Das Ende der ehemaligen Bergbausiedlung Sveagruva wurde schon 2017 beschlossen. Seit Jahren wird der kleine Bergbauort im Van Mijenfjord aufgeräumt und zurückgebaut. Nun ist dabei ein weiterer Meilenstein erreicht worden: am 1. August ist das letzte Mal ein Flugzeug von Longyearbyen nach Svea und zurück geflogen. Über viele Jahre hinweg war diese Flugverbindung, die etwa 40.000 Mal geflogen sein soll, die Hauptlebensader von Sveagruva.
Flugzeug auf der Rollbahn von Sveagruva.
Nun wird der Flugplatz zurückgebaut. An diesen und anderen Arbeiten werden zunächst noch etwa 70 Menschen arbeiten, die bereits nicht mehr im Ort selbst wohnen, sondern auf Versorgungsschiffen.
Nächstes Jahr sollen laut Svalbardposten acht Arbeiter noch einmal Hand anlegen für letzte Aufräumarbeiten.
Der Ort Sveagruva ist mitsamt den ehemaligen Gruben Lunckefjellet und Svea Nord ausführlich auf einer eigenen Seite (hier klicken) innerhalb von Spitzbergen.de dokumentiert.
Hier wie auch in den folgenden Monaten – wenn alles nach Plan läuft, man weiß ja nie – werde ich die Arktis im Fernsehen verpassen, denn es gibt Arktis live und in Farbe vor Ort, und wer will, kann wie üblich bis Ende September im Reiseblog dabei sein.
Arktis Fernsehtipps: Der Fernseher in der Ritterhütte auf Gråhuken.
Der Empfang ist dort mitunter allerdings eher schlecht.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Da auch Marga im August Spitzbergen wieder vor Ort erleben will, wird es voraussichtlich in den nächsten Wochen keine Aktualisierungen der Programmtipps geben. Das kann sich in den September hinein ziehen. Je nachdem, wo gerade irgendwelche Piloten streiken.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im August
Samstag, 13.08., 23.40 Uhr: „Polarlichter: Faszination und Bedrohung“ (F 2019)
Donnerstag, 18.08., 17.25 Uhr: „Kurioses aus der Tierwelt: Der Narwal und die Perlenmuschel-Mollusken“ (GB 2013)
Schön ist es, abseits der Zivilisation in der arktischen Natur unterwegs zu sein, wie nun bis Mittwoch (27.7.) mit der Antigua. Ohne Verbindung zur Nachrichtenwelt draußen, von einer schmalen Satellitenverbindung abgesehen, die aber keinen echten Nachrichtenstrom erlaubt.
Zurück in der Zivilisation, ändert sich das direkt wieder. Die Nachrichten aus der Welt sind weitgehend deprimierend, aber natürlich nicht das Thema dieser Seite. Leider sind aber auch die Nachrichten aus Spitzbergen überwiegend alles andere als Gutelaunemacher.
So fragt man sich, was in manche gefahren ist, die in Spitzbergen im Tourismus aktiv sind und Schiffe oder Boote steuern. Zwei größere französische Expeditionskreuzfahrtschiffe (oder: kleinere Kreuzfahrtschiffe, wie man will) hatten nicht die erforderlichen Papiere für ihre Waffen an Bord; insgesamt sollen etwa 50 Gewehre beschlagnahmt worden sein. Da kann man sich schon wundern. Immerhin sind hier wohl „nur“ Fehler auf dem Papier vorgekommen und nicht während der Navigation oder unterwegs in der Natur, wo grobe Fehler schlimmere Folgen haben können.
Wie der folgende Fall zeigt. Nach der Virgo vor einigen Wochen ist nun mit der Ocean Atlantic ein größeres Expeditionskreuzfahrtschiff (oder: s.o.) der Reederei Albatross Expeditions auf Grund gelaufen. Dabei wurde offenbar der Rumpf beschädigt, so dass es zum Eindringen von Wasser kam. Als ob das noch nicht genug wäre, wurde offenbar entschieden, die Seefahrtsbehörden nicht zu informieren. Diese hätten für den Fall einer Eskalation der Situation Bereitschaftskräfte vor Ort bringen können, die im Falle eines Falles unmittelbar hätten eingreifen können. Da die Behörden aber nicht informiert wurden, geschah das auch nicht. Es erübrigt sich beinahe zu schreiben, dass eine entsprechende, unmittelbare Meldung verpflichtend ist. Man muss von Glück reden, dass nichts weiter passiert ist; die Mannschaft konnte den Vorfall an Bord kontrollieren. Irgendwer hat sich dann wohl doch hinreichend unwohl gefühlt und zum Telefon gegriffen. Bald darauf wurde die Ocean Atlantic von der Küstenwache nach Longyearbyen eskortiert, wo sie nun für weitere Prüfungen vor Anker liegt. Bei früheren Prüfungen in diesem Jahr soll das Schiff schon mehrfach mit jeweils mit mehr als 20 ernsthaften Abweichungen bei wichtigen Sicherheitsaspekten aufgefallen sein.
Kommentar: ungläubiges Kopfschütteln.
Die Ocean Atlantic im Hafen von Longyearbyen.
Im Vergleich beinahe eine Lappalie, aber dennoch ernsthaft und ebenfalls Kopfschütteln auslösend, ist der Fall der Hondius. Von dieser aus fuhr neulich im Kongsfjord eine kleine Flotte von Zodiacs zu einer kleinen Insel, um einen Eisbären aus größerer Nähe zu beobachten. Ob es hierbei zu einer Störung des Eisbären oder gar zu einer Gefährdung kam, ist wohl offen; Aussagen hierzu sind widersprüchlich. Zeugen aus Ny-Ålesund sprechen davon, dass die Boote „zu einer Zeit geschätzt etwa 50 Meter“ vom Eisbären entfernt waren. Das ist ganz klar keine Distanz, die mit Blick auf eventuelle Störung oder Gefährdung von Mensch oder Tier prinzipiell besorgniserregend erscheinen müsste. Mehr kann man dazu nicht sagen, ohne den konkreten Vorgang im Detail zu kennen.
Was aber klar ist: Die betreffende Insel ist ein Vogelreservat. Vom 15. Mai bis zum 15. August ist ein Abstand von 300 Metern gesetzlich vorgeschrieben, und der gilt auch für Boote auf See. Diese Regel gilt für die betreffenden Inseln (und andere) schon seit Jahrzehnten.
Kommentar: Auch hier schüttelt der Beobachter sich verwundert den Kopf und fragt sich, wie das passieren konnte. Etwas anderes als frappierende Ahnungslosigkeit bezüglich schon lange geltender Regeln fällt diesem Autor als mögliche Erklärung nicht ein. Das dürfte einer Firma, die hier schon seit Jahrzehnten im Geschäft ist, nicht passieren; man darf erwarten, dass auf jedem Schiff, zumal auf einem großen Schiff mit Platz für deutlich mehr als 100 Passagiere, mindestens der Expeditionsleiter erfahren genug ist, um die wichtigen Regeln zu kennen. Der Vorfall wird die Diskussion um eine Zertifizierung der Guides sicher weiter befeuern, und das aus gutem (beziehungsweise: ungutem) Grund. Leider verläuft auch diese prinzipiell sinnvolle und wichtige Diskussion in eine wenig sinnvolle Richtung, aber das ist ein anderes Thema.
Es ist beste sommerliche Hauptreisezeit im Norden, aber viele sind gestrandet, kommen nicht in den Urlaub oder nicht wieder nach Hause oder hängen irgendwo dazwischen fest.
Der Pilotenstreik bei SAS, der am Montag begann, geht weiter. Leider gibt es bislang keine guten Nachrichten, soweit bekannt, scheinen die Konfliktparteien derzeit nicht einmal miteinander zu reden, zumindest nicht offiziell. Das ist kaum vorstellbar in Anbetracht der Tatsache, dass länderübergreifend zentrale Infrastruktur lahmgelegt ist, aber es scheint tatsächlich so zu sein.
SAS oder Norwegian: dieses Mal wurde es zum Glücksspiel.
Für unsere Reise „Spitzbergen unter Segeln“ mit der Antigua, die am Samstag beginnen soll, sind heute und morgen für viele die zentralen Anreisetage. Wer glücklicherweise einen Flug bei Norwegian gebucht hat, hat keine Probleme mit dem Streik zu erwarten. Für all diejenigen, die einen Flug mit SAS gebucht haben, sind die Aussichten nun aber unsicher. Zwar ist etwa der SAS-Flug von Oslo nach Longyearbyen am Freitag – Stand Donnerstag 8 Uhr früh – noch nicht storniert, aber man kann wohl vermuten, dass das nur eine Frage der Zeit ist.
Da zerbrechen über Jahre gehegte Reiseträume. Auf diese Reise wollte etwa ein junger Mann mitkommen, der wirklich im Schüleralter jahrelang das Sparschwein gefüllt hat, um sich den lang gefüllten Traum von Spitzbergen zu ermöglichen. Um nur ein (bewegendes) Beispiel zu nennen. Und jetzt das.
Noch ist nicht aller Tage Abend, noch dürfen wir hoffen, dass sich etwas zum Guten bewegt. Wir hoffen, dass möglichst viele von Euch doch noch möglichst bald den Weg nach Longyearbyen finden. Dann wird auch die Antigua wieder den Weg dorthin finden und Euch gerne mitnehmen. Von all dem Daumendrücken hat man mittlerweile Muskelkater, aber wir drücken weiter! Ich weiß, das erscheint dünn, aber so sehr wir es uns wünschen würden, haben wir einfach nicht mehr als das in der Hand.
Was alles Weitere betrifft, so bitten wir alle gebuchten Teilnehmenden, Kontakt mit der Geographischen Reisegesellschaft aufzunehmen, soweit nicht schon geschehen, und auch die Informationen dort auf der Webseite in der Rubrik „Neues & Reiseblog“ zu beachten.
Als ob 2 Jahre Corona nicht genug wären: seit gestern sind die Piloten der skandinavischen Fluggesellschaft im Streik, und damit fallen derzeit täglich bis zu 250 Flüge aus.
Das schließt, nach aktueller Meldung der Svalbardposten, auch Flüge nach Longyearbyen ein.
SAS, bitte einigt euch!
Der Streik wurde nach Auslaufen einer Verhandlungsfrist Montag Mittag ausgerufen.
Alle betroffenen Reisenden müssen nun mit Unsicherheit und wohl oft auch Frustration umgehen, sollten aber daran denken, dass der gesellschaftliche Druck in Skandinavien sehr hoch ist und intensiv an einer Verhandlungslösung gearbeitet wird. Es ist also zumindest eine reelle Möglichkeit, dass der Streik jederzeit wieder beendet wird.
Die norwegische Verbraucherzentrale rät allgemein, zunächst abzuwarten und nicht gebuchte Flüge selbst voreilig zu stornieren, einmal mit Blick auf ein mögliches Streikende, aber auch um Fluggastrechte nicht zu verlieren.
Die Möglichkeiten einer sinnvollen, also zeitnahen Umbuchung zu einem Ziel wie Longyearbyen, das nicht per Bus oder Bahn erreichbar ist, sind ohnehin derzeit praktisch nicht gegeben.
Kommentar
Was soll man sagen – wie ganz sicher sehr viele andere jetzt auch, könnte ich nun den ganzen Tag lang in hohem Bogen kotzen. Am Samstag wollen wir mit der Antigua los, es soll die erste lange Sommerfahrt seit 2019 werden. Viele haben sich lange, sehr lange, auf diese Fahrt gefreut, und nun sind wir mit dieser erheblichen Unsicherheit konfrontiert. Und natürlich betrifft das noch viel mehr Reisende, die Pläne haben, in die ich nicht involviert sind, auch denen drücke ich alle Daumen.
Leider habe ich keinen besseren Rat als abzuwarten, die Entwicklung zu beobachten und das Beste zu hoffen. Noch sind mehrere Tage Zeit, und sobald die Piloten und die SAS sich geeinigt haben, wird der Flugbetrieb sehr schnell wieder aufgenommen werden. Der Druck auf beide Seiten ist hoch.
Was unsere Antigua-Mitreisenden betrifft: Uwe Maaß von der Geographischen Reisegesellschaft wird bald Kontakt aufnehmen. Leider hat auch Uwe weder einen direkten Draht zum lieben Gott noch eine Kristallkugel, aber immerhin ein paar Hinweise.
Die Sache beschäftigt Norwegen und Russland nun schon eine Weile: Eine Lieferung, die primär Lebensmittel umfassen soll und für Barentsburg bestimmt ist, hängt an der Grenze zwischen Nordnorwegen und Russland fest. Die Ladung sollte auf dem Landweg von Russland nach Tromsø gebracht und dort auf ein Schiff verladen werden.
Barentsburg in helleren Zeiten (2019).
Wegen der nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verhängten Sanktionen verweigert Norwegen jedoch die Einreise. Zwar sichert der Spitzbergenvertrag allen Unterzeichnerstaaten, darunter Russland, den freien Zugang, was nach norwegischer Ansicht jedoch nicht automatisch das Recht auf einen Transportweg durch das norwegische Festland einschließt. Russland habe, so Norwegen, jederzeit die Möglichkeit, Barentsburg auf dem Seeweg von einem eigenen Hafen aus zu beliefern. Spitzbergen ist vom Hafenverbot für russische Schiffe ausgenommen, auch eine Anfrage für eine Ausnahme vom Landeverbot für russische Flugzeuge würde man bei Bedarf in Erwägung ziehen, heißt es.
Russland reagiert darauf mit Verärgerung, politischen Drohungen – Norwegen breche wieder einmal den Spitzbergenvertrag – und mutmaßlich mit Hackerangriffen auf öffentliche Webseiten in Norwegen. Cyberangriffe hat es in den letzten Wochen mehrfach gegeben, Norwegen bringt diese mit russischen Hackergruppen in Verbindung.
Die Versorgung in Barentsburg ist bislang stabil; man habe andere Lieferanten, heißt es dort. Zwischendurch war NRK zufolge auf russischer Seite von einer drohenden Versorgungskrise die Rede, was in Norwegen als Überreaktion bezeichnet wurde.
Hier wie auch in den folgenden Monaten – wenn alles nach Plan läuft, man weiß ja nie – werde die Arktis im Fernsehen verpassen, denn es gibt Arktis live und in Farbe vor Ort, und wer will, kann wie üblich bis Ende September im Reiseblog dabei sein, der auf der gleichen Seite erscheint wie dieser Beitrag.
Arktis Fernsehtipps: Der Fernseher in der Ritterhütte auf Gråhuken.
Der Empfang ist dort mitunter allerdings eher schlecht.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Vielleicht ist es der Jahreszeit geschuldet, dass die Liste recht kurz ausfällt. Aber gerade im Sommer könnte man doch etwas gedankliche Abkühlung gut gebrauchen, oder nicht?
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im Juli
Samstag, 02.07., 11.55 Uhr: „Wildnis Europa: Der Moschusochse“ (D/F/A 2022)
Dienstag, 05.07. 09.25 Uhr: „Mittsommer in Norwegen: Südlich vom Polarkreis“ (D 2021)
Dienstag, 05.07., 10.20 Uhr: „Mittsommer in Norwegen: Nördlich vom Polarkreis“ (D2021)
Sonntag, 10.07., 10.25 Uhr (Wiederholung): „Mittsommer in Norwegen: südlich vom Polarkreis“
Sonntag, 10.07., 11.20 Uhr (Wiederholung): „Mittsommer in Norwegen: nördlich vom Polarkreis“
EA = Erstausstrahlung auf Arte.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf anderen Programmen
Montag, 18.07., täglich bis Donnerstag, 21.07., und Samstag, 23.07:, jeweils 19.50 Uhr, MDR: „BIWAK“, mit verschiedenen Zielen in Island. Jetzt schon in der ARD Mediathek zu sehen. Mit unserem Guide-Kollegen Daniel Höhne („lebedeinereise“), der einigen sicher von unseren Antigua-Fahrten in Spitzbergen im September bekannt ist!
Die Vogelgrippe ist nun auf Spitzbergen und damit erstmalig in der Arktis nachgewiesen worden. Forscher hatten damit gerechnet, dass das Vogelgrippevirus nun dort ankommen würde, da es im Frühjahr einen großen Ausbruch unter Weißwangengänsen in England und Schottland gegeben hatte. Diese Gänse ziehen im Frühjahr nach Svalbard und brüten jetzt dort. Gerade in und um Longyearbyen herum sind sie nach dem Frühjahrszug in großer Zahl zu finden, bevor sie sich auf die Brutplätze verteilen.
Weißwangengänse: mögliche Überbringer der Vogelgrippe (hier in Ny-Ålesund).
Der aktuelle Nachweis stammt von einer Eismöwe, die von einer Spaziergängerin tot am Ufer in der Nähe des Hafens in Longyearbyen gefunden wurde, wie NRK berichtet.
Das Vogelgruppevirus ist für Vögel hoch ansteckend und gefährlich, so dass man sowohl für Zuchtvogelbestände in Norwegen als auch für die großen Vogelkolonien in Spitzbergen mit möglicherweise schlimmen Folgen rechnen muss.
Funde toter Vögel sollen dem Sysselmester gemeldet werden. Auf keinen Fall soll man tote Vögel oder Vogelkot berühren, auch wenn die Ansteckungsgefahr für Menschen gering sein soll.
Mit der Meander haben wir dieses Jahr bereits die Überfahrt von Norwegen nach Spitzbergen gemacht, Ende August geht es mit ihr in Spitzbergen auf Fahrt und künftig haben wir mit ihr viel vor (die Termine für 2023 sind gerade in Arbeit, hier (klicken) ist schon einmal der Überblick, in den nächsten Tagen gibt es weitere Details).
Um genau das zu erreichen, hat Christiane Dalcolmo das Projekt Sailing SOUTH 2024 ins Leben gerufen. Sailing SOUTH 2024 ist die Idee, im Kielwasser von Ernest Shackleton zu reisen – zur Antarktischen Halbinsel und nach Südgeorgien. Nicht auf einem größeren Kreuzfahrtschiff, sondern unter Segeln, und zwar auf einem kleinen Schiff für großes Abenteuer.
Christiane sucht wagemutige Mitseglerinnen und Mitsegler, damit Sailing SOUTH 2024 Realität werden kann. Stattfinden soll die große Reise an 46 Tagen, vom 04.02.2024 bis zum 20.03.2024. Wer dabei sein will, sollte seefest und abenteuerlustig sein und in der Lage, Zeit und Geld in einen großen Traum zu stecken.
Da ich für ein solches Projekt ganz viel Sympathie habe, mache ich gerne hier darauf aufmerksam. Eigene Interessen verfolge ich dabei nicht, ich werde leider nicht dabei sein können (falls jemand meine Teilnahme sponsern will – nur zu, wenn ich könnte, wäre ich sofort dabei!), auch wir als Geographische Reisegesellschaft sind nicht involviert – es ist ein Projekt von Christiane Dalcolmo, der ich dazu alles Gute und viel Erfolg bei der Suche nach MitseglerInnen wünsche! Alle weiteren Informationen findet man hier auf der Seite, die Christiane für das Projekt Sailing SOUTH 2024 gestaltet hat.
Nach langer, kontroverser und oft emotionaler Diskussion hat nun die Regierung in Oslo entschieden und offiziell mitgeteilt: In Longyearbyen lebende Ausländer (Menschen ohne norwegischen Pass) wird das kommunale Wahlrecht entzogen sowie die Möglichkeit, für den Gemeinderat (lokalstyre) zu kandidieren.
Dieser kontroverse Vorschlag war eine Weile in der Diskussion und wurde auch auf dieser Seite bereits aufgegriffen; auf den entsprechenden Beitrag (hier klicken) wird für die Hintergründe verwiesen.
Effektiv bedeuten die neuen Regeln, dass Menschen ohne norwegische Staatsbürgerschaft, die in Longyearbyen wohnen, zudem mindestens drei Jahre in einer Gemeinde auf dem Festland als wohnhaft gemeldet (gewesen) sein müssen, um in Longyearbyen das aktive und passive Wahlrecht zun haben. Das trifft auf einen großen Teil der in Longyearbyen lebenden, nicht-norwegischen Bevölkerung nicht zu, unabhängig von der Länge der Zeit, die diese in Longyearbyen gelebt haben. Manche werden nun nach vielen Jahren bei der nächsten Kommunalwahl 2023 nicht wieder wählen dürfen und sind von einer Kandidatur ausgeschlossen.
Wie man sich vorstellen kann, führt die Entscheidung bei vielen Betroffenen zu Frustration und dem Gefühl, als Bürger zweiter Klasse behandelt zu werden, wie Svalbardposten schreibt.
Justizminsterin Emilie Enger Mehl begründet die Entscheidung folgendermaßen (aus der amtlichen Mitteilung der norwegischen Regierung, eigene Übersetzung): „Die Verbindung zum Festland trägt dazu bei, dass die, die zu jeder Zeit diese Gemeinde verwalten, gute Kenntnis und ein gutes Verständnis der Svalbardpolitik und des für Svalbard geltenden Rahmens haben. … Es werden … zum Betrieb von Dienstleistungen und Infrastruktur bedeutende Mittel vom Festland überführt. Einwohner mit Anbindung ans Festland werden daher oft zu dieser Finanzierung beigetragen haben. Die Forderung nach der Anbindung ans Festland muss auch in diesem Licht gesehen werden.“
Chor in Longyearbyen. Mitsingen darf jeder, wählen nicht.
Ergänzung (19.6.): Laut NRK sind etwa 700 EinwohnerInnen betroffen, die bislang wahlberechtigt waren. Im Gemeinderat sitzt derzeit genau eine Person mit nicht-norwegischer Staatsbürgerschaft, nämlich die Schwedin Olivia Ericson.
Kommentar
So weit so klar: wer (möglicherweise) gezahlt hat, soll bestimmen; wer nicht oder nur wenig (die Steuern in Spitzbergen sind niedrig) gezahlt hat und nicht den richtigen Pass hat, wird nicht politisch beteiligt.
Der Gemeinderat ist genau das: ein Gemeinderat. Er verwaltet lokale Verkehrswege, Kindergärten, Schule, sonstige Infrastruktur – was eine Gemeinde eben so macht. Auf die nationale Gesetzgebung einschließlich jener, die für Svalbard gilt, hat Longyearbyen Lokalstyre keinen Einfluss (sonst wäre diese Entscheidung der Regierung wohl auch kaum so gefallen, vor Ort sind die meisten gegen diese Änderung). Außerhalb des Gemeindegebiets hat der Gemeinderat nichts zu sagen.
Man fragt sich, wovor die norwegische Regierung Angst hat. Bislang ist die Lokalstyre fest in norwegischer Hand. Und selbst wenn eines Tages Dänen und Schweden, Deutsche und Thailänder ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend in der Lokalstyre sitzen und über die Finanzierung einer Straße oder eines Kindergartens mitbestimmen wollen – wo ist das Problem? Ein lokaler Abgeordneter der Rechtspartei („Høyre“) hat im Gemeinderat dazu letztes Jahr sinngemäß gesagt: „Hierbei geht es um Sicherheit, und da können wir keine Kompromisse eingehen.“
Das hätte man gerne etwas konkreter. Wo werden hier norwegische Sicherheitsinteressen berührt oder gar eingeschränkt?
Selbst wenn es so wäre: Die aktuelle Entscheidung ist nach Stand der Dinge präventiv, ein nennenswerter Einfluss nicht-norwegischer Gruppen auf die Lokalpolitik ist nicht erkennbar und auch nicht absehbar.
Für diese Prävention nimmt die norwegische Regierung in Kauf, dass ein wesentlicher Teil der Bevölkerung Longyearbyens sich nun als Bürger zweiter Klasse sieht.
Norwegische Politiker lassen keine Gelegenheit aus, um darauf hinzuweisen, dass Svalbard norwegisch ist, dass Longyearbyen norwegisch ist. Aber auf einmal soll eine Wohnzeit beliebiger Länge in Longyearbyen nicht mehr ausreichen, um den Rahmen norwegischer Politik für Spitzbergen zu verstehen?
Justizministerin Mehl sagt: „Niemand wird von den demokratischen Prozessen ausgeschlossen, aber du musst drei Jahre auf dem Festland gewohnt haben, um in der Lokalstyre zu sitzen.“ (Svalbardposten).
Es ist schwer zu sagen, was mehr beunruhigt: Dass die Regierung so einfach über die zahlreichen Hörungseingaben, die sich diesem Vorschlag gegenüber ablehnend geäußert haben, hinweg gegangen ist. Dass Mehl einfach behauptet, niemand würde „von den demokratischen Prozessen ausgeschlossen“, wenn tatsächlich genau das passiert. Kaum ein Bewohner Longyearbyens nichtnorwegischer Herkunft hat drei oder mehr Jahre in einer norwegischen Festlandsgemeine gelebt, und diese Bedingung ist für die allermeisten kaum zu erfüllen. Der Wunsch, das zu tun, wird auch kaum wachsen, nachdem Oslo den Betreffenden nun so deutlich den Mittelfinger gezeigt hat – ja, eine starke Interpretation des Vorgangs, aber genau so fassen viele diesen auf. Wo in einem europäischen, modernen, demokratischen Land wird Ausländern heutzutage das Stimmrecht entzogen, das sie über viele Jahre hatten? Es ist eine politisch unappetitliche, rechtsnationalistisch und ausländerfeindlich anmutende Entscheidung, die die norwegische Regierung hier getroffen hat. Innerhalb der europäischen Regierungen begibt sie sich damit in eine Gesellschaft, in der sie sich selbst wohl kaum sieht.
Die MS Virgo, die im Fuglefjord auf Grund gelaufen war, ist zurück in Longyearbyen. Sie soll unter Begleitung, aber unter eigener Kraft vom Nordwesten Spitzbergens, wo der Fuglefjord liegt, bis in den Hafen in Adventfjord gefahren sein.
Taucher der Küstenwache hatten vor Ort im Fuglefjord versucht, das Leck provisorisch abzudichten, was aber wohl nicht geklappt hat. Darüber hinaus wurde wohl Diesel von Polarsyssel, dem Dienstschiff des Sysselmesters, abgepumpt.
MS Virgo in Longyearbyen, heute (Donnerstag) Vormittag.
Weitere Informationen gibt es aber bislang nicht, vor allem über den Umfang des Schadens sowie über die Menge möglicherweise im Fuglefjord ausgelaufenen Treibstoffs (Diesel) sowie über den genauen Unfallhergang ist noch nichts öffentlich bekannt.
Es ist genau das Scenario, vor dem man sich fürchtet: Das Auflaufen eines Schiffes mit Beschädigung eines Treibstofftanks.
Was genau gestern Vormittag im Fuglefjord im Nordwesten Spitzbergens passierte und was für Folgen es haben wird, ist derzeit noch nicht (öffentlich) bekannt. Klar ist, dass das kleine schwedische Expeditionskreuzfahrtschiff MS Virgo gestern (Dienstag, 14.6.) gegen 10 Uhr Vormittags im Fuglefjord Grundberührung hatte. Wahrscheinlich geschah die Grundberührung bei der Anfahrt von Norden während der Passage einer Gruppe kleiner Felsen und Inselchen, die als Fugleholmane bekannt sind. Diese Passage ist kleinen Schiffen normalerweise bei vorsichtiger Navigation problemlos möglich, die Gewässer sind sind Jahren gut kartiert und es gibt mehrere Routen, die zwar schmal sind, aber oft befahren werden. Der Fuglefjord selbst ist durchgehend tief (von einer 7,5 Meter Untiefe im Eingangsbereich abgesehen, die einem kleinen Schiff wie der Virgo mit einem deutlich geringeren Tiefgang aber nicht gefährlich werden kann). Nur der innerste Teil des Fjords in Gletschernähe ist unkartiert.
Enge Passage zwischen Felsen und Untiefen im Bereich der Fugleholmane bei der Einfahrt in den Fuglefjord von Norden.
Was gestern schief ging und wie es zur Grundberührung kam, ist noch nicht bekannt.
Der Sysselmester hat aber bekannt gegeben, dass nicht nur der Rumpf, sondern auch ein Treibstofftank beschädigt wurden, so dass die Gefahr des Treibstoffaustritts besteht. Die MS Polarsyssel, das mit Ausrüstung zur Verhinderung von Ölausbreitung ausgerüstete Dienstschiff des Sysselmesters, war in wenigen Stunden zur Stelle. Arbeiten zum Abdichten des Lecks und zur Verhinderung der Ausbreitung von Treibstoff wurden sofort begonnen.
Verletzt wurde niemand. Es waren 13 Passagiere und eine siebenköpfige Mannschaft an Bord.
Wie alle Schiffe in den meisten Teilen Spitzbergens fährt die Virgo mit marinem Diesel. Schweröl darf sich in den Nationalparks und Naturreservaten, die einen Großteil der Inselgruppe umfassen, seit Jahren nicht mehr an Bord befinden. Schwere, lang andauernde Ölpesten werden durch Roh- oder Schweröl verursacht, das aber hier glücklicherweise nicht vorhanden ist; diese Gefahr besteht also immerhin nicht. Eine leichtere, weniger lang andauernde Verschmutzung durch Diesel ist nach gegenwärtigem Kenntnisstand aber nicht auszuschließen. Da sich in der Umgebung große Vogelkolonien befinden wie die Krabbentaucherkolonien auf den vorgelagerten Inseln Fuglesongen und Nachbarinseln, könnte eine Verschmutzung mit Treibstoff potenziell ökologisch verheerende Folgen haben.
Schnee von gestern, das sind die Schneefelder rund um Longyearbyen nun im unmittelbaren Sinne, jedenfalls zu einem großen Teil. Nach einem teilweise immerhin recht kalten Winter (trotz einiger heftiger Regentage im März) kam die Schneeschmelze gegen Ende Mai zwar halbwegs kalendergerecht, aber dann im Verlauf deutlich schneller als üblich. In und um Longyearbyen schmilzt der Schnee immer um Wochen früher und schneller als sonstwo – es gibt ein paar typische Flecken wie die nur wenige hundert Meter kurze Motorschlittentrasse zwischen Longyearfluss und Tankstelle sowie die eine oder andere kurve im unteren Adventdalen, die besonders prekär sind und oft die winterliche Tourensaison für weniger Hartgesottene beenden, die ihren Motorschlitten nicht im Adventdalen parken und mit per Auto herbeigeschafften Kanistern betanken wollen.
Longyearbyen-Kenner haben „Nofretete“ und „Sektglas“ auf dem Schirm. Wenn der Schnee auf großen Flächen weg ist, bleiben immer noch einige Schneefelder, die sich teilweise bis weit in den Sommer hinein halten, wenn auch schrumpfend. Vor allem zwei dieser Schneefelder haben sehr markante Formen. Da wäre einmal die Nofretete:
Das Schneefeld „Nofretete“ auf der Nordseite des Adventfjord. Von Longyearbyen selbst aus ist es nicht sichtbar. Die Ähnlichkeit mit dem berühmten Profil der Büste der altägyptischen Schönheit ist deutlich, auch wenn Nofretete hier etwas schlecht gelaunt zu sein scheint.
Noch berühmter ist das „Sektglas“, ein Schneefeld von entsprechender Form am Operafjellet, östlich von Longyearbyen im Adventdalen. Das „Sektglas“ ist im Frühsommer von Longyearbyen aus deutlich sichtbar.
Das noch nicht ganz von der Umgebung freigestellte „Sektglas“
am Operafjellet östlich von Longyearbyen, Ende Mai 2022.
Zum Sektglas gibt es noch eine kleine Geschichte, die jedes Jahr in Longyearbyen Aufmerksamkeit auf sich zieht: Und zwar führt das Schmelzen des Schnees zuverlässig dazu, dass das Sektglas zunnächst eine ziemlich perfekte Form bekommt – der Kelch etwas runder und weniger schlank als üblich – aber dann „bricht“ der Stiel, oder auf norwegisch: „stetten går“, der Stiel „geht“. Das „Gehen“ des Stiels ist das letzte Ereignis in der Natur in und um Longyearbyen, das den Sommer endgültig einleitet (das erste ist das Erscheinen der Schneeammer).
Meistens „geht“ der Stiel Ende Juli oder Anfang August. Davor kann man bei der Lokalzeitung Svalbardposten einen Tipp abgeben, an welchem Datum der Stiel im jeweiligen Jahr wohl bricht. Dem Sieger oder der Siegerin winken Ruhm und Ehre.
Dieses Jahr bewies Sarah Gerats (manchen sicher als geschätzte Guide-Kollegin auf der Antigua bekannt) das richtige Gespür und gab nicht als einzige, aber als erste den richtigen Tipp ab, dass der Stiel bereits am 6. Juni (!) gehen würde. Und so kam es tatsächlich.
Das Sektglas mit gebrochenem Stiel am 6. Juni 2022.
Damit gehört der diesjährige Sektglasbruch zu den frühesten seiner Art, was mit den sehr warmen Tagen Ende Mai zu tun hat, wo in Longyearbyen mit über 12 Grad die wärmsten Mai-Temperaturen seit Jahrzehnten gemessen wurden. Der früheste Stielbruch aller Zeiten war es aber wohl nicht.
Sarah Gerats, Gewinnerin der diesjährigen Sektglas-Wette.
Hier zusammen mit dem damaligen Antigua-Kapitän Mario Czok bei der Bäreninsel (2018).
Wenn es mit den von Marga empfohlenen Sendungen losgeht, heißt es im Norden bereits auf der Antigua: Segel setzen und Kurs ins Eis. Dann gibt es Arktis live und in Farbe, mit frischem Wind um die Nase! Und dem kann man natürlich im Arktis-Reiseblog folgen, der auf der gleichen Seite erscheint wie dieser Beitrag.
Arktis Fernsehtipps: Der Fernseher in der Ritterhütte auf Gråhuken.
Der Empfang ist dort mitunter allerdings eher schlecht.
Die Listen werden bei Bedarf aktualisiert. Sachdienliche Hinweise werden von jeder Spitzbergen.de-Dienststelle entgegengenommen.
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im Juni
Freitag, 03.06., 16.55 Uhr: „Kanada – Eine Familie auf sich gestellt in Yukons Wildnis“ (CDN 2014, EA)
Samstag, 04.06., 08.05 Uhr: GEO-Reportage: „Norwegen, die Rentierprinzessin“ (D, 2018)
Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen
vom Polarlicht bis zur Mitternachtssonne. Ein erzählend-informativer, üppig illustrierter Bildband, thematisch und geographisch rund um die schönen Inseln im Norden.