Aus dem Kongsfjord hat es uns buchstäblich herausgeblasen, aber mittels der Segel machen wir hier doch jederzeit gerne aus der „Not“ eine wahre Tugend und genossen die Freuden der Seefahrt.
Später genossen wir die Freuden der Westküste. Es ist immer grandios, wenn sich die seltene Gelegenheit bietet, irgendwo zu landen, wo man davon ausgeht, quasi nie landen zu können. Wetter, Landschaft … alles herrlich!
Fast noch herrlicher (wenn das überhaupt geht) wurde es abends im Magdalenefjord.
Wind und andere Schiffe ließen die Sache erst etwas unsicher erscheinen, aber dann hatten wir doch einen hervorragenden Vormittag in Ny-Ålesund, Spitzbergens nördlichster Siedlung und derzeit nahezu belagert von mehreren Eisbären, die in der Nähe auf kleinen Inseln herumhängen und über die Tundra ziehen.
Nachmittags haben wir den inneren Kongsfjord aufgesucht. Einer der schönsten Teile Spitzbergens, wenn das Wetter stimmt.
Seit letzter Nacht haben wir nicht nur 19 Passagiere, sondern auch einen neuen Kapitän an Bord (Jonathan hätte schon vor einer Woche nach Hause gehen sollen und wollen danke, dass du noch geblieben bist ..!) — fantastisch! Leinen los und Kurs Nord!
Und so kam der erste Tag außerhalb des Isfjord 🙂 im Forlandsund. Herrliche Landschaft, herrliches Wetter, herrliche Tiere … die Fotos sprechen für sich.
Am Sveabreen waren alle froh, endlich mal wieder die Sonne zu sehen!
Und was waren alle in Longyearbyen froh, als die Verstärkung an Bord kam. Vor allem die neun Menschen, die natürlich ebenfalls vor fast einer Woche hätten kommen sollen. Immerhin, jetzt – schön, dass Ihr nun da seid!
Bis alles und alle bereit und an Bord waren, war noch etwas Zeit, die wir für Touren in der Umgebung Longyearbyens genutzt haben. In der Galerie sind ein paar Bilder vom Ausflug ins Adventdalen.
Galerie Sveabreen & Adventdalen, 14./15. Juli 2022
Die marslandschaftsähnliche Moräneninsel Coraholmen ist eine landschaftliche Perle im Ekmanfjord, selbst wenn das Wetter weiterhin recht grau ist. Aber was für eine Landschaft, was für eine Atmosphäre! Fantastisch. Man schaut raus und denkt vielleicht für einen Moment, man könnte heute auch mal einfach auf dem Schiff bleiben, aber sobald man einmal an Land unterwegs ist … herrlich!
Das gleiche traf auf den Nachmittag auf die Blomesletta zu, ebenfalls im Ekmanfjord. Zunächst war es so neblig, dass wir etwas abgewartet haben. Käsekuchengestärkt ging es dann auf Tour. Ebenfalls: herrlich!
Galerie Ekmanfjord: Coraholmen & Blomesletta, 13. Juli 2022
Der Isfjord würde genug Platz für eine Woche oder auch für 10 Tage bieten, kein Problem. Heute waren wir im Sassenfjord. Das Wetter blieb grau, hielt uns aber von nichts ab. Weder von einer schönen Wanderung im Gipsdalen, wo einst William S. Bruce nach Kohle suchte, noch von einem Besuch bei den Dickschnabellummen am Diabasodden.
Galerie Gipsdalen & Diabasodden, 12. Juli 2022
Ein etwas grauer Tag im nördlichen Billefjord, im schönen Ebbadalen und in Pyramiden. Spannende Orte, faszinierende Landschaft, freundliche Rentiere.
Galerie Ebbadalen & Pyramiden, 11. Juli 2022
Nach drei Jahren fährt die Antigua also erstmalig wieder im Juli – unsere schöne, lange Fahrt, der Kern unserer Saison „Spitzbergen unter Segeln“
Aber statt etwa 30 Arktis-begeisterter Menschen kamen nur 10 an Bord. Alle anderen: gestrandet … in Oslo, oder noch weiter südlich, gar nicht erst los gekommen. Der Streik der Piloten bei SAS lässt derzeit täglich hunderte von Flugzeugen am Boden stehen und damit tausende von Reisenden dort steckenbleiben, wo sie eben sind.
So wurde es dieses Mal zum Glücksspiel: Wer mit Norwegian gebucht hatte, hatte das bessere Los gezogen. Völlig unabsehbar, noch vor nur einer Woche.
So sehr wir uns also freuten, dass es nun losgehen würde, so sehr denken wir hier an alle diejenigen, die so gerne hier wären, aber nun nicht hier sein können. Also, noch nicht! Wir drücken alle Daumen, dass Ihr es doch noch schafft, und holen Euch sehr gerne in Longyearbyen ab – hoffentlich bald!
Für uns, die wir das Glück hatten, an Bord kommen zu können, hieß es: willkommen auf der Antigua, Leinen los und Segel hoch!
Wir setzten Kurs auf die Skansbukta im Billefjord. Da wir hoffen, in ein paar Tagen noch einige an Bord nehmen zu können, bleiben wir erst mal im Isfjord, um jederzeit schnell wieder in Longyearbyen sein zu können. Für uns kein Problem, der Isfjord ist groß genug.
Galerie Longyearbyen-Skansbukta, 09.-10. Juli 2022
Es ist beste sommerliche Hauptreisezeit im Norden, aber viele sind gestrandet, kommen nicht in den Urlaub oder nicht wieder nach Hause oder hängen irgendwo dazwischen fest.
Der Pilotenstreik bei SAS, der am Montag begann, geht weiter. Leider gibt es bislang keine guten Nachrichten, soweit bekannt, scheinen die Konfliktparteien derzeit nicht einmal miteinander zu reden, zumindest nicht offiziell. Das ist kaum vorstellbar in Anbetracht der Tatsache, dass länderübergreifend zentrale Infrastruktur lahmgelegt ist, aber es scheint tatsächlich so zu sein.
SAS oder Norwegian: dieses Mal wurde es zum Glücksspiel.
Für unsere Reise „Spitzbergen unter Segeln“ mit der Antigua, die am Samstag beginnen soll, sind heute und morgen für viele die zentralen Anreisetage. Wer glücklicherweise einen Flug bei Norwegian gebucht hat, hat keine Probleme mit dem Streik zu erwarten. Für all diejenigen, die einen Flug mit SAS gebucht haben, sind die Aussichten nun aber unsicher. Zwar ist etwa der SAS-Flug von Oslo nach Longyearbyen am Freitag – Stand Donnerstag 8 Uhr früh – noch nicht storniert, aber man kann wohl vermuten, dass das nur eine Frage der Zeit ist.
Da zerbrechen über Jahre gehegte Reiseträume. Auf diese Reise wollte etwa ein junger Mann mitkommen, der wirklich im Schüleralter jahrelang das Sparschwein gefüllt hat, um sich den lang gefüllten Traum von Spitzbergen zu ermöglichen. Um nur ein (bewegendes) Beispiel zu nennen. Und jetzt das.
Noch ist nicht aller Tage Abend, noch dürfen wir hoffen, dass sich etwas zum Guten bewegt. Wir hoffen, dass möglichst viele von Euch doch noch möglichst bald den Weg nach Longyearbyen finden. Dann wird auch die Antigua wieder den Weg dorthin finden und Euch gerne mitnehmen. Von all dem Daumendrücken hat man mittlerweile Muskelkater, aber wir drücken weiter! Ich weiß, das erscheint dünn, aber so sehr wir es uns wünschen würden, haben wir einfach nicht mehr als das in der Hand.
Was alles Weitere betrifft, so bitten wir alle gebuchten Teilnehmenden, Kontakt mit der Geographischen Reisegesellschaft aufzunehmen, soweit nicht schon geschehen, und auch die Informationen dort auf der Webseite in der Rubrik „Neues & Reiseblog“ zu beachten.
Als ob 2 Jahre Corona nicht genug wären: seit gestern sind die Piloten der skandinavischen Fluggesellschaft im Streik, und damit fallen derzeit täglich bis zu 250 Flüge aus.
Das schließt, nach aktueller Meldung der Svalbardposten, auch Flüge nach Longyearbyen ein.
SAS, bitte einigt euch!
Der Streik wurde nach Auslaufen einer Verhandlungsfrist Montag Mittag ausgerufen.
Alle betroffenen Reisenden müssen nun mit Unsicherheit und wohl oft auch Frustration umgehen, sollten aber daran denken, dass der gesellschaftliche Druck in Skandinavien sehr hoch ist und intensiv an einer Verhandlungslösung gearbeitet wird. Es ist also zumindest eine reelle Möglichkeit, dass der Streik jederzeit wieder beendet wird.
Die norwegische Verbraucherzentrale rät allgemein, zunächst abzuwarten und nicht gebuchte Flüge selbst voreilig zu stornieren, einmal mit Blick auf ein mögliches Streikende, aber auch um Fluggastrechte nicht zu verlieren.
Die Möglichkeiten einer sinnvollen, also zeitnahen Umbuchung zu einem Ziel wie Longyearbyen, das nicht per Bus oder Bahn erreichbar ist, sind ohnehin derzeit praktisch nicht gegeben.
Kommentar
Was soll man sagen – wie ganz sicher sehr viele andere jetzt auch, könnte ich nun den ganzen Tag lang in hohem Bogen kotzen. Am Samstag wollen wir mit der Antigua los, es soll die erste lange Sommerfahrt seit 2019 werden. Viele haben sich lange, sehr lange, auf diese Fahrt gefreut, und nun sind wir mit dieser erheblichen Unsicherheit konfrontiert. Und natürlich betrifft das noch viel mehr Reisende, die Pläne haben, in die ich nicht involviert sind, auch denen drücke ich alle Daumen.
Leider habe ich keinen besseren Rat als abzuwarten, die Entwicklung zu beobachten und das Beste zu hoffen. Noch sind mehrere Tage Zeit, und sobald die Piloten und die SAS sich geeinigt haben, wird der Flugbetrieb sehr schnell wieder aufgenommen werden. Der Druck auf beide Seiten ist hoch.
Was unsere Antigua-Mitreisenden betrifft: Uwe Maaß von der Geographischen Reisegesellschaft wird bald Kontakt aufnehmen. Leider hat auch Uwe weder einen direkten Draht zum lieben Gott noch eine Kristallkugel, aber immerhin ein paar Hinweise.
Die Sache beschäftigt Norwegen und Russland nun schon eine Weile: Eine Lieferung, die primär Lebensmittel umfassen soll und für Barentsburg bestimmt ist, hängt an der Grenze zwischen Nordnorwegen und Russland fest. Die Ladung sollte auf dem Landweg von Russland nach Tromsø gebracht und dort auf ein Schiff verladen werden.
Barentsburg in helleren Zeiten (2019).
Wegen der nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verhängten Sanktionen verweigert Norwegen jedoch die Einreise. Zwar sichert der Spitzbergenvertrag allen Unterzeichnerstaaten, darunter Russland, den freien Zugang, was nach norwegischer Ansicht jedoch nicht automatisch das Recht auf einen Transportweg durch das norwegische Festland einschließt. Russland habe, so Norwegen, jederzeit die Möglichkeit, Barentsburg auf dem Seeweg von einem eigenen Hafen aus zu beliefern. Spitzbergen ist vom Hafenverbot für russische Schiffe ausgenommen, auch eine Anfrage für eine Ausnahme vom Landeverbot für russische Flugzeuge würde man bei Bedarf in Erwägung ziehen, heißt es.
Russland reagiert darauf mit Verärgerung, politischen Drohungen – Norwegen breche wieder einmal den Spitzbergenvertrag – und mutmaßlich mit Hackerangriffen auf öffentliche Webseiten in Norwegen. Cyberangriffe hat es in den letzten Wochen mehrfach gegeben, Norwegen bringt diese mit russischen Hackergruppen in Verbindung.
Die Versorgung in Barentsburg ist bislang stabil; man habe andere Lieferanten, heißt es dort. Zwischendurch war NRK zufolge auf russischer Seite von einer drohenden Versorgungskrise die Rede, was in Norwegen als Überreaktion bezeichnet wurde.
Hier wie auch in den folgenden Monaten – wenn alles nach Plan läuft, man weiß ja nie – werde die Arktis im Fernsehen verpassen, denn es gibt Arktis live und in Farbe vor Ort, und wer will, kann wie üblich bis Ende September im Reiseblog dabei sein, der auf der gleichen Seite erscheint wie dieser Beitrag.
Arktis Fernsehtipps: Der Fernseher in der Ritterhütte auf Gråhuken.
Der Empfang ist dort mitunter allerdings eher schlecht.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Vielleicht ist es der Jahreszeit geschuldet, dass die Liste recht kurz ausfällt. Aber gerade im Sommer könnte man doch etwas gedankliche Abkühlung gut gebrauchen, oder nicht?
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im Juli
Samstag, 02.07., 11.55 Uhr: „Wildnis Europa: Der Moschusochse“ (D/F/A 2022)
Dienstag, 05.07. 09.25 Uhr: „Mittsommer in Norwegen: Südlich vom Polarkreis“ (D 2021)
Dienstag, 05.07., 10.20 Uhr: „Mittsommer in Norwegen: Nördlich vom Polarkreis“ (D2021)
Sonntag, 10.07., 10.25 Uhr (Wiederholung): „Mittsommer in Norwegen: südlich vom Polarkreis“
Sonntag, 10.07., 11.20 Uhr (Wiederholung): „Mittsommer in Norwegen: nördlich vom Polarkreis“
EA = Erstausstrahlung auf Arte.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf anderen Programmen
Montag, 18.07., täglich bis Donnerstag, 21.07., und Samstag, 23.07:, jeweils 19.50 Uhr, MDR: „BIWAK“, mit verschiedenen Zielen in Island. Jetzt schon in der ARD Mediathek zu sehen. Mit unserem Guide-Kollegen Daniel Höhne („lebedeinereise“), der einigen sicher von unseren Antigua-Fahrten in Spitzbergen im September bekannt ist!
Die Vogelgrippe ist nun auf Spitzbergen und damit erstmalig in der Arktis nachgewiesen worden. Forscher hatten damit gerechnet, dass das Vogelgrippevirus nun dort ankommen würde, da es im Frühjahr einen großen Ausbruch unter Weißwangengänsen in England und Schottland gegeben hatte. Diese Gänse ziehen im Frühjahr nach Svalbard und brüten jetzt dort. Gerade in und um Longyearbyen herum sind sie nach dem Frühjahrszug in großer Zahl zu finden, bevor sie sich auf die Brutplätze verteilen.
Weißwangengänse: mögliche Überbringer der Vogelgrippe (hier in Ny-Ålesund).
Der aktuelle Nachweis stammt von einer Eismöwe, die von einer Spaziergängerin tot am Ufer in der Nähe des Hafens in Longyearbyen gefunden wurde, wie NRK berichtet.
Das Vogelgruppevirus ist für Vögel hoch ansteckend und gefährlich, so dass man sowohl für Zuchtvogelbestände in Norwegen als auch für die großen Vogelkolonien in Spitzbergen mit möglicherweise schlimmen Folgen rechnen muss.
Funde toter Vögel sollen dem Sysselmester gemeldet werden. Auf keinen Fall soll man tote Vögel oder Vogelkot berühren, auch wenn die Ansteckungsgefahr für Menschen gering sein soll.
Mit der Meander haben wir dieses Jahr bereits die Überfahrt von Norwegen nach Spitzbergen gemacht, Ende August geht es mit ihr in Spitzbergen auf Fahrt und künftig haben wir mit ihr viel vor (die Termine für 2023 sind gerade in Arbeit, hier (klicken) ist schon einmal der Überblick, in den nächsten Tagen gibt es weitere Details).
Um genau das zu erreichen, hat Christiane Dalcolmo das Projekt Sailing SOUTH 2024 ins Leben gerufen. Sailing SOUTH 2024 ist die Idee, im Kielwasser von Ernest Shackleton zu reisen – zur Antarktischen Halbinsel und nach Südgeorgien. Nicht auf einem größeren Kreuzfahrtschiff, sondern unter Segeln, und zwar auf einem kleinen Schiff für großes Abenteuer.
Christiane sucht wagemutige Mitseglerinnen und Mitsegler, damit Sailing SOUTH 2024 Realität werden kann. Stattfinden soll die große Reise an 46 Tagen, vom 04.02.2024 bis zum 20.03.2024. Wer dabei sein will, sollte seefest und abenteuerlustig sein und in der Lage, Zeit und Geld in einen großen Traum zu stecken.
Da ich für ein solches Projekt ganz viel Sympathie habe, mache ich gerne hier darauf aufmerksam. Eigene Interessen verfolge ich dabei nicht, ich werde leider nicht dabei sein können (falls jemand meine Teilnahme sponsern will – nur zu, wenn ich könnte, wäre ich sofort dabei!), auch wir als Geographische Reisegesellschaft sind nicht involviert – es ist ein Projekt von Christiane Dalcolmo, der ich dazu alles Gute und viel Erfolg bei der Suche nach MitseglerInnen wünsche! Alle weiteren Informationen findet man hier auf der Seite, die Christiane für das Projekt Sailing SOUTH 2024 gestaltet hat.