Schon der Oktober hat in Spitzbergen wieder mal Rekorde aufgestellt in Sachen Wärme und Niederschlag. Nach regenreichen Tagen hatte es Schlammlawinen vom Platåberg gegeben, die die Straße zwischen Kirche und Huset erreichten. Die Straße war zwischenzeitlich gesperrt.
Derzeit kommt es deutlich dicker: In der Nacht von Montag (7.11.) auf Dienstag werden bis zu 50 mm Niederschlag erwartet, im Extremfall sogar noch mehr. Oberhalb von 500 m Höhe soll der Niederschlag als Schnee fallen, darunter als Regen. In und um Longyearbyen wird mit Gefahr für Überschwemmungen und Lawinen gerechnet. Mehrere Straßen sind gesperrt, darunter die ins Adventdalen (Verkehr aus dem Adventdalen, etwa von den dortigen Hütten, die teilweise bewohnt sind, in den Ort, ist weiter zugelassen). Auch in Longyearbyen selbst sind mehrere Straßen gesperrt. Wegen Lawinengefahr wurden auch etliche Wohnhäuser evakuiert. Die Bewohner sind kurzfristig woanders untergebracht worden, teilweise werden die Bewohner kostenlos von Hotels aufgenommen.
Es wird davor gewarnt, sich den ohnehin gesperrten alten Bergbauanlagen oder den Gestellen der alten Kohleseilbahn zu nähern. Dort können bei starkem Wind Teile durch die Gegend fliegen. Die teilweise beschädigten Ständer der Seilbahn sind durch den Wind möglicherweise einsturzgefährdet.
In höheren Lagen ist starke Schneelawinengefahr (Stufe 4) ausgerufen worden.
Morgen Vormittag soll die Wetterlage sich wieder beruhigen. Wir drücken die Daumen, dass möglichst nichts passiert.
P.S. Anmerkung in eigener Sache für Freunde und Bekannte des Verfassers: unsere Adresse in Longyearbyen liegt nicht im betroffenen Bereich.
Wo waren wir stehengeblieben … ach ja, die Lofoten. Lang, lang ist’s her. In der Zwischenzeit war so einiges los, aber dazu später. Zunächst geht es mit dem Blog weiter nach Tromsø und Umgebung. Als „ishavsby“, als Eismeerstadt, ist Tromsø schon lange das klassische Portal auf dem Weg nach Spitzbergen. Fast jeder, der in den ganz hohen Norden wollte, kam durch Tromsø. Das ist heute, mit den Direktflügen ab Oslo, natürlich nicht mehr so, und die meisten Stops in Tromsø beschränken sich nun ja auch auf einen kleinen Aufenthalt im Flughafen.
Aber es lohnt sich definitiv, etwas mehr Zeit mitzubringen. Die Bezeichnung „Paris des Nordens“ ist sicher übertrieben, aber es ist eine schöne Stadt, die als Uni-Stadt auch Leben aufzuweisen hat. Das alte Polarmuseum und die modernere Arktis-Show Polaria mit Robben-Becken sind natürliche Anziehungspunkte für Freunde hoher Breiten.
Die Gewässer bei Tromsø werden mittlerweile zu dieser Zeit regelmäßig von Schwertwalen frequentiert, wie wir neulich ja auf so erfreuliche Art gesehen haben. Eine Wallwatsching-Tour (übersetzt: Walbeobachtungsfahrt) lohnt sich also mit großer Wahrscheinlichkeit.
Und dann die Nordlichter. Klar, man braucht etwas Glück. Ohne freien Himmel und etwas elektromagnetische Aktivität in der Magnetosphäre läuft nichts, schon klar. Aber die Chancen stehen schon gut, zumindest wenn man ein paar Tage Zeit hat.
Wir hatten nun zwar nur zwei Tage Zeit in Tromsø, aber es waren die richtigen zwei Tage. Keine Klagen, nordlichttechnisch es lohnt sich definitiv, mobil zu sein und aufs Wetter zu achten. Wo ist es wolkenfrei, wo hat man schöne Landschaften unterm Nordlicht, ohne zuviel künstliches Licht? Gar nicht so einfach. Dafür sollte man sich schon ein wenig auskennen oder die Karte gut studieren. Ansonsten bieten sie in Tromsø aber auch gute geführte Bustouren an, mit ausgiebigen Fotostops an den besten Stellen, die der jeweilige Abend hergibt.
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Innerhalb der wenigen Stunden mit Tageslicht gab es noch ein kleines Extra. Außen vor der westlich von Tromsø gelegenen großen Insel Kvaløya, direkt am offenen Meer, liegt die kleine Sommarøy. Gebadet im roten Licht der tiefstehenden Sonne, mit Blick über Fjord und Schären. Sommarøy, Sommarøy … das habe ich doch schon mal gehört, gar nicht so lange her. Und richtig: hier kam 1895 doch Wanny Woldstad zur Wold, äh, zur Welt. Ja, genau die, die sich später als „erste Frau als Fangstmann auf Svalbard“ bezeichnete, nachdem sie jahrelang den Eisbären im Hornsund das Fell über die Ohren gezogen hatte. Ihre schöne Hütte in Hyttevika hatten wir doch im August erst noch besucht. Und auf Sommarøy steht sogar noch ihr Geburtshaus!
Mit aufgehender Sonne hatten wir den Hafen von Svolvær verlassen. Als wir draußen feststellten, dass der Wind zum Segeln reichte – dezent, aber doch so eben genug – haben wir den Plan, Hennungsvær noch einen kurzen Besuch abzustatten, schnell beerdigt (gewässert, muss das wohl hier heißen). Stattdessen ging ein Tuch nach dem anderen hoch. Dann ging die Maschine aus.
Stille. Leichtes Plätschern der Wellen. Rotes Licht über den Bergen. Was für ein Leben! Schaut euch die Fotos an!
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In ein paar Stunden sind wir in Bodø, der letzte Hafen dieser Fahrt. Der letzte Hafen dieses Arktis-Sommers, wobei man den Begriff „Sommer“ ja schon eine ganze Weile nicht mehr verwenden kann, so wirklich. Morgen heißt es, für dieses Jahr Abschied zu nehmen von der guten, alten Antigua und ihren guten Leuten. Nun, wir sehen uns nächstes Jahr wieder! Und es geht direkt wieder hoch nach Tromsø und Longyearbyen 🙂
In Svolvær kann man gut ein wenig entspannen. Der Ort, obwohl Hauptort der östlichen Lofoten, ist nicht der Nabel der Welt. Ein schöner Hafen, ein paar Kunstgalerien, eine Bar mit aus Eis gemachtem Mobiliar, eine malerische Umgebung.
Und für uns Startpunkt für den Besuch im Nordlichtcenter in Laukvik. Gelegen auf der Nordseite von Austvågøy, gibt es dort einen freien Horizont in die meisten Richtungen und nicht zuviel künstliches Licht drumherum. Dort haben Rob und Theres sich niedergelassen und ihr privates Nordlichtinstitut gegründet. Offensichtlich leben die beiden ihre Leidenschaft, alles dreht sich um Nordlichter und Rob hat einen ganzen Raum voll selbstgebauter Technik, um „direkten Kontakt zur Sonne“ und zu den Nordlichtern aufzunehmen, wie er sagt.
Und sie scheinen tatsächlich einen guten Draht nach oben zu haben. Kaum war der Vortrag zu Ende, gab’s Nordlichter 🙂
Das Wetter ist und bleibt herrlich, klarer Himmel, leichter Nachtfrost, tiefe Sonne, wunderbare Farben. Derzeit geht die Sonne kurz nach 8 Uhr auf und kurz nach 15 Uhr wieder unter, dazu kommt die lange Dämmerung. Wir haben also noch eine ganze Menge Licht. Jedenfalls genug, um draußen was machen zu können. Heute sind wir erst mal zu Fuß von Kabelvåg nach Svolvær gegangen. Das ist nicht allzu weit, man könnte das in einer guten Stunde gehen, theoretisch. Natürlich haben wir uns mehr Zeit gelassen, denn die Landschaft ist wirklich schön. Schroffe Berge, ein stiller See, lichter Wald, kleine Feuchtgebiete. Ein paar sind über den Tjeldbergtinden gegangen, 367 m hoch. Das habe ich mir dann doch leider sparen müssen, weil Erkältung, aber die Aussicht ist geil, das weiß ich bestens 🙂
Ein herrlicher, langer Tag, der mit Touren über die Insel Skrova begann. Mit weißen Stränden in kleinen Buchten mit hellblauem Wasser, über denen Seeadler kreisen.
Unter Segeln und Sonne ging es nach Kabelvåg, und nach einem Besuch im dortigen Meeresaquarium folgte der unbestrittene Höhepunkt des Tages. Nein, die Rede ist nicht von Saschas Abendessen, das natürlich immer ein Höhepunkt ist 🙂 sondern von der Nordlicht-Show. Der Hammer! Wirklich, das konnte sich sehen lassen.
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P.S. natürlich haben wir uns mit der Nordlicht-Fotografie auch fleißig in Theorie und Praxis beschäftigt. Dazu habe ich hier schon mal was geschrieben.
Im Trollfjord hat die Natur ihre Kräfte walten lassen, um sich selbst ein Denkmal zu setzen. Dafür ist dieser schöne Ort ja auch weithin bekannt. Zumal, wenn man das Glück hat, bei gutem Wetter dort zu umgeben von mehreren hundert Meter hohen Felswänden im Zodiac Kreise um die Antigua zu ziehen, während Seeadler ihre Kreise am Himmel ziehen, das ist schon fein!
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Die Passage in den Hafen von Skrova, inmitten von vielen Felsen und Schären, macht schon Freude. Dasselbe tun Nordlichter. Da hatten wir vorhin schon ein paar Erfolge zu verzeichnen. Es könnte gerne noch etwas mehr Aktivität kommen, aber derzeit ist Ruhe. Mal schauen.
Auf dem Weg nach Süden kamen wir zunächst mal in Skrolsvik vorbei, ein schönes, kleines Dorf auf Senja. Wie so viele der kleinen Örtchen hier, war auch Skrolsvik natürlich einst ein Fischereidorf. Malerisch in einer Bucht gelegen, von schönen Bergen umgeben, die von der Morgensonne angeleuchtet werden – Nordnorwegen kann so schön sein!
Der alte Laden (Gammelbutikken), heute ein Museum, wurde von den Eignern Kristin und Gunnar extra für uns aufgemacht. Eine kleine Zeitmaschine, die einen 90 Jahre in der Zeit zurück versetzt, in die Zeiten, als Fischer von den vorgelagerten Inseln mit ihrem Fang in Ruderbooten hierher kamen, um Mehl zu kaufen. Ihre Frauen blieben gleich für 3 Tage, um Brot zu backen, weil es beim Laden einen Ofen gab, den niemand zu Hause hatte. Und wenn das Wetter dann schlecht war, wurde aus den 3 Tagen schnell eine Woche. Oder mehr. So war es damals. Romantisch, sich das vorzustellen, aber das Leben ist schon deutlich einfacher heute …
Natürlich gibt es um Skrolsvik reichlich schöne Natur, skog og fjell (Wald und Berge), wo man Touren machen kann. Mehr Zeit müsste man haben.
Aber wir hatten ja noch etwas vor. Passage nach Harstad bei schönstem Mittagslicht. Anderswo würde man das Morgenstimmung nennen, oder Abendstimmung, das ist egal, das ist hier jetzt alles das Gleiche. Als wir dort gegen 4 Uhr nachmittags einliefen, war es schon fast dunkel!
Da Harstad selbst nicht unbedingt allzu aufregend ist, haben wir uns wie schon bei früherer Gelegenheit auf die kleine Bustour aufgemacht, zu den Museen bei Trondenes. Dabei lernt man, dass Harstad über lange Zeiten hinweg das Machtzentrum Norwegens nördlich von Trondheim war. Der Aufstieg von Tromsø ist relativ jung. Hier in Trondenes bei Harstad saßen die mächtigen Wikingerhäuptlinge, die in dieser berühmten Schlacht den christlichen König Olav den Heiligen (heilig gesprochen wurde er natürlich erst später) töteten. Hier wurde diese wirklich schöne Kirche gebaut, mit Abstand die älteste und größte nördlich von Trondheim, wenn man von den ganz modernen Kirchen in Tromsø absieht. Und hier haben die Nazis im Krieg ihre gewaltigen Kanonen aufgestellt.
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Nach einem gemütlichen Abend im Hafen von Harstad ging es dann weiter, wir wollen morgen bei Tageslicht in den Trollfjord. Das Wetter soll schön bleiben! Jawoll! 🙂
Ich muss einfach noch zwei Bilder von gestern hinterherschieben. Das Nordlicht hatte sich wirklich noch recht schön entwickelt. Natürlich war es zum Fotografieren nicht gerade ideal, da wir an der Außenseite von Senja entlang fuhren und dabei ein wenig Dünung hatten. Zwar moderat, aber für die Kamera ist natürlich jede Bewegung Gift, das ist eben so. Also freut man sich über die lichtstarke Linse (24 mm f1.4) und reißt den Isowert auf fette 12800 hoch, wozu hat man denn so eine digitale Kamera mit Vollformatsensor, irgendwo zu muss das doch gut sein. So landet man wenigstens bei 1/10 Sekunde Belichtungszeit, das langsamste, was auf einem sich bewegenden Schiff irgendwie noch verwendbar ist.
Manchmal passt eine ganze Reise in eine Fahrt. Oft sagt man ja am Ende eines guten Tages, dass die Reise nun zu Ende sein könnte, man hat ja alles gehabt. Natürlich sagt man das nur so im Spaß vor sich hin und meint es nicht ernst.
Heute könnte man das sagen und es ernst meinen. Vor gerade einmal 24 Stunden sind alle an Bord gekommen, vor gut 12 Stunden sind wir in Tromsø losgefahren. Und haben seitdem Schwertwale gesehen, nicht nur ein paar, nicht nur 2-3 Dutzend, sondern weit im dreistelligen Bereich. Es können locker 200 gewesen sein. Überall waren sie, haben Hering gefuttert.
Und wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Acht Uhr ist Sonnenaufgang und kurz vor 15 Uhr Sonnenuntergang. Nordlicht gab es vorhin auch schon, nicht allzu stark, nicht wirklich fotografierbar vom leicht schwankenden Schiff aus, aber schön anzusehen.
Nach den sommerlichen und spätsommerlichen Fahrten in Spitzbergen stand ein Aufenthalt in südlicheren Gefilden an. Aus denen wird normalerweise in diesem Blog nicht berichtet, es ist sicher auch eher langweilig zu verfolgen, wie Touren nach- und vorbereitet werden, bis hin zu adrenalintreibenden Tätigkeiten wie Buchhaltung, und Bücher entstehen. Was schon erfreulicher ist, aber der Vorgang des Schreibens ist nun auch nicht unbedingt spannend zu betrachten.
Aber warum nicht doch mal ein paar Ereignisse einfließen lassen, die weit äquatorwärts des Polarkreises stattfanden. Logistisch geschickt in die Anreise nach Tromsø eingebaut, hatte ich in der Nähe von Stuttgart noch die Chance, einem kulturellen Highlight beizuwohnen, bevor es dann wieder Richtung Norden gehen sollte. Meistergitarrist Jeff Beck gab sich die Ehre – in einer Turnhalle! Gedankt sei dem dem 25. Geburtstag eines lokalen Rockmusikvereins, der das mit Hilfe von Sponsoren auf die Beine gestellt hatte. Ansonsten hätten Beck & Co sich wohl kaum nach Winterbach verirrt, eine halbe Stunde S-Bahn-Fahrt hinein in die polarnächtliche Tundra. Ja, und was soll man sagen, der Meister war gut drauf und bestens in Form, messerscharf, hochpräzise und hochvirtuos gab es Leckerbissen aus fast einem halben Jahrhundert Musikgeschichte. Ein begnadeter Musiker, den man nach wenigen Noten erkennt, ein so ganz eigener Ton, direkt aus dem Hirn über die Finger hinein in Holz und Draht. Gitarrenspiel vom Mars. Und das im nicht mehr ganz zarten Alter von 72 Jahren. Vorbildlich!
Weniger vorbildlich war dann die Bahn früh am nächsten Morgen. Die Fahrt von Stuttgart nach Frankfurt Flughafen, die theoretisch eine Stunde hätte dauern sollen, nahm dann satte drei Stunden in Anspruch, einschließlich unfreiwilligen Verlassen des total überfüllten Zuges in Mannheim. Der nächste Zug war ebenfalls so sehr überfüllt, dass schon Personal zur teilweisen Räumung bereit stand. Mental schon auf eine längere und teure Taxifahrt eingestellt, gab es dann doch immerhin einen Stehplatz in der dritten (und für mich letzten) möglichen Verbindung. Genießen Sie das Leben in vollen Zügen!
Ja, im Norden ist doch manches entspannter. Ein schönes Heimkehren auf die Antigua, ein gemütliches Abendessen mit der Crew, die sich auf die letzte Fahrt der Saison freut, die am Sonntag losgeht. Wir hoffen auf Wale und Nordlichter in den nächsten Tagen. Drückt die Daumen!
Eine französische Nordpolexpedition wurde durch den Sysselmannen im Duvefjord beim Nordaustland beendet. Die Abenteurer Gilles und Alexia Elkaim hatten geplant, mit ihrer Yacht Arktika eine Expedition nach Strickmuster von Fridtjof Nansens berühmter Fram-Reise (1893-96) zu machen. Nach der Fahrt von der Barents-See in die Nordostpassage bis zu den Neusibirischen Inseln sollte die Arktika im Treibeis eingefroren werden und mit dem Eis nach Norden driften. Auch eine Schlittenreise zum Polpunkt selbst war als Teil der mehrjährigen Expedition geplant.
Nun hat die Expedition in Spitzbergen ein vorzeitiges Ende gefunden. Schlechtes Wetter und Eis hatten die vorläufige Umkehr erzwungen, nachdem die Arktika die Kvitøya in Richtung Osten verlassen hatte. Das Schiff suchte im Duvefjord Schutz zum Abwettern, wo die Situation laut eigenem Blog wetterbedingt zeitweise schwierig wurde. Schließlich brachte die fortgeschrittene Jahreszeit und die Notwendigkeit einer Reparatur die Entscheidung für eine Überwinterung vor Ort.
Hierfür lag allerdings keine Genehmigung seitens der norwegischen Behörden vor, und eine solche Genehmigung wird auch nicht von heute auf morgen erteilt. Am 08. Oktober bat Kapitän Elkaim beim Sysselmannen für eine Genehmigung für eine Überwinterung. Am 13. Oktober bekam die Arktika Besuch vom Hubschrauber des Sysselmannen, resultierend in der Beschlagnahme von Pässen und Papieren. Bald darauf wurde die Yacht vom Regierungsschiff Polarsyssel nach Longyearbyen geschleppt. Als Gründe hierfür wurden seitens der Behörden sowohl mechanische als auch gesetzliche Probleme genannt. Auf der Facebookseite der Expedition steht hingegen, dass man die Lage im Duvefjord unter Kontrolle gehabt habe, dass es keine Notwendigkeit für das Abschleppen gegeben habe und dass das Abschleppen selbst bei kräftigem Wind ein Risiko für Boot und Besatzung einschließlich der Hunde dargestellt habe. Die professionelle, freundliche Handhabung der Operation durch die Besatzung der Polarsyssel wurde aber positiv hervorgehoben. Gleichzeitig wurden aber schwere Vorwürfe wegen Tierquälerei gegen die norwegischen Behörden erhoben, da es den 7 Hunden auch nach 10 Tagen nicht erlaubt wurde, das Schiff zu verlassen und sich an Land zu bewegen, obwohl die Papiere für die Einfuhr von Hunden nach Svalbard bereits im Juli eingereicht worden seien und obwohl der Tierarzt vor Ort die notwendigen Impfen und den Gesundheitszustand bestätigt hatte. Die rechtliche Aufarbeitung wird die Juristen beider Seiten wohl noch eine Weile beschäftigen. Die Expedition ist unterdessen zumindest vorerst beendet.
Das französische Schiff Arktika hat übrigens nichts mit den Schiffen Arctica I und Arctica II aus Longyearbyen zu tun.
Temperaturrekorde sind der neue Normalzustand, was das Wetter betrifft. Das trifft auf die Arktis noch mehr zu als auf andere Teile der Welt. Am Freitag (7.10.) wurden bei der Wetterstation am Flughafen bei Longyearbyen 10,1°C gemessen. Das ist das erste Mal, dass dort im Oktober offiziell ein zweistelliger Wert aufgezeichnet wurde. Bislang liegt das absolute Temperaturmaximum im Oktober bei 8,9°C, der Wert stammt aus dem Jahr 1984. 1961 gab es schon einmal 9,9°C, aber damals lag die Wetterstation in Longyearbyen selbst und nicht am Flughafen, und die Messgeräte waren andere. Die Werte sind somit nicht unmittelbar vergleichbar. Vor allem die Lage, küstennah am weiten Isfjord oder weiter im Land im Tal, kann trotz der Entfernung von nur wenigen Kilometern meteorologisch einen erheblichen Unterschied bringen.
Am eindrücklichsten ist aber eine Information, die in einem Nebensatz Platz findet: das aktuell letzte Mal, dass ein Monat in Longyearbyen mit einer Temperatur unterhalb des langjährigen Mittels aufgefallen ist, war im November 2010, also vor traurig-stolzen 6 Jahren.
Auch die Eislage um Spitzbergen herum ist seit dem letzten Winter durchgehend traurig. Die Vermutung, das habe mit dem El Nino Phänomen zu tun, das sich letzten Winter im Pazifik ausgetobt hat, aber seine Auswirkungen um den ganzen Globus schickt, steht im Raum. Eine Besserung der Eislage lässt sich bislang aber nicht erkennen.
Der Oktober bringt die letzten Sonnenstrahlen und dann die Polarnacht nach Spitzbergen. Das hat mit Temperaturen um 10 Grad plus normalerweise nichts zu tun.
Im November erscheint ein spannendes neues Buch über Eisbären. Hier wird der König der Arktis aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtet, nämlich als kulturhistorische Ikone der Arktis, wie schon der Titel sagt. Das ist vielversprechend und verdient eine Ankündigung an dieser Stelle.
Da das Buch nur auf englisch erscheinen wird, ist auch die folgende Beschreibung, die vom Verfasser des Buches stammt, auf englisch.
Ice Bear The Cultural History of an Arctic Icon
By MICHAEL ENGELHARD
NATURAL HISTORY
288 pp., 170 illus., 145 in color, 8 x 10 in. $29.95 paperback, November 2016
Prime Arctic predator and nomad of the sea ice and tundra, the polar bear endures as a source of wonder, terror, and fascination. Humans have seen it
as spirit guide and fanged enemy, as trade good and moral metaphor, as food source and symbol of ecological crisis. Eight thousand years of artifacts attest to its charisma, and to the fraught relationships between our two species. In the White Bear, we acknowledge the magic of wildness: it is both genuinely itself and a screen for our imagination.
Ice Bear traces and illuminates this intertwined history. From Inuit shamans to Jean Harlow lounging on a bearskin rug, from the cubs trained to pull sleds toward the North Pole to cuddly superstar Knut, it all comes to life in these pages. With meticulous research and more than 160 illustrations, the author brings into focus this powerful and elusive animal. Doing so, he delves into the stories we tell about Nature—and about ourselves—hoping for a future in which such tales still matter.
MICHAEL ENGELHARD works as a wilderness guide in Arctic Alaska and holds an MA in cultural anthropology from the University of Alaska Fairbanks. His books include a recent essay collection, American Wild: Explorations from the Grand Canyon to the Arctic Ocean. His writing has also appeared in Sierra, Outside, Audubon, National Wildlife, National Parks, High Country News, and the San Francisco Chronicle.
„Engelhard’s thought-provoking iconography explores in depth the multitude of cultural roles played by the polar bear.“
—David Fox, Anchorage Press
„Engelhard weaves together the disparate pieces of our eclectic social and cultural fascination with polar bears. A tapestry of images reveals our complex attachment to this Arctic icon.“
—Andrew Derocher, author of Polar Bears: A Complete Guide to their Biology and Behavior
Ice Bear. The Cultural History of an Arctic Icon by Michael Engelhard.
News-Auflistung generiert am 26. März 2023 um 18:02:27 Uhr (GMT+1)
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