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Jahres-Archiv: 2019 − Nachrichten


Die Store Nor­ske darf das Eis im Van Mijenfjord bis nach Sveagru­va bre­chen

Die Store Nor­ske Spits­ber­gen Kul­kom­pa­ni (SNSK), Betrei­be­rin und Eig­ne­rin der nor­we­gi­schen Kohle­si­ed­lung Sveagru­va, hat vom Sys­sel­man­nen die Geneh­mi­gung bekom­men, das Fjord­eis im Van Mijenfjord bis zum Hafen von Svea auf­zu­bre­chen.

Da der Fjord durch die lan­ge, schma­le und quer im Ein­gang lie­gen­de Akseløya vom offe­nen Meer abge­trennt ist, bil­det sich das Fjord­eis dort frü­her und wei­ter als in den ande­ren Fjor­den an der West­küs­te. Dadurch ist der Van Mijenfjord heu­te der ein­zi­ge Fjord in die­sem Teil Spitz­ber­gens, der noch recht ver­läss­li­che Eis­ver­hält­nis­se bie­tet. Somit ist er im Früh­jahr ein wich­ti­ges Habi­tat für Rin­gel­rob­ben, die auf dem Eis lie­ge, aus­ru­hen und dort ihren Nach­wuchs bekom­men, und Eis­bä­ren, die dort auf Jagd gehen.

Eiskarte Van Mijenfjord, Sveagruva

Eis­kar­te: der Van Mijenfjord ist der ein­zi­ge Fjord in der Regi­on, der weit­flä­chig soli­de zuge­fro­ren ist. Das Fjord­eis (grau) wird bis Sveagru­va (Punkt) gebro­chen.
Kar­te © Nor­we­gi­sches meteo­ro­lo­gi­sches Insti­tut (Punkt ergänzt).

Bei den Behör­den hält man den Schutz die­ser Tie­re zu die­ser für sie wich­ti­gen Jah­res­zeit, die gera­de jetzt beginnt, eigent­lich hoch: so wur­de kürz­lich das Fjord­eis im Tem­pel­fjord für Motor­schlit­ten gesperrt, um Stö­run­gen vor­zu­beu­gen, obwohl sol­che nur bei row­dy­haf­tem, auch vor­her schon gesetz­wid­ri­gem Ver­hal­ten vor­kom­men und das Fjord­eis durch den Motor­schlit­ten­ver­kehr nicht beschä­digt wird. Ähn­li­che Sper­run­gen waren auch für die Rin­ders­buk­ta im Van Mijenfjord im Gespräch, dort ist es aber – zumin­dest bis­lang – noch nicht zu einem Ver­bot gekom­men.

Für das Auf­bre­chen des Eises mit Eis­bre­chern schei­nen aller­dings ande­re Regeln zu gel­ten, bezie­hungs­wei­se wer­den die glei­chen Regeln anders aus­ge­legt. Zwar betont der Sys­sel­man­nen in einer Pres­se­mel­dung, dass Ver­kehr in Spitz­ber­gen grund­sätz­lich „auf eine Wei­se gesche­hen sol­le, die nicht die natür­li­che Umwelt oder denk­mal­ge­schütz­te Arte­fak­te beschä­digt, ver­un­rei­nigt oder sonst­wie beein­träch­tigt oder unnö­tig Men­schen oder Tie­re stört.“ Hier aller­dings wur­de den Inter­es­sen der Store Nor­ske Spits­ber­gen Kul­kom­pa­ni mehr Gewicht gege­ben als dem Schutz des in Spitz­ber­gen sel­ten gewor­de­nen, groß­flä­chi­gen Fjord­ei­ses und der Tie­re, die es als Habi­tat brau­chen.

Der Hin­ter­grund: auf­grund von Fehl­be­rech­nun­gen geht in Sveagru­va der Die­sel zur Nei­ge, der nicht nur Fahr­zeu­gen, son­dern auch dem dor­ti­gen Kraft­werk als Brenn­stoff dient. Der vor­han­de­ne Vor­rat wür­de „auf­grund des erhöh­ten Ver­brauchs im Win­ter ver­mut­lich noch bis etwa Mai“ (Sys­sel­man­nen, eige­ne Über­set­zung) rei­chen, nicht aber, wie ursprüng­lich geplant, bis zum Som­mer, wenn das Fjord­eis ohne­hin von allei­ne auf­ge­bro­chen sein wird.

Ohne Die­sel für das Kraft­werk müss­te Svea eva­ku­iert wer­den. Die Fol­ge wäre min­des­tens ein vor­über­ge­hen­der Stop der Auf­räum­ar­bei­ten, die nun dort nach dem Ende des Koh­le­berg­baus fol­gen, mög­li­cher­wei­se aber auch Schä­den an der Infra­struk­tur. Ver­bun­den wäre dies mit „erheb­li­chen wirt­schaft­li­chen Fol­gen“ für die Store Nor­ske. Daher bekommt die SNSK nun die Erlaub­nis, mit einem Frach­ter den Hafen am Kapp Ams­ter­dam bei Sveagru­va anzu­lau­fen. Ein Trans­port über Land von Lon­gye­ar­by­en wäre zwar tech­nisch mög­lich, auf­grund der Men­ge des benö­tig­ten Kraft­stoffs wird aber ange­nom­men, dass die theo­re­ti­schen benö­tig­ten etwa 60 Trans­port­fah­ren ins­ge­samt eine grö­ße­re Umwelt­be­las­tung und ein höhe­res Risi­ko für Ver­un­rei­ni­gun­gen brin­gen wür­den.

Eiskarte Van Mijenfjord, Sveagruva

Der Hafen von Sveagru­va am Kapp Ams­ter­dam.

Als frü­her in Sveagru­va noch Koh­le abge­baut und ver­schifft wur­de, war das Bre­chen des Eises im Früh­jahr nicht unge­wöhn­lich. Aber die Zei­ten haben sich geän­dert, heu­te wird dort kei­ne Koh­le mehr abge­baut, in ande­ren Fjor­den gibt es viel weni­ger Eis und die­ses darf anders­wo nicht befah­ren wer­den, so wie vie­le sich das wün­schen. Dass die Store Nor­ske in die­ser Situa­ti­on die Erlaub­nis bekommt, über 30 Kilo­me­ter soli­des Fjord­eis auf­zu­bre­chen, stößt, wie man erwar­ten kann, auf Kri­tik.

Man darf auf den Wit­te­rungs­ver­lauf nach dem Auf­bre­chen gespannt sein. Mit Glück friert die Eis­bre­cher­spur schnell wie­der zu. Ein Sturm könn­te das vor­ge­schä­dig­te Eis aller­dings auch leich­ter kom­plett auf­bre­chen.

Tem­pel­fjord: Fjord­eis für Motor­schlit­ten gesperrt

Die bereits vor Wochen ange­kün­dig­ten und heiß dis­ku­tier­ten Sper­run­gen des Fjord­ei­ses im Tem­pel­fjord sind Mitt­woch (13.03.2019) in Kraft getre­ten. Eine Ankün­di­gung nach Beschluss hat es nicht gege­ben, die Sper­rung trat mit der Ver­kün­dung unmit­tel­bar in Kraft.

Im Früh­jahr sind auf dem Fjord­eis im Tem­pel­fjord häu­fig Eis­bä­ren zu sehen. Auch der­zeit hal­ten sich dort meh­re­re auf. Zudem beginnt bald die Wurf­sai­son der Rin­gel­rob­ben. Es wird befürch­tet, dass der in den letz­ten Jah­ren zuneh­men­de Motor­schlit­ten­ver­kehr auf dem Eis die Eis­bä­ren und Rob­ben beim Jagen bezie­hungs­wei­se Aus­ru­hen stört.

Sperrung Fjordeis Tempelfjord: Karte

Fahr­ver­bo­te für Motor­schlit­ten im Tem­pel­fjord: das rot schraf­fier­te Gebiet ist voll­stän­dig gesperrt. Das blau schraf­fier­te Gebiet darf auf kür­zes­ter mög­li­cher Rou­te gequert wer­den. Kar­te: Sys­sel­man­nen på Sval­bard (Aus­schnitt).

Tat­säch­lich waren in ver­gan­ge­nen Jah­ren und auch die­se Sai­son bereits Zwi­schen­fäl­le beob­ach­tet wor­den, bei denen Tie­re durch rück­sichts­lo­ses Ver­hal­ten von Motor­schlit­ten­fah­rern gestört wur­den. Dabei han­delt es sich um rück­sichts­lo­ses und auch bis­her schon regel­wid­ri­ges Ver­hal­ten Ein­zel­ner. Die bei wei­tem über­wie­gen­de Mehr­heit, sowohl Ein­hei­mi­sche als auch Tou­ris­ten in geführ­ten Grup­pen, ver­hält sich regel­kon­form und hält wei­ten Abstand von Tie­ren ein. Die­ses rück­sichts­vol­le Neben­ein­an­der hat bis­lang weit­ge­hend gut funk­tio­niert, nur das rück­sichts­lo­se Ver­hal­ten Ein­zel­ner sorg­te für Stö­run­gen und Auf­se­hen.

Da der Sys­sel­man­nen sich nicht in der Lage sieht, das bis­lang bereits gel­ten­de Recht durch­zu­set­zen, kommt es nun zum flä­chen­de­cken­den Ver­bot für alle: ab 13.03.2019 ist das Fjord­eis im inne­ren Tem­pel­fjord, ab der Linie Kapp Schoultz-Kapp Mur­doch (sie­he Abbil­dung), für den moto­ri­sier­ten Ver­kehr (sprich: Motor­schlit­ten) voll­stän­dig gesperrt.

Das Fjord­eis west­lich die­ser Linie darf zum Zweck der direk­ten Que­rung auf kür­zes­ter mög­li­cher Rou­te befah­ren wer­den. Dabei darf nicht ange­hal­ten wer­den, es sei denn, es ist aus Sicher­heits- oder tech­ni­schen Grün­den erfor­der­lich. Die­se Que­rung ist Bestand­teil häu­fig genutz­ter Rou­ten nach Nor­den, etwa nach Pyra­mi­den.

Gletscherfront des Tunabreen, Tempelfjord

Glet­scher­front des Tunab­reen im Tem­pel­fjord: ab sofort nicht mehr mit Motor­schlit­ten zugäng­lich.

Damit ist die Glet­scher­front des Tunab­reen, bis­lang ein unter Ein­hei­mi­schen und Tou­ris­ten belieb­tes Aus­flugs­ziel, ab sofort nicht mehr aus der Nähe zugäng­lich.

Das Ver­bot gilt zunächst bis auf wei­te­re Ankün­di­gung, maxi­mal aber bis zum 1. Juni.

Nicht moto­ri­sier­ter Ver­kehr (Ski­wan­de­rer, Hun­de­schlit­ten) ist nicht betrof­fen. Schiffs­ver­kehr nach Auf­bre­chen des Fjord­ei­ses ist eben­falls nicht betrof­fen.

In der Hin­lo­pen­stra­ße auf Grund gelau­fe­ne „North­gui­der“ soll im August geho­ben wer­den

Der Krab­ben­traw­ler North­gui­der war am 28. Dezem­ber letz­ten Jah­res beim Spar­ren­e­set in der Hin­lo­pen­stra­ße auf Grund gelau­fen. Wie zuvor auf die­ser Sei­te berich­tet, konn­te die gan­ze Mann­schaft unver­letzt mit Hub­schrau­bern geret­tet wer­den.

Die Mannn­schaft hat­te die Hava­rie und die Stun­den bis zur Ret­tung bei Dun­kel­heit, star­ker Käl­te und kräf­ti­gem Wind als sehr dra­ma­tisch erlebt.

Fischtrawler Northguider auf Grund in der Hinlopenstraße

Der Fisch­traw­ler North­gui­der auf Grund in der Hin­lo­pen­stra­ße, dicht vor dem Spar­ren­e­set auf dem Nord­aus­t­land. Foto: Kyst­ver­ket.

Im Janu­ar konn­ten die 300 Ton­nen Die­sel sowie ande­re Gefahr­stof­fe (Schmier­öle, Far­ben, …) und umwelt­ge­fähr­li­ches loses Gut wie Net­ze gebor­gen wer­den. Die North­gui­der sitzt aller­dings wei­ter­hin auf Grund. Exper­ten des Sjøf­arts­di­rek­to­ra­tet, der nor­we­gi­schen See­fahrts­be­hör­de, zufol­ge, liegt die North­gui­der der­zeit soweit sta­bil. Der Vor­teil dar­an: Wind, Strö­mun­gen und Eis wer­den sie wohl nicht so schnell von der Untie­fe zie­hen und schie­ben, so dass die Gefahr des Ver­sin­kens der­zeit gering erscheint. Der Nach­teil dar­an: auch Ber­gungs­schif­fe wer­den die North­gui­der wohl nicht so schnell von der Untie­fe weg bekom­men. Tat­säch­lich wird damit gerech­net, dass die Ber­gung des Schif­fes meh­re­re Wochen Arbeit vor Ort erfor­dern wird.

Nun haben der Sys­sel­man­nen als die für die Unfall­stel­le zustän­di­ge Ver­wal­tungs­be­hör­de sowie die Fach­be­hör­den (Sjøf­arts­di­rek­to­rat, Küs­ten­wa­che) ent­schie­den, dass die Ber­gung der North­gui­der im August vor­ge­nom­men wer­den soll. Zu die­ser Zeit sind mit Blick auf Eis, Käl­te, Wet­ter und Licht ins­ge­samt die bes­ten Bedin­gun­gen zu erwar­ten.

Aktu­ell ist das Küs­ten­wa­chen­schiff KV Sval­bard noch ein­mal zur Unfall­stel­le in der Hin­lo­pen­stra­ße unter­wegs, um sicher­zu­stel­len, dass sich an Bord der North­gui­der kei­ne umwelt­ge­fähr­li­chen Gegen­stän­de und Sub­stan­zen mehr befin­den und dass das Schiff soweit sta­bil liegt. Die wei­te­re Über­wa­chung soll u.a. durch Bewe­gungs­mel­der und Posi­ti­ons­sen­der gewähr­leis­tet wer­den.

Lun­ckef­jel­let: das Ende einer Koh­le­gru­be in Spitz­ber­gen

Die Lun­ckef­jel­let-Gru­be ist ein poli­tisch-wirt­schaft­li­ches Phä­no­men. Im Novem­ber 2013 wur­de die ers­te Ton­ne Koh­le aus dem Berg geholt – eine Sym­bol­hand­lung, der pro­duk­ti­ve Betrieb hat­te noch nicht begon­nen. Das war auch bei der offi­zi­el­len Eröff­nung am 25. Febru­ar 2014 noch nicht der Fall, aber die Gru­be, die bis dahin bereits mehr als eine Mil­li­ar­de nor­we­gi­sche Kro­nen (über 100 Mil­lio­nen Euro) ver­schlun­gen hat­te, war immer­hin betriebs­be­reit.

Forschungsfahrt zum Lunckefjellet

For­schungs­fahrt zum Lun­ckef­jel­let.

In den pro­duk­ti­ven Betrieb soll­te sie aber nie gehen. Statt­des­sen ging es mit den Koh­le­prei­sen auf dem Welt­markt berg­ab, und die Gru­ben bei Sveagru­va, dem nor­we­gi­schen Berg­bau­ort im Van Mijenfjord, gin­gen in einen Erhal­tungs­be­trieb, der nur dazu dien­te, den Ver­fall auf­zu­hal­ten und die Mög­lich­keit eines künf­ti­gen Betrie­bes für ein paar Jah­re offen zu hal­ten.

Sveagruva

Sveagru­va: nor­we­gi­sche Berg­bau­sied­lung (schwe­di­sche Grün­dung 1917) im Van Mijenfjord.

Im Herbst 2017 schließ­lich zog die Regie­rung in Oslo die Reiß­lei­ne. Die Store Nor­ske Spits­ber­gen Kul­kom­pa­ni (SNSK), Eig­ner aller nor­we­gi­schen Koh­le­gru­ben in Spitz­ber­gen, gehört zu 100 % dem nor­we­gi­schen Staat, so dass die­ser als Eig­ner ganz direkt das Schick­sal des Koh­le­berg­baus auf Spitz­ber­gen len­ken kann. Die Ent­schei­dung: der Berg­bau im Ort Sveagru­va soll­te end­gül­tig ein­ge­stellt wer­den. Sowohl die über etli­che Jah­re pro­fi­ta­ble Gru­be Svea Nord als auch die neue Lun­ckef­jel­let-Gru­be soll­ten abge­wi­ckelt wer­den, und dazu der gan­ze Ort gleich mit. Wei­ter­ge­führt wird der nor­we­gi­sche Koh­le­berg­bau in Spitz­ber­gen nur noch in der Gru­be 7 bei Lon­gye­ar­by­en, dort immer­hin seit­dem wie­der im Zwei­schicht­be­trieb.

Lunckefjellet

Tages­an­la­gen und Gru­ben­ein­gang am Lun­ckef­jel­let.

Der Grund: wirt­schaft­lich, so die offi­zi­el­le Anga­be. Sehr aus­kunfts­freu­dig ist die Regie­rung an die­ser Stel­le aller­dings nicht, statt­des­sen ver­wei­sen Regie­rungs­ver­tre­ter mit­un­ter ger­ne auf den nicht­öf­fent­li­chen Sta­tus rele­van­ter Infor­ma­tio­nen und Unter­la­gen. Natür­lich sehen vie­le das Ende des Berg­baus in Sveagru­va, ins­be­son­de­re in der gera­de erst gebau­ten Lun­ckef­jel­let-Gru­be, mit gro­ßem Miss­be­ha­gen, da hier Tra­di­ti­on, Arbeits­plät­ze und eine für Lon­gye­ar­by­en wich­ti­ge Indus­trie abge­wi­ckelt wer­den. Das Ende des Berg­baus in Spitz­ber­gen war so und anders abseh­bar, das weiß man hier und seit Jah­ren wer­den ande­re Wirt­schafts­zwei­ge ent­wi­ckelt, wobei For­schung, Aus­bil­dung und Tou­ris­mus ganz oben ste­hen. Den­noch ist Lon­gye­ar­by­en his­to­risch und bis heu­te zumin­dest teil­wei­se gefühlt vom Berg­bau geprägt und der abseh­ba­re Ver­lust schmerzt so man­chen im Ort zumin­dest emo­tio­nal und oft auch wirt­schaft­lich. Auf Ange­bo­te von Inves­to­ren, Sveagru­va und das Lun­ckef­jel­let zu über­neh­men, ist die Regie­rung gar nicht erst ein­ge­gan­gen, was die Anga­be von rein wirt­schaft­li­chen Aspek­ten als Grund für die Schlie­ßung etwas faden­schei­nig erschei­nen lässt.

Stollen Lunckefjellet

Stol­len in der Koh­le­gru­be im Lun­ckef­jel­let.

In die­sen Tagen wird die Lun­ckef­jel­let-Gru­be geschlos­sen. Die Belüf­tungs­an­la­gen wer­den der­zeit abge­baut, und danach könn­te nur noch – theo­re­tisch – spe­zi­ell aus­ge­bil­de­tes Per­so­nal mit tau­cher­ar­ti­gen Atem­schutz­vor­risch­tun­gen die Koh­le­mi­ne betre­ten, und auch das nur noch eine recht kur­ze Zeit, solan­ge die mecha­ni­sche Fes­tig­keit des Hang­en­den (die Decke) eini­ger­ma­ßen zuver­läs­sig ist. Das wird nicht lan­ge der Fall sein. Die Lun­ckef­jel­let-Gru­be wird daher bald unge­fähr so gut erreich­bar sein wie die Rück­sei­te des Mon­des.

Stollen Lunckefjellet

Mit sol­chen Bewe­gungs­mes­sern, genannt „tell­ta­le“, wer­den Fels­be­we­gun­gen im Hang­en­den (Stol­len­de­cke) über­wacht.

Sicherung im Stollen, Lunckefjellet

Die­se Bol­zen zur Siche­rung des Hang­en­den (Stol­len­de­cke) sind stän­di­ger Kor­ro­si­on und Belas­tung aus­ge­setzt. Wer­den sie nicht regel­mä­ßig über­wacht und ergänzt, wird eine Koh­le­gru­be schnell hoch­ge­fähr­lich und unbe­geh­bar.

Letz­te Woche (5.-7. Febru­ar 2019) waren Geo­lo­gen der Berg­baus­ge­sell­schaft Store Nor­ske und von UNIS im Lun­ckef­jel­let, um die buch­stäb­lich letz­te Gele­gen­heit zu nut­zen, wis­sen­schaft­lich wert­vol­le Pro­ben am Koh­le­flöz zu neh­men. Die Geo­lo­gie der Koh­le Spitz­ber­gens ist weni­ger genau bekannt, als man ver­mu­ten könn­te: wie die Land­schaft wirk­lich aus­ge­se­hen hat, in der sie sich bil­de­te, weiß nie­mand so ganz genau.

Geologe Malte Jochmann, Lunckefjellet

Geo­lo­ge Mal­te Joch­mann bei der Arbeit im Lun­ckef­jel­let.

Natür­lich han­del­te es sich um Moo­re und Sümp­fe, wahr­schein­lich hat das Salz­was­ser einer nahen Küs­te pha­sen­wei­se einen wich­ti­gen Ein­fluss aus­ge­übt. Aber wel­che Rol­le spiel­te Süß­was­ser, was für Flüs­se und Seen gab es? Was haben kies­füh­ren­de Sand­stein­schich­ten (Kon­glo­me­rat) in der Koh­le zu suchen, wann stieg und wann sank der Mee­res­spie­gel an der nahen Küs­te, gab es tek­to­ni­sche Akti­vi­tät, und wenn ja, was für wel­che? Gab es Hügel oder gar Ber­ge in der Umge­bung, oder war alles drum­her­um flach?

Geologische Aufnahme, Lunckefjellet

Die Geo­lo­gen Mal­te Joch­mann, Maria Jen­sen und Chris­to­pher Mar­shall bei der Arbeit im Lun­ckef­jel­let: Auf­schlüs­se und mög­li­che Pro­ben­nah­me­stel­len wer­den begut­ach­tet.

Beim Gang durch die Stol­len gibt es alle paar Meter auf­schluss­rei­che Bli­cke in die geo­lo­gi­sche Ver­gan­gen­heit, wobei sich min­des­tens eben­so vie­le Fra­gen wie Ant­wor­ten erge­ben. Nur zwei Tage hat­ten die Geo­lo­gen Mal­te Joch­mann (SNSK/UNIS), Maria Jen­sen (UNIS) und Chris­to­pher Mar­shall (Uni­ver­si­ty of Not­ting­ham) Zeit, um Auf­schlüs­se wenigs­tens skiz­zen­haft zu doku­men­tie­ren und Pro­ben zu neh­men, deren Aus­wer­tung künf­tig wenigs­tens ein paar die­ser Fra­gen beant­wor­ten könn­te.

Eiskristalle, Lunckefjellet

Auch unter Tage ver­gisst man nicht, dass man in der Ark­tis ist: die Tem­pe­ra­tur liegt kon­stant unter null Grad, an den Wän­den blü­hen auf der schwar­zen Koh­le wun­der­schö­ne Eis­kris­tal­le.

Nun wird die Gru­be zurück­ge­baut, vie­le Gerät­schaf­ten sind schon ent­fernt wor­den. Schon bald wird sie nie­mand mehr betre­ten kön­nen. Auch von Sveagru­va wird nach einem umfang­rei­chen und teu­ren Auf­räu­men, das bereits in Gang gesetzt wur­de, wohl nicht viel übrig blei­ben. Nur die Anla­gen, die his­to­ri­schen Wert haben (in Spitz­ber­gen all­ge­mein älter als 1946, in Svea wird man die Gren­ze wohl auf 1949 hoch­set­zen) wer­den ste­hen blei­ben und even­tu­ell ein paar ein­zel­ne Gebäu­de zur künf­ti­gen Nut­zung – For­schung? Begrenz­ter Tou­ris­mus? Das weiß man der­zeit noch nicht so wirk­lich.

Berg­bau wird es jeden­falls nicht sein.

Sternenhimmel, Rückweg

Ster­nen­him­mel auf dem Rück­weg von Sveagru­va nach Lon­gye­ar­by­en.

Mul­ti­re­sis­ten­te Bak­te­ri­en im Kongsfjord

Für Auf­se­hen sor­gen der­zeit Medi­en­be­rich­te über das Auf­tre­ten von bak­te­ri­el­len Resis­tenz­ge­nen in ark­ti­schen Boden­pro­ben, die für die Aus­prä­gung einer Mul­ti­re­sis­tenz bei Bak­te­ri­en ver­ant­wort­lich sind. Vie­le Medi­en und Men­schen fra­gen sich, wie die­se Resis­tenz­ge­ne in die unbe­rühr­te Natur Spitz­ber­gens gelan­gen. Eini­ge Medi­en sehen sich mit die­sem Fakt bestä­tigt, mul­ti­re­sis­ten­te Bak­te­ri­en als noch grö­ße­re Bedro­hung ver­gli­chen mit Kli­ma­wan­del und Krieg dar­zu­stel­len.

Frag­los sind der unkon­trol­lier­te, glo­ba­le Ein­satz von Anti­bio­ti­ka und das zuneh­men­de Auf­tre­ten mul­ti­re­sis­ten­ter Bak­te­ri­en sehr ernst­haf­te Pro­ble­me.

Ny-Ålesund: Resistenzgene in Bakterien nachgewiesen

In Boden­pro­ben, die bei Ny-Åle­sund genom­men wur­den, wur­den bak­te­ri­el­le Resis­tenz­ge­ne nach­ge­wie­sen, die der­zeit für media­le Auf­re­gung sor­gen.

Zunächst über­ra­schend, aber für Fach­leu­te gar nicht so uner­war­tet ist das Auf­tre­ten sol­cher mul­ti­re­sis­ten­ten Bak­te­ri­en auch auf Spitz­ber­gen zumin­dest der Umge­bung der Sied­lun­gen, also etwa in dem Bereich im Kongsfjord nahe der Sied­lung Ny-Åle­sund, wo deren Gen­ma­te­ri­al in den Pro­ben für die aktu­el­le Stu­die gefun­den wur­de.

So unbe­rührt, wie oft beschrie­ben, ist die Natur Spitz­ber­gens im Kongsfjord näm­lich nicht. Die Sied­lung Ny-Åle­sund exis­tiert seit 1916 und war wie alle Sied­lun­gen auf Spitz­ber­gen zunächst ein Berg­bau­ort, in dem Koh­le abge­baut wur­de. Welt­weit berühmt wur­de Ny-Åle­sund in den 1920er Jah­ren durch eine Rei­he von Ver­su­chen, auf dem Luft­weg zum Nord­pol zu gelan­gen. Nach­dem 1963 der Berg­bau ein­ge­stellt wur­de, ent­wi­ckel­te sich Ny-Åle­sund zu einer For­schungs­sied­lung, in der sich bis heu­te Wis­sen­schaft­ler aus der gan­zen Welt auf­hal­ten und Polar­for­schung in ver­schie­dens­ten Fach­rich­tun­gen betrei­ben. Regel­mä­ßig legen Schif­fe in Ny-Åle­sund an, dar­un­ter For­schungs- und Ver­sor­gungs­schif­fe und in den Som­mer­mo­na­ten Pas­sa­gier­schif­fe. Der Ort liegt außer­dem im unmit­tel­ba­ren Ein­fluss­ge­biet des Golf­stroms.

Der Ori­gi­nal­pu­bli­ka­ti­on Under­stan­ding dri­vers of anti­bio­tic resis­tance genes in High Arc­tic soil eco­sys­tems (McCann, C.M., Envi­ron­ment Inter­na­tio­nal) ist zu ent­neh­men, dass alle 8 Boden­pro­ben aus der unmit­tel­ba­ren Nähe der Sied­lung stam­men. Das dabei gefun­de­ne Resis­tenz­gen NDM-1 (Neu Deh­li-Metallo-Betalak­tama­se) wur­de erst­mals 2008 in Schwe­den aus medi­zi­ni­schen Pro­ben eines Pati­en­ten iso­liert, der sich zuvor in einem indi­schen Kran­ken­haus hat­te behan­deln las­sen. Bak­te­ri­en, die die­ses Enzym besit­zen, sind gegen meh­re­re Anti­bio­ti­ka­grup­pen wie auch gegen eine Grup­pe soge­nann­ter Reser­ve­an­ti­bio­ti­ka resis­tent.

Spitzbergen: Resistenzgene in Bakterien nachgewiesen

Kleb­si­el­la-pneu­mo­niae (Darm­bak­te­ri­um).
In die­ser Art wur­de 2008 erst­mals eine NDM-1 nach­ge­wie­sen.

Wei­te­re Unter­su­chun­gen in der Fol­ge­zeit erga­ben, dass Bak­te­ri­en, die die­ses Resis­tenz­gen tra­gen, ins­be­son­de­re auf dem indi­schen Sub­kon­ti­nent weit ver­brei­tet sind, aber sich auch in ande­ren Län­dern z.B. Japan, Chi­na, Aus­tra­li­en, Kana­da oder auch euro­päi­sche Län­der dar­un­ter Groß­bri­tan­ni­en, Frank­reich, Öster­reich, Deutsch­land, Nor­we­gen, Schwe­den und Bel­gi­en nach­wei­sen las­sen. Men­schen kön­nen stil­le Trä­ger sol­cher Bak­te­ri­en sein, die sich vor allem im Darm auf­hal­ten. Dies führt nicht unbe­dingt zu einer Erkran­kung.

Es ist somit leicht vor­stell­bar, dass sich die­se Bak­te­ri­en schnell und unbe­merkt auch bis in die Ark­tis ver­brei­ten. Die Wege sind viel­fäl­tig. Die Men­schen selbst kön­nen, wie beschrie­ben Trä­ger sein. Die Bak­te­ri­en gelan­gen ins Abwas­ser und damit in die Umwelt. Nicht zuletzt sind Wild­tie­re eben­falls Trä­ger von mul­ti­re­sis­ten­ten Bak­te­ri­en. Bei Zug­vö­geln wur­de dies gut unter­sucht. Die­se neh­men die Bak­te­ri­en etwa in den Regio­nen auf, in denen sie über­win­tern, und tra­gen sie bis in die Ark­tis. Gera­de der Kongsfjord an der mil­de­ren West­küs­te Spitz­ber­gens ist ein belieb­tes Brut­ge­biet für eine Rei­he von Zug­vo­gel­ar­ten.

Inso­fern schluss­fol­gern die Autoren der Ori­gi­nal­pu­bli­ka­ti­on rich­tig, dass der Nach­weis des Resis­tenz­gens NDM-1 kei­ne gesund­heit­li­che Bedro­hung in der Regi­on oder für Ny-Åle­sund dar­stellt, son­dern dass dies ein­mal mehr zeigt, dass die durch den unkon­trol­lier­ten Ein­satz von Anti­bio­ti­ka ent­ste­hen­den resis­ten­ten Bak­te­ri­en sich schnell glo­bal ver­brei­ten. Dies ist an sich wenig über­ra­schend. So trau­rig die Ver­brei­tung von Resis­ten­zen in ent­le­ge­ne Win­kel der Erde wie Spitz­ber­gen ist und so kata­stro­phal mul­ti­re­sis­ten­te Erre­ger für Men­schen sein kön­nen – der Nach­weis von Resis­tenz­ge­nen in Boden­pro­ben aus der Nähe ark­ti­scher Sied­lun­gen bedeu­tet für die­se glo­ba­le Pro­ble­ma­tik kei­ne Stei­ge­rung, son­dern zeigt, dass der Mensch sei­ne haus­ge­mach­ten Pro­ble­me auch unge­wollt glo­bal ver­teilt. Die rei­ße­ri­schen Schlag­zei­len vie­ler aktu­el­ler Medi­en­be­rich­te, die Ver­glei­che mit Welt­un­ter­gang­sze­na­ri­en wie Krieg und dras­ti­schen Fol­gen des Kli­ma­wan­dels bemü­hen, wer­den der Kom­ple­xi­tät des Pro­blems nicht gerecht.

Inter­es­sant wäre in die­sem Zusam­men­hang eine ver­gleich­ba­re Ana­ly­se von einer tat­säch­lich nahe­zu unbe­rühr­ten Regi­on Spitz­ber­gens, die den oben beschrie­be­nen Ein­flüs­sen zumin­dest weni­ger aus­ge­setzt ist.

Text: Dr. Kris­ti­na Hoch­auf-Stan­ge (med. Mikro­bio­lo­gin)

Kli­ma­be­richt für Spitz­ber­gen 2100: Betrof­fen­heit und vie­le Fra­gen

Die Infor­ma­ti­on, dass die Erd­er­wär­mung kaum eine Regi­on der Welt so stark betref­fen und wohl auch ver­än­dern wird wie die Ark­tis, ist zwar alles ande­re als neu. Trotz­dem wur­de es still im Saal, als auf einer gut besuch­ten Bür­ger­ver­samm­lung in der Uni­ver­si­tät von Lon­gye­ar­by­en am letz­ten Mon­tag der Kli­ma­be­richt „Cli­ma­te in Sval­bard 2100“ vor­ge­stellt wur­de.

Das Ergeb­nis des Berich­tes: Eine um sie­ben bis zehn Grad erhöh­te Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur bis zum Jahr 2100, deut­lich mehr und inten­si­ve­re Nie­der­schlä­ge, schmel­zen­de Glet­scher, tau­en­de Per­ma­f­rost­bö­den, der Rück­zug des Meerei­ses und ein deut­lich kür­ze­rer Win­ter könn­ten den All­tag von Mensch und Natur auf Sval­bard inner­halb von nur zwei Gene­ra­tio­nen radi­kal ver­än­dern. Schnee- und Schlamm­la­wi­nen wür­den zuneh­men, das Was­ser in den Flüs­sen anstei­gen und die Höhe der Glet­scher um mehr als zwei Meter jähr­lich absin­ken.

Was klingt wie das düs­te­re Hor­ror­sze­na­rio eines schlech­ten Umwelt­thril­lers, ist tat­säch­lich ein vom Nor­we­gi­schen Kli­ma­ser­vice­cen­ter für das Umwelt­mi­nis­te­ri­um erstell­ter Bericht, hin­ter dem renom­mier­te Insti­tu­tio­nen aus dem Bereich Meteo­ro­lo­gie, Ener­gie und Polar­for­schung ste­hen. Im Kli­ma­be­richt for­mu­lie­ren die For­sche­rin­nen und For­scher Pro­gno­sen für den Fall, dass die Zie­le der Pari­ser Kli­ma­kon­fe­renz von 2015 nicht erreicht wer­den.

Bereits jetzt ist die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur auf Spitz­ber­gen um zwei Grad gegen­über vor­in­dus­tri­el­ler Zeit ange­stie­gen, und das ist auch spür­bar. Berich­te über Tem­pe­ra­tur­re­kor­de häuf­ten sich in den letz­ten Jah­ren in schö­ner Regel­mä­ßig­keit. Den meis­ten Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­nern von Lon­gye­ar­by­en dürf­te zum Bei­spiel der Win­ter 2012 noch gut im Gedächt­nis geblie­ben sein, wo Regen, Über­schwem­mun­gen und Glatt­eis im Janu­ar eher an herbst­li­ches Schmud­del­wet­ter in Nord­deutsch­land erin­ner­ten als an einen ech­ten Polar­win­ter in der nörd­lichs­ten Stadt der Welt, rund 1000 Kilo­me­ter vom Nord­pol ent­fernt. Auch im letz­ten Jahr gab es im Janu­ar Plus­gra­de und Regen in Lon­gye­ar­by­en, und seit 2010 gab es kei­nen Win­ter mehr, der unter­halb der übli­chen Durch­schnitts­wer­te lag.

Para­dox dabei: Spitz­ber­gen selbst trägt nicht uner­heb­lich zu die­ser Ent­wick­lung bei. Die Sied­lun­gen wer­den durch Koh­lestrom mit Ener­gie ver­sorgt, genau dem Ener­gie­trä­ger, der am meis­ten CO2 in die Atmo­sphä­re bläst. Neben dem Koh­le­berg­bau ist der Tou­ris­mus der wich­tigs­te Arbeit­ge­ber auf Spitz­ber­gen. Doch Tou­ris­ten, die nach Sval­bard rei­sen, nut­zen vor allem die bei­den treib­haus­gas­in­ten­sivs­ten Ver­kehrs­mit­tel Flug­zeug oder Kreuz­fahrt­schiff. Und auch die Ein­hei­mi­schen sind bis­her bei der Wahl ihrer Trans­port­mit­tel auf das Flug­zeug und mit Ver­bren­nungs­mo­to­ren betrie­be­ne Schnee­mo­bi­le und Autos ange­wie­sen.

Eher halb­her­zig wur­den auf dem Tref­fen dann auch mög­li­che Maß­nah­men dis­ku­tiert, die Sval­bard anstren­gen könn­te, um zum Errei­chen der nor­we­gi­schen Kli­ma­zie­le bei­zu­tra­gen und die Erd­er­wär­mung zu begren­zen. Viel­leicht die Anzahl der Flü­ge von und nach Spitz­ber­gen redu­zie­ren? Zu erneu­er­ba­rer Ener­gie­pro­duk­ti­on über­ge­hen? Weder der Chef der Gemein­de­ver­wal­tung Hege Walør noch Sys­sel­man­nen Kjers­tin Askholt hat­ten Ant­wor­ten auf die­se Fra­gen.

Ledig­lich Gemein­de­rat Arild Olsen ließ sich nicht von der Schock­star­re beein­dru­cken und for­mu­lier­te die Idee, Lon­gye­ar­by­en zu Nor­we­gens ers­ter Null-Emis­si­ons-Gemein­de zu machen.

Ob das rea­lis­tisch ist, bleibt abzu­war­ten. Kaum jemand bestrei­tet jedoch, dass Anpas­sun­gen an den Kli­ma­wan­del drin­gend nötig sind, eine Men­ge Geld kos­ten wer­den und even­tu­ell auch zu ver­än­der­ten Geset­zen füh­ren könn­ten.

Auch im Dezem­ber 2015 sorg­ten Tem­pe­ra­tu­ren bis zu neun Grad plus für Tau­wet­ter und Über­schwem­mun­gen. Die­ser Fluss im Bol­terd­a­len ist im Win­ter nor­ma­ler­wei­se tro­cken­ge­fal­len und gefro­ren.

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Quel­len: Sval­bard­pos­ten, Kli­ma­be­richt „Cli­ma­te in Sval­bard 2100“

Sper­rung von Fjord­eis für Motor­schlit­ten auch 2019 im Gespräch

Das fes­te Eis in den Fjor­den Spitz­ber­gens, so es denn aus­rei­chend fest wird, ist für Tie­re wich­tig und bei Men­schen beliebt: Rin­gel­rob­ben brin­gen hier im Früh­jahr ihren Nach­wuchs zur Welt, Eis­bä­ren strei­fen umher und jagen.

Frü­her sind auch Men­schen in der Ark­tis auf dem Fjord­eis auf Jagd gezo­gen, heu­te genie­ßen sie dort die beein­dru­cken­de Land­schaft und gege­be­nen­falls Tie­re. Frü­her – vor vie­len, vie­len Jah­ren – waren es ein paar Jäger und For­scher und die weni­gen Ein­hei­mi­schen, die mit Ski und Hun­de­schlit­ten in den ein­sa­men Fjor­den unter­wegs waren.

So ein­sam sind die Fjor­de nicht mehr. Tou­ris­ten haben die Ark­tis seit meh­re­ren Jahr­zehn­ten als span­nen­des Rei­se­ziel ent­deckt, und Motor­schlit­ten machen auch wei­ter ent­fern­te Gebie­te im Win­ter rela­tiv ein­fach zugäng­lich. Das Fjord­eis etwa im Tem­pel­fjord und an der Ost­küs­te sind im Früh­jahr tra­di­tio­nell belieb­te Aus­flugs­zie­le, sowohl für Ein­hei­mi­sche als auch für geführ­te Tou­ris­ten­grup­pen.

Lebensraum für Eisbären und Robben: Fjordeis

Wich­ti­ger Lebens­raum für Eis­bä­ren und Rin­gel­rob­ben: Fjord­eis.

Das könn­te sich nun ändern. Nach­dem 2018 das Fjord­eis im Tem­pel­fjord, Bil­lefjord und Rin­ders­buk­ta (bei Sveagru­va) im April kurz­fris­tig bis Sai­son­ende für moto­ri­sier­ten Ver­kehr gesperrt wur­de, wird eine sol­che Maß­nah­me nun bereits im Vor­feld dis­ku­tiert. Noch ist offen, ob das Eis in ein paar Wochen über­haupt soli­de genug sein wird, ob es einen sol­chen Ver­kehr über­haupt geben wird.

Im Gegen­satz zur kurz­fris­tig ver­häng­ten Maß­nah­me von 2018 hat der Sys­sel­man­nen nun früh­zei­ti­ger eine öffent­li­che Hörung initi­iert, um einer­seits Betrof­fe­nen die Mög­lich­keit zu geben, sich zu äußern, und ande­rer­seits durch die öffent­li­che Dis­kus­si­on dafür zu sor­gen, dass alle sich der Ent­wick­lung bewusst sind und Bescheid wis­sen, so es zu ent­spre­chen­den Fahr­ver­bo­ten kommt.

Exkursionsziel Fjordeis

Belieb­tes Exkur­si­ons­ziel für Ein­hei­mi­sche und Tou­ris­ten: Fjord­eis.

Es ist abseh­bar, dass ein prin­zi­pi­el­les Fahr­ver­bot auf dem bis­lang bei Ein­hei­mi­schen und Tou­ris­ten belieb­ten Fjord­eis für schar­fe Dis­kus­sio­nen sor­gen wür­de. Der Sys­sel­man­nen hat bereits dar­auf hin­ge­wie­sen, dass sol­che Maß­nah­men bei Bedarf kurz­fris­tig und ohne Gesetz­än­de­rung ver­hängt wer­den kann, wie bereits 2018. Denk­bar ist aber auch, sol­che Ver­bo­te gesetz­lich zu ver­an­kern.

Ob es dabei Unter­schie­de zwi­schen Ein­hei­mi­schen und Tou­ris­ten geben wird, ist nicht abseh­bar. Ent­spre­chen­de For­de­run­gen wur­den bereits laut.

Kon­kret betrof­fen sein kön­nen der Tem­pel­fjord, der Bil­lefjord, die Rin­ders­buk­ta und die Ost­küs­te Spitz­ber­gens zwi­schen Mohn­buk­ta und Negri­b­reen. Que­run­gen auf vor­ge­ge­be­ner Stre­cke kön­nen teil­wei­se, wie auch 2018, erlaubt blei­ben, um häu­fig genutz­te Rou­ten nicht voll­stän­dig zu ver­hin­dern, wie die Que­rung von Tem­pel­fjord und Bil­lefjord auf dem Weg nach Pyra­mi­den.

Bis­lang ist nur die Rede davon, die­se Fjor­de für den moto­ri­sier­ten Ver­kehr (Motor­schlit­ten) zu sper­ren. Ski­tou­ren und Hun­de­schlit­ten wären wohl wei­ter­hin mög­lich.

Polar­jazz 2019: eröff­net mit dem „Vor­spiel“

Die Zei­ten, in denen Lon­gye­ar­by­en eine klei­ne, koh­le­stau­bi­ge Berg­bau­sied­lung war, in der Ren­tier und Eis­fuchs sich gute Polar­nacht sagen, sind seit Jahr­zehn­ten vor­bei. Mitt­ler­wei­le ist Lon­gye­ar­by­en ein kul­tu­rell sehr leben­di­ger, inter­na­tio­nal gepräg­ter Ort.

Store Norske Mannskor, Polarjazz 2019 Longyearbyen

Der Store Nor­ske Manns­kor, hier beim „Vor­spiel“ zum Polar­jazz Fes­ti­val 2019, ist eine fes­te Grö­ße im kul­tu­rel­len Lon­gye­ar­by­en.

Die akti­ve Kul­tur­sze­ne fin­det in diver­sen Chö­ren und Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen ihren Aus­druck, von denen meh­re­re es in die inter­na­tio­na­len Ver­an­stal­tungs­ka­len­der geschafft haben. Neben dem Dark Sea­son Blues Fes­ti­val, das tra­di­tio­nell Anfang Okto­ber statt­fin­det, gibt es unter dem Mot­to „Cool Place Hot Music“ das Polar­jazz Fes­ti­val. Eröff­net wur­de es Mitt­woch Abend mit dem soge­nann­ten „Vor­spiel“, das loka­le Künst­ner im Kul­tur­haus gestal­ten. Dabei gaben sich Künst­ler von jun­gen, neu­en Talen­ten über den belieb­ten Store Nor­ske Manns­kor (Män­ner­chor) bis hin zur mit meh­re­ren CDs eta­blier­ten Liv Mari Sch­ei das Mikro­fon in die Hand.

Liv Mari Schei, Polarjazz 2019 Longyearbyen

Liv Mari Sch­ei: bekann­ter Sing­vo­gel in und aus Lon­gye­ar­by­en.

Der Kar­ten­vor­ver­kauf blieb hin­ter den Erwar­tun­gen zurück, aber zumin­dest beim „Vor­spiel“ des Polar­jazz-Fes­ti­vals waren die Rei­hen voll bis hin zu Trep­pen und Gän­gen.

In den nächs­ten Tagen wer­den bekann­te Künst­ler aus Nor­we­gen Lon­gye­ar­by­ens Büh­nen beherr­schen.

Auf­ge­lau­fe­ner Krab­ben­traw­ler „North­gui­der“ in der Hin­lo­pen: Die­sel abge­pumpt

Gute Nach­rich­ten vom Krab­ben­traw­ler „North­gui­der“, der am 28.12.2018 vor dem Nord­aus­t­land in der nörd­li­chen Hin­lo­pen­stra­ße auf Grund gelau­fen ist: es ist gelun­gen, den Die­sel voll­stän­dig abzu­pum­pen – gan­ze 332 Ton­nen Treib­stoff wur­den in einer mehr­tä­gi­gen Ope­ra­ti­on bis Sonn­tag (13.01.19) auf dem Küs­ten­wa­chen­schiff KV Sval­bard gesi­chert, wie der nor­we­gi­sche Sen­der NRK berich­tet.

Die­se gro­ße Men­ge mari­nen Die­sel­öls in einem Schiff, dass mit beschä­dig­tem Rumpf in einem streng geschütz­ten Natur­re­ser­vat auf Grund liegt, stell­te eine gro­ße Bedro­hung der Umwelt dar. Beim Aus­tre­ten wären umfas­sen­de Umwelt­schä­den zu befürch­ten gewe­sen.

Fischtrawler Northguider auf Grund in der Hinlopenstraße

Ber­gungs­ar­bei­ten auf dem Krab­ben­traw­ler North­gui­der auf Grund in der Hin­lo­pen­stra­ße. Foto: Kystverket/Küstenwache.

Die nor­we­gi­sche Küs­ten­wa­che ist mit dem Schiff KV Sval­bard vor Ort und hat die Ber­gung des Die­sels ermög­licht, durch­ge­führt wur­de die Siche­rung des Treib­stoffs von Spe­zia­lis­ten der nie­der­län­di­schen Ber­gungs­fir­ma Ardent Glo­bal. Die Arbei­ten gin­gen schnel­ler vor­an als erwar­tet, wozu auch die übers Wochen­en­de ruhi­gen Wet­ter­ver­hält­nis­se vor Ort wesent­lich bei­tru­gen, neben der guten Arbeit der nie­der­län­di­schen Spe­zia­lis­ten und der Mann­schaft der KV Sval­bard und ande­rer invol­vier­ter Behör­den (Sys­sel­man­nen, Kyst­ver­ket).

Fischtrawler Northguider: Diesel vollständig geborgen

Über 300 Ton­nen Die­sel wur­den bis Sonn­tag früh vom Krab­ben­traw­ler North­gui­der, der in der Hin­lo­pen­stra­ße auf Grund gelau­fen ist, gebor­gen. Foto: Kystverket/Küstenwache.

Nun wer­den noch klei­ne­re Men­gen Motor­öl und ande­re Schmier­stof­fe, Che­mi­ka­li­en und sämt­li­che wei­te­ren Gegen­stän­de gebor­gen, die der Umwelt schäd­lich sein kön­nen.

Die Ber­gung des Schif­fes selbst wird eine deut­lich grö­ße­re Ope­ra­ti­on sein. Wann und wie sie durch­ge­führt wird, ist der­zeit offen.

Für die Kos­ten muss der Schiffs­eig­ner auf­kom­men, die Ree­de­rei Opi­lio AS.

Tem­pel­fjord-Unglück von 2017: Buß­geld ver­hängt

Gegen Ende April 2017 ereig­ne­te sich im Tem­pel­fjord ein schwe­res Unglück, als eine Grup­pe Motor­schlit­ten­fah­rer durch das dün­ne Eis brach. Sechs Motor­schlit­ten bra­chen durchs Eis und die Fah­rer lan­de­ten im Was­ser, wo sie schnell aus­kühl­ten. Sechs Per­so­nen waren im Was­ser, ins­ge­samt wur­den sie­ben ver­letzt. Vier Per­so­nen ver­brach­ten die extrem lan­ge Zeit von bis zu 48 Minu­ten im eisi­gen Was­ser. Ein Mann starb ein paar Tage spä­ter im Kran­ken­haus in Trom­sø.

Dabei han­del­te es sich um einen Gui­de der Grup­pe, bei der es sich um rus­si­sche Tou­ris­ten han­del­te. Die Grup­pe befand sich auf einer Tour, die von der Arc­tic Tra­vel Com­pa­ny Gru­mant orga­ni­siert war. Bei der Arc­tic Tra­vel Com­pa­ny Gru­mant han­delt es sich um eine Toch­ter­ge­sell­schaft des Trust Ark­ti­ku­gol, der somit letzt­lich als Arbeit­ge­ber und Ver­an­stal­ter ver­ant­wort­lich ist.

Der Trust Ark­ti­ku­gol ist Eig­ner und Betrei­ber von Barents­burg und den dor­ti­gen Koh­le­gru­ben, ent­wi­ckelt seit eini­gen Jah­ren aber auch inten­si­ver den Tou­ris­mus als zukunfts­träch­ti­gen Wirt­schafts­zweig.

Im Zusam­men­hang mit dem Unglück wird der Arc­tic Tra­vel Com­pa­ny Gru­mant und damit dem Trust Ark­ti­ku­gol vor­ge­wor­fen, kei­ne aus­rei­chen­den Sicher­heits­rou­ti­nen für den Umgang mit Meer­eis eta­bliert zu haben. Vor der fata­len Tem­pel­fjord­pas­sa­ge wur­den kei­ne Maß­nah­men ergrif­fen, um die Dicke und Sta­bi­li­tät des Eises zu ermit­teln.

Ange­sichts der Schwe­re des Unglücks, das einen Men­schen das Leben kos­te­te, wur­de der Trust Ark­ti­ku­gol nun von der Staats­an­walt­schaft Troms (Nor­we­gen) zu einer Geld­stra­fe von 150.000 nor­we­gi­schen Kro­nen (der­zeit etwa 15300 Euro) ver­ur­teilt. Der Trust Ark­ti­ku­gol hat die Stra­fe ange­nom­men.

Tempelfjord-Unglück 2017: Geldstrafe

Glet­scher­front des Tunab­reen im Tem­pel­fjord: im Licht­win­ter eine sehr belieb­te Tages­tour, aber das Eis kann gefähr­lich sein.

Der Tem­pel­fjord ist mit der Glet­scher­front des Tunab­reen im spä­ten Win­ter („Licht­win­ter“) ein belieb­tes Aus­flugs­ziel, aller­dings sind die Eis­ver­hält­nis­se dort in jün­ge­ren Jah­ren nicht mehr so zuver­läs­sig und sta­bil wie frü­her. Die klas­si­sche Tem­pel­fjord-Tour über das Eis hin zu den Glet­schern funk­tio­niert nicht mehr jedes Jahr. 2018 waren die Eis­ver­hält­nis­se gut, aber in der Haupt­sai­son wur­de das Fjord­eis für den moto­ri­sier­ten Ver­kehr gesperrt, um Rob­ben und Eis­bä­ren, die zu der Zeit im Tem­pel­fjord häu­fig sind, nicht zu stö­ren.

Sturm- und Lawi­nen­war­nung in Lon­gye­ar­by­en

Der Wet­ter­be­richt für die nächs­ten 2 Tage ver­heißt für Lon­gye­ar­by­en Sturm und Schnee­fall. Die größ­ten Wind­ge­schwin­dig­kei­ten wer­den für die Nacht von Don­ners­tag auf Frei­tag erwar­tet – bis zu 26 Meter pro Sekun­de (gut 90 km/h, Wind­stär­ke 10 = schwe­rer Sturm auf der Beau­fort­ska­la), Böen kön­nen noch dar­über hin­aus gehen.

Die­se Bedin­gun­gen bedeu­ten zudem hohe Lawi­nen­ge­fahr.

Öffent­li­che Ein­rich­tun­gen wie Schu­len blei­ben geschlos­sen und ab Don­ners­tag 8 Uhr früh wer­den etli­che lawi­nen­ge­fähr­de­te Häu­ser auf der West­sei­te von Lon­gye­ar­by­en vor­sorg­lich eva­ku­iert. Betrof­fen sind Weg 228 und die Häu­ser auf der West­sei­te der Stra­ße in Nyby­en. Mehr als 100 Per­so­nen müs­sen ihre Woh­nun­gen räu­men.

Longyearbyen Sturm Lawinengefahr

Wet­ter­be­richt auf yr.no für Lon­gye­ar­by­en: Sturm, Schnee und Lawi­nen­ge­fahr.

Alle sind auf­ge­ru­fen, in den nächs­ten Tagen auf ihre Sicher­heit zu ach­ten und lawi­nen­ge­fähr­li­chem Gelän­de fern zu blei­ben.

Traw­ler „North­gui­der“ wei­ter­hin auf Grund in der Hin­lo­pen­stra­ße

Der Traw­ler North­gui­der liegt nach wie vor am Spar­ren­e­set in der Hin­lo­pen­stra­ße auf Grund. Auf Bil­dern des Kyst­ver­ket ist erkenn­bar, dass der Hava­rist sehr nah vor der Küs­te des Nord­aus­t­land liegt. In die­ser Gegend fal­len die Tie­fen in Ufer­nä­he sehr steil auf bis unter 400 Meter ab. Bis­lang ist noch nicht bekannt, wie das Schiff in die­se Posi­ti­on gelan­gen konn­te. Tech­ni­sche Pro­ble­me soll es vor dem Unglück nicht gege­ben haben.

Das Küs­ten­wa­chen­schiff KV Sval­bard war vor Ort und hat die ers­te Pha­se der Arbeit abge­schlos­sen, wobei es sich zunächst nur um eine Auf­nah­me der Situa­ti­on des Hava­ris­ten han­del­te. Nach­dem das Wet­ter die Arbei­ten zunächst behin­dert hat­te, konn­ten Mit­ar­bei­ter der Küs­ten­wa­che schließ­lich an Bord der North­gui­der kom­men. Die­se liegt bis­lang unver­än­dert mit 15 Grad Schlag­sei­te auf Grund. Von den 300 Ton­nen Die­sel ist soweit noch nichts aus­ge­tre­ten, soweit bekannt. Vie­le klei­ne­re Gegen­stän­de wie Bat­te­rien, Far­ben, Fische­rei­aus­rüs­tung und ande­re Gegen­stän­de wur­den gebor­gen.

Fischtrawler Northguider auf Grund in der Hinlopenstraße

Der Fisch­traw­ler North­gui­der auf Grund in der Hin­lo­pen­stra­ße, dicht vor der Küs­te des Nord­aus­t­land. Foto: Kyst­ver­ket.

Die Unter­su­chung zeig­te aber auch, dass das Schiff zu stark beschä­digt ist, um ohne Wei­te­res vom Grund geschleppt wer­den zu kön­nen. Bevor das ver­sucht wer­den kann, soll nun zunächst der Die­sel abge­pumpt wer­den.

Nun ist die KV Sval­bard zunächst nach Lon­gye­ar­by­en zurück­ge­kehrt, um dort wei­te­re Aus­rüs­tung zu holen. Das Kys­terv­ket nimmt an, dass die Ber­gungs­ar­bei­ten eini­ge Zeit in Anspruch neh­men wer­den.

Unter­des­sen stel­len vie­le kri­ti­sche Fra­gen, was ein Fische­rei­schiff in der Polar­nacht in einem Natur­re­ser­vat zu suchen hat, wo mit­un­ter bereits die Prä­senz von Tou­ris­ten als Pro­blem betrach­tet wird, weil sie auf ein Blüm­chen tre­ten oder ein Wal­ross auf­we­cken könn­ten. Der Umwelt­schutz­be­auf­trag­te des Sys­sel­man­nen, Mor­ten Wege­de, bezeich­ne­te die Situa­ti­on als sehr uner­freu­lich und sag­te, der Schutz der Natur durch Ent­fer­nung aller schäd­li­chen Mate­ria­li­en habe nun ers­te Prio­ri­tät. Hier­zu arbei­te der Sys­sel­man­nen eng zusam­men mit der Küs­ten­wa­che, der zustän­di­gen Schiff­fahrts­be­hör­de (Kyst­ver­ket), dem Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tut und dem Eig­ner der North­gui­der.

Fische­rei­schiff „North­gui­der“ wei­ter auf Grund in der Hin­lo­pen­stra­ße

Allen Besu­che­rin­nen und Besu­chern die­ser Sei­te zunächst ein fro­hes neu­es Jahr! In Lon­gye­ar­by­en ver­lief der Jah­res­wech­sel weit­ge­hend ruhig – natür­lich auch mit einem klei­nen Feu­er­werk. Der Sys­sel­man­nen muss­te nur bei einer klei­nen Ran­ge­lei im Huset ein­schrei­ten, sonst ver­lief Sil­ves­ter in Spitz­ber­gen fried­lich.

Aber das Fische­rei­schiff North­gui­der, das am Frei­tag in der Hin­lo­pen­stra­ße auf Grund lief – das wird wohl noch eine Wei­le für Span­nung sor­gen. Zwar konn­ten alle 14 Besat­zungs­mit­glie­der schnell mit Hub­schrau­bern geret­tet wer­den, aber das Schiff liegt wei­ter­hin auf Grund. Immer­hin scheint sei­ne Posi­ti­on sta­bil zu sein und Die­sel scheint auch nicht aus­ge­tre­ten zu sein, zumin­dest soweit das vom Hub­schrau­ber aus zu beur­tei­len ist – bis­lang ist noch kein Schiff ein­ge­trof­fen. Die Küs­ten­wa­che ist mit der KV Sval­bard unter­wegs; die­ses Schiff ist am bes­ten dafür geeig­net, den Hava­ris­ten mög­lichst zu ber­gen. Dabei wird die Prio­ri­tät zunächst dar­auf lie­gen, Die­sel, Gas und ande­re mög­li­che Schad­stof­fe abzu­pum­pen. Dann muss beur­teilt wer­den, ob die North­gui­der wei­ter schwimm­fä­hig ist, so dass sie abge­schleppt wer­den kann. See­tüch­tig ist sie selbst nicht mehr, da Was­ser in den Maschi­nen­raum ein­ge­tre­ten ist.

Idea­ler­wei­se kann die KV Sval­bard die North­gui­der nach dem Leer­pum­pen der Die­sel­tank und Siche­rung ande­rer Gefahr­stof­fe die North­gui­der in Schlepp neh­men und zunächst nach Lon­gye­ar­by­en brin­gen. Ob das so mög­lich sein wird, muss sich aber erst noch zei­gen.

Dazu kommt, dass die Ber­gung nun wohl ein Wett­ren­nen mit der Zeit wird: Neben einem jeder­zeit mög­li­chen Abrut­schen des Hava­ris­ten in tie­fe­res Was­ser kann das nahen­de Eis nun jeder­zeit erheb­li­che Schwie­rig­kei­ten schaf­fen. Trotz Nega­tiv­re­kor­de der Eis­en­t­wick­lung und erschre­ckend wenig Eis in der frü­hen Polar­nacht begin­nen die Ufer­ge­wäs­ser in Spitz­ber­gen nun zu gefrie­ren, und im Nor­den ist das Treib­eis im Anmarsch, wie die aktu­el­le Eis­kar­te zeigt. Noch vor Wochen war die gan­ze Insel­grup­pe Sval­bard fast völ­lig eis­frei, aber wie die Eis­kar­te zeigt, brei­tet das Eis sich der­zeit zügig aus. Eine Abrie­ge­lung der North­gui­der vom Treib­eis wür­de jeg­li­che wei­te­re Arbeit vor Ort weit­ge­hend unmög­lich machen. Viel wird nun von Wet­ter und Strö­mun­gen in den nächs­ten Tagen abhän­gen.

Eiskarte Svalbard

Aktu­el­le Eis­kar­te des nor­we­gi­schen meteo­ro­lo­gi­schen Insti­tu­tes: das Treib­eis ist im Anmarsch und die Fjor­de begin­nen zuzu­frie­ren.

Unter­des­sen wird im poli­ti­schen Oslo die Fra­ge nach Kon­se­quen­zen gestellt. Krab­ben­fi­sche­rei ist in tie­fe­ren Gewäs­sern auch in den Natur­re­ser­va­ten Spitz­ber­gens erlaubt – die North­gui­der liegt im Nord­aust Sval­bard Natur­re­ser­vat – und rund ums Jahr sind Krab­ben­traw­ler auch in abge­le­ge­nen Gebie­ten wie eben der Hin­lo­pen­stra­ße unter­wegs. Nun wird die Fra­ge nach der Sicher­heit der Fische­rei in die­sen ent­fern­ten Regio­nen, weit­ab von Häfen und Ret­tungs­ein­rich­tun­gen, wohl neu dis­ku­tiert wer­den.

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News-Auflistung generiert am 29. März 2024 um 15:40:47 Uhr (GMT+1)
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