Nachdem bereits Ende März ein Eisbär erschossen wurde, während er versuchte, in eine Hütte einzudringen, wurde erneut ein Eisbär in Notwehr erschossen. Dieses Mal ereignete sich der Vorfall in der Isbukta, an der südlichen Ostküste Spitzbergens. Dort hatten 2 Skiwanderer mitsamt Hunden auf dem Eis gelagert, als sich ein Bär näherte, der sich durch Lärm etc. nicht abschrecken ließ, so dass die beiden sich schließlich gezwungen waren, ihn aus der Nähe zu erschießen.
Der Bär war recht jung und mit 119 kg Gewicht noch nicht ausgewachsen und/oder abgemagert.
Wie auch der Abschuss vom März, so wird dieser Vorfall routinemäßig vom Sysselmannen untersucht. Eisbären sind in Spitzbergen vollständig geschützt, nur in Notwehrsituationen bleibt der Abschuss straffrei. Die Distanz zwischen den beiden Skiwanderern und dem laut Aussage sich schnell nähernden, aggressiv erscheinenden Bären wurde mit 18 Metern angegeben. Die Behörden haben zwischenzeitlich bereits davon gesprochen, dass die Umstände auf legitime Notwehr hinzudeuten scheinen.
Nach einer längeren friedlichen Phase seit dem tödlichen Angriff im Tempelfjord vom August 2011 ist dies nun der zweite Vorfall innerhalb weniger Wochen, bei dem in Spitzbergen ein Eisbär in Notwehr erschossen wurde.
Sysselmannen und Rotes Kreuz verzeichnen einen leichten Anstieg von Rettungsoperationen in Spitzbergen auf etwa 80 pro Jahr, einschließlich Abholung von Besatzungsmitgliedern etwa von Fischereischiffen im Fall medizinischer Notfälle. Im Einzelfall wird der Rettungsdienst mutmaßlich unnötigerweise zu Hilfe gerufen, wie kürzlich im Fall zweier Skitouristen, die von ihrer geplanten Route nicht einmal 10 % geschafft hatten, aber trotz guter Bedingungen bereits zu erschöpft waren, um ihre Tour aus eigener Kraft fortzusetzen. Daher erinnert der Sysselmannen an die Bedeutung guter Vorbereitung und die Eigenverantwortung für die individuelle Sicherheit. Insgesamt aber liegen die Einsätze deutlich innerhalb des Rahmens, für den die Kapazitäten ausgelegt sind.
Auch das Osterwochenende, an dem traditionell viele Leute im Gelände unterwegs sind, verlief nicht zuletzt dank des guten Wetters ruhig.
Sorge bereiten potenzielle Unglücksfälle, von denen eine größere Anzahl von Personen gleichzeitig betroffen wären, für die die Kapazitäten weder aktuell noch in absehbarer Zeit ausreichen würden.
Rettungshubschrauber der norwegischen Küstenwache bei einer Übung in Spitzbergen.
Die Häufigkeit der Spitzbergen.de-Nachrichten ist derzeit etwas gesunken. Dafür gibt es aktuell regelmäßig neue Fotos, einschließlich aufwändiger Panorama-Aufnahmen. Wichtige Nachrichten werden in jedem Falle veröffentlicht, ggf. mit etwas Verzögerung. Hintergrund ist der derzeitige Aufenthalt des Inhabers auf Spitzbergen und das anhaltend schöne Wetter dort, so dass der Arbeitsschwerpunkt derzeit auf der Kamera liegt und nicht am Computer.
Ein Abend am Negribreen an der Ostküste Spitzbergens. Bei dem Wetter nutzen wir die kurze, noch verbleibende Wintersaison im Gelände. Der Computer muss mal warten.
Am Sonntag (24.3.) ist ein Eisbär erschossen worden, der dabei war, durch ein Fenster in das Innere einer Hütte einzudringen. In der Hütte befand sich ein Paar aus Longyearbyen, die zunächst versuchten, den Bären durch Lärm und Werfen von Gegenständen zu vertreiben. Als dies erfolglos blieb, erschoss einer der Hüttenbewohner den Bären schließlich aus nächster Nähe mit einem Revolver.
Der Vorfall fand in Hyttevika statt, einer alten Trapperhütte an der Westküste nördlich des Hornsund. Die beiden Personen aus Longyearbyen waren mit dem Motorschlitten über das Wochenende dorthin gefahren. Beide gelten als sehr tourenerfahren.
Der Fall wird routinemäßig von der lokalen Polizei (Sysselmannen) untersucht. Eisbären sind in Spitzbergen vollständig geschützt, der Abschuss bleibt nur im Fall von Notwehr straffrei. Die Behörden haben bereits angedeutet, dass die Umstände auf einen Fall von unvermeidbarer Notwehr hindeuteten.
Der Fall wurde in der Diskussion dahingehend kritisiert, dass der Bär mit Pfefferspray möglicherweise/vermutlich unblutig hätte vertrieben können. Andernorts, etwa in Nordamerika, wird Pfefferspray in solchen und ähnlichen Fällen erfolgreich eingesetzt, um Konflikte unblutig zu beenden und so auch Bärenleben zu retten. In Spitzbergen hat der Sysselmannen sich allerdings offiziell gegen den Einsatz von Pfefferspray ausgesprochen. Der Seiteninhaber meint, dass ein auf offener Tundra stürmisch angreifender Eisbär mit Pfefferspray sicherlich kaum zu stoppen ist, dass aber der Einsatz aus der relativen Sicherheit einer Hütte oder auch eines Zeltes heraus sehr sinnvoll sein und Bären wie Menschen retten kann. Ein so einmal abgewehrter Eisbär wird sich auch künftig vermutlich von Hütten fernhalten.
Es war der erste Fall, dass ein Eisbär in Spitzbergen erschossen wurde, seit dem tödlichen Angriff im Tempelfjord vom August 2011.
Der Küstenstreifen von Hyttevika aus sicherer Höhe, einen Tag nach dem tödlichen Zusammenstoß vom Palmsonntag.
In Barentsburg ist es heute (4.4.) in der Kohlemine zu einem tödlichen Unfall gekommen. Anscheinend ist ein Bergarbeiter unter einem herunterfallenden Felsblock eingeklemmt worden. Die norwegischen Behörden untersuchen den Vorfall vor Ort.
Ein Brand im Museum der Wissenschaft in Neapel hat zum Verlust unwiederbringlicher Gegenstände aus der norwegischen und italienischen Polargeschichte geführt. Eigentlich sollte die Ausstellung gemeinsame Aspekte der Polargeschichte beider Länder betonen, wie etwa die Luftschiffexpeditionen zum Nordpol von Amundsen und Nobile, die 1926 und 1928 in Ny Ålesund starteten. Nun haben beide Länder ein Stück ihrer Polargeschichte verloren.
Aller Wahrscheinlichkeit nach soll Brandstiftung die Ursache sein, motiviert von lokalen Streitigkeiten um das attraktive Museumsgrundstück und somit von der Ausstellung völlig unabhängig. Teile der Ausstellung bestanden aus Leihgaben aus Norwegen, die speziell nach Neapel gebracht worden waren. Verloren sind unter anderem die Skier, die Fridtjof Nansen 1888 während seiner Überquerung des grönländischen Inlandeises verwendet haben soll, Bekleidungsstücke von Umberto Nobile von seiner Ialia-Expedition von 1928 und das Logbuch des Luftschiffes Norge, mit dem Roald Amundsen, Nobile, der Amerikaner Ellsworth und weitere Begleiter 1926 als erste den Nordpol überfuhren.
Für die 175 Museumsangestellten dürfte der Verlust ihres Arbeitsplatzes schwerer wiegen als die verlorenen Artefakte. Verletzt wurde anscheinend niemand.
Das Luftschiff Norge, 1926 über Ny Ålesund kurz vor der Fahrt zum Nordpol. Das Logbuch ist nun in dem Museumsbrand in Neapel unwiederbringlich verlorengegangen.
Spitzbergen kommt derzeit so richtig unter Druck – auf jeden Fall hinsichtlich des Wetters. Die Messeinrichtungen auf Svalbard registrieren Luftdruckwerte, die alles hinter sich lassen, was die bisher vorliegenden Messungen, die teilweise immerhin seit den 1920er Jahren laufen, hervorgebracht haben. Spitzenreiter ist die automatische Messstation auf der kleinen Karl XII Insel nördlich des Nordaustland: dort worden vor wenigen Tagen nicht weniger als 1054,7 hPa gemessen, deutlich mehr als der bisherige Spitzbergen-Höchstwert von 1929 (1051,9 hPa) aus dem Isfjord.
Auch Grönland verzeichnet rekordhohe Luftdruckwerte. Der Druck hat schon bislang anhaltend ruhiges, klares, kaltes Wetter mit sich gebracht, das auch noch einige Tage anhalten soll, zur Freude von Einwohnern und Touristen und zum Vorteil der Tiere und der Eisentwicklung, die derzeit recht erfreulich ist. Der Norden Spitzbergens ist aufgrund des schon länger anhaltenden Einflusses wärmerer Wassermassen nach wie vor praktisch eisfrei, aber der Osten steckt immerhin nun recht solide im Eis, das kürzlich sogar die Bäreninsel erreichte, so dass sich dort auch tatsächlich schon mehrere Eisbären haben blicken lassen.
Laut Vorhersage wird es zum Osterwochenende hin, an dem traditionell viele Norweger auf Tour ziehen, allerdings wieder bewölkt.
Der hohe Luftdruck über dem nördlichen Grönland macht sich auch in der europäischen Arktis bemerkbar. Bild von mountainforecast.com.
Mitteilung in eigener Sache: Die Planung für eine Expedition nach Jan Mayen für 2014 wird langsam aber sicher konkret. Als Zeitraum peilen wir ungefähr 28. Juni – 12. Juli 2014 an (von/bis Isafjördur in Island). Hier gibt es mehr Informationen zu dieser abenteuerlichen Fahrt. Es gibt deutlich bereits mehr (bislang allseits unverbindliche) Interessenbekundungen als Plätze. Wer mit will, sollte sich also beizeiten melden (Kontakt).
In der aktuellen CITES-Konferenz in Bangkok scheiterte der jüngste Versuch, Eisbären weltweit konsequent vor Jagd zu schützen. Nach wie vor ist in mehreren Ländern wie Kanada und Grönland eine limitierte Jagd möglich, darunter auch die umstrittene Trophäenjagd durch reiche Jagdtouristen. Umweltverbände kritisieren dies heftig. In Bangkok brachte unter anderem Dänemark, das Grönland international vertritt, Bedenken gegen ein absolutes Jagdverbot vor. Letztlich schafften die EU-Länder es nicht, sich auf eine gemeinsame Position zu einigen. Prinzipiell sind die einzelnen EU-Mitgliedsstaaten jeweils für sich stimmberechtigt, aber es gilt die Vereinbarung der EU-Länder, entweder übereinstimmend oder gar nicht zu votieren. Dadurch kam die erhoffte Mehrheit für ein Jagdverbot auf CITES-Ebene nicht zustande.
CITES ist übersetzt das „Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen“, die sogenannte Washingtoner Artenschutzkonvention.
Zwar ist der Klimawandel die stärkste globale Bedrohung für Eisbären, aber regional stehen die Populationen teilweise unter einem erheblichen zusätzlichen Jagddruck. Im „besten“ Fall fehlen die Datengrundlagen, um die Tragfähigkeit einer regionalen Jagd zu beurteilen.
Im norwegisch verwalteten Spitzbergen sind und bleiben Eisbären vollständig vor Jagd geschützt. Nur in Fällen von akuter Notwehr bleibt der Abschuss straffrei. Allerdings wird der häufige und wenig tierschonende Einsatz von Hubschraubern und Motorschlitten bei der Eisbärenforschung mittlerweile verstärkt kritisiert (siehe etwa Oktober-Nachrichten).
Der Sysselmannen hat die Untersuchung zum tödlichen Unglück am Esmarkbreen in der Ymerbukta im August 2012 (siehe August-Nachrichten) abgeschlossen. Juristisch ist der Fall damit erledigt, da sich keine belastbaren Hinweise auf strafrechtlich relevantes Verhalten ergeben haben.
Am 21. August 2012 kam es zu einem tödlichen Unglück, als von der Abbruchkante des Esmarkbreen Eismassen abbrachen und herabstürzten. Das Eis fiel nicht ins Wasser, sondern auf trockenen Untergrund. Zwei Zodiacs des französischen Touristenschiffes Polaris I waren jeweils mit Fahrer und 6 Passagieren in der Nähe. Eine Frau wurde von einem umherfliegenden Eisbrocken getroffen und starb praktisch unmittelbar. Es konnte nicht geklärt werden, ob das Boot sich zum Zeitpunkt des Unglücks näher am Gletscher befand als die vom norwegischen Polarinstitut empfohlene Mindestdistanz von 200 Metern.
Die Abbruchkante des Esmarkbreen in der Ymerbukta liegt in diesem Bereich in Höhe des Wasserspiegels auf festem Grund.
Nach einer längeren Zeit mit sehr wenig Eis hat das Treibeis den Osten Spitzbergens mittlerweile wieder fest im Griff. Inzwischen hat das Eis sogar den Norden der Bäreninsel erreicht, so dass dort erstmalig seit dem 02. April 2011 wieder Eismeldungen geschrieben werden, sehr zur Freude der Stationsbesatzung!
Treibeis in Herwighamna, bei der Wetterstation auf der Bäreninsel (Bjørnøya), am 1. März 2013.
Der Verlust großer Eisflächen im Arktischen Ozean geht seit Jahrzehnten vor sich. Im September 2012 wurden erneut aufsehenerregende Negativrekorde erreicht. Jetzt gibt es ein wenig mehr Klarheit darüber, dass das Eis nicht nur in der Fläche verlorengeht, sondern auch in der Dicke deutlich nachlässt. Die Minimalausdehnung, die im September erreicht wird, liegt bei mittlerweile nur noch einem Fünftel im Vergleich zu 1980 – ein Verlust von bis zu 80 % innerhalb von gut 2 Jahrzehnten. Soweit Daten vorliegen, ist auch die Dicke kräftig zurückgegangen.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Auswertung von Daten amerikanischer und europäischer Forschungssatelliten. Die für den Verlust im Detail erforderlichen Mechanismen liegen sowohl im Meer als auch in der Atmosphäre und sind noch nicht genau untersucht. Der künftige Verlauf, etwa der Zeitpunkt der erstmaligen vollständigen Abwesenheit einer Eisdecke im Sommer, ist nicht genau vorhersagbar, aber dass die Zukunft weitere kräftige Verluste an Treibeis in der Arktis bringen wird, steht nicht infrage.
Die Eröffnung der Samenbank bei Longyearbyen gegen Ende Februar 2008 war auch der Anlass zur Einrichtung dieser Spitzbergen.de-Nachrichtenseite, die somit ebenfalls in diesen Tagen ihren 5. Geburtstag feiert. Tassen hoch!
Diese Mitteilung ist die 267. Nachricht auf dieser Seite, deren Erscheinungsbild sich seitdem grundlegend geändert hat. Auch die Nachrichten-Häufigkeit, im Schnitt über den gesamten Zeitraum gut 1 pro Woche, ist mittlerweile angestiegen. 245 dieser Nachrichten sind auch auf dem englischen Teil dieser Seite erschienen.
Screenshot der ersten Spitzbergen.de-Nachricht vom Februar 2008.
Am 26. Februar wird das Samenlager bei Longyearbyen 5 Jahre alt. Seit der Eröffnung, die seinerzeit weltweit Medienaufmerksamkeit auf sich zog, sind über 770.000 Proben aus fast allen Ländern der Erde eingelagert worden. Das Lager besteht aus 3 Hallen, in deren Regalen bis zu 1,5 Millionen Proben Platz finden sollen. Der umgebende Permafrost hat natürlicherweise eine Temperatur von -3 bis -4 Grad Celsius. Die Lagertemperatur wird künstlich bei -18 Grad gehalten.
Der Eingang befindet sich knapp 1 km oberhalb des Flughafens und ist gut sichtbar und über einen befahrbaren Weg einfach erreichbar. Das Innere ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Finanziert wird das Lager wesentlich von der Bill and Melinda Gates Foundation, aber auch von Konzernen wie Monsanto, die ansonsten nicht gerade als Hüter der globalen Artenvielfalt von Nutzpflanzen bekannt sind.
Der Eingang zum Samenlager bei Longyearbyen.
Die Siedlung mit dem derzeit stärksten Bevölkerungswachstum Spitzbergens ist Barentsburg. Anfang 2013 waren dort 471 Personen gemeldet, 101 mehr als 2 Jahre zuvor. Im Vergleich dazu ist Longyearbyen nur um 30 Personen gewachsen. Das Minimum wurde 2010 mit 370 Einwohnern erreicht.
Der Bergbau bringt unverändert pro Jahr 120.000 Tonnen Kohle hervor, ein Bruchteil der Produktion einer modernen Grube anderswo. Die Vorräte sollen noch mindestens 12-15 Jahre reichen. Darüber hinaus will man künftig sowohl in Barentsburg als auch in Pyramiden verstärkt auf Tourismus setzen, in Barentsburg auch auf Forschung. Über eine eventuelle neue Kohlegrube im Colesdalen soll ab 2015 entschieden werden.
„Unser Ziel: Kommunismus“. Dieses Schild hat nur noch zweifelhaften nostalgischen Wert, die Zukunft Barentsburgs soll durch Bergbau und Tourismus möglichst kapitalistisch geprägt sein.