Die Trapperstation am Austfjordneset im inneren Wijdefjord wird möglicherweise ab Herbst 2014 wieder für die Überwinterungsjagd eröffnet. Bis vor 2 Jahren war die traditionsreiche Hütte, die dem Sysselmannen gehört, jeweils für mindestens ein Jahr an interessierte Jäger ausgeliehen worden, um dort erwerbsmäßig Jagd v.a. auf Eisfüchse und Rentiere zu betreiben. Seitdem ist die Station geschlossen, die Gründe sind recht undurchschaubar. Zunächst wurde der hohe Bedarf an öffentlichen Ressourcen zum Betrieb angegeben, was verwundert, da die Erhaltung unabhängig vom Gebrauch vorgenommen wird und der Gebrauch für die Überwinterung selbst durch die jeweiligen Nutzer finanziert wurde. In einer jüngsten Pressemitteilung werden hingegen Registrierungsarbeiten an historischen Gegenständen sowie die Erholung und statistische Erfassung der Rentierbestände hervorgehoben.
Das Regelwerk für Überwinterungsjagd wird derzeit überarbeitet. Grundlage soll in jedem Fall die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen im Rahmen einer traditionspflegenden, erwerbsmäßig betriebenen Jagd sein. Derzeit gibt es drei in Verwendung befindliche Jagdstationen: Kapp Schollin im Bellsund, Farmhamna im Forlandsund und Kapp Wijk im Isfjord.
Die Trapperstation am Austfjordneset, innerer Wijdefjord.
Die erste Fahrt der MV Ortelius ins Rossmeer ist kürzlich in Neuseeland zu Ende gegangen. Umfangreiche Fotogalerien und das Reisetagebuch sind jetzt veröffentlicht (hier klicken).
Die Rossmeerküste bei Coulman Island vom Hubschrauber.
Als Folge der Klimaerwärmung sind mildere Winter in Spitzbergen zu beobachten und künftig noch verstärkt zu erwarten. Dies wird den Tieren vor Ort das Leben allerdings nicht unbedingt leichter machen: Mildere Witterung führt selbst mitten in der Polarnacht verstärkt zu Regen anstelle von Schnee. Das ist in maritim geprägten Polargebieten wie Spitzbergen grundsätzlich nichts Neues, hat Tiere wie Rentiere aber immer schon in ohnehin schwierigen Jahreszeiten vor Herausforderungen gestellt und dies wird künftig wohl schwieriger werden. So führt Regen auf kaltem Untergrund zu einer Eisschicht, die den Zugang zu Nahrung erschwert. Auch Eisbären, insbesondere trächtige Eisbärinnen, sind im Winter auf zuverlässige Schneeverhältnisse und im Frühjahr auf Treibeis angewiesen. Beides wird durch mildere Witterung und wärmere Wassermassen, wie sie in jüngerer Vergangenheit verstärkt auftreten, zunehmend unzuverlässig.
Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt das norwegische Institut für Naturforschung (NINA).
Spitzbergen-Rentier im späten Winter. Anfang Mai 2010, Eskerdalen.
Trotz insgesamt tieferen Temperaturen im Vergleich zu den Vorjahresmonaten ist der Tempelford (nordöstlicher Teil des Isfjord) auch in diesem Jahr mit nur sehr wenig Eis bedeckt, sodass der Zweimaster Noorderlicht für die touristischen Winteraktivitäten nicht an der gewohnten Stelle ankern und sich ins Eis einfrieren lassen kann. Der Segler liegt nun weiter im Inneren des Fjords vor Kapp Schoultz.
Die relative Pause bei den Spitzbergen.de-Nachrichten ist einerseits dem Umstand geschuldet, dass derzeit in Spitzbergen relativ wenig passiert: Es ist schlicht und einfach recht ruhig im hohen Norden, wie gut informierte Quellen bestätigen – was ja immer gut ist nach dem Motto »keine Nachrichten sind gute Nachrichten”.
Darüber hinaus ist der Hauptautor der Spitzbergen.de-Nachrichten derzeit als stellvertretender Fahrtleiter auf einer längeren Reise mit der Ortelius in der Antarktis unterwegs. Diese »Antarktische Odyssee«, die man sicher zutreffend als »Antarktis für Fortgeschrittene« bezeichnen kann, führt von Ushuaia über die Antarktische Halbinsel und die sehr abgelegene Peter I Insel, auf der mit Hubschraubern erfolgreich gelandet werden konnte, ins Rossmeer. Wegen ungewöhnlich schwerer Eisverhältnisse dauerte die Anfahrt mehrere Tage länger als geplant, die verbleibenden Tage im Rossmeer brachten aber mit mehreren erfolgreichen Anlandungen und Hubschrauberflügen eine Reihe sehr spannender und schöner Eindrücke, unter anderem von den historischen Hütten von Shackleton (Cape Royds) und Scott (Cape Evans), den Dry Valleys, der McMurdo-Station, Kaiserpinguinen und dem Ross-Eisschelf. Neben geographischem Neuland wurde mit HDR und Panorama auch fotografisch neues Gebiet betreten. Ergebnisse werden demnächst auf dieser Seite in der Rubrik »Reiseberichte mit Bildergalerien« präsentiert.
Königin Sonja von Norwegen hat in Longyearbyen das nördlichste Jazzfestival der Welt, »Polarjazz«, eröffnet, sowie die Ausstellung »Tre reiser – tre landskap« (Drei Reisen, drei Landschaften) in der Svalbard Gallerie. Dabei hat sie auch eigene Fotos von einer Spitzbergen-Reise von 2006 präsentiert, unter anderem mit Bildern aus der Eisgrotte im Gletscher im Bolterdalen.
Der mittlerweile seit Jahren vor sich hin köchelnde, sehr kontroverse Prozess um einen neuen Verwaltungsplan für die großen Naturreservate in Ost Svalbard scheint in seine abschließende Phase zu gehen: am 9.1. hat der Sysselmannen seinen neuen Vorschlag für das Gesetz veröffentlicht. Der Entwurf, der nach längerer interner und öffentlicher Diskussion und Anhörung zustande kam, wurde bereits dem DN (Abteilung für Naturverwaltung im Osloer Umweltministerium) übersandt, das ihn absegnen muss, damit er dem Parlament zum Beschluss und schließlich dem König zur Unterschrift vorgelegt werden kann.
Die Prüfung im DN ist allerdings alles andere als Formalität: Vor Jahren ist der gesamte Vorgang bereits einmal geplatzt, da seinerzeit der Sysselmannen die ursprünglichen Vorgaben aus Oslo als zu drastisch und fachlich unbegründet zurückgewiesen hatte. Im Gegenzug bekommt der Sysselmannen in Longyearbyen mehr und mehr Gegenwind aus der übergeordneten Osloer Bürokratie zu spüren, die mehrfach klar gemacht hat, dass sie im Gesetzgebungsverfahren die entscheidende Funktion innehat und der Sysselmannen eher eine „beratende“ Position einnimmt. Auch nach Inkrafttreten werden wohl einige administrative Kompetenzen von Longyearbyen nach Oslo wandern: Anscheinend ist der Sysselmannen, dem immerhin noch eine gewisse Nähe zur Realität und Praxis in Spitzbergen nachgesagt werden kann, der Osloer Ministerialbürokratie nicht strikt genug. Entscheidend wird sein, wie der Entwurf aussieht, wenn er das nun anstehende Verfahren im DN durchlaufen hat. Dort schreckt man nicht vor drastischen Einschränkungen zurück, ganz gleich ob diese einen merkbaren Nutzen für Natur oder Wissenschaft bringen oder nicht (siehe auch die in dieser Hinsicht vielsagenden, seit 2010 geltenden Vorschriften für Jan Mayen).
Was nun auf dem Tisch liegt, ist zwar immer noch fachlich kaum begründbarer und somit ärgerlicher Kontroll- und Absperrwahn, aber überwiegend wohl wenigstens kein Weltuntergang für diejenigen, die weiterhin auch in Spitzbergens abgelegenen Regionen unterwegs sein wollen. Im Osten werden insgesamt 6 Zonen ausgewiesen, die teils punktuell sind, teils großräumig. Für alle Zonen gelten verschiedene Regelungen (siehe untenstehende Karte):
Zone A (gelb): wissenschaftliche Referenzgebiete. Reisen dorthin müssen vorher dem Sysselmannen gemeldet werden, dieser kann Änderungen der Reisepläne etc. verlangen (was schon immer in den gesamten Naturreservaten gilt). Anmerkungen: Vermutlich wird das DN verlangen, dass die Anmeldungen von Aktivitäten in den Referenzgebieten über Oslo laufen müssen, und dann darf man auf die praktische Handhabung gespannt sein, die potentiell auf eine faktische Sperrung hinauslaufen können. Die Referenzgebiete sind groß, umfassen aber überwiegend touristisch wenig relevante Gebiete. Der wissenschaftliche und sonstige Bedarf an solchen Gebieten ist unklar und umstritten.
Zone B (orange): Kein Zugang vom 15.05.-15.08. In der Praxis wären Lågøya und Tusenøyane somit in der Saison gesperrt. Eine ähnliche Regelung galt bislang für die die Vogelschutzgebiete, die allerdings auf tatsächliche Brutgebiete wie bestimmte kleinere Inseln beschränkt waren. Nun sollen größere Inseln und ganze Inselgruppen unter das saisonal geltende Verbot fallen.
Zone C (grüne Punkte): hier sollen ortsspezifische Richtlinien gelten, wie sie mittlerweile in Polargebieten, insbesondere der Antarktis, mehr und mehr üblich werden.
Zone D (rote Punkte): hier gelten relativ kleinräumig ganzjährige Betretungsverbote an historisch bedeutsamen Lokalitäten. Bereits seit 2010 in Kraft.
Zone E (rot): Ganzjährige Sperrung von Kong Karls Land. Dies gilt schon lange.
Hier klicken für eine größere Version dieser Karte.
Bemerkenswert ist, dass bisherige die Kompetenz des Sysselmannen, in den Naturreservaten per Verordnung lokale Sperrungen zu erlassen, wenn dies für notwendig erachtet wird, nun an das Osloer ND gehen und auf die Möglichkeit zu weiträumigen Sperrungen ausgeweitet werden soll. Darin liegt die Gefahr weitgehender Sperrungen per Verordnung, ohne jegliche öffentliche Diskussion, die wenigstens ein Gesetzgebungsverfahren begleitet. Darin liegt ein klarer Misstrauensbeweis der Osloer Bürokratie gegenüber dem Sysselmannen. Warum dieser selbst den Passus in seinen Entwurf geschrieben hat und dies nicht dem ND überlassen hat, ist nicht nachvollziehbar.
Die Lågøya soll nach dem vorliegenden Entwurf zwischen 15.5. und 15.8. nicht mehr betreten werden dürfen.
Arktis-Fernsehtips: Solange in Spitzbergen Polarnacht herrscht, ist es einfacher, den hohen Norden vorm Fernseher zu erleben. Das geht demnächst beispielsweise mit folgenden Sendungen:
Do 10.1., Arte, 19:30 Uhr: Hafenwelten – Longyearbyen: Schätze im Ewigen Eis
Wiederholung: 17.1. um 17:35 Uhr und 26.1. umd 10:30 Uhr
Sa 12.1., WDR, 15:20 Uhr: Highway durch die Arktis
So 13.1., Planet, 13:35 Uhr: Die letzten Jäger der Arktis
Wiederholung: 14.1. um 14:35 Uhr
Fr 18.1., HR, 14:30 Uhr: Grönland – Wo aus Jägern Bauern werden
Auch Do, 14.2. um 21:00 im WDR
Mo 21.1., rbb, 22:15 Uhr: Am nördlichen Ende der Welt. Mit Polarforschern auf Spitzbergen
Fr 25.1., Arte, 13:00 Uhr: 360° – Geo Reportage: Spitzbergen, eisige Insel
Sa 26.1., Anixe HD, 22:10 Uhr: Grönland
Wiederholungen: 27.1. um 19:10 Uhr, 28.1. um 10:30 Uhr
Mi 6.2., SWR, 07:15 Uhr: Grönland. Erdbeeren am Polarkreis
Das Rossmeer ist ein entlegener Teil eines entlegenen Kontinents: der Antarktis. „Normale“ touristische Schiffreisen gehen zur Antarktischen Halbinsel, das Rossmeer hingegen wird nur ausnahmsweise touristisch besucht. Für Viele ist eine Reise dorthin wohl vor allem ein Vergnügen, das wegen vieler Seetage durch oft stürmische Meere eher zweifelhaft ist; für Andere ist das Rossmeer wiederum ein Traum. Erstere brauchen nicht weiterzulesen, Letztere haben aber die Möglichkeit, ab 18. Februar ab Neuseeland mit der MV Ortelius auf den Spuren von Amundsen, Scott und Shackleton (auch der war vom Rossmeer aus aktiv) ins Rossmeer zu fahren: Die Reederei bietet für Kurzentschlossene nun einen kräftigen Rabatt. Mehr Informationen dazu bei Oceanwide Expeditions.
MV Ortelius in der Antarktis. Zusätzlich zu den üblichen Zodiacs hat das Schiff auf den Fahrten ins Rossmeer 2 Hubschrauber an Bord.
Abschließend sei noch angemerkt: Der Seiteninhaber wird nicht für Werbung für diese Fahrt bezahlt (auch nicht indirekt), hält das Angebot aber für soweit interessant und die Fahrt für außergewöhnlich genug, damit sich eine Erwähnung an dieser Stelle entgegen sonstiger Gewohnheit rechtfertigt.
Umweltgifte führen bei Elfenbeinmöwen zu dünneren Eierschalen: Dies ist ein Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern des Norwegischen Polarinstituts, des russischen Instituts für Arktis- und Antarktisforschung (St. Petersburg) und anderen Forschungseinrichtungen. Proben wurden 2007 in Spitzbergen und der russischen Arktis genommen, und der Vergleich mit Daten aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigt, dass die Schalen bis zu 17 % an Dicke verloren haben.
Langlebige Umweltgifte wie PCBs und DDT reichern sich in der Nahrungskette an, an deren Spitze sich u.a. die Elfenbeinmöwe befindet. Die dünneren Eierschalen werden vor allem dem DDT zugeschrieben.
DDT wurde seit den 1970er Jahren zunehmend verboten und wird heute legal nur noch ausnahmsweise zur Bekämpfung von Seuchen wie Malaria eingesetzt. Nachdem DDT in Norwegen abgeschafft wurde, haben die Eierschalen von See- und Raubvögeln schließlich wieder ihre natürliche Dicke erreicht.
Der britische Tierfilmer Gordon Buchanan, der 12 Monate lang für die britische BBC in Spitzbergen Eisbären gefilmt hat, wurde während der Dreharbeiten 40 Minuten lang von einer Eisbärin angegriffen. Der Schutzkäfig aus Plexiglas hat aber allen Angriffen standgehalten, so dass der Vorfall letztlich harmlos verlief. Ein Kurzvideo ist auf Youtube zu sehen.
Die Episode trug sich auf dem sommerlichen Meereis zu: Im Hintergrund ist ein kleines Schiff zu sehen.
Eisbären-Angriff auf den Kameramann Gordon Buchanan im Plexiglaskäfig. Gottseidank hielt dieser den Bärenkräften stand.
Die Spitzbergen-Reise mit der Antigua im September 2012 (die „Gletscherfahrt“) wird auf dieser Seite bereits mit Fotos und Reisebericht vorgestellt (hier klicken). Mittlerweile sind 2 weitere Foto-Dokumentationen zu dieser Fahrt entstanden. Beide zeigen beeindruckende Bilder:
Alexander Lembke, Fotograf und auf dieser Fahrt als Guide dabei, hat auf seiner Webseite eine sehr sehenswerte Slideshow installiert. Andernorts sind auf dieser Seite auch Bilder von anderen Spitzbergen-Unternehmungen zu finden: hier klicken.
Harald und Andrea Dessl haben zur Reise vom September 2012 gleich ein ganzes, sehr gelungenes Fotobuch geschaffen, das sowohl in der Vorschau komplett einsehbar als auch als Druckversion bestellbar ist. Hier klicken, um zur Vorschau zu gelangen.
Zunächst allen Besuchern dieser Seite ein gutes neues Jahr! Leider beginnt das Spitzbergen.de-Nachrichtenjahr 2013 traurig: Nachdem am 1.1. bei Kristiansund, an der norwegischen Küste westlich von Trondheim, als seltener Neujahrsgast ein Walross aufgetaucht war, ist das Tier nach nur 7 Stunden von den Behörden erschossen worden. Angeblich soll der Gesundheitszustand des Tieres dies notwendig gemacht haben.
Laut Augenzeugenberichten soll das Walross allerdings zumindest in gutem Ernährungszustand gewesen sein. Darüber hinaus sind kleinere Wunden oder abgebrochene Zähne normal. Die in so kurzer Zeit von den lokalen Behörden getroffene Entscheidung, ein streng geschütztes Tier zu erschießen, ohne Experten einzubeziehen, wurde schnell heftig kritisiert und mittlerweile angezeigt.
Insbesondere im Winter kommt es gelegentlich vor, dass einzelne Walrosse lange Streifzüge in den Süden unternehmen und an der Küste Norwegens gesichtet werden. Auch in Dänemark und sogar vor Spanien haben Walrosse sich bereits blicken lassen.