Der Nordwesten Spitzbergens: steil, schroff, eisig, steinig … schön. Vom Magdalenefjord, wo wir nur nachts ankerten, über die Danskøya, wo es eine Wanderung gab, in den Fuglefjord mit seinen Eismassen bis in die Holmiabukta.
Nicht weniger als sieben Eisbären sahen wir auf dieser Strecke, davon einige schwimmend.
Galerie – Im Nordwesten Spitzbergens: vom Magdalenefjord bis zur Holmiabukta
Durch die Nacht hindurch gefahren, sind wir heute früh im Forlandsund angekommen. Eine gute Gegend für so vieles, etwa für Walrosse. Eine schöne Gruppe von diesen fanden wir auch direkt dort, wo wir darauf gehofft hatten.
Später hatten wir an eine kleine Wanderung am Fuglehuken gedacht, an der Nordspitze von Prins Karls Forland. Aber da hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht – den Eisbären, der es dort auf die Seehunde abgesehen hatte …
Die grandiose Fahrt mit der Arctica II ist vorbei, die sicher nicht minder grandiose Fahrt mit der Meander geht los!
Wettertechnisch legt die Sonne gerade mal eine Pause ein, irgendwann müssen Wolken und Nebel ja auch mal durchziehen. Da kein Mensch gut zwei Meter Welle am Isfjord-Ausgang braucht, zumal am ersten Abend, verbringen wir den ersten Tag im wunderbaren Ekmanfjord. Die kleine Insel Flintholmen beeindruckt mit ihrer faszinierenden landschaftlichen Vielfalt – rote Moräne hier, grüne Tundra dort, ganz ähnlich wie Coraholmen ganz in der Nähe.
Später drehen wir eine schöne Runde auf der Blomesletta, einem weiten Tundraland mit weiten Ausblicken von weitläufigen Erhebungen. Zauberhafte Nebelschwaden dekorieren die Berge, die hier echte Charakterköpfe sind. Nicht einfach nur schroffe, hohe Felsen. Das Kapitol oder das Kolosseum gibt es, von den namensgebenden Originalen abgesehen, eben nur einmal, eben hier im Ekmanfjord.
Spätabends geht es aus dem Isfjord heraus und nach Norden.
Der letzte Tag dieser Fahrt in Spitzbergens schöner Natur. Nach kurzer Fahrt hatten wir die Erdmannflya erreicht und machten uns auf den Weg quer – oder, besser gesagt: längs – über dieses schöne, flache, weitläufige Tundraland. Ein paar wunderschöne Stunden waren wir unterwegs, mit ausgiebigen Pausen, um die weiten Blicke und die Stille zu genießen. Was für ein schönes Land!
Zum Abschluss zog Heinrich am Esmarkbreen noch einmal alle nautischen Register, und dann war es Zeit, Kurs auf Longyearbyen zu setzen. Ein paar Wale winkten wie zum Abschied mit der Fluke.
Eine lange, intensive, schön-erlebnisreiche Fahrt geht zu Ende. So viele einzigartige Plätze haben wir besucht, Wanderungen gemacht, Tiere gesehen … eine unvergessliche Fahrt! Ganz vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben, dass diese Fahrt so gut gelaufen ist und dass die Stimmung gut war (und dass das Essen immer so lecker war 😋). Vorneweg natürlich an Skipper Heinrich Eggenfellner, Eigner der großartigen Arctica II! Ich freue mich schon wieder aufs nächste Jahr! ⛵️😊
Galerie – Isfjord: Erdmannflya, Ymerbukta und Longyearbyen
Den Vormittag verbrachten wir im Van Keulenfjord mit einer kleinen, aber sehr feinen Tour im sehr schönen, abwechslungreichen Gebiet von Fleur-de-Lyshamna bis zum Kapp Toscana. Wunderbare, sehr klar strukturierte Landschaft, deutlich weniger wunderbare Geschichte vom Weißwalfang. Aber so war eben die Realität, davor Verstecken hilft auch nicht weiter.
Am Nachmittag standen wir kurz nicht weit von Kapp Martin an Land – ganz hervorragende Sache, aber ganz unverhofft waren wir so schnell wieder auf dem Schiff, wie wir gekommen waren, als ein Eisbär gar nicht so weit weg herumspazierte.
Dafür passte abends noch eine kleine Runde bei Festningen im Isfjord in den Tag, der damit wieder einmal gut und rund war.
Der Tag begann, wo er gestern geendet hatte: im Hornsund. Auf der anderen (südlichen) Seite, in Gåshamna, mit einer schönen, abwechslungsreichen Tour. Viel Landschaft, viel Geschichte, und ein sehr neugierier Eisfuchs ❄️🦊🙂
Ein weiterer Höhepunkt der Fahrt war die Landung auf den Dunøyane am Nachmittag. Eine stille, schöne Naturperle, wo nicht viele Menschen hinkommen. Schon weil die Dunøyane Vogelschutzgebiet sind und erst mit dem 16. August überhaupt wieder zugänglich werden. Und das ist auch gut so.
Zu Recht hat das Sørkapp den unguten Ruf, ein raues Gewässer zu sein, wo man sich den untiefen Küsten fernhält. Aber wenn man einen dieser eher seltenen Tage erwischt, an denen fast kein Hauch geht und kaum eine Welle das Wasser kräuselt, dann … ja dann kann Spitzbergens Südspitze ein unglaublich schöner Ort sein. Sowohl das Festland als auch die vorgelagerten Inseln wie die Tokrossøya.
Nach all diesen Herrlichkeiten haben wir dann den Hornsund angesteuert.
Galerie – Sørkapp: Keilhaufjellet & Tokrossøya und Hornsund
Nun müssen wir zusehen, dass wir den Storfjord nach Süden durchfahren, morgen geht’s ums Südkap, so sagt es der allmächtige Wetterbericht. Aber auch im Storfjord waren wir zu den richtigen Zeiten an den richtigen Orten. Am Sporodden in Kvalvågen gab es spannende Geologie bis hin zu Dinosaurierspuren und eine schöne Tour.
Weiter südlich am Haketangen gibt es etwas, was man in dieser abgelegenen Landschaft wohl kaum erwarten würde: Einen kleinen Flugplatz! Natürlich schon lange nicht mehr in Verwendung, aber die alte Rollbahn ist noch gut erkennbar. Hier hoffte man einst, Öl und Gas zu finden. 1976 hatte man dort zum ersten Mal gebohrt und dann noch mal 1987, wobei 2.337 Meter Tiefe erreicht wurden. Weitere Arbeiten folgten 1988, dann war Schluss. Es gab Gas, aber das Vorkommmen war nicht wirtschaftlich.
Wie konnte es sein, dass diese Bohrungen überhaupt möglich waren? Die großen Nationalparks, darunter den Süd Spitzbergen Nationalpark, in dem der Haketangen liegt, gibt es seit 1973. Man kann heute froh sein, dass man dort noch an Land gehen und etwas herumlaufen darf, und unter den im Kern gleichen Regeln wurde damals nach Öl und Gas gebohrt und ein Flugfeld betrieben. Wie war das möglich? Man darf sich wundern.
Galerie – Im Storfjord: Kvalvågen & Haketangen
Ein weiterer Tag in der Hinlopenstraße – und was für einer! Eisbären beim Frühstück zuschauen, eine schöne Wanderung auf der Wilhelmøya und um den Tag rund zu machen (als ob noch etwas gefehlt hätte), Buckelwalen beim Abendessen zuschauen.
Die Hinlopenstraße hat es gut mit uns gemeint.
Nun, wo wir die Hinlopenstraße von Süden erreicht hatten, wollten wir uns in diesem wunderbaren Teil Spitzbergens natürlich auch umschauen. Von einer Tour über die große Von Otterøya mit fantastischen Rundumblicken über eine der zahlreichen kleineren Inseln dieser Gegend bis hin zum Alkefjellet. Das Alkefjellet ist immer ein besonderer, beeindruckender Ort, aber heute ist es wirklich zur Hochform aufgelaufen.
Galerie – Hinlopenstraße: Von Otterøya, Smittøya, Alkefjellet
Nun waren wir bei der Storøya schon so weit im Osten, dass wir auch gleich ganz ums Nordaustland herumfahren konnten. Gesagt, getan. Der Tag war zwar recht grau, aber dafür kamen die grandiosen Farben des Eises und des teilweise sehr schwebfrachtbeladenen Schmelzwassers umso schöner zur Geltung. Ein Teil des Randes der Eiskappe ist übrigens mehrere Kilometer vorgestoßen, im Bereich vom Domen.
Den Rest erzählen die Bilder. Das ist der Anblick, den wir einen großen Teil des Tages über hatten 🙂
Galerie – Nordaustland: Austfonna von Domen bis Bråsvellbreen
Der Tag begann mit einer kleinen Wanderung auf der Raschøya, sogar in der Sonne. Wieviel es von beidem – Sonne und Wanderungen – heute noch geben würde, war bestenfalls unsicher. Der Blick in die Umgebung, über Inseln und Buchten und über die weite Eiskappe – unglaublich!
Die Sonne verließ uns, genauer gesagt: sie versteckte sich hinter Wolken und Nebelschwaden, als wir die Storøya erreichten. Wer innerlich noch nicht in der Hocharktis angekommen war – bitte, hier war sie, die Hocharktis: polarwüstenhaftes Land unter düsterem Nebel, wo Knochen von Walrossen und Eisbären bleichen … zwei Landgänge gelangen uns sogar auf dieser wilden Insel, in der Umgebung der Walrosse im Norden und bei der Hütte der Ymer-Expedition etwas weiter südlich.
Nun haben wir mit der Umrundung viele Meilen vor uns, und sehr viel Eis in Form der ewig langen Gletscherkante des östlichen und südllichen Nordaustlandes und vieler, vieler Eisberge.
Schon am 5. August hat der russische Bischof Iyakov in Pyramiden ein sieben Meter hohes, hölzernes orthodoxes Kreuz geweiht, das unmittelbar zuvor im Rahmen einer Zeremonie am Hang aufgestellt wurde. Das Kreuz steht nah genug am Hafen, um für Besucher gut sichtbar zu sein.
Bischof Iyakov ist als Unterstützer von Putins Krieg in der Ukraine und seiner geopolitischen Ambitionen bekannt. Speziell in der Arktis hat er vielfach Stützpunkte geweiht, auch militärische, und auch Zeremonien durchgeführt, bei denen Soldaten und Waffen geweiht werden. Bei der Zeremonie in Spitzbergen fielen Formulierungen wie „russisches Pyramiden“, auch Worte wie „heiliges Mutterland“ und „göttliche Segnung heiliger Grenzen“ etc. werden von Iyakov oft verwendet. Das Kreuz ist mit Bändern in Farben dekoriert, die auch viele russische Waffen im Krieg gegen die Ukraine tragen sollen, oft in Form des berüchtigten „Z“-Symbols.
Kleineres russisches Kreuz, das schon länger recht unauffällig bei Pyramiden steht. Das am 5.8. errichtete und geweihte Kreuz ist viel größer und steht oberhalb des Hafens.
Der Vorfall muss in Zusammenhang gesehen werden mit anderen Ereignissen wie der erstmals militaristisch aufgeblasenen Parade am Tag des Sieges am 6. Mai oder der Flottenparade am 30. Juli. Insgesamt scheint Russland die Strategie zu verfolgen, Norwegen und der Welt die historisch-kulturelle Zugehörigkeit mindestens der russischen Siedlungen Spitzbergens zu Russland zu verdeutlichen.
Vom Sysselmester hieß es, die Umweltabteilung werde den Fall verfolgen. Die Errichtung von Bauwerken, auch Denkmälern, ist genehmigungspflichtig; die norwegischen Behörden waren offenbar vorher nicht informiert worden.
Die Welt lag offen vor uns, das Wetter gut, schöne Inseln vor dem Bug. Was kann’s besseres geben?
Landgänge auf kleinen, wilden abgelegenen Inseln finde ich ja immer extrem spannend. Ich bin da auch ganz sicher nicht der einzige. In dem Sinne kamen wir heute voll auf unsere Kosten. Nordre Repøya, Karl XII-Øya, Foynøya. Fantastische Inseln, wilde Arktis. Erstaunlicherweise keine Eisbären, beziehungsweise nur in Form von Einzelteilen. Wo sind die hin? Alle im Eis gerade? Schon komisch, tagelang in dieser Gegend auf dem Nordaustland unterwegs zu sein, ohne einen einzigen Bamse zu sehen.
Den herrlichsten Abend der Arktis hatten wir dann an diesem Tag im östlichsten Orvin Land. Vor Anker in der letzten Bucht, bevor die Küste des Nordaustlands auf weiter Strecke nur noch aus Gletscherfront besteht. Was für ein Licht, was für ein Blick, was für ein Abend!
Galerie – Nordre Repøya, Karl XII-Øya, Orvin Land
Angesichts der Vorhersage sind wir mit gemäßigten Erwartungen in den Tag gestartet und freuten uns umso mehr, dass wir eine schöne Wanderung vom Rijpfjord in den Zorgdragerfjord machen konnten, durch das polarwüstenhaft karge Landesinnere. Das sieht man ja auch nicht allzu oft, ebenso wenig den Zorgdragerfjord.
Und später gab es noch eine schöne Tour, im nördlichen Duvefjord. Da kam sogar die Sonne heraus.
Deshalb haben wir das abends auch noch mit einer kleinen Tour im schönsten Abendlicht abgerundet, im östlichen Duvefjord.
Galerie – vom Rijpfjord in den Zorgdragerfjord und den Duvefjord