Pünktlich zu Weihnachten gibt es aus dem hohen Norden gute Nachrichten: Das Projekt, Spitzbergen so weit wie möglich von lokalen PCB-Quellen zu befreien, ist abgeschlossen. Am 23.12. lieferte die russische Trust Arktikugol die letzten PCB-haltigen Elektrobauteile nach Longyearbyen, von wo aus sie zur fachgerechten Entsorgung nach Finnland gebracht werden.
In dem zwischen norwegischen und russischen Akteuren vereinbarten Projekt sind insgesamt 4.762 ältere Geräte, die das gefährliche, langlebige Umweltgift PCB enhalten, in den Siedlungen aufgespürt und entfernt worden, von denen allein 3.750 aus den russischen Orten Barentsburg und Pyramiden stammen.
Barentsburg: Größter PCB-Lieferant in Spitzbergen
Am 01. Februar 2011 werden in Longyearbyen bei der Einreise Passkontrollen eingeführt. Hintergrund ist, dass Norwegen Teil des Schengen-Vertragsgebietes ist, Spitzbergen aufgrund seines besonderen Status (siehe Spitzbergen-Vertrag) aber nicht; dort haben Bürger aller Signatarstaaten uneingeschränktes Aufenthaltsrecht. Laut Schengen-Vertrag müssen an den Außengrenzen des Schengen-Gebietes Passkontrollen durchgeführt werden.
Auch Personalausweise werden akzeptiert. Da es solche in Norwegen (noch) nicht gibt, können norwegische Staatsangehörige sich übergangsweise mit Führerscheinen ausweisen, die nach 1998 ausgestellt worden sind, mit Bankkarte oder Dienstausweis des Militärs. Da Kinder solche Ersatzpapiere nicht haben können und Norwegern das Mitführen von Pässen nicht zugemutet werden soll, können Kinder von einem begleitenden Erwachsenen identifiziert werden. Diese Übergangsregelungen gelten nur, solange es in Norwegen keine Personalausweise gibt.
Flughafen Longyearbyen: Demnächst mit Passkontrolle
Nordlichter (auch Polarlicht oder Aurora borealis beziehungsweise A. australis auf der Südhalbkugel) gehen auf den Sonnenwind zurück, also einen Partikelstrom, der von der Sonne ausgeht und in der höheren Atmosphäre mit dem Magnetfeld der Erde und mit Gaspartikeln reagiert. Somit ist die Häufigkeit und Intensität von Nordlichtern von der Sonnenaktivität abhängig. Diese schwankt unter anderem in einem 11-Jahre-Zyklus, der 2013/14 einen neuen Maximum entgegengeht. Nordlicht-Fans sollten sich diesen Zeitraum merken.
Nordlicht in Spitzbergen, Oktober 2008.
Quelle: Nordlicht-Forscher Dag Lorentzen (UNIS, Longyearbyen), Svalbardposten
Seit dem 19. November 2010 ist die Insel Jan Mayen Naturreservat. Der Schutzstatus umfasst die gesamte Insel mit Ausnahme eines Areals rund um die Station und das Flugfeld, dazu eine 12-Meilenzone auf See. Die Schutzvorschriften ähneln denen der Naturreservate der Spitzbergen-Inseln, allerdings muss der auf Jan Mayen ohnehin äußerst überschaubare Tourismus sich auf Einschränkungen einstellen: Landgänge von Schiffen innerhalb des Schutzgebietes sind nur noch mit Genehmigung des Stationskommandanten erlaubt (dies formalisiert eine gängige Praxis) und Zelten ist nur noch der Stationsbesatzung sowie deren Besuchern erlaubt.
Wer die Vogelwelt Spitzbergens einmal erlebt hat, wird die beeindruckenden Dickschnabellummenkolonien in unvergesslicher Erinnerung behalten, wo mitunter viele zehntausende der schwarzweißen Lummen auf engstem Raum brüten. Der schon seit Jahren zu beobachtende Rückgang der Individuenzahlen hat nun dazu geführt, dass die Dickschnabellumme auf der norwegischen Roten Liste steht, die Spitzbergen mit einbezieht. Auf dem Festland muss Norwegen schon eine Weile mit ansehen, wie eine Seevogelkolonie nach der anderen nahezu verschwindet. So schlimm ist es auf Spitzbergen (noch?) nicht, aber ein deutliches Warnsignal ist die neue Einstufung allemal. Die Gründe sind nicht im Detail bekannt, haben aber wahrscheinlich mit einer Veränderung der Nahrungsgrundlage zu tun. Diese kann wiederum an Auswirkungen des Klimawandels oder Überfischung geknüpft sein.
Mehrere weitere Spitzbergen-Arten, vor allem Pflanzen wie Gräser, sind ebenfalls neu auf der Liste aufgetaucht, was nicht unbedingt bedeuten muss, dass diese Arten jeweils schlechter dastehen als früher: Grund für die Rot-Listung kann auch sein, dass nun neue Informationen über die Beschränkung einer Art auf wenige Standorte vorliegen, was automatisch ein höheres Gefährdungspotential mit sich bringt.
Andere Arten konnten von der Liste gestrichen werden, was ebenfalls mitunter an verbesserter Information liegt.
Im neugebauten Kulturhaus im Zentrum von Longyearbyen haben die ersten Veranstaltungen stattgefunden. Offiziell wird am 02. Dezember eröffnet, auch wenn hinter den Kulissen noch Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem nicht unumstrittenen Projekt laufen.
Longyearbyen hat ein erstaunlich reichhaltiges kulturelles Leben, insbesondere in der nun einsetzenden Polarnacht: Blues- und Jazzfestival, Kunst»pause«,…
Seit 2006 sind viele Fjorde an der Westküste Spitzbergens, die unter Golfstromeinfluss steht, im Winter kaum noch zugefroren. Wissenschaftler vermuten nun, dass der kommende Winter wieder mehr Fjordeis bringen könnte, so wie man es aus der Vergangenheit auch kannte. Grund für diese Annahme ist zunächst die Beobachtung von Wassertemperaturen unter null Grad bereits im September (Gefrierpunkt von Salzwasser: um minus 1,8°C). Dies könnte ausgerechnet mit dem Mangel an Eis in den letzten Wintern zusammenhängen: Gefriert das Wasser, reichert sich das verbleibende Salz im Wasser unter dem Eis an. Das Wasser wird dadurch dichter (schwerer), fließt somit aus den Fjorden in die Tiefsee und wird wiederum durch wärmeres Atlantikwasser ersetzt. Da dieser Prozess nun weitgehend ausfiel, konnten die Wassermassen verstärkt in den Fjorden verbleiben und sich dort stationär abkühlen.
Die Wissenschaftler legen Wert darauf, dass von solchen regionalen Effekten kein Rückschluss auf die globale Klimaentwicklung gezogen werden kann. Zudem steht die Annahme, dass ein Winter mit viel Fjordeis bevorsteht, natürlich noch unter diversen Vorbehalten…
Das weltweit größte Segelschiff besucht Ende September Spitzbergen. Die Sedov, 1920 in Kiel auf Kiel gelegt und seit 1945 in russischer Eignerschaft, ist als Viermastbark mit über 4000 m2 Segelfläche wohl das größte Segelschiff, das heute noch auf den Weltmeeren fährt.
Eine der vier Hütten von Brucebyen (Russehytta) brannte am 17. August komplett ab, nachdem eine Gruppe Wanderer die Glut aus dem Ofen im Windfang deponiert und den Ort verlassen hatte. Die Hütte wurde um 1919/20 errichtet, im Zusammenhang mit der Eröffnung einer schottischen Kohlegrube. Auf Spitzbergen ist es nicht erlaubt die Asche über die Tundra oder ins Meer zu verstreuen. Ganz korrekt, sollte sie erkaltet zurück nach Longyearbyen gebracht werden.
Seit 15. August ist auf Spitzbergen die Jagd auf Rentiere wieder eröffnet. Die Gegenden für die Jagd sind begrenzt und werden ebenso wie die Tiere verlost. Der Renbestand im Jagdgebiet zwischen Sassendalen und Gröndalen ist seit etwa fünf Jahren rückläufig und dieses Jahr wurden besonders wenige Kälber registriert.
Die norwegische Küstenbehörde (Kystverket) war diesen Monat rund um Spitzbergen unterwegs, um mögliche Nothäfen im Falle von Schiffshavarien zu kartieren. Unter anderem dabei waren: Vertreter des Norwegischen Polarinstituts, der Naturschutzbehörde, des Sysselmanns und des Norwegischen Schiffstechnischen Forschungsinstitutes (MARINTEK). An der Westküste sind die bisher besten Stellen der Magdalenefjord, Trygghamna und Hornsund. Im Verlauf des Herbstes wollen sich die Experten über die Nothäfen einigen und diese noch vor dem Jahreswechsel veröffentlichen. Hintergrund ist der in den letzten Jahren gestiegene Schiffsverkehr rund um den Archipel, der die Wahrscheinlichkeit für Havarien erhöht.
Daß Spitzbergen eine reiche Fundgrube für sauriersuchende Archeologen ist, weiß man seit dem spektakulären Fund eines Pliosauriers von 2007 am Janusfjellet, nördlich von Longyearbyen. Letztes Jahr wurden drei Skelette von Ichthyosauriern gefunden, die dieses Jahr geborgen werden sollten, doch die Forscher stießen erneut auf einen spektakulären Fund: einen Plesiosaurier mit einem drei Meter langem Hals. Jetzt wollen die Forscher anhand ihrer zahlreichen Funde die Schritte der Evolution im Polarmeer der Kreidezeit studieren.
Das nordpolare Meereis hat seine größte Ausdehnung im Winter. Im Frühjahr bilden sich unter dem Eis, in einem schummrigen Licht Algenteppiche. Dann steigen kleine Krebstierchen aus den Tiefen des Polarmeeres hinauf zum Eis, um diese Algen abzuweiden. Wenn die Krebschen dick und fett sind, werden sie von größeren Meereslebewesen gefressen, die wiederum gefressen werden, bis die Nahrungskette schließlich beim Eisbären angelangt ist. – Das kennen die meisten von uns noch aus der Schule oder wir haben es spätestens in einem der vielen Filmreportagen über die Arktis gesehen.
Meeresforscher der Universität auf Spitzbergen (UNIS) haben nun herausgefunden, daß diese winzigen Krebstiere (im speziellen Fall Calanus glacialis) ideal an den Meereiszyklus des Frühjahrs angepaßt sind. Die erwachsenen Weibchen fressen sich im Dämmerlicht unter der geschlossenen Eisdecke satt, bis sie in der Lage sind sich zu reproduzieren. Ihre Nachkommen sind dann zu einer zweiten Algenblüte, die beim Aufbrechen des Meereises zwei Monate später stattfindet groß genug, um von dieser zu profitieren. Diese vielen kleinen, fetten Krebschen sind dann das ideale Kraftfutter für Polardorsch und Lummenvögel, Robben und Wale.
Wird nun das Meereis auf Grund der Klimaerwärmung dünner, dann bräche es eher auf und die zweite Algenblüte würde vorverlegt. Die jungen Krebstierchen wären noch nicht alt genug, um vom Tischlein-Deck-Dich zu fressen und werden nicht fett. Folglich werden Dorsch, Robbe & Co. auch nicht satt und noch bevor das Meereis komplett verschwunden ist, sind seine Bewohner verschwunden…
Die Verfärbungen am Eis stammen von Algen. In der Mitte ein gestrandeter Vertreter der algenfressenden Krebstierchen.
Zwei junge Norweger waren unterwegs, um im Paddelboot Spitzbergen zu umrunden. Ihre Pläne erfuhren eine abrupte Änderung, als sie im Norden von Nordaustland im Zelt von einem Bären überrascht wurden. Die Warnschüsse des Stolperdrahtes, der das Lager umgab wurden nicht ausgelöst, als der Bär zum Zelt marschierte und einen der beiden Kameraden aus dem Schlafsack holte und mit ihm davon zog. Der zweite Paddler besaß die Geistesgegenwart gleich nach dem unsanften Erwachen mit seinem Gewehr dem Bär hinterherzulaufen und im richtigen Moment zur Strecke zu bringen. Beide jungen Männer wurden vom Rettungshubschrauber des Sysselmanns abgeholt. Die Verletzungen des Bärenopfers waren zum Glück nicht lebensbedrohend und der Paddler wurde sogleich im Krankenhaus von Longyearbyen chirurgisch behandelt.
Warum der Sicherheitszaum um das Lager nicht funktionierte wie er sollte, als der Bär durch den Stolperdraht lief, konnte die Polizei bisher nicht herausfinden. Fest steht, daß trotz gezogener Sicherheitssplinte zwei der Signalschüsse nicht losgingen. Noch wenige Tage zuvor hatte der bloße Wind die Anlage ausgelöst.
Im Sommer, wenn sich das Meereis gen Norden zurückzieht, wandert die Hauptnahrung der Bären, die Ringelrobbe, mit. An Land gebliebene Bären ernähren sich von Kadavern (links), Vogeleiern und anderen freßbaren Dingen. Auch Menschen stehen potentiell auf dem Speiseplan, wenn nichts besseres zu finden und der Hunger groß ist. Wanderer auf Spitzbergen, die im Zelt übernachten schützen daher ihr Lager mit einem Stolperdraht (rechts), sofern sie keine Hundemeute dabei haben.
Das staatliche, norwegische Landesvermessungsamt möchte gern eine neue Geodäsiestation auf Brandalspynten bei Ny-Ålesund errichten. Sowohl das Norwegische Polarinstitut als auch NERC (Natural Environment Research Council, Großbritannien) sind gegen das Vorhaben. Alle Gegner sind sich einig, daß die vorhandene Infrastruktur für den Neubau genutzt werden sollte und nicht neue Brücken und Straßenabschnitte für Neubauprojekte angelegt werden sollten. NERC befürchtet bei Bewilligung der derzeitigen einen Präzedenzfall für zukünftige Bauprojekte. Bisher ist die Gegend um Brandalspynten unberührte Wildnis.
In Ny-Ålesund arbeiten und leben vorrangig Forscher. Etwa 20 verschiedene Nationen arbeiten in und um den Ort an verschiedenen Projekten: angefangen von der Raumfahrt über die Klimaforschung bis hin zur Meeresforschung.10 Länder, darunter Norwegen und Deutschland betreiben feste Forschungsstationen im Ort.
Die deutsche Koldewey-Station (links, blaues Haus) in Ny-Ålesund.