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Jahres-Archiv: 2016 − Reiseblog


Brås­vell­breen, Vibe­buk­ta – 24. Juli 2016

Ein gro­ßer Vor­teil der Fahrt außen ums Nord­aus­t­land her­um besteht ja dar­in, dass man zwangs­läu­fig an einem gro­ßen Teil der ewig lan­gen Abbruch­kan­te des Nord­aus­t­land ent­lang­fährt. Die­se Glet­scher­front, die nörd­lichs­te der lan­gen Halb­ku­gel – Quatsch, die längs­te der nörd­li­chen Halb­ku­gel – ist ja schon phä­no­me­nal, wenn man nur ein paar Mei­len dar­an ent­lang­fährt. Aber wenn man das mehr als einen hal­ben Tag lang macht, dann ist das noch, nun ja, abge­fah­re­ner. Es hört ein­fach nicht auf, eine unend­li­che Wand aus Eis, Kilo­me­ter um Kilo­me­ter. Ein Teil davon ist in den letz­ten Jah­ren auch noch vor­ge­sto­ßen, dort trei­ben nun Eis­ber­ge in gro­ßer Anzahl her­um.

Gale­rie Brås­vell­breen, Vibe­buk­ta – 24. Juli 2016

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Bes­te Bedin­gun­gen für einen Land­gang hat­ten wir dann in der Vibe­buk­ta. Wir haben ja eini­ge Wie­der­ho­lungs­tä­ter an Bord, etwa von 2011, als dort ein Eis­bär an Land stand, so dass wir abbre­chen muss­ten, bevor es los­ge­gan­gen war, oder von 2015, als mei­len­weit alles mit Eis voll war. Umso schö­ner, nun doch ein­mal hin­zu­kom­men, für klei­ne und etwas län­ge­re Wan­de­run­gen und Aus­bli­cke von Strand und Hügel über Eis­kap­pe und in die Erd­ge­schich­te.

Storøya & Kvi­tøya – 23. Juli 2016

Wir waren schon weit im Nord­os­ten und das Wet­ter war auf unse­rer Sei­te. So haben wir dann den Kurs um das Nord­aus­t­land her­um gelegt, in die ent­le­gens­ten Regio­nen Spitz­ber­gens. Es soll­te ein Tag wer­den, den nie­mand, der dabei war, je ver­ges­sen wird.

Es fing mit ruhi­ger See an, Wind­stil­le und Son­nen­schein. Im Wes­ten, auf Steu­er­bord, die wei­ten Eis­kap­pen des Nord­aus­t­land, back­bord die klei­ne Storøya, eben­falls groß­teils bedeckt von einer weit­ge­streck­ten Eis­kap­pe mit typi­schem Uhr­glas­pro­fil. Fla­ches, kar­ges Land abseits davon, ein paar Qua­drat­ki­lo­me­ter.

Aber nicht unbe­wohnt. Es dau­er­te nicht lan­ge, bis wir den ers­ten Eis­bä­ren im Blick hat­ten. Es soll­te nicht der letz­te sein. Ehr­lich gesagt, habe ich ein wenig den Über­blick ver­lo­ren, ich glau­be, es waren min­des­tens 13 oder 14 auf der Storøya. Eini­ge lagen abseits der Küs­te faul in der Son­ne, ande­re lie­fen am Ufer ent­lang und kau­ten auf den Kno­chen eines Wals, der irgend­wann mal hier gestran­det sein muss. Ein Wahn­sinns­schau­spiel. Ich kann jetzt nicht all das im Detail beschrei­ben, was wir gese­hen haben. Jeden­falls haben wir sie einen unver­gess­li­chen Vor­mit­tag lang aus der Nähe von den Zodiacs aus beob­ach­tet, wie sie am Ufer lagen, her­um­spa­zier­ten, mit­ein­an­der spiel­ten, sich dro­hend anbrüll­ten, neu­gie­rig zu uns kamen, ins Was­ser stie­gen … unglaub­lich, unver­gess­lich.

Gale­rie torøya & Kvi­tøya – 23. Juli 2016

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Schließ­lich war bei den Eis­bä­ren wie­der Sies­ta ange­sagt und bei uns auch, die Ein­drü­cke müs­sen auch erst mal ver­ar­bei­tet wer­den. Unter­des­sen haben wir Kurs auf die Kvi­tøya gesetzt, die ferns­te Insel Spitz­ber­gens. Gut 30 Mei­len, ruhi­ge Stun­den, um sich etwas zu ent­span­nen, auch mal nicht schlecht.

Abends fiel der Anker vorm André­e­ne­set, wo Andrée, Fræn­kel und Strind­berg am 05. Okto­ber 1897 nach ihrer berüm­ten Bal­lon­fahrt und dem lan­gen Marsch über das Eis zum letz­ten Mal fes­ten Boden betra­ten. Fes­ten Boden zu betre­ten, war ein Ver­gnü­gen, das uns ver­wehrt blieb; der Eis­bär, der weni­ge hun­dert Meter ent­fernt auf einem Hügel lag, war genau ein Eis­bär zuviel in die­ser Hin­sicht, zumal er sich bald erhob und noch näher zu dem schlich­ten Denk­mal hin­spa­zier­te, das den letz­ten Lager­platz der Andrée-Expe­di­ti­on mar­kiert. Sehen konn­ten wir es aber bes­tens von den Zodiacs aus, und den Eis­bä­ren eben­falls. Unter­des­sen scheuch­te ein wei­te­rer Eis­bär etwas wei­ter nörd­lich eine Her­de Wal­ros­se ins Was­ser.

Sjuøya­ne – 22. Juli 2016

Wir haben es bis zu den Sjuøya­ne geschafft, den Sie­ben Inseln, der nörd­lichs­te Teil Spitz­ber­gens! Da ist der Nord­pol schon fast zum Grei­fen nahe. Wäh­rend einer Lan­dung auf der Phippsøya hat­ten wir ihn fast im Blick, wenn da nicht die­se eine Wol­ke gewe­sen wäre. Dafür hat­ten wir die­se herr­li­che, kna­ckig-kar­ge Polar­land­schaft im Blick und um uns her­um.

Gale­rie Sjuøya­ne – 22. Juli 2016

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Was wir auch im Blick hat­ten, war die­ser furcht­ba­re Plas­tik­müll, der ja lei­der bis in die ent­le­gens­ten Win­kel der Welt treibt. Auf der Phippsøya lie­gen jetzt jeden­falls zwei Kubik­me­ter­sä­cke Plas­tik­müll weni­ger.

Wahl­enberg­fjord – 22. Juli 2016

Den Wind hat­ten wir dafür heu­te im Wahl­enberg­fjord. Was uns zunächst nicht von einer klei­nen, aber doch fei­nen Lan­dung in einem ver­steck­ten Win­kel der Pal­an­der­buk­ta abge­hal­ten hat. Am Nach­mit­tag wur­de es aller­dings span­nend. Schö­ner Segel­wind in den Wahl­enberg­fjord hin­ein, und dann wur­de der Ver­kehr dich­ter und dich­ter. Zahl­rei­che Eis­ber­ge klei­ne­rer und mitt­le­rer grö­ßen vom Bod­ley­breen im inners­ten Wahl­enberg­fjord zwan­gen zur Redu­zie­rung der Geschwin­dig­keit. Immer­hin kamen wir tief in die Bucht hin­ein, trotz kräf­ti­gen Win­des.

Dort aller­dings saß ein Eis­bär am Ufer, oder bes­ser gesagt, nicht nur einer. Vor dem kräf­ti­gen Tier lie­fen wei­ter oben auf dem Glet­scher eine Eis­bä­ren­ma­ma mit ihrem Klei­nen weg. Drei Eis­bä­ren in der Nähe der Lan­de­stel­le sind genau drei zuviel – drei gute Grün­de, nicht an Land zu gehen, sehr zum Bedau­ern vor allem der Wan­der­grup­pe, die bereits mit gepack­tem Ruck­sack start­klar waren und sich auf die Tour quer durchs Nord­aus­t­land zum Rijpfjord freu­ten. Es soll­te heu­te nicht wer­den.

Gale­rie Wahl­enberg­fjord – 22. Juli 2016

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Ein beein­dru­cken­des Schau­spiel lie­fer­te der Wind, der zunächst ein­schlief, so dass der mäch­ti­ge Bod­ley­breen und die vie­len Eis­ber­ge sich schön im Was­ser spie­gel­ten, ein magi­scher Ein­druck. Das war aber nur das Auge des Sturms, denn bald dar­auf kehr­te er mit ver­stärk­ter Kraft aus der Gegen­rich­tung zurück, so dass der über den Grund zie­hen­de Anker zügig geho­ben wer­den muss­te.

Kapi­tän Joa­chim hat­te sei­ne Freu­de dabei, mit Anker am Boden den trei­ben­den Eis­stü­cken aus­zu­wei­chen. Alles in allem ein äußerst beein­dru­cken­des Schau­spiel, in dem sich sowohl die Schön­heit als auch die Wild­heit der Ark­tis ver­ein­ten.

Hin­lo­pen – 21. Juli 2016

Wun­der­wel­ten der Hin­lo­pen­stra­ße. Ent­schei­dend dabei: das Wet­ter war gut, sprich wind­still. Kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit hier­zu­was­ser, wie wir einen Tag spä­ter noch fest­stel­len soll­ten. Alles wei­te­re zei­gen die Bil­der 🙂
 
 

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Mos­sel­hal­vøya – 18./19. Juli 2016

18./19. July 2016 – Eine Zelt­nacht unter dem 80. Brei­ten­grad, davon träumt man doch 🙂 und genau das soll­te es nun geben, zumin­dest für eine klei­ne­re Grup­pe. Bei der Lan­dung in der Mos­sel­buk­ta war der Gedan­ke an das Zel­ten noch eher gemä­ßigt attrak­tiv, wäh­rend uns kräf­ti­ger Wind und gele­gent­li­che Regen­trop­fen aus tief hän­gen­den Wol­ken ent­ge­gen­ka­men. Wobei besag­te Wol­ken schon sehr deko­ra­tiv aus­sa­hen, so rich­ti­ge Sturm­wol­ken.

Meh­re­re klei­ne­re Fluss­que­run­gen gab es gleich am ers­ten Abend, die bei der Wan­der­stie­fel­frak­ti­on auch einen Schuh­werk­wech­sel erfor­der­lich mach­ten. Aus dem Mos­sel­da­len pfiff der Wind, so dass wir die Gele­gen­heit gleich beim Schopf ergrif­fen, als wir kurz zuvor einen schö­nen Zelt­platz fan­den, halb­wegs vor dem Wind geschützt und nur weni­ge Meter von einem Bach mit schö­nem, kla­rem Was­ser ent­fernt.

Der Wind schlief über Nacht ein, und wir taten das glei­che, abge­se­hen von der Eis­bä­ren­wa­che, die stünd­lich wech­selnd um das Lager spa­zier­te und sich in aller Stil­le mit gele­gent­li­chen Vögeln und Ren­tie­ren unter­hielt.

Am nächs­ten Tag wur­de das Wet­ter lang­sam aber sicher bes­ser. Das Mos­sel­da­len, das in der Tat kei­ne geeig­ne­ten Zelt­plät­ze zu bie­ten gehabt hät­te, war mit sei­nen stei­ni­gen Hän­gen, die direkt an das Fluss­bett sto­ßen, ein Wan­der­weg von echt ark­ti­scher Prä­gung, land­schaft­lich sehr beein­dru­ckend.

Span­nend war dann noch die Fra­ge, ob es einen guten Über­gang zum Sorg­fjord geben wür­de. Laut Kar­te soll­te das der Fall sein, aber in der Rea­li­tät ..? Stei­le Wän­de links und rechts, ein Glet­scher, der Tåb­reen, die Rou­te nach Süden, aber dort woll­ten wir nicht hin. Hin­ter der letz­ten Ecke aber, wie erwar­tet und erhofft, ein schö­nes Schnee­feld und dar­über ein gut begeh­ba­rer Hang, so dass das stei­ni­ge Pla­teau auf gut 300 m Höhe recht ein­fach erreich­bar war. Gran­dio­se Aus­bli­cke über das obe­re Mos­sel­da­len und den Tåb­reen, dann ein paar fla­che, fel­si­ge Hügel und Schnee­fel­der, und schon öff­ne­te sich das Tal vor uns, das zum Sorg­fjord hin­ab­führt.

Aus dem Schnee­feld, über das es abwärts ging, spru­del­te kräf­tig ein Schmelz­was­ser­bach her­vor, ein Stück noch durch das Tal, ein paar letz­te Kilo­me­ter über fla­che Tun­dra bis zum Ufer. Dort lag die Anti­gua schon vor Anker. Ruhi­ge Stim­mung an Bord, die Land­gän­ge der Grup­pe an Bord waren längst abge­schlos­sen und wir gera­de pünkt­lich zum Essen zurück, wohl­ver­dient nach 25 Kilo­me­tern.

Gale­rie Mos­sel­hal­vøya – 18./19. Juli 2016

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Ob das nun der Weg war, den die Teil­neh­mer der Schrö­der-Stranz-Expe­di­ti­on 1912 und 1913 auf ihren ver­schie­de­nen Mär­schen zwi­schen dem Sorg­fjord, wo ihr Schiff im Eis ein­ge­sperrt lag, und der Mos­sel­buk­ta und wei­ter zum Wij­defjord genom­men hat­ten, ist unmög­lich zu sagen und so wird es wohl auch blei­ben. Genau­so gut kön­nen sie wei­ter nörd­lich über die Mos­sel­hal­vøya gegan­gen sein, auch das geht, wie ich ja vor ein paar Jah­ren schon ein­mal pro­bie­ren konn­te. Den „Stein des Ansto­ßes“, den wird wohl nie­mals jemand noch mal fin­den und iden­ti­fi­zie­ren kön­nen.

West­küs­te – 16./17. Juli 2016

16./17. Juli 2016 – Lan­ge ist es schon her, dass wir an der West­küs­te waren – eigent­lich zwar nicht mal eine Woche, aber es fühlt sich an wie ein Monat, und tat­säch­lich war die Zeit so voll, dass ich nicht mal zum Schrei­ben gekom­men bin. Nach dem wun­der­ba­ren Tag im süd­li­chen For­lands­und haben wir uns schritt­wei­se nach Nor­den vor­ge­ar­bei­tet.

Natür­lich durf­te Ny Åle­sund nicht feh­len, und in Vir­go­ham­na waren wir auch (wer weiß, viel­leicht kom­men wir auf die­ser Fahrt ja noch zur Kvi­tøya, der­zeit ist ja alles eis­frei, dann muss man natür­lich zunächst nach Vir­go­ham­na, mit der Andrée-Expe­di­ti­on im Hin­ter­kopf).

Gale­rie West­küs­te – 16./17. Juli 2016

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For­lands­und – 15. Juli 2016

Manch­mal hat es sei­ne Vor­tei­le, etwas ver­spä­tet aus dem Quark zu kom­men. Es ist zu ein­fach, in Rou­ti­ne zu ver­fal­len, abends im Isfjord ein­zu­schla­fen und mor­gens im Kongsfjord auf­zu­wa­chen. Wir hat­ten die­ses Mal aber noch ein paar drin­gen­de Din­ge zu erle­di­gen, bevor wir mit der Anti­gua in Lon­gye­ar­by­en able­gen konn­ten.

Wie gesagt, es hat sei­ne Vor­tei­le. Fährt man sonst am schö­nen Daud­manns­od­den immer nur vor­bei, lie­ßen wir die­ses Mal dort den Anker fal­len. Spie­gel­glat­te See an die­ser expo­nier­ten Küs­te, wo es bei West- oder Süd­wind hoch her­ge­hen kann. Soll vor­kom­men.

Die Küs­ten­land­schaf­ten und die wei­te Tun­dra sind an die­ser Ecke wun­der­schön. Wei­te Strän­de, viel Treib­holz, wei­te Seri­en alter Strand­wäl­le, klei­ne, hin­ter Fel­sen ver­steck­te Buch­ten.

Ent­spre­chend ging es nach­mit­tags wei­ter. Anstatt direkt Kurs Nord zu set­zen, mach­ten wir uns im süd­li­chen For­lands­und auf Suche nach Walen. Und – Glück gehabt. Ein Blau­wal zog sei­ne gemüt­li­chen Run­den. Dadurch in die Nähe der Süd­spit­ze von Prins Karls For­land gekom­men, haben wir die Gele­gen­heit beim Schopf gegrif­fen und sind dort auch gleich noch an Land gegan­gen. 1000 Mal dran vor­bei­ge­fah­ren, min­des­tens eben­so oft auf der Kar­te bewun­dert, die­se ver­zweig­te, stark struk­tu­rier­te Küs­ten­li­nie. Noch schö­ner als auf der Kar­te zeigt sich die Wirk­lich­keit.

Gale­rie For­lands­und – 15. Juli 2016

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Nach der Abfahrt noch mehr Wale, ein Blau­wal und ein oder zwei Buckel­wa­le, flei­ßi­ge Flu­ken­zei­ger. Noch ein wei­te­rer Blau­wal wur­de um Mit­ter­nacht in nächs­ter Nähe des Schif­fes gesich­tet, aber da hat­te der lan­ge Tag schon sei­nen Tri­but gefor­dert, das hat schon kaum noch jemand mit­be­kom­men.

Rund um Jan May­en – 22. Juni 2016

Es lässt sich nicht wei­ter hin­aus­schie­ben, heu­te ist der Tag, an dem wir das Camp abbau­en und uns von Jan May­en ver­ab­schie­den müs­sen. Immer­hin haben wir dazu bes­tes Wet­ter, was das Zusam­men­pa­cken und ver­la­den deut­lich ange­neh­mer macht.

Und so haben wir auch noch Zeit, um zum Abschied ein­mal um die Insel her­um zu fah­ren. Der Bee­ren­berg grüßt uns noch eini­ge Male, indem er sei­ne präch­ti­ge Kro­ne durch die Wol­ken zeigt, dann pas­sie­ren wir den Wey­precht­breen und die ande­ren Glet­scher, von denen meh­re­re noch das Ufer errei­chen. Beein­dru­ckend sind sie, die sehr spal­ti­gen Eis­strö­me, wie sie wild und zer­trüm­mert den Bee­ren­berg hin­ab­ge­kro­chen kom­men.

Gale­rie 1 – Rund um Jan May­en – 22. Juni 2016

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An der Nord­spit­ze pas­sie­ren wir den jüngs­ten Teil von Jan May­en, ent­stan­den erst bei einem Vul­kan­aus­bruch im Jahr 1970. Auf der Ost­sei­te fal­len wei­te­re Glet­scher vom Bee­ren­berg hin­ab zum Meer, und die stei­len Klip­pen erlau­ben Ein­bli­cke in das Inne­re eines Vul­kans. Die Eggøya kommt in den Blick, und über die Stun­den zie­hen Mid und Sør Jan an uns vor­bei, wo wir so vie­le Ein­drü­cke aus der Nähe sam­meln durf­ten, die Sta­ti­on, das Kapp Wien …

Gale­rie 2 – Rund um Jan May­en – 22. Juni 2016

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Dann hat der Oze­an uns wie­der. Drei Tage lang schau­keln wir nun nach Island.

Nach Süden zum Kapp Wien – 21. Juni 2016

Ein Besuch auf der Sta­ti­on ist natür­lich obli­ga­to­ri­scher Bestand­teil einer Fahrt nach Jan May­en, aber strikt nur auf Ein­la­dung. Wir haben unse­re Ein­la­dung für heu­te, ab 13 Uhr nor­we­gi­scher Zeit (11 Uhr islän­di­sche Zeit = unse­re Zeit). Früh­stück und Abmarsch erfol­gen also zu dis­zi­pli­nier­ter Zeit. Zwei Stun­den braucht man für die 8 Kilo­me­ter ent­lang der Stra­ße zur Sta­ti­on.

Unter­wegs pas­siert man diver­se wich­ti­ge Tei­le der loka­len Infra­struk­tur: Jan May­en Inter­na­tio­nal Air­port (hört sich ganz stark nach deut­lich mehr an, als es ist), die Wet­ter­sta­ti­on (liegt 1-2 km nörd­lich der eigent­li­chen Sta­ti­on) und natür­lich die diver­sen Bestand­tei­le des ört­li­chen Schil­der­wal­des, die eher den spe­zi­el­len Humor einer Eis­meer­sta­ti­on reflek­tie­ren als ver­kehrs­re­geln­de Not­wen­dig­kei­ten.

Eine Wei­le dür­fen wir uns den übli­chen Gast­freund­lich­kei­ten einer sol­chen Sta­ti­on hin­ge­ben: ange­neh­mer Auf­ent­halt in zivi­li­sier­ter Umge­bung, neu­gie­ri­ge Bli­cke in die öffent­li­chen Berei­che der Sta­ti­on und – der Höhe­punkt – aus­gie­bi­ges Shop­pen im klei­nen Sou­ve­nir­la­den. Fra­gen wer­den zwi­schen­durch beant­wor­tet.

Gale­rie 1 – Nach Süden zum Kapp Wien – 21. Juni 2016

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Als es schließ­lich wie­der Rich­tung Auf­bruch geht, scheint die Son­ne, und vom Tag ist noch eine Men­ge übrig. Wann, wenn nicht jetzt, ist die Gele­gen­heit da, Jan May­en süd­lich der Sta­ti­on mal zu erkun­den? Und die Ecke hat eine Men­ge zu bie­ten: ange­fan­gen beim Borg­da­len, das ich neu­lich schon ein­mal her­un­ter­ge­lau­fen kam, aber im dicken Nebel, so dass vom schö­nen Berg­rü­cken Schiert­zeg­ga abso­lut nichts zu sehen war. Grü­ne, wei­te Flä­chen, bei­na­he wie Wie­sen, erstre­cken sich im unte­ren Blind­da­len, bevor es über ein paar hef­ti­ge Anstie­ge hin­auf geht zum Fly­kol­len ober­halb vom Kapp Wien.

Dort ist im Juli 1942 ein deut­sches Wet­ter­erkun­dungs­flug­zeug an einem stei­len Hang zer­schellt, die vier Besat­zungs­mit­glie­der kamen ums Leben. Das Wrack soll dort noch lie­gen, als eines von zwei Flug­zeug­wracks aus dem Zwei­ten Welt­krieg auf Jan May­en. Das ande­re, am Dani­el­sen­kra­ter­et in der Nähe der Nord­la­gu­ne, ist ja ver­gleichs­wei­se leicht zugäng­lich.

Das kann man hier nicht behaup­ten. Ich habe mich schon eine Wei­le lang einen stei­len Hang hin­auf­ge­kämpft, mich selbst per­ma­nent fra­gend, wie weit ich hier ent­lang tat­säch­lich gehen will. Schließ­lich öff­net sich hin­ter einem Rücken der Blick abwärts. In einer stei­len Rin­ne liegt das alte Flug­zeug in meh­re­re Tei­le zer­bro­chen: hier liegt ein Flü­gel, dort der Rumpf mit Heck­flos­se. Mir ist das Gelän­de zu steil, um mich allei­ne ohne jeg­li­che Siche­rung wei­ter vor­zu­wa­gen, ich habe genug gese­hen und dre­he nach ein paar Fotos wie­der ab.

Statt­des­sen genie­ße ich lie­ber noch eine Wei­le die gran­dio­se Küs­ten­land­schaft um den Bran­der­pyn­ten her­um. Bran­dungs­pfei­ler und Küs­ten­höh­len, Vogel­fel­sen und die ent­spre­chend dich­ten Blüm­chen machen aus die­sem Ufer­strei­fen ein ganz beson­ders schö­nes Stück Jan May­en. Man müss­te hier mehr Zeit ver­brin­gen kön­nen …

Gale­rie 2 – Nach Süden zum Kapp Wien – 21. Juni 2016

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Wie so oft, geht die Tour mit eini­gen zähen Stra­ßen­ki­lo­me­tern zu Ende. Schließ­lich sind es genau 30 Kilo­me­ter, die ich heu­te zurück­ge­legt habe, und als ich nach einem lan­gen Tag im Basis­la­ger die ande­ren um ein gemüt­li­ches Lager­feu­er her­um ver­sam­melt fin­de, haben alle von span­nen­den Erleb­nis­sen zu erzäh­len.

Gale­rie 3 – Nach Süden zum Kapp Wien – 21. Juni 2016

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Hau­gen­st­ran­da – 20. Juni 2016

Die Ankunft im Camp war gran­di­os, alle haben Geschich­ten zu erzäh­len, die um einen islän­di­schen Lam­mein­topf her­um aus­ge­tauscht wer­den. Anne­li und Mar­tin haben mit Glet­scher­gui­de Magnus den Bee­ren­berg-Gip­fel erreicht. Gute Sache, Glück­wunsch!

Und dar­über hin­aus haben alle den Nor­den aus­gie­big erkun­det, mit allem, was er so zu bie­ten hat. Nach­dem ich nun als letz­ter Mohi­ka­ner zurück ins Küchen­zelt gestol­pert bin, wol­len natür­lich auch alle wis­sen, was der Süden so alles zu bie­ten hat.

Nach den vie­len Kilo­me­tern der letz­ten Tagen mel­det das Fahr­werk mei­ner­seits Bedarf für einen ruhi­ge­ren Tag an. Ich leis­te mir den Luxus, zunächst ein paar Stun­den rei­ne Erho­lung zu betrei­ben, bevor ich einen klei­nen Tages­ruck­sack packe und einen klei­nen Strand­spa­zier­gang mache. Der Hau­gen­st­ran­da stand eben­falls schon län­ger auf mei­ner Wunsch­lis­te. Drei Kilo­me­ter lang, erstreckt er sich nord­öst­lich vom Kval­ros­sen, zunächst ewig weit, dann schma­ler wer­dend.

Er ist mit rie­si­gen Men­gen von Treib­holz bedeckt, und das ist immer span­nend. So lau­fe ich lang­sam den Hau­gen­st­ran­da ent­lang und schaue mir das gan­ze alte Treib­holz an. Vie­le Stü­cke sind stark ver­wit­tert, ande­re erschei­nen fri­scher. Wie auch in Spitz­ber­gen, sind die meis­ten Stäm­me abge­sägt, Wur­zeln haben die wenigs­ten. Auch in Jan May­en hat das Treib­holz größ­ten­teils die­se lan­ge Drift on Sibi­ri­en über den ark­ti­schen Oze­an hin­weg gemacht, bis es hier ankam. Nur bei weni­gen Stü­cken zei­gen die grö­ße­ren Löcher von Bohr­wür­mern ihre Her­kunft aus wär­me­ren Gewäs­sern an.

Lei­der gibt es auch hier die unver­meid­li­chen Men­gen Plas­tik­mülls, größ­ten­teils aus der Fische­rei. Aber auch aller­hand abstru­ses gibt es, von Schu­hen über Hygie­ne­ar­ti­kel bis hin zu nicht iden­ti­fi­zier­ba­ren Objek­ten. Ja, scha­de, dass Tou­ris­ten hier nicht mehr Anlan­dun­gen machen dür­fen. Die machen die Strän­de näm­lich schon mal ger­ne sau­ber, wie jeder weiß, der die­sem Blog schon ein Weil­chen folgt. So bleibt der Plas­tik­müll eben an den ark­ti­schen Strän­den lie­gen. Ganz toll gemacht, Oslo.

Am Ende des Stran­des liegt schließ­lich auf einer klei­nen Anhö­he ein ein­sa­mes Grab. Sive­rt Eide 1909 steht auf einer Metall­plat­te auf dem höl­zer­nen Kreuz. Sive­rt gehör­te der zwei­ten Grup­pe nor­we­gi­scher Trap­per an, die sich zur Fal­len­stel­le­rei auf Füch­se über einen Win­ter nach Jan May­en begab. Im Febru­ar 1909 starb er an Skor­but. Sei­ne Grup­pe nutz­te neben der öster­rei­chi­schen Sta­ti­on in der Maria Musch­buk­ta noch eine eigens gebau­te Hüt­te, die ein paar Meter nörd­lich des Grab­kreu­zes gestan­den hat. Die Stür­me haben sie kom­plett rasiert, nur noch ver­ros­te­te Tei­le des Ofens und ein paar unschein­ba­re Res­te der höl­zer­nen Wän­de las­sen das auf­merk­sa­me Auge wis­sen, wo sie ein­mal gestan­den hat.

Gale­rie 1 – Hau­gen­st­ran­da – 20. Juni 2016

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Der Rück­weg führt über den nied­ri­gen Hügel­rü­cken Låg­heia, der die Küs­ten bei­der­seits von Mid Jan von­ein­an­der trennt. Bereits weni­ge Höhen­me­ter ver­än­dern die Per­spek­ti­ve und erlau­ben schö­ne Bli­cke auf den mäch­ti­gen Hau­gen­st­ran­da, wäh­rend Stein­brech und Sten­gel­lo­ses Leim­kraut das Auge am Boden erfreu­en. Auf­ge­reg­te Eis­mö­wen schrei­en und ver­trei­ben den Wan­de­rer mit hef­ti­gen Sturz­an­grif­fen. Mehr noch als die Vögel bringt ein leich­ter Regen dazu, den Weg Rich­tung Camp ein­zu­schla­gen; der Neu­may­er­kra­ter, ansons­ten ein schö­nes Ziel auf die­ser Stre­cke, hat sich schwei­gend in tief­graue Wol­ken gehüllt.

Ver­schie­de­ne Boden­struk­tu­ren spre­chen eine kla­re Spra­che ob der Hef­tig­keit der Stür­me, die hier toben kön­nen. Heu­te streicht hier aber nur eine Bri­se über die vul­ka­ni­schen Hügel.

Gale­rie 2 – Hau­gen­st­ran­da – 20. Juni 2016

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Der auf der Anhö­he recht ste­ti­ge Wind fällt aller­dings in hef­ti­gen Böen in die Kval­ross­buk­ta hin­ab, um sich in Ruhe­pau­sen wie­der auf den nächs­ten Angriff vor­zu­be­rei­ten. Nachts müs­sen wir alle noch ein­mal aus den Schlaf­sä­cken und Stei­ne und Treib­holz­stü­cke her­an­schlep­pen, um das Küchen­zelt stär­ker zu sichern, das sich auf Wan­der­schaft bege­ben woll­te.

Die Tour nach Sør Jan – 17.-19. Juni 2016

Die Son­ne lacht, der Wind macht einen Bogen um Jan May­en. Unter die­sen Umstän­den ver­lie­ren wir kei­ne Zeit, son­dern machen uns direkt start­klar für die grö­ße­ren Tou­ren. Die meis­ten zieht es natür­lich nach Nor­den, zum Bee­ren­berg und in des­sen Umge­bung, zur Nord­la­gu­ne, zur Maria Musch­buk­ta, zur Eggøya und so wei­ter.

Ich mache es anders und schla­ge die Gegen­rich­tung ein. Nord Jan ist mir ins­ge­samt schon gut bekannt, im Süden hin­ge­gen wei­sen die Land­kar­te in mei­nem Kopf sowie mein Foto­ar­chiv noch bedenk­li­che Lücken auf. Dage­gen muss etwas getan wer­den! Die Gele­gen­heit ist güns­tig.

Wäh­rend also die Mehr­heit nach Nor­den zieht – drei von ihnen wer­den, das sei bereits ver­ra­ten, in einem ziem­lich schnel­len, effi­zi­en­ten Gip­fel­sturm den Bee­ren­berg-Gip­fel errei­chen – geht es für mich nach Süden. Der Blick über den buck­li­gen Hügel­rü­cken von Mid Jan zum Bee­ren­berg, der sich nach und nach in vol­ler, son­ni­ger Pracht zeigt, könn­te kaum über­wäl­ti­gen­der sein. Im Süden erstreckt sich das ver­wir­ren­de Laby­rinth aus Hügeln und Kra­tern von Sør Jan.

Gale­rie 1 – Die Tour nach Sør Jan – 17.-19. Juni 2016

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Das tie­fe, wei­che Moos, das hier auf wei­ten Flä­chen wächst, die unge­naue Kar­te, die Unvor­her­seh­bar­kei­ten im Gelän­de, all das trägt dazu bei, aus einer län­ge­ren Tour auf Jan May­en schnell einen Marsch mit Expe­di­ti­ons­cha­rak­ter zu machen. Dafür sorgt zudem auch der stän­di­ge, laten­te Was­ser­man­gel: bald nach der Schnee­schmel­ze trock­nen die weni­gen Bäche aus, und Seen gibt es ohne­hin kaum. Somit ist man auf die Schnee­fel­der ange­wie­sen, um sich Was­ser zu ver­schaf­fen. Ohne Kocher also kein Was­ser. Unter­wegs ein schnel­ler Schluck ist nicht bezie­hungs­wei­se nur in dem Maße, in dem man auch schleppt. Ich ler­ne den Durst auf die­ser Tour, wie schon frü­her auf Jan May­en, als gro­ßen, gemei­nen Bru­der des Hun­gers ken­nen. Wäh­rend der vie­len Kilo­me­ter über stau­bi­ge, tro­cke­ne Lava­fel­der aus scharf­kan­ti­gen Fels­bro­cken habe ich mir Roma­ne über­legt, die ich über den Durst schrei­ben könn­te. Er beherrscht bald nicht nur das Gefühl im Mund, son­dern bald auch die Gedan­ken im Kopf. Die Vor­stel­lung von einem spru­deln­den Wäs­ser­lein wird zum Para­dies, ein küh­les Bier­chen sein Gewicht in Gold wert.

Natür­lich alles fern jeg­li­cher ech­ter Gefahr, nur ein schon eini­ger­ma­ßen aus­ge­präg­tes, mit­un­ter sehr unbe­hag­li­ches Gefühl ist mein stän­di­ger Beglei­ter auf wei­ten Tei­len die­ser Tour. Immer habe ich das nächs­te Schnee­feld im Blick, die Pla­nung rich­tet sich nach Kilo­me­tern im Gelän­de und Litern Trink­was­ser im Ruck­sack.

Natür­lich tra­gen auch die seit 2010 neu­en gesetz­li­chen Bestim­mun­gen dazu bei, Wan­de­rern hier das Leben schwer zu machen. Genau das und wohl nichts ande­res ist auch der Sinn der Sache. Ein Camp im Gelän­de ist genau­so ver­bo­ten wie ein Land­gang außer­halb der Kval­ross­buk­ta (oder bei der Sta­ti­on). Trotz sel­ten ruhi­ger Ver­hält­nis­se am Ufer ist ein schnel­les Brin­gen oder Abho­len mit dem Boot kei­ne Opti­on, dage­gen ste­hen unge­zähl­te Kilo­me­ter auf der schnell sehr lang­wei­li­gen Stra­ße nach Nor­den oder Süden, dort­hin, wo land­schaft­lich das Feu­er brennt. Nun, über den Sinn oder viel­mehr den Unsinn die­ser Geset­ze habe ich mich schon aus­ge­las­sen und wer­de das bei pas­sen­der Gele­gen­heit sicher wie­der tun. Hier nun genug davon.

Das sind also die Rah­men­be­din­gun­gen, unter denen wir nun über Jan May­en zie­hen. Fast gleich wie die Tour auf den Bee­ren­berg, umfasst mei­ne Wan­de­rung gut 60 Kilo­me­ter und eine gan­ze Men­ge Höhen­me­ter, wenn auch nicht hin­auf auf einen pro­mi­nen­ten Berg, son­dern hügel­auf und han­gab in mun­te­rem Wech­sel, dut­zen­de von Malen.

Die kur­ze Que­rung der Insel vom obe­ren Troll­d­a­len zurück auf die Nord­sei­te bringt mich in die Sju­hol­lend­ar­buk­ta. Dort und nicht in der Kval­ross­buk­ta haben nach Mei­nung der öster­rei­chi­schen Expe­di­ti­on von 1882-83 (Ers­tes Inter­na­tio­na­les Polar­jahr) die tra­gi­schen Hel­den der berühm­ten Über­win­te­rung von 1633-34 die Dun­kel­zeit ver­bracht, nur um im Früh­jahr alle­samt an Skor­but zu ster­ben. Wo genau sie tat­säch­lich ihre letz­ten Mona­te ver­brach­ten, weiß heu­te kei­ner mehr. Heu­te ist die Sju­hol­lend­ar­buk­ta eine fried­li­che, schö­ne Bucht mit wei­tem, schwar­zem Strand aus zer­rie­be­nem Vul­kan­ge­stein, inmit­ten wei­ter, schrof­fer, moos­be­wach­se­ner Lava­fel­der.

Ähn­li­ches gilt für die Titeltbuk­ta. Auch hier waren vor 400 Jah­ren die nie­der­län­di­schen Wal­fän­ger vor Ort, von ihren „10 Häu­sern“ (zehn Zel­te = ti telt) ist natür­lich eben­falls nichts mehr zu sehen. Dafür trotzt dort schon seit über 100 Jah­ren eine klei­ne Trap­per­hüt­te dem Wind. Auf dem schwar­zen Sand wächst über­all die in Spitz­ber­gen so sel­te­ne Mer­ten­sie, in den Lava­fel­dern erstre­cken sich unglaub­lich bun­te Fli­cken­tep­pi­che aus Moo­sen und Flech­ten.

Über­haupt, die Lava­fel­der. Wenn Jan May­en kei­ne eige­nen Sagen und Mythen über Elfen und Trol­le hat, dann liegt das nur dar­an, dass es nicht schon seit mehr als 1000 Jah­ren besie­delt ist wie das benach­bar­te Island. Natür­lich gibt es hier Gno­me, Kobol­de und alle mög­li­chen Gestal­ten aus der Unter­welt wie eben die bekann­ten Rie­sen mit der kräf­ti­gen Son­nen­all­er­gie, die auf die direk­ten Strah­len unse­res Mut­ter­ge­stirns mit unmit­tel­ba­rem Ver­stei­nern reagie­ren. Einer woll­te mir gera­de den Weg wei­sen, als es ihn traf.

Ansons­ten hier unter­wegs: Schild­krö­ten, Kämp­fer, Bur­gen und Tür­me, Rie­sen­wür­mer und Rei­ter … alles mög­li­che und noch eini­ges mehr. Unglaub­lich, was hier frü­her los gewe­sen sein muss! Heu­te ste­hen sie alle zu scharf­kan­ti­gem Lava­ge­stein erstarrt in der Moo­stun­dra her­um und schau­en stumm der Welt­ge­schich­te hin­ter­her, die hier und heu­te nur aus einem ein­sa­men Wan­de­rer mit einem gro­ßen Ruck­sack besteht.

Gale­rie 2 – Die Tour nach Sør Jan – 17.-19. Juni 2016

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Allei­ne bin ich aber nicht. In den Lava­fel­dern brü­ten über­all Krab­ben­tau­cher unter den Fel­sen, über Kilo­me­ter hin­weg in Zah­len, die kei­nen Ver­gleich mit den dich­tes­ten und größ­ten Kolo­nien Spitz­ber­gens zu scheu­en brau­chen. Stän­di­ges Geschrei und irres Geläch­ter, in der Luft rauscht und surrt es bestän­dig, wenn die gro­ßen Schwär­me im Tief­flug über mich hin­weg­ra­sen. In fla­che­rem Gelän­de ver­tei­di­gen Sku­as und Schma­rot­zer­raub­mö­wen mit aggres­si­ver Hin­ga­be ihre Ter­ri­to­ri­en, und auf einer Ufer­la­gu­ne in der Gui­neabuk­ta gur­ren Eide­r­en­ten, die ver­steckt in den Lava­strö­men ihre Gele­ge haben.

Am Süd­west­ende von Jan May­en erstreckt sich ein halb­wegs fla­ches Land, die Kra­ter­flya. Hier ist der Name Pro­gramm: meh­re­re schö­ne, klei­ne Kra­ter und Schla­cken­ke­gel erhe­ben sich ver­streut über ihre Umge­bung, dar­un­ter der Rich­ter­kra­ter, der aus wel­chen Grün­den auch immer bekann­ter ist als sei­ne vie­len Kol­le­gen. Nicht, dass er anders aus­sä­he als die­se. Auch an den Eis­kei­len, die sei­ne stei­len, moos­über­wach­se­nen Hän­ge mit geo­me­tri­schen Mus­tern deko­rie­ren, kann es nicht lie­gen, die gibt es noch andern­orts auch auf Jan May­en. Viel­leicht ein­fach, weil er ganz am Ende der Insel so schön nah am Ufer steht, dass man, wenn man mit dem Schiff vor­bei fährt, ein­fach den­ken muss: was für ein schö­ner Kra­ter, dich will ich mal besu­chen! Genau das habe ich schon so eini­ge Male gedacht, und nun hat­te sich eine Tür geöff­net, Zeit und Wet­ter spie­len auf mei­ner Sei­te. Also bin ich hier.

Das Flach­land zwi­schen Gui­neabuk­ta und Rich­ter­kra­ter hat man ein­mal Hel­hei­men genannt, das Heim der Höl­le. Ganz so schlimm ist es nicht, aber ganz ohne Grund eben­falls nicht, denn dort erstreckt sich noch ein­mal ein beson­ders gemei­ner, zacki­ger, schrof­fer Lava­strom, der Wan­der­stie­feln und Geh­mus­keln kräf­tig zusetzt. Bloß vor­sich­tig, hier darf man sich kei­nen Fehl­tritt erlau­ben, ein Bein­bruch wäre hier nicht nur ein Bein­bruch.

Dann ste­he ich bald auf dem Rand des Rich­ter­kra­ters und erfreue mich an den bizar­ren Ein­drü­cken der Lava­strö­me und Vul­kan­kra­ter in mei­ner Umge­bung und dar­an, dass ich wie­der ein­mal ein schon lan­ge geheg­tes Ziel erreicht habe. Mei­ne Füße wei­sen mich dar­auf hin, dass das nicht ganz ohne Preis zu haben ist, aber bevor ich wie­der den Weg nach Nor­den ein­schla­ge, gehe ich noch hoch auf die Klip­pen Rich­tung Süd­kap von Jan May­en. Senk­rech­te, schrof­fe Fel­sen, auf denen Eis­mö­wen und Eis­sturm­vö­gel krei­schen und mich miss­trau­isch beäu­gen. Wie hin­durch­ge­sto­ße­ne Klin­gen ragen Klip­pen aus vul­ka­ni­schen Gang­ge­stei­nen über das Ufer. Um die Ecke im Osten rollt nun der Nebel her­an, wie um mir zu sagen: bis hier­hin woll­test du, bis hier­hin habe ich dich gelas­sen, aber wei­ter nicht. Ich kann nur zustim­men und mache mich auf den Rück­weg. Der ist auch noch weit genug.

Gale­rie 3 – Die Tour nach Sør Jan – 17.-19. Juni 2016

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Über­fahrt nach Jan May­en – 14.-16. Juni 2016

14.-16. Juni 2016 – Die Über­fahrt ver­läuft gran­di­os ruhig, selbst auf die­sem klei­nen Segel­boot gehen die Tage ent­spannt dahin. Mei­nen klei­nen Über­blick über Jan May­en kann ich sogar drau­ßen an Deck machen, da ist die Maschi­ne weni­ger laut. Ansons­ten wird die Fahrt über den wei­ten Oze­an nur von der Sich­tung eines Blau­wals unter­bro­chen, auch eher unge­wöhn­li­che Enten­wa­le las­sen sich ein paar Mal bli­cken.

Gale­rie Über­fahrt nach Jan May­en – 14.-16. Juni 2016

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Am drit­ten Tag auf See taucht Jan May­en schließ­lich am Hori­zont auf. Eini­ge Stun­den lang fol­gen wir der süd­li­chen Nord­küs­te, bis wir die Kval­ross­buk­ta errei­chen. Nach 440 Mei­len fällt der Anker, und bald dar­auf steht das Basis­la­ger.

Island – 13. Juni 2016

Über den gest­ri­gen Tag hül­len wir den Man­tel des Schwei­gens. Ein etwas has­ti­ger Abschied von der Anti­gua und ihren Men­schen, nächt­li­ches Aus-, Um- und Ein­pa­cken gefolgt von einem Tag des über­näch­tig­ten Abhän­gens in Flug­hä­fen und Flug­zeu­gen. So etwas will doch nie­mand! Nur ist es lei­der manch­mal not­wen­dig.

24 Stun­den, nach­dem ich die Anti­gua hin­ter mir gelas­sen habe, sit­ze ich bereits in einer schlich­ten Unter­kunft in Reykja­vik und kom­me lang­sam wie­der zu mir.

Schon früh geht es am nächs­ten Mor­gen wei­ter. Mit einer kräf­ti­gen Pro­pel­ler­ma­schi­ne geht es nach Ísaf­jörður, der Metro­po­le der abge­le­ge­nen Nord­west­fjor­de.

Unter Metro­po­le darf man sich nicht zu viel vor­stel­len. In einer Stun­de ist man durch das gesam­te, klei­ne Ört­chen spa­ziert. Aber Ísaf­jörður, unser Tor nach Jan May­en, ist heu­te sehr freund­lich, die Son­ne strahlt vom makel­los blau­en Him­mel. Es bleibt Zeit für eine klei­ne Tour auf den Berg Kub­bi süd­lich der Stadt. Fort­be­we­gungs­mit­tel: Fahr­rad und Wan­der­schu­he. Nichts, was Sprit ver­brennt oder fliegt. Wun­der­bar! So macht es Spaß. An der fri­schen Luft etwas aus der Pus­te kom­men, in ein paar hun­dert Metern Höhe bar­fuß in der islän­di­schen Berg­hei­de sit­zen, fri­sche, unge­fil­ter­te Luft in den Lun­gen, einen herr­li­chen Blick vor Augen – da steckt schon eine gan­ze Men­ge gutes, ech­tes Leben drin. Ich will mehr davon! Nun, in ein paar Tagen, auf Jan May­en, gibt es hof­fent­lich ein Kon­zen­trat aus eini­gen Zuta­ten ähn­li­cher Art.

Ein paar Besor­gun­gen und einen gebra­te­nen Dorsch spä­ter ver­sam­meln sich alle im Hafen von Ísaf­jörður auf Sigur­durs Auro­ra. Elf Aben­teu­rer sit­zen hier um den Tisch: neben Skip­per Sig­gi, Steu­er­mann Vidar und Berg­füh­rer Magnus, alle aus Island, und mir ist Anne­li aus Est­land dabei, die von abge­le­ge­nen Plät­zen ange­zo­gen wird, wo man schwer hin­kommt („man kommt da nicht in? Super, nichts wie los!“), Domi­ni­que aus Eng­land, Freund abge­le­ge­ner Inseln, Erling aus Nor­we­gen, der schon als Kind nach Jan May­en woll­te und als ein­zi­ger hier dabei qua­si Heim­spiel hat, Fred aus Ame­ri­ka, der kürz­lich erst eine lan­ge, aben­teu­er­li­che Rei­se nach Heard Island gemacht hat, Karl, der schon mal mit Sig­gi in Grön­land war, Mar­cus, den die Polar­ge­schich­te fas­zi­niert, und Mar­tin, der sich für die Vul­ka­ne die­ser Welt begeis­tert.

Neben­an liegt Sigur­durs neu­es Schiff, die alte Bør, die nun Ark­ti­ka heißt. Ein schö­nes Schiff! Damit könn­te man mal nach Grön­land fah­ren … nun, jetzt sind wir erst mal auf der Auro­ra und fah­ren nach Jan May­en. Das Aben­teu­er geht los.

Gale­rie Island – 13. Juni 2016

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Los­ge­hen tut es bei schöns­tem Abend­licht, manch­mal liegt der Fjord still und klar um uns, manch­mal pfeift eine Bri­se über die Tafel­ber­ge im Nor­den. Als wir um Mit­ter­nacht die letz­ten Vor­ge­bir­ge pas­sie­ren und Kurs auf Jan May­en set­zen, stamp­fen wir in einen kräf­ti­gen Wind hin­ein. Der soll­te aber nicht lan­ge auf dem Niveau anhal­ten, die Vor­her­sa­ge ist gut und ver­spricht eine eini­ger­ma­ßen ruhi­ge Über­fahrt.

Isfjord – 11. Juni 2016

So uner­freu­lich, wie das Wet­ter ges­tern nach­mit­tag um den Mag­da­le­nefjord her­um, gab es nur eines zu tun: die­sen steu­er­bord lie­gen las­sen und den Hebel auf den Tisch legen, sprich Dampf machen und irgend­wo hin zu flit­zen, weit weg von den tief hän­gen­den Wol­ken. Schö­ne Land­schaf­ten unter einem blau­en Him­mel, das könn­ten wir uns zum Abschluss der Fahrt doch gut vor­stel­len. Vor­trag, Film und Captain’s din­ner lie­ßen den Nach­mit­tag schnell ver­strei­chen.

Und so wach­ten wir heu­te tief hin­ten im Isfjord auf. Die Rech­nung war auf­ge­gan­gen, die schö­nen Ber­ge rund um den Bil­lefjord leuch­ten in der Son­ne. Unter den turm­ho­hen Fes­tungs­mau­ern des Skan­sen spa­zie­ren wir am Ufer zwi­schen den Res­ten einer alten Gips­mi­ne umher, schau­en uns die ein­ge­dampf­ten Res­te alter Lagu­nen an, aus Zei­ten, wo Spitz­ber­gen noch am Äqua­tor zu fin­den war. Eine klei­ne Grup­pe Ren­tie­re zieht dicht an uns vor­bei. Wir genie­ßen die Ein­drü­cke und die Land­schaft drum­her­um in ark­ti­scher Stil­le.

Gale­rie Isfjord – 11. Juni 2016

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Ark­tisch still, aber sonst so ganz anders als die bis­lang erleb­te Ark­tis erscheint Pyra­mi­den, die­ser auf­ge­ge­be­ne Vor­pos­ten der rus­si­schen Koh­le­berg­wer­ke im inne­ren Isfjord. Ein star­ker visu­el­ler Kon­trast zu allem, was Spitz­ber­gen uns bis­lang gebo­ten hat, und ein Abschluss, der die Ein­drü­cke span­nend abrun­det.

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News-Auflistung generiert am 20. April 2024 um 09:01:59 Uhr (GMT+1)
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