Es ist schon ziemlich unglaublich, aber das Wetter ist weiterhin makellos schön. Fast keine Wolke am Himmel, leichter Nachtfrost, kein nennenswerter Wind.
Es ist Zeit, mal wieder ein wenig die Stiefel zu schwingen. Das Solanderfjellet lockt mit herrlicher Aussicht über den Raudfjord.
Blick über den Raudfjord
Die weitere Route legen wir durch den eisgefüllten Fuglefjord mit dem mächtigen Svitjodbreen.
Abends machen wir noch einen Abstecher in den Kobbefjord auf der Danskøya. Hier haben die Eismeerschiffe früher Post ausgetauscht – heute ist kein Brief und keine Postkarte im Steinmann, die Tradition ist wohl etwas eingeschlafen – und Torgeir Simonsen und Harald Møkleby kamen 1922 nach ihrer eisigen Odyssey hier tragisch ums Leben. Wir dürfen hingegen hier tiefes Abendrot und sehr neugierige Seehunde genießen, und später ein schaukelfreies Meer auf dem Weg Richtung Forlandsund.
Das Wetter ist schon fast unheimlich. Blauer Himmel, kalte, klare, stille Luft.
Je tiefer wir in den Liefdefjord einfahren, desto mehr Eis schwimmt auf dem Wasser. Gletschereis, von kleinen bergy bits bis zu großen Eisbergen.
Mit langsamer Fahrt geht es kreuz und quer zwischen den Eisstücken hindurch. Die Berge und Gletscher leuchten in der Septembersonne. Bei den großen Gletschern tief im Liefdefjord, Monacobreen und Seligerbreen, kulminiert die Landschaft in einer Symphonie aus Gletschern und Wasser, blauem Eis und blauem Himmel, strahlenden Farben und satten Spiegelbildern.
Im Liefdefjord beeindrucken die großen Gletscher Monacobreen und Seligerbreen.
Bei der weiteren Fahrt entdeckten wir eine Walrosskuh und ein Kalb auf einem Stück Eis, später eine Bartrobbe.
Im Woodfjord gibt es anstelle eines Landgangs eine Bärensichtung. Gleich drei Eisbären sind es, eine ganze Familie, Mutter mit Nachwuchs vom letzten Winter. Alle drei in guter Form, schön zu sehen.
Wirken Wohlgenährt: Eisbärenfamilie am Kapp Auguste Viktoria
Sie ziehen die Küste entlang, gehen ins Wasser und später wieder an Land, um ihren Weg über Tundra und Strand fortzusetzen. Unterdessen wirft die Sonne ihr rotes Licht auf die rote Landschaft. Ein unglaubliches Bild.
Das Wetterglück bleibt uns hold, die Sonne lacht immer wieder durch die dünnen Wolken hindurch und vor allem ist es windstill und das Meer fast spiegelglatt, als wir frühmorgens Kurs auf Moffen setzen. Nicht lange später stehen wir an Land. Moffen! Diese kleine Insel direkt auf dem 80. Breitengrad, kaum mehr als eine ausgedehnte Kiesbank mit Lagune, sie übt eine Faszination aus, die sich kaum in ein paar Worte fassen lässt. Eine einsame, kleine Insel mitten im Polarmeer, diese schräge Landschaft aus alten Strandwallserien, die sich zu einer ausgedehnten Kiesebene addieren, der Reiz einer verbotenen Insel, alles kommt zusammen. „Verbotene Insel“, denn von Mitte Mai bis Mitte September darf man Moffen nicht näher als 300 Meter kommen. Aber heute ist der 16. September und damit ist nicht nur das Wetter, sondern auch der Kalender auf unserer Seite.
Wer beobachtet wen? Neugierige Walrosse auf Moffen
Liegt genau auf 80° Nord: Die Insel Moffen
Ach ja, und dann sind da natürlich noch die Walrosse. Über hundert sind es, die in 3 Gruppen an der Südspitze von Moffen liegen und im Wasser planschen. Wir haben ein herrliches Erlebnis mit diesen Walrossen, keine Ahnung, wer neugieriger ist, sie oder wir. Mehrfach kommen Walrosse angeschwommen und schauen, wer hier so am Ufer steht. Sie kommen ziemlich nah heran.
Auch Müll gibt es auf Moffen, leider, wie fast überall. Wir nehmen eine beeindruckende Menge davon mit an Bord, viele kleinere, tragbare Säcke werden an Deck in die Riesensäcke umgepackt.
Viele von uns haben Christiane Ritters Buch „Eine Frau erlebt die Polarnacht“ gelesen, für einige war es vor vielen Jahren ein literarischer Türöffner für die Arktis. Wir haben die Chance, den Ort des Geschehens bei Gråhuken zu besuchen und tun das gerne. Für manche ein richtig emotionales Erlebnis!
In der Ritterhütte überwinterte Christiane Ritter 1943/35. Gebaut hat die Hütte 1928 der legendäre norwegische Trapper Hilmar Nøis.
In der Bucht von Mushamna fällt schließlich zum letzten Mal für heute der Anker – die Lagune selbst ist schon zugefroren, wie wir bei der Einfahrt feststellen und schnell wieder heraussteuern, denn zum Überwintern reichen die Vorräte wohl nicht. Wir lassen den Abend beim Lagerfeuer am Strand stimmungsvoll ausklingen.
Früher muss es in Spitzbergen hunderte von orthodoxen Kreuzen gegeben haben, von den Pomoren aufgestellt. Heute stehen nur noch zwei Originalkreuze. Beide stehen auf kleinen Inseln im Murchisonfjord.
Eine davon steuern wir an.
Kreuz auf der Nordre Russeøya im Murchisonfjord
Es liegt schon Schnee auf dem kargen Land und ein Hauch Winter in der Luft, auch das gelbliche Licht der tiefen Sonne trägt zu dieser Stimmung bei. Wir nehmen wunderbare Eindrücke und eine ganze Menge Plastik von dieser kleinen Insel mit aufs Schiff.
Im Sorgfjord haben die Wolken sich fast vollständig verzogen, die Sonne steht tief am blauem Himmel. Das schneebedeckte Land strahlt irgendwo zwischen weiß, blau und rot.
Eine recht ruhige Nacht unter Segeln brachte uns weit nach Osten zum Nordaustland, tief in den Murchisonfjord hinein. Dünner Neuschnee machte deutlich, dass der Sommer hier nun verloren hat, das Thermometer klettert auch kaum noch über Null. Kaum an Land, hüllte ein Schneeschauer uns ein.
Snaddvika, Murchisonfjord
Im hintersten Winkel des Murchisonfjord ziehen wir los. Weißer Schnee bedeckt rote Steine, Grüße aus frühen Kapiteln der Erdgeschichte. Weite Blicke über Hügel und Täler, Fjorde und Inseln, bis zur Eiskappe am Horizont.
Kinnvika, Murchisonfjord
Nachmittags sind wir in Kinnvika. Die Septembersonne wirft warmes Licht auf das kalte Land und die alte, schwedische Forschungsstation. Das Licht wird immer intensiver, das Farberlebnis beinahe rauschhaft.
Wir verbringen die Nacht vor Anker in Kinnvika, still und ruhig.
Die schwedische Forschungsstation Kinnvika war zuletzt 2007/2008 in Betrieb
Die Strecke bis zum Smeerenburgfjord konnten wir in stiller, nächtlicher Fahrt unter Segeln zurücklegen. Smeerenburg empfing uns freundlich, mit guten Bedingungen zur Landung. Walrosse, der niederländische Walfang des 17. Jahrhundert, Eisfüchse und die schöne Landschaft prägten den Morgen.
Walrosse, Smeerenburg
Auf der nachmittäglichen Fahrt nach Nordosten sahen wir den ersten Eisbären dieser Fahrt, wenn auch recht weit weg, auf einem felsigen Hang.
Der erste Eisbär unserer Fahrt!
In der Hamiltonbukta im Raudfjord genossen wir für eine Weile die zeitlose Stille der Arktis inmitten der wild-schönen Landschaft. Wieder ein schöner, erlebnisreicher Tag im hohen Norden. Und wir sind gespannt, was die nächsten Tage so bringen werden. Kurs Nordost!
Ganz klassisch starten wir im Kongsfjord in Ny-Ålesund. Ein erster und letzter Besuch in einer Siedlung. Spitzbergen empfängt uns sonnig-freundlich. Eine frische Brise pustet uns entgegen, während wir anlegen. Den Morgen widmen wir dem kleinen Ort mit seiner Vergangenheit, dem Bergbau und den Nordpolexpeditionen, und der Gegenwart, der Wissenschaft.
An diesem Mast starteten Amundsen und Nobile in den 1920er Jahren ihre Luftschiffexpeditionen
Nachmittags lockt der große Kronebreen mit seiner sonnenbeschienenen Gletscherfront tief hinten im Kongsfjord. Wir können der Versuchung nicht widerstehen – warum sollten wir auch – und genießen die gewaltige Landschaft mit den prächtigen Bergen.
Der mächtige Kronebreen
Später können wir wieder Segel setzen. Genuss pur, still und langsam aus dem Kongsfjord hinauszugleiten, in den Sonnenuntergang hinein.
Höchste Zeit, dass es wieder losgeht, mit Wasser unterm Kiel und Wind um die Masten! Beides gab es, als wir heute auf der Antigua an Bord gingen. Aus dem Adventdalen pfiff eine muntere Brise, am Himmel lachte die Sonne. Am späten Nachmittag hieß es „Leinen los und Segel hoch“!
Los geht’s in Richtung West- und Nordküste Spitzbergens.
Vom Adventdalen in den Isfjord.
Schön mit Tuch im Wind ging es aus dem Adventfjord hinaus in den Isfjord, mit an Bord eine nahezu rekordverdächtige Zahl an hochgradig Spitzbergen-affinen Wiederholungstätern.
Tolle Stimmung und nette Gäste an Bord!
Gleich der erste Abend zeigte auch, warum. Wir wurden direkt mit dem Spitzbergen-September-Komplettpaket verwöhnt: tiefstehende Sonne und warmes Licht, geile Landschaft, und sogar ein Blauwal gab sich die Ehre und uns die Freude.
Ein Blauwal, das größte Tier auf der Erde…
Das weite Fuglefjella-Plateau zog an uns vorbei, Grumantbyen, Colesbukta. Im Norden die Berge und Gletscher, voraus das Alkhornet unter der Sonne. Ganz egal, wo man hinschaute: schön war’s!
2007 kam die erste Auflage meines Reiseführers Spitzbergen-Svalbard heraus. Das Buch erfreute sich in Spitzbergen-Kreisen bald einiger Beliebtheit, und so konnte ich es über die Jahre in mehreren Neuauflagen weiterentwickeln. Nun ist die 2015 erschienene 5. Auflage vergriffen und die 6. Auflage ist im Druck. Auch diese neue Auflage wurde wieder umfassend überarbeitet. Sowohl der Inhalt als auch das Stichwortverzeichnis sind deutlich erweitert worden, so dass die neue Auflage 580 Seiten haben wird (alte Auflage: 560). Auch die Karten und das in der 5. Auflage zu Recht kritisierte Schriftbild wurden verbessert. Beim Autor wachsen Wissen und Erfahrung auch nach über 20 Jahren Spitzbergen noch durch ständige und intensive Beschäftigung mit den Polargebieten in Theorie und Praxis, und das fließt natürlich ständig in die neuen Auflagen mit ein, wie auch neue Gesetzgebung, die auf Touren von Bedeutung ist, neuere Entwicklungen in Longyearbyen undsoweiter.
Viele professionelle Guide-Kollegen greifen in ihrem Spitzbergen-Alltag regelmäßig zum Reiseführer Spitzbergen-Svalbard; in diesen Kreisen wird das Buch gerne als „Spitzbergen-Bibel“ bezeichnet! Ich freue mich über das Kompliment. Das Buch gibt es seit 2008 auch auf englisch und seit 2017 darüber hinaus auf norwegisch.
Vorbestellungen werden gerne entgegengenommen, wer den Reiseführer derzeit bestellt, bekommt die neue Auflage ausgeliefert, sobald sie verfügbar ist. Das wird im September 2018 der Fall sein, der genaue Termin liegt nun wie üblich bei der Druckerei.
Spitzbergen unter Segeln mit SV Antigua, 11 intensive Tage lang – eine Traumreise für Arktisfreunde zu einer Zeit, in der Sonnenuntergänge Farbe in die hohen Breiten bringen! Nun besteht die Möglichkeit dazu, kurzfristig wieder auf dieser eigentlich längst ausgebuchten Reise im September 2018, da ein Platz in einer Damenkabine freigeworden ist.
Spitzbergen unter Segeln auf der Antigua im September 2018: Ein Platz in einer Damenkabine wieder verfügbar.
Also – nur zu und Willkommem an Bord! Klicken Sie hier für weitere Informationen zu dieser Reise.
Interessenten können sich für Fragen zur Reise, zur Antigua, zu Spitzbergen, zur Ausrüstung etc. an Rolf Stange wenden und für Reservierung und Buchung an die Geographische Reisegesellschaft.
Das Sørkapp hatte sich dieses Mal als Stück Kuchen erwiesen, wie der Engländer zu sagen pflegt 🙂 von Seegang konnte kaum die Rede sein. Wir sind noch ein gutes Stück die Westküste hinaufgetuckert, damit wir den Isfjord dann demnächst in Reichweite haben. Da es wind- und seetechnisch weiterhin ruhig war und bleiben sollte, haben wir zu später oder eher schon wieder zu früher Stunde den Anker bei den Isøyane fallen gelassen, vor den großen Torellbreane. Hammerlandschaft!
Auf die Isøyane wollte ich schon, seit ich denken kann, und heute sollte die Gelegenheit sein. Ein kleiner, gemütlicher Spaziergang auf einer Insel, die nicht mal einen Kilometer im Durchmesser misst, ohne nennenswerte Erhebungen, das war genau das Richtige heute. Da die ufernahen Gewässer sehr flach und felsig sind, ist die Landung nicht ganz trivial, aber nach ein paar Anläufen hatten wir die richtige Stelle gefunden und dort konnten wir alle prima an Land. Was soll ich sagen, ein wunderbares Inselchen! Die saftiggrüne, weiche Tundra lässt erahnen, wie viele Generationen von Eiderenten, Gänsen, Küstenseeschwalben, Raubmöwen und weiteren Federtieren hier Jahr für Jahr die Insel düngen. Das frische Grün erfreut Auge, Herz und Seele, nach den vielen Tagen Polarwüste und Gletscher im Osten und Norden! Am beeindruckendsten war aber vielleicht die Küstenlinie mit ihren kleinen Buchten, ausgedehnten Gezeitenplattformen im Fels und zahllosen Felsen.
Nicht weit entfernt liegt das Kapp Borthen. Auch so ein Ort, von dem man sich meistens besser fernhält. Nur wenn es richtig ruhig ist, dann kann man dort hin. Eine weite, flache Ebene liegt zwischen Küste und Bergen, so flach, dass man dort mit einem Flugzeug landen könnte. Genau das hat die Besatzung eines deutschen Kampfflugzeuges im September 1942 getan, nachdem ihr Flugzeug beim Angriff auf einen Konvoi beschädigt worden war.
Um noch an ein paar Stunden Schlaf zu kommen, bevor es dann rund ums Südkap gehen sollte, haben wir in der Isbukta geankert. Und da heute früh die Sonne schien, haben wir natürlich die Gelegenheit zu einer kleinen Tour genutzt. Ein toter Beluga am Ufer ließ uns zunächst etwas misstrauisch werden – nicht, dass da irgendwer hinterm Hügel sitzt und überlegt, sein Futter im Vorwärtsgang zu verteidigen? Eine vorsichtige Inspektion zeigte aber, dass der Beluga noch keinerlei Fraßspuren von größeren Tieren aufwies, obwohl der Kadaver offensichtlich schon ein Weilchen dort liegt. Auch auf gründliches Absuchen einschließlich Luftaufklärung hin machte die Gegend einen eisbärenfreien Eindruck. Man soll sich nie zu sicher sein, aber wir konnten auf jeden Fall guten Gewissens auf Tour ziehen. Die Isbukta ist landschaftlich grandios schön, die kleine Schwester vom Hornsund, mit mehreren großen Gletschern und vielen schroffen Bergen. Und das unter blauem Himmel und Sonne, aus erhöhter Perspektive!
Ziemlich zugig war es oben, und so waren wir gespannt, was das Südkap bringen würde, Spitzbergens kleines Kap Hoorn. Die Vorhersage ist ja ziemlich gut, von sehr wenig Wind ist die Rede. In diesem Augenblick haben wir unsere südlichste Position und umrunden somit das Südkap. Ziemlich ok soweit.
Die Ostküste hat ja aus guten Gründen den Ruf einer gewissen Unerreichbarkeit, wenn man vom Sabine Land absieht, mit Agardhbukta, Dunérbukta und Mohnbukta, die ja von Longyearbyen aus halbwegs erreichbar sind, vor allem im Winter. Aber ansonsten ist es dort schwierig, über Land wären das sehr lange, anspruchsvolle Touren mit Expeditionscharakter und von See aus sind diese unvermessenen, schroffen Küsten auch nicht gerade einladend.
In der Agardhbukta war über Nacht Wind aufgekommen, kein Gedanke an einen Landgang dort. Auch weiter südlich sah es zunächst nicht wirklich vielversprechend aus. Erst ein gutes Stück weiter Richtung Hambergbukta hatten wir ideale Bedingungen und sind in Richtung von einem der vielen Gletscher dort gefahren. Wie sich zeigte, hatte dieser sich ein Stück zurückgezogen und am Ufer eine Moränenlandschaft hinterlassen, wo man hervorragend an Land gehen konnte! Ganz junges Land. Ob hier, wo vor Jahren noch alles unterm Gletscher lag, überhaupt schon mal jemand seinen Fuß hingesetzt hat? Keine Ahnung, und man soll natürlich sehr vorsichtig mit der Behauptung sein, irgendwo der Erste zu sein. Aber allein der Umstand, dass schon der Gedanke möglich ist, ist schon sehr reizvoll!
Der Gletscher muss vor kurzem noch mal ein klein wenig vorgestoßen sein, er hat eine kleine Stauchendmoräne aufgeschoben wie einen kleinen Wall, aus dem junge Treibholzsstücke herausragen. Einige schnallen sich die Steigeisen unter die Stiefel und ziehen den Gletscher hinauf, um Gletscherspalten und solche Dinge zu begutachten. Eine andere, kleine Gruppe zieht still den Strand entlang, von einer Lagune zur anderen, und freut sich über die kleinen und großen Dinge, die sich in dieser Landschaft finden. Neue Plätze entdecken, an wilden, abgelegenen Orten, namentlich Spitzbergens Ostküste, wie schön kann es eigentlich sein? 🙂
Die Agardhbukta an der Ostküste Spitzbergens, etwas weiter südlich als Longyearbyen gelegen, lag genau richtig für uns, um am späten Abend dort den Anker in den Schlamm zu schmeißen. Die Stimmung war nahezu melancholisch, die Sonne übt schon die ersten Untergänge, wenn sie auch für einige Tage noch nur hinter den Bergen verschwindet und nicht hinter dem Horizont. Aber sie zeigt sich um Mitternacht schon tiefrot und man wird wieder daran erinnert, dass der Sommer nicht mehr lang ist und die Dunkelheit bereits im Anmarsch.
Hier in der Agardhbukta werden bei mir alte Erinnerungen wach. Hier war ich schon einige Male, aber bislang nie mit einem Schiff. Diese Bucht ist weitgehend unvermessen und steht auch im Ruf, untief und für Schiffe kein guter Ort zu sein. Früher nannte man die Agardhbukta Foul Bay („Untiefe Bucht“). Die früheren Touren hierher gingen über Land, die erste war 1999, vor 20 Jahren! Lange, lange her … das war zu Fuß, mit Freund Sven, von Longyearbyen aus. Wir sind damals der klassischen Conway-Route gefolgt, durch die großen Täler nach Osten, 4 anstrengende, aber unvergessliche Tage ab Longyearbyen. Später ging es noch einmal zu Fuß in diese Richtung, und dann noch ein paar Mal im Winter. Das geht deutlich schneller und ist mit weniger Anstrengung verbunden.
Für uns sollte die Agardhbukta primär ein Übernachtungsplatz sein, selbst nach Ausreizen der Tiefe war das Ufer immer noch weit weg. Aber als aus morgen heute wurde, hatten wir ein Geburtstagskind an Bord und ein kleiner Ausflug an Land erwies sich als schönes Geburtstagsgeschenk im dämmrig werdenden Licht der ausgehenden Mitternachtssonne. Ein schöne, stille, kleine Wanderung in schöner Landschaft, schönem Licht und schönen Erinnerungen.
Ein Traumtag in einem der schönsten Winkel Spitzbergens, im östlichsten Osten der Hauptinsel. Im Heleysund liegt diese schöne Bucht, in der man prima ankern kann, auch wenn es etwas pustet, so wie gestern Abend.
Heute früh war es still und sonnig. Wir haben ein paar Thermoskannen und Futter für unterwegs eingepackt und uns aufgemacht, auf eine weite Runde in die Tundra. Mal feuchter, mal trockener, mal steiniger, immer schön. Ausblicke über Heleysund und Straumsland, Storfjord und Barentsøya. Neugierige Rentiere und eine seltene Schwalbenmöwe. Eine großartige Küste mit beeindruckenden Felssäulen, darunter saftiggrüne Tundra mit kräftigen Eiskeilen. Lange Pausen mit schönen, sonnigen Blicken. Was will man mehr?
Nun machen wir Dampf durch den Storfjord nach Süden. Die Sonne scheint, wir haben schöne Sicht auf die Barentsøya links (ja, Backbord) und Spitzbergen rechts (Steuerbord).