Nachdem das große Buchprojekt mit dem norwegischen Spitzbergen-Reiseführer Svalbard – Norge nærmest Nordpolen also endlich und erfolgreich abgeschlossen war, war es Zeit für frische Luft. Die bekam ich dann, und zwar reichlich. Im Februar und März folgte eine echte Weltreise, mit der „Antarktischen Odyssey“ als Herzstück, der großen Antarktis-Halbumrundung. Von Neuseeland zur Campbell-Insel und ins antarktische Rossmeer, und von dort aus via Peter I Island zur Antarktischen Halbinsel und letztlich nach Ushuaia. Eine wahre Odyssey.
Der Höhepunkt dieser Fahrt? Schwer zu sagen. Es gab einige. Schon die Dimension dieser Reise, etliche tausend Seemeilen in mehr als 30 Tagen, ist erschlagend genug. Fahrtleiter auf der Ortelius zu sein, hat es natürlich auch nicht langweiliger gemacht. Sonst sind „meine“ Schiffe ja doch deutlich kleiner, und sie haben normalerweise auch nicht drei Hubschrauber dabei.
Wenn ich überlege, welcher Eindruck von dieser Fahrt mir heute noch am meisten bedeutet, dann kommt mir schnell Campbell Island vor das innere Auge. Diese Insel, eine der subantarktischen Inseln von Neuseeland, stand ja ganz hoch oben bei mir auf dem persönlichen Wunschzettel, weil es dort 2 Jahre früher nicht geklappt hatte wegen viel zu viel Wind. Dieses Mal hatten wir genau das Glück, das man an so einem Ort auch braucht.
Albatrosse auf Campbell Island.
Der Ausflug („Flug“ ist dabei wörtlich gemeint) ins Taylor Valley (Dry Valleys) oder zur McMurdo Base, wo wir unseren Aufenthalt beinahe unfreiwillig verlängert hätten … ganz klar, unvergessliche Eindrücke. Überhaupt ist die Vogelperspektive auf die Antarktis-Landschaft natürlich ungeheuer beeindruckend.
Waterboat Point (Antarktische Halbinsel) aus der Luft.
Es ist ja immer wieder furchterregend, wie schnell die Zeit verstreicht. Schon wieder ist ein Jahr beinahe vergangen! Erlebnis- und ereignisreich war es. Was haben diese 12 Monate für Spitzbergen, für Spitzbergen.de und für mich gebracht? Das Jahr 2017 im Rückblick in mehreren kleinen Beiträgen über die nächsten Tage hinweg.
Der Januar ist natürlich Polarnacht im Norden. Eine gute Zeit für Schreibtisch-Expeditionen. Was natürlich wenig spektakulär aussieht. Arktis-Bücher schreiben ist natürlich grundsätzlich eine spannende Angelegenheit, aber in der Praxis verbringt man die Zeit eben weitgehend am Rechner. Recherchieren, schreiben, Bilder heraussuchen und bearbeiten, Zeichnungen erstellen.
Im Januar 2017 bewegte sich mein größtes Projekt seit langem auf den Abschluss hin – es war nicht langweilig, das kann ich wohl sagen! Nachdem ich lange davon geträumt hatte, hatte ich mich vor mehr als einem Jahr, im Herbst 2015, endlich getraut und das große Projekt begonnen: die norwegische Übersetzung meines Spitzbergen-Buches. Über ein Jahr intensiver Arbeit bei jeder verfügbaren Gelegenheit und dazu eine Reihe guter Geister, norwegische Muttersprachler, die mir beim Übersetzen und Korrekturlesen halfen. Mir wird noch jetzt, fast ein Jahr später, beinahe schwindlig, wenn ich an diese intensive Zeit zurückdenke. Ich will nicht in die Details dieser Arbeit einsteigen, so spannend ist das im Rückblick wohl nicht, aber es war … intensiv und in vielerlei Hinsicht mein größtes Projekt, auf jeden Fall seit dem ersten Erscheinen der deutschen „Ur-Auflage“ 2007 (erinnert sich noch jemand an das kiloschwere Buch, gedruckt auf viel zu schwerem Glanzpapier?), das kann ich wohl sagen. Nebenbei fand Anfang Februar ja auch noch eine kleine Vortragsreise mit vier Terminen „Spitzbergen: Norwegens arktischer Norden“ statt, während Longyearbyen davon auf Trab gehalten wurde, dass sich Eisbären in der Umgebung vorübergehend häuslich eingerichtet hatten. Eine ganze Eisbärenfamilie, Mutter mit zwei kleinen Bärchen, spazierte sogar durch den Weg 238 (das Wohngebiet am Adventdalen, unterste Straße – da haben auch wir in Longyearbyen unsere kleine, feine Wohnung).
Bevor es also im Februar in die Antarktis gehen würde, sollte das norwegische Buch in den Druck, und das gelang auch tatsächlich. Halleluja!
Und, ja, es gibt ein kleines Geschenk von mir für alle Spitzbergen-interessierten Menschen. Leider ist Spitzbergen für die meisten ja nur gelegentlich zugänglich und für viele auch überhaupt nicht. Die Zeit und das Geld für eine Reise in den höchsten Norden muss man eben erst mal aufbringen.
Aber man kann auch in den Norden Reisen, ohne dass es Zeit und Geld kostet. Ohne dass man dabei Gefahr läuft, kalt oder seekrank zu werden.
Die Panorama-Sammlung auf spitzbergen.de wird schon seit Jahren (seit 2013, genau genommen) entwickelt und erweitert. Bislang leider in recht unüberschaubaren Strukturen. Wer konnte damals schon absehen, wie weit diese Sammlung einmal wachsen würde?
Nun ist die Spitzbergen-Panorama-Sammlung schön übersichtlich auf einer Karte zusammengefasst, in die man einfach hineinzoomen kann. So hat man im Überblick, wo es überall Panoramen gibt, und die einzelnen Rundumblicke sind gleichzeitig direkt zugänglich, ohne sich durch mehrere Seiten zu klicken.
So entsteht nun also nicht weniger als ein digitales Museum für ganz Spitzbergen, das jederzeit für alle frei zugänglich sein soll!
Natürlich kann man auch nach alphabetisch sortierten Ortsnamen in der Liste unter der Karte suchen, wenn man sich an einen Namen erinnert, aber nicht daran, wo der schöne Ort auf der Karte wohl liegen mag. Es sind bekannte Klassiker und wenig bekannte Stelle abseits der ausgetretenen Pfade dabei. Viel Spaß! Wenn Sie also während der Feiertage mal etwas virtuell-frische Arktisluft brauchen – hier geht die Reise los! 🙂
Natürlich wird diese Sammlung auch weiterhin kräftig wachsen. Es liegt noch viel unbearbeitetes Rohmaterial im digitalen Keller …
Die englische Version wird bald folgen und analog zur deutschen Panorama-Karte strukturiert sein.
Aktualisierung 20.12.: Nach Beruhigung der Wetterlage und Kontrolle lawinengefährdeter Hänge oberhalb der betroffenen Ortsteile haben die Behörden die am Montag verfügten Evakuierungen wieder aufgehoben.
Die in der Woche zuvor verfügten Sperrungen der obersten Hausreihe im Ortsteil Lia bleibt bestehen (Ende Aktualisierung).
Man könnte sich schon fragen, was für ein böser Geist da seine Finger im Spiel hatte: für den heutigen (19.12.) Jahrestag der Lawine von 2015, die mehrere Häuser in Longyearbyen zerstörte und zwei Mensche tödlich traf, haben die norwegischen Wetterfrösche eine Wetterwarnung für Longyearbyen herausgegeben. Bis zu 20 m/s Wind („stürmischer Wind“ auf der Beaufortskala) aus südöstlicher Richtung werden gegen Abend erwartet. Nun ist Windstärke 8 im arktischen Winter eigentlich nichts allzu aufsehenerregend, aber die Wetterlage erinnert doch verdächtig an die Witterung, die 2015 zur tragischen Lawine führte, die vom Sukkertoppen abging. Dabei war es neben dem starken Ostwind zu sehr viel Schneefall gekommen. Ähnliches wird auch für heute erwartet.
Für heute Abend ist in Longyearbyen eigentlich eine kleine Veranstaltung geplant, um der beiden Lawinenopfer von 2015 zu gedenken. Wahrscheinlich wird die Aufmerksamkeit aber vor allem auf das Hier und Jetzt gerichtet sein. Bereits vor ein paar Tagen hatte der Sysselmannen einige Ortsteile von Longyearbyen wegen Lawinengefahr gesperrt; dies geschah allerdings aus allgemeinen Erwägungen heraus, nicht basiert auf eine aktuelle Gefahrenlage etwa aufgrund der Wettervorhersage. Diese erste Maßnahme sollte auch erst ab dem 22.12. gelten, trat aufgrund der veränderten Gefahrene8 aber bereits gestern um 22.00 Uhr in Kraft.
Bald ist es zwei Jahre her, dass 11 Häuser in Longyearbyen von einer Lawine getroffen und zerstört wurden. Die Lawine kam vom Berg Sukkertoppen auf der Ostseite von Longyearbyen. Sie kostete zwei Menschen das Leben. Am genauen Datum, dem 19.12. wird es in Longyearbyen eine kleine Gedenkzeremonie geben.
Seitdem ist auf allen Ebenen sehr viel über dieses tragische Ereignis geredet worden. Sicherlich hat es auf öffentlicher Seite Versäumnisse gegeben, aber eine juristisch durchsetzbare Verantwortung staatlicher Stellen soll es nicht gegeben haben.
Mindestens so sehr beschäftigt die Menschen, wie man künftig mit der Lawinengefahr umgehen wird. In einem Lawinenbericht wurde festgestellt, dass eine ganze Menge weiterer Adressen in Longyearbyen lawinengefährdet sind. Es wurde ein Lawinenwarndienst eingerichtet, der aber auch schon einmal spektakulär danebenlag; nur mit Glück gab es dabei keine tragischen Folgen. Nun hat man Schneehöhenmesser an den Hängen eingerichtet, die automatisch Daten über die Menge des sich ansammelnden Schnees übertragen sollen. Das ist eine wichtige Größe für die Gefahreneinschätzung, die sich gerade in heftigen Schnellwetterlagen schnell ändert, wenn es nicht möglich ist, dass Beobachter selbst vor Ort Messungen durchführen. Gerade in den relevanten Wetterlagen soll die Qualität der Vorhersage dadurch deutlich erhöht werden.
Weiterhin sind mechanische Sicherungen an den betreffenden Hängen im Gespräch sowie die Aufgabe einzelner Ortsteile, deren Sicherung nicht zuverlässig möglich oder zu teuer ist. Natürlich ist die Finanzierung auch ein Thema, über das sich hervorragend streiten lässt.
Es kostet hingegen zumindest die öffentliche Hand nichts, manche Straßenzüge präventiv zu evakuieren. Das ist seit zwei Jahren ein Ritual, das sich jeden Winter beobachten lässt. Gestern (14.12.) hat der Sysselmannen in Longyearbyen nun angeordnet, dass bestimmte Adressen zum 22.12. verlassen werden. Die Anordnung gilt bis sie nach Ende der lawinengefährdeten Saison aufgehoben wird, also mit großer Wahrscheinlichkeit bis weit ins Frühjahr hinein.
Diese Gebiete sind ab 22.12.2017 bis auf Weiteres wegen Lawinengefahr gesperrt. Die vollständige Karte gibt es beim Sysselmannen.
Neu ist, dass dies nun ohne eine aktuelle Gefährdung etwa aufgrund einer in den Wetterberichten angekündigten, gefährlichen Wetterlage geschieht. Grundlage für den aktuellen Beschluss ist nämlich gar keine aktuelle Gefährdung wie in entsprechenden früheren Situationen. Sysselmannen Kjerstin Askholt begründet die Maßnahme so: „Das Verbot ist durch die Gefahr für Einzelpersonen und für die öffentliche Sicherheit begründet, denn das Gebiet ist besonders lawinengefährdet. Die derzeitige Praxis mit einem lokalen Lawinenwarnsystem und eventuellen Evakuierungen aufgrund lawinenfachlichen Rats schließen ein großes Restrisiko und entsprechende Unsicherheit nicht aus, so dass die betroffenen Häuser im Winter nicht bewohnt werden können, solange keine Maßnahmen zur Lawinensicherung der Gebäude realisiert worden sind.“ (Sysselmannen, eigene Übersetzung).
Betroffen sind aktuell bestimmte Hausnummern in den Wegen 222 und 226, die direkt am Berg Sukkertoppen liegen. Andere Ortsteile, etwa Nybyen, sind von der aktuellen Sperrung nicht betroffen. Die Maßnahmen können aber jederzeit ausgeweitet werden, wenn die Behörden dies für notwendig halten.
Die präventive Zwangsräumung einer ganzen Reihe von Adressen über einen längeren Zeitraum aus allgemeinpräventiven Gründen, ohne eine tatsächliche, aktuelle Gefahrenlage, erscheint sehr drastisch, wenn man dagegen abwiegt, dass eine Reihe von Personen und Familien dadurch ihr Heim verliert. Es gibt bereits Leute, die zusätzlich zur eigenen Wohnung im betroffenen Gebiet eine weitere Wohnung für den Fall der Fälle mieten, was natürlich mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden ist und die Situation auf dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt in Longyearbyen auch nicht gerade entspannt. Wer im lawinengefährderten Gebiet Wohneigentum hat, sitzt natürlich auf einer derzeit unverkäuflichen Immobilie und hat damit ein Problem.
Kein Ruhmesblatt für die Politik, zwei Jahre nach der Lawine, die diese Entwicklung angestoßen hat.
Unsere kleine Vortragsreihe „Spitzbergen – Norwegens arktischer Norden“ ist von Freitag bis Sonntag gelaufen, und ich will hier allen danken, die sich auf den Weg zu uns nach Erfurt, Fürth oder Kassel gemacht haben! Teilweise hatten die Vorträge schon den Charakter von Ehemaligentreffen diverser Arktis-Fahrten – wer einmal dabei war und vom Arktis-Virus gebissen wurde, der kommt eben nicht wieder davon los … so ist das, wer wüsste darüber besser Bescheid als ich? Es ist schön, alte und neue Freunde und Bekannte zu treffen. Natürlich wurde die Gelegenheit genutzt, über Erlebtes und Geplantes zu sprechen, Fragen zu Planung und Ausrüstung loszuwerden und über Touren zu fachsimpeln.
Spaß hat es gemacht, mit den Bildern und Schilderungen aus Spitzbergen, von der Bäreninsel und (untergeordnet) von den Lofoten – ein Auge auf den Bildern, ein Auge auf den Gesichtern der Zuschauer, und wenn ich dort Faszination und Begeisterung entdecke, dann ist das die lange Anfahrt wert.
Startklar für den Spitzbergen-Vortrag in Fürth.
Passend arktisch wurde es dann, als wir am Sonntag unterwegs waren nach Kassel. Der Schnee forderte seinen Tribut in Form von Verspätung, und wir waren gespannt, ob überhaupt jemand durch Schnee und Eis nach Kassel gekommen war, um sich Bilder von Schnee und Eis anzusehen.
Da wäre man fast besser mit dem Motorschlitten angereist.
Tatsächlich hatte sich dort eine kleine Schar eingefunden, die von weither angereist war, aus Bonn und Marburg! So hatten wir auch dort im kleinen Kreis mit nahezu familiärer Atmosphäre einen schönen Nachmittag mit Bildern aus dem hohen Norden.
Rolf Stange, Spitzbergen-Fahrer, Referent und Verfasser dieser und sonstiger Zeilen, sowie Uwe Maaß von der Geographischen Reisegesellschaft (Veranstalter der Vorträge und unserer Polarfahrten) danken Euch/Ihnen fürs Kommen, und ganz besonders danken wir unsere Freunden in Erfurt für die herzliche Aufnahme!
Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder (auch zu neuen Orten), keine Frage!
Und wie bei den Vorträgen schon erwähnt: Wer es gar nicht mehr erwarten kann, spannende Landschaften unter Segeln zu erleben, hätte im März in Patagonien auf der SY Anne-Margaretha noch die Möglichkeit, mit an Bord zu kommen.
Wer seit Ende 2013 nach Longyearbyen gekommen ist, ist kurz nach dem Ortseingang an einem riesigen, roten Briefkasten vorbeigekommen. Hier, am Weihnachtsmannbriefkasten, konnte man Post für den Weihnachtsmann einwerfen.
Der Briefkasten war eine Idee von Po Lin Lee aus Honkong, die sich in der Tat nicht nur aus der Ferne mit Geld, sondern auch vor Ort mit viel persönlichem Einsatz für ihr postalisches Projekt eingebracht hat. Allerdings war die Baugenehmigung auf 2 Jahre beschränkt. Im Dezember 2015 sollte der Briefkasten wieder abgebaut werden. Abriss oder eine neue Genehmigung waren die Optionen.
Was kam, war ein jahrelanger Streit, der nun ein vorläufiges Ende gefunden hat. Der Briefkasten stand weiterhin fast 2 Jahre lang am gleichen Ort. Auf der einen Seite wurden Mahnungen geschrieben, auf der anderen Seite der bürokratische Prozess einer Beantragung einer neuen Genehmigung angeworfen, anscheinend jedoch nicht konsequent. Zu einer Befragung der Nachbarn, notwendig für die Vergabe einer dauerhaften Genehmigung, soll es jedenfalls nicht gekommen sein. Bürokraten und Anwälte taten, was sie eben tun. Sprachbarrieren scheinen eine Rolle gespielt zu haben.
Dann setzte die Gemeindeverwaltung (Longyearbyen Lokalstyre) eine Frist: Am Montag, 20. November 2017, sollte der Briefkasten endgültig verschwinden. Der Auftrag an eine lokale Baufirma zum Abriss war bereits vergeben, die Rechnung über 129000 Kronen (umgerechnet satte 13300 Euro) sollte an die Eignerin gehen.
Die beauftragte ihrerseits eine Firma vom Festland damit, den Briefkasten rechtzeitig vorher möglichst schonend abzubauen, so dass der erneute Aufbau andernorts weiterhin möglich bleiben sollte. Zuvor gab Po Lin Lee Besuchern ein letztes Mal die Gelegenheit, den Briefkasten zu besuchen, wobei sich zeigte, dass die Tür bereits fest zugeschraubt worden war – ohne Wissen der Eignerin. Zudem fanden sich Einbruchspuren an der Tür, möglicherweise von der Baufirma, die im Auftrag der Gemeinde bereits die Stromzufuhr entfernt hatte.
Galerie – Der Briefkasten des Weihnachtsmanns – 20. November 2017
Klicken Sie auf die Bilder, um eine vergrößerte Darstellung des Bildes zu erhalten.
Unterdessen ging in lokalen Gruppen in sozialen Medien die Diskussion vor sich. Manche äußerten sich zufrieden, dass die Demokratie gesiegt habe und dass der Kasten endlich entfernt werde, andere drückten ihr Bedauern aus. Es gibt verschiedene Auffassungen dazu, ob Longyearbyen sich Touristen gegenüber als Weihnachtsmannstadt (Santa Claus Town) präsentieren sollte oder nicht. Tatsächlich besagt die lokale Legende, dass der Weihnachtsmann in der ehemaligen Grube 2b, genannt Julenissegruve (Weihnachtsmanngrube) oberhalb von Nybyen wohnt. Dort brennt in der Weihnachtszeit Licht, und unterhalb der Grube steht ein (normal dimensionierter) Briefkasten für Post an den Weihnachtsmann an der Straße. Der Einwurf von Briefen durch die Kinder ist Teil des jährlichen Weihnachtsrituals in Longyearbyen.
Nun ist der große Weihnachtsmann-Briefkasten von Po Lin Lee abgebaut. Die Eignerin sagt, dass mehrere auswärtige Interessenten zur Übernahme bereitstünden, um ihn andernorts wieder aufzubauen. Aber den Plan, ihn woanders in Longyearbyen wieder aufzustellen, hat Po Lin Lee auch nicht aufgegeben.
Frohe Adventszeit!
P.S. weitere Weihnachtsgeschichten aus der Arktis? Gibt es hier – Arktische Weihnachten. Das Fest des Lichts im Dunkel der Polarnacht.
Bei jedem kleinen Spaziergang an Spitzbergens schönen Küsten springen dem Besucher die riesigen Mengen Treibholz ins Auge. Es ist nicht nur ästhetisch, sondern es hat auch eine spannende Geschichte: genauso wie Fridtjof Nansen es von 1893 bis 1896 mit der Fram tat, trieb dieses Holz mit dem Packeis von der Küste Sibiriens über den Arktischen Ozean bis in den Nordatlantik, wo Wind, Wellen und Strömung es in Spitzbergen und anderen arktischen Inseln an die Ufer werfen.
Treibholz am Wigdehlpynten – Woodfjord, Spitzbergen
Da liegt es dann. Wenn man Trapper ist, kann man daraus eine Hütte bauen (wurde selten gemacht, zuviel Arbeit) oder heizen (wurde viel gemacht). Ich bin kein Trapper, aber ich fotografiere, und so kam mir schon vor Jahren der eigentlich naheliegende Gedanke, aus diesem Treibholz Bilderrahmen zu machen. Kann man sich für Arktis-Fotos einen passenderen Bilderrahmen vorstellen als Treibholz aus Spitzbergen?
Die Umsetzung war aufwändiger als zunächst gedacht. Erste ernsthafte Versuche konnten 2015 gemacht werden, als Schreinermeister Wolfgang Zach seine Werkstatt in Longyearbyen eröffnete. Wolfgangs kleine Firma heißt „Alt i 3“, ein Wortspiel: „3“ auf norwegisch ist „tre“, und das bedeutet gleichzeitig auch „Baum“ oder „Holz“. „Alles aus Holz“ also. Früh fanden wir heraus, dass der Export von Treibholz aus Spitzbergen nur mit Genehmigung erlaubt ist, so dass wir uns auch darum kümmern mussten.
Rolf Stange beim Transport von Treibholz nach Longyearbyen.
So entstand aus der ersten Ladung Treibhölzer zunächst ein Bücherregal für unsere Wohnung in Longyearbyen, und wir begannen, erste Bilderrahmen-Protoypen herzustellen. Zunächst mussten wir herausfinden, was funktioniert. Eine der Entdeckungen, die wir dabei machten: Wenn man das Treibholz aufsägt und schleift, erscheint das Holz so frisch wie ein Brett aus dem Baumarkt. Was natürlich nicht Sinn der Sache ist für einen Treibholz-Bilderrahmen! Und so hielt ich verstärkt Ausschau nach Hölzern, deren Form schon mal geeignet war. Die meisten Treibhölzer sind ja bereits vom Menschen bearbeitet: gefällte Bäume oder gar gesägte Bretter. Natürlich gefallene Bäume mit Wurzelstumpf sind eher selten.
Diese Treibhölzer habe ich nach Longyearbyen gebracht, wo sie zunächst über längere Zeit abgelagert und langsam getrocknet werden mussten. In Wolfgangs Werkstatt entstanden dann die Bilderrahmen aus Meisterhand und schließlich hatten wir einen Prototypen, der uns beiden gefiel. Es folgte die Herstellung der ersten 16 Bilderrahmen aus Spitzbergen-Treibholz, natürlich durch Wolfgang in seiner Werkstatt in Longyearbyen.
Diese mussten dann nach Deutschland gelangen. Wer mich kennt, wird sich nicht wundern, dass die Rahmen die Reise nach Süden auf dem Segelschiff Antigua zurücklegten. Vom Hafen in Franeker ging es dann über Münster (dabei kam die Geographische Reisegesellschaft ins Logistik-Spiel) und Dresden bis in die Versandabteilung von Spitzbergen.de in der Nähe von Rostock.
Nach dieser viele Jahre langen Reise des Treibholzes, irgendwo aus Sibirien über einen sibirischen Fluss und dann mit dem Treibeis über den Arktischen Ozean nach Spitzbergen, wo ich es fand und sammelte, der Metamorphose zu Bilderrahmen in Wolfgangs Werkstatt „Alt i 3 “ in Longyearbyen, der Weiterreise auf der Antigua … sind nun, im November 2017, erstmalig Bilderrahmen aus echtem Spitzbergen-Treibholz im Angebot!
* Aktualisierung 26.11.17: Derzeit alle verkauft!
Jeder dieser Rahmen ist durch diese Geschichte, das variierende natürliche Material und die handwerkliche Anfertigung ein mit viel Aufwand hergestelltes Einzel- und somit ein Sammlerstück. Jeder Rahmen wurde einzeln fotografiert und man kann sich jeden Rahmen individuell auf dieser Seite (hier klicken) anschauen und ggf. bestellen. Auf dieser Seite gibt es auch weitere Information zu den Maßen, Preis etc.
* Derzeit alle verkauft!
Die kleine Anzahl verfügbarer Treibholz-Bilderrahmen war im November 2017 schnell vergriffen. Wir werden künftig sicher weitere Rahmen herstellen und verfügbar machen, aber aufgrund der aufwändigen Logistik wird das natürlich etwas dauern.
Auch in diesem Winter gibt es wieder eine kleine Vortragsreihe mit Rolf Stange und dem Vortrag „Norwegens Arktischer Norden“, wobei es natürlich hauptsächlich um Spitzbergen geht. Mit umfangreichem Bildmaterial geht es visuell und erzählerisch abwechslungsreich in den hohen Norden. Live-Erzählung, Video- und Panoramasequenzen und Musikpassagen lassen den Abend unterhaltsam und schnell vergehen.
Rolf Stange verbringt seit 1997 jedes Jahr einige Monate in Polargebieten, um diese intensiv zu erleben und zu fotografieren. Eine Auswahl der schönsten Eindrücke können Sie an einem dieser Abende miterleben. Man wird dabei weder kalt noch seekrank!
Natürlich wird es auch die Gelegenheit geben, ins Gespräch zu kommen oder Bücher zu signieren. Neben Rolf Stange wird auch Uwe Maaß (Geographische Reisegesellschaft) vor Ort sein.
Arktis hautnah gibt es bei den Vorträgen Anfang Dezember in Erfurt, Fürth und Kassel.
Die Termine:
Freitag 08.12. Erfurt, Haus Dacheröden. Vortragsbeginn: 19.30 Uhr.
Einlass ist jeweils 30 Minuten vor Vortragsbeginn. Karten 8 € /ermäßigt 4 €. Für Karten beziehungsweise Reservierung kontaktieren Sie gerne die Geographische Reisegesellschaft.
Veranstaltungsplakat der GeoRG. Hier als PDF download.
Ein neues Panorama auf dieser Seite gibt einen herbstlichen 360 Grad Rundumblick auf Ballstad auf Vestvågøy, Lofoten. Es enstand freihand bei etwas novemberlichem Wetter.
Im Februar führt der Spitzbergen-Kalender 2018 uns an die Ostküste. Das ist im Winter eine beliebte Tagestour per Motorschlitten, so dass viele die Möglichkeit haben, diese grandiose Winterlandschaft zu erleben. Hier liegt der Storfjord fest in der Mohnbukta eingefroren, und im Eis stecken ein paar kleine Eisberge, die vom der kombinierten Gletscherfront von Königsbergbreen/Hayesbreen/Heuglinbreen abgebrochen sind. Einen kleinen Teil dieser Abbruchkante sehen wir im Hintergrund.
Manchmal streifen Eisbären durch diese eisige Landschaft. Mal schauen, vielleicht haben wir demnächst Glück und bekommen Eisbären zu sehen …
Mitte Februar kommt in Spitzbergen die Sonne gerade einmal mittags wieder über den Horizont, und die Tage sind noch sehr kurz. Die längeren Touren beginnen erst demnächst. Aber das Licht ist oft zum Niederknien schön!
Das Wrack des am Donnerstag vor einer Woche abgestürzten russischen Hubschraubers wurde in der Nacht zum Samstag gehoben. Das Spezialschiff Maersk Forza war zu diesem Zweck nach Spitzbergen gebracht worden und hat die Arbeiten im Isfjord erfolgreich ausgeführt. Der MI-8-Hubschrauber hatte 8 Personen an Bord gehabt, darunter 5 Besatzungsmitglieder und 3 Wissenschaftler. Ein Toter, der in 130 Metern Entfernung vom Hubschrauberwrack gefunden worden war, wurde bereits geborgen. Von den weiteren Vermissten fehlt weiterhin jede Spur, die Suche nach ihnen geht weiter.
Der Stimmrekorder aus dem Cockpit sowie GPS-Geräte mit gespeicherten Flugrouten wurden gesichert. Sie werden zur Auswertung nach Moskau gebracht.
Unterdessen stellen sich Fragen nach den Absturzursachen und den sonstigen Umständen des Fluges. Die Untersuchung des Wracks und der Flugdaten wird wahrscheinlich Hintergründe zu den Absturzursachen ergeben. Wahrscheinlich flog der Hubschrauber allerdings ohne Genehmigung: die norwegische Fluggenehmigung deckt nur Flüge im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Grubenbetrieb der Bergbaugesellschaft, darunter Transport von Angestellten von Longyearbyen nach Barentsburg. Kommerzieller Flugbetrieb sowie Transport von Touristen und Wissenschaftlern ist ausdrücklich nicht zugelassen. Beim Absturz befanden sich 3 Wissenschaftler des Instituts für Arktis- und Antarktisforschung in St. Petersburg an Bord.
Der Fund des Wracks des russischen Hubschraubers, der letzte Woche vor Barentsburg in den Isfjord gestürzt ist, wurde durch erste Bilder bestätigt. Ein Tauchroboter des Forschungsschiffes Ossian Sars konnte diese Bilder machen, wodurch letzte Zweifel ausgeräumt werden. Das Wrack des MI-8 Hubschraubers liegt in 209 Metern Wassertiefe gut 2 Kilometer vor der Hubschrauberbasis am Heerodden bei Barentsburg.
Dabei wurde in 130 Metern Entfernung vom Wrack auch ein Toter entdeckt. Für die 8 Insassen des Hubschraubers, 5 Besatzungsmitglieder und 3 Wissenschaftler, gibt es keine Hoffnung mehr. Einer der Verunglückten ist bereits geborgen und nach Longyearbyen gebracht.
Die weitere Untersuchung obliegt nun der norwegischen Havariekomission Transportwesen (Statens havarikommisjon for transport, SHT). Ein Bergungsschiff soll bereits am Donnerstag (2.11.) Longyearbyen erreichen und dann möglichst schnell an der Absturzstelle die Bergung vorbereiten. Auch russische Spezialisten sind vor Ort, um die Arbeiten unter norwegischer Leitung zu unterstützen. Nach Abschluss der Bergung soll das Wrack für weitere Untersuchungen nach Norwegen gebracht werden. Derzeit werden Zeugen befragt, Wetterdaten gesammelt, Informationen zum Hubschrauber, zur Wartung und zur Erfahrung der Besatzung eingeholt usw.
Das Wrack des am Donnerstag abgestürzten Hubschraubers ist mit großer Wahrscheinlichkeit lokalisiert worden. In der Position, in der bereits am Freitag Treibstoffgeruch, aufsteigende Luftblasen und ein auffälliges Echolotsignal beobachtet wurden, hat der Tauchroboter „Hugin“ des norwegischen Militärs in 209 Metern Tiefe ein Objekt am Meeresboden lokalisiert, bei dem es sich wahrscheinlich um den vermissten Hubschrauber handelt. Die ferngesteuerten U-Boote des Militärs und des Forschungsschiffes Ossian Sars werden weitere Tauchgänge unternehmen, um die Identität des Hubschraubers zu bestätigen und Klarheit über den Verbleib der Insassen zu bringen. In dem seit Donnerstag Nachmittag gesuchten Hubschrauber befanden sich 8 Personen. Von Überlebenden ist keine Spur gefunden worden.
Die Stelle liegt 2,2 Kilometer nordöstlich von der russischen Hubschrauberbasis am Heerodden bei Barentsburg.
Ein russisches Flugzeug hat Taucher und weitere Spezialisten aus Russland nach Longyearbyen gebracht, die sich an den weiteren Arbeiten unter norwegischer Leitung beteiligen werden.
Noch gibt es keine Gewissheit, ob es sich bei dem Objekt, das mit Echolot in 200-250 Metern Tiefe am Meeresboden vor der russischen Hubschrauberbasis am Heerodden bei Barentsburg lokalisiert wurde, tatsächlich um den abgestürzten Hubschrauber handelt. Aber es gibt keine Zweifel, dass der MI-8 Hubschrauber in den Isfjord gestürzt ist, und bis jetzt, etwa 22 Stunden nach dem Absturz, gibt es immer noch kein Lebenszeichen von der Besatzung oder den Passagieren. Insgesamt befanden sich 8 Personen an Bord. Nach wie vor wird nach Überlebenden gesucht, aber die Hoffnung schwindet, dass noch jemand am Leben ist, und man muss sich auf schlimme Nachrichten vorbereiten.
Nachdem russische Medien bereits gestern Namen genannt haben, hat nun auch die zuständige Rettungszentrale Nordnorwegen offiziell die Identität der vermissten Personen bekanntgegeben.
Es handelt sich um
Passagiere (Wissenschaftler des Instituts für Arktis- und Antarktisforschung St. Petersburg):
Oleg Golovanov
Nikolaj Fadejev
Maksim Kaulio
Solange das Gegenteil nicht bewiesen ist, besteht Hoffnung, noch Überlebende zu finden, und die Suche wird mit viel Einsatz mit Hubschraubern, einem Suchflugzeug, Schiffen und Booten weitergeführt. Andererseits erscheint es zunehmend wahrscheinlich, dass von einem tragischen Unglück ausgegangen werden muss.
Der Sysselmannen hat eine Kontaktnummer für Angehörige eingerichtet und drückt sein tiefes Mitgefühl mit den Angehörigen der Betroffenen aus. Auch die Gedanken dieses Autors sind bei den mutmaßlichen Opfern und ihren Angehörigen.
Die nach internationalem Luftfahrtrecht zuständigen norwegischen Behörden haben bereits eine Havariekommission nach Longyearbyen geschickt, die sich mit Hergang und Ursachen des Unglücks auseinandersetzen wird. Aktuell steht aber noch die Suche nach dem Hubschrauber und dem Wrack im Vordergrund.
Russischer MI-8 Hubschrauber auf dem Flughafen Longyearbyen (Archivbild).