Der Eisbär in Longyearbyen (siehe vorhergehende Meldungen) ist nun nicht mehr bei und schon gar nicht mehr in Longyearbyen. Heute (Donnerstag, 16.10.) um 12.15 gelang es, das Tier mit 2 Schüssen aus einem Betäubungsgewehr in Tiefschlaf zu versetzen, wobei der bereits getroffene Bär zunächst noch über 3 Kilometer ins Adventdalen wanderte, bevor er in der Nähe der alten Nordlichtstation (alter Flughafen) einschlummerte. Nach dem üblichen Wiegen und Markieren trat der Eisbär dann einen Hubschrauberflug nach Norden an.
Der Sysselmannen strebt an, den anhänglichen Eisbären möglichst nicht auf der Hauptinsel Spitzbergen, sondern auf einer anderen Insel abzusetzen. Der genaue Ort hängt jedoch vom Wetter während des Fluges ab. Die Richtung Norden zu Anfang des Fluges deutet jedoch an, dass eher das Nordaustland als die Edgeøya die neue Heimat des Longyearbyen-Eisbären werden könnte. Ob er sich dort ebenso ortstreu verhalten oder in neue Gebiete wandern wird, weiß er wohl derzeit nicht einmal selber.
Jedenfalls nutzten viele Leute in Longyearbyen die Gelegenheit zu einem Blick aus gut 500 Metern Entfernung auf den am Ufer liegenden Eisbären. Für manche war es das erste Mal, dass sie in freier Natur einen Eisbären zu sehen bekamen.
Ungefähre Position des Eisbären bei Longyearbyen, als er betäubt wurde (roter Punkt). Bildgrundlage: Google Earth.
Gestern (Mittwoch, 15.10.) hat ein Eisbär Longyearbyen besucht (siehe Nachricht von gestern: Eisbär in Longyearbyen). Der Bär wurde schließlich von der Polizei verscheucht und mit dem Hubschrauber ins mehrere Kilometer entfernte Mälardalen verfolgt.
Nun ist der Eisbär wieder zurück: Er liegt in der Mündung des Adventdalen, am Ufer des Adventfjord, in unmittelbarer Nähe von Longyearbyen. Der Sysselmannen (Polizei) beobachtet den Eisbären und bereitet zusammen mit dem norwegischen Polarinstitut einen Versuch vor, das Tier zu betäuben und in einen abgelegenen Teil Spitzbergens zu verfrachten. Die Öffentlichkeit wird bis dahin gebeten, sich von dem Gebiet fernzuhalten.
Ungefähr im rot markierten Gebiet bei Longyearbyen befindet sich aktuell der Eisbär. Bildgrundlage: Google Earth.
Eisbär in Longyearbyen: Mehrfach im Lauf des Sommers wurden Eisbären in der näheren Umgebung von Longyearbyen gesehen, etwa in Hiorthhamn auf der anderen Seite des Adventfjord, 3 Kilometer vom Ort entfernt, und im benachbarten Adventdalen.
Am letzten Sonntag (12.10.) wurde ein Eisbär östlich des Isdammen (der Trinkwassersee) gesehen, wenige Kilometer von Longyearbyen entfernt und nahe bei der Adventdalen-Straße. Der „Höhepunkt“ war aber heute (Mittwoch, 15.10.) früh erreicht, als ein Eisbär durch den Ortsteil von Longyearbyen spazierte, der dem Adventdalen am nächsten liegt. In den frühen Morgenstunden war der Eisbär vom Adventfjord gekommen und bei Ingeniør Paulsen (ein Geschäft am Ortsrand) vorbeispaziert, dann weiter in Richtung der Wohnhäuser, direkt entlang der Wohnhausreihe (Vei 238) und teilweise zwischen den Häusern weiter und schließlich wieder Richtung Adventdalen. Am ersten Hundehof, zu Fuß nur wenige Minuten vom Ort entfernt, wurde der Eisbär schließlich von der zwischenzeitlich alarmierten Polizei gesichtet und Richtung Adventdalen vertrieben, wo er sich in ein Seitental, das Mälardalen, verzog. Die Polizei (Sysselmannen) beobachtete dies vom Hubschrauber aus, um sicherzustellen, dass der Eisbär sich zumindest zunächst vom Ort entfernt hat.
Anwohner bekamen einen Schrecken, als sie direkt neben ihren Häusern die Eisbärenspuren sahen. Fußgängerverkehr ist zu jeder Tages- und Nachtzeit üblich, und der Gedanke, beim Heimweg von Schule, Arbeit oder Kneipe einem Eisbären gegenüberzustehen, ist ziemlich ungemütlich. Immerhin schließt in Longyearbyen kaum jemand die Tür ab, so dass so ziemlich jedes Wohnhaus im Notfall Zuflucht bietet.
Der Sysselmannen fordert alle zu erhöhter Aufmerksamkeit auf, insbesondere in der nun anbrechenden, dunklen Zeit.
Dieses Mal war der Eisbär nicht, wie hier im Bild von Ende August, in Hiorthhamn, sondern in Longyearbyen, im Ortsteil zum Adventdalen. Möglicherweise handelt es sich um dasselbe Tier.
Die Arktis-Saison 2014 ist vorbei, das ist nicht zu leugnen. Der letzte Blog-Beitrag liegt nun schon etwa 3 Wochen zurück, und in 2 Wochen beginnt in Spitzbergen so langsam die Polarnacht. Schon jetzt ist es dort ziemlich ungemütlich, schon die Touren im September waren ja von so einigen Minusgraden, Schneefall und mitunter viel Wind gesegnet. Nun ja. Aber die Tourensaison ist im hohen Norden für dieses Jahr vorbei. Punkt.
Aktuell findet das Arktis-Erlebnis also vor allem am Rechner statt. Und das ist gar nicht schlecht. Einerseits ist es mit deutlich weniger Anstrengung und kalten Fingern verbunden, wobei beides natürlich, live vor Ort und in Farbe, zum Reiz des Erlebens beiträgt. Und auch während meines 18. Spitzbergen-Sommers ging es mir auch nicht besser als vermutlich so ziemlich allen, die Spitzbergen zum ersten Mal erleben: Die Flut der Eindrücke ist gewaltig, sie droht mitunter, das einzelne Erlebnis ein wenig untergehen zu lassen. Ich kann jeden Tour des Sommers aus dem Kopf Tag für Tag nachvollziehen, weiß, wo wir waren, was wir gemacht, gesehen, erlebt haben und wie das Wetter war. Aber nachdem monatelang Tag für Tag die Eindrücke von Wanderungen über Tierbeobachtungen auf mich eingeprasselt sind, nicht zu reden vom Zusammenleben und -arbeiten mit Reisenden, Kollegen und Mannschaft, das ja ebenfalls am laufenden Band Eindrücke hinterlässt – da ist es schon gut, alles noch einmal Revue passieren zu lassen.
Das macht aus der „Not“ ganz einfach eine Tugend. Da ich unterwegs auch ab und an mal schlafen muss, verschiebe ich die Fertigstellung von Reisetagebüchern und Videos der einzelnen Fahrten auf die Zeit nach der Saison. Also jetzt. Somit habe ich derzeit das Vergnügen, die Reisen alle in Bild und Text noch einmal gedanklich durchzugehen. Was für Zeiten … unglaublich, was die vergangenen Monate hergegeben haben. Hunderte von Kilometern Wanderungen über die Tundra und auf Berge, über Schnee und Steine, Strand und Gletscher, sumpfige Fließerde und sandige Vulkanasche, von der Bäreninsel und Jan Mayen bis zu den Sjuøyane im höchsten Norden Spitzbergens. Und sehr viel von dem, was dazwischen liegt.
Wer Lust hat, das im Nachhinein ganz bequem mitzuerleben, sollte sich die Fotos und Reiseberichte der Arktis-Saison 2014 zu Gemüte führen. Die meisten Reiseberichte sind nun dort eingestellt, das eine oder andere Video folgt demnächst noch. Und mein Tip: Die Polar-Panorama-Seite mit 360-Grad-Panoramen aus allen Teilen der Arktis, die in dieser Zeit auf meinen Routen lagen, und vielen darüber hinaus. Das ist fast wie selbst dort zu stehen. Jeden Tag einen kleinen, virtuellen Abstecher in die Arktis machen, visuell für einen Moment an einem dieser wunderschönen Orte stehen … das ist nur einen Mausklick weit entfernt. Das Erstellen der Panoramen bietet mir genau dies nun, nach den Touren, und jeder kann online dabei sein. Mein Tip sind insbesondere die Pano-Touren, die sich wie ein Film von selbst abspielen und kleine Geschichten erzählen. Empfehlenswert: Fredheim, die berühmte Trapperhütte im Tempelfjord, die abgelegenen Ryke Yseøyane oder die Vulkaninsel Jan Mayen.
Reise-Blogeinträge wird es nun für eine Weile nicht geben, vielleicht habe ich für diese Seite noch den einen oder anderen Beitrag, aber dafür werden die Spitzbergen-Nachrichten nun wieder etwas regelmäßiger bedient werden.
Blick über den Lilliehöökbreen im August. Einer von ungezählten Eindrücken des vergangenen Sommers.
Schon seit längerem halten sich mehrere Eisbären konstant im Billefjord nördlich von Longyearbyen auf. Diese werden regelmäßig von Touristen beobachtet und von den 14 Personen, die in der russischen Siedlung Pyramiden arbeiten. Mehrfach wurde über den Sommer auch ein Eisbär innerhalb der größtenteils aufgegebenen Siedlung beobachtet, auch unmittelbar vor dem Hotel, in dem mehrere Menschen leben und in dem Besucher untergebracht werden.
Nun ist der Eisbär wohl buchstäblich einen Schritt zu weit gegangen: In der Nacht zu Montag ist er durch ein Fenster in die Bar geklettert und hat sich dort gemütlich umgesehen. Davon wurden die im Hotel untergebrachten Bewohner wach, die es jedoch vorzogen, den Bären in der Bar in Ruhe zu lassen. Wie umfangreich der vermutlich entstandene Sachschaden ist, ist bislang nicht bekannt, jedoch hat der lebende Eisbär sich nicht für seinen ausgestopften Artgenossen interessiert. Unbekannt ist auch, ob der Eisbär bei den hochprozentigen Getränken zugegriffen hat.
In jedem Fall hatte er die Bar bereits wieder verlassen, als der Sysselmannen vor Ort eintraf. Trotz Suche über 1,5 Stunden mit dem Hubschrauber konnte der Bar-Bär nicht gefunden werden.
Da wiederholte Versuche, den Eisbären zu vertreiben, bislang bestenfalls kurzfristig erfolgreich sind und die Situation mittlerweile als gefährlich eingestuft wird, hat der Sysselmannen nun beschlossen, den Eisbären zu betäuben und in eine abgelegenere Gegend zu verfrachten, wenn er sich noch einmal blicken lässt.
Man muss die Überschrift wohl zweimal lesen: ja, Menschen haben Walrosse angebellt und angegrunzt, nicht umgekehrt. Zugetragen haben soll dieser erstaunliche Vorgang am 16. Juli am Torellneset in der Hinlopenstraße, als eine Gruppe Touristen der MS Expedition an Land war, um Walrosse zu beobachten.
Ein Gast wandte sich später an Sysselmannen und Svalbardposten, da zum Schiff gehörende „Tierspezialisten“ Walrosse mit dem Ziel gestört haben sollen, gute Fotomotive zu erlangen. Dazu sollen zwei Personen im ufernahen Wasser dicht (ca. 2 Meter) an die Walrosse herangegangen sein und begonnen haben, die Tiere durch „Bellen und Grunzen“ zu stören, wohl um sie dadurch zu „fotografisch attraktiven“ Bewegungen zu animieren. Einer der beiden habe dabei fotografiert. Das Verhalten soll durch Mitarbeiter nachträglich dadurch gerechtfertigt worden sein, dass diese „wüssten, was sie tun“.
Laut Svalbard-Umweltgesetz ist es verboten, Tiere zu „jagen, fangen, schädigen oder zu töten“. Ob ein Verstoß gegen Gesetze vorliegt, wird nun vom Sysselmannen geprüft. In jedem Fall ist eine aktive Annäherung unterhalb von 30 Metern Distanz durch die AECO-Regeln untersagt. AECO ist ein Verband von Expeditions-Kreuzfahrtschiffunternehmen in der Arktis, dem auch der Betreiber der MS Expedition angehört. Die Mitglieder unterwerfen sich freiwillig, aber verbindlich den AECO-Regeln, die oft strenger sind als gesetzliche Standards.
Die Reederei der MS Expedition hat angekündigt, den Vorfall intern zu prüfen und will grundsätzlich an hohen Umwelt- und Tierschutzstandards festhalten. Darüber hinaus prüft AECO, den Vorfall auf dem Jahrestreffen des Verbands zum Thema zu machen.
In jedem Fall wäre eine aktive Annäherung auf etwa 2 Meter zu touristischen Zwecken definitiv inakzeptabel und auch völlig überflüssig: Die an Land sehr trägen, im Wasser aber manchmal sehr neugierigen und lebhaften Tiere kommen im Wasser manchmal ganz von selbst aus Neugier sehr nah heran – ganz ohne Störung durch Gebell, Gegrunze oder sonstiges, nicht akzeptables Verhalten gegenüber Tieren.
Auf Fotos ist meistens gut erkennbar, ob Tiere gestört wurden. Solche Fotos werden von professionellen Verlagen heute normalerweise nicht mehr akzeptiert.
Walrosse sind mitunter sehr neugierig: hier kamen die Tiere aus eigenem Antrieb zu den still sitzenden bzw. stehenden Menschen. Niemand wurde gestört. Aktiv für touristische oder fotografische Zwecke so nah an Walrosse heranzugehen, ist weder erlaubt noch akzeptabel.
Mit einer leichten Verspätung von knapp vier Monaten konnte am Samstag, dem 20.09.2014 die Polarsyssel, das neue Schiff des Sysselmannen offiziell getauft und eingeweiht werden. Die Zeremonie fand am Gammelkaia (das „alte Kai“) in Longyearbyen unter Anwesenheit des norwegischen Justizministers Anders Amundsen statt.
Die Polarsyssel ersetzt die Nordsyssel, die nach ihrer elften Saison im Dienst des Sysselmannen (2003 bis 2013) im September letzten Jahres wehmütig aus Spitzbergen verabschiedet wurde. Um die Verspätung des neuen Schiffs zu überbrücken, wurde in der laufenden Saison seit Ende Mai ersatzweise ein Schiff der isländischen Küstenwache eingesetzt, die Tyr.
Anders als frühere Schiffe des Sysselmannen wurde die neue Polarsyssel speziell für den Dienst in Spitzbergen gebaut und für die besonderen Anforderungen des Sysselmannen ausgestattet. Die Aufgaben des Schiffes liegen in erster Linie in den Bereichen Rettungs- und Bergungsdienst, Umweltüberwachung und der Bekämpfung von Ölverschmutzungen.
Zur Ausstattung der Polarsyssel gehören unter anderem ein Helikopterdeck, eine Winsch zum Abschleppen anderer Schiffe, Infrarot- und optische Suchkameras um Personen oder ausgetretenes Öl auffinden zu können, Wasserwerfer um Brände zu löschen, eine Krankenstation, zwei Arbeitsboote, die schnell ins Wasser gelassen werden können und die Möglichkeit, das Schiff zur Reduktion des Treibstoffverbrauchs an eine externe Stromversorgung anzuschließen, wenn es in Longyearbyen am Kai liegt. Mit der Polarsyssel wurde, anders als bei der Vorgängerin, ein Schiff mit Eisklasse 1B gewählt, die Nordsyssel hatte die höchste Eisklasse 1A Super. Die Polarsyssel hat 9 Personen Besatzung, Kabinenplätze für 21 Passagiere und eine Kapazität für 35 Tagespassagiere.
Der Rumpf wurde zunächst nach norwegischen Plänen in der Türkei gebaut, die weitere Montage erfolgte in der Werft Havyard im norwegischen Leirvik. Für den Betrieb ist die Rederei Remøy Management verantwortlich, Eigner ist die isländische Firma Fafnir Offshore. Der Vertrag zur Nutzung der Polarsyssel läuft zunächst bis 2020, danach hat der Sysselmannen die Option, ihn bis 2024 zu verlängern. In den ersten zehn Jahren kostet die Nutzung des Schiffs 329 Millionen norwegische Kronen. Dabei wird die Polarsyssel pro Jahr nur sechs Monate, Mai bis November, auf Spitzbergen verbringen. In den Wintermonaten soll sie an anderer Stelle eingesetzt werden, z.B. als Versorgungsschiff in der Offshore-Ölförderung.
Die neue Polarsyssel wird keine Schönheitspreise gewinnen, ist aber ein sehr funktionelles Schiff (Foto: Cemreshipyard.com).
Das berüchtigte Oktoberfest gibt es auch weit nördlich des Polarkreises. Freunde des Konsums leberschädigender Getränke zu überhöhten Preisen in lautstarker, überfüllter Umgebung kommen in diesen Tagen in Longyearbyen voll auf ihre Kosten. Ganz der Tradition des Münchener Vorbildes entsprechend, gibt es ein Bierzelt mit Livemusik, über 120 Biersorten (darunter viele aus Süddeutschland) und einen erstaunlichen Besucherverkehr.
Eingeleitet wurde das Oktoberfest in Longyearbyen mit einem Umzug am Donnerstag (25.9.), Samstag (27.9.) erreichte das Programm u.a. mit Auftritten des Männerchors der norwegischen Bergbaugesellschaft und der „Spitzbergen Schnapskapelle“, die sich speziell zu diesem Anlass aus lokalen Talenten zusammenfand, sowie diversen Vorträgen zum Thema Bier seinen Höhepunkt.
Das Oktoberfest findet in Longyearbyen seit mehreren Jahren statt und eine künftige Fortführung kann als sicher gelten.
Mehr kann dieser Autor, der zur fraglichen Zeit lieber abseits von Longyearben die Aussicht über stille Täler im schönen Abendlicht des späten Septembers genoss, nicht beitragen.
Gerade rechtzeitig sind wir nachts in den Isfjord eingelaufen. Nicht viel später haben andere, die hinter uns kamen, fleißig die Fische gefüttert.
Erfolgreiche Suche nach neuentdeckten Motiven an altbekannten Orten. Schiff auf dem Trockenen, Schienen ins Nichts, Sinnbild für den gescheiterten Versuch, der Arktis ihre Schätze zu entreißen. Man sollte es lassen.
Zugegeben, eine ganz bestimmte Erinnerung wollten wir der Arktis, nun ja, nicht entreißen, aber uns doch gerne schenken lassen. Der friedliche Weg, die Schätze der arktischen Natur zu „nutzen“. Das gelang auch.
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Letzter Höhepunkt einer Fahrt, die weitgehend anders verlaufen ist, als ich mir das vorgestellt hatte. Das Wetter hat über Tage den Ablauf diktiert. Was sehr eindrücklich war und sich im Nachhinein, im sonnigen Licht der schönen Tage, die folgen sollten, zu einem sehr schönen Gesamtbild vervollständigte. Abends lief eine zufriedene Antigua wieder in den Adventfjord ein.
Manchmal reicht ein Gänserücken für höchste arktische Glücksgefühle. Jedenfalls wenn der Gänserücken der Gåskilen ist, der westliche Ausläufer des Midterhuken, dieser wunderbare Berg zwischen Van Mijenfjord und Van Keulenfjord, 300 Meter hoch und mit einer Aussicht über den gesamten Bellsund.
Zum Nachtisch ein Gletscher in der Sonne dann noch ein Rücken. Acht Kilometer lang und nur wenige hundert Meter breit, aus hartem Kalkstein, mit paläozoischen Meeresfrüchten. In diesem Fall reichen 50 Meter für beste Aussichten.
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Dann wurde es auch schon Zeit, die trotz wettertechnisch heftigem Start doch sehr schöne Reise zu feiern. Unglaublich, wie die Zeit verfliegt. Aber wir haben ja noch einen Tag.
Hat es jemals auf dieser Reise geschneit? Man muss sich schon bewusst daran erinnern. Es ist so makellos schön, dass man sich kaum vorstellen kann, wie sehr es vor wenigen Tagen noch gestürmt und geschneit hat.
Einwandfreie Landgänge ohne jede Schwierigkeit in prächtiger arktischer Landschaft, Fossilien aus fernen Zeiten, Serien gehobener Strandwälle aus erdgeschichtlich vergleichsweise jüngerer Vergangenheit, vom Neuschnee deutlich nachgezeichnet. Schmelzwasserbäche stürzen in Wasserfällen über erdaltertümlichen Kalkstein, aus Wasserfällen werden nun langsam Eissäulen.
Eine kleine Kreuzfahrt im Van Keulenfjord bietet landschaftliche Schönheit, aber nicht, wie heimlich erhofft, tierische Erlebnisse. Die gibt es später bei einer kleinen Tour zu einer Gletscherlagune, so dass die Tour noch kleiner wird als zunächst geplant. Gleichzeitig arbeitet sich eine kleine Gruppe durch den Schnee in die Höhe. Rundumblick über Fjorde, Täler und Gletscher. Die Anstrengung gegen Zeit, Steigung und Schnee hat sich gelohnt: Die Sonne steht noch einen Finger breit über den Bergen im Westen. Die Tage der Mitternachtssonne sind lange vorbei, langsam muss man auch in der hohen Arktis wieder auf die Uhr schauen.
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Wenn die Mitternachtssonne weicht, macht sie dem Polarlicht Platz. Es hat sich gelohnt, bei klarem Himmel die Nacht vor Anker liegen zu bleiben. Arktischer Lichtzauber über dem südlichen Horizont.
Ein kleiner Druck auf den Schönwetterknopf, irgendwo in der höheren Abteilung, und schon sind wir in einer anderen Welt. Blauer Himmel und Sonne. Die tiefstehende Septembersonne, auf die wir uns so gefreut haben, hier ist sie auf einmal und lässt alles in einem einmaligen Glanz erstrahlen, den ganzen Tag lang, wie man es andernorts nur kurz vor Sonnenuntergang hat. Berge, Gletscher, Eisberge, alles sieht auf einmal überirdisch schön aus.
Es gibt sie noch, die raue, wilde Arktis. Mit scheinbar nicht endenden Schneestürmen. Schneewirbel, die jede Sicht nehmen, und Wind, der die Gischt von den Wellen reißt und jeden Aufenthalt am verschneiten Deck zu einer kleinen Expedition macht. Selbst der gegen Westwind gut geschützte Krossfjord wollte uns nicht mehr an Land lassen. Ein Nachmittag an Bord, vor Anker, gut geschützt vor Seegang, der Wind heult durch die Masten: gefühlt beinahe eine Überwinterung. Wenn der Sturm nun nie mehr aufhört ..?
Tat er aber. Dieses Oktoberwetter, das wir nun Mitte September haben, ist zwar einige Wochen zu früh dran, hält aber auch nicht ewig. Die Blomstrandhalvøya bot kalte Füße, gefrorene Wasserfälle, Wind und Schnee, ein paar einsame Rentiere, und natürlich das berühmte London, im Schneetreiben, mit Schneekrusten überzogen, so noch nicht gekannt, prächtig!
Der Kongsbreen produziert die blauesten Eisberge Spitzbergens, zumindest heute. Es gibt doch dieses berühmte Foto von einem sehr blauen, stark verwitterten Eisberg aus der Antarktis, mit Pinguinen. Die Farbe war die gleiche, nur keine Pinguine.
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Die Brandung an der Pier in Ny Ålesund hatte dann zum späteren Nachmittag hin soweit nachgelassen, dass auch das kein Problem mehr war. So konnten wir dem Kongsfjordbutikken am Saisonende noch zu einem Umsatzhoch verhelfen und auf Amundsens Spuren wandeln. Ny Ålesund im Winterkleid, beinahe weihnachtlich gestimmt.
(Dienstag-Donnerstag, 16.-18. September 2014) – Nachdem wir den Adventfjord am Dienstag endgültig verlassen hatten, brach die Sonne durch die Wolken – einer dieser grandiosen September-Momente, in denen das Licht alles überstrahlt. Wie oft sind wir schon am Fuglefjellet vorbeigefahren, und jedes Mal ist es schön und beeindruckend, aber die goldene Septembersonne an diesem Spätnachmittag war außergewöhnlich schön. Siehe das erste Foto, wobei es natürlich immer nur einen Bruchteil der Stimmung einzufangen vermag.
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Allerdings its das Wetter seitdem auch außergewöhnlich beschissen. Zwei durchziehende Schlechtwetterfronten hintereinander, die beide jeweils mehrere Tage Wind und Schnee bringen, fast ohne Pause dazwischen, das ist, nun ja, nicht das, was wir uns vom September in Spitzbergen erhofft hatten. Aber wir haben dennoch mehrere Landungen im Krossfjord gemacht, und nun verstecken wir uns im Kongsfjord hinter der Blomstrandhalvøya und warten auf bessere Zeiten. Und die werden kommen, keine Frage.
Ein Besuch in Pyramiden, der alten russischen Grubensiedlung, seit 16 aufgegeben, lohnt sich immer. Das Klavier lässt sich noch spielen, der Ball liegt noch im Feld … die alten Gebäude sind bei dem Wetter, das wir derzeit haben, auch von innen reizvoller als von außen. Schlittenhundewetter!
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Auf nach Norden. Wir rechnen mit viel Wind in den nächsten Tagen und hoffen, Kongsfjord und Krossfjord noch zu erreichen, bevor es damit richtig losgeht. Der Herbst zeigt sich in diesen Tagen nicht gerade von seiner goldenen Seite. Hey-ho, und ’ne Buddel Rum … nein, bringt auch nix.