Sie wollten in Fridtjof Nansens Fußspuren den Nordpol erreichen, doch ihre Expedition endete vorläufig auf Spitzbergen. Der französische Abenteurer Gilles Elkaim und seine Frau Alexia fuhren im Sommer letzten Jahres in Kirkenes mit seinem Segelschiff Arktika (die nichts mit der Arktika II aus Longyearbyen zu tun hat) in Richtung Norden. Ein Besuch auf Spitzbergen war eigentlich erst für 2018 auf dem Rückweg der Expedition geplant. Nördlich der Neusibirischen Inseln wollten Gilles Elkaim und Alexia Elkaim im Eis überwintern, um später die Fahrt zum Nordpol mit Hundeschlitten fortzusetzen.
Unwetter und Motorschaden
Doch technische Probleme mit dem Boot in Verbindung mit starkem Unwetter zwangen sie im Oktober letzten Jahres dazu, im Duvefjord Schutz zu suchen. Der Duvefjord ist jedoch streng geschützt und darf nur mit entsprechender Genehmigung befahren werden, die vorher einzuholen ist. Das Gleiche gilt für Landgänge.
Gilles Elkaim auf seiner Arktika – Foto: Gilles Elkaim, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung
Da Elkaim ein Bußgeld von 25.000 Kronen nicht zahlen wollte, kam es nun zum Prozess.
Die norwegischen Behörden beschlagnahmten sogar die Pässe von Elkaim und seiner Frau, so dass sie Spitzbergen nicht verlassen konnten. Elkaim ist jetzt vom Landgericht Nord-Troms zu 30.000 Kronen (rund 3.300 €) Bußgeld bzw. 25 Tagessätzen verurteilt worden.
Aussage gegen Aussage
Laut Gerichtsurteil hat der Abenteurer gegen mehrere Gesetze verstoßen. Die Arktika habe zwischen dem 24. August und dem 19. Oktober mehrfach vor streng geschützten Inseln geankert, Elkaim habe ohne Genehmigung Hunde eingeführt und außerdem seine Fahrt nicht ordnungsgemäß angemeldet.
Elkaim hingegen sieht sich als Opfer norwegischer Bürokratie und beklagt, im Prozess nicht ausreichend angehört worden zu sein. Er bezieht sich auf die UN Seerechtskonvention, laut derer Schiffe aller Länder das Recht haben, territoriale Seegebiete anderer Staaten zu durchqueren. Die Konvention besagt auch, dass Schiffe bei außergewöhnlichen Vorkommnissen vor Anker gehen dürfen. Tatsächlich stehen die UN Seerechtskonvention und norwegische Schutzbestimmungen an dieser Stelle zum Teil im Widerspruch zueinander.
Elkaim erkennt das Urteil nicht an und will in Berufung gehen. Er beklagt außerdem die starke Vermüllung des Naturreservates. Dem norwegischen Staatssender NRK erklärte er am Telefon: „Ich bin kein Krimineller. Was ist daran kriminell, an Land zu gehen und Müll in einem Gebiet zu sammeln, das norwegische Behörden hätten säubern sollen? Was ist das überhaupt für ein Naturreservat, in dem Eisbären Plastik fressen?“
Plastikmüll: Leider auch auf Spitzbergen keine Ausnahme – Foto: Gilles Elkaim, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung
Elkaim will bis zum Sommer in der russischen Siedlung Barentsburg bleiben, wo er nach eigenen Worten freundlich aufgenommen wurde. Dann soll es weiter in Richtung Nordpol gehen. Hoffentlich ohne Motorschaden.
Die enorme Luftverschmutzung in chinesischen Großstädten kann auch mit dem schmelzenden Meereis der Arktis zusammenhängen. Diesen erstaunlichen Zusammenhang zwischen Erderwärmung und Luftverschmutzung hat eine US-amerikanische Studie hergestellt, die jetzt in der Zeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde.
Dass in Chinas Großstädten häufig dicke Luft herscht, ist nichts Neues. Besonders schlimm war es jedoch im Januar 2013, wo vier Wochen lang in fast allen chinesischen Großstädten die Grenzwwerte um ein Vielfaches überschritten wurden.
Schmelzendes Meereis in der Arktis und andauernde Schneefälle über Sibirien führten Ende 2012 zu einer Veränderung der Luftzirkulation. Anstatt wie sonst nach Süden bewegten sich die kalten Luftmassen stärker nach Osten in Richtung Korea und Japan, während im östlichen China die Luft im wahrsten Sinne des Wortes „stand“. Normalerweise bläst im Winter in Regionen wie Peking ständig ein starker Wind.
Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass das schmelzende Eis und der starke Schneefall den Dunst zumindest verstärkt haben. Sie vermuten, dass sich ähnliche Ereignisse in Zukunft häufen und auch die olympischen Winterspiele 2022 beeinträchtigen könnten.
Mitte Februar kommt sie nach der langen Polarnacht das erste Mal wieder vorsichtig über den Horizont gekrochen, doch erst am 8. März erreichen ihre Strahlen auch wieder das von Bergen umgebene Longyearbyen – zumindest bei klarem Himmel. Die Rede ist natürlich von der Sonne, die in diesen Tagen von den Einwohnerinnen und Einwohnern Spitzbergens mit Open-Air Gottesdiensten, Ausstellungen und Konzerten festlich begrüßt wird. Auf dieses Ereignis kann auch die noch immer geltende Lawinenwarnung keinen Schatten werfen.
Longyearbyens Einwohner warten gemeinsam auf die Sonne…
Viele norwegische Musikgrößen geben sich in diesen Tagen in Longyearbyen die Klinke in die Hand, u.a. das Elektroduo Bow To Each Other, der Rapper OnklP Og De Fjerne Slektningene („Onkel P und die entfernten Verwandten“) sowie die nördlichste Bluesband der Welt, die Advent Bay Poolboys.
Zum Höhepunkt der Sonnenfestwoche versammelt man sich am 8. März vor dem alten Krankenhaus, die Kinder schmücken sich mit einer gelben Filzsonne. Wenn dann die Sonne nach der Polarnacht zum ersten Mal wieder ihre Strahlen auf die Treppenstufen des Gebäudes wirft, wird sie traditionell mit Jubel und Gesang begrüßt und offiziell ihre Rückkehr erklärt.
Eine neue Lawine ist am Hiorthfjellet, auf der Nordseite des Adventdalen gegenüber Longyearbyen, herunter gekommen. Zu Schaden kam zum Glück niemand. Sicherheitskräfte haben das Gelände untersucht und keine Schäden oder Verschütteten gefunden.
Hiorthfjellet im Sommer (Foto: By Bjoertvedt, Wikimedia Commons)
Die Evakuierung der meisten Haushalte in Longyearbyen wurde inzwischen zum Teil aufgehoben. Zahlreiche Häuser im Weg 222, 226 und 28 bleiben aber nach wie vor für die Bewohnerinnen und Bewohner gesperrt. Sie konnten gestern im Laufe des Tages persönliche Gegenstände aus ihren Wohnungen holen. Die Lawinenwarnung besteht nach wie vor.
In Longyearbyen werden zur Zeit 92 Haushalte evakuiert, weil weitere Lawinen befürchtet werden. Die Lawine, die gestern zwei Wohnhäuser am Weg Nr. 228 stark beschädigt hat, wurde offensichtlich von den Behörden im Vorfeld falsch eingeschätzt. Unterdessen ist in der Nacht mindestens eine weitere Lawine am Grube 7 Weg herunter gekommen, hat aber zum Glück keinen Schaden angerichtet.
Aufgrund der gestrigen Fehleinschätzung und einer insgesamt unübersichtlichen Situaiton wurde die Lawinenwarnung auf die höchste Wanrstufe 4 heraufgesetzt. 92 Haushalte in Longyearbyen wurden evakuiert, man stellt sich aber auch auf eine umfangreichere Evakuierung ein und prüft, ob die Sporthalle als Notunterkunft genutzt werden kann. Zwei Häuser mit sechs Haushalten wurden gestern von einer Lawinen stark beschädigt. Es gab zwar eine Lawinenwarnung, diese betraf jedoch nicht bebautes Gebiet.
In Longyearbyen ist das Vertrauen in das Lawinenwarnsytem indes reichlich angekratzt. Nachdem im letzten Jahr zwei Menschen in ihren Häusern bei einem Lawinenunglück ums Leben kamen, kommen schnell böse Erinnerungen auf.
Am Dienstag hat sich gegen Mittag eine Lawine vom Sukkertoppen gelöst, die zwei Wohnhäuser im Weg 228 stark beschädigt hat. Weg 228 liegt in unmittelbarer Nähe der Häuser, die im Dezember 2015 bei einer Lawine zerstört wurden; damals waren zwei Opfer zu beklagen.
Dieses Mal scheint man mit einem blauen Auge davongekommen zu sein: Soweit bekannt, hat es nur Sachschaden gegeben.
Seit Montag Abend herrschte starker Ostwind mit kräftigem Schneetreiben, eine Wetterlage wie vor der Lawine vom Dezember 2015. Eine Lawinenwarnung war herausgegeben worden, jedoch bestand nach Ansicht der Fachbehörden keine Gefahr für die bebauten Bereiche von Longyearbyen. Diese Einschätzung war offensichtlich falsch, und von offizieller Seite wurde bereits das Wort „Restrisiko“ verwendet.
Für die unmittelbar Betroffenen war die Lage dramatisch, aber die Bewohner der Häuser kamen mit Glück und heiler Haut davon.
Die betroffenen Bereiche und weitere, gefährdete Straßen sowie die Fußgängerbrücke Perleporten sind vorerst gesperrt.
Stelle, an dem sich das Lawinenunglück ereignet hat
Zwei Forscherinnen des Alfred-Wegener-Institutes in Bremerhaven haben auf dem Meeresboden in der Framstraße, einer Meeresenge zwischen Grönland und Spitzbergen, in 2500 Meter Tiefe große Mengen Plastikmüll gefunden.
Von 2002 bis 2014 wurde der Meeresboden in der Framstraße systematisch mit einer ferngesteuerten Kamera abfotografiert. Das Ergebnis der Studie ist dramatisch: Die Tiefsee droht zu einer Art „Endlager für Plastikmüll“ zu werden, befürchtet die Tiefseebiologin Dr. Melanie Bergmann. 2014 wurden in der Region auf einem Quadratkilometer Meeresboden 6333 Plastikteile gezählt! Obwohl hier relativ wenig menschlicher Einfluss besteht, ist die Menge an Plastikmüll vergleichbar mit der, die man vor Großstädten, zum Beispiel in den tieferen Gewässern vor Lissabon gefunden hat.
Leider nur eine von vielen: Plastiktüte – fotografiert in 2500 Metern Tiefe… (Foto: Melanie Bergmann, Alfred-Wegener-Institut)
Wo genau der Müll herkommt, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Sicher ist, dass Plastikmüll mit dem Golfstrom auch in polare Gebiete transportiert wird. In der Framstraße treffen mehrere große Meeresströme aufeinander. Sie ist die einzige Verbindung des Polarmeeres mit den Ozeanen. Aber auch das Meereis kommt als Transportmittel für Plastikteile in Frage, meint Dr. Melanie Bergmann. Wenn im Sommer das Eis schmilzt, könnte dabei Plastikmüll freigesetzt werden.
Erst Anfang Februar ist auf der Insel Sotra vor Bergen ein offensichtlich kranker Cuvier-Schnabelwal gestrandet. Der Cuvier-Schnabelwal (Ziphius cavirostris) ist eigentlich ein Tiefseewal, der sich sehr selten länger in Küstennähe aufhält. In seinem Magen fand man mehr als 30 Plastiktüten…
Totgesagte leben ja bekanntlich länger. Ein kleiner Schmetterling, der als ausgestorben galt, ist einigen Forschern im Norden Spitzbergens ins Netz gegangen. 1870, also vor 147 Jahren, wurde Plutella polaris zuletzt gesehen, bevor Geir Søli ihn erneut entdeckte.
Der Forscher des Naturhistorischen Museums in Oslo war im Sommer 2015 im Ringhorndalen am Wijdefjorden im Norden Spitzbergens unterwegs, um Pflanzen und Insekten in dem Gebiet zu kartieren. Als er dabei einen kleinen grauen Schmetterling im Käscher entdeckte, hielt er diesen zunächst für einen engen Verwandten von Plutella polaris, nämlich Plutella xylostella, eine im Norden Norwegens weit häufigere Art, die ab und an vom Wind nach Spitzbergen geblasen wird. Das Ringhorndal ist ein vor Wettereinfluss gut geschütztes Tal und deshalb verhältnismäßig warm und fruchtbar.
Der eher unscheinbare Falter muss enorme Anpassungsfähigkeiten entwickelt haben, um in Spitzbergen überleben zu können. Nur in einem sehr kurzen Zeitfenster im Sommer kann der kleine Kerl genug zu fressen finden. Plutella polaris ist eine von nur drei Schmetterlingsarten, die man auf Spitzbergen registriert hat.
Das Auftreten oder auch Verschwinden von Arten ist besonders mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels interessant. Forscher Geir Søli hofft jedenfalls, dass bald noch mehr spannende Entdeckungen in seinem Käscher zappeln.
Die Arktis-Vorträge wurden bereits angekündigt, nun stehen sie kurz bevor: Mit Rolf Stanges Präsentation Norwegens arktischer Norden: Spitzbergen geht es am 02. Februar mit mehreren Terminen los. Mit umfangreichem Bildmaterial geht es visuell und erzählerisch spannend in den hohen Norden. Live-Erzählung, Video- und Panoramasequenzen und Musikpassagen lassen den Abend schnell vergehen. Natürlich gibt es auch die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen.
„Seit 20 Jahren hat der Geograph, Autor und Fahrtleiter Rolf Stange sich Spitzbergen zur zweiten Heimat gemacht. In seinem Bildervortrag nimmt er Sie mit auf eine Reise durch die Jahreszeiten, von der Polarnacht mit ihren Nordlichtern bis in den arktischen Sommer mit Treffen mit Walen und Eisbären unter der Mitternachtssonne. Zu Fuß, mit Ski, Motorschlitten und unter Segeln geht es von den Siedlungen bis in die abgelegensten Winkel Spitzbergens.“
Wir freuen uns sehr, dass Kerstin Langenberger und Olaf Krüger den Termin in Bonn mit ihrem sehr beliebten Vortrag Inseln des Nordens gestalten werden.
Die Termine:
Donnerstag, 02. Februar: Stadthalle Hiltrup bei Münster. Norwegens arktischer Norden: Spitzbergen, von und mit Rolf Stange.
Freitag, 03. Februar: Landesmuseum Bonn: Inseln des Nordens, von und mit Kerstin Langenberger und Olaf Krüger.
Samstag, 04. Februar. Museum im Kulturspeicher in Würzburg. Norwegens arktischer Norden: Spitzbergen, von und mit Rolf Stange.
Sonntag, 05. Februar. Volkshaus Enkheim in Frankfurt. Norwegens arktischer Norden: Spitzbergen, von und mit Rolf Stange.
Veranstaltungsbeginn jeweils 19 Uhr, Karten an der Abendkasse 8 €. Für Karten beziehungsweise Reservierung kontaktieren Sie gerne die Geographische Reisegesellschaft.
Arktis hautnah gibt es bei den Vorträgen Anfang Februar in Münster, Bonn, Würzburg und Köln.
Für manche Forscher in Spitzbergen gibt es im Winter nichts Aufregenderes, als im Dunkeln und bei eisiger Kälte mit einer Taschenlampe auf einem Schwimmponton zu liegen und stundenlang ins vermeintlich tiefschwarze, leblose Meer zu leuchten. Denn so leblos, wie man meinen könnte, ist das Meer in der Polarnacht nicht. Jetzt haben Forscher sogar eine für Spitzbergen neue Art entdeckt: Die Kronenqualle (Periphylla periphylla) tauchte vor einigen Tagen plötzlich im Lichtkegel der Forscherin Sanna Majaneva auf.
Sanna Majaneva erforscht das Leben im Meer in der dunklen Jahreszeit im Norden Spitzbergens. Gemeinsam mit den Professoren für Meeresbiologie Jørgen Berge und Geir Johnsen von der Universität in Tromsø (UiT) und der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) fing sie unverhofft das Exemplar, das nun näher untersucht werden soll.
Die bis zu 30 Zentimeter große Kronenqualle ist eigentlich eine sehr lichtempfindliche Tiefseequalle und kommt nur nachts an die Wasseroberfläche. Da ist es natürlich praktisch, wenn die Nacht gleich mehrere Monate lang andauert. Die „Fürstin der Finsternis“ hat einen rötlichen Körper, leuchtet von innen und kann bis zu 30 Jahre alt werden, was ein stolzes Alter für eine Qualle ist.
Ursache für das Auftauchen der Kronenqualle im Meer vor Spitzbergen könnte sein, dass zunehmend wärmeres Wasser aus dem Atlantik nach Norden gepresst wird, vermutet Professor Jørgen Berge. Dasselbe Phänomen ist auch dafür verantwortlich, dass sowohl der Isfjord als auch der Kongsfjord in den letzten Wintern zu großen Teilen eisfrei geblieben sind.
An der Küste des norwegischen Festlandes taucht die Kronenqualle bereits seit mehreren Jahren in immer größeren Mengen auf und beeinflusst dort das Ökosystem. Sie ernährt sich von Krill und kleinen Fischen und scheint viele Fischarten aus den Fjorden zu vertreiben.
„Das (Auftauchen der Kronenqualle/ Erg. d. Autorin) ist eine Warnung, dass ein System sich ändert. Wir werden wohl nach und nach ständig neue Arten hier im Norden entdecken, und vormals lokale Arten könnten sich zurückziehen oder ganz verschwinden“, befürchtet Professor Jørgen Berge.
Vielleicht kann aber auch eine neue Nahrungsquelle erschlossen werden: In Asien ist die Kronenqualle als gesunde Delikatesse begehrt, da sie Jod, Eisen und Kalzium enthält. Die Kronenqualle soll gut für den Blutkreislauf sein und eine schöne Haut machen. Na dann: Guten Appetit!
Die Eisbärenfamilie, die Longyearbyen und vor allem die Einsatzkräfte des Sysselmanenn seit mehreren Tagen in Atem hält, ist nun ganz in der Nähe des Ortes. Letzte Nacht haben die drei Eisbären Longyearbyen sogar einen Besuch abgestattet, ihre Spuren wurden heute früh bei UNIS/Svalbardmuseum gesehen.
Eine erster Versuch, die Eisbären am Samstag durch das Adventdalen Richtung Osten zu treiben, war nicht erfolgreich. Als nächstes versuchte der Sysselmannen, sie Richtung Hiorthhamn und Revneset (Nordseite Adventfjord) zu bewegen, zum Meer hin. Schließlich ließen sich die Eisbären im Adventdalen in der Nähe des Grube 7 Berges nieder.
In der Nacht auf Dienstag waren sie nun im unteren Ortsteil von Longyearbyen, in einem Bereich, in dem viel Fußgängerverkehr (Studenten und Personal von UNIS) ist, einen guten Steinwurf von Wohngebieten entfernt.
Weitere Spuren wurden beim Isdammen gesehen (der See an der Straße im Adventdalen) und um 06.15 Uhr Dienstag früh wurden die Eisbären im Adventdalen im Bereich Endalen gesichtet. Dort ist der Sysselmannen nun mit Einsatzkräften vor Ort, um die bärige Familie möglichst lückenlos zu beobachten. Das gestaltet sich wegen des Wetters – Wind und Treibschnee – allerdings als schwierig. Aus dem gleichen Grund ist der Hubschrauber derzeit auch nicht verfügbar.
Die Öffentlichkeit ist aufgerufen, wachsam und vorsichtig zu sein.
Das Endalen in Dunkelheit bei leichtem Schneetreiben. Tiere sieht man mitunter erst, wenn man sie direkt vor der Nase hat. Gut, dass das hier ein totes Rentier war und kein lebendiger Eisbär.
Wie neulich berichtet, wurde im Adventdalen nicht weit von Longyearbyen entfernt eine Eisbärenfamilie gesehen. Der Sysselmannen hat versucht, die Eisbären mit Hubschrauber und Motorschlitten aus der Umgebung der Ortschaft zu vertreiben. Dabei ist man den Tieren bis ins obere Adventdalen gefolgt und hat sie dort sich selbst überlassen, nachdem sie weiter in „die richtige Richtung“ marschiert sind.
Nun sind sie aber wieder zurück, es scheint ihnen in der Umgebung von Longyearbyen gut zu gefallen. Sie haben sich im Adventdalen in der Nähe der Grube 7 niedergelassen und werden dort beobachtet. Der Sysselmannen bittet die Öffentlichkeit, sich fernzuhalten, damit die Eisbären nicht unnötig gestresst werden.
Eine „Meisterleistung“ im ironischen Sinne war es wohl, was sich eine Gruppe von vier Personen geleistet hat, mutmaßlich Einwohner aus Longyearbyen. Die vier waren vor ein paar Tagen zu einer Hütte am Diabasodden im Sassenfjord gefahren. Einer der Motorschlitten scheint dort ein technisches Problem gehabt zu haben. Als nächstes ging der Gruppe in der Hütte das Feuerholz aus, so dass zwei Leute sich auf den Weg nach Longyearbyen machten, um neues Brennholz zu besorgen oder technische Hilfe, um den defekten Motorschlitten wieder in Gang zu bekommen.
Jedenfalls ging den beiden Brennholz-/Hilfeholern im Adventdalen der Sprit aus. Wer genau den Sysselmannen alarmierte, ist nicht bekannt, aber aus der Sache wurde letztlich eine Angelegenheit für den Rettungsdienst, der mit dem Hubschrauber ausrückte, um die beiden Leute aus der brennholzfreien Hütte am Diabasodden zu holen.
Die beiden spritbefreiten Brennholzholer im Adventdalen hatten es unterdessen aus eigener Kraft zurück nach Longyearbyen geschafft.
Auch wenn nicht alle Details öffentlich bekannt sind, sind doch zwei Dinge klar: Erstens haben die vier Betroffenen schon jetzt für reichlich Spott und Gelächter im Ort gesorgt, und zweitens können sie sich eventuell auf eine Rechnung vom Sysselmannen gefasst machen. Nicht genug Brennholz und selbst für eine recht kurze Strecke nicht genügend Benzin auf einer Tour dabei zu haben, ist von Fahrlässigkeit sicher nicht weit weg.
Die Hütte am Diabasodden, knapp 40 Kilometer Motorschlitten-Fahrstrecke von Longyearbyen entfernt.
992 kg Müll – und noch viel mehr. So hat meine Kollegin Birgit Lutz einen Blog-Eintrag auf ihrer Webseite überschrieben.
Und noch viel mehr! Da ist viel dran. Fast jeder, der mal mit der Antigua in Spitzbergen unterwegs war, weiß, dass wir auf fast jeder Fahrt ziemlich viel Müll sammeln. Da kommen schnell einige hundert Kilogramm pro Fahrt zusammen, das sind einige Kubikmeter.
Warum auf »fast jeder Fahrt« und nicht auf jeder Fahrt? Nun, einmal hängt es natürlich auch etwa vom Wetter ab, wenn der Boden gefroren oder schneebedeckt ist, dann ist es so eine Sache mit dem Müllsammeln. Aber vor allem ist der Müll ungleichmäßig verteilt. Aus der langjährigen Erfahrung (ich mache das schon seit mehr als 15 Jahren mit verschiedenen Schiffen) ist gut bekannt, dass manche Strände reine Müllkippen sind. Solche Strände finden sich erstaunlicherweise vor allem im Norden, oft an ziemlich abgelegenen Ufern, wo selten Menschen hinkommen. Es liegt auf der Hand, das mit den lokalen Strömungen zu erklären.
An anderen Stränden hingegen liegt ziemlich wenig. Im Kongsfjord und Krossfjord findet man eher wenig Müll, im Magdalenefjord auch nicht. Aber dort fast direkt um die Ecke, in Smeerenburg, wie viele Säcke haben wir dort schon mit Plastik gefüllt? Keine Ahnung, man hätte sie zählen müssen über all die Jahre. Es waren eine Menge.
Genau dieser Effekt kommt ja mittlerweile auch erfreulich dazu: die Touristen sammeln Müll. Nicht alle Schiffe machen mit, aber Antigua und die Oceanwide-Flotte sind nicht die einzigen. Und zwar seit vielen Jahren. Nicht erst, seit die Verwaltung offiziell ihr »Clean up Svalbard« Projekt ins Leben gerufen hat. So etwas muss uns keiner sagen, auf solche Ideen kommen wir schon selbst. Wobei das Projekt natürlich gut und hilfreich ist, aber blind sind wir, die wir schon seit Jahren regelmäßig in Spitzbergen unterwegs sind, ja auch nicht. Und natürlich trägt das Sammeln Früchte. Ihr hättet mal die Strände bei Smeerenburg vor 15 Jahren sehen sollen. Eine reine Müllkippe! Heute ist es einigermaßen ordentlich, da dort regelmäßig gesammelt wird. Natürlich trägt jeder heranrollende Welle neuen Plastikmüll mit sich.
Und darin liegt auch die nächste Lehre. Man kann und muss das Plastikmüll-Problem vor Ort bekämpfen und kann die Verhältnisse lokal auch verbessern, aber lösen lässt sich das Problem so nicht. Genauso wie der Klimawandel und die Ozonschicht, ist das Plastikmüll-Problem ein globales Problem, das sich nur mit internationaler Anstrengung wirklich lösen lassen wird. Ich habe das Beispiel von der Ozonschicht hier ganz bewusst genannt, es zeigt nämlich, dass die internationale Gesellschaft zu einer gemeinsamen und letztlich erfolgreichen Lösung eines globalen Problems durchaus in der Lage sein kann. Wenn sie nur will.
Warum ist das überhaupt ein Problem, über den ästhetischen Aspekt hinaus? Ganz einfach: Weil es die komplette Nahrungskette im Meer versaut und ganz direkt unendliche Mengen an Tieren bedroht. Es gibt kaum noch einen Eissturmvogel, der kein Plastik im Magen hat. Albatrosse verenden in großer Zahl daran. Und das sind nur die wenigen, mittlerweile weithin bekannten Beispiele. Tatsächlich haben die meisten Tiere im Meer Plastik im Magen. Weil das Plastik nämlich in kleine Teile zerfällt, die genau die Größe haben wie die typische Beute dieser Tiere, und aufgrund von Algenwuchs irgendwann auch so riecht. Und so haben mehr und mehr Tiere den Magen voll mit unverdaulichem Plastik und verhungern. So einfach. Es geht hierbei nicht »nur« um das Leiden einzelner Tiere, sondern darum, dass Populationen kollabieren und Nahrungsketten zusammenbrechen werden. Man kann gar nicht überschätzen, wie gefährlich das für das ganze marine Ökosystem ist! An dem übrigens auch die Menschheit hängt. Es wäre also eigentlich unser ureigenes Interesse, das schleunigst in den Griff zu bekommen, aber so schnell lernfähig ist die Menschheit leider nicht. Ach ja, die vielen Tiere, die sich in größeren Plastikteilen verheddern und dann ertrinken oder durch ihr eigenes Wachstum qualvoll zu Tode geschnürt werden oder an Land verhungern, auch die sind Teil dieses Problem. »Problem«, das Wort wirkt hier geradezu beschönigend! Es ist eine Katastrophe, nichts weniger.
Was diesen Sommer neu war, war ein »Citizen Science« Forschungsprojekt vom Alfred Wegener Institut, das Birgit Lutz auf die Antigua und andere Schiffe gebracht hat. Viele Reisende haben mitgeholfen, genau zu beobachten und zu notieren, was für Müll unterwegs ist und wo man ihn findet. An Land und im Wasser. Während der Überfahrt von Norwegen nach Spitzbergen und dort oben sind insgesamt 18 sogenannte Transekte entstanden, also Strecken auf See, wo jedes sichtbare Stück Plastikmüll genau erfasst und notiert wurde, mit Position und allem drum und dran. Das Forschungsschiff Polarstern hat entsprechende Daten im Nordatlantik auf hoher See gesammelt.
Birgit hat diesen Sommer auf mehreren Fahrten mit insgesamt drei Schiffen (Antigua, Noorderlicht, Plancius) 992,4 kg Plastikmüll an Land erfasst. Der Löwenanteil (927 kg) davon stammt aus der Fischerei: alte Netze, Seile, Fender, Fischkisten, Netzbälle. Der Rest war überwiegend Verpackung (55,69 kg), dazu kommen leere Flaschen und Müll aus Küche und Bad. Ein Ergebnis ist, dass die Müllmenge an den Stränden in Spitzbergen mit 8-43 kg pro 100 m vergleichbar ist mit den Quantitäten an den Ufern der Nordsee (10-345 kg pro 100 m).
Diese und weitere Details kann man bei Birgit Lutz nachlesen. Vielen Dank, Birgit, für dein Engagement in Sachen Plastikmüll! Damit kommt die Arbeit, die wir – und mit diesem »wir« sind eine ganze Menge Leute gemeint – schon lange machen, auf ein wissenschaftliches Niveau. Hoffentlich trägt es dazu bei, dass das Problem an der Wurzel angefasst wird!
Neben der Müllvermeidung und dem Recycling wird das Einsammeln in der Natur uns noch lange beschäftigen müssen. Das werden wir in Spitzbergen weiter tun. Wir würden es übrigens auch auf Jan Mayen gerne machen, was die norwegischen Gesetze aber leider verhindern. Nun, das ist eine andere Geschichte. Aber andere tun das auf hoher See. Ein sehr interessanter, vielversprechender Ansatz dazu wird vom Project The Ocean Cleanup entwickelt. Das Projekt kann man unterstützen. Gute Sache!
Ach ja – nun bin ich ins Erzählen gekommen, aber das Thema ist ja auch wichtig. Darüber habe ich aber ganz vergessen, vom Seeungeheuer zu erzählen. Das ist ja das, was ich eigentlich vorhatte 🙂 also, das Seeungeheuer, oder das sea monster, das war ein Fischernetz, das wir Anfang Juni im Woodfjord am Ufer gefunden hatten, auf der Reinsdyrflya. Es war so riesig, dass für mich von vornherein klar war, dass wir das Ding nie an Bord bekommen würden, so dass wir es am besten dort lassen, wo es war, nämlich halb im Uferkies begraben. An der Stelle hatte ich aber nicht mit Birgits Hartnäckigkeit gerechnet. Nachdem wir zunächst unsere Touren gemacht und dann die übliche Sammelei erledigt hatten, begann sie, mit ein paar Freiwilligen an dem Netz zu zerren und zu buddeln. Zugegeben, ich dachte noch eine ganze Weile lang, dass wird wohl nix. Aber wie schön kann es sein, sich zu täuschen! Es waren so einige Stunden fällig, bis das Netz mit vereinten Kräften, bestehend aus Mannschaft und Passagieren, aus dem Strand gebuddelt und gezerrt war. Neben vielen Händen waren auch 80 oder 100 Pferdchen beteiligt, die in den Außenbordmotoren der Zodiacs um die Wette trabten und von See her kräftig mit am Netz zogen, das sich jetzt schon den Namen »sea monster« verdient hatte.
Es war ein schöner Augenblick, als das Netz schließlich von den Zodiacs vom Ufer ins Wasser gezogen werden konnte. Wir hatten daran vorher luftgefüllte Fender befestigt, sonst hätten wir es natürlich sofort in der Tiefe verloren. Allerdings sollte der Spaß jetzt erst – nun, nicht losgehen, aber sich noch eine ganze Weile lang fortsetzen. Das Monster vom Wasser an Bord zu bekommen, war nämlich auch noch mal ein »Spaß«. So ein Segelschiff hat ja diverse Winden, aber ein Seeungeheuer an Bord zu hieven, ist schon noch mal was anderes, als ein Segel zu setzen. Fragt Kapitän Maarten nach den technischen Details! Irgendwann, und nicht beim ersten Versuch, wurde das Monster dann unter allgemeinem Jubel über die Reling gezogen und lag kurz darauf dann tatsächlich und endlich an Deck.
Zugegeben, ich war ganz schön am Ende. Das Abendessen war irgendwie ausgefallen, jedenfalls was uns kleinen Kern betraf. Vielleicht dachten wir zu der Zeit, wir machen das jetzt noch schnell fertig, so genau weiß ich das nicht mehr. Ich hatte dann auch noch den Fehler gemacht, ohne Jacke mal eben schnell ins Zodiac zu gehen, um dem Netz von Wasser aus auf die Sprünge zu helfen, während an Deck an den Winden und Tauen gearbeitet wurde. Großer Fehler! Natürlich passiert da nichts »mal so eben«. Es war schweinekalt.
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Was für ein Gefühl war es dann, das Netz an Deck liegen zu sehen und zu wissen, unser Superkoch Sascha baut die Reste der niederländischen Brotzeit zusammen zum schönsten Mitternachtsmahl, das ich je gefuttert habe! Natürlich war ich nicht der einzige, der kalt und müde war, aber ich erzähle ja nun aus meiner Perspektive.