Am 2. Juli feiert die traditionsreiche Reederei Hurtigruten ihren 125. Geburtstag und macht zugleich der Umwelt ein Geschenk: Ab heute will Hurtigruten alles Einwegplastik von seinen Schiffen verbannen. Kein Plastikstrohhalm, kein Rührstäbchen im Plastikkaffeebecher, kein Plastikdeckel und keine einzige Plastiktüte sollen dann mehr auf den Schiffen zu finden sein.
Das ist nur konsequent: Schiffsreisende sind täglich Zeuginnen und Zeugen der Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll. Das meiste Plastik in den Ozeanen stammt zwar aus der Fischerei, aber auch Plastikflaschen, Plastiktüten oder andere Alltagsartikel aus Plastik landen tonnenweise an den Stränden Norwegens und am Ende viel zu oft in den Mägen von Seevögeln, Fischen und Walen.
Plastikmüll in Mushamna/ Spitzbergen
Das Verbot von Einwegplastikartikeln soll für die gesamte Hurtigruten Flotte gelten, also sowohl auf der legendären Postschiffroute von Bergen nach Kirkenes, als auch auf den Kreuzfahrtschiffen in polaren Gewässern sowie in allen landbasierten Einrichtungen und auch auf Spitzbergen.
Ehrgeiziges Ziel von Hurtigruten auf lange Sicht ist es sogar, die erste kunststofffreie Reederei der Welt zu werden. Auch wenn in der Kreuzfahrtbranche grade mit Blick auf den Schadstoff- und CO2 Ausstoß sicher noch viel zu verbessern ist, ist das Verbot von Einwegplastik ein erfreulicher Schritt in die richtige Richtung.
Bald frei von Einwegplastik: Hurtigruten Museumsschiff in Stokmarksnes/ Lofoten
In Longyearbyen ist vor einigen Tage am Platåberg ein Erdrutsch abgegangen. Die Rutschung liegt dicht neben dem Friedhof und ist über die Straße hinweggegangen. Daher hat der Sysselmannen die Straße vom alten Museum am Friedhof vorbei Richtung Huset bis auf Weiteres komplett gesperrt, also auch für Fußgänger und Fahrradfahrer. Verletzt wurde niemand, soweit bekannt, hat auch niemand die aktuelle Rutschung während des Ereignisses beobachtet.
In dem Bereich hat es schon in früheren Jahren vielfach Rutschungen gegeben, was grundsätzlich an derartigen Hängen mit nach oben zunehmendem Gefälle und viel losem Hangschutt im wasserreichen Frühsommer normal ist. Da der Friedhof möglicherweise gefährdet ist, hat es sogar bereits Überlegungen gegeben, diesen zu verlegen, etwa in ein nicht gefährdetes Gebiet in der Nähe der Kirche. Bislang ist aber nichts entschieden worden.
Natürlich ist an das Risiko solcher Rutschungen auch andernorts im Gelände zu denken. Rutschungen dieses Typs gehen eher fließend als fallend ab, so dass Fußgänger normalerweise in der Lage sein sollten, sich rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu entfernen. Aber es gibt andere, schnellere und somit gefährlichere Typen von Massenbewegungen auf Hängen, und etwa bei der Zeltplatzwahl auf Trekkingtouren muss man natürlich rutschungsgefährdetes Gelände vermeiden. Das Beispiel aus Longyearbyen zeigt, wie weit solche Rutschungen ins flache Gelände hinein reichen können.
Anders ist die Geschwindigkeit und damit das Gefahrenpotenzial bei Sulzmuren, die zur Zeit der Schneeschmelze in schmalen Tälchen auftreten können. Diese können so schnell werden, dass man sich nicht mehr in Sicherheit bringen kann. Bei einem solchen Ereignis kam im Juni 1992 im Liefdefjord ein Wissenschaftler ums Leben, ein zweiter konnte sich nur knapp retten.
Die Ausschreibungen für die Arktis-Reisen 2019 sind nun soweit vollständig. Neben den „traditionellen“ Spitzbergen-Reisen mit der Antigua im Juli und im September sowie „Spitzbergen für Fortgeschrittene“ mit der Arctica II im August neu hinzugekommen ist jetzt die Beschreibung für die 2019 erstmalig ins Programm aufgenommene Spitzbergen-Fahrt mit der Antigua vom 01. bis zum 09. Juni 2019. Schwerpunkt dieser Fahrt im arktischen Frühsommer soll das Eis sein, das zu dieser Jahreszeit erfahrungsgemäß noch in den Fjorden und vor der Küste vorhanden ist, und die Tiere, von den Vögeln und Rentieren der Tundra bis zu den großen Charaktertieren der Arktis, Eisbären und Walrossen.
Nach dem Reisebericht und den Fotos zur Antarktis-Fahrt mit SY Anne-Margaretha sind nun auch die entsprechenden Seiten zur Patagonien-Reise im März/April 2018 online. Die hier verlinkten Seiten bieten neben dem Reisetagebuch auch Fotogalerien mit kürzeren Beschreibungen der verschiedenen Abschnitte der Fahrt von Ushuaia über Puerto Montt. 25 abenteuerliche Tage unter Segeln in einem wilden, schönen, einsamen der Welt! Obwohl noch ein langer Arktis-Sommer unter Segeln bevorsteht, ist jetzt schon sicher, dass die Patagonien-Fahrt als ein Höhepunkt nicht nur 2018, sondern auch weit darüber hinaus in Erinnerung bleiben wird. Mit dem Reisebericht kann man nachträglich völlig kostenfrei und fernab von Wind und Wellen, Kälte und Seekrankheit in die herrlichen Landschaften Patagoniens eintauchen – viel Spaß!
Wanderung auf einer abgelegenen Insel in Patagonien.
Und ja, wir gehen davon aus, dass diese erste Fahrt in Patagonien nicht die letzte gewesen sein soll, es gibt noch so viel dort zu entdecken! Konkrete Pläne dazu haben wir aktuell nicht, das wird sicher nicht im Südsommer 2018/19 anstehen, aber heute ist nicht alle Tage, wir komm’n wieder keine Frage! Hasta la vista, Patagonia!
Aber bald heißt es nun erst mal wieder: auf nach Spitzbergen! Ab Juli wird der Arktis-Reiseblog auf dieser Seite wieder regelmäßig Futter bekommen.
Die Termine und Beschreibungen für unsere Reisen „Arktis unter Segeln 2019“ sind nun verfügbar. Natürlich ist Spitzbergen über den ganzen Polarsommer 2019 hinweg mehrfach im Programm, aber es geht auch nach Grönland, genauer mit SY Anne-Margaretha nach Ostgrönland, in den Scoresbysund (25.08.-09.09.2019).
Neu im Programm für 2019 ist eine frühsommerliche Fahrt mit der Antigua, bei der das Eis, mit dem wir zu dieser recht frühen Zeit noch rechnen können, und die Tiere im Vordergrund stehen sollen (01.-09.06.2019). Diese Fahrt ist mit 9 Tagen kürzer als die anderen Reisen, bietet aber immer noch reichlich Zeit für viele schöne Erlebnisse und Eindrücke und die Reisedauer wird manchem entgegenkommen, für den oder die eine dreiwöchige Reise im Sommer organisatorisch nicht zu bewältigen ist. Die genaue Beschreibung für diese Fahrt wird demnächst folgen, Interessenten können sich natürlich dennoch schon vormerken lassen.
Arktis-Eis unter Segeln: neue Fahrt mit der Antigua, 01.-09. Juni 2019! Genaue Beschreibung folgt.
Bei Fragen oder Interesse nehmen Sie bitte einfach Kontakt auf. Fragen zu den Reisen, Routen und Schiffen beantwortet Rolf Stange, unverbindliche Reservierungen und Buchungen nimmt Uwe Maaß (Geographische Reisegesellschaft) gerne entgegen.
Eine knappe Woche nach dem Eisbärenbesuch bei Kapp Linné, der weit durch die Medien ging, ist wieder ein Eisbär in Siedlungsnähe gesichtet worden. Am Freitag Abend war ein Eisbär in der Nähe des alten Flugplatzes im Adventdalen unterwegs in Richtung Longyearbyen.
Bald darauf war der Sysselmannen mit dem Hubschrauber vor Ort; der Eisbär befand sich bereits in der Nähe des Adventfjord, also dicht bei Longyearbyen. Vom Motorengeräusch zunächst vertrieben, verzog der Eisbär sich nach Hiorthhamn, gegenüber von Longyearbyen. Als der Eisbär sich später schwimmend im Fjord befand, wurde sicherheitshalber eine Lagerfeuerparty am Ufer evakuiert, ohne dass der Bär sich jedoch in der Nähe blicken ließ, eine Vorsichtsmaßnahme ohne jede Dramatik.
Eisbär im Adventfjord, nicht weit von Longyearbyen (Archivbild, 2014).
Zuletzt wurde der Eisbär Samstag Mittag auf dem Weg in den Sassenfjord gesehen. Seitdem ist sein Aufenthaltsort nicht mehr bekannt, und die Behörden legen den „Fall“ zu den Akten, bis es eventuell neue Beobachtungen gibt.
Bei dem Eisbären handelte sich sich wahrscheinlich um ein großes Männchen. Zu gefährlichen Situationen für Mensch oder Tier kam es nicht.
Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, auch ganz in der Nähe von Longyearbyen umsichtig und vorbereitet zu sein.
Spitzbergen unter Segeln mit SV Antigua, 18 intensive Tage lang – eine Traumreise für Arktisfreunde! Nun besteht die Chance dazu kurzfristig wieder auf der eigentlich längst ausgebuchten Reise im Juli 2018, da nach einer Stornierung eine Doppelkabine freigeworden ist.
Spitzbergen unter Segeln auf der Antigua im Juli 2018: Zwei Plätze wieder verfügbar.
Also – nur zu und Willkommem an Bord! Klicken Sie hier für weitere Informationen zu dieser Reise.
Interessenten können sich für Fragen zur Reise, zur Antigua, zu Spitzbergen, zur Ausrüstung etc. an Rolf Stange wenden und für Reservierung und Buchung an die Geographische Reisegesellschaft.
Auf Spitzbergen hat die Sommersaison begonnen. Sowohl die Schiffe, die mit Touristen in entlegene Fjorde fahren, als auch die Vögel, die nun ihr Brutgeschäft beginnen, sind zurück.
Der Frühsommer ist in der Arktis eine sehr lebendige Zeit: in den Vogelfelsen brummt es, auch in der Tundra tobt das Leben. Gänse stärken sich nach dem Frühjahrszug für die Brutsaison, ebenso Eiderenten und viele andere Boden- und Kliffbrüter, See- und Tundravögel.
Der Sysselmannen (Gouverneur) hat nun daran erinnert, sich entsprechend rücksichtsvoll im Gelände zu verhalten. Eine Reihe besonders sensibler Orte, überwiegend kleine Inselchen, sind ohnehin als Vogelreservate speziell geschützt. Aber auch andernorts sind viele Vögel unterwegs und sind jetzt für Störungen besonders anfällig.
Tundra am Midterhuken: lässt man im Frühsommer besser in Ruhe.
Explizit wurde vom Sysselmannen dazu aufgerufen, auf Landungen am Midterhuken/Gåsbergkilen im Bellsund zu verzichten. Auch andernorts sollte man entweder gar nicht anlanden oder sich besonders vorsichtig und rücksichtsvoll bewegen, wenn viele Gänse, Eiderenten und andere Vögel die Tundra besiedeln.
Auf Kapp Linné/Isfjord Radio ist ein Eisbär in die Gebäude eingedrungen.
Die alte Radiostation diente ehemals dem Funkverkehr zwischen den Siedlungen Spitzbergens und dem Festland, ist technisch aber obsolet, seit der Datenverkehr über ein Glasfaserkabel läuft. Seit Ende der 1990er Jahre dient Kapp Linné als kleines Wildnishotel an der Westküste Spitzbergens.
Aktuell befinden sich 5 Angestellte und 9 Gäste auf Kapp Linné. Am Sonntag morgen um 7 Uhr früh entdeckte die Chefin, Malin Stark, dass eine Tür aufgebrochen war, kurz darauf hörte sie Geräusch aus einem Lagerraum, wie die Svalbardposten berichtet.
Um 9 Uhr befand der Eisbär sich immer noch im Gebäude. Sysselmannnen und norwegisches Polarinstitut sind unterwegs, um den Bären möglichst zu vertreiben oder zu betäuben. Nur im Notfall würde man den Eisbären erschießen („lethal entnehmen“, wie der deutsche Amtsschimmel sagen würde).
Eisbär bei Kapp Linné (Isfjord Radio). Archivbild Verfasser.
Personen waren, soweit bekannt, nicht unmittelbar in Gefahr. Möglicherweise steht der Bär, vermutlich ein großes Männchen, aber unter Stress: Es ist nicht auszuschließen, dass er sich verletzt hat oder den Weg nach draußen nicht mehr findet.
Eisbärenbesuch auf Kapp Linné ist nicht unbedingt alltäglich, kommt aber immer wieder mal vor. Auch dieser Autor, der in grauer Vorzeit mal auf Kapp Linné gearbeitet hat, kann von entsprechenden Erlebnissen berichten. Dass ein Eisbär allerdings in eines der Gebäude eindringt, gehört aber definitiv zu den Seltenheiten.
Ergänzung: Sonntag Vormittag gegen 11 Uhr kam vom Sysselmannen die Meldung, dass der Eisbär Kapp Linné verlassen habe und auf dem Weg nach Norden sei.
Das Eis der Arktis ist deutlich stärker mit Mikroplastik verunreinigt als bisher angenommen. Das stellten Forscherinnen und Forscher des Alfred-Wegener-Institutes in Bremerhaven in einer Studie fest, die Ende April veröffentlicht wurde.
Untersucht wurden Proben aus drei Expeditionen von 2014 und 2015. Durch eine verbesserte Untersuchungsmethode mithilfe von Infrarotlicht konnten mehr und auch deutlich kleinere Teile identifiziert werden als bei früheren Untersuchungen.
Vermutlich stammt das Mikroplastik aus den Müllstrudeln im Atlantik und im Pazifischen Ozean zwischen Hawaii und Nordamerika. Aber auch lokale Verursacher der Verschmutzung wurden ausgemacht, zum Beispiel beim Fund von Lackpartikeln aus Schiffsanstrichen oder Nylonresten von Fischernetzen.
Mikroplastik sind winzige Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter groß sind. Es entsteht beim Zerfall größerer Plastikteile, bei der Wäsche synthetischer Fasern, ist aber auch in vielen Reinigungsmitteln und Kosmetikprodukten enthalten.
Über die Folgen der Verunreinigung mit Mikroplastik für Umwelt und Mensch ist noch wenig bekannt. In Laborstudien zeigten Muscheln jedoch Entzündungsreaktionen und Fische Verhaltensänderungen.
Auch Plastikmüll aus Deutschland landet in der Arktis. So wurde bei der Untersuchung von Plastikmüll, der an Spitzbergens Stränden gesammelt wurde und den man noch geografisch zuordnen konnte, festgestellt, dass sieben Prozent davon aus Deutschland stammten!
Touristinnen und Touristen auf Spitzbergen sammeln jedes Jahr in privaten und öffentlichen Initiativen tonnenweise Plastikmüll von den Stränden. Übrigens auch auf den Spitzbergen Segelreisen mit der Antigua :-).
Plastikmüll, gesammelt am Strand der Hinlopenstraße im Nordosten Spitzbergens
An dieser Stelle soll auch der Hinweis auf zwei unterstützenswerte Projekte nicht fehlen: The Ocean Cleanup entwickelt technische Systeme mit dem Ziel, einen riesigen Plastikstrudel im Pazifik in fünf Jahren um 50% zu reduzieren und das gefilterte Plastik am Ende Recyclingsystemen zuzuführen. Ocean Care führt Schutz- und Forschungsprojekte durch, organisiert Kampagnen und Bildungsprojekte und engagiert sich in internationalen Gremien, zum Beispiel als UN Sonderberaterin für Fragen im Meeresschutz.
Die kleine Insel Hopen macht schon wieder durch eine denkwürdige Tierbeobachtung von sich reden: nachdem Ende April dort ein Eisfuchs mit Tollwut aufgetaucht ist, bekam die Besatzung der Wetterstation auf Hopen am 04. Mai eine Beobachtung der Jahrhundertklasse. Eisbärensichtungen sind auf Hopen grundsätzlich nichts ungewöhnliches. Im Winterhalbjahr kommt es in manchen Jahren zu mehreren hundert Eisbärensichtungen in der Nähe der Wetterstation! Was am 04. Mai geschah, war aber mehr als außergewöhnlich.
Zunächst gingen die 4 Wetterfrösche davon aus, dass es sich bei den beiden Eisbären, die in der unmittelbaren Nähe der Station umeinander schlichen und sich immer wieder anbrüllten, um eine Mutter mit einem etwas ungezogenen „Teenager“ handeln würde.
Routigemäßig versuchte die Besatzung der Wetterstation Hopen Meteo zunächst, die Eisbären mit Lärm zu verscheuchen. Die beiden verzogen sich aufs Eis, kamen aber später wieder; offensichtlich hatten sie zwischendurch Jagderfolg gehabt, wie die blutige Nase zeigte.
Dann wurde aber klar, was im Gange war: es handelte sich um ein Männchen und ein Weibchen im Paarungsritual. Nach einer Weile kamen die beiden zur Sache und die Paarung begann.
Die beiden ließen sich von der Wetterstation überhaupt nicht stören, sondern vollzogen ihre Paarung mit Ausdauer und, wie die Fotos nahelegen, mit Genuss. Der Akt dauerte eine gute Stunde! Damit bekam die vierköpfige Mannschaft von Hopen Meteo die Gelegenheit zu einer Eisbärenbeobachtung von höchstem Seltenheitswert und natürlich auch die Möglichkeit, einzigartige Fotos zu machen. Von dieser Möglichkeit machte Ted Torfoss, Meteorologe und eifriger Fotograf, fleißig Gebrauch. Ein paar seiner Bilder dürfen wir hier mit Teds freundlicher Genehmigung zeigen, wer mehr sehen will, sei auf die Webseite der Station verwiesen. Vielen Dank, Ted Torfoss, für die Genehmigung, die Fotos auf dieser Seite zeigen zu dürfen! Vielleicht war das einzigartige Erlebnis ein Geburtstagsgeschenk der Natur? Bald darauf konnte Ted auf Hopen nämlich seinen 60. Geburtstag feiern. Herzlichen Glückwunsch! 🙂
Natürlich sind Paarungen bei Eisbären in der Natur im Frühjahr ein regelmäßig vorkommendes Ereignis, das aber nur äußerst selten beobachtet wird. Es gibt nur wenige Filmaufnahmen und Fotos. Frühere Beobachtungen dieser Art sind von Hopen nicht bekannt, und dieses von Menschen bewohnte Eisbärennest ist sicher der Ort, wo die Chancen noch am besten sind.
Vor ein paar Wochen konnte eine glückliche Touristengruppe im Tempelfjord ebenfalls eine Eisbärenpaarung beobachten. Die Bilder des Guides Yann Rashid zirkulierten im Internet und haben ohne Zweifel ebenfalls Seltenheitswert, sind aufgrund der deutlich größeren Entfernung aber nicht mit den Fotos vergleichbar, die Ted Torfoss vor ein paar Tagen auf Hopen machen konnte.
Auf der zu Svalbard (Inselgruppe Spitzbergen) gehörenden Insel Hopen ist ein Eisfuchs mit Tollwut gefunden worden, wie der Sysselmannen mitteilt. Am 26. April griff der Fuchs die zur Wetterstation Hopen Meteo gehörenden Hunde an und wurde von diesen getötet. Routinemäßig wurde der tote Fuchs nach Oslo gebracht und dort tiermedizinisch untersucht, wobei Tollwut nachgewiesen wurde.
Hopen liegt fern im Südosten von Svalbard, 90 Kilometer von der nächsten größeren Insel entfernt, der Edgeøya, 200 Kilometer von der Hauptinsel Spitzbergen und fast 300 Kilometer von Longyearbyen. Es ist aber nicht auszuschließen, dass weitere, tollwutinfizierte Eisfüchse sich schon weiter westlich befinden oder bald dorthin gelangen, wo Menschen wohnen und Touristen häufiger unterwegs sind: Derzeit steckt der Osten von Svalbard überwiegend noch in dichtem Treibeis, über das Füchse schnell große Entfernungen zurücklegen können. Auf diesem Weg ist der Tollwuterreger nun auch mit größter Wahrscheinlichkeit aus der russischen Arktis nach Hopen gelangt. Dies passiert langfristig mehr oder weniger regelmäßig: Seit 1980 gab es sieben Tollwutepisoden auf Svalbard, den aktuellen Nachweis eingeschlossen. 2011 wurde das Virus bei Rentieren und Eisfüchsen auf Hopen, im Hornsund und um Longyearbyen nachgewiesen.
Eisfuchs auf der Edgeøya: Neugier ist ein völlig normales Verhalten, Aggressivität ein Tollwut-Warnsignal.
Das Tollwutvirus kann für Menschen sehr gefährlich sein: „Man sollte niemals Füchse berühren, insbesondere keine toten Füchse, auch keinen Kot. … Bei versehentlichem oder unvermeidbarem Umgang mit potenziell betroffenen Tieren sind Gummihandschuhe und anschließende, gründliche Handhygiene (möglichst Desinfektion) wichtig. Eine Übertragung des Virus durch bloßen Hautkontakt ist sehr unwahrscheinlich, gefährlich wird es bei Bisswunden. Bei Tollwutverdacht ist der Sysselmann umgehend zu benachrichtigen, betroffene Personen können zeitnah auch nach Kontakt mit eventuell infizierten Tieren oder Tierleichen durch nachträgliche Impfung noch Schutz erhalten. Tollwutinfektionen enden für Menschen fast immer tödlich!“ (Zitat aus dem Spitzbergen-Reiseführer).
Ungewöhnliches Verhalten von Eisfüchsen wie Aggressivität gegenüber Menschen oder größeren Tieren ist ein deutliches Hinweis auf eine wahrscheinliche Infektion mit Tollwut.
Das tatsächliche Risiko einer Infektion ist für Menschen äußerst gering, solange man sich nicht grob fahrlässig verhält, und die aktuelle Episode bedeutet keine allgemeine Gefahr für Reisen nach Spitzbergen. Aber man sollte diese Information im Hinterkopf haben, falls man auf Tiere mit auffälligem Verhalten oder tote Tiere stößt.
Es ist unglaublich, wie hartnäckig sich manche Gerüchte halten. Sie sind so zäh, dass sie nicht nur ständig von schlecht recherchierenden Medien wieder hervorgekramt werden, sondern man bekommt sie mitunter sogar von ebenso schlecht informierten Guides in Spitzbergen zu hören.
Dadurch steigt der Wahrheitsgehalt allerdings nicht.
Wer diese Seite besucht, soll in Sachen Spitzbergen besser informiert sein, und deswegen wird hier in Bezug auf ein paar der blödesten, ständig wiederkehrenden Quatsch-Behauptungen aufgeräumt.
Erstens: Immer wieder ist zu hören, es sei in Longyearbyen oder wahlweise in ganz Spitzbergen verboten, zu sterben. Zunächst fragt man sich, wie so ein Verbot durchzusetzen wäre. Was passiert denn, wenn man in Longyearbyen stirbt? Bekommt man dann eine Geldstrafe oder muss man gar ins Gefängnis statt ins Grab? Spaß beiseite: irgendwo haben solche Behauptungen natürlich ihren Ursprung. Der liegt einmal darin, dass Longyearbyen über lange Zeiten seiner bis 1906 zurückreichenden Geschichte eine „company town“ war, also Betriebsgelände eines produzierenden Kohlebergwerks und nichts anderes. Es gab keinen freien Wohnungsmarkt, sondern nur firmeneigene Unterkünfte für Angestellte. Wer das Arbeitsverhältnis beendete, musste automatisch abreisen. Das galt natürlich auch für ein Arbeitsende aus Altersgründen. Schon aus diesem einfachen Grund war es nicht möglich, in Longyearbyen seinen Lebensabend zu genießen und daher starb zumindest aus Altersgründen dort niemand. Auch heute kommt man aufs Festland, wenn man für größere medizinische Probleme Behandlung braucht oder gesundheitlich oder durch Alter bedingte Pflege, einfach weil es die entsprechenden Einrichtungen in Longyearbyen nicht gibt. Das Krankenhaus ist klein und wäre für viele Spezialfälle nicht ausgestattet, Alters- oder Pflegeheime gibt es nicht. Deshalb fliegt man bei Bedarf logischerweise zum Festland.
In Longyearbyen wird vor allem fleißig gelebt …
Stirbt ein Bewohner von Longyearbyen, dann besteht meistens der Wunsch nach einem Grab in der Heimatgemeinde auf dem Festland. Die wenigsten leben mit ihrer Familie über Generationen in Longyearbyen, stattdessen haben die meisten eine starke Anbindung an einen Ort anderswo und wollen dort begraben werden. Wenn jemand seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Longyearbyen haben will, so geht auch dies. Einzige Einschränkung: nur als Urnenbegräbnis. Die bislang letzten Begräbnisse in Longyearbyen gab es 2014, weitere wird es über kurz oder lang sicher geben.
Das und sonst nichts steckt hinter dieser blödsinnigen Behauptung eines Sterbeverbots, das es tatsächlich nie gegeben hat.
… und manchmal, wenn auch selten, wird dort auch gestorben. Ein „Sterbeverbot“ hat es nie gegeben! Der Friedhof in Longyearbyen.
Warum werden solche Behauptungen eigentlich immer wieder aufgestellt? Ist das der Versuch, Longyearbyen irgendwie noch spannender, noch exotischer darzustellen? Ist doch gar nicht nötig, Longyearbyen ist schon interessant genug, so wie es tatsächlich ist. Vielleicht ist es auch einfach zu mühsam, tatsächlich ein wenig zu recherchieren, und vielleicht wird vermutet, in Zeiten von „fake news“ spielten die tatsächlichen faktischen Hintergründe auch gar keine Rolle mehr. Dem muss man entgegentreten und laut sagen: Unfug! Das tat unter anderem Leif-Magne Helgesen, Priester in Longyearbyen, vor ein paar Jahren in einem deutlichen Leserbrief an die Svalbardposten.
Wo wir schon dabei sind, ein kurzer Blick auf das andere, erfreulichere Ende des Lebens, nämlich den Anfang: Meistens wird im gleichen Atemzug behauptet, es wäre auch verboten, in Longyearbyen geboren zu werden. Das ist natürlich genauso Quatsch. Nur ist es aus den erwähnten praktischen Gründen – mangelnde medizinische Möglichkeiten für den Fall von Komplikationen – sicherer, die Geburt in einem größeren Krankenhaus oder zumindest in der Nähe eines solchen stattfinden zu lassen. Daher fliegen schwangere Frauen ein paar Wochen vor Geburt aufs Festland, nach Tromsø oder zu einem Ort ihrer Wahl. Ein gesetzliches Verbot, auf Spitzbergen geboren zu werden, gibt es natürlich nicht, wie man sich eigentlich denken kann.
Andere Baustelle, ähnliches Quatschniveau: immer wieder bekommt man zu hören, man sei auf Spitzbergen „gesetzlich verpflichtet, eine Waffe zu tragen“. Auch das ist echter arktischer Quatsch. Hat jemals jemand so ein Gesetz gesehen? Nein, denn so etwas hat es nie gegeben. Der gesunde Menschenverstand fordert das Tragen einer geeigeneten Waffe außerhalb bewohnter Siedlungen im Eisbärengebiet und das ist auch absolut üblich, das Gesetz fordert aber nur ein „geeignetes Abschreckmittel“, wozu meist eine Signalpistole mit spezieller Munition getragen wird. Die Behörden (Sysselmannen) fordern zwar zur Erteilung einer Genehmigung für Touren in entlegenen Gebieten, dass eine Waffe mitgeführt wird, aber nur aus Vernunftgründen und nicht weil das gesetzlich vorgeschrieben ist (und so eine Genehmigung braucht man ohnehin nur in abgelegeneren Gebieten, außerhalb des sogenannten Verwaltungsgebietes 10). Wer ohne Gewehr außerhalb von Longyearbyen spazierengeht, ist vielleicht etwas lebensmüde, tut aber nichts Illegales. Ein Gesetz, dass zum Tragen einer Waffe verpflichtet, gibt es nicht!
Genausowenig wie ein Sterbeverbot gibt es eine gesetzliche Pflicht, auf Spitzbergen eine Waffe zu tragen. Wer im Eisbärenland keine dabei hat, ist allerdings lebensgefährlich unterwegs.
So, jetzt haben wir einen arktischen Unfug aufgeräumt. Bis demnächst!
In der Mohnbukta an der Ostküste Spitzbergens sind zwei Motorschlitten im Eis eingebrochen. Verletzt wurde niemand. Die beiden gehörten zu einer Gruppe mit neun Motorschlitten, allesamt Einwohner aus Longyearbyen, auf privater Tour. Nach offiziellen Angaben hatte die Gruppe alles richtig gemacht und sich kurz zuvor noch von der Mächtigkeit („Dicke“) der Eisschicht überzeugt und dabei solide 70 Zentimter gemessen, ein Wert, bei dem man davon ausgeht, entspannt Gas geben zu können. Kurz darauf brachen jedoch zwei Motorschlitten durch die Oberfläche.
Da die einzelnen Fahrzeuge richtigerweise einen ausreichend großen Abstand zueinander gehalten hatten, wurden nicht noch mehr Motorschlitten in die jeweiligen Havarien mit einbezogen. Die Fahrer konnten sich jeweils selbst schnell auf tragfähiges Eis zurückziehen, und mit vereinten Kräften gelang es der Gruppe, die noch an der Oberfläche befindlichen Motorschlitten zu bergen. Dennoch informierte die Gruppe anschließend unmittelbar den Sysselmannen, für den Fall, dass andere den Vorfall beobachtet hatten und Alarm geschlagen hatten.
Unterwegs auf dem Eis in der Mohnbukta an der Ostküste Spitzbergens: schön, aber nie ganz risikofrei.
Der Vorfall, der sich bereits Samstag ereignete, zeigt, dass das Fjordeis auch bei umsichtiger Vorgehensweise gefährlich ist und bleibt. Vorsicht und die richtige Ausrüstung für den Fall der Fälle wie Seile und „Eisnägel“ oder brauchbare Messer o.ä., die einem im schlimmsten Fall dabei helfen, sich selbst aus dem Wasser aufs Eis zu ziehen, können Leben und Material retten.
Mitten in der winterlichen Hochsaison hat der Sysselmannen den motorisierten Verkehr, sprich Motorschlitten, weitgehend vom Fjordeis in Tempelfjord (innerer Isfjord), Billefjord (bei Pyramiden) und Rindersbukta (Van Mijenfjord) verbannt. Hintergrund der Fahrverbote sind nicht etwa Stickoxide oder Feinstaub, sondern die vermutete Belastung für Tiere. Ringelrobben sind auf das Fjordeis angewiesen, um dort ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen, was derzeit geschieht. Eisbären sind in den letzten Wochen in allen diesen Buchten regelmäßig beobachtet worden. Nach Einschätzung des Sysselmannen wird die Gesamtbelastung durch den Motorschlittenverkehr zu hoch für diese Tiere in einer wichtigen Zeit des Jahres zur Reproduktion (Ringelrobben) und Jagd (Eisbären).
Bis zum ersten Juni – also über das nicht genau absehbare Ende der laufenden Saison hinaus – darf in den genannten Fjorden nicht mehr motorisiert auf dem Fjordeis gefahren werden. Kleinräumige Ausnahmen bestehen im Billefjord, wo man auf kürzester, sicherer Strecke auf der üblichen Route vom Nordenskiöldbreen nach Pyramiden fahren darf. Auch der Tempelfjord darf auf kürzester, sicherer Strecke von der Südseite westlich von Kapp Schoultz zum Kapp Murdoch befahren werden; diese Strecke gehört zur üblichen Route nach Pyramiden. Detailkarten gibt es auf der Seite vom Sysselmannen.
Nichtmotorisierter Verkehr ist nicht betroffen.
In diesem Frühjahr hat sich das Fjordeis besser als in den letzten Jahren entwickelt. Erstmals seit mehreren Jahren ist der Tempelfjord überhaupt wieder regelmäßig befahrbar.
Augenscheinlich tragen gut geführte Gruppen und Motorschlittenfahrer in Eigenregie bei gutem Benehmen wenig zur Störung besagter Tiere bei, die rücksichtsvollen Verkehr offenkundig tolerieren, wie die Erfahrung zeigt. Problematisch kann allerdings das schwer kontrollierbare Fehlverhalten rücksichtsloser Einzelner sein.
Der Sysselmannen erinnert daran, dass jeder selbst verantwortlich ist für die Einschätzung, ob das Eis sicher ist.
Gletscherfront im Tempelfjord: beliebtes Tourenziel, aber nun für Motorschlitten gesperrt.