Eine durchfahrene Nacht brachte uns in den Südosten Svalbards, zum Freemansund zwischen den großen Inseln Barentsøya und Edgeøya. Eine wunderbare Gegend, hocharktisch auf eine ganz andere Art als die kargen Polarwüsten des Nordaustlandes.
Hier neigen Eisbären noch öfter als anderswo dazu, eine Planänderung herbeizurufen, und das war auch an diesem Tag so. Wobei das Ergebnis sich sehen lassen kann. In dieser so charakteristischen Landschaft mit den dunklen, weitläufigen Plateaubergen verstecken sich Kolonien von Dreizehenmöwen, dort leben Rentiere und Eisfüchse. Und die weite, grüne Tundra ist unendlich schön. Auch wenn es oben etwas grau ist.
Die Hinlopenstraße … waren wir da nicht gestern schon? Ja, aber die ist ja groß 🙂 man könnte hier eine Woche verbringen, ach, was sage ich, zehn Tage, zwei Wochen … ohne alles gesehen und gemacht zu haben, was man gerne sehen und machen würde.
Aber wir haben uns ein paar richtig feine Sachen rausgepickt. Gestern Abend gab es noch Walrosse satt, entspannt in der Passage am späten Abend. Heute ging es los mit einer kleinen Wanderung auf der Von Otterøya, einer steinigen Perle hocharktischer Landschaft für Feinschmecker. Wegen einer Eisbärensichtung ging es etwas früher als geplant zurück an Bord, aber immerhin konnten wir mehr Zeit an Land verbringen als gestern im Wahlenbergfjord.
Der Bråsvellbreen ist eines der sieben arktischen Weltwunder, den wollten wir uns auch nicht entgehen lassen.
Nach den mitunter doch etwas wettergebeutelten vergangenen Tagen war das heute unser Tag in der Hinlopenstraße. Wobei – es ging direkt damit los, dass wir am Strand einer kleinen Insel im Wahlenbergfjord standen und endlich mal wieder ein wenig wandern wollten. Ein Blick auf die noch kleinere Nachbarinsel, und aus der Wanderung wurde nichts.
Stattdessen gab es eine wunderschöne Eisbärensichtung. Eine Eisbärenmutter mit einem diesjährigen Jungen wanderte gemächlich über die Nachbarinsel, und wir bekamen von den Booten aus einige unvergessliche Blicke. Kein schlechter Tausch!
Nach einer sehr nassen Nacht im Murchisonfjord kam der Wind. Hier war ganz klar vorerst nichts mehr zu holen, und somit setzten wir Kurs nach Norden. Auch dort war es ziemlich stürmisch – das war es am Montag wohl überall in der Gegend – und es war gar nicht einfach, einen brauchbaren Ankerplatz zu finden, von einer Tour an Land gar nicht zu reden.
Ganz im Norden war es dann soweit, bei den Sjuøyane. Und schließlich kam auch das passende Wetterfenster für eine tolle kleine Tour auf der Phippsøya, einer der nördlichsten Inseln Svalbards. Noch weiter im Norden liegen nur noch ein paar bessere Felsen.
Das Treibeis östlich der Sjuøyane hatte der Wind zwischenzeitlich in alle, nun ja, Winde zerstreut. Da gab es nur noch Nebel. Wir hatten unser Wetterfenster genutzt!
Über Nacht waren wir unter besten Verhältnissen quer über die nördliche Hinlopenstraße gefahren und hatten den Vormittag, um Kinnvika im Murchisonfjord zu erkunden. Was für ein Kontrast zu den letzten Tagen – Polarwüste pur! Und natürlich die alte schwedisch-finnische Forschungsstation.
Der Nachmittag hielt, was der Wetterbericht versprochen hatte: Wind und Schneeregen, und zwar von beidem nicht zu knapp. Da bleibt man doch schön an Bord und hört sich ein paar Vorträge an. Nass ist es wohl überall in Spitzbergen, in Longyearbyen mussten sogar zwei Straßen wegen Überflutungs- und Lawinengefahr gesperrt werden.
Galerie – Nordaustland: Kinnvika – 07. Juli 2024
Die Überschrift könnte auch sein: Kreuzritter und Ritterhütte. Zweimal Ritter.
Die Sørdalsflya ist der südwestliche Teil der Reinsdyrflya, jenes großen Flachlandes nördlich des Liefdefjords. Dort lag 1943-44 die Kriegswetterstation Kreuzritter, deren Existenz Ende Juni 1944 mit einem großen Knall zu Ende ging.
Seitdem ist es auf der Reinsdyrflya wieder friedlich und die Natur hat dort das Sagen.
So ist es auch am Gråhuken, ganz im Norden des Woodfjord. Dort überwintert heute niemand mehr, aber die berühmte Hütte dort hat so manchen später bekannt gewordenen Überwinterer gesehen. Neben dem Erbauer Hilmar Nøis vor allem Christiane Ritter („Eine Frau erlebt die Polarnacht“) mit ihrem Mann Hermann Ritter und dem Norweger Karl Nikolaisen. Aus deren Überwinterung auf Gråhuken 1934-35 entstand das berühmte Buch. Die Hütte zu sehen war für mehrere an Bord ein großer Wunsch – schön, dass es geklappt hat!
Im Nordwesten Spitzbergens war das Wetter so, wie es in dieser Ecke oft ist: um Null Grad kalt, windig und zeitweise Schneetreiben. Herrlich! Wie schön, dass wir gut verpackt nur ein paar Stunden draußen waren und dann wieder an Bord zurückkommen konnten, auf ein geheiztes Schiff, wo ein guter Koch schon wieder etwas leckeres geköchelt hat … so anders als die Walfänger, die vor 400 Jahren ganze Sommer hier verbracht haben, die keine echten Sommer waren.
Auf der Danskøya gab es die Möglichkeit zu einer kleinen Wanderung, und am Smeerenburgbreen zog das Wetter zu unserer freudigen Überraschung auf und gab den Blick auf die eisige Pracht frei. Und nachdem in Virgohamna ein Eisbär seiner Wege gezogen war, konnten wir das dortige Nordpolexpeditionsfreilichtmuseum besuchen.
Galerie – Nordwest-Spitzbergen: Danskøya & Smeerenburgfjord – 05. Juli 2024
Ein Tag im Krossfjord, wieder bei bestem Wetter. Die Fjortende Julibukta erwies sich als gut geschützt, obwohl der Wind im Hauptarm des Krossfjords kräftig pfiff. Hier bot sich uns eine ganze Reihe von Besonderheiten der schönen Natur Spitzbergens: angefangen von einem kleinen Vogelfelsen, wo es nicht nur die „üblichen“ Dickschnabellummen gab, sondern auch ein paar Papageitaucher und sogar einen in Spitzbergen sehr seltenen Tordalken, über die „hängenden Gärten“ mit einer wahrhaft beeindruckenden Blümchenpracht (darunter Polarlöwenzahn und Arktisches Berufskraut) und schließlich der Gletscher.
Apropos Gletscher: Der landschaftliche Höhepunkt im Krossfjord ist der Lilliehöökbreen, einer der größten Gletscher Spitzbergens überhaupt. Auch wenn er in den letzten Jahrzehnten viel Masse verloren hat, ist er immer noch ungemein beeindruckend.
Die Gelegenheit, den schönen Kongsfjord etwas näher zu erkunden, haben wir gerne genutzt. Wettertechnisch erschien das sinnvoll, den Tag im Fjord zu verbringen und nicht auf See. Besser hätten wir es nicht treffen können!
Das Ossian Sarsfjellet besticht durch einen tollen Panoramablick, gute Einblicke in das Leben und Treiben einer Kolonie von Dickschnabellummen und Dreizehenmöwen und nicht zuletzt eine bunte Pflanzenwelt, darunter seltene Arten wie die Arktische Arnica.
Die Blomstrandhalvøya gehört zu den schönen Klassikern im Kongsfjord, von der alten Marmorgrube Ny London / Marble Island bis auf die Höhen wie den Bratliekollen mit einer grandiosen Aussicht über den Kongsfjord.
Es ging Schlag auf Schlag, das Wetter war klasse und wir haben es ausgenutzt. Walrosse standen oben auf der Wunschliste, im Forlandsund haben wir sie gefunden. Und Dreizehenmöwen. Eine sehr fotogene Kombination.
Weiter ging es nach Ny-Ålesund. Es bot sich die Chance, den Ort weitgehend still und ruhig für uns zu haben, ohne irgendein anderes größeres Schiff. Diese Chance haben wir doch gerne genutzt!
Galerie – Vom Forlandsund nach Ny-Ålesund – 02. Juli 2024
Heute (1. Juli) hieß es „Leinen los“ mit der Meander! 18 Tage werden wir unterwegs sein, eine dicke Portion Spitzbergen, auf die wir uns sehr freuen!
Und es ging direkt gut los: Nach der Fahrt durch den Isfjord haben wir uns abends noch Zeit für eine Runde durch die Ymerbukta genommen, um die schöne Abendstimmung am Esmarkbreen zu genießen.
Und gerade als wir dachten, der Tag wäre vorbei, kam am Alkhornet gleich eine ganze Eisbärenfamilie in Sicht 🙂
Galerie – Von Longyearbyen in die Ymerbukta und am Alkhornet vorbei – 01. Juli 2024
Zwei Guides einer französischen Reederei haben für Störung von Eisbären Bußgelder von jeweils 20.000,00 Kronen (rund 1750 Euro) bekommen. Der Vorfall ereignete sich am 23. Juni in der Mosselbukta im Norden Spitzbergens, wo eine Eisbärin mit Jungem an einem Walkadaver fraß. Die beiden Guides steuerten Zodiacs mit Passagieren so zu den Eisbären, dass diese sich vom Walkadaver zurückzogen, wie es in einer Pressemeldung des Sysselmesters heißt.
Eisbären fressen an einem Walkadaver (Symbolbild, Hinlopenstraße 2023).
Im Spitzbergen-Umweltgesetz (Svalbard miljølov) heißt es in § 30: „Es ist verboten, Eisbären anzulocken, zu füttern, zu verfolgen oder mit einer anderen aktiven Handlung so aufzusuchen, dass der Eisbär gestört wird oder Gefahr für Menschen oder Eisbären entstehen kann“ (eigene Übersetzung).
Ab 2025 wird eine neue Regelung gelten, derzufolge in Spitzbergen von Eisbären generell ein Abstand von 500 Metern (bis 30. Juni) bzw. 300 Metern (ab 1. Juli) einzuhalten sein wird.
Mittlerweile ist auch in Spitzbergen Hochsommer, und mit dem Juli fangen hier auch die langen Fahrten an. Direkt am ersten geht es los. 18 Tage mit der Meander, da freue ich mich richtig drauf! Und natürlich wird man auf dieser Seite im Reiseblog mit dabei sein können.
Gleichzeitig gibt es im Fernsehen nicht nur EM, sondern immer wieder auch Interessantes für Arktis-Fans. Was genau, verrät wie immer Marga uns, siehe unten.
Wie schon die berühmte Jägerin Wanny Woldstad sagte:
Es geht doch nichts über einen gemütlichen Arktis-Fernsehabend in Hyttevika.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Spitzbergen unter Segeln 2025 – die neuen Reisebeschreibungen sind da! Wir bleiben Spitzbergen treu, auch wenn sich einiges ändert, so sind etwa die Antigua und die Arctica II nicht mehr dabei. Aber dafür haben wir die Meander, die sozusagen das Beste beider Welten in sich vereinigt: sie ist mit 12 Passagieren fast so klein wie die Arctica II, dabei aber nahezu so gut und komfortabel ausgestattet wie die Antigua.
Auch 2025 wieder: Mit der Meander zum Eis Spitzbergens. Und nach Norwegen.
Acht Fahrten planen wir, die Geographische Reisegesellschaft, 2025 mit der Meander im hohen Norden. Sechs davon in Spitzbergen, und zwar jeweils zwei im Frühjahr (Ende Mai, Anfang Juni), im Hochsommer (Juli) und im Spätsommer (Ende August, September).
Dazu kommen zwei Reisen im November in Nordnorwegen.
Diese verschiedenen Reisezeiten, die Termine und die Ideen dahinter finden sich auf dieser Seite (hier klicken) und im Detail auf den dort zu jeder einzelnen Reise verlinkten PDFs. Willkommen an Bord!