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Monats-Archiv: April 2020 − Nachrichten


Coro­na-Qua­ran­tä­ne in Spitz­ber­gen ver­län­gert

Der Sys­sel­man­nen teilt mit, dass die Qua­ran­tä­ne­pflicht für ganz Spitz­ber­gen ver­län­gert wird. Sie läuft nun min­des­tens bis zum 18. Mai (18.00 Uhr) und kann bei Bedarf dar­über hin­aus ver­län­gert wer­den.

Dies bedeu­tet, dass alle, die in Spitz­ber­gen ein­rei­sen, sich 14 Tage in Qua­ran­tä­ne hal­ten müs­sen, und zwar unab­hän­gig davon, wie und wo sie ankom­men.

Im Fall eines Covid-19-Aus­bruchs könn­ten Gesund­heits­we­sen und Bereit­schafts­diens­te in Spitz­ber­gen schnell an ihre Gren­zen kom­men. Daher gehen die Behör­den bei ihren Erwä­gun­gen hin­sicht­lich der Nor­ma­li­sie­rung des gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Lebens vor­sich­tig vor. Pla­nungs­ar­bei­ten lau­fen unter ande­rem für eine lang­sa­me Öff­nung der Schu­le und für die Fei­er­lich­kei­ten am Natio­nal­fei­er­tag am 17. Mai, der in Nor­we­gen tra­di­tio­nell über­all groß gefei­ert wird. Auch die­ses Datum war aus­schlag­ge­bend dafür, die Qua­ran­tä­ne aktu­ell bis zum 18. Mai zu ver­län­gern.

Corona-Quarantäne, Spitzbergen

Gilt auf ganz Spitz­ber­gen: Coro­na-Qua­ran­tä­ne (Foto­mon­ta­ge).

Gleich­zei­tig wird an Plä­nen gear­bei­tet, um Akti­vi­tä­ten in Gesell­schaft und Wirt­schaft lang­sam und kon­trol­liert wie­der hoch­zu­fah­ren. Der Sys­sel­man­nen weist jedoch auch dar­auf hin, dass dies ein län­ge­rer Pro­zess sein wird, bei dem es auch zu Rück­schlä­gen kom­men kann. Auf die Wich­tig­keit der Abstands- und Hygie­ne­re­geln wird hin­ge­wie­sen, und es wird gebe­ten, von allen nicht unbe­dingt erfor­der­li­chen Rei­sen nach Spitz­ber­gen abzu­se­hen.

Es gibt bis­lang kei­ne bestä­tig­ten Fäl­le von Covid-19 auf Spitz­ber­gen.

Anti­gua-Fahrt 30.5.-7.6.2020: abge­sagt wegen Coro­na

Die Spitz­ber­gen-Segel­schif­frei­se mit der Anti­gua vom 30. Mai bis zum 07. Juni ist dem Coro­na-Virus zum Opfer gefal­len und abge­sagt. Trau­rig, aber so ist es lei­der.

Antigua an der Eiskante, Spitzbergen

Ark­tis-Eis unter Segeln, 30.05.-07.06. 2020: nun abge­sagt wegen der Coro­na-Kri­se

Alle Teil­neh­me­rIn­nen wer­den nun von der Geo­gra­phi­schen Rei­se­ge­sell­schaft kon­tak­tiert, soweit nicht bereits gesche­hen.

Sobald wei­te­re Infor­ma­tio­nen, ggf. auch hin­sicht­lich der wei­te­ren, für die­sen Som­mer geplan­ten Rei­sen, bekannt sind, wer­den wir dies hier sowie auf der Sei­te der Geo­gra­phi­schen Rei­se­ge­sell­schaft bekannt geben.

Blei­ben Sie / bleibt gesund und fro­hen Mutes! Es wird eine Zeit nach Coro­na geben!

Öff­nung für Tou­ris­mus ab Juli?

Der­zeit ist Spitz­ber­gen für Tou­ris­ten prak­tisch völ­lig geschlos­sen. Anrei­sen dür­fen nur Ein­woh­ner und Nor­we­ger, theo­re­tisch also auch zumin­dest nor­we­gi­sche Tou­ris­ten, aber alle müs­sen zunächst 14 Tage in Qua­ran­tä­ne, sofern nicht im begrün­de­ten Ein­zel­fall eine Aus­nah­me­ge­neh­mi­gung vor­liegt. SAS hält den Flug­ver­kehr zwar auch der­zeit auf­recht, aber es ist von etwa 10 Flug­pas­sa­gie­ren pro Tag die Rede, und bei denen han­delt es sich kaum um Tou­ris­ten. Die Flug­ge­sell­schaft Nor­we­gi­an plant der­zeit, ab Juni wie­der Flü­ge anzu­bie­ten.

Natür­lich schlägt der Aus­fall der Früh­jahrs­sai­son hart auf die loka­le Wirt­schaft durch – auch auf die­ser Sei­te wur­de schon von stark stei­gen­der Arbeits­lo­sig­keit berich­tet sowie von Spen­den­auf­ru­fen von Betrie­ben, die Polar­hun­de hal­ten. Die­se Spen­den­auf­ru­fe waren übri­gens zumin­dest teil­wei­se durch­aus erfolg­reich.

Wahr­schein­lich ist ein lan­ger Atem gefragt: Wann die Tou­ris­ten wirk­lich wie­der nach Spitz­ber­gen kom­men kön­nen, ist der­zeit offen. Kurz gesagt, sind hier die tat­säch­li­che Ent­wick­lung der Epi­de­mie abzu­war­ten sowie Ent­schei­dun­gen auf ver­schie­de­nen poli­ti­schen Ebe­nen.

Nun for­der­te Bür­ger­meis­ter (lokals­ty­re­le­der) Arild Olsen in einem Gespräch mit der Sval­bard­pos­ten, etwa ab Juli wie­der Tou­ris­mus zuzu­las­sen, „even­tu­ell begrenzt und man wird sich dar­auf ein­stel­len müs­sen, dass es zunächst nur nor­we­gi­sche Tou­ris­ten sein wer­den“, wie Olsen sagt. Begren­zun­gen wer­den in einer nach wie vor abge­le­ge­nen Regi­on, fern­ab groß­städ­ti­scher medi­zi­ni­scher Infra­struk­tur, nie­man­den ver­wun­dern; eine even­tu­el­le Beschrän­kung auf nor­we­gi­sche Tou­ris­ten kann vor dem Hin­ter­grund des Spitz­ber­gen­ver­tra­ges durch­aus ver­wun­dern.

Touristen, Longyearbyen

Tou­ris­ten in Lon­gye­ar­by­en: Wann sie wirk­lich dort wie­der auf­tau­chen, weiß der­zeit nie­mand.

In eige­ner Sache: Eigent­lich soll in gut vier Wochen, am 30. Mai, unse­re ers­te Segel­schif­frei­se in Spitz­ber­gen begin­nen. Natür­lich stimmt die aktu­el­le Situa­ti­on auch dies­be­züg­lich nicht opti­mis­tisch. Auch wir war­ten gespannt auf ver­schie­de­ne Infor­ma­tio­nen und Ent­schei­dun­gen ande­rer Stel­len. Sobald es belast­ba­re Infor­ma­tio­nen gibt, wer­den wir – die Geo­gra­phi­sche Rei­se­ge­sell­schaft – uns umge­hend mit den Teil­neh­me­rIn­nen in Ver­bin­dung set­zen. Einst­wei­len bit­ten wir Sie, die Covid-19-Info­sei­te der Geo­gra­phi­schen Rei­se­ge­sell­schaft zu besu­chen und bei Bedarf dort Kon­takt auf­zu­neh­men, per Tele­fon (02536 3435692) oder Email.

Coro­na-Kri­se schlägt auch auf Wirt­schaft außer­halb von Tou­ris­mus durch

Die Coro­na-Kri­se hat wei­te Tei­le der Wirt­schaft der Dienst­leis­tung und im Tou­ris­mus in Lon­gye­ar­by­en lahm­ge­legt, was bei vie­len zu Arbeits­lo­sig­keit und Exis­tenz­nö­ten führt. Nun meh­ren sich Anzei­chen, dass auch ande­re Sek­to­ren betrof­fen sind: Laut Sval­bard­pos­ten sind die Bestel­lun­gen für Indus­trie­koh­le aus der Gru­be 7 bei Lon­gye­ar­by­en von Kun­den aus ande­ren Län­dern so stark ein­ge­bro­chen, dass die Berg­bau­ge­sell­schaft Store Nor­ske die Beleg­schaft um acht Arbei­ter redu­ziert. Die­se sind bereits nach Sveagru­va ver­setzt wor­den, wo der­zeit nach dem Ende des Berg­baus umfang­rei­che Rück­bau­ar­bei­ten lau­fen.

Kohlebergbau, Spitzbergen: von Corona-Krise betroffen

Auch der Koh­le­berg­bau in Spitz­ber­gen ist von der Coro­na-Kri­se betrof­fen
(Archiv­bild, Svea Nord).

Dar­über hin­aus ist ein wich­ti­ger Svalsat-Kun­de nach eige­nen Anga­ben wegen der Coro­na-Kri­se plei­te, wie die Web­sei­te Highn­orth­news berich­tet: Die Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­sell­schaft One­web hat­te den Plan, die gesam­te Ark­tis nörd­lich von 60° Nord satel­li­ten­ba­siert mit schnel­lem Inter­net zu vor­sor­gen. Zu die­sem Zweck soll­ten 648 Satel­li­ten in den Orbit gebracht wer­den; 74 wur­den bereits in die Umlauf­bahn geschos­sen: Nach den ers­ten 6 im ver­gan­ge­nen August folg­ten im Febru­ar und im März jeweils 34.

Zur Steue­rung die­ser gro­ßen Zahl Satel­li­ten war ein Ver­trag zu einem umfang­rei­chen Pro­gramm mit Svalsat geschlos­sen wor­den. Svalsat (Kong­sberg Satel­li­te Ser­vices på Sval­bard) betreibt Satel­li­ten­an­ten­nen auf dem Pla­tå­berg ober­halb des Flug­ha­fens bei Lon­gye­ar­by­en, die mit Satel­li­ten in Pol­um­lauf­bahn Kon­takt hal­ten kön­nen. Für das One­web-Pro­gramm waren bereits neue Anten­nen gebaut wor­den, ins­ge­samt war von 60 One­web-Anten­nen auf dem Pla­tå­berg die Rede gewe­sen.

Svalsat, Spitzbergen: ebenfalls Corona-Krise betroffen

Svalsat bei Lon­gye­ar­by­en: eben­falls der Coro­na-Kri­se betrof­fen.

Wie es mit One­web und dem Satel­li­ten­pro­jekt wei­ter­geht, ist bis­lang unbe­kannt.

Svalsat hat direkt nur eine klei­ne­re Zahl von Arbeit­neh­mern in Lon­gye­ar­by­en, spielt aber über ver­schie­de­ne Auf­trä­ge auch für vie­le ande­re loka­le Fir­men als Kun­de eine wich­ti­ge Rol­le. Svalsat hat neben One­web etli­che wei­te­re Kun­den, dar­un­ter gro­ße und finanz­star­ke Orga­ni­sa­tio­nen wie die NASA und die ESA. Die Exis­tenz von Svalsat ist nicht bedroht.

Coro­na-Kri­se: Betrie­be mit Hun­den unter Druck

Das Coro­na-Virus ist bis­lang noch nicht nach Spitz­ber­gen gekom­men (oder zumin­dest ist es dort noch nicht auf­ge­fal­len). Die stren­gen Qua­ran­tä­ne­re­geln blei­ben wei­ter in Kraft, sie wur­den am Frei­tag (17.4.) bis zum 01. Mai ver­län­gert, wie der Sys­sel­man­nen mit­teilt. Eine wei­te­re Ver­län­ge­rung ist mög­lich.

Wie über­all in der Welt, so lei­det auch in Lon­gye­ar­by­en die Wirt­schaft ganz erheb­lich unter den Aus­wir­kun­gen. Dort ist die Abhän­gig­keit vom Tou­ris­mus in den letz­ten Jah­ren stark gestie­gen. Damit steigt jetzt auch die Zahl der Arbeits­lo­sen und die damit ver­bun­de­ne Unsi­cher­heit.

Alle haben regel­mä­ßi­ge Aus­ga­ben und ste­hen unter dem Druck, die­se zu decken, aber beson­ders schwie­rig ist es für die Betrie­be, die Polar­hun­de hal­ten und sich auf Hun­de­schlit­ten­tou­ren spe­zia­li­siert haben. Im Gegen­satz zu Motor­schlit­ten brau­chen die Hun­de Pfle­ge und Fut­ter, auch wenn kei­ne Tou­ris­ten kom­men. Im aktu­el­len Hilfs­pa­ket der nor­we­gi­schen Regie­rung sind Mit­tel zur Unter­stüt­zung bei den fes­ten Aus­ga­ben bis Mai ein­ge­plant, aber die Win­ter-Haupt­sai­son, die wit­te­rungs­be­dingt nun bald zu Ende geht, ist die­ses Jahr ein Total­aus­fall und die nächs­te Win­ter­sai­son kommt erst Anfang 2021 – vor­aus­ge­setzt, dass sie kommt. Mar­tin Munck von Green Dog Sval­bard sag­te, er wäre schon zufrie­den, wenn 2021 nur 60 % eines nor­ma­len Jah­res bringt.

Mit Schlittenhunden auf Tour bei Longyearbyen

Mit Schlit­ten­hun­den bei Lon­gye­ar­by­en auf Tour. Macht glück­lich!
Fut­ter nach der Tour aber auch.

Klei­ne­re Betrie­be haben bereits öffent­lich zu Spen­den auf­ge­ru­fen: Sval­bard Hus­ky hat einen Auf­ruf auf der Web­sei­te, und Sval­bard Vill­marks­enter hat in einer loka­len Face­book­grup­pe zu Spen­den „mit der Ohren­mar­ke Hun­de­fut­ter“ auf­ge­ru­fen. In bei­den Fäl­len han­delt es sich um Fami­li­en­be­trie­be.

Wer Spon­sor oder Pate für einen Polar­hund wer­den will, kann sich ger­ne direkt mel­den, bei Sval­bard Hus­ky über deren Web­sei­te (hier kli­cken), per Email (post@svalbardhusky.no) oder tele­fo­nisch: +47 784 03 078.

Oder bei Sval­bard Vill­marks­enter über die Web­sei­te (hier kli­cken), per Email (info@svalbardvillmarkssenter.no) oder tele­fo­nisch: +47 79 02 17 00.

Mar­tin Munck von Green Dog Sval­bard, einem grö­ße­ren Betrieb mit der­zeit 275 Hun­den, rech­net Monat für Monat mit 100.000 Kro­nen an Kos­ten allei­ne für Hun­de­fut­ter (der­zeit rund 8900 Euro, der Kro­nen­kurs ist in den letz­ten Wochen kräf­tig gefal­len). Den­noch tritt er in einem Gespräch mit Sval­bard­pos­ten ener­gisch Gerüch­ten ent­ge­gen, dass es eine Opti­on sei, Hun­de zu töten, dies sei­en Gerüch­te.

Arbeits­lo­sig­keit steigt stark in Lon­gye­ar­by­en

Das Coro­na-Virus trifft Lon­gye­ar­by­ens Wirt­schaft hart und bringt nun ein lokal bis­lang prak­tisch unbe­kann­tes Phä­no­men dort­hin: Arbeits­lo­sig­keit. Tou­ris­mus und wei­te Tei­le der Dienst­leis­tung sind aktu­ell auch in Lon­gye­ar­by­en völ­lig zusam­men­ge­bro­chen, und damit haben bereits meh­re­re hun­dert Arbeit­neh­mer ihre Stel­len und ihr Ein­kom­men ver­lo­ren. Vom 10. bis zum 24. März ist die Zahl der Arbeits­lo­sen offi­zi­ell von 9 auf 261 gestie­gen – der stärks­te Anstieg in ganz Nor­we­gen, und die Kur­ve schnellt wei­ter in die Höhe. Die tat­säch­li­chen Zah­len lie­gen noch deut­lich höher, da Per­so­nen aus Län­dern außer­halb des Euro­päi­schen Wirt­schafts­raums (EWR) sich nicht offi­zi­ell arbeits­los mel­den kön­nen.

Dass es in Lon­gye­ar­by­en bis­lang kei­ne Arbeits­lo­sig­keit gab, hat nicht nur mit der ins­ge­samt trotz aller Schwie­rig­kei­ten guten wirt­schaft­li­chen Lage des Ortes zu tun – immer­hin wur­de in den letz­ten Jah­ren der Berg­bau weit­ge­hend abge­wi­ckelt, wobei vie­le Indus­trie­ar­beits­plät­ze ver­lo­ren gin­gen, aber Tou­ris­mus und Wis­sen­schaft haben zusam­men mit der sons­ti­ge Dienst­leis­tung die­se Lücke mehr oder weni­ger gefüllt. Der struk­tu­rel­le Hin­ter­grund ist ein ande­rer und hat mit dem Spitz­ber­gen­ver­trag zu tun, der kürz­lich 100 Jah­re alt gewor­den ist: Die­ser gibt Bür­gern aller Unter­zeich­ner­staa­ten frei­es Auf­ent­halts- und Arbeits­recht. Man braucht also kei­ne Auf­ent­halts- oder Arbeits­ge­neh­mi­gung, um sich in Lon­gye­ar­by­en nie­der­zu­las­sen und dort zu arbei­ten.

Der Preis dafür: Es gibt kein für alle zustän­di­ges Sozi­al­sys­tem. Jeder ist wirt­schaft­lich für sich selbst ver­ant­wort­lich. Wer sei­nen Unter­halt in Spitz­ber­gen nicht finan­zie­ren kann, kann aus­ge­wie­sen wer­den. Seit 2017 wur­den fünf Per­so­nen aus­ge­wie­sen, die finan­zi­ell nicht in der Lage waren, für sich zu sor­gen. Von die­sen fünf Per­so­nen waren vier bis Ende 2019 aus­ge­wie­sen wor­den, es gibt also bis­lang kei­nen Zusam­men­hang mit der Coro­na-Kri­se.

Mit ande­ren Wor­ten: Wer sich das Leben in Lon­gye­ar­by­en nicht leis­ten kann, bleibt auch nicht lan­ge dort. Und damit hat es dort bis­lang auch kei­ne ech­te Arbeits­lo­sig­keit gege­ben, über kur­ze Pha­sen der Job­su­che hin­aus, wäh­rend derer man sich selbst wei­ter finan­ziert hat. Wer dazu nicht in der Lage war, muss­te aus­rei­sen und sich für Unter­stüt­zung bei Bedarf an die Behör­den des eige­nen Hei­mat­lan­des wen­den, da das nor­we­gi­sche Sozi­al­sys­tem nicht zustän­dig ist. Ob die Sozi­al­sys­te­me der jewei­li­gen Dritt­län­der ihre Bür­ger auch im Aus­land unter­stüt­zen und wenn ja, in wel­chem Umfang, ist eine ganz ande­re Fra­ge.

Das soll prin­zi­pi­ell auch so blei­ben, dass der nor­we­gi­sche Staat nicht für Bür­ger aus Dritt­län­dern ver­ant­wort­lich ist, die in Lon­gye­ar­by­en in wirt­schaft­li­che Pro­ble­me gera­ten, aber aktu­ell besteht Hand­lungs­be­darf. Lon­gye­ar­by­en hat eine sehr inter­na­tio­na­le Bevöl­ke­rung, dort leben und arbei­ten Men­schen aus aller Damen und Her­ren Län­der. Es gibt bei­spiels­wei­se eine drei­stel­li­ge Anzahl von Men­schen aus Thai­land, die in der Dienst­leis­tungs­bran­che, etwa Gas­tro­no­mie und Gebäu­de­rei­ni­gung, sehr prä­sent sind. Vie­le aus der nicht-nor­we­gi­schen Bevöl­ke­rung kön­nen aus ihren Hei­mat­län­dern kei­ne Unter­stüt­zung erwar­ten, und schon gar nicht auf dem Niveau, das zur sehr teu­ren Lebens­hal­tung in Lon­gye­ar­by­en erfor­der­lich ist. Auch die Heim­rei­se ist nach vie­len Jah­ren Abwe­sen­heit für vie­le kei­ne Opti­on mehr, ganz abge­se­hen davon, dass die der­zeit kaum mög­lich wäre und natür­lich auch Geld erfor­dern wür­de.

Longyearbyen

Lon­gye­ar­by­en wäh­rend der Coro­na-Kri­se: fins­te­re Zei­ten, auch wenn es nachts tat­säch­lich nicht mehr dun­kel wird und die Mit­ter­nachts­son­ne bald scheint.

Damit sit­zen vie­le in Lon­gye­ar­by­en nun ohne Ein­kom­men fest. Man nimmt an, dass es um etwa 300 Per­so­nen geht. Nun hat die Poli­tik in Lon­gye­ar­by­en (Lokals­ty­re) reagiert und bie­tet Bür­gern aus Dritt­län­dern außer­halb des Euro­päi­schen Wirt­schafts­raum, die sich in Lon­gye­ar­by­en auf­hal­ten und dort in wirt­schaft­li­chen Schwie­rig­kei­ten sind, Unter­stüt­zung an. Das ist zeit­lich begrenzt und soll aus­drück­lich nicht zum Prä­ze­denz­fall wer­den, aber der Hand­lungs­be­darf ist offen­bar. Schon gibt es die Dis­kus­si­on, dass Betrie­be in Lon­gye­ar­by­en ihre nicht-nor­we­gi­schen Ange­stell­ten künf­tig sozi­al­ver­si­chern müs­sen. Aber erst mal muss die aktu­el­le Situa­ti­on aus­ge­stan­den wer­den. Wie das gehen soll und wie lan­ge das noch dau­ert, weiß auch in Lon­gye­ar­by­en nie­mand. Es gab auch schon pri­va­te Spen­den­auf­ru­fe für Fami­li­en, die in Not gera­ten sind. Das sind vor allem sol­che, die inner­halb der letz­ten 6 Mona­te nach Lon­gye­ar­by­en gezo­gen sind, denn die­se haben bis­lang nur für 20 Tage Anspruch auf Unter­stüt­zung aus dem staat­li­chen Coro­na-Kri­sen­pa­ket. Wer schon län­ger als 6 Mona­te dort wohnt, wird zunächst bis zum 20. Juni unter­stützt.

Lon­gye­ar­by­en Lokals­ty­re (Kom­mu­nal­ver­wal­tung) hat von der Regie­rung 178,5 Mil­lio­nen Kro­nen bean­tragt, um die Wirt­schaft vor Ort zu stüt­zen. Die Rede ist bei­spiels­wei­se von Auf­trä­gen, die schnell an Fir­men im Ort ver­ge­ben wer­den kön­nen, Erleich­te­run­gen für die Bevöl­ke­rung durch Redu­zie­rung von Gebüh­ren etwa für Was­ser, Strom und Fern­wär­me – alles sau­teu­er in Lon­gye­ar­by­en – und zum Aus­gleich erwar­te­ter Ver­lus­te. Allein die Absa­gen der grö­ße­ren Kreuz­fahrt­schif­fe wer­den die Gemein­de­kas­se über den Som­mer wohl mehr als 20 Mil­lio­nen Kro­nen kos­ten.

Auch in Lon­gye­ar­by­en weiß nie­mand, wann die Situa­ti­on sich even­tu­ell wie­der nor­ma­li­sie­ren wird.

Mit­tel­tem­pe­ra­tur im März unter dem Nor­mal­wert

Jah­re­lang mach­te die Wet­ter­sta­tis­tik aus Lon­gye­ar­by­en von sich reden, indem die Tem­pe­ra­tur Monat für Monat ver­läss­lich über dem lang­jäh­ri­gen Mit­tel­wert lag. Das ging seit Novem­ber 2010 so: Über 111 Mona­te hin­weg gab es kei­nen ein­zi­gen Monat, des­sen Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur käl­ter gewe­sen wäre als das lang­jäh­ri­ge Mit­tel.

Und nun der März 2020: Laut Ketil Isak­sen vom nor­we­gi­schen meteo­ro­lo­gi­schen Insti­tut lag die Monats­tem­pe­ra­tur bei -16,2°C und damit ein hal­bes Grad unter dem lang­fris­ti­gen Mit­tel.

Eis, Adventfjord

Ein kal­ter März: fri­sches Eis im Advent­fjord bei Lon­gye­ar­by­en.

Ein hal­bes Grad ist zwar nicht umwer­fend viel, aber den­noch geht Isak­sen davon aus, dass der kal­te Win­ter auch dem sich ins­ge­samt erwär­men­den Per­ma­frost wie­der eine Atem­pau­se ver­schaf­fen wird: Wegen der dün­nen Schnee­de­cke ist der Boden gut aus­ge­kühlt, was bis in den Som­mer hin­ein nach­wir­ken soll­te.

Das bis­he­ri­ge lang­fris­ti­ge Mit­tel ist als Durch­schnitt der Zeit von 1960-1990 defi­niert. Sobald das lau­fen­de Jahr been­det ist, wird es eine neue „Nor­mal­pe­ri­ode“ geben, näm­lich 1990-2020. Dann wird der sta­tis­ti­sche Refe­renz­wert des „lang­fris­ti­gen Mit­tels“ höher lie­gen und wir wer­den wie­der mehr Mona­te haben, deren Tem­pe­ra­tur unter dem lang­fris­ti­gen Mit­tel liegt: Ein Ergeb­nis der dann neu­en Grund­la­ge der Sta­tis­tik und kei­nes­falls das Ende der Erwär­mung, die der Kli­ma­wan­del der Ark­tis unver­kenn­bar bringt. Die geht näm­lich wei­ter. Seit 1961 ist die mitt­le­re Tem­pe­ra­tur laut Mes­sun­gen am Flug­ha­fen Lon­gye­ar­by­en (Mess­sta­ti­on Sval­bard Luft­havn) um dra­ma­ti­sche 5,6 Grad gestie­gen!

Eiskarte, Spitzbergen

Eis­kar­te vom 01. April 2020. Kein April­scherz, son­dern schön viel Eis.
© Nor­we­gi­sches meteo­ro­lo­gi­sches Insti­tut.

Immer­hin dür­fen wir uns der­zeit aber auch über eine schö­ne Treib- und Fes­t­eis­flä­che in und um Spitz­ber­gen freu­en. Vie­le Fjor­de sind soli­de zuge­fro­ren, und wei­te Tei­le der küs­ten­na­hen Mee­re sind mit dich­tem Treib­eis bedeckt, das im Süden sogar mal wie­der die Bären­in­sel (Bjørnøya) erreicht!

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