Das Gesetz mit den Spitzbergen-Umweltvorschriften (svalbardmiljøloven) regelt, was in Spitzbergens Natur erlaubt ist und was nicht. Kleinere Änderungen und Ergänzungen gibt es regelmäßig. Die letzte Aktualisierung ist zum Jahresbeginn in Kraft getreten. Größere Änderungen mit Bedeutung für Zureisende einschließlich Touristen gibt es nicht.
Ein paar Neuerungen in den aktualisierten Spitzbergen-Umweltvorschriften:
• Das Ortsgebiet Longyearbyen wurde erweitert und umfasst nun auch den Adventfjord. Somit kann die lokal gewählte Administration dieses Gebiet verwalten. Bislang fiel der Adventfjord rechtlich wie auch der gesamte Rest Spitzbergens, soweit nicht innerhalb der Plangebiete der Siedlungen gelegen, in die Verantwortung der Regierung, zu der der in Oslo ernannte (nicht gewählte) Sysselmannen gehört.
• Kleine Änderungen im Bereich Jagd betreffen die Gebühren und das Einstiegsalter für Nachwuchsjäger: bislang mussten die jungen Nimrods das 16. Lebensjahr vollendet haben, nun soll es reichen, im betreffenden Kalenderjahr 16 zu werden, und wenn der Geburtstag auf Silvester fällt. In Longyearbyen, wo die Kinder bereits im Kindergartenalter erstmalig mit dem Thema Jagd in Berührung gebracht werden, wird dies sicherlich auf Begeisterung stoßen. Andere Detailregelungen der Jagdvorschriften wurden verschärft.
• Der Gebrauch von Luftkissenbooten, früher bereits an Land und auf gefrorenen Binnengewässern verboten, wird nun auch aus den Küstengewässern bis zu einer Meile vor dem Ufer verbannt. Das Thema Luftkissenboote wurde in Spitzbergen in jüngerer Vergangenheit kontrovers diskutiert. Im Einsatz sind solche Boote für die Forschung, die damit auch längere Expeditionen ins Treibeis hinein unternimmt (2012 bis zum Nordpol), sowie im Rettungsdienst von Sveagruva, wo größere Feuchtgebiete weder mit normalen Booten noch mit Fahrzeugen zugänglich sind. Der Einsatz in Notfällen soll für den Rettungsdienst möglich bleiben, allerdings ist das Üben aktuell auch dem Rettungsdienst verboten. Hier wird möglicherweise noch nachgebessert. Ausgeschlossen ist aber nun auf jeden Fall eine zwar nicht absehbare, aber immerhin grundsätzlich denkbare Nutzung von Luftkissenbooten im kommerziellen Bereich, etwa im Tourismus.
• Besucher von Ny Ålesund dürfen sich nun in einem größeren Gebiet ohne Anmeldung beim Sysselmannen bewegen. Das genehmigungsfreie Gebiet 10 wurde ausgeweitet und umfasst nun auch die berühmten Berge „Tre Kroner“ östlich vom Kongsfjord sowie einen Teil des Forlandsund. Da die allermeisten Forscher sich in Ny Ålesund immer nur vorübergehend aufhalten und keinen Einwohnerstatus haben, sondern rechtlich grundsätzlich – also für private Touren – als Zugereiste zählen und damit als Touristen, wird das sicher einige freuen.
Blick auf den Adventfjord vom Sukkertoppen bei Longyearbyen. Das Gebiet wird von nun an lokal verwaltet.
Im Kohlebergwerk in Barentsburg kann die Produktion nun wieder anlaufen. Nach drei schweren Unfällen 2013 war die Grube zunächst von norwegischen Behörden geschlossen wurden. Im April und im Juni waren jeweils ein Arbeiter von stürzenden Blöcken bzw. Felsmassen getötet worden; im September verlor ein Arbeiter nach einem Unfall ein Bein. Die drei Unfälle hatten ein Bußgeld in Höhe von 1,3 Millionen Kronen (ca. 155000 Euro) für die Betreibergesellschaft Trust Arktikugol zur Folge.
Die Schließung erfolgte wegen eines generell nicht ausreichenden Sicherheitsniveaus. Zwischenzeitlich hat Trust Arktikugol, norwegischen Anweisungen entsprechend, Maßnahmen getroffen, um die Sicherheit für die Bergarbeiter zu erhöhen. Nun ist von norwegischer Seite die Genehmigung zur Wiederaufnahmen des Betriebes gekommen.
Nach einem Grubenbrand wurde die Grube in Barentsburg 2008 bereits für über 2 Jahre geschlossen.
Barentsburg: Bergbau nach mehreren Unfällen wieder aufgenommen.
Die kleine Eismeer-Insel Hopen im Südosten von Spitzbergen wurde, soweit bekannt, 1613 von Thomas Marmaduke entdeckt, einem Walfänger aus England. Immerhin wurde die Insel nach seinem Schiff benannt, der Hopewell. Der Name des Entdeckers, Marmaduke, war aber bislang noch nirgendwo auf der Karte zu finden.
Dies ist der aufmerksamen Besatzung der Wetterstation auf Hopen nicht entgangen, und der Koch stellte beim Norwegischen Polarinstitut einen Antrag auf offizielle Übernahme des Namens Marmadukeskaret (Marmaduke-Einschnitt) für ein kleines, steil eingeschnittenes Tälchen auf der Westseite der Insel, wenige hundert Meter von der Station entfernt. Seit Anfang des Jahres heißt dieser Einschnitt nun offiziell Marmadukeskaret.
Zweimal jährlich trifft sich das zuständige Komitee und berät über neue Ortsbezeichnungen, die dann in der topographischen Karte übernommen werden. Vorschläge kann jeder machen. Ortsnamen werden aber generell nicht nach noch lebenden Personen vergeben.
Einschnitt auf der Insel Hopen. Nicht der, der nun Marmadukeskaret heißt, aber die landschaftliche Herrlichkeit, die den Namen des Entdeckers der Insel trägt, sieht ganz ähnlich aus, ist aber etwas kleiner.
Die Einführung neuer Arten in bestehende, isolierte und recht artenarme Ökosysteme hat sich immer als problematisch oder sogar katastrophal erwiesen (siehe dazu auch „Die Nebel der Zeit“). In Spitzbergen ist das Thema aktuell nicht so dramatisch wie etwa in Südgeorgien. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens sind Flora und Fauna artenreicher und bereits besser an pflanzenfressende Tiere beziehungsweise Raubtiere angepasst. Zweitens ist die natürliche Einwanderung durch Wind und Meeresströmungen in der Arktis aufgrund der geographischen Verhältnisse deutlich verbreiteter als auf den sehr isolierten Inseln der Antarktis, wo Wind und Wasser mehr zur Isolierung als zur Anbindung an wärmere Regionen beitragen.
Dennoch ist das Problem invasiver Arten auch in der Arktis nicht zu unterschätzen. In Spitzbergen mit seiner langen bergbaulichen und sonstigen Geschichte wurden z.B. mit Baumaterial und Tierfutter schon etliche Arten eingeschleppt. Als Problemfälle, welche die lokale Artenvielfalt tatsächlich unter Druck setzen könnten, gelten etwa der Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris), der in Barentsburg wächst und gedeiht, sowie die Osteuropäische Feldmaus (Microtus Levis), die sich in den Siedlungen verbreitet hat. Dass die Feldmaus sich in den seit Jahrzehnten aufgegebenen Siedlungen Colesbukta und Grumantbyen einschließlich der Umgebung wohlfühlt, deutet darauf hin, dass es nur einer geringen Anpassung oder Klimaerwärmung bedarf, damit sie sich potenziell deutlich darüber hinaus ausbreitet.
Nun will die Verwaltung das Problem endlich angehen. Mit Blick auf das, was von der Problematik räuberischer Nagetiere auf subantarktischen Inseln vor Neuseeland oder in Südgeorgien zu lernen ist, hat man sich damit in Spitzbergen nicht gerade beeilt.
Auf drei Gebieten sieht man Handlungsbedarf: Vor allem ist die Ankunft neuer Arten in Spitzbergen möglichst zu verhindern. Als Vektoren (Transporteure) dienen etwa Fracht und Ballastwasser von Schiffen sowie Kleidung und Stiefel von Personen, denen oft Erdreste mit Samen und Pflanzenmaterial anhaften. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein erstaunlich hoher Anteil von Flugpassagieren, die in Longyearbyen ankommen, keimfähiges Pflanzenmaterial an den Stiefeln kleben hat. An dieser Stelle sind alle gefragt, vor einer Reise nach Spitzbergen (oder generell in ein Gebiet mit einer anderen Artenzusammensetzung) Schuhe, Kleidung und Ausrüstung von organischem Material zu befreien. In der Antarktis wird dies bereits sehr konsequent praktiziert.
Darüber hinaus sollen bereits vorhandene invasive Arten möglichst wieder ausgerottet werden. Wo dies nicht möglich ist, sollen sie zurückgedrängt und in ihrer Ausbreitung kontrolliert werden.
Um diesen Prozess in die Wege zu leiten, hat die Verwaltung nun einen Handlungsplan vorgelegt, in dem das Problem beschrieben und Handlungsbedarf aufgezeigt wird.
Einfach, aber wirkungsvoll, um ungebetene Gäste zu verhindern: Stiefelputzen.
Das Eindringen neuer Arten in bestehende Ökosysteme kann diese ordentlich aus dem Gleichgewicht bringen. Gleich ob dies als natürlicher Prozess infolge normaler Einwanderung geschieht, ob der Mensch beim Umzug wissentlich oder unwissentlich mitgeholfen hat oder ob der Klimawandel den Wohnortwechsel begünstigte: alteingesessene Arten leiden meist unter ihren neuen Nachbarn. Dies ist insbesondere in abgelegenen, relativ artenarmen Ökosystemen der Fall, etwa in Polargebieten oder auf fernen Ozeaninseln.
Mittlerweile hat sich die Schneekrabbe (Chionoecetes opilio) in der Barentssee etabliert, die bis zu 90 cm Größe (Spannweite der Beine) und 2 kg Gewicht erreichen kann. Auch früher war die Schneekrabbe weit verbreitet, ihre Heimat liegt vor allem in der Beringstraße und nördlich davon sowie bei Neufundland. Möglicherweise ist die Krabbe entlang der sibirischen Küste Richtung Barentssee gekrabbelt.
Bei der an der norwegischen Küste eingewanderten Königskrabbe hat man die Erfahrung gemacht, dass die marine Bodenfauna unter den gefräßigen Neuankömmlingen kräftig leiden kann. Es steht zu befürchten, dass die Schneekrabbe kaum weniger Rücksicht nehmen wird als die Königskrabbe. Zudem ist es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis letztere ebenfalls von der nordnorwegischen Küste aus nach Norden weiterwandert.
Exemplare der Schneekrabbe wurden bereits östlich von Spitzbergen gefunden. Die Art wird dort seit Mitte der 90er Jahre angetroffen und ist dabei, sich nicht nur zu einem ökologischen Störenfried, sondern auch zu einer wertvollen Ressource für die Fischerei zu entwickeln.
In den nächsten Wochen wird der eine oder andere Vortrag anstehen, und wer Lust hat und in der Nähe ist, ist zu folgenden Terminen gerne eingeladen:
• Dienstag, 14. Januar, 18 Uhr im Umweltzentrum Dresden: „Zwischen Südgeorgien und Antarktis – unterwegs im Reich der Wanderalbatrosse und Pinguine“. Veranstaltung der Fachgruppe Ornithologie Dresden des NABU.
• Freitag, 17. Januar, 20 Uhr im Naturkundemuseum Osnabrück: „Spitzbergen – ein geologisch interessantes Land“. Veranstaltung des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück e.V., zur Einstimmung auf die Spitzbergen-Reise mit der Antigua im September 2014.
• Samstag, 01. Februar, 14 Uhr „Spitzbergen“ und 16 Uhr „Antarktis“ auf der Dresdener Reisemesse.
Das ist derzeit die Vortrags-Planung für die nächsten Wochen, weitere Termine müssen erst noch bestätigt werden.
Bilder aus Arktis und Antarktis gibt es bei den obenstehenden Vortragsterminen.
2014 fängt gut an: Auf Spitzbergen.de sind ab sofort 360-Grad-Panoramen aus Grönland online. Das Material stammt von den Fahrten mit der Ópal Ende August und September 2013 im unschlagbar schönen Scoresbysund in Ostgrönland. Ab sofort ist es auf dieser Webseite über eine interaktive Karte (hier klicken) zugänglich.
360 Grad Panoramen ermöglichen es dem Betrachter, sich visuell mitten in eine Landschaft (oder einen Raum etc.) hinein zu versetzen, da sie nicht, wie bei einem konventionellen Foto, nur eine Richtung zeigen, sondern den Rundumblick. Der Betrachter kann das Bild beliebig drehen.
Panorama (Ausschnitt) von den Bjørneøer (Bäreninseln) im Scoresbysund, Ostgrönland. Mehr davon, in navigierbarer 360 Grad Darstellung, gibt es hier.