In der Abteilung „Spitzbergen-Kunsthandwerk“ tut sich was!
Rolf Stange und Claus Wöckener haben sich 1997 auf Spitzbergen kennengelernt. Auch der gelernte Töpfer Claus Wöckener ist Spitzbergen bis heute verbunden, hat „sein Spitzbergen“ in gemäßigten Breiten aber auch in seiner eigenen Keramikwerkstatt „Woeckworx“ in Hitzacker an der Elbe (Niedersachsen), bekannt durch die Erfindung der originalen Fahrradvase.
Rolf Stange und Claus Wöckener in Spitzbergen. Nicht 1997.
Nach Ewigkeiten des Rumträumens und Überlegens, wie man die Schönheit der Arktis und der Keramik miteinander verbindet, haben wir 2018 endlich ein erstes Projekt in die Welt gebracht. 20 Becher, in der Gestaltung und Farbgebung von Spitzbergen inspiriert, sind bei Claus in der Werkstatt entstanden und mit Rolf mehrfach um Spitzbergen gereist. Jeder Becher hat dabei einen Landgang mitgemacht, wurde in der Landschaft fotografiert und damit eine ideelle Bindung an einen schönen Ort im hohen Norden bekommen.
Spitzbergen-Becher: 20 arktisch weitgereiste Unikate,
hier auf dem Solanderfjellet im Raudfjord.
Gestern (09. Dezember) ging für die Becher die lange Reise zu Ende, nun sind sie hier verfügbar, bereit, das letzte Stück der Reise hin zu ihren endgültigen (?) Besitzerinnen und Besitzern anzutreten. Von 20 existierenden Unikaten sind zur Zeit des Schreibens noch 13 verfügbar.
Klicken Sie auf die Bilder, um eine vergrößerte Darstellung des Bildes zu erhalten.
Übrigens kommt bald noch mehr in der Abteilung „Spitzbergen Kunsthandwerk“! Sowohl die in Longyearbyen bereits berühmten Frühstücksbrettchen von Alt i 3 (Wolfgang Zach) als auch die letztes Jahr erstmalig vorgestellten und sehr erfolgreichen Bilderrahmen aus Spitzbergen-Treibholz sind bald hier verfügbar. Die Bilderrahmen sehen etwas anders als als letztes Jahr und sind dieses Mal in 2 Größen verfügbar – Sie dürfen gespannt sein, bald folgt mehr Information an dieser Stelle.
Im September 2017 erschien das Buch „Arktische Weihnachten“ von Rolf Stange (Idee, Text, Auswahl) und Norbert Wachter (Zeichnungen). Pünktlich zu Weihnachten 2018 haben wir nun 20 Exemplare, die beide Autoren signiert haben!
Das Buch „Arktische Weihnachten“ schildert das Weihnachtsfest im Dunkel der Polarnacht in hohen Breiten. Zu Wort kommen vor allem die Polarpioniere aus alter Zeit selbst mit Texten aus ihren Tagebüchern und Reiseschilderungen aus Spitzbergen, aber auch von Grönland, Jan Mayen, Franz Josef Land und der Bäreninsel. Bekannte Persönlichkeiten der Polargeschichte sind ebenso vertreten wie weitgehend unbekannte Jäger und Trapper.
Rolf Stange rückt sämtliche Kapitel mit einer Einleitung ins rechte historische Licht, und Norbert Wachter sorgt mit seinen schönen Zeichnungen für guten illustrativen Gehalt.
Die Macher hinter dem Buch „Arktische Weihnachten“: Rolf Stange und Norbert Wachter, ganz im Norden von Spitzbergen, auf der Phippsøya.
Das Buch „Arktische Weihnachten“ ist auf Amazon erhältlich und natürlich auch direkt beim Autor auf dieser Webseite. Signierte Exemplare gibt es nur hier auf spitzbergen.de! Bei Interesse einfach beim Bestellvorgang einen Vermerk („signiert“ o.ä.) im Kommentarfeld machen. Nur solange der Vorrat reicht!
Weihnachten 1872: Weyprecht und Payer mit dem Tegethoff vor Franz Josef Land im Eis.
Der Himmel zeigt sich derzeit meistens bewölkt, und wenn mal die Sterne sichtbar werden, ist die zeitliche Koordination mit Solar-Aktivität in der Magnetosphäre – sprich:
Nordlicht – irgendwie nicht ganz perfekt.
Nordlicht über dem Adventdalen.
Beim Nordlicht helfen eben nur, wie so oft im Leben, Geduld und Glück. Immer wieder mal rausschauen. Mittlerweile gibt es ja auch diverse moderne Helferchen: Wettervorhersagen, Nordlicht-Apps, Webcams. Manchmal funktioniert das sogar. Und ansonsten, immerhin nettes Spielzeug 🙂
Longyearbyen in der Polarnacht.
Aber egal – schön ist es ja auch ohne Nordlicht. Das Leben geht etwas gemütlicher, man schaltet gerne einen kleinen Gang zurück. Man nimmt sich mehr Zeit, Freunde zu treffen, macht kleine Touren in der Umgebung. Ja, natürlich geht auch alles andere weiter, man kann neue Panoramen zusammenschrauben oder an einem neuen Buch basteln 🙂 solche Dinge eben.
Nordlicht über Lindholmhøgda und Gruvedalen.
Trotzdem, das Nordlicht ist und bleibt ein großer Zauber, dem man doch immer wieder zu gerne erliegt. Also hält man Augen und Ohren offen und macht sich gerne abends noch einmal auf den Weg, um einen freien Blick nach oben und in möglichst viele Richtungen zu haben.
Und irgendwann ist man dann eben mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort 🙂 ein klein wenig wolkenfreier hätte es noch sein können, aber ein paar Zierwölkchen können ja durchaus auch dekorativ sein … ein schönes Nordlicht ist es, das über dem Adventdalen tanzt, und es tanzt wirklich, mehrfach zeigt es schnelle Bewegungen, wie eine Gardine, die sich girlandenartig windet. Auch ein Hauch Violett ist am unteren Rand des ansonsten grünen Schleiers zu sehen.
Und eines, weil es so schön ist: Nordlicht im Adventdalen.
Am 26. Oktober gab es in Longyearbyen den letzten Sonnenaufgang im Jahr 2018, also vor 13 Tagen, um 12.07 Uhr. Um 13.14 Uhr ging sie an jenem Tag unter. Erst gegen Ende Februar wird sie sich in Spitzbergen wieder blicken lassen.
(mehr dazu: Mitternachtssonne-Polarnacht)
Unterwegs mit Hunden in der Polarnacht im Adventdalen.
Heute, am 08. November, schafft die Sonne es zur Mittagszeit bis auf 5 Grad unter den Horizont. Das reicht immerhin für mehrere Stunden sogenannter bürgerlicher Dämmerung, mehr als ausreichend, um sich bei klarem Wetter im Gelände zu orientieren. Die Zeit des „blauen Lichts“, wie das hier genannt wird, blålyset.
Vorsicht, Glatteis!
So macht es viel Freude, draußen unterwegs zu sein. Es ist so völlig anders als ncoh vor ein paar Monaten! Natürlich sind die Touren nicht mehr so weit und so lang wie im Sommer, nun heißt es Adventdalen statt Edgeøya. Was nicht weniger schön ist. Und als Begleiter sind ein paar Hunde natürlich ganz hervorragend!
Blick aufs Helvetiafjellet.
Auch das Fotografieren ändert sich deutlich. Man holt nicht mal eben die Kamera heraus, schraubt am Zoom und macht ein paar schnelle Bilder. Die flexiblen Zoom-Objektive bleiben nun zu Hause in der Kiste, jetzt kommen die sehr lichtstarken Festbrennweiten wieder zu ihrem Recht. 20 mm und 50 mm feste Brennweite, mehr habe ich jetzt gar nicht mehr dabei (hier weitere Infos zum Thema Fotoausrüstung). Dafür das Stativ, das auch regelmäßig zum Einsatz kommt, freihand sind ordentliche Bilder ohne künstliches Licht höchstens um die Mittagszeit noch möglich, und auch das nur eingeschränkt. Und natürlich freut man sich derzeit über einen ordentlichen Vollformat-Sensor 🙂 Pflicht sind nun hingegen Reflexweste o.ä. auf befahrenen Wegen sowie Stirnlampe und Spikes. Warme Klamotten schaden auch nicht.
Die meisten Polarnacht-Bilder sehen heller aus als die Realität, so viel Licht fangen die modernen Objektive und Kameras ein. Die Bilder hier sind da keine Ausnahme. Zur Illustration hier der Direktvergleich, die jeweils dunkle Variante stellt die tatsächlichen Verhältnisse realistisch dar, würde ich sagen.
Klicken Sie auf die Bilder, um eine vergrößerte Darstellung des Bildes zu erhalten.
Ein paar Kilometer über das Adventdalen führen uns zum Operafjellet. Im Sommer hätte uns unterwegs eine recht heftige Flussquerung aufgehalten, nun müssen wir höchstens auf Glatteis aufpassen.
Denkmal für den Flugzeugabsturz am Operafjellet 1996.
Am Operafjellet zerschellte am 29. August 1996 ein russisches Flugzeug mit Bergarbeitern, Angestellten und Angehörigen und natürlich der Besatzung an Bord, die auf dem Weg nach Barentsburg waren. Alle 141 Menschen waren sofort tot. Das war die größte Katastrophe, die sich auf Spitzbergen in Friedenszeiten je ereignet hat. Am Operafjellet steht ein kleines Denkmal für die Toten.
Frühmorgens ging es schon los, aus dem Hafen von Skrova heraus und hinaus auf den großen Vestfjord, immer entlang der beeindruckenden Bergwand der Lofoten, bekannt als „Lofotveggen“, die Lofotenwand. Ein beeindruckender Anblick, der durch die Morgensonne sicher nicht schlechter wird. Zwischendurch kreiste ein Seeadler über dem Schiff, der Seegang war deutlich moderater als gedacht … so kann man schon mal in den Tag starten!
Sonnenaufgang über dem Vestfjord.
Lofotveggen: der Anblick der Lofoten vom Vestfjord.
Dann legten wir in Nusfjord an, einem sehr malerischen, alten Fischerdörfchen mit den berühmten Rorbuer, den traditionellen Behausungen, in denen früher Fischer untergebracht wurden. Das waren saisonale Gastarbeiter, die aus weiter südlich gelegenen Teilen Norwegens kamen, um in der winterlichen Kabeljausaison (Lofotfiske) Geld zu verdienen. Damals wurden sie in den Rorbuer unter ärmlichen Bedingungen eingepfercht, heute sind das schicke und entsprechend teure Unterkünfte für Touristen. So ändern sich die Zeiten.
Nusfjord.
Hier in diesem wunderschönen Ort, in dem sich Sonne und Regen gerade wechselweise die Klinke in die Hand geben, kommt fast etwas Wehmut auf. Es ist der letzte Halt unserer Reise vor Bodø und der letzte schöne Ausflug von der Antigua in dieser Saison. Umso mehr noch einmal die schönen Blicke über Nusfjord genießen …
SV Antigua in Nusfjord.
Dann wird es Zeit, Kurs über den Vestfjord zu setzen. Je früher wir in Bodø ankommen, desto besser; heute Nacht wird es hier recht stürmisch werden. So aber kommen wir ziemlich angenehm über den Vestfjord, der mehr ein kleines Meer ist als ein Fjord.
Dank einem frühen Start in Svolvær waren wir vormittags zu bester Zeit im Trollfjord, landschaftlich bekanntermaßen eines der schönsten Stückchen Lofoten. Hier hat die Natur sich während der Eiszeit offensichtlich mit viel guter Laune ausgetobt.
Einfahrt in den Trollfjord.
Genau das tun wir jetzt auch. Besser könnte es nicht sein, windstill, klare Sicht auf die höchsten Berge, trocken. Schnell gehen die Zodiacs aufs Wasser und wir genießen die wunderbare Landschaft von mittendrin aus.
SV Antigua im Trollfjord.
Noch schöner wird es, als auf der Antigua die Segel hochgehen, und dann: Mannschaftsfoto auf dem Klüverbaum! Herrlich!
Die Mannschaft der SV Antigua im Trollfjord. Danke für die guten Zeiten im Norden!
Kapitän Mario nutzte die guten Bedingungen noch, um sich den Traum vom Wakeboarding im Norden zu erfüllen, sehr zur Freude aller Anwesenden.
Kapitän Mario beim Wakeboarding im Raftsund.
Wir schaffen es noch bei gutem Tageslicht nach Skrova und verlieren keine Zeit. Die Berge, Hügel und Strände rufen, und wir nutzen den schönen Tag, bevor das Licht geht und der Regen kommt. Uns stört das nicht, wir hatten einen großartigen Tag und lassen es uns jetzt drinnen gut gehen.
Weil es so schön ist, bleiben wir noch etwas länger. Es wäre doch zu schade, Tranøy nur im Dunkeln gesehen zu haben. Wie gesagt, man kann quer über die Halbinsel zum Leuchtturm laufen. Das sind ein paar Kilometerchen, die sich aber lohnen. Ein wunderschönes Fleckchen Erde, beziehungsweise Fels, am Rande des Vestfjords. Der ist heute immer noch ziemlich windig.
Der Leuchtturm von Tranøy.
In Tranøy sind überall diverse Skulpturen und Kunstwerke aufgestellt. Jedes Jahr kommt etwas Neues hinzu. Irgendwo in der Landschaft stehen Figuren, in den Fels gemeißelte Schrift oder was auch immer. So ist man immer auf der Suche und entdeckt dabei so einiges. Figuren aus Granit, die nachdenklich aufs Meer schauen, das Auge des Windes, was ich alles wollte, Platz für alle, ein Parkplatz, der nicht existiert, und so weiter. Wunderschöne Sachen. Mitunter auch echte Kunst, die schlichtere Geister nicht so auf Anhieb verstehen. Ich fragte mich eine Weile, was die vielen schwarzen Platten auf den Felsen am Ufer sollten, mit den sanft geschwungenen weißen Kreuzen. Später habe ich erfahren, dass da Fotos drauf waren, die zwischenzeitlich entfernt wurden. Die weißen Kreuze, das waren die Reste vom Leim und keine Kunst. Nun ja.
Skulptur auf Tranøy.
Dann ging es über den Vestfjord, Wind und Wellen, die Windrichtung reicht so gerade zum Segeln, hoch am Wind.
Segelmanöver auf der Antigua bei der Fahrt über den Vestfjord Richtung Lofoten.
Für den Abend hatten wir große Hoffnungen. Ob das Nordlichtzentrum von Therese und Rob in Laukvik wohl Nordlichter bringen würde? Natürlich brachte es zunächst jede Menge Informationen über die Sonne und die Nordlichter. Aber … es brachte auch Nordlichter! Ein klarer Himmel, viele Sterne … und später leuchtete es tatsächlich schön grün am Himmel. Viele glückliche Menschen! In den letzten Tagen gab es wohl Aktivität, aber keinen freien Himmel, aber jetzt sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
Nordlicht am Nordlichtzentrum in Laukvik, Lofoten.
Wir sind zunächst tief im Vestfjord – das ist der Meeresstreifen zwischen Festland und Lofoten – in dem Gebiet, das „Ofoten“ heißt. Zu den Lofoten fehlt sozusagen noch das „L“, oder ein paar Meilen nach Westen, je nachdem, wie man es nimmt.
Der Tysfjord ist Norwegens tiefster Fjord, bis zu 900 Metern Tiefe haben die Gletscher einst ausgehobelt und Norwegen dabei beinahe in zwei Hälften geteilt. Nur sechs Kilometer Land sind zwischen Ufer und Schweden übrig geblieben.
Eiszapfen am Wegesrand am Skarberget.
Mit einem gekonnten Manöver legt Kapitän Mario die Antigua am kleinen Anleger von Skarberget an, und bald sind wir unterwegs. Ein kleines Stück entlang der Straße, dann einen Weg in den Wald hinein und schließlich über einen Pfad, einen felsigen Rücken hoch, über Moos und Flechten, zwischen kleinen, krüppeligen Kiefern. Der glatte Fels ist stellenweise mit dünnem Eis überzogen und entsprechend sehr rutschig, Vorsicht ist gefragt.
Blick vom Skarberget über den Tysfjord.
Aber die Aussicht über die schroffen Berge rund um den Tysfjord ist sehr beeindruckend. Kalt und windig ist es, und es wird zunehmen grau und auch etwas feucht. Umso gemütlicher ist es, gegen Mittag wieder auf die Antigua zurückzukehren.
Während der weiteren Fahrt reißen die Wolken auf, und die tiefe Sonne wirft ein spektakuläres Licht auf die umliegenden Inseln und Berge.
Abendlicht in Ofoten – direkt nach dem Mittagessen.
Bei schon schwindendem Licht und einer steifen Brise legen wir im kleinen Hafen von Tranøy an; wieder ein beeindruckenes Anlegemanöver von Mario. Tranøy ist eine kleine Siedlung im Norden von Hamarøy. Bei schwindendem Tageslicht erkunden wir noch ein wenig den kleinen, stillen Ort, in dem hier und dort Skulpturen verteilt sind.
Skulptur auf Tranøy.
Bis zum schönen Leuchtturm muss man einmal quer über die Halbinsel, bis dahin ist es fast dunkel. Leider hat es sich mittlerweile wieder zugezogen, mit Nordlichtern wird heute wohl nicht mehr viel los sein.
Der erste Blick nach draußen, irgendwo im Südosten von Senja: orange Berge unter blauem Himmel. Watt herrlich! Sonnenaufgang ist hier derzeit um 8 Uhr früh, Sonnenuntergang allerdings schon gegen 15 Uhr nachmittags. Die Tage werden gerade kürzer, da kann man bei zuschauen! Aber schön ist es … und man muss sich nicht die Nächte um die Ohren hauen, um einen Sonnenauf- oder Untergang zu sehen. Aber dafür gibt es natürlich die Nordlichter. Hoffentlich.
Morgenstimmung bei Senja.
Da sind wir schon 2 Tage an Bord und haben immer noch keine Segeleinweisung gemacht – das wurde heute früh erst mal nachgeholt. Und es hat sich direkt gelohnt, bei leichter östlicher Brise konnten direkt ein paar Segel hochgehen. So ging es unter Segeln und blauem Himmel Richtung Harstad. So soll es sein!
SV Antigua unter Segeln Richtung Harstad.
Zwischendurch haben wir uns mit den Technikalitäten der Nordlichtfotografie beschäftigt. Wer ein paar Tips nachlesen will, kann das hier tun beziehungsweise hier, was Fotoausrüstung betrifft. Für Foto-Freaks eben.
Pünktlich mittags legen wir in Harstad an. In diesem alten Zentrum nordnorwegischer Macht und Kultur machen wir eine kleine Tour nach Trondenes nicht weit von Harstad. Unterwegs haben wir die (bislang) einzige Grundberührung der Reise, aber mit dem Bus und nicht mit dem Schiff, was die Angelegenheit deutlich entspannter macht. Harstad ist derzeit voll von Baustellen.
Die frühmittelalterliche Kirche von Trondenes bei Harstad.
Nach dem Besuch im Museum und der alten Kirche von Trondenes mit ihren 3 Meter dicken Steinmauern und dem 1000 Jahre alten Taufstein haben wir viel Geschichte aufgesogen und entspannen noch ganz nach individuellem Wunsch bei einem Spaziergang durch den modernen Ort oder gemütlich an Bord.
Wer hätte übrigens gedacht, dass es in diesen Breiten Walrosse gibt? 🙂
Ausgestattet mit ein paar Informationen und einer Portion Optimismus, hatten wir gestern Kurs Nord gesetzt, auf die Gewässer um Skjervøy am 70. Breitengrad. So weit nach Norden kommen wir auf dieser Fahrt sonst nie! Aber dort wurden in den letzten Tagen mehrfach Schwertwale gesichtet, und daher rechnen wir uns gute Chancen für spannende Begegnungen aus.
Wir wurden nicht enttäuscht!
Schwertwale bei Skjervøy.
Wir haben uns auch die Gelegenheit entgehen lassen, im Hafen von Skjervøy anzulegen. Das ist der Hafen, in dem Fridtjof Nansens Fram nach 3 Jahren Drift über den Arktischen Ozean im Jahr 1896 die Zivilisation wieder erreichte. Nansen selbst und Hjalmar Johansen waren bekanntermaßen nicht mehr an Bord, sie hatten das Schiff verlassen, um den Nordpol zu erreichen (was nicht klappte) und Norwegen ein paar Tage vor der Fram bereits wieder erreicht. Ein wunderbares Stückchen Arktisgeschichte, und dieser Hafen kommt darin vor. Schon das könnte ein Grund sein, hier mal vorbeizuschauen.
Skjervøy: Insel, Hafen und Ort.
Wenn es nicht so schnell dunkel werden würde – Sonnenuntergang ist kurz kurz vor 15 Uhr – würden die schroffen Felshügel um den Hafen herum zu Touren einladen; so reicht auch ein kleiner Spaziergang für einen schönen Blick über Hafen und Ort.
Und als ob das nicht ausreichen würde für einen runden Tag, gab es dann sogar noch ein Nordlicht! Nicht allzu stark und die Foto-Bedingungen sind auf dem fahrenden Schiff natürlich nicht optimal, aber … Nordlicht ist Nordlicht! 🙂
Der lang erwartete Tag der Abreise! Heute geht es also los, mit der Antigua von Tromsø nach Bodø, die letzte Fahrt dieser Saison im Norden unter Segeln. Wir hoffen auf schönes Licht aller Art, alles, was die Sonne uns so schickt, sowohl tagsüber auf direktem Wege als auch hoffentlich nachts … vielleicht Schwertwale und Seeadler und auf jeden Fall viel tolle Landschaft, malerische, interessante Orte, Segeln …
Roald und Rolf in Tromsø.
Zunächst haben alle noch Zeit, sich in Tromsø umzuschauen; die meisten sind ja gerade gestern erst angereist. Zu tun gibt es hier bekanntermaßen genug, zumal das Wetter heute wieder schön ist.
Der frühe Winter im hohen Norden bringt oft eine Mischung aus Schnee und Regen, Tauwetter und Frost. Ergibt unterm Strich: Straßenglätte. Ein unglücklicher Sturz bringt einen Armbruch und beendet für eine Teilnehmerin samt Begleiter das Ende der Reise, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Wir können von hier nun nur noch gute Besserung wünschen!
Zu später Stunde schiebt Kapitän Mario die Antigua gegen eine kräftige Strömung aus dem Hafen und unter der Brücke hindurch. Wir beginnen die Fahrt nach Bodø – indem wir Kurs Nord setzen!
Ein letztes Mal heißt es noch „Leinen los und Segel hoch“ im hohen Norden für dieses Jahr. Nordlicht, schöne Landschaften in stimmungsvollem Licht, vielleicht Schwertwale – die Hoffnungen sind hoch, mal sehen, was die nächste Woche so bringt. Noch ist allerdings etwas Zeit, bevor es wirklich losgeht, aber wir sind startklar mit der SV Antigua in Tromsø.
SV Antigua und Rolf in Tromsø: starklar – kann losgehen!
Tromsø ist ja schon lange ein Portal zur Arktis, von hier aus gingen schon viele Expeditionen los und viele kamen hierher zurück. Auch wir treffen alte Bekannte aus Spitzbergen: die MS Stockholm liegt direkt neben uns, und vorhin hat auch die SV Noorderlicht angelegt.
SV Antigua neben MS Stockholm im Hafen von Tromsø.
Natürlich ist wie vor jeder Reise noch dies und das zu erledigen. Auch der Spitzbergen-Autor Rolf Stange macht sich auf den Weg und freut sich, dass der Spitzbergen-Reiseführer nun auch endlich im Polaria in Tromsø angeboten wird, in allen drei Sprachen!
Es ist ein wunderschöner Tag, klarer Himmel, schönes Licht. Hoffentlich bekommen wir davon nächste Woche noch mehr, das würde viele Leute glücklich machen. Wir können uns auch schon über ein kleines Nordlicht freuen, wenn das viele künstliche Licht und der fast volle Mond natürlich auch nicht gerade optimal sind zur Nordlichtbeobachtung. Das wird auf jeden Fall bald anders.
Schwaches Nordlicht über Tromsø.
Dann führt mich der Weg noch an einen Ort, der beinahe zu den Kulturdenkmälern Spitzbergens zählt: Macks Ølhalle. Diese Bierhalle gehört zur 1877 gegründeten Brauerei Mack und sie war früher der erste Anlaufort für berühmte Überwinterer wie Henry Rudi und andere, die dort den Ertrag eines langen, harten Arktis-Winters in wenigen Wochen oder gar Tagen durchbrachten. Der Stammplatz von Henry Rudi, dem „Eisbärenkönig“, ist immer noch mit seinem Namen markiert!
Macks Ølhalle in Tromsø: hier erholte sich schon Henry Rudi, der als „Eisbärenkönig“ bekannt war, von seinen Überwinterungen in Spitzbergen.
So einen bleibenden Eindruck wie Henry Rudi, der während seiner kurzen Sommeraufenthalte in dieser Bierhalle praktisch gewohnt haben soll, wollte ich in diesem ehrwürdigen Gemäuer gar nicht hinterlassen und das habe ich auch nicht getan. Dennoch, Macks Ølhalle war mal einen Besuch wert 🙂
Macks Ølhalle war das „Büro“ von Henry Rudi in Tromsø. Darauf kann man schon mal anstoßen.
Nachdem die fünfte Auflage (2015) erhebliche Überarbeitungen und Ergänzungen brachte, dachte der Autor, bei der sechsten Auflage wäre es mit kleineren Aktualisierungen hier und dort getan. Das war aber nicht so. Spitzbergen entwickelt sich fortlaufend, vor allem natürlich die Siedlungen, wie auch die Regeln und Gesetze, die alle kennen sollten, die dort unterwegs sind (vor allem natürlich meine lieben Guide- und Expeditionsleiterkollegen). Nutzer von Drohnen können nun nachlesen, was sie mit ihren Spielzeugen dürfen und was nicht. Die Karten wurden fast alle überarbeitet, um etwa die in der vorherigen Auflage oft zu klein geratenen Schriftgrößen lesbar zu gestalten, wie auch die Schriftarten im gesamten Text, dessen Lesbarkeit in der 2015er Version leider zu recht kritisiert wurde.
Der Reiseführer Spitzbergen-Svalbard: nun in der sechsten Auflage erhältlich.
Ja, und natürlich wächst auch nach über 20 Jahren intensiven Reisens in Spitzbergen der Wissens- und Erfahrungsschatz des Autors weiterhin an und fließt in die neuen Auflagen ein. Schon seit langer Zeit ist das Buch zum umfassendsten Spitzbergen-Standardwerk geworden. Neben Reisenden sowie Arktis- und Sofa-Expeditionisten wird es auch von Wissenschaftlern sowie von vielen professionellen Guides und Expeditionsleitern ständig verwendet; in diesen Kreisen wird das Buch gerne als die „Spitzbergen-Bibel“ bezeichnet! Der Vergleich mag etwas überzogen sein, der Autor freut sich dennoch über das Kompliment, ist das Buch für ihn doch eine Art Lebensaufgabe geworden, seit die erste Ausgabe 2007 erschien. 2017 kam die erste norwegische Ausgabe heraus und im Frühjahr 2018 die vierte, überarbeitete englische Ausgabe, somit sind derzeit alle Ausgaben aktuell und verfügbar!
Der Autor mit der neuen Auflage des Reiseführers Spitzbergen-Svalbard.
Mit 592 Seiten ist die neue Auflage deutlich erweitert worden (vorher: 560). Das schlägt sich in diversen Erweiterungen im Text im gesamten Buch wieder sowie in einem deutlich umfangreicheren Stichwortverzeichnis, wovon der Praxiswert des Buches natürlich kräftig profitiert. Trotzdem konnten wir den Preis unverändert bei 30 Euro halten!
Nachdem der Reiseführer Spitzbergen-Svalbard auf deutsch im Sommer sogar für einige Wochen ausverkauft war, liegt er seit Ende September nun in der neuen Auflage vor und kann ab sofort bestellt werden. Weitere Informationen, darunter Abbildungen, Leseproben und Inhaltsverzeichnis zum Herunterladen, sowie Bestellmöglichkeit auf der Seite zum Reiseführer Spitzbergen-Svalbard.
Das Buch ist auf auf Amazon bestellbar. Der Autor freut sich über Bestellungen via Webseite und Bewertungen auf Amazon.
Und schon wieder ein sonniger Tag! Wer würde sich nicht darüber freuen? Über „still“ reden wir später noch.
Einige haben etwas Startschwierigkeiten am frühen Morgen, aber wir ziehen los ins sonnige Barentsburg und erkunden den Ort in Theorie und Praxis. Mit leichter Anpassung der Route der Stadtführung gelingt diese sogar fast durchgehend im Sonnenschein! Ein spannender Eindruck, der unser Spitzbergen-Erlebnis visuell kontrastreich und historisch gehaltvoll abrundet.
Michelle van Dijk erzählt in Barentsburg über die wenig bekannte holländische Geschichte des Ortes.
Später setzen wir Kurs über den Isfjord, um in der Ymerbukta Abschied von Spitzbergens schöner Natur zu nehmen. Hier lernen wir diese aber von einer anderen Seite kennen: der Wind frischt auf, die nächsten Tage werden stürmisches Wetter bringen, und heute gibt es einen ersten Vorgeschmack davon. Kapitän Kevin befürchtet möglicherweise so starken Wind, dass wir in Longyearbyen vielleicht gar nicht mehr anlegen können, und beschließt zusammen mit Rolf, direkt Kurs auf den Adventfjord zu nehmen.
Rückblickend war das auf jeden Fall eine gute Entscheidung. Im Adventfjord kam uns eine ziemlich steife Brise entgegen, die sogar dunkle Staubwolken aus dem Adventdalen geblasen hat, ein richtiger, kleiner Sandsturm!
Sandstürmische Einfahrt in den Adventfjord.
Sandsturm über dem Adventfjord.
Wir haben so viel Spitzbergen gesehen und erlebt, dass wir das gelassen nehmen können und entspannt geht es nun wieder in Richtung Zivilisation. Eine wirklich schöne, erlebnisreiche Fahrt geht dem Ende entgegen – unvergesslich schön! Ein ganz, ganz großer Dank an alle Beteiligten, Kevin und seine Mannschaft auf der Antigua, meine Kollegen Michelle van Dijk und Alexander Lembke und natürlich nicht zuletzt alle Polarfahrer, die zum schönen Erlebnis und zur guten Stimmung beigetragen haben!
Die Mannschaft der SV Antigua in Longyearbyen.
Wieder ein stiller, sonniger Tag! Man kann sich nur wundern und freuen.
Die kleine Hermansenøya liegt mitten im Forlandsund. Sowohl in der Ferne als auch in der Nähe stößt der Blick immer wieder auf Reizvolles, von den Gletschern und Bergen auf Spitzbergen und Prins Karls Forland über die schroffen Uferfelsen bis hin zu den faszinierenden Details, die Frost und Eis in der Tundra schaffen.
Kleine, feine Dinge im Eis auf der Hermansenøya (I).
Kleine, feine Dinge im Eis auf der Hermansenøya (II).
Kleine, feine Dinge im Eis auf der Hermansenøya (III).
Noch mehr kleine, feine Dinge auf der Hermansenøya: Flechten.
Und noch mehr kleine, feine Dinge auf der Hermansenøya: letzte Blüten des Rasensteinbrechs in Schnee und Eis.
Nachmittags ging es weiter nach Süden, zur Westküste Spitzbergens. Eine der schönsten Landschaften weit und breit, wenn man mich fragt! Nicht so die aufdringlich-spektakuläre Postkartenlandschaft der Arktis mit Eisbergen, Gletschern und so. Dafür ein weitläufiges Hügelland mit einer wahnsinnig schönen Küstenlandschaft und eine tollen, saftig-grünen Tundra. Eine Rentier-Weide, wo auch reichlich Hornträger unterwegs waren. So ein schönes Land! Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass auch hier das Wetter weiterhin auf unserer Seite war. Dieser Küstenstreifen ist ziemlich exponiert.
Versteckte Bucht im südlichen Forlandsund.
Weite Tundra an der Westküste Spitzbergens (Daudmannsøyra).
Küstenlandschaft im südlichen Forlandsund.
Rentier beim Eisknabbern.
Die Antigua vor der schönen Felsküste im Forlandsund.
Gegend Abend haben wir in Barentsburg angelegt. Es soll ein langer Abend geworden sein.
Lenin im abendlichen Barentsburg. Schön, wenn die Dunkelheit wieder kommt!
Spitzbergens coolste Bar: die zweitnördlichste Brauerei der Welt in Barentsburg.
Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen
vom Polarlicht bis zur Mitternachtssonne. Ein erzählend-informativer, üppig illustrierter Bildband, thematisch und geographisch rund um die schönen Inseln im Norden.