Das Wetter ist so richtig auf unserer Seite! Zunächst gelingt uns bei spiegelglatter See (und ebenfalls sehr glatten Ufersteinen) eine Landung auf der kleinen, abgelegenen Waldenøya. Das ist definitiv eine Insel, wo nicht ständig Leute hinkommen! 1894 war Walter Wellman mit seiner Expedition für ein paar Wochen dort gestrandet. Wir sitzen auf den Steinen in der Sonne und genießen das Dasein und den unverstellten Blick bis zum Nordpol.
Sogar bis hinauf zur Rossøya scheint die Sonne und das Meer liegt still wie ein Spiegel. Wir fahren mit den Zodiacs um diesen nördlichsten Felsen herum, den ganz Svalbard (Inselgruppe Spitzbergen) zu bieten hat. Weiter nördlich kommt nur noch Wasser, flüssig und fest, und der Nordpol. Wir genießen die selten schönen Stunden und feiern die nördliche Breite.
Ein abendlicher Abstecher zur Phippsøya bringt keine Walrosse, wie zunächst erhofft, dann aber ziemlich unverhofft einen Eisbären. Alex hatte das Vergnügen, ihn (bzw. vermutlich sie) aufzuscheuchen. Es hat schon seinen Sinn, erst mal einen (bewaffneten) Guide vorwegzuschicken … alles läuft entspannt ab, der Bär zeigt keinerlei Interesse an uns, sondern wendet seine Aufmerksamkeit recht vergammelten Überresten eines Walrosses zu, wobei wir mit großer Freude und in aller Sicherheit von den Booten aus zuschauen und fotografieren. Ein grandioser Tag auf 80 Grad Nord!
Einen vollen Tag in Spitzbergens Natur unterwegs zu sein macht natürlich viel Freude, zumal bei schönem Wetter. Und die warmen Quellen tief im Tal hinterm Bockfjord sind sehr interessante Ziele für eine lange Tour. Blumenreiche Tundra und eine wattenmeerartige Schwemmebene begleiten uns jeweils über Kilometer, und nach einer gepflegten Mittagspause haben wir die Felder mit den Sinterterassen erreicht. Hier hat die Natur ein paar sehr beeindruckende Kunstwerke geschaffen! Und das vor einer wirklich beeindruckenden Kulisse aus einer ganzen Wand tiefroter Berge und gewaltigen Moränen.
Wir genießen die Landschaft, das Wetter und das Leben in vollen Zügen und lassen uns Zeit. Nach fast 9 Stunden sind wir wieder an Bord zurück.
Natürlich gab es auch Touren im üblichen Rahmen, die zu den ufernahen Sinterterassen der dortigen warmen Quellen führten und zu einem nahegelegenen Gletscher.
Die Zeit fliegt dahin in der sommerlichen Arktis. Weltbewegendes ist in Longyearbyen in jüngster Zeit nicht passiert.
Jemand hat es geschafft, ein Auto in einem Tümpel neben der Straße im Adventdalen zu versenken. Man fragt sich, wie und warum. Verletzt wurde niemand.
Touristen meinen, Hütten in der Wildnis seien prinzipiell offen und für alle. Beides ist nicht der Fall. Es brauchte die Polizei, um diese Botschaft überzeugend zu vermitteln. Auf einem kleineren Motorboot brauchte es ebenfalls die Polizei, um zwei Touristinnen zu vermitteln, dass man nach Ende der Tour das Boot auch dann verlassen muss, wenn das Wetter schlecht und die Tour nicht wie erhofft verlaufen war. Longyearbyen kann sich nicht ganz zwischen Lachen und Weinen entscheiden. In einem weiteren Fall fand die Polizei Wirbelknochen eines marinen Säugetiers im Gepäck eines Touristen am Flughafen. Nicht gut.
Gråhuken! Kurz davor wachen wir auf. Es weht ein schwacher Wind aus Nordwest, aber nur wenig, so dass wir ohne Probleme landen können. Das tun wir gerne, um die Hütte anzuschauen, in der 1934-35 die berühmte Überwinterung aus Christiane Ritters „Eine Frau erlebt die Polarnacht“ stattgefunden hat. Ich habe noch einen besonderen Grund im Gepäck, Ritters Hütte auf dieser Runde die Ehre zu erweisen, was den heutigen Besuch zu einem sehr besonderen, berührenden Erlebnis macht. Mehr hierzu vielleicht später mal.
Dramaturgisch perfekt getimt, tauchte in einem fortgeschrittenen Stadium unseres Besuches ein Eisbär auf. Sobald er uns wahrgenommen hatte, verschwand er zügig, und wir taten dasselbe.
Ein Abstecher auf eine der kleinen Inseln im Liefdefjord gestaltet sich zu einem Ausflug in ein arktisches Paradies. Farben, Strukturen, Vögel. Und zwar von allem reichlich.
Eine ruhige Nacht vor Anker, herrlich! Mindestens so herrlich war die Tour auf der Blomstrandhalvøya. Die Küstenlandschaft ist sehr abwechslungsreich, vor allem, wenn man ein paar bestimmte Ecken kennt. Es gibt nicht nur Ny London, sondern noch so ein paar richtig schöne, versteckte Stellen.
Dann setzen wir Kurs Nord. Der Wind pustet zwar nicht ganz so fröhlich wie erwartet, aber immer noch fröhlich genug, um die Tücher zu füllen, und so genießen wir die Stille unter Segeln und einem Himmel, dessen Farben zwischen Grau, Silber und punktuellem Blau oszillieren.
Unser erster Tag unterwegs! Unser erster Halt ist Ny-Ålesund im Kongsfjord, für einen schrittweisen Abschied von der Zivilisation. Der Ort ist ruhig heute, Gänsefamilien weiden auf der Tundra zwischen +den Häusern. Alex macht eine Führung durch den Ort, Rolf eine Führung zum Mast und zwischendurch begegnen wir zufällig Maarten Loonen, dem Leiter der niederländischen Forschungsstation, der uns noch das Neueste vom Neuesten von den Eiderenten und Weißwangengänsen im Kongsfjord erzählt. Deren Nachwuchs ist dieses Jahr weitgehend Eisbären zum Opfer gefallen.
Nachmittags fahren wir in den Krossfjord und gehen an der alten Rudi-/Mansfield-Hütte Camp Zoë in die Tundra und die Hügel hoch. Die umstehenden Berge sind sehr beeindruckend, Rentiere, Schneehühner und ein einsamer Eisfuchs laufen über die Tundra und auf dem blauen Wasser des Krossfjord tanzen weiße Schaumkrönchen.
Ein Besuch beim Tinayrebreen ist das abschließende Sahnehäubchen auf diesem Tag, einem Freitag dem 13., an dem Anke und Christiane Ritter Geburtstag haben. Herzlichen Glückwunsch!
Über den Erdrutsch beim Friedhof in Longyearbyen und die anschließende Sperrung des Weges 300 vom alten Museum zum Huset wurde bereits berichtet.
Ab sofort ist der Weg 300 für Fußgänger und Radfahrer wieder geöffnet, wie der Sysselmannen mitteilt. Motorisierter Verkehr ist weiterhin nicht zugelassen. Das gilt bis auf Weiteres, bis die Einschätzung der Gefahrenlage durch Erdrutsche, Lawinen, Steinschlag etc. sich nach Ansicht der Behörden verändert.
Am 2. Juli feiert die traditionsreiche Reederei Hurtigruten ihren 125. Geburtstag und macht zugleich der Umwelt ein Geschenk: Ab heute will Hurtigruten alles Einwegplastik von seinen Schiffen verbannen. Kein Plastikstrohhalm, kein Rührstäbchen im Plastikkaffeebecher, kein Plastikdeckel und keine einzige Plastiktüte sollen dann mehr auf den Schiffen zu finden sein.
Das ist nur konsequent: Schiffsreisende sind täglich Zeuginnen und Zeugen der Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll. Das meiste Plastik in den Ozeanen stammt zwar aus der Fischerei, aber auch Plastikflaschen, Plastiktüten oder andere Alltagsartikel aus Plastik landen tonnenweise an den Stränden Norwegens und am Ende viel zu oft in den Mägen von Seevögeln, Fischen und Walen.
Plastikmüll in Mushamna/ Spitzbergen
Das Verbot von Einwegplastikartikeln soll für die gesamte Hurtigruten Flotte gelten, also sowohl auf der legendären Postschiffroute von Bergen nach Kirkenes, als auch auf den Kreuzfahrtschiffen in polaren Gewässern sowie in allen landbasierten Einrichtungen und auch auf Spitzbergen.
Ehrgeiziges Ziel von Hurtigruten auf lange Sicht ist es sogar, die erste kunststofffreie Reederei der Welt zu werden. Auch wenn in der Kreuzfahrtbranche grade mit Blick auf den Schadstoff- und CO2 Ausstoß sicher noch viel zu verbessern ist, ist das Verbot von Einwegplastik ein erfreulicher Schritt in die richtige Richtung.
Bald frei von Einwegplastik: Hurtigruten Museumsschiff in Stokmarksnes/ Lofoten