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Jahres-Archiv: 2017 − News & Stories


Expe­di­ti­on Ark­ti­ka 2.0: Fran­zö­si­scher Aben­teu­rer Gil­les Elka­im zu 30.000 Kro­nen Buß­geld ver­ur­teilt

Sie woll­ten in Fri­dt­jof Nan­sens Fuß­spu­ren den Nord­pol errei­chen, doch ihre Expe­di­ti­on ende­te vor­läu­fig auf Spitz­ber­gen. Der fran­zö­si­sche Aben­teu­rer Gil­les Elka­im und sei­ne Frau Ale­xia fuh­ren im Som­mer letz­ten Jah­res in Kir­kenes mit sei­nem Segel­schiff Ark­ti­ka (die nichts mit der Ark­ti­ka II aus Lon­gye­ar­by­en zu tun hat) in Rich­tung Nor­den. Ein Besuch auf Spitz­ber­gen war eigent­lich erst für 2018 auf dem Rück­weg der Expe­di­ti­on geplant. Nörd­lich der Neu­si­bi­ri­schen Inseln woll­ten Gil­les Elka­im und Ale­xia Elka­im im Eis über­win­tern, um spä­ter die Fahrt zum Nord­pol mit Hun­de­schlit­ten fort­zu­set­zen.

Unwet­ter und Motor­scha­den

Doch tech­ni­sche Pro­ble­me mit dem Boot in Ver­bin­dung mit star­kem Unwet­ter zwan­gen sie im Okto­ber letz­ten Jah­res dazu, im Duvefjord Schutz zu suchen. Der Duvefjord ist jedoch streng geschützt und darf nur mit ent­spre­chen­der Geneh­mi­gung befah­ren wer­den, die vor­her ein­zu­ho­len ist. Das Glei­che gilt für Land­gän­ge.

Gil­les Elka­im auf sei­ner Ark­ti­ka – Foto: Gil­les Elka­im, ver­öf­fent­licht mit freund­li­cher Geneh­mi­gung

Gilles Elkaim auf der Arktika

Spitz­ber­gens Gou­ver­neu­rin -Sys­sel­man­nen genannt- erfuhr angeb­lich erst auf­grund von Hin­wei­sen auf Elkaims Rei­se­blog vom Auf­ent­halt der Ark­ti­ka im Duvefjord. Laut eige­ner Aus­sa­ge hat­te Elka­im sich am 8. Okto­ber recht­zei­tig an die Behör­den auf Spitz­ber­gen gewandt, jedoch kei­ne Reak­ti­on erhal­ten. Am 19. Okto­ber 2016 wur­de das manö­vrier­un­fä­hi­ge Boot von Spitz­ber­gens Behör­den nach Lon­gye­ar­by­en geschleppt.

Da Elka­im ein Buß­geld von 25.000 Kro­nen nicht zah­len woll­te, kam es nun zum Pro­zess.
Die nor­we­gi­schen Behör­den beschlag­nahm­ten sogar die Päs­se von Elka­im und sei­ner Frau, so dass sie Spitz­ber­gen nicht ver­las­sen konn­ten. Elka­im ist jetzt vom Land­ge­richt Nord-Troms zu 30.000 Kro­nen (rund 3.300 €) Buß­geld bzw. 25 Tages­sät­zen ver­ur­teilt wor­den.

Aus­sa­ge gegen Aus­sa­ge

Laut Gerichts­ur­teil hat der Aben­teu­rer gegen meh­re­re Geset­ze ver­sto­ßen. Die Ark­ti­ka habe zwi­schen dem 24. August und dem 19. Okto­ber mehr­fach vor streng geschütz­ten Inseln gean­kert, Elka­im habe ohne Geneh­mi­gung Hun­de ein­ge­führt und außer­dem sei­ne Fahrt nicht ord­nungs­ge­mäß ange­mel­det.

Elka­im hin­ge­gen sieht sich als Opfer nor­we­gi­scher Büro­kra­tie und beklagt, im Pro­zess nicht aus­rei­chend ange­hört wor­den zu sein. Er bezieht sich auf die UN See­rechts­kon­ven­ti­on, laut derer Schif­fe aller Län­der das Recht haben, ter­ri­to­ria­le See­ge­bie­te ande­rer Staa­ten zu durch­que­ren. Die Kon­ven­ti­on besagt auch, dass Schif­fe bei außer­ge­wöhn­li­chen Vor­komm­nis­sen vor Anker gehen dür­fen. Tat­säch­lich ste­hen die UN See­rechts­kon­ven­ti­on und nor­we­gi­sche Schutz­be­stim­mun­gen an die­ser Stel­le zum Teil im Wider­spruch zuein­an­der.

Elka­im erkennt das Urteil nicht an und will in Beru­fung gehen. Er beklagt außer­dem die star­ke Ver­mül­lung des Natur­re­ser­va­tes. Dem nor­we­gi­schen Staats­sen­der NRK erklär­te er am Tele­fon: „Ich bin kein Kri­mi­nel­ler. Was ist dar­an kri­mi­nell, an Land zu gehen und Müll in einem Gebiet zu sam­meln, das nor­we­gi­sche Behör­den hät­ten säu­bern sol­len? Was ist das über­haupt für ein Natur­re­ser­vat, in dem Eis­bä­ren Plas­tik fres­sen?“

Plas­tik­müll: Lei­der auch auf Spitz­ber­gen kei­ne Aus­nah­me – Foto: Gil­les Elka­im, ver­öf­fent­licht mit freund­li­cher Geneh­mi­gung

Plastikmüll: Leider auch auf Spitzbergen keine Ausnahme

Elka­im will bis zum Som­mer in der rus­si­schen Sied­lung Barents­burg blei­ben, wo er nach eige­nen Wor­ten freund­lich auf­ge­nom­men wur­de. Dann soll es wei­ter in Rich­tung Nord­pol gehen. Hof­fent­lich ohne Motor­scha­den.

Quel­len: NRK, Face­book Sei­te der Expe­di­ti­on Ark­ti­ka 2.0

Schmel­zen­des Eis in der Ark­tis macht in Chi­na dicke Luft…

Die enor­me Luft­ver­schmut­zung in chi­ne­si­schen Groß­städ­ten kann auch mit dem schmel­zen­den Meer­eis der Ark­tis zusam­men­hän­gen. Die­sen erstaun­li­chen Zusam­men­hang zwi­schen Erd­er­wär­mung und Luft­ver­schmut­zung hat eine US-ame­ri­ka­ni­sche Stu­die her­ge­stellt, die jetzt in der Zeit­schrift Sci­ence Advan­ces ver­öf­fent­licht wur­de.

Dass in Chi­nas Groß­städ­ten häu­fig dicke Luft herscht, ist nichts Neu­es. Beson­ders schlimm war es jedoch im Janu­ar 2013, wo vier Wochen lang in fast allen chi­ne­si­schen Groß­städ­ten die Grenzw­wer­te um ein Viel­fa­ches über­schrit­ten wur­den.

Schmel­zen­des Meer­eis in der Ark­tis und andau­ern­de Schnee­fäl­le über Sibi­ri­en führ­ten Ende 2012 zu einer Ver­än­de­rung der Luft­zir­ku­la­ti­on. Anstatt wie sonst nach Süden beweg­ten sich die kal­ten Luft­mas­sen stär­ker nach Osten in Rich­tung Korea und Japan, wäh­rend im öst­li­chen Chi­na die Luft im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes „stand“. Nor­ma­ler­wei­se bläst im Win­ter in Regio­nen wie Peking stän­dig ein star­ker Wind.

Die Wis­sen­schaft­ler sind sich sicher, dass das schmel­zen­de Eis und der star­ke Schnee­fall den Dunst zumin­dest ver­stärkt haben. Sie ver­mu­ten, dass sich ähn­li­che Ereig­nis­se in Zukunft häu­fen und auch die olym­pi­schen Win­ter­spie­le 2022 beein­träch­ti­gen könn­ten.

Dicke Luft in Chi­nas Groß­städ­ten

Luftverschmutzung in China

Foto: Erhard Stenz, Crea­ti­ve Com­mons

Quel­len: Malay­si­an Digest, Sci­ence Advan­ces

Die Son­ne ist zurück! Son­nen­fest in Lon­gye­ar­by­en

Mit­te Febru­ar kommt sie nach der lan­gen Polar­nacht das ers­te Mal wie­der vor­sich­tig über den Hori­zont gekro­chen, doch erst am 8. März errei­chen ihre Strah­len auch wie­der das von Ber­gen umge­be­ne Lon­gye­ar­by­en – zumin­dest bei kla­rem Him­mel. Die Rede ist natür­lich von der Son­ne, die in die­sen Tagen von den Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­nern Spitz­ber­gens mit Open-Air Got­tes­diens­ten, Aus­stel­lun­gen und Kon­zer­ten fest­lich begrüßt wird. Auf die­ses Ereig­nis kann auch die noch immer gel­ten­de Lawi­nen­war­nung kei­nen Schat­ten wer­fen.

Lon­gye­ar­by­ens Ein­woh­ner war­ten gemein­sam auf die Son­ne…

Sonnenfest

Vie­le nor­we­gi­sche Musik­grö­ßen geben sich in die­sen Tagen in Lon­gye­ar­by­en die Klin­ke in die Hand, u.a. das Elek­tro­duo Bow To Each Other, der Rap­per OnklP Og De Fjer­ne Slekt­nin­ge­ne („Onkel P und die ent­fern­ten Ver­wand­ten“) sowie die nörd­lichs­te Blues­band der Welt, die Advent Bay Pool­boys.

Zum Höhe­punkt der Son­nen­fest­wo­che ver­sam­melt man sich am 8. März vor dem alten Kran­ken­haus, die Kin­der schmü­cken sich mit einer gel­ben Filz­son­ne. Wenn dann die Son­ne nach der Polar­nacht zum ers­ten Mal wie­der ihre Strah­len auf die Trep­pen­stu­fen des Gebäu­des wirft, wird sie tra­di­tio­nell mit Jubel und Gesang begrüßt und offi­zi­ell ihre Rück­kehr erklärt.

Quel­len: Sval­bard­pos­ten, Solfest.no

Neue Lawi­ne am Hiorth­fjel­let

Eine neue Lawi­ne ist am Hiorth­fjel­let, auf der Nord­sei­te des Advent­da­len gegen­über Lon­gye­ar­by­en, her­un­ter gekom­men. Zu Scha­den kam zum Glück nie­mand. Sicher­heits­kräf­te haben das Gelän­de unter­sucht und kei­ne Schä­den oder Ver­schüt­te­ten gefun­den.

Hiorth­fjel­let im Som­mer (Foto: By Bjoert­vedt, Wiki­me­dia Com­mons)

Hiorthfjellet

Die Eva­ku­ie­rung der meis­ten Haus­hal­te in Lon­gye­ar­by­en wur­de inzwi­schen zum Teil auf­ge­ho­ben. Zahl­rei­che Häu­ser im Weg 222, 226 und 28 blei­ben aber nach wie vor für die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner gesperrt. Sie konn­ten ges­tern im Lau­fe des Tages per­sön­li­che Gegen­stän­de aus ihren Woh­nun­gen holen. Die Lawi­nen­war­nung besteht nach wie vor.

Quel­le: Sys­sel­man­nen

92 Haus­hal­te in Lon­gye­ar­by­en eva­ku­iert

In Lon­gye­ar­by­en wer­den zur Zeit 92 Haus­hal­te eva­ku­iert, weil wei­te­re Lawi­nen befürch­tet wer­den. Die Lawi­ne, die ges­tern zwei Wohn­häu­ser am Weg Nr. 228 stark beschä­digt hat, wur­de offen­sicht­lich von den Behör­den im Vor­feld falsch ein­ge­schätzt. Unter­des­sen ist in der Nacht min­des­tens eine wei­te­re Lawi­ne am Gru­be 7 Weg her­un­ter gekom­men, hat aber zum Glück kei­nen Scha­den ange­rich­tet.

Auf­grund der gest­ri­gen Fehl­ein­schät­zung und einer ins­ge­samt unüber­sicht­li­chen Situai­ton wur­de die Lawi­nen­war­nung auf die höchs­te Wanr­stu­fe 4 her­auf­ge­setzt. 92 Haus­hal­te in Lon­gye­ar­by­en wur­den eva­ku­iert, man stellt sich aber auch auf eine umfang­rei­che­re Eva­ku­ie­rung ein und prüft, ob die Sport­hal­le als Not­un­ter­kunft genutzt wer­den kann. Zwei Häu­ser mit sechs Haus­hal­ten wur­den ges­tern von einer Lawi­nen stark beschä­digt. Es gab zwar eine Lawi­nen­war­nung, die­se betraf jedoch nicht bebau­tes Gebiet.

In Lon­gye­ar­by­en ist das Ver­trau­en in das Lawi­nen­warn­sy­tem indes reich­lich ange­kratzt. Nach­dem im letz­ten Jahr zwei Men­schen in ihren Häu­sern bei einem Lawi­nen­un­glück ums Leben kamen, kom­men schnell böse Erin­ne­run­gen auf.

Quel­le: Sval­bard­pos­ten, NVE

Lawi­ne in Lon­gye­ar­by­en

Am Diens­tag hat sich gegen Mit­tag eine Lawi­ne vom Suk­ker­top­pen gelöst, die zwei Wohn­häu­ser im Weg 228 stark beschä­digt hat. Weg 228 liegt in unmit­tel­ba­rer Nähe der Häu­ser, die im Dezem­ber 2015 bei einer Lawi­ne zer­stört wur­den; damals waren zwei Opfer zu bekla­gen.

Die­ses Mal scheint man mit einem blau­en Auge davon­ge­kom­men zu sein: Soweit bekannt, hat es nur Sach­scha­den gege­ben.

Seit Mon­tag Abend herrsch­te star­ker Ost­wind mit kräf­ti­gem Schnee­trei­ben, eine Wet­ter­la­ge wie vor der Lawi­ne vom Dezem­ber 2015. Eine Lawi­nen­war­nung war her­aus­ge­ge­ben wor­den, jedoch bestand nach Ansicht der Fach­be­hör­den kei­ne Gefahr für die bebau­ten Berei­che von Lon­gye­ar­by­en. Die­se Ein­schät­zung war offen­sicht­lich falsch, und von offi­zi­el­ler Sei­te wur­de bereits das Wort „Rest­ri­si­ko“ ver­wen­det.

Für die unmit­tel­bar Betrof­fe­nen war die Lage dra­ma­tisch, aber die Bewoh­ner der Häu­ser kamen mit Glück und hei­ler Haut davon.

Die betrof­fe­nen Berei­che und wei­te­re, gefähr­de­te Stra­ßen sowie die Fuß­gän­ger­brü­cke Per­le­por­ten sind vor­erst gesperrt.

Stel­le, an dem sich das Lawi­nen­un­glück ereig­net hat

Lawinenunglück 21.02.2017

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Ein „End­la­ger“ für Plas­tik­müll in 2500 Metern Tie­fe…

Zwei For­sche­rin­nen des Alfred-Wege­ner-Insti­tu­tes in Bre­mer­ha­ven haben auf dem Mee­res­bo­den in der Fram­stra­ße, einer Mee­res­en­ge zwi­schen Grön­land und Spitz­ber­gen, in 2500 Meter Tie­fe gro­ße Men­gen Plas­tik­müll gefun­den.

Von 2002 bis 2014 wur­de der Mee­res­bo­den in der Fram­stra­ße sys­te­ma­tisch mit einer fern­ge­steu­er­ten Kame­ra abfo­to­gra­fiert. Das Ergeb­nis der Stu­die ist dra­ma­tisch: Die Tief­see droht zu einer Art „End­la­ger für Plas­tik­müll“ zu wer­den, befürch­tet die Tief­see­bio­lo­gin Dr. Mela­nie Berg­mann. 2014 wur­den in der Regi­on auf einem Qua­drat­ki­lo­me­ter Mee­res­bo­den 6333 Plas­tik­tei­le gezählt! Obwohl hier rela­tiv wenig mensch­li­cher Ein­fluss besteht, ist die Men­ge an Plas­tik­müll ver­gleich­bar mit der, die man vor Groß­städ­ten, zum Bei­spiel in den tie­fe­ren Gewäs­sern vor Lis­sa­bon gefun­den hat.

Lei­der nur eine von vie­len: Plas­tik­tü­te – foto­gra­fiert in 2500 Metern Tie­fe… (Foto: Mela­nie Berg­mann, Alfred-Wege­ner-Insti­tut)

Plutella Polaris

Wo genau der Müll her­kommt, lässt sich nicht zwei­fels­frei fest­stel­len. Sicher ist, dass Plas­tik­müll mit dem Golf­strom auch in pola­re Gebie­te trans­por­tiert wird. In der Fram­stra­ße tref­fen meh­re­re gro­ße Mee­res­strö­me auf­ein­an­der. Sie ist die ein­zi­ge Ver­bin­dung des Polar­mee­res mit den Ozea­nen. Aber auch das Meer­eis kommt als Trans­port­mit­tel für Plas­tik­tei­le in Fra­ge, meint Dr. Mela­nie Berg­mann. Wenn im Som­mer das Eis schmilzt, könn­te dabei Plas­tik­müll frei­ge­setzt wer­den.

Erst Anfang Febru­ar ist auf der Insel Sotra vor Ber­gen ein offen­sicht­lich kran­ker Cuvier-Schna­bel­wal gestran­det. Der Cuvier-Schna­bel­wal (Ziphi­us cavi­rostris) ist eigent­lich ein Tief­see­wal, der sich sehr sel­ten län­ger in Küs­ten­nä­he auf­hält. In sei­nem Magen fand man mehr als 30 Plas­tik­tü­ten…

Quel­len: Alfred-Wege­ner-Insti­tut, NRK, Aften­pos­ten

Ver­meint­lich aus­ge­stor­be­ner Schmet­ter­ling ent­deckt

Tot­ge­sag­te leben ja bekannt­lich län­ger. Ein klei­ner Schmet­ter­ling, der als aus­ge­stor­ben galt, ist eini­gen For­schern im Nor­den Spitz­ber­gens ins Netz gegan­gen. 1870, also vor 147 Jah­ren, wur­de Plut­el­la pola­ris zuletzt gese­hen, bevor Geir Søli ihn erneut ent­deck­te.

Der For­scher des Natur­his­to­ri­schen Muse­ums in Oslo war im Som­mer 2015 im Ring­horn­da­len am Wij­defjor­den im Nor­den Spitz­ber­gens unter­wegs, um Pflan­zen und Insek­ten in dem Gebiet zu kar­tie­ren. Als er dabei einen klei­nen grau­en Schmet­ter­ling im Käscher ent­deck­te, hielt er die­sen zunächst für einen engen Ver­wand­ten von Plut­el­la pola­ris, näm­lich Plut­el­la xylostel­la, eine im Nor­den Nor­we­gens weit häu­fi­ge­re Art, die ab und an vom Wind nach Spitz­ber­gen gebla­sen wird. Das Ring­horn­dal ist ein vor Wet­ter­ein­fluss gut geschütz­tes Tal und des­halb ver­hält­nis­mä­ßig warm und frucht­bar.

Plut­el­la pola­ris, © Kars­ten Sun­de, Natur­his­to­risk Muse­um, Oslo, Nor­we­gen

Plutella polaris

Der eher unschein­ba­re Fal­ter muss enor­me Anpas­sungs­fä­hig­kei­ten ent­wi­ckelt haben, um in Spitz­ber­gen über­le­ben zu kön­nen. Nur in einem sehr kur­zen Zeit­fens­ter im Som­mer kann der klei­ne Kerl genug zu fres­sen fin­den. Plut­el­la pola­ris ist eine von nur drei Schmet­ter­lings­ar­ten, die man auf Spitz­ber­gen regis­triert hat.

Das Auf­tre­ten oder auch Ver­schwin­den von Arten ist beson­ders mit Blick auf die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels inter­es­sant. For­scher Geir Søli hofft jeden­falls, dass bald noch mehr span­nen­de Ent­de­ckun­gen in sei­nem Käscher zap­peln.

Quel­len: Forskning.no, Sval­bard­pos­ten

Ark­tis-Vor­trä­ge: 2.-5.2. in Müns­ter, Bonn, Würz­burg, Frank­furt

Die Ark­tis-Vor­trä­ge wur­den bereits ange­kün­digt, nun ste­hen sie kurz bevor: Mit Rolf Stan­ges Prä­sen­ta­ti­on Nor­we­gens ark­ti­scher Nor­den: Spitz­ber­gen geht es am 02. Febru­ar mit meh­re­ren Ter­mi­nen los. Mit umfang­rei­chem Bild­ma­te­ri­al geht es visu­ell und erzäh­le­risch span­nend in den hohen Nor­den. Live-Erzäh­lung, Video- und Pan­ora­ma­se­quen­zen und Musik­pas­sa­gen las­sen den Abend schnell ver­ge­hen. Natür­lich gibt es auch die Gele­gen­heit, ins Gespräch zu kom­men.

„Seit 20 Jah­ren hat der Geo­graph, Autor und Fahrt­lei­ter Rolf Stan­ge sich Spitz­ber­gen zur zwei­ten Hei­mat gemacht. In sei­nem Bil­der­vor­trag nimmt er Sie mit auf eine Rei­se durch die Jah­res­zei­ten, von der Polar­nacht mit ihren Nord­lich­tern bis in den ark­ti­schen Som­mer mit Tref­fen mit Walen und Eis­bä­ren unter der Mit­ter­nachts­son­ne. Zu Fuß, mit Ski, Motor­schlit­ten und unter Segeln geht es von den Sied­lun­gen bis in die abge­le­gens­ten Win­kel Spitz­ber­gens.“

Wir freu­en uns sehr, dass Kers­tin Lan­gen­ber­ger und Olaf Krü­ger den Ter­min in Bonn mit ihrem sehr belieb­ten Vor­trag Inseln des Nor­dens gestal­ten wer­den.

Die Ter­mi­ne:

  • Don­ners­tag, 02. Febru­ar: Stadt­hal­le Hil­trup bei Müns­ter. Nor­we­gens ark­ti­scher Nor­den: Spitz­ber­gen, von und mit Rolf Stan­ge.
  • Frei­tag, 03. Febru­ar: Lan­des­mu­se­um Bonn: Inseln des Nor­dens, von und mit Kers­tin Lan­gen­ber­ger und Olaf Krü­ger.
  • Sams­tag, 04. Febru­ar. Muse­um im Kul­tur­spei­cher in Würz­burg. Nor­we­gens ark­ti­scher Nor­den: Spitz­ber­gen, von und mit Rolf Stan­ge.
  • Sonn­tag, 05. Febru­ar. Volks­haus Enk­heim in Frank­furt. Nor­we­gens ark­ti­scher Nor­den: Spitz­ber­gen, von und mit Rolf Stan­ge.

Ver­an­stal­tungs­be­ginn jeweils 19 Uhr, Kar­ten an der Abend­kas­se 8 €. Für Kar­ten bezie­hungs­wei­se Reser­vie­rung kon­tak­tie­ren Sie ger­ne die Geo­gra­phi­sche Rei­se­ge­sell­schaft.

Ark­tis haut­nah gibt es bei den Vor­trä­gen Anfang Febru­ar in Müns­ter, Bonn, Würz­burg und Köln.

Norwegens arktischer Norden: Spitzbergen (Walross)

„Fürs­tin der Fins­ter­nis“ in Ny-Åle­sund ent­deckt

Für man­che For­scher in Spitz­ber­gen gibt es im Win­ter nichts Auf­re­gen­de­res, als im Dun­keln und bei eisi­ger Käl­te mit einer Taschen­lam­pe auf einem Schwimm­pon­ton zu lie­gen und stun­den­lang ins ver­meint­lich tief­schwar­ze, leb­lo­se Meer zu leuch­ten. Denn so leb­los, wie man mei­nen könn­te, ist das Meer in der Polar­nacht nicht. Jetzt haben For­scher sogar eine für Spitz­ber­gen neue Art ent­deckt: Die Kro­nen­qual­le (Peri­phyl­la peri­phyl­la) tauch­te vor eini­gen Tagen plötz­lich im Licht­ke­gel der For­sche­rin San­na Maja­n­eva auf.

San­na Maja­n­eva erforscht das Leben im Meer in der dunk­len Jah­res­zeit im Nor­den Spitz­ber­gens. Gemein­sam mit den Pro­fes­so­ren für Mee­res­bio­lo­gie Jør­gen Ber­ge und Geir John­sen von der Uni­ver­si­tät in Trom­sø (UiT) und der Nor­we­gi­schen Uni­ver­si­tät für Wis­sen­schaft und Tech­no­lo­gie (NTNU) fing sie unver­hofft das Exem­plar, das nun näher unter­sucht wer­den soll.

Die bis zu 30 Zen­ti­me­ter gro­ße Kro­nen­qual­le ist eigent­lich eine sehr licht­emp­find­li­che Tief­see­qual­le und kommt nur nachts an die Was­ser­ober­flä­che. Da ist es natür­lich prak­tisch, wenn die Nacht gleich meh­re­re Mona­te lang andau­ert. Die „Fürs­tin der Fins­ter­nis“ hat einen röt­li­chen Kör­per, leuch­tet von innen und kann bis zu 30 Jah­re alt wer­den, was ein stol­zes Alter für eine Qual­le ist.

Liebt die Dun­kel­heit: Kro­nen­qual­le © Geir John­sen, NTNU/Unis

Kronenqualle

Ursa­che für das Auf­tau­chen der Kro­nen­qual­le im Meer vor Spitz­ber­gen könn­te sein, dass zuneh­mend wär­me­res Was­ser aus dem Atlan­tik nach Nor­den gepresst wird, ver­mu­tet Pro­fes­sor Jør­gen Ber­ge. Das­sel­be Phä­no­men ist auch dafür ver­ant­wort­lich, dass sowohl der Isfjord als auch der Kongsfjord in den letz­ten Win­tern zu gro­ßen Tei­len eis­frei geblie­ben sind.

An der Küs­te des nor­we­gi­schen Fest­lan­des taucht die Kro­nen­qual­le bereits seit meh­re­ren Jah­ren in immer grö­ße­ren Men­gen auf und beein­flusst dort das Öko­sys­tem. Sie ernährt sich von Krill und klei­nen Fischen und scheint vie­le Fisch­ar­ten aus den Fjor­den zu ver­trei­ben.

„Das (Auf­tau­chen der Kronenqualle/ Erg. d. Autorin) ist eine War­nung, dass ein Sys­tem sich ändert. Wir wer­den wohl nach und nach stän­dig neue Arten hier im Nor­den ent­de­cken, und vor­mals loka­le Arten könn­ten sich zurück­zie­hen oder ganz ver­schwin­den“, befürch­tet Pro­fes­sor Jør­gen Ber­ge.

Viel­leicht kann aber auch eine neue Nah­rungs­quel­le erschlos­sen wer­den: In Asi­en ist die Kro­nen­qual­le als gesun­de Deli­ka­tes­se begehrt, da sie Jod, Eisen und Kal­zi­um ent­hält. Die Kro­nen­qual­le soll gut für den Blut­kreis­lauf sein und eine schö­ne Haut machen. Na dann: Guten Appe­tit!

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Die Eis­bä­ren­fa­mi­lie war in Lon­gye­ar­by­en

Die Eis­bä­ren­fa­mi­lie, die Lon­gye­ar­by­en und vor allem die Ein­satz­kräf­te des Sys­sel­ma­nenn seit meh­re­ren Tagen in Atem hält, ist nun ganz in der Nähe des Ortes. Letz­te Nacht haben die drei Eis­bä­ren Lon­gye­ar­by­en sogar einen Besuch abge­stat­tet, ihre Spu­ren wur­den heu­te früh bei UNIS/Svalbardmuseum gese­hen.

Eine ers­ter Ver­such, die Eis­bä­ren am Sams­tag durch das Advent­da­len Rich­tung Osten zu trei­ben, war nicht erfolg­reich. Als nächs­tes ver­such­te der Sys­sel­man­nen, sie Rich­tung Hior­th­hamn und Rev­ne­set (Nord­sei­te Advent­fjord) zu bewe­gen, zum Meer hin. Schließ­lich lie­ßen sich die Eis­bä­ren im Advent­da­len in der Nähe des Gru­be 7 Ber­ges nie­der.

In der Nacht auf Diens­tag waren sie nun im unte­ren Orts­teil von Lon­gye­ar­by­en, in einem Bereich, in dem viel Fuß­gän­ger­ver­kehr (Stu­den­ten und Per­so­nal von UNIS) ist, einen guten Stein­wurf von Wohn­ge­bie­ten ent­fernt.

Wei­te­re Spu­ren wur­den beim Isdam­men gese­hen (der See an der Stra­ße im Advent­da­len) und um 06.15 Uhr Diens­tag früh wur­den die Eis­bä­ren im Advent­da­len im Bereich End­a­len gesich­tet. Dort ist der Sys­sel­man­nen nun mit Ein­satz­kräf­ten vor Ort, um die bäri­ge Fami­lie mög­lichst lücken­los zu beob­ach­ten. Das gestal­tet sich wegen des Wet­ters – Wind und Treib­schnee – aller­dings als schwie­rig. Aus dem glei­chen Grund ist der Hub­schrau­ber der­zeit auch nicht ver­füg­bar.

Die Öffent­lich­keit ist auf­ge­ru­fen, wach­sam und vor­sich­tig zu sein.

Das End­a­len in Dun­kel­heit bei leich­tem Schnee­trei­ben. Tie­re sieht man mit­un­ter erst, wenn man sie direkt vor der Nase hat. Gut, dass das hier ein totes Ren­tier war und kein leben­di­ger Eis­bär.

Polarnacht im Endalen

Quel­le: Sys­sel­man­nen

Eis­bä­ren­fa­mi­lie im Advent­da­len bei Lon­gye­ar­by­en unter­wegs (II)

Wie neu­lich berich­tet, wur­de im Advent­da­len nicht weit von Lon­gye­ar­by­en ent­fernt eine Eis­bä­ren­fa­mi­lie gese­hen. Der Sys­sel­man­nen hat ver­sucht, die Eis­bä­ren mit Hub­schrau­ber und Motor­schlit­ten aus der Umge­bung der Ort­schaft zu ver­trei­ben. Dabei ist man den Tie­ren bis ins obe­re Advent­da­len gefolgt und hat sie dort sich selbst über­las­sen, nach­dem sie wei­ter in „die rich­ti­ge Rich­tung“ mar­schiert sind.

Nun sind sie aber wie­der zurück, es scheint ihnen in der Umge­bung von Lon­gye­ar­by­en gut zu gefal­len. Sie haben sich im Advent­da­len in der Nähe der Gru­be 7 nie­der­ge­las­sen und wer­den dort beob­ach­tet. Der Sys­sel­man­nen bit­tet die Öffent­lich­keit, sich fern­zu­hal­ten, damit die Eis­bä­ren nicht unnö­tig gestresst wer­den.

Die Eis­bä­ren­fa­mi­lie am Mon­tag im Advent­da­len. Foto © Sys­sel­man­nen på Sval­bard.

Eisbärfamilie Adventdalen bei Longyearbyen

Quel­le: Sys­sel­man­nen

Ark­ti­sche Meis­ter­leis­tung am Dia­ba­sod­den: kein Holz, kein Sprit

Eine „Meis­ter­leis­tung“ im iro­ni­schen Sin­ne war es wohl, was sich eine Grup­pe von vier Per­so­nen geleis­tet hat, mut­maß­lich Ein­woh­ner aus Lon­gye­ar­by­en. Die vier waren vor ein paar Tagen zu einer Hüt­te am Dia­ba­sod­den im Sas­senfjord gefah­ren. Einer der Motor­schlit­ten scheint dort ein tech­ni­sches Pro­blem gehabt zu haben. Als nächs­tes ging der Grup­pe in der Hüt­te das Feu­er­holz aus, so dass zwei Leu­te sich auf den Weg nach Lon­gye­ar­by­en mach­ten, um neu­es Brenn­holz zu besor­gen oder tech­ni­sche Hil­fe, um den defek­ten Motor­schlit­ten wie­der in Gang zu bekom­men.

Jeden­falls ging den bei­den Brenn­holz-/Hil­fe­holern im Advent­da­len der Sprit aus. Wer genau den Sys­sel­man­nen alar­mier­te, ist nicht bekannt, aber aus der Sache wur­de letzt­lich eine Ange­le­gen­heit für den Ret­tungs­dienst, der mit dem Hub­schrau­ber aus­rück­te, um die bei­den Leu­te aus der brenn­holz­frei­en Hüt­te am Dia­ba­sod­den zu holen.

Die bei­den sprit­be­frei­ten Brenn­holz­ho­ler im Advent­da­len hat­ten es unter­des­sen aus eige­ner Kraft zurück nach Lon­gye­ar­by­en geschafft.

Auch wenn nicht alle Details öffent­lich bekannt sind, sind doch zwei Din­ge klar: Ers­tens haben die vier Betrof­fe­nen schon jetzt für reich­lich Spott und Geläch­ter im Ort gesorgt, und zwei­tens kön­nen sie sich even­tu­ell auf eine Rech­nung vom Sys­sel­man­nen gefasst machen. Nicht genug Brenn­holz und selbst für eine recht kur­ze Stre­cke nicht genü­gend Ben­zin auf einer Tour dabei zu haben, ist von Fahr­läs­sig­keit sicher nicht weit weg.

Die Hüt­te am Dia­ba­sod­den, knapp 40 Kilo­me­ter Motor­schlit­ten-Fahr­stre­cke von Lon­gye­ar­by­en ent­fernt.

Diabasodden-Hütte

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Das See­unge­heu­er (eine Plas­tik-Geschich­te)

992 kg Müll – und noch viel mehr. So hat mei­ne Kol­le­gin Bir­git Lutz einen Blog-Ein­trag auf ihrer Web­sei­te über­schrie­ben.

Und noch viel mehr! Da ist viel dran. Fast jeder, der mal mit der Anti­gua in Spitz­ber­gen unter­wegs war, weiß, dass wir auf fast jeder Fahrt ziem­lich viel Müll sam­meln. Da kom­men schnell eini­ge hun­dert Kilo­gramm pro Fahrt zusam­men, das sind eini­ge Kubik­me­ter.

War­um auf »fast jeder Fahrt« und nicht auf jeder Fahrt? Nun, ein­mal hängt es natür­lich auch etwa vom Wet­ter ab, wenn der Boden gefro­ren oder schnee­be­deckt ist, dann ist es so eine Sache mit dem Müll­sam­meln. Aber vor allem ist der Müll ungleich­mä­ßig ver­teilt. Aus der lang­jäh­ri­gen Erfah­rung (ich mache das schon seit mehr als 15 Jah­ren mit ver­schie­de­nen Schif­fen) ist gut bekannt, dass man­che Strän­de rei­ne Müll­kip­pen sind. Sol­che Strän­de fin­den sich erstaun­li­cher­wei­se vor allem im Nor­den, oft an ziem­lich abge­le­ge­nen Ufern, wo sel­ten Men­schen hin­kom­men. Es liegt auf der Hand, das mit den loka­len Strö­mun­gen zu erklä­ren.

An ande­ren Strän­den hin­ge­gen liegt ziem­lich wenig. Im Kongsfjord und Kross­fjord fin­det man eher wenig Müll, im Mag­da­le­nefjord auch nicht. Aber dort fast direkt um die Ecke, in Smee­ren­burg, wie vie­le Säcke haben wir dort schon mit Plas­tik gefüllt? Kei­ne Ahnung, man hät­te sie zäh­len müs­sen über all die Jah­re. Es waren eine Men­ge.

Genau die­ser Effekt kommt ja mitt­ler­wei­le auch erfreu­lich dazu: die Tou­ris­ten sam­meln Müll. Nicht alle Schif­fe machen mit, aber Anti­gua und die Ocean­wi­de-Flot­te sind nicht die ein­zi­gen. Und zwar seit vie­len Jah­ren. Nicht erst, seit die Ver­wal­tung offi­zi­ell ihr »Clean up Sval­bard« Pro­jekt ins Leben geru­fen hat. So etwas muss uns kei­ner sagen, auf sol­che Ideen kom­men wir schon selbst. Wobei das Pro­jekt natür­lich gut und hilf­reich ist, aber blind sind wir, die wir schon seit Jah­ren regel­mä­ßig in Spitz­ber­gen unter­wegs sind, ja auch nicht. Und natür­lich trägt das Sam­meln Früch­te. Ihr hät­tet mal die Strän­de bei Smee­ren­burg vor 15 Jah­ren sehen sol­len. Eine rei­ne Müll­kip­pe! Heu­te ist es eini­ger­ma­ßen ordent­lich, da dort regel­mä­ßig gesam­melt wird. Natür­lich trägt jeder her­an­rol­len­de Wel­le neu­en Plas­tik­müll mit sich.

Und dar­in liegt auch die nächs­te Leh­re. Man kann und muss das Plas­tik­müll-Pro­blem vor Ort bekämp­fen und kann die Ver­hält­nis­se lokal auch ver­bes­sern, aber lösen lässt sich das Pro­blem so nicht. Genau­so wie der Kli­ma­wan­del und die Ozon­schicht, ist das Plas­tik­müll-Pro­blem ein glo­ba­les Pro­blem, das sich nur mit inter­na­tio­na­ler Anstren­gung wirk­lich lösen las­sen wird. Ich habe das Bei­spiel von der Ozon­schicht hier ganz bewusst genannt, es zeigt näm­lich, dass die inter­na­tio­na­le Gesell­schaft zu einer gemein­sa­men und letzt­lich erfolg­rei­chen Lösung eines glo­ba­len Pro­blems durch­aus in der Lage sein kann. Wenn sie nur will.

War­um ist das über­haupt ein Pro­blem, über den ästhe­ti­schen Aspekt hin­aus? Ganz ein­fach: Weil es die kom­plet­te Nah­rungs­ket­te im Meer ver­saut und ganz direkt unend­li­che Men­gen an Tie­ren bedroht. Es gibt kaum noch einen Eis­sturm­vo­gel, der kein Plas­tik im Magen hat. Alba­tros­se ver­en­den in gro­ßer Zahl dar­an. Und das sind nur die weni­gen, mitt­ler­wei­le weit­hin bekann­ten Bei­spie­le. Tat­säch­lich haben die meis­ten Tie­re im Meer Plas­tik im Magen. Weil das Plas­tik näm­lich in klei­ne Tei­le zer­fällt, die genau die Grö­ße haben wie die typi­sche Beu­te die­ser Tie­re, und auf­grund von Algen­wuchs irgend­wann auch so riecht. Und so haben mehr und mehr Tie­re den Magen voll mit unver­dau­li­chem Plas­tik und ver­hun­gern. So ein­fach. Es geht hier­bei nicht »nur« um das Lei­den ein­zel­ner Tie­re, son­dern dar­um, dass Popu­la­tio­nen kol­la­bie­ren und Nah­rungs­ket­ten zusam­men­bre­chen wer­den. Man kann gar nicht über­schät­zen, wie gefähr­lich das für das gan­ze mari­ne Öko­sys­tem ist! An dem übri­gens auch die Mensch­heit hängt. Es wäre also eigent­lich unser urei­ge­nes Inter­es­se, das schleu­nigst in den Griff zu bekom­men, aber so schnell lern­fä­hig ist die Mensch­heit lei­der nicht. Ach ja, die vie­len Tie­re, die sich in grö­ße­ren Plas­tik­tei­len ver­hed­dern und dann ertrin­ken oder durch ihr eige­nes Wachs­tum qual­voll zu Tode geschnürt wer­den oder an Land ver­hun­gern, auch die sind Teil die­ses Pro­blem. »Pro­blem«, das Wort wirkt hier gera­de­zu beschö­ni­gend! Es ist eine Kata­stro­phe, nichts weni­ger.

Was die­sen Som­mer neu war, war ein »Citi­zen Sci­ence« For­schungs­pro­jekt vom Alfred Wege­ner Insti­tut, das Bir­git Lutz auf die Anti­gua und ande­re Schif­fe gebracht hat. Vie­le Rei­sen­de haben mit­ge­hol­fen, genau zu beob­ach­ten und zu notie­ren, was für Müll unter­wegs ist und wo man ihn fin­det. An Land und im Was­ser. Wäh­rend der Über­fahrt von Nor­we­gen nach Spitz­ber­gen und dort oben sind ins­ge­samt 18 soge­nann­te Tran­sek­te ent­stan­den, also Stre­cken auf See, wo jedes sicht­ba­re Stück Plas­tik­müll genau erfasst und notiert wur­de, mit Posi­ti­on und allem drum und dran. Das For­schungs­schiff Polar­stern hat ent­spre­chen­de Daten im Nord­at­lan­tik auf hoher See gesam­melt.

Bir­git hat die­sen Som­mer auf meh­re­ren Fahr­ten mit ins­ge­samt drei Schif­fen (Anti­gua, Noor­der­licht, Plan­ci­us) 992,4 kg Plas­tik­müll an Land erfasst. Der Löwen­an­teil (927 kg) davon stammt aus der Fische­rei: alte Net­ze, Sei­le, Fen­der, Fisch­kis­ten, Netz­bäl­le. Der Rest war über­wie­gend Ver­pa­ckung (55,69 kg), dazu kom­men lee­re Fla­schen und Müll aus Küche und Bad. Ein Ergeb­nis ist, dass die Müll­men­ge an den Strän­den in Spitz­ber­gen mit 8-43 kg pro 100 m ver­gleich­bar ist mit den Quan­ti­tä­ten an den Ufern der Nord­see (10-345 kg pro 100 m).

Die­se und wei­te­re Details kann man bei Bir­git Lutz nach­le­sen. Vie­len Dank, Bir­git, für dein Enga­ge­ment in Sachen Plas­tik­müll! Damit kommt die Arbeit, die wir – und mit die­sem »wir« sind eine gan­ze Men­ge Leu­te gemeint – schon lan­ge machen, auf ein wis­sen­schaft­li­ches Niveau. Hof­fent­lich trägt es dazu bei, dass das Pro­blem an der Wur­zel ange­fasst wird!

Neben der Müll­ver­mei­dung und dem Recy­cling wird das Ein­sam­meln in der Natur uns noch lan­ge beschäf­ti­gen müs­sen. Das wer­den wir in Spitz­ber­gen wei­ter tun. Wir wür­den es übri­gens auch auf Jan May­en ger­ne machen, was die nor­we­gi­schen Geset­ze aber lei­der ver­hin­dern. Nun, das ist eine ande­re Geschich­te. Aber ande­re tun das auf hoher See. Ein sehr inter­es­san­ter, viel­ver­spre­chen­der Ansatz dazu wird vom Pro­ject The Oce­an Cle­a­nup ent­wi­ckelt. Das Pro­jekt kann man unter­stüt­zen. Gute Sache!

Ach ja – nun bin ich ins Erzäh­len gekom­men, aber das The­ma ist ja auch wich­tig. Dar­über habe ich aber ganz ver­ges­sen, vom See­unge­heu­er zu erzäh­len. Das ist ja das, was ich eigent­lich vor­hat­te 🙂 also, das See­unge­heu­er, oder das sea mons­ter, das war ein Fischer­netz, das wir Anfang Juni im Wood­fjord am Ufer gefun­den hat­ten, auf der Reins­dyr­flya. Es war so rie­sig, dass für mich von vorn­her­ein klar war, dass wir das Ding nie an Bord bekom­men wür­den, so dass wir es am bes­ten dort las­sen, wo es war, näm­lich halb im Ufer­kies begra­ben. An der Stel­le hat­te ich aber nicht mit Bir­gits Hart­nä­ckig­keit gerech­net. Nach­dem wir zunächst unse­re Tou­ren gemacht und dann die übli­che Sam­me­lei erle­digt hat­ten, begann sie, mit ein paar Frei­wil­li­gen an dem Netz zu zer­ren und zu bud­deln. Zuge­ge­ben, ich dach­te noch eine gan­ze Wei­le lang, dass wird wohl nix. Aber wie schön kann es sein, sich zu täu­schen! Es waren so eini­ge Stun­den fäl­lig, bis das Netz mit ver­ein­ten Kräf­ten, bestehend aus Mann­schaft und Pas­sa­gie­ren, aus dem Strand gebud­delt und gezerrt war. Neben vie­len Hän­den waren auch 80 oder 100 Pferd­chen betei­ligt, die in den Außen­bord­mo­to­ren der Zodiacs um die Wet­te trab­ten und von See her kräf­tig mit am Netz zogen, das sich jetzt schon den Namen »sea mons­ter« ver­dient hat­te.

Es war ein schö­ner Augen­blick, als das Netz schließ­lich von den Zodiacs vom Ufer ins Was­ser gezo­gen wer­den konn­te. Wir hat­ten dar­an vor­her luft­ge­füll­te Fen­der befes­tigt, sonst hät­ten wir es natür­lich sofort in der Tie­fe ver­lo­ren. Aller­dings soll­te der Spaß jetzt erst – nun, nicht los­ge­hen, aber sich noch eine gan­ze Wei­le lang fort­set­zen. Das Mons­ter vom Was­ser an Bord zu bekom­men, war näm­lich auch noch mal ein »Spaß«. So ein Segel­schiff hat ja diver­se Win­den, aber ein See­unge­heu­er an Bord zu hie­ven, ist schon noch mal was ande­res, als ein Segel zu set­zen. Fragt Kapi­tän Maar­ten nach den tech­ni­schen Details! Irgend­wann, und nicht beim ers­ten Ver­such, wur­de das Mons­ter dann unter all­ge­mei­nem Jubel über die Reling gezo­gen und lag kurz dar­auf dann tat­säch­lich und end­lich an Deck.

Zuge­ge­ben, ich war ganz schön am Ende. Das Abend­essen war irgend­wie aus­ge­fal­len, jeden­falls was uns klei­nen Kern betraf. Viel­leicht dach­ten wir zu der Zeit, wir machen das jetzt noch schnell fer­tig, so genau weiß ich das nicht mehr. Ich hat­te dann auch noch den Feh­ler gemacht, ohne Jacke mal eben schnell ins Zodiac zu gehen, um dem Netz von Was­ser aus auf die Sprün­ge zu hel­fen, wäh­rend an Deck an den Win­den und Tau­en gear­bei­tet wur­de. Gro­ßer Feh­ler! Natür­lich pas­siert da nichts »mal so eben«. Es war schwei­ne­kalt.

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Was für ein Gefühl war es dann, das Netz an Deck lie­gen zu sehen und zu wis­sen, unser Super­koch Sascha baut die Res­te der nie­der­län­di­schen Brot­zeit zusam­men zum schöns­ten Mit­ter­nachts­mahl, das ich je gefut­tert habe! Natür­lich war ich nicht der ein­zi­ge, der kalt und müde war, aber ich erzäh­le ja nun aus mei­ner Per­spek­ti­ve.

Plastikmüll, Spitzbergen: das Seeungeheuer

So, das war die Geschich­te vom See­unge­heu­er.

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News-Auflistung generiert am 18. April 2024 um 03:39:14 Uhr (GMT+1)
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