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Jahres-Archiv: 2014 − Nachrichten


Wie­der Gra­na­ten­fund bei Lon­gye­ar­by­en

Wie­der, wie bereits in ver­gan­ge­nen Som­mer, wur­de Muni­ti­on aus dem zwei­ten Welt­krieg bei Lon­gye­ar­by­en gefun­den. Dies­mal lagen die Gra­na­ten auf dem Pla­teau­berg, der sich unmit­tel­bar an der west­li­chen Sei­te der Stadt erhebt. Das Are­al wur­de weit­läu­fig abge­sperrt. Die Gra­na­ten konn­ten ent­schärft wer­den.

Pla­tåf­jel­let

Platafjellet

Quel­le: Sys­sel­mann

Wie­der Eis­bär in Fischer­netz ver­hed­dert

Im Juli war im Nor­den Spitz­ber­gens eine Eis­bä­rin mit einem um den Hals ver­wi­ckel­ten Fischer­netz gesich­tert wor­den; die Bären konn­te spä­ter betäubt und von ihrer Last befreit wer­den (sie­he Spitzbergen.de-Nachrichten vom Juli).

Kurz dar­auf wur­de ein zwei­ter Fall bekannt, in dem eine Eis­bä­rin in einem Fischer­netz ver­hakt war. Die­ser zwei­te Fall ist inso­fern dop­pelt vom Men­schen ver­schul­det, als dass es ein von Wis­sen­schaft­lern plat­zier­ter Ohr­knopf war, an dem sich ein schwe­res, ange­schwemm­tes Fischer­netz ver­hakt hat­te. Ohr­knöp­fe die­ser Art zeich­nen die Län­ge des Tages­lichts auf, was spä­ter Auf­schlüs­se über Wan­de­rungs­be­we­gun­gen und ggf. Auf­ent­halts­dau­er in einer Schnee­höh­le um die Geburt von Nach­wuchs her­um lie­fern soll.

Die Eis­bä­rin wur­de im Sorg­fjord von frei­wil­li­gen Mit­ar­bei­tern wäh­rend einer Müll­sam­mel­fahrt der Ver­wal­tung ent­deckt. Sys­sel­man­nen und nor­we­gi­sches Polar­in­sti­tut ergrif­fen umge­hend Maß­nah­men zur Befrei­ung der Bärin. Als ein Bio­lo­ge des Polar­in­sti­tuts mit dem Betäu­bungs­ge­wehr auf das Tier anlegt, riss die­ses sich los. Der Ohr­knopf blieb am Netz zurück. Es gibt kei­ne Spu­ren einer Ver­let­zung, die Eis­bä­rin scheint wohl­auf zu sein.

Mitt­ler­wei­le wird Kri­tik an der nor­we­gi­schen Fische­rei­flot­te laut, die theo­re­tisch ver­pflich­tet ist, den Ver­lust von Fang­ge­rä­ten wie Net­zen auf See zu mel­den. Die Fische­rei­auf­sicht (Fis­ke­ri­di­rek­to­rat) ist seit 1980 ver­pflich­tet, Net­ze mög­lichst zu ber­gen, und hat seit­dem über 17000 ein­ge­sam­melt. Über die Zahl der ver­lo­re­nen Net­ze gibt es kei­ne Anga­ben. Die Anzahl der regel­mä­ßig an den Strän­den in Spitz­ber­gen und anders­wo gesam­mel­ten Net­ze legt aller­dings nahe, dass eine erheb­li­che Men­ge auf See ver­lo­ren geht oder mög­li­cher­wei­se ille­gal über Bord gewor­fen wird. Seit 2008 kön­nen beschä­dig­te Fischer­net­ze kos­ten­los in nor­we­gi­schen Häfen ent­sorgt wer­den.

Sie­he hier für mehr Infor­ma­tio­nen zur Plas­tik­müll-Pro­ble­ma­tik. Auch auf der am 02. August zu Ende gegan­ge­nen Rei­se haben wir wie­der meh­re­re Kubik­me­ter Müll ein­ge­sam­melt, vor allem Fischer­net­ze.

Die­se Eis­bä­rin war von Wis­sen­schaft­lern mit einem Knopf im Ohr aus­ge­stat­tet wor­den und hat­te sich damit in einem Fischer­netz ver­fan­gen. © Chris­ti­an Nico­lai Bjør­ke.

Eisbärin mit Fischernetz

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Such­ak­ti­on wegen Pro­ble­men mit Satel­li­ten­kom­mu­ni­ka­ti­on

Ende Juli hat­ten vie­le Anbie­ter satel­li­ten­ge­stütz­ter Kom­mu­ni­ka­ti­ons­diens­te tage­lang erheb­li­che tech­ni­sche Pro­ble­me. Dies führ­te unter ande­rem zu Ver­zö­ge­run­gen beim Ark­tis-Blog auf die­ser Web­sei­te.

Anders­wo ent­stan­den jedoch auch ernst­haf­te­re Schwie­rig­kei­ten. Schif­fe waren mit­un­ter nicht in der Lage, sich mit aktu­el­len Wet­ter­be­rich­ten zu ver­sor­gen. Eine fran­zö­si­sche Segel­yacht wur­de in Spitz­ber­gen mit Flug­zeug gesucht, da ver­ab­re­de­te Nach­rich­ten der Seg­ler tage­lang aus­ge­blie­ben waren. Das Boot wur­de bei Smee­ren­burg gefun­den, alle waren wohl­auf. Die Über­mitt­lung der Nach­rich­ten war an tech­ni­schen Schwie­rig­kei­ten geschei­tert.

Die Pro­ble­me lagen tief in der kom­ple­xen Tech­nik und waren vom ein­zel­nen Nut­zer weder vor­her­seh­bar noch beein­fluss­bar. Mitt­ler­wei­le schei­nen die Pro­ble­me beho­ben zu sein.

Die­se Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik ist nahe­zu unzer­stör­bar, nur lei­der nicht mobil. Pyra­mi­den, in der Nähe des Hafens.

Kommunikationsausrüstung

Quel­le: Sys­sel­man­nen

Eis­bär aus Nylon­schlin­ge befreit

Ein Eis­bär, der vor eini­gen Wochen im Nor­den Spitz­ber­gens mit einer Nylon­schnur um den Hals beob­ach­tet wur­de, konn­te nun loka­li­siert und von Mit­ar­bei­tern des Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tuts aus der Schlin­ge befreit wer­den. Der Fall zeigt anschau­lich, wel­che Gefahr von der zuneh­men­den Men­ge ange­trie­be­nen Plas­tik­mülls für die Tier­welt der Ark­tis aus­geht.

Bereits Ende Juni war der Eis­bär von Teil­neh­mern einer Boots­tour mit der »Arc­ti­ca II« im Wood­fjord gese­hen und foto­gra­fiert wor­den. Sie infor­mier­ten den Sys­sel­mann, der dar­auf­hin ver­stärkt nach dem Tier Aus­schau hielt und dar­um bat, es zu mel­den, soll­te der Bär von jeman­dem gese­hen wer­den. Das dün­ne Seil, das das Tier um den Hals trug, stamm­te ver­mut­lich aus der Schlepp­netz­fi­sche­rei. Es hat­te sich zu einer fes­ten Schlin­ge ver­kno­tet und das lose Ende hing etwa einen Meter her­un­ter. Glück­li­cher­wei­se hat­te die Schlin­ge noch genug Spiel um das Tier nicht direkt zu ver­let­zen oder es bei der Atmung zu behin­dern. Exper­ten des Sys­sel­manns sahen die größ­te Gefahr dar­in, dass der Eis­bär in kur­zer Zeit viel frisst, falls er z.B. einen Kada­ver fin­det oder eine Rob­be erbeu­tet und dadurch so stark zunimmt, dass die Schlin­ge ihm den Hals ein­schnürt und in die Haut schnei­det.

Die Wahr­schein­lich­keit, ein ein­zel­nes Tier in dem gro­ßen, fast men­schen­lee­ren Gebiet wie­der zu fin­den, ist prin­zi­pi­ell eher gering. Daher war es umso erfreu­li­cher, als der Sys­sel­mann am 22. Juli die Mel­dung bekam, dass der Bär in der Nähe der Trap­per­sta­ti­on auf Aus­t­fj­ord­nes, im inne­ren Wij­defjord, gese­hen wur­de. Noch am glei­chen Tag flo­gen Mit­ar­bei­ter des Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tuts mit dem Heli­ko­pter dort­hin. Sie konn­ten den Bären loka­li­sie­ren und betäu­ben. Nach­dem sie die Schlin­ge ent­fernt und den Eis­bä­ren unter­sucht hat­ten, ver­ge­wis­ser­ten sie sich, dass er wie­der auf­wach­te und sich in Bewe­gung setz­te.

Der Eis­bär hat­te Glück, dass er gefun­den wur­de, und dass er ein Eis­bär war. Für ein Ren­tier oder für einen ein­zel­nen Vogel hät­te man die­sen Auf­wand nicht betrie­ben. Gera­de eini­gen Vogel­ar­ten droht durch den Plas­tik­müll eine ande­re Gefahr: Sie ver­schlu­cken klei­ne­re Kunst­stoff­tei­le, die dann nicht ver­daut wer­den und zum Tod des Tie­res füh­ren kön­nen. Eine jün­ge­re Unter­su­chung bei Eis­sturm­vö­geln auf Spitz­ber­gen hat erge­ben, dass sich bei 90% der Tie­re klei­ne Kunst­stoff­tei­le im Magen befin­den.

Ange­schwemm­ter Müll kann für Tie­re zur Fal­le wer­den

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(Gene­rell zur Plas­tik­müll-Pro­ble­ma­tik sie­he auch »Oce­an­cle­a­nup: eine Lösung für die Plas­tik­müll-Schwem­me in den Ozea­nen« Spitzbergen.de-Nachrichten Juni 2014)

Quel­le: Nor­we­gi­sches Polar­in­sti­tut

Ren­tier­zäh­lung auf Spitz­ber­gen: loka­ler Bestand wei­ter ange­stie­gen

Das nor­we­gi­sche Polar­in­sti­tut hat die jähr­li­che Zäh­lung des loka­len Ren­tier­be­stan­des im Advent­da­len abge­schlos­sen und das Ergeb­nis ist für die For­scher recht über­ra­schend aus­ge­fal­len: Wie­der­um ist der Bestand auf einen Rekord­wert ange­wach­sen.

Im Juni zäh­len For­scher des Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tuts den Ren­tier­be­stand im Advent­da­len und in den anlie­gen­den Sei­ten­tä­lern. Dort wur­den in die­sem Jahr knapp 1500 Tie­re gezählt, fast 300 mehr als im letz­ten Jahr, in dem der Bestand bereits auf ein Rekord­ni­veau ange­wach­sen war. Eine zwei­te, von der Uni­ver­si­tät in Trom­sø durch­ge­führ­te Zäh­lung bestä­tigt das Ergeb­nis. Auf­grund des rela­tiv hohen Anteils an Alt­tie­ren im letz­ten Jahr, war in die­sem Jahr nicht mit einem Anstieg der Popu­la­ti­on gerech­net wor­den. Die For­scher zähl­ten jedoch über­ra­schend vie­le Käl­ber, über 300, und auf der ande­ren Sei­te war die Anzahl der ver­en­de­ten Tie­re sehr gering. Es wur­den ledig­lich 20 Kada­ver gefun­den, in schlech­ten Jah­ren waren es zwi­schen 100 und 200.

Als Ursa­che für den erneu­ten Anstieg der Popu­la­ti­on wer­den güns­ti­ge kli­ma­ti­sche Bedin­gun­gen ver­mu­tet, die den Tie­ren bes­se­re Wei­de­mög­lich­kei­ten bescher­ten. Bereits im letz­ten Som­mer hat­ten hohe Tem­pe­ra­tu­ren für gutes Fut­ter­wachs­tum gesorgt, sodass die Tie­re für die kal­te Jah­res­zeit gerüs­tet waren. Da der ver­gan­ge­ne Win­ter auf Spitz­ber­gen dann rela­tiv mild ver­lau­fen war, dürf­te das Fut­ter wie­der­um leich­ter zugäng­lich gewe­sen sein. Übli­cher­wei­se füh­ren mil­de­re Win­ter mit gele­gent­li­chen Regen­pe­ri­oden zur Ver­ei­sung und damit zur Ver­sie­ge­lung der Ober­flä­chen, was die Fut­ter­auf­nah­me für die Tie­re erschwert. Im ver­gan­ge­nen Win­ter hat­te es zwar gereg­net, doch war die­ser nega­ti­ve Effekt offen­bar aus­ge­blie­ben. Beson­ders an den stei­le­ren Hän­gen der Täler hat­te der Regen die Vege­ta­ti­on wohl eher ganz frei gelegt.

Seit Beginn der Ren­tier­zäh­lun­gen im Advent­da­len im Jahr 1979 wur­den immer wie­der natür­li­che Schwan­kun­gen im Bestand regis­triert. Ein Anwach­sen der Popu­la­ti­on kann im fol­gen­den Jahr zu erhöh­ter Fut­ter­kon­kur­renz füh­ren, ein Effekt, der durch ungüns­ti­ge kli­ma­ti­sche Bedin­gun­gen ver­stärkt wird. Nach star­ken Anstie­gen der Popu­la­ti­on in den letz­ten bei­den Jah­ren rech­nen die For­scher daher nun wie­der mit einem stär­ke­ren Rück­gang im kom­men­den Win­ter.

Ren­tie­re im Advent­da­len

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Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Ark­tis-Blog: Jan May­en, Spitz­ber­gen

Erle­ben Sie von zu Hau­se Rei­sen nach Jan May­en und um Spitz­ber­gen mit! Rolf Stan­ge wird wäh­rend des ark­ti­schen Som­mers mehr oder regel­mä­ßig klei­ne Rei­se­be­rich­te aus dem hohen Nor­den als Blog ver­öf­fent­li­chen. Unter­halt­sa­me Schil­de­run­gen und Ein­drü­cke von span­nen­den Rei­sen aus ers­ter Hand gibt es hier: Spitzbergen.de Ark­tis-Blog: Jan May­en, Spitz­ber­gen.

Anflug auf Ísaf­jörður: Beginn des Jan May­en Abteneu­ers.

Arktis Blog: Anflug Ísafjörður

MS Lan­gøy­sund im Ver­dacht auf Dum­ping­löh­ne

Seit vie­len Jah­ren ist die MS Lan­gøy­sund ein belieb­tes Boot für Tages­tou­ren im Isfjord­ge­biet. Von Juni bis Sep­tem­ber fährt das Schiff mit bis zu etwa 70 Gäs­ten nach Barents­burg oder Pyra­mi­den, auch die Vor­bei­fahrt an land­schaft­li­chen Schön­hei­ten wie einer Glet­scher­front oder einem Vogel­fel­sen steht auf dem Pro­gramm.

Die­ses Jahr läuft es aber bis­lang nicht gut für die Lan­gøy­sund. Zu Sai­son­be­ginn lief das Schiff in der Bore­buk­ta auf Grund. Der Rumpf wur­de beschä­digt, die Gäs­te muss­ten die Fahrt nach Lon­gye­ar­by­en mit einem ande­ren Schiff fort­set­zen. Immer­hin dau­er­te es nicht lan­ge, bis der Scha­den repa­riert und das Schiff für die wei­te­re Fahrt frei­ge­ge­ben war.

Nun steht der Eig­ner, die Fir­ma Hen­ningsen Trans­port og Gui­ding (HTG) aus Lon­gye­ar­by­en, wegen Sozi­al­dum­ping im Ver­dacht. Bereits im April hat­te die See­fahrts­ge­werk­schaft (Norsk Sjø­manns­for­bund) ein­grei­fen müs­sen, damit die teil­wei­se aus Phil­ip­pi­nern bestehen­de Mann­schaft nor­we­gi­sche Ver­trä­ge mit nor­we­gi­schen Tari­fen bekommt, wie es auf Schif­fen vor­ge­schrie­ben ist, die unter nor­we­gi­scher Flag­ge fah­ren.

Nun stell­te sich bei einer Kon­trol­le in Lon­gye­ar­by­en her­aus, dass die Mann­schaft zwar nor­we­gi­sche Ver­trä­ge bekom­men hat, aber nach wie vor deut­lich gerin­ge­re Löh­ne erhält, als ihnen nach Ver­trag und Gesetz zusteht.

Bei HTG beruft man sich dar­auf, dass der Ver­trags­part­ner der Mann­schaft eine phil­ip­pi­ni­sche Agen­tur in Mani­la ist, der man ver­traue und der man die Löh­ne über­wei­se.

Die Zusam­men­ar­beit mit den betrof­fe­nen Mann­schafts­mit­glie­dern gestal­tet sich für die Gewerk­schaft schwie­rig, da die­se Angst haben, bei der Ver­mitt­lungs­agen­tur auf eine schwar­ze Lis­te zu kom­men, selbst wenn ihnen nach nor­we­gi­schem Recht deut­lich höhe­re Löh­ne zuste­hen. Die Rede ist von 5000 US-$ Lohn zuzüg­lich bezahl­ter Über­stun­den, was im har­ten Tages­tou­ren­ge­schäft einen wesent­li­chen Anteil aus­ma­chen dürf­te. Tat­säch­lich sol­len die Löh­ne bei etwa 1500 US-$ lie­gen, wovon die Ver­mitt­lungs­agen­tur in Mani­la noch ein­mal 20 % ein­kas­siert.

Der Eig­ner, HTG, äußers­te gegen­über der Sval­bard­pos­ten, dass Ver­trä­ge und Löh­ne in Ord­nung sei­en und man nicht dar­an den­ke, die Zah­lun­gen nach­zu­wei­sen. Nach­dem dies­be­züg­lich am heu­ti­gen Don­ners­tag eine Frist abge­lau­fen war, wur­de ange­kün­digt, die Lan­gøy­sund in „Arrest“ zu legen.

Ähn­li­che Vor­wür­fe wur­den gegen­über der MS Bil­lefjord laut, wo HTG eben­falls das Manage­ment bestrei­tet, wenn auch nicht als Eig­ner. Auch hier wur­de von der Gewerk­schaft schon ein Ein­grei­fen ange­kün­digt.

MS Lan­gøy­sund auf Tages­tour in der Ymer­buk­ta. Wer­den der Mann­schaft ille­ga­le Dum­ping­löh­ne gezahlt?

Surge Austfonna

Quel­le: Norsk Sjø­manns­for­bund

Sur­ge der Aus­t­fon­na Eis­kap­pe: Zeit­raf­fer-Video

Tei­le von Aus­t­fon­na, der gro­ßen Eis­kap­pe auf dem Nord­aus­t­land, sind in den letz­ten Jah­ren kräf­tig vor­ge­sto­ßen, sie­he hier­zu Aus­t­fon­na: Eine Eis­kap­pe setzt sich in Bewe­gung (Spitzbergen.de-Nachrichten Juni 2014).

Das Nor­we­gi­sche Polar­in­sti­tut hat ein Video aus etwa 1000 Ein­zel­bil­dern von Satel­li­ten zusam­men­ge­stellt und auf You­tube ver­öf­fent­licht. Es zeigt auf beein­dru­cken­de Wei­se, wie Tei­le der Glet­scher­front von Aus­t­fon­na über 4 Kilo­me­ter vor­rü­cken. Die beschleu­nig­te Bewe­gung hat­te 2012 ihren Höhe­punkt.

Mehr zum plötz­li­chen Vor­sto­ßen von Glet­schern (Sur­ge) und zur Eis­kap­pe Aus­t­fon­na in Stei­ne und Eis.

Das Vor­sto­ßen einer so gro­ßen Eis­kap­pe wie Aus­t­fon­na hat Fol­gen: Einer­seits trägt Aus­t­fon­na der­zeit mehr zum Mee­res­spie­gel­an­stieg bei als alle ande­ren Glet­scher Spitz­ber­gens zusam­men. Lokal führ­te der „Sur­ge“, wie das beschleu­nig­te Vor­sto­ßen neu­deutsch-wis­sen­schaft­lich heißt, schon zu War­nun­gen für die Schiff­fahrt: Es muss sowohl mit einer grö­ße­ren Zahl von Eis­ber­gen gerech­net wer­den als auch mit Ver­än­de­run­gen des Mee­res­bo­dens, der unter Was­ser zu Stau­chend­mo­rä­nen auf­ge­scho­ben sein kann.

Zeit­raf­fer-Video aus etwa 1000 Ein­zel­bil­dern vom Sur­ge (Vor­stoß) der Eis­kap­pe Aus­t­fon­na (© Nor­we­gi­sches Polar­in­sti­tut, Screen­shot). Hier kli­cken für das Video auf You­tube.

Surge Austfonna

Quel­le: Nor­we­gi­sches Polar­in­sti­tut

Fred­heim: Spitz­ber­gens berühm­tes­te Trap­per­hüt­te als vir­tu­el­le Tour

Spitz­ber­gens berühm­tes­te Trap­per­hüt­te, Fred­heim im Tem­pel­fjord, ist jetzt als vir­tu­el­le Tour zugäng­lich. Die zwei­ge­schos­si­ge Hüt­te des legen­dä­ren nor­we­gi­schen Jägers Hil­mar Nøis liegt land­schaft­lich schön, aber außer­halb der win­ter­li­chen Motor­schlit­ten­sai­son schwer erreich­bar, und wer es dort­hin schafft, steht vor ver­schlos­se­ner Tür.

Jetzt lässt sich die berühm­te Hüt­te rund ums Jahr ganz ohne Auf­wand voll­stän­dig besich­ti­gen: Ende März konn­te ich Fred­heim voll­stän­dig mit Pan­ora­ma­tech­nik foto­gra­fie­ren und habe dar­aus eine vir­tu­el­le Tour gemacht, die jetzt online ist und den Besuch jeder­zeit ermög­licht, Raum für Raum. Die Tour läuft wie ein Film von allei­ne ab; es ist aber auch mög­lich, die ein­zel­nen Räu­me (Pan­ora­men) ein­zeln anzu­wäh­len. Kur­ze Tex­te erzäh­len die zuge­hö­ri­gen Geschich­ten aus der Trapp­er­zeit in Spitz­ber­gen.

Die Lokal­zei­tung Sval­bard­pos­ten hat ihre Leser in ihrer Online-Aus­ga­be bereits auf die Mög­lich­keit hin­ge­wie­sen, Fred­heim im Inter­net zu besu­chen. Schon über 1000 Besu­cher hat die alte Trap­per­hüt­te seit­dem vir­tu­ell zu ver­zeich­nen, deut­lich mehr als der „Tag der offe­nen Tür“, der wäh­rend der Win­ter­sai­son zwei­mal vor Ort abge­hal­ten wird: Die ein­zi­ge Gele­gen­heit für die Öffent­lich­keit, einen Blick in das Innen­le­ben von Hil­mar Nøis alter Hüt­te zu wer­fen.

Viel Spaß – hier geht’s nach Fred­heim 🙂

Fred­heim, die berühm­te Trap­per­hüt­te von Hil­mar Nøis im Tem­pel­fjord, ist schwer erreich­bar und abge­schlos­sen. Vir­tu­ell kann man jetzt jeder­zeit durch alle Räu­me gehen.

Fredheim virtuelle Tour

Oce­an­cle­a­nup: eine Lösung für die Plas­tik­müll-Schwem­me in den Ozea­nen

Die Umwelt­pro­ble­me, die für Polar­ge­bie­te tat­säch­lich exis­tenz­be­dro­hend sind, las­sen sich recht gut ein­gren­zen: neben dem Kli­ma­wan­del und lang­le­bi­gen Umwelt­gif­ten sowie regio­nal der Öl- und Gas­in­dus­trie sind es die gewal­ti­gen Men­gen Plas­tik, die in den Welt­mee­ren drif­ten und selbst die ent­le­ge­nen Regio­nen errei­chen. In Spitz­ber­gen sehen wir nahe­zu täg­lich Plas­tik­müll an den Strän­den lie­gen oder im Meer trei­ben. Vie­les davon stammt aus der Fische­rei: Rie­si­ge Net­ze, Plas­tik­sei­le, bun­te Netz­bäl­le, Fen­der, um nur eini­ge Bei­spie­le zu nen­nen. Dar­über hin­aus ist es aber auch der all­täg­li­che Zivi­li­sa­ti­ons­müll, von Feu­er­zeu­gen über Zahn­bürs­ten, end­lo­se Men­gen von Plas­tik­tü­ten, die man bei jedem Ein­kauf fast auf­ge­drängt bekommt (ver­mut­lich da es sich um Wer­be­trä­ger han­delt), Fla­schen­de­ckel … die Lis­te ist end­los. Für ein paar kon­kre­te Ein­drü­cke lohnt sich bei­spiels­wei­se ein Blick in die Foto­ga­le­rie von Chris Jor­dan (hier kli­cken), der auf den abge­le­ge­nen Mid­way Islands im Pazi­fik Alba­tros-Küken foto­gra­fiert hat, die an Plas­tik­müll gestor­ben sind.

Auf prak­tisch jeder Spitz­ber­gen-Rei­se sam­meln wir kubik­me­ter­wei­se Plas­tik­müll von den Strän­den, was über die letz­ten 10 Jah­re zu deut­lich sicht­ba­ren Ver­bes­se­run­gen geführt hat (übri­gens ist der Tou­ris­mus der ein­zi­ge Akteur, der die Kapa­zi­tä­ten hat, dies in die­sem Umfang in so abge­le­ge­nen Gebie­ten tun zu kön­nen. Ein guter Grund, die Bewe­gungs­frei­heit der klei­ne­ren Tou­ris­ten­schif­fe nicht wei­ter ein­zu­schrän­ken), ange­sichts der Grö­ßen­ord­nung des glo­ba­len Plas­tik­mülls aber natür­lich kei­ne ech­te Lösung sein kann.

Ein paar Ein­drü­cke von den Plas­tik­müll­men­gen, die sich an den Strän­den in Spitz­ber­gens fin­den, und von den Müll­sam­mel­ak­tio­nen, die wir regel­mä­ßig dort machen. Die Fotos stam­men von wei­ten Tei­len der Insel­grup­pe, von der Bären­in­sel im Süden bis zum Nord­aus­t­land im Nor­den.

Kli­cken Sie auf die Bil­der, um eine ver­grö­ßer­te Dar­stel­lung des Bil­des zu erhal­ten.

Um wirk­sam gegen den Müll vor­zu­ge­hen, dem stän­dig Fische, See­vö­gel, mari­ne Säu­ger von Rob­ben bis zu Walen, Schild­krö­ten usw. in dra­ma­ti­scher Zahl und somit letzt­lich gan­ze mari­ne Öko­sys­te­me zum Opfer fal­len und der (viel­leicht noch schlim­mer) in zer­klei­ner­ter Form die Nah­rungs­ket­te ein­geht, wäre es nötig:

  • Viel weni­ger Plas­tik im All­tag nur kurz zu Ver­wen­den und anschlie­ßend weg­zu­wer­fen. Hier sind wir alle gefragt, gut 7 Mil­li­ar­den Men­schen. Wie wäre es mit einer Baum­woll­ta­sche beim nächs­ten Ein­kauf, nur so als Anfang?
  • Plas­tik durch abbau­ba­re Mate­ria­li­en zu erset­zen. Hier sind neben Ver­brau­chern vor allem Indus­trie, For­schung und Poli­tik gefragt.
  • Die in den Ozea­nen bereits vor­han­de­nen Rie­sen­men­gen Plas­tik mög­lichst wie­der zu ent­fer­nen. Hier wird es gera­de span­nend: Nach meh­re­ren Jah­ren Arbeit hat das Pro­jekt The Oce­an Cle­a­nup ein Kon­zept vor­ge­stellt, das es ermög­li­chen soll, über eini­ge Jah­re Plas­tik­müll in glo­bal rele­van­ten Men­gen aus den Ozea­nen zu ent­fer­nen. Kern der Idee ist, Strö­mun­gen zu nut­zen, damit Plas­tik­müll sich in Bar­rie­ren ver­fängt, kon­zen­triert wird und dann mit ver­gleichs­wei­se wenig Auf­wand abge­schöpft wer­den kann. Das Was­ser strömt unter den recht fla­chen Bar­rie­ren durch, wodurch auch Bei­fang von Tie­ren ver­hin­dert wer­den soll. Anfang Juni wur­de ein umfang­rei­cher Bericht ver­öf­fent­licht, der die Mach­bar­keit doku­men­tiert. Die Kos­ten wer­den mit 4,50 Euro pro kg Plas­tik ange­ge­ben, was um den Fak­tor 33 gerin­ger sein soll als ande­re Metho­den. Über einen Zeit­raum von 10 Jah­ren sol­len sich so etwa die gigan­ti­schen Müll­men­gen im rie­si­gen Müll­stru­del im Pazi­fik hal­bie­ren las­sen, zu Kos­ten, die im Ver­gleich zu den Schä­den gering­fü­gig sind.

Der Ein­druck scheint berech­tigt zu sein, dass das The Oce­an Cle­a­nup Pro­jekt in der Lage wäre, einen wich­ti­gen Bei­trag zur Lösung des ozea­ni­schen Müll­pro­blems zu leis­ten. Um das Pro­jekt auf die nächs­te Stu­fe zu heben, wird aktu­ell ein Crowd­fun­ding durch­ge­führt. Der­zeit (18.6.) wur­de schon über eine hal­be Mil­li­on Dol­lar gespen­det, ange­strebt sind 2 Mil­lio­nen. Spitzbergen.de hat sich bereits betei­ligt und ruft dazu auf, The Oce­an Cle­a­nup zu unter­stüt­zen. Wer den Müll an Spitz­ber­gens Strän­den oder sonst­wo oder Chris Jor­dans Fotos aus dem Pazi­fik gese­hen hat, wird das Pro­jekt ver­mut­lich ger­ne unter­stüt­zen. Hier kli­cken, um The Oce­an Cle­a­nup zu unter­stüt­zen.

Und beim nächs­ten Ein­kauf an eine Baum­woll­tü­te den­ken … 🙂

Mann­schaft und Gäs­te der SV Anti­gua bei einer Müll-Sam­mel­ak­ti­on in Mus­ham­na im Wood­fjord, im Nor­den von Spitz­ber­gen. Sol­che Aktio­nen fin­den prak­tisch auf jeder Spitz­ber­gen Rei­se statt, auch ande­re Schif­fe betei­li­gen sich.

Müllsammelaktion, Mushamna (Spitzbergen)

Quel­le: The Oce­an Cle­a­nup

Kom­mu­ni­ka­ti­on in Spitz­ber­gen vor­über­ge­hend zusam­men­ge­bro­chen

Eine emp­find­li­che Erin­ne­rung dar­an, wie abge­le­gen Spitz­ber­gen wei­ter­hin ist und was für eine Ver­letz­lich­keit dies nach wie vor mit sich brin­gen kann, bekam man in Lon­gye­ar­by­en am Mon­tag vor knapp 2 Wochen, am 2. Juni, als die gesam­te Kom­mu­ni­ka­ti­on zum Fest­land für eini­ge Stun­den kom­plett tot war.

Seit über 10 Jah­ren läuft die Tele­kom­mu­ni­ka­ti­on von Spitz­ber­gen zum Fest­land über Glas­fa­ser­ka­bel, die die davor übli­chen Funk­ver­bin­dun­gen ersetzt haben. Ein Grund dafür waren und sind die gro­ßen Daten­men­gen, die stän­dig bei den Emp­fangs­an­ten­nen für Satel­li­ten­da­ten um Lon­gye­ar­by­en (SvalSat, die run­den Kugeln auf dem Pla­tå­berg) anfal­len und in Echt­zeit Kun­den wie NASA und ESA gelie­fert wer­den müs­sen. Seit­dem gibt es in Lon­gye­ar­by­en theo­re­tisch auch super­schnel­les Inter­net (prak­tisch ist es teu­er und lang­sam, jeden­falls für nor­ma­le Men­schen).

Dass die Sache einen Haken hat, zeig­te sich an besag­tem Mon­tag: Der gesam­te Daten­ver­kehr zwi­schen Spitz­ber­gen und der Außen­welt fiel für eini­ge Stun­den aus. Grund war ein tech­ni­scher Feh­ler in der Anla­ge in Ande­nes (Ves­terå­len), wo das Glas­fa­ser­ka­bel das nor­we­gi­sche Fest­land erreicht. Theo­re­tisch ist die gesam­te tech­ni­sche Infra­struk­tur dop­pelt vor­han­den, so dass auf Aus­fäl­le umge­hend reagiert wer­den kann. Prak­tisch ver­sag­te die­ses Mal schlicht und ein­fach das gesam­te Sys­tem.

Dies schnitt nicht nur die recht jun­ge und inter­net­af­fi­ne Bevöl­ke­rung Lon­gye­ar­by­ens von dort häu­fig genutz­ten Diens­ten wie Face­book ab, son­dern mach­te es auch unmög­lich, Poli­zei und Ret­tungs­diens­te zu errei­chen. Das Kran­ken­haus in Lon­gye­ar­by­en, das bei schwie­ri­gen Fäl­len oft auf medi­zi­ni­sche Bera­tung durch die Uni­kli­nik in Trom­sø zurück­greift und Pati­en­ten bei Bedarf dort­hin trans­por­tie­ren lässt, hat­te Schwie­rig­kei­ten, mit den ent­spre­chen­den Stel­len Kon­takt auf­zu­neh­men: Die sofort ein­ge­setz­ten Satel­li­ten­te­le­fo­ne funk­tio­nie­ren nur mit frei­em Blick zum Him­mel, so dass ver­ant­wort­li­che Ärz­te zu jedem Gespräch auf die Stra­ße muss­ten. Zudem ist die satel­li­ten­ge­stütz­te Tele­fon­ver­bin­dung ohne­hin oft lang­sam und insta­bil und in jedem Fall teu­er, wie die­ser Autor nur zu gut aus eige­ner, leid­vol­ler Erfah­rung weiß. Dazu kam, dass in Lon­gye­ar­by­en man­gels ande­rer Mög­lich­kei­ten viel­fach Satel­li­ten­te­le­fo­ne ein­ge­setzt wur­den; die­se sind dort in vie­len out­door-affi­nen Haus­hal­ten und vie­len Betrie­ben vor­han­den. Daher waren auch die­se Ver­bin­dun­gen zeit­wei­se über­las­tet, so dass noch nicht ein­mal die satel­li­ten­ge­stütz­te Kom­mu­ni­ka­ti­on zuver­läs­sig funk­tio­nier­te.

Der Spuk hat­te nach ein paar Stun­den ein Ende, mach­te aber allen vor Ort die Gren­zen der Tech­nik klar. Ins­be­son­de­re Trä­ger lebens­not­wen­di­ger Infra­struk­tur und Bereit­schafts­diens­te wie Poli­zei, Ret­tungs­dienst und Kran­ken­haus sind beun­ru­higt. Die ver­ant­wort­li­che nor­we­gi­sche Telen­or arbei­tet zusam­men mit Behör­den, um dafür zu sor­gen, dass sich sol­che Vor­fäl­le mög­lichst nicht wie­der­ho­len. Vor Ort dis­ku­tiert man dar­über, zumin­dest auf wich­ti­gen Ver­bin­dun­gen die guten, alten loka­len Kabel zu erneu­ern. Eigent­lich soll Lon­gye­ar­by­en, das wegen sei­ner Grö­ße und poli­ti­schen und tech­ni­schen Rah­men­be­din­gun­gen ger­ne als Aus­hän­ge­schild genutzt wird, einer der ers­ten Orte Nor­we­gens wer­den, in denen die Fest­netz­te­le­fo­nie kom­plett abge­schafft wird. Viel­leicht wird jetzt noch ein­mal anders dar­über nach­ge­dacht.

Funk­tio­niert immer: explo­si­ons- und brand­ge­schütz­tes Gru­ben­te­le­fon (hier im Hafen von Barents­burg). Nur kommt man damit nicht weit.

Grubentelefon, Barentsburg

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Aus­t­fon­na: Eine Eis­kap­pe setzt sich in Bewe­gung

Die Eis­kap­pe Aus­t­fon­na bedeckt gro­ße Tei­le des Nord­aus­t­land, der zweit­größ­ten Insel der Spitz­ber­gen-Insel­grup­pe. Ins­ge­samt bedeckt die Eis­kap­pe, die genau genom­men aus meh­re­ren zusam­men­ge­wach­se­nen Eis­kap­pen besteht, gut 8400 Qua­drat­ki­lo­me­ter.

Für län­ge­re Zeit galt Aus­t­fon­na als recht sta­bil: mas­si­ve Volu­men­ver­lus­te wie bei vie­len ande­ren Glet­schern Spitz­ber­gens und sonst­wo in der Ark­tis fan­den nicht statt. Rand­li­che Berei­che wur­den lang­sam dün­ner, zen­tra­le Tei­le gewan­nen an Mäch­tig­keit hin­zu. Bei klei­ne­ren Glet­schern kennt man so ein Ver­hal­ten, wenn es über län­ge­re Zeit hin­weg andau­ert, als Sur­ge. Die­ses plötz­li­che Vor­sto­ßen, bei dem ein Glet­scher inner­halb von 1-2 Jah­ren vie­le Kilo­me­ter nach vorn „sprin­gen“ kann, ist ein Ergeb­nis der Glet­scher­dy­na­mik und unab­hän­gig von Kli­ma­än­de­run­gen (mehr dazu in Stei­ne und Eis). Auch Tei­le von Aus­t­fon­na haben frü­her bereits „gesurgt“, wie Brås­vell­breen im süd­li­chen Bereich in den 1930er Jah­ren.

Nun haben Satel­li­ten­bil­der deut­li­che Anzei­chen gelie­fert, dass gro­ße Tei­le der Eis­kap­pe sich in beschleu­nig­te Bewe­gung ver­setzt haben. Auf brei­ter Front schiebt sich die Abbruch­kan­te in die Barents­see vor und bringt gro­ße Men­gen von Eis­ber­gen her­vor. Dadurch lie­fert Aus­t­fon­na der­zeit einen grö­ße­ren Bei­trag zum Mee­res­spie­gel­an­stieg als alle ande­ren Glet­scher Spitz­ber­gens zusam­men. Den­noch gehen Wis­sen­schaft­ler, die Aus­t­fon­na schon län­ger beob­ach­ten, davon aus, dass die Eis­kap­pe mit­tel­fris­tig eher Mas­se zule­gen wird.

AECO, der Ver­band von Expe­di­ti­ons-Kreuz­fahr­ten-Ver­an­stal­tern in der Ark­tis, hat bereits zu vor­sich­ti­ger Navi­ga­ti­on in der Regi­on auf­ge­ru­fen, da ver­mehrt mit Eis­ber­gen und Ände­run­gen der Küs­ten­li­nie zu rech­nen ist.

Ein sol­ches Ereig­nis, wo eine Eis­kap­pe sich auf tau­sen­den von Qua­drat­ki­lo­me­tern in schnel­le Bewe­gung ver­setzt, ist für die jün­ge­re Zeit, in der die Regi­on genau wis­sen­schaft­lich unter­sucht wird und regel­mä­ßig tou­ris­tisch bereist wer­den kann, ein­zig­ar­tig. Die Beob­ach­tung, die wesent­lich auf Daten des euro­päi­schen Satel­li­ten Sen­ti­nel-1a beruht, ist auch des­we­gen wis­sen­schaft­lich beacht­lich, weil der Satel­lit zur Zeit der Auf­nah­me noch nicht ein­mal rich­tig in der Umlauf­bahn ange­kom­men war, aber den­noch bereits in der Lage war, sehr wert­vol­le Daten zu lie­fern.

Die Eis­kap­pe Aus­t­fon­na auf dem Nord­aus­t­land hat sich auf gro­ßer Flä­che in schnel­le­re Bewe­gung ver­setzt.

Austfonna

Quel­le: BBC News.

Eis­bä­rin Kara wan­der­te durch die hal­be Ark­tis

Eini­gen Eis­bä­ren (genau­er: Eis­bä­rin­nen), die jedes Jahr vom nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tut mit Sen­dern aus­ge­stat­tet wer­den, kann man schon seit län­ge­rem auf einer Inter­net­sei­te des WWF auf ihren Wan­de­run­gen fol­gen. Oft blei­ben die Eis­bä­ren über einen Zeit­raum in einem mehr oder weni­ger klei­nen Gebiet. Aktu­ell schlägt aber Eis­bä­rin Kara alle bekann­ten Rekor­de: Sie wur­de im Janu­ar 2013 auf einem Glet­scher zwi­schen Horn­sund und Ham­ber­buk­ta (Ost­küs­te) betäubt und mit einem Sen­der aus­ge­stat­tet und hat seit­dem eine unglaub­li­che Wan­de­rung von 3703 Kilo­me­tern durch die rus­si­sche Ark­tis gemacht. Zunächst ging die Rei­se Rich­tung Nova­ya Zem­lya und von dort nach Franz Josef Land, ohne aber jeweils Land zu betre­ten. Das nächs­te Ziel war die sibi­ri­sche Insel­grup­pe Sever­na­ya Zeml­ja, wo Kara auf Land ging, nach­dem sie somit die gesam­te Kara-See durch­streift hat­te. Anschlie­ßend ging es aber wie­der wei­ter, nach Franz Josef Land, wo der Sen­der auf­hör­te, Daten zu sen­den. Mög­li­cher­wei­se ist Kara dort in eine Schnee­höh­le gegan­gen und hat Nach­wuchs zur Welt gebracht.

Das Weib­chen Kara war zur Zeit der Aus­stat­tung mit Sen­der 13 Jah­re alt, 2,2 Meter lang und wiegt 217 kg.

Die Daten von 2014 deu­ten mög­li­cher­wei­se an, dass die Weib­chen aktu­ell weni­ger Nach­wuchs haben als im lang­fris­ti­gen Mit­tel: Von 29 Weib­chen hat­ten nur 3 Nach­wuchs im zwei­ten Lebens­jahr, nor­mal liegt der Anteil bei gut einem Drit­tel. Aller­dings ist die unter­such­te Zahl so nied­rig, dass Zufall nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kann.

Die Aus­stat­tung mit Sen­dern ist nicht unum­strit­ten, da durch die Betäu­bung schon Eis­bä­ren zu Tode gekom­men sind, nach­weis­lich letzt­ma­lig im Herbst 2013 (sie­he Spitzbergen.de-Nachrichten Okto­ber 2013). In einem wei­te­ren Fall vom April 2014 liegt der Ver­dacht eines Zusam­men­hangs zwi­schen dem Tod einer jun­gen Eis­bä­rin und einer Betäu­bung zu wis­sen­schaft­li­chen Zwe­cken eben­falls nahe, ein Nach­weis steht aber noch aus. In der Früh­jahrs­sai­son 2014 wur­den in Spitz­ber­gen 73 Eis­bä­ren zu wis­sen­schaft­li­chen Zwe­cken betäubt und unter­sucht.

Die Wan­de­rung der Eis­bä­rin Kara: 3703 Kilo­me­ter von Spitz­ber­gen durch die rus­si­sche Ark­tis. Bild­quel­le: WWF

Wanderung der Eisbärin Kara

Quel­le: WWF, Sval­bard­pos­ten

Ark­tis-Sai­son 2014 geht los: Bären­in­sel, Jan May­en, Spitz­ber­gen

Die Ark­tis-Sai­son 2014 geht los: Mor­gen legen wir mit der Anti­gua in Bodø ab. Es geht zu den Lofo­ten und dann nach Nor­den zur Bären­in­sel und nach Spitz­ber­gen. Im Juli geht es nach Jan May­en und bis Sep­tem­ber fol­gen meh­re­re Segel­schiff­tou­ren in Spitz­ber­gen.

Die Foto­ga­le­rien und Rei­se­be­rich­te wer­den über die nächs­ten Mona­te hin­weg also wie­der regel­mä­ßig aktua­li­siert wer­den, rein­schau­en wird sich garan­tiert loh­nen!

Am Anfang eines lan­gen Ark­tis-Som­mers 2014 ste­hen die Lofo­ten. Die Anti­gua im Troll­fjord, 2013.

Antigua, Trollfjord (Lofoten)

Neu­es zur Evo­lu­ti­on der Eis­bä­ren

Die Evo­lu­ti­on der Eis­bä­ren ist nach wie vor eine Fra­ge mit vie­len Fra­ge­zei­chen. Viel ist spe­ku­liert wor­den, von einem sehr jun­gen Alter von bis zu 100.000 Jah­ren bis hin zum Viel­fa­chen davon, was die Ent­ste­hung der Art tief zurück in frü­he Pha­sen des letz­ten Eis­zeit­al­ters stel­len wür­de (sie­he auch „Eis­bär als Art älter als bis­lang gedacht“ Spitzbergen.de-Nachrichten April 2012).

Eine neue Stu­die basiert auf gene­ti­schen Unter­su­chun­gen heu­ti­ger Eis­bä­ren und kommt zu dem Schluss, dass Eis­bä­ren sich vor 479.000–343.000 Jah­ren von den Braun­bä­ren getrennt haben, was im Rah­men der Unsi­cher­heit etwa mit den Ergeb­nis­sen von 2012 (link oben) über­ein­stimmt. Somit sam­meln sich Hin­wei­se dar­auf, dass der Eis­bär im mitt­le­ren Pleis­to­zän (2,6 Millionen-10.000 Jah­re vor heu­te) ent­stan­den ist.

Die Fra­ge ist nicht nur aka­de­misch, son­dern auch aktu­ell von Bedeu­tung: wäre der Eis­bär als Art jün­ger als 100.000 Jah­re, dann wäre die der­zei­ti­ge Warm­zeit die ers­te, mit der die Art kon­fron­tiert wird, so dass jede wei­te­re Erwär­mung Eis­bä­ren als Art tat­säch­lich vor neue Her­aus­for­de­run­gen stel­len wür­de. Geht das Alter der Art aber deut­lich dar­über hin­aus, lässt sich schluss­fol­gern, dass Eis­bä­ren als Art schon eine oder meh­re­re frü­he­re Warm­zei­ten über­lebt haben, was eine ent­spre­chen­de Anpas­sungs­fä­hig­keit der Art nahe­legt, zumin­dest im Rah­men der bis­he­ri­gen Ent­wick­lung. Die jün­ge­ren Ergeb­nis­se bestä­ti­gen letz­te­re Sicht­wei­se. Eine Garan­tie für ein Über­le­ben der Art bei noch stär­ke­ren oder noch schnel­le­ren Erwär­mun­gen ist dies natür­lich nicht.

Die Rekon­struk­ti­on der Evo­lu­ti­on der Eis­bä­ren ist auch daher so schwie­rig, da Fos­si­li­en der in jedem Fall geo­lo­gisch jun­gen Art meis­tens unauf­find­bar im Meer ver­lo­ren gehen, da Eis­bä­ren dort einen gro­ßen Teil ihres Lebens ver­brin­gen und somit dort auch häu­fig ster­ben.

Eis­bä­ren: ihre Evo­lu­ti­on reicht ver­mut­lich meh­re­re Jahr­hun­dert­tau­sen­de zurück. Und das Bild ist aus Spitz­ber­gen, nicht aus dem Zoo.

Eisbär Spitzbergen

Quel­le: Cell

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