Am Freitag sind 1600 Liter Diesel im Mimerdalen bei Pyramiden während eines Hubschraubertransports verloren gegangen. Der Treibstoff wurde unter einem Hubschrauber hängend transportiert. Es sollte zu einer Navigationsstation geflogen werden, die der Flughafen von Longyearbyen auf einem Berg westlich von Pyramiden betreibt.
Während des Fluges riss ein Seil, mit dem der Diesel unter dem Hubschrauber befestigt war, so dass die Ladung im Flusstal abstürzte. Der Diesel konnte nicht geborgen werden und entwich in die Umwelt, also zunächst in das kiesige Flussbett, wo er entweder versickert oder mit Bächen in den Billefjord gespült wird.
Der Hubschrauber wird von Lufttransport betrieben, die auch die gesamte Hubschrauberlogistik für den Sysselmannen einschließlich Rettungsdienst stellen. Wie es zu dem Vorfall kommen konnte, wird noch untersucht.
Blick auf das Mimerdalen mit Pyramiden. 1600 Liter Diesel sind am Freitag über der Fläche vor der Siedlung abgestürzt und verloren gegangen.
Die Berge und Gletscher um Longyearbyen herum bieten viele schöne Tourenmöglichkeiten. Es sieht allerdings ganz danach aus, dass es erst mal eine Route weniger gibt als bislang: Die Moräne des Larsbreen, wo die häufig genutzte Sommerroute vom Tal hinauf auf den Larsbreen verlief, ist in großen Teilen abgerutscht. Das ist ein normaler, natürlicher Vorgang, da derartige Moränen aus einer Schutt Steinen und Schlamm bestehen, die auf blankem Gletschereis aufliegen. Die mangelnden Stabilität dieses Geländes auf Dauer liegt auf der Hand und hat sich in jüngeren Jahren schon mehrfach durch kleinere Rutschungen bemerkbar gemacht.
Im nun zu Ende gehenden Sommer sind größere Teile der Moräne abgerutscht, so dass von der früher populären Wanderstrecke nichts mehr übrig ist. Stattdessen befindet sich dort nun ein kaum passierbarer, steiler Eishang mit einer dünnen Sedimentschicht (sprich: Dreck) und einzelnen Steinen. Der „Weg“ unterhalb dieses Hanges ist wegen Steinschlaggefahr entsprechend gefährdet und somit derzeit keine brauchbare Alternative.
Ob die Strecke im Winter als Aufstieg brauchbar sein wird, wenn Frost und Schnee das Gelände deutlich anders erscheinen lassen, bleibt abzuwarten. Als sommerliche Aufstiege Richtung Larsbreen, Trollsteinen und Sarkofagen bleiben einstweilen die Routen über den Longyearbreen oder das Vannledningsdalen.
Blick vom Gruvefjellet auf die Moräne des Larsbreen. Der stark von Rutschungen betroffene Bereich ist ungefähr markiert (das Foto wurde vor den aktuellen Rutschungen aufgenommen).
Der neue Spitzbergen-Kalender 2018 ist da und kann ab sofort bestellt werden! Unsere Spitzbergen-Kalender sind seit 2012 jährlich erschienen und haben sich somit schon fast zu einer Tradition entwickelt: 12 schöne Fotos nehmen Sie mit durch die arktischen Jahreszeiten. Wir sehen Landschaften und Licht, Tiere und Eis. Von der Polarnacht mit den Nordlichtern über die hell leuchtende Mitternachtssonne, von gefrorenen Wasserfällen im eisigen Winter bis zu den bunten Blümchen, die Farbe in die sommerliche Tundra bringen. Natürlich fehlen auch die großen Tiere nicht: wir beobachten einen Eisfuchs, der neugierig eine Herde faulenzender Walrosse besucht, und begegnen ganz jungen Eisbären auf dem Fjordeis.
Nördlich des Polarkreises haben die Menschen dieselben Schwächen und Fehler wie weiter südlich, und somit ist auch Longyearbyen kein ganz rauschgiftfreier Ort. Abgesehen vom aus mitteleuropäischer Perspektive etwas speziellen skandinavischen Stil im Umgang mit Alkohol gibt es auch härteren Stoff. Es ist im Ort kein Geheimnis, dass es in bestimmten Kreisen mehr oder weniger regelmäßigen Haschischkonsum gibt.
Alle paar Jahre gibt es seitens des Sysselmannen „Narko-Aktionen“ mit Durchsuchungen und Verhaftungen. Dies führte in der Vergangenheit bereits zu Ausweisungen, wobei Personen ungeachtet ihrer Nationalität Svalbard verlassen müssen und für eine bestimmte Zeit, etwa 2 Jahre, ein Einreiseverbot bekommen. In der modernen, westlichen Rechtsprechung ist die Verbannung heutzutage sicher ein eher unübliches Instrument, das es aber in Spitzbergen zum Schutz der kleinen, geographisch isolierten Gemeinde nach wie vor gibt. Man ist sich der Gefahr bewusst, die von Drogenkonsum etwa für gelangweilte Jugendliche im langen Polarwinter in einem kleinen Ort ausgeht.
Derzeit kocht das Thema wieder hoch. Am letzten Wochenende hat der Sysselmannen mithilfe von Verstärkung vom Festland, darunter ein Drogenspürhund aus Oslo, wieder eine „Narko-Aktion“ (heißt: Razzia) gemacht, wobei es drei Festnahmen gab. Die Untersuchungen dauern an.
Typische Milieus, in denen in Longyearbyen Haschisch konsumiert wird, sind die Jugend und Studenten. Neu ist, dass nun die Tourismusbranche in den Fokus der Behörden gerückt ist. Dazu kommt, dass auch von härteren Drogen als Haschisch die Rede ist. Konkreter sind die Behörden mit ihren Informationen bislang aber nicht geworden.
Drogen in der Arktis? Als ob die Natur nicht schon berauschend genug wäre!
Am Sonntag (6.8.) Vormittag ist eine private Segelyacht in Seenot geraten und stand kurz vor dem Sinken. An Bord befanden sich drei Personen, alle aus Deutschland, die alle wohlauf sind.
Der Vorfall ereignete sich in der Nähe der der Dunderbukta, an der Westküste Spitzbergens südlich vom Bellsund.
Untiefen und exponierte Ufer: Die Westküste von Spitzbergen kann ein ziemlich ungemütlicher Ort sein.
Nach Absetzen eines Notrufes an den deutschen Rettungsdienst, der den Notruf nach Norwegen weiterleitete, wurden die drei Personen, die sich zu dieser Zeit bereits auf einem Rettungsfloß befanden, von dem norwegischen Frachtschiff Norbjørn gerettet. Norbjørn nahm auch zunächst das Segelboot in Schlepp. Die drei Geretteten verzichteten auf den schnellen Flug nach Longyearbyen mit dem Rettungshubschrauber, der schnell vor Ort war. Das Segelboot wurde dann vom hafeneigenen Lotsenboot nach Longyearbyen geschleppt.
Als Unglücksursache stellte sich heraus, dass sich die Schlauchleitung eines Septiktanks vom Rumpf gelöst hatte.
Laut Angaben des Sysselmannen wird der Vorfall als technischer Unfall ohne polizeiliche Relevanz eingestuft. Alles Weitere wird demnach die Betroffenen und die Versicherungen beschäftigen, aber nicht die Polizei.
Wer besonders umweltfreundlich nach Spitzbergen anreisen möchte, sollte sich vielleicht diesen fünf Herren hier anschließen: Der Norweger Tor Wigum, der Waliser Jeff Willis, der Amerikaner Carlo Facchino, der Inder Roy Tathagata und der Isländer Fiann Paul wollen heute von Tromsø aus nach Spitzbergen rudern!
Fiann Paul leitet die Expedition mit dem Namen „Polar Row“. An seiner Qualifikation dürften kaum Zweifel bestehen: Er hat bereits den Atlantik, den Stillen und den Indischen Ozean in Rekordzeit im Ruderboot überquert. Nun hat er sich das Polarmeer vorgenommen und sich ein Jahr lang auf diese Expedition vorbereitet. Da die Ruderer keine Hilfe von Meeresströmungen erwarten können, werden sie ununterbrochen rudern müssen, 24 Stunden am Tag. Dabei wechselt das Team sich mit den Aufgaben ab: Jeweils zwei Stunden wird gerudert. Wer grade Pause hat, darf in dieser Zeit essen, schlafen, notwendige Reparaturen durchführen oder die eigenen Wunden lecken.
Geplant ist, die knapp 1.000 Kilometer lange Strecke in 9 bis 13 Tagen zurückzulegen. Spätestens Anfang August will die Expedition in Longyearbyen ankommen.
Reichlich Ausrüstung und starke Nerven
Um die körperliche Anstrengung oder die Kälte macht sich Expeditionsleiter Fiann Paul kaum Sorgen. Alle Teilnehmer seien physisch und mental sehr stark, verriet er der Zeitung Svalbardposten. Ein Begleitboot ist zwar nicht dabei, jedoch Sicherheitsausrüstung wie u.a. Überlebensanzüge, Rettungswesten, ein Rettungsboot und ein Satellitentelefon. Nur wenn die Ausrüstung streikt oder es Probleme mit dem Boot gibt, könnte es brenzlig werden.
Wenn die Expedition gelingt, dürfte es die erste registrierte Rudertour dieser Art sein. Allerdings gibt es Geschichten von Menschen, die die Strecke zwischen Tromsø und Spitzbergen bzw. einen Teil davon schon früher aufgrund eines Schiffsunglücks unfreiwillig im Ruderboot zurückgelegt haben.
Die Barentssee, auch „Teufels Tanzboden“ genannt, auf einem Segelschiff ist eine Sache. Aber in einem Ruderboot ..?
Rudern für den guten Zweck
Zwei weitere Ziele verfolgt die Expedition außerdem: Zum Einen wird die Universität in Cambridge erforschen, wie sich die Extremtour auf die Psyche der Teilnehmer auswirkt.
Außerdem sollen über eine Crowdfunding Plattform 20.000 britische Pfund (rund 22.600 €) an Spenden gesammelt werden. Von dem Geld soll 2018 der Bau einer Schule in der Himalaya Region finanziert werden.
Und Longyearbyen ist noch nicht das Ende der Expedition. Nach ein paar Tagen Pause geht es von hier weiter zur nördlichsten Stadt Islands nach Siglufjörður – rund 2000 Kilometer, natürlich auch im Ruderboot.
1374 Rentiere hat das Norwegische Polarinstitut im Adventdalen rund um Longyearbyen in diesem Jahr gezählt. Außerdem wurden viele Kälber beobachtet und nur wenige tote Rentiere gefunden. Damit setzt sich ein seit Jahren beobachteter Trend fort: Der Rentierbestand steigt in dieser Region seit Jahren leicht an.
Gut genährtes Spitzbergen-Rentier, eine endemische Unterart des Rentieres
Seit 1979 werden die Rentiere auf Spitzbergen vom Norwegischen Polarinstitut, aber auch vom Sysselmannen – dem Gouverneur Spitzbergens – gezählt. Damals zählte man im Adventdalen nur 457 Rentiere. Schätzungen gehen davon aus, dass heute insgesamt 10.000 bis 11.000 Rentiere auf ganz Spitzbergen leben.
Klimawandel mit unterschiedlichen Effekten
Bisher vermutete man, dass Rentiere unter den zunehmenden Regenfällen leiden. Im Winter legt sich der überfrierende Regen als Eisschicht auf den Boden und die Rentiere kommen schlechter an Flechten und Gräser heran. Höhere Temperaturen im Herbst scheinen diese Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Rentiere jedoch auszugleichen. Auch im letzten Jahr führten Plusgrade im Oktober und November dazu, dass die Rentiere sich reichlich Fettreserven anfressen konnten, so dass sie den bevorstehenden kalten Winter besser überstanden.
Etwas anders sieht es bei den Rentieren weiter nördlich auf Spitzbergen aus: Auf der Halbinsel Brøggerhalvøya am Kongsfjorden bleibt der Bestand stabil. Hier führen die in den letzten Jahren eisfrei gebliebenen Fjorde dazu, dass die Rentiere stärker ortsgebunden bleiben und schlechten Nahrungsverhältnissen kaum mehr durch Wanderungen ausweichen können. Die Klimaerwärmung könnte also unterschiedliche Effekte in den verschiedenen Klimazonen auf Spitzbergen haben.
Des einen Tod ist des anderen Brot
Weniger tote Rentiere im Adventdalen könnten allerdings für eine andere Art schlechte Nachrichten bedeuten: Der Polarfuchs ernährt sich gerne von Rentierkadavern. Sterben weniger Rentiere, muss er auf andere Nahrungsquellen ausweichen.
Normalerweise mag sie keine Selfies, aber als Katja Baum am 19. Mai ihr Ziel, den nördlichsten Punkt Spitzbergens (Verlegenhuken), ereicht, lächelt sie doch in ihre eigene Kamera. Die 29jährige hat an diesem Tag rund 1000 Kilometer in 49 Tagen alleine auf Skiern in der Einsamkeit Spitzbergens zurückgelegt. Für Abenteurer ist eine Spitzbergen Durchquerung eine echte Traumtour und eine riesige Herausforderung.
Symbolfoto von einer ähnlichen Tour von Rolf Stange
Sechs Monate Planung gingen diesem Traum voraus. Am 1. April startete Katja Baum ihre Spitzbergen Durchquerung in Longyearbyen. Im Gepäck: 45 Kilo Ausrüstung und noch einmal so viel Essen für sich und ihre Hunde. Die erste Etappe von Longyearbyen zum südlichsten Punkt Spitzbergens Sørneset und weiter bis Svea wurde sie von ihrer Freundin Nanna Gajic begleitet. Von da an ging es alleine weiter, nur in Begleitung der drei Huskies Hjalmar Johnsen, R2-D2 und Myrull.
Katja Baum kommt ursprünglich aus Deutschland und arbeitet seit 2012 als Tourguide für einen Reiseveranstalter auf Spitzbergen, der Wander-, Ski und Kajaktouren mit Expeditonscharakter anbietet. Daher hat sie auch die nötige Erfahrung, um eine Durchquerung von Spitzbergen vorzubereiten und durchzuführen.
„So weit bin ich vorher noch nie gelaufen, aber ich war schon öfters in den Alpen alleine unterwegs und wusste, dass das mein Ding ist. Ich bin einfach gerne draußen und mag es, Verantwortung zu übernehmen. Du musst dich um alles selber kümmern, kannst nach niemanden rufen, wenn etwas schief geht. Du folgst deinem eigenen Rhythmus: Bist du müde, machst du eine Pause. Willst du lange schlafen, bleibst du einfach liegen.“
Symbolfoto von Rolf Stange
Viel Gelegenheit zum Ausruhen wird Katja Baum aber nicht gehabt haben. An machen Tagen legte sie bis zu 52 Kilometer zurück! Gletscherquerungen, das Überfahren von Seeeis und schlechtes Wetter machen eine Spitzbergen Durchquerung zu einer nicht ungefährlichen Expedition. Viel Vorsicht ist nötig und alle möglichen Unvorhersehbarkeiten müssen in Gedanken durchgespielt werden. Besonders das Wetter hat ihr manchmal zu schaffen gemacht.
„Wenn man stundenlang bei starkem Wind und strömendem Regen auf Skiern steht, dann fragt man sich schon manchmal: „Warum mache ich das hier eigentlich?“ Andererseits sind es in solchen Situationen grade die kleinen Dinge, über die man sich plötzlich unglaublich freuen kann: Wenn sich der Nebel verzieht oder die Sonne kurz rauskommt.“
Nach der Ankunft in Longyearbyen ging es erst einmal mit Freunden in die Kneipe, um auf die erfolgreiche Tour anzustoßen. „Ein bisschen stolz bin ich schon, dass alles so gut gelaufen ist und ich so gut vorbereitet war. Es war wirlich eine fantastische Tour!“
Auch die drei Hunde scheinen die Tour genossen zu haben: Hündin Myrull ist jedenfalls trächtig und wird bald Welpen bekommen.
Wenn sich als Folge des Klimawandels das Seeeis mehr und mehr zurückzieht, könnte die Belastung von Eisbären mit Quecksilber zurückgehen.
Frisst an Land gesünder als auf dem Eis: Eisbär
In einer us-amerikanischen Studie wurden von 2004 bis 2011 Haarproben von Eisbären in der Beaufort-See nördlich von Alaska untersucht. Das Ergebnis: Bei den männlichen Tieren ist die Belastung mit Quecksilber um ca. 13 % pro Jahr zurückgegangen, bei den weiblichen jedoch nicht. Dies hängt wohl mit unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten der Geschlechter zusammen. Weibliche Eisbären jagen vom Eis aus hauptsächlich Ringelrobben, die sich wiederum von quecksilberbelastetem Fisch ernähren. Männliche Eisbären ernähren sich außerdem auch von Bartrobben und gestrandeten Walkadavern, die nur gering mit Quecksilber belastet sind.
Zieht sich das Eis in den polaren Regionen mit dem Klimawandel nun mehr und mehr zurück, könnten Eisbären zunehmend auf Beute zurückgreifen, die an Land zu finden ist, wie z.B. Walkadaver des Grönlandwals.
Der Studie zufolge ist die geringere Konzentration von Quecksilber in den Eisbären keine Folge einer reduzierten Quecksilberkonzentration in der Umwelt.
Am 21. Februar diesen Jahres löste sich eine Lawine vom Berg Sukkertoppen in Longyearbyen. Zwei Wohnhäuser wurden damals stark beschädigt und 92 Haushalte evakuiert. Nach und nach konnten die meisten Bewohnerinnen und Bewohner ihre Häuser wieder beziehen. Zwei Häuser im Weg 226 blieben jedoch bis zum Wochenende weiter von der Evakuierung betroffen. Nun konnten auch sie endlich wieder bezogen werden.
Ob die Bewohnerinnen und Bewohner langfristig in ihren Häusern bleiben können, ist aber noch völlig unklar. Umfangreiche Sicherungsmaßnahmen, die die Häuser vor Lawinen schützen sollen, sind in Planung. Eventuell müssen aber auch mehrere Häuser in dem lawinengefährdeten Gebiet abgerissen werden. Ihr Zuhause im Weg 226 können die Menschen zunächst wohl nur im Sommer nutzen.
Stelle, an dem sich das Lawinenunglück ereignet hat
Eisbärin und Junges – wie viele haben noch Schrot im Körper?
Der Schrot war bei beiden Tieren stark im Fett und Fleisch der Bären eingekapselt, was bedeutet, dass beide Eisbären ihn längere Zeit im Körper getragen haben müssen. Er wurde außerdem an mehreren Stellen im Körper gefunden. Knut Fossum, Naturschutzbeauftragter des Sysselmannen, geht davon aus, dass die Schüsse aus relativ kurzer Distanz abgefeuert wurden. Vermutlich wollte jemand die Eisbären mit der Schrotflinte verjagen und hat sie dabei getroffen. Schwere Verletzungen bei großen Tieren durch Schrot sind eher unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen, etwa wenn Gelenke oder Augen getroffen werden. Tierärzte verweisen auf den Fall eines Rentiers, das nach einem Treffer mit einem Luftgewehr starb. In jedem Fall kann Schrot zu Schmerz und Infektionen führen.
Eisbären sind auf Spitzbergen streng geschützt, sie zu verletzen oder zu töten steht unter Strafe. Der Einsatz von Schrotflinten zur Abschreckung von Eisbären ist sowohl ungeeignet als auch verboten. Auch wenn Schüsse nur zur Abschreckung abgegeben werden, muss dem Sysselmannen Meldung gemacht werden.
Wie lange die Eisbären die Schrotkörner schon in sich trugen und ob sie dabei Schmerzen hatten, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
Das Thema Fake-News macht nun auch vor Spitzbergen nicht halt. Mehrere Wochen lang berichteten internationale Medien über eine Leckage im Samenlager Global Seed Vault, in dem Saatgut aller Länder über tausende von Jahren gelagert werden soll, wozu es letztlich zu nichts weniger beitragen soll als zum Überleben der Menschheit. (>hier geht’s zu früheren Meldungen über das Global Seed Vault).
Global Seed Vault – Saatgut für Generationen?
Wahr ist: Die Leckage hat es tatsächlich gegeben – allerdings schon im Oktober 2016! In einem Artikel im Dagbladet wird die Leckage noch mit korrektem Datum erwähnt. Doch ein unaufmerksamer Journalist der Onlineausgabe des britischen „The Guardian“ machte daraus am 19. Mai eine aktuelle Meldung. Die Rede war von hohen Temperaturen in Verbindung mit wochenlangem Regenwetter, das schließlich zu einem Wassereinbruch im Eingangsbereich des Samenlagers geführt habe. Alles korrekt, nur eben schon über ein halbes Jahr her.
Eine Nachricht, aber keine Neuigkeit
Die großen Medienhäuser Reuters und Vox sprangen auf den Zug auf, offenbar, ohne die Quelle genauer zu überprüfen. Dabei hätte ein Anruf bei Hege Njaa Aschim genügt, um das Missverständnis aufzuklären. Aschim ist Pressesprecherin von Statsbygg, die das Global Seed Vault in staatlichem Auftrag verwalten und instand halten. Zahlreiche andere Zeitungen, Radio- und Fernsehsender wollten es aber genauer wissen: Hunderte Presseanfragen erreichten Aschim in einer Woche! So konnte sie immerhin korrigieren, dass es sich zwar um eine richtige Nachricht, keinesfalls jedoch um eine Neuigkeit handelte.
Trügerische Sicherheit?
Die Tatsache, dass das eigentlich für die Ewigkeit konstruierte Samenlager nach nicht mal zehn Jahren bereits repariert werden muss, ist dabei fast ein wenig in den Hintergrund gerückt. Das eigentliche Lager, in dem inzwischen fast eine Million Saatgutpäckchen aus 73 Instituten und Genbanken liegen, war von dem Wassereinbruch zum Glück nicht betroffen. Ein Transformator wurde jedoch zerstört und die Feuerwehr musste den Tunnnel freipumpen, der 100 Meter tief bis zum eigentlichen Lager führt.
Tief im Permafrost verankert wähnte man das Samenlager sicher vor Überschwemmungen. Nun sollen Untersuchungen klären, wie das Lager in Zukunft gegen von Wärmeperioden ausgelöste Unwetter gesichert werden kann. 37 Millionen Kronen (rund 3,8 Millionen Euro) werden dafür zur Verfügung gestellt.
Der Hinlopen Gletscher schrumpft. Das zeigen Satellitenbilder, die die American Geophysical Union jetzt veröffentlicht hat. 7 Kilometer hat sich der Gletscher von 1990 – 2016 zurückgezogen.
Der Hinlopenbreen 1990 und 2016. Der rote Pfeil markiert die Gletscherschnauze 1990, der gelbe Pfeil in 2016 – Foto: AGU, Landsat Satellitenfoto
Der Hinlopen Gletscher im Nordosten von Spitzbergen ist ein sogenannter Surge-Gletscher. Bei Surge-Gletschern lösen sich lange Perioden mit normaler Fließgeschwindigkeit mit kürzeren Phasen ab, in denen der Gletscher 10 bis 1.000 Mal schneller fließt. Zuletzt gab es eine solche Phase 1970-1971, als der Gletscher im Laufe eines Jahres 2,5 km in den Fjord hineinstieß. Stolze 12 Meter pro Tag legte er damals zurück.
Der jetzt beobachtete Rückgang des Eises hat jedoch wahrscheinlich nichts mit diesen normalen Schwankungen zu tun. Zieht sich ein Surge-Gletscher zurück, akkumuliert das Eis im Nährgebiet für gewöhnlich: Es verdickt sich also. Beim Hinlopen-Gletscher wurde jedoch beobachtet, dass sich auch das Eis auf der Oberfläche des Gletschers verdünnt. Dies deutet darauf hin, dass keine Frühphase eines Surge-Prozesses, sondern der Klimawandel für den Rückzug des Hinlopen-Gletschers verantwortlich ist.
Auch andere Gletscher auf Spitzbergen machen eine ähnliche Entwicklung durch, wie der Paierbreen, der Hornbreen, der Besselbreen und der Svitjodbreen.
Am 27. April ist im Tempelfjord eine geführte Gruppe Motorschlittenfahrer teilweise im Eis eingebrochen (siehe Spitzbergen.de-Nachrichten 27. April: Gruppe im Tempelfjord im Eis eingebrochen). Vier Personen haben bis zu 48 Minuten im eisigen Wasser verbracht, bevor sie von Rettungskräften mit Hubschraubern geborgen wurden.
Unter den vier Personen, die im Wasser waren, befand sich der Guide der russischen Gruppe. Während die anderen Verletzten recht schnell aus der Behandlung in Krankenhäusern in Longyearbyen und Tromsø entlassen werden konnte, befand der Guide sich weiterhin in kritischem Zustand und wurde in Tromsø intensivmedizinisch behandelt.
Nun teilte das Universitätskrankenhaus Nordnorwegen in Tromsø mit, dass der Guide in der Nacht von Sonntag auf Montag gestorben ist.
Es handelte sich um einen russischen Mann im Alter zwischen 30 und 40 Jahren.
Soweit diesem Autor bekannt, war er der erste Guide, der aufgrund eines Unglücks während seiner Arbeit in Spitzbergen ums Leben kam.
Der genaue Verlauf des Unglücks wird derzeit noch von den norwegischen Behörden untersucht. Bislang ist nur bekannt, was im Beitrag von Ende April beschrieben ist.
Der Tempelfjord im besonders eisschwachen Frühjahr 2014.
Die meisten Spitzbergen-Fahrten 2017 sowie die Antarktis und Patagonien unter Segeln 2018 sind weitgehend ausgebucht, aber es gibt ein paar letzte Plätze:
Antarktis unter Segeln mit SY Anne-Margaretha (15.1.-8.2.2018): ein einzelner Platz ist in einer Damenkabine derzeit noch zu haben (also für „eine Dame weiblichen Geschlechts“ – das ist die Formulierung, mit der spitzbergen.de es sogar schon mal zu einer Erwähnung im SPIEGEL gebracht hatte, genauer gesagt im „Hohlspiegel“ am Ende besagten Heftes … 🙂 ).
Norwegens arktischer Norden (1): Spitzbergen
vom Polarlicht bis zur Mitternachtssonne. Ein erzählend-informativer, üppig illustrierter Bildband, thematisch und geographisch rund um die schönen Inseln im Norden.