt Arktis live und in Farbe vor Ort, und wer will, kann wie üblich bis Ende September im Reiseblog dabei sein.
Arktis Fernsehtipps: Der Fernseher in der Ritterhütte auf Gråhuken.
Der Empfang ist dort mitunter allerdings eher schlecht.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Da auch Marga im August Spitzbergen wieder vor Ort erleben will, wird es voraussichtlich in den nächsten Wochen keine Aktualisierungen der Programmtipps geben. Das kann sich in den September hinein ziehen. Je nachdem, wo gerade irgendwelche Piloten streiken.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im August
Samstag, 13.08., 23.40 Uhr: „Polarlichter: Faszination und Bedrohung“ (F 2019)
Donnerstag, 18.08., 17.25 Uhr: „Kurioses aus der Tierwelt: Der Narwal und die Perlenmuschel-Mollusken“ (GB 2013)
Schön ist es, abseits der Zivilisation in der arktischen Natur unterwegs zu sein, wie nun bis Mittwoch (27.7.) mit der Antigua. Ohne Verbindung zur Nachrichtenwelt draußen, von einer schmalen Satellitenverbindung abgesehen, die aber keinen echten Nachrichtenstrom erlaubt.
Zurück in der Zivilisation, ändert sich das direkt wieder. Die Nachrichten aus der Welt sind weitgehend deprimierend, aber natürlich nicht das Thema dieser Seite. Leider sind aber auch die Nachrichten aus Spitzbergen überwiegend alles andere als Gutelaunemacher.
So fragt man sich, was in manche gefahren ist, die in Spitzbergen im Tourismus aktiv sind und Schiffe oder Boote steuern. Zwei größere französische Expeditionskreuzfahrtschiffe (oder: kleinere Kreuzfahrtschiffe, wie man will) hatten nicht die erforderlichen Papiere für ihre Waffen an Bord; insgesamt sollen etwa 50 Gewehre beschlagnahmt worden sein. Da kann man sich schon wundern. Immerhin sind hier wohl „nur“ Fehler auf dem Papier vorgekommen und nicht während der Navigation oder unterwegs in der Natur, wo grobe Fehler schlimmere Folgen haben können.
Wie der folgende Fall zeigt. Nach der Virgo vor einigen Wochen ist nun mit der Ocean Atlantic ein größeres Expeditionskreuzfahrtschiff (oder: s.o.) der Reederei Albatross Expeditions auf Grund gelaufen. Dabei wurde offenbar der Rumpf beschädigt, so dass es zum Eindringen von Wasser kam. Als ob das noch nicht genug wäre, wurde offenbar entschieden, die Seefahrtsbehörden nicht zu informieren. Diese hätten für den Fall einer Eskalation der Situation Bereitschaftskräfte vor Ort bringen können, die im Falle eines Falles unmittelbar hätten eingreifen können. Da die Behörden aber nicht informiert wurden, geschah das auch nicht. Es erübrigt sich beinahe zu schreiben, dass eine entsprechende, unmittelbare Meldung verpflichtend ist. Man muss von Glück reden, dass nichts weiter passiert ist; die Mannschaft konnte den Vorfall an Bord kontrollieren. Irgendwer hat sich dann wohl doch hinreichend unwohl gefühlt und zum Telefon gegriffen. Bald darauf wurde die Ocean Atlantic von der Küstenwache nach Longyearbyen eskortiert, wo sie nun für weitere Prüfungen vor Anker liegt. Bei früheren Prüfungen in diesem Jahr soll das Schiff schon mehrfach mit jeweils mit mehr als 20 ernsthaften Abweichungen bei wichtigen Sicherheitsaspekten aufgefallen sein.
Kommentar: ungläubiges Kopfschütteln.
Die Ocean Atlantic im Hafen von Longyearbyen.
Im Vergleich beinahe eine Lappalie, aber dennoch ernsthaft und ebenfalls Kopfschütteln auslösend, ist der Fall der Hondius. Von dieser aus fuhr neulich im Kongsfjord eine kleine Flotte von Zodiacs zu einer kleinen Insel, um einen Eisbären aus größerer Nähe zu beobachten. Ob es hierbei zu einer Störung des Eisbären oder gar zu einer Gefährdung kam, ist wohl offen; Aussagen hierzu sind widersprüchlich. Zeugen aus Ny-Ålesund sprechen davon, dass die Boote „zu einer Zeit geschätzt etwa 50 Meter“ vom Eisbären entfernt waren. Das ist ganz klar keine Distanz, die mit Blick auf eventuelle Störung oder Gefährdung von Mensch oder Tier prinzipiell besorgniserregend erscheinen müsste. Mehr kann man dazu nicht sagen, ohne den konkreten Vorgang im Detail zu kennen.
Was aber klar ist: Die betreffende Insel ist ein Vogelreservat. Vom 15. Mai bis zum 15. August ist ein Abstand von 300 Metern gesetzlich vorgeschrieben, und der gilt auch für Boote auf See. Diese Regel gilt für die betreffenden Inseln (und andere) schon seit Jahrzehnten.
Kommentar: Auch hier schüttelt der Beobachter sich verwundert den Kopf und fragt sich, wie das passieren konnte. Etwas anderes als frappierende Ahnungslosigkeit bezüglich schon lange geltender Regeln fällt diesem Autor als mögliche Erklärung nicht ein. Das dürfte einer Firma, die hier schon seit Jahrzehnten im Geschäft ist, nicht passieren; man darf erwarten, dass auf jedem Schiff, zumal auf einem großen Schiff mit Platz für deutlich mehr als 100 Passagiere, mindestens der Expeditionsleiter erfahren genug ist, um die wichtigen Regeln zu kennen. Der Vorfall wird die Diskussion um eine Zertifizierung der Guides sicher weiter befeuern, und das aus gutem (beziehungsweise: ungutem) Grund. Leider verläuft auch diese prinzipiell sinnvolle und wichtige Diskussion in eine wenig sinnvolle Richtung, aber das ist ein anderes Thema.
Die letzten Tage dieser Fahrt vergingen wie im Flug; ich bin unterwegs nicht mehr dazu gekommen, weitere Blog-Beiträge zu schreiben. Hier also zusammengefasst in einem Beitrag und einer dafür etwas ausführlicheren Bildersammlung unten. Vom recht nebligen Raudfjord über den beeindruckenden St. Jonsfjord, die Tundra an der Westküste, das Glück, noch eine schöne Beobachtung von Eisbären erleben zu dürfen, die letzten gesegelten Meilen im Isfjord und abschließend den Besuch in der Colesbukta.
Galerie – Vom Raudfjord in den Isfjord – 24.-26. juli 2022
Wir machen große Sprünge – nach Westen. Ganz dürfen wir nicht vergessen, dass wir irgendwann auch wieder in Longyearbyen sein müssen. Morgens waren wir passend tief hinten im Woodfjord. Eine grandios rote, schöne Landschaft. Leider auch grandios mit Plastik verschmutzte Strände. Nach unserem Besuch immerhin etwas weniger.
Im Bockfjord steht Spitzbergens einzige Vulkanruine, an diesem ansonsten sehr schönen Tag unter tiefen Wolken, die schließlich auch den einen oder anderen Tropfen fallen ließen.
Galerie – Woodfjord & Bockfjord – 23. Juli 2022
Schön, dass wir so weit gekommen sind! In Anbetracht der zeitlichen Situation war das nicht selbstverständlich. So aber konnten wir uns über einen etwas grauen, aber trotzdem sehr schönen und eindrücklichen Tag in der Hinlopenstraße freuen. Mit einer kleinen Tour zum und sogar aufs Inlandeis und den vielen Dickschnabellummen am Alkefjellet. Gefolgt von der Sichtung eines Blauwals!
Murchisonfjord – Nun sind wir tatsächlich bis in die nördliche Hinlopenstraße gekommen, zum Nordaustland. Zu dieser polarwüstenhaft kargen, größtenteils eisbedeckten, zweitgrößten Insel von Svalbard. Ein eindrücklicher landschaftlicher Kontrast zu allem, was wir bislang gesehen haben auf dieser Fahrt.
Und wieder haben wir Glück mit Wind und Wellen. Diese gab es nämlich nicht, und damit war ein Besuch in der berühmten Hütte auf Gråhuken (Christiane Ritter: Eine Frau erlebt die Polarnacht) möglich.
Nach kleinen Wasserfällen über rote Felsen, umgeben von Blumenwiesen, haben wir den Tag am Monacobreen ausklingen lassen. Der ist übrigens um einige hundert Meter vorgestoßen. Man glaubt es kaum, aber im Einzelfall kommt das vor, selbst in Zeiten der Klimaerwärmung.
Ein selten schöner Tag im Nordwesten Spitzbergens, wo es sonst meist grau, windig und kalt ist. Heute gibt es stattdessen fantastische Weitblicke über die Danskøya und Umgebung und ebensolche Blicke, Walrosse und Walfanggeschichte in Smeerenburg.