Den Schlaglöchern in der Wasserstraße hatten wir es zu verdanken, dass wir gestern noch die Mosselbukta ansteuerten, nachdem wir eigentlich schon Kurs auf Verlegenhuken und Nordaustland gesetzt hatten.
In dieser weitläufigen Lagunenlandschaft hatte sich 1872-73 schon Nordenskiöld sein Hauptquartier Polhem gebaut, wovon man noch Spuren findet, und 1912 versuchten die Leute von Schröder-Stranz, durch die Mosselbukta vom Sorgfjord nach Longyearbyen zu fliehen, wovon ich gerne noch Spuren finden würde. Die fanden wir nicht, aber dafür Spuren einer alten Pomorenhütte, sehr viel Treibholz und leider auch viel Plastikmüll, wie leider so oft.
Abseits des so dekorierten Ufers erstreckt sich dafür eine weite, schöne, polarwüstenhafte Landschaft.
Nun haben wir Verlegenhuken umrundet und Kurs auf das Nordaustland. Wir sind sehr gespannt, was die nächsten Tage so bringen werden.
Wettermäßig ist der Tag der Vorhersage und dem schlechten Ruf des Datums entsprechend. Immerhin sitzen wir dank der gestrigen Fahrt nun östlich des ungemütlichsten Gebiets. Hier im Liefdefjord, vor der Reinsdyrflya, ist es zwar grau, feucht und kalt, aber immerhin ruhig, so dass ein Landgang bei Villa Oxford (eine echte Nøis-Hütte, Baujahr 1924) und eine anschließende Wanderung über das „Rentierland“ kein Problem sind.
Später bringt ein weiterer, kürzerer Landgang ein paar Eindrücke aus den finsteren Zeiten des zweiten Weltkrieges, der auch an Spitzbergen nicht spurlos vorbeiging. Auf der Reinsdyrflya, im Sørdalen, lag die Kriegswetterstation „Kreuzritter“, von der man noch ein paar Reste sieht. Auch das Grab des Stationschefs, der sich kurz vor Abholung versehentlich selbst in die Luft sprengte, liegt noch auf einem Hügel.
Die Wolken hoch, der Himmel weit … und die Landschaft schön im Magalenefjord, so still und klar.
Die Suche nach Krabbentauchern brachte zunächst einmal vor allem Eisfüchse. Aber wie! Nicht weniger als sechs waren es, darunter drei Blaufüchse! Hemmungslos neugierig waren sie, fast schon unverschämt. Schließlich mussten wir die Rettungswesten vor ihnen in Sicherheit bringen.
Und das Wetter kam schließlich ebenfalls noch, der Nordwesten Spitzbergens wird seinem unguten Ruf, eine Wetterecke zu sein, mal wieder gerecht. Bevor der angekündigte Wind sich hier so richtig festsetzt, dampfen wir lieber weiter nach Osten.
Dieser wettertechnisch etwas graue Tag beginnt mit einem kleinen Tundraspaziergang in der Engelskbukta.
Knöllchenknöterich und Silberwurz, ein paar Gräber und ein Speckofen aus der Walfängerzeit.
Später besuchen wir Ny-Ålesund, Spitzbergens nördlichste Siedlung, mit allem, was dazu gehört: alte Geschichten und moderne Forschung, Kongsfjordbutikken und Bergbau, Polargeschichte und Stadtführung.
Der Kongsfjord ist grau und bleibt es wohl in den nächsten Tagen auch. Bevor der angekündigte Nordwind einsetzt, machen wir den Sprung entlang der nördlichen Westküste nach Norden.
Der Forlandsund präsentierte sich heute neblig-grau und etwas windig. Kurzum, wir verzogen uns in den St. Jonsfjord und hofften auf bessere Bedingungen. Und: Volltreffer! Eine herrliche Gletscherlandschaft im Sonnenschein. Viele auf dem Wasser treibende kleine Eisstücke von den zwei sehr aktiven Gletschern hinten im Fjord. Einer der beiden stößt derzeit kräftig vor; über die Position, wo wir noch 2019 mit der Antigua waren, hat sich seitdem schon der Gletscher vorgeschoben! Der Nachbargletscher zieht sich hingegen zurück, wie die allermeisten Gletscher Spitzbergens.
Wir sahen uns das aus allen möglichen Perspektiven an: von einem perfekt positionierten Bergrücken, vom Wasser aus und von einer ganz jungen, kleinen Insel aus, die gerade erst in den letzten Jahren vom Gletscher freigegeben wurde. Auf dieser Insel waren vor uns sicher nicht viele an Land gewesen!
Es ist immer noch Montag, der 09. August – der Tag ist noch nicht vorbei. Nach einer kleinen Nebel- und Schaukelphase bei der Ausfahrt um den Isfjord empfängt der Forlandsund uns mit Sonne – und Dutzenden von Finnwalen!
Beim Prins Karls Forland holt der Nebel uns wieder ein. Trotzdem lassen wir uns die Gelegenheit für einen spätabendlichen Besuch bei den Walrossen nicht entgehen.
Die Sonne versteckte sich hinter einer Wolkendecke, aber windstilles Wetter und klare Sicht luden zu einer längeren Wanderung über die Erdmannflya ein, ein weites Tundraland mit vielen Rentieren, verschiedenen Vögeln, Seen, Feuchtgebieten und kleinen Felsrücken mit schönen Aussichten. Die Tour nahm den größeren Teil des Tages ein, abgerundet durch eine kleine Fahrt mit dem Schiff zum Esmarkbreen, dem Gletscher in der Ymerbukta. Nun hüllt der Nebel uns ein, während wir den Isfjord verlassen und bald in den Forlandsund einbiegen werden.
Endlich, nach fast zwei Jahren, heißt es wieder „Spitzbergen unter Segeln“! Die Freude ist groß, wir können es noch kaum fassen und glauben es erst so richtig, nachdem wir abgelegt haben. Aber nun sind wir unterwegs! Skipper Heinrich, meine Kollegin Helga und weitere neun, die sich auf 18 Tage Spitzbergen auf der Arctica II freuen.
Der erste Abend bringt gleich die ersten Schritte an Land in der Borebukta, auf der Nordseite des Isfjord. Und gleich auf den ersten Metern das erste Walross, und Blicke über die Tundra im goldenen Licht der beinahe mitternächtlichen Sonne.
Wie neulich schon erwähnt – wir verbringen viel Zeit draußen unterwegs, und natürlich steht auch in Longyearbyen ständig irgend etwas auf dem Zettel. Der Computer hat relativ viel Pause, zum Schreiben bleibt nicht viel Zeit. Dafür dampfen immer wieder die Wanderschuhe oder der Außenborder unseres Zodiacs, und immer wieder glüht der Kamerasensor.
Aber dennoch sollen ein paar Eindrücke von unseren Erlebnissen hier nicht fehlen.
Wiedersehen mit der Antigua
Die Antigua in der Ymerbukta.
Wir sind ihr nach ihrer Überfahrt ein Stückchen entgegen gekommen.
Ganz vorneweg: Die Antigua ist da! Herrlich! Wir haben es uns nicht nehmen lassen, ihr mit unserem kleinen Zodiac entgegen zu kommen. Ein wunderbares Wiedersehen mit Kapitän Mario und seiner Mannschaft gab es dann in der Ymerbukta! Dort machte die Mannschaft nach der langen Überfahrt Pause, und zur Feier des Tages haben wir der Colesbukta gemeinsam noch einen Besuch abgestattet, bevor es nach Longyearbyen ging. Dort macht die Mannschaft das Schiff nun startklar für die erste Fahrt, die am 11. August losgeht. Ich freue mich darauf, Ende August dazuzustoßen, zunächst bin ich ja bald erst mal mit der Arctica II unterwegs.
Mit Antigua-Kapitän Mario in der Colesbukta.
Das freudige Wiedersehen wird gepflegt begossen.
Pyramiden und Dickson Land
Es ist ja mittlerweile schon wieder eine Weile her, dass wir ein paar Tage in Pyramiden und Umgebung unterwegs waren. Einen versteinerten Wald gesucht und gefunden, der in einem der umliegenden Täler schon ein Weilchen steht, rund 400 Millionen Jahre im Gestein konserviert, seit er einmal bei einem Hochwasser von Schlamm bedeckt wurde – stehend, so wie er gewachsen war. Einen anderen Teil dieses Waldes hatten wir letztes Jahr schon gesehen; er wird derzeit an mehreren Stellen vom Fluss wieder ans Tageslicht gebracht, zumindest für eine geologische Millisekunde, um dann für immer zu verschwinden. Wenn man das Glück hat, in diesem Moment in der Nähe zu sein, muss man es ausnutzen!
Und überhaupt ist das Dickson Land ja einer der schönsten Teile Spitzbergens, wie ich finde.
Arktis! Spitzbergen! Natur! Auf Tour sein! Herrlich …
Das war die Kurzfassung 🙂 das ist das, worum es hier derzeit geht, in und um Longyearbyen. Anderes muss jetzt warten. Am Computer habe ich dieses Jahr schon zuviel Zeit verbracht, das steht nun zurück, sonst hätte der Arktis-Reiseblog in den letzten Wochen schon wieder reichlich Stoff bekommen können.
Aber heute ist ein Pausentag, und da kann man mal etwas aufholen.
Die Vortragsreihe „Der arktische Mittwoch“ war eine schöne Gelegenheit, sich mit manchen Geschichten und Themen, die mir wichtig sind, wieder zu beschäftigen. Vort Ort macht das natürlich am meisten Spaß. Wer erinnert sich an den Vortrag „Die Ostküste – Geschichte(n) einer legendären Spitzbergen-Route“ vom April? Da ging es um die erste Querung Spitzbergens durch den Engländer Martin Conway und Begleiter von 1896, neben diversen Geschichten drumherum natürlich.
Nun waren wir auf Conway’s Spuren unterwegs (beim englischen Namen darf der Genitiv ein Apostroph bekommen, finde ich, sieht sonst komisch aus). Conway und sein Begleiter Garwood haben vom Adventdalen aus einen Vorstoß nach Süden gemacht, um eine Route zum Van Mijenfjord (damals von Conway „Low Sound“ genannt) im Süden zu erkunden. Mangels topographischer Information hatten die beiden damals eine ziemlich absurde Route genommen und es wurde ein heftiger Gewaltmarsch.
Dieses Tal marschierten Conway und Garwood 1896 bis ans Ende, wo man das Reindalen erkennt. Damit hatten sie die gesuchte Route vom Adventfjord zum Van Mijenfjord gefunden.
Das haben wir nun natürlich nicht gemacht, aber das Bolterdalen hat es trotzdem in sich: nasse Tundra über Kilometer hinweg, Flussquerungen, weite steinige Moränenlandschaft. Arktis eben!
Belohnt wird man mit jeder Menge arktischer Natur, von einer blühenden Pflanzenwelt über neugierige Rentiere, darunter einige Kälber, und versteinertem Holz aus grauer (tertiärer) Vorzeit.
Nach der Tour konnten wir bequem ins Auto steigen und nach Longyearbyen fahren. Conway hingegen war eines seiner beiden Pferde weggelaufen. Das Tier hatte keine Lust mehr auf den anstrengenden Marsch durch weite Schneesümpfe und ist abgehauen, den kompletten Weg zurück nach Advent Point (wo heute der Flughafen in der Nähe liegt). Einer der Männer musste den ganzen Weg dorthin marschieren, um das arme Pony zurückzuholen! So kam das Bolterdalen, damals Bolter Valley, zu seinem Namen (engl. to bolter = ausreißen).
Galerie – Bolterdalen
Hier einige Eindrücke von einem Tag im Bolterdalen, angefangen bei Longyearbyen:
Margas arktische Fernsehtipps sind dieses Mal etwas weniger umfangreich, aber es ist ja auch Sommerpause und zudem beginnt die Musik langsam, wieder in Spitzbergen zu spielen. Bald auch sichtbar dadurch, dass Rolfs Reiseblog auf diesen Seiten demnächst wieder Futter bekommen wird 🙂
Arktis Fernsehtipps: Der Fernseher in der Ritterhütte auf Gråhuken.
Der Empfang ist dort mitunter allerdings eher schlecht.
Wusstet Ihr eigentlich, dass es neben Christiane Ritters Klassiker „Eine Frau erlebt die Polarnacht“ noch (mindestens) zwei weitere Bücher gibt, die Überwinterungen auf Gråhuken beschreiben? Auch diese beiden Bücher, übrigens beide ebenfalls von Frauen geschrieben, sind lesenswert, allerdings muss man sich jeweils mit einem etwas gefärbten (Dialekt bzw. schwedisch) Skandinavisch auseinandersetzen. Das sind „Gråhuken. Fangst og ferie på 80 grader nord“ (Überwinterung 1982-83) von Marit Karlsen Brandal und ein anderes, auf das ich gerade nicht komme und das ich hier jetzt nicht greifbar habe. Mir fällt gerade nur ein, dass der Vorname der Verfasserin Åsa war und dass sie gegen Ende der Überwinterung in den 1970er Jahren beinahe in Gråhuken ein Kind zur Welt gebracht hätte, sich aber recht kurzfristig doch für Longyearbyen entschied.
Das nur als thematisch unpassende Randbemerkung. Jetzt aber zu:
Margas Arktis-Fernsehtipps auf Arte im August
Die Liste wird bei Bedarf aktualisiert.
Sonntag, 01.08., 19.30 Uhr, GEO-Reportage: „Sibirien: Die Eisschneider von Jakutsk“ (D 2019)
Derzeit sind die Tage auf Spitzbergen meist etwas grau und windig, aber immer voll und sie gehen schnell dahin. Nach langer, pandemiebedingter Abstinenz steht es für mich und uns hier in Longyearbyen ganz oben auf der Wunschliste, viel Zeit draußen zu verbringen. Sonst hätte ich hier schon einiges geschrieben über die vielen schönen Eindrücke der letzten Zeit.
Das wird schon noch kommen.
Aber gleichzeitig passiert hier ja auch immer wieder etwas, was nicht unerwähnt bleiben darf. Es wäre sicher unangemessen, Fotos von schönen Landschaften, Tieren und naturkundlichen Spezialitäten wie interessanten Fossilien zu veröffentlichen, ohne zu erwähnen, was sonst noch so los ist.
Mark Sabbatini unfreiwillig abgereist
Vor allem, wenn jemand, der seit weit über zehn Jahren (13 waren es, genauer gesagt) zum Ortsbild von Longyearbyen gehört hat, die Insel verlassen hat, und zwar unfreiwillig.
Tatsächlich gehört zur Macht des Sysselmesters, Personen von Spitzbergen ausweisen zu können. Davon wurde bislang nur selten Gebrauch gemacht, etwa in Fällen, wo Personen mehrfach beim Konsum oder sogar Handel mit illegalen Drogen erwischt wurden. Die offizielle Haltung dazu ist hier, dass das für eine so kleine, abgelegene Gemeinde mit mehrmonatiger Polarnacht noch gefährlicher ist als andernorts, so dass Wiederholungstäter mit dem Rauswurf rechnen müssen, verbunden mit dem Verbot der Rückkehr für eine Weile.
Auch mittellose Touristen wurden schon mal direkt nach Ankunft wieder ins nächste Flugzeug gesetzt. Die öffentliche Hand will hier nicht für Leute aufkommen, die nicht in der Lage sind, ihre nächste Übernachtung zu bezahlen, und man will im Eisbärenland auch nicht, dass Leute wild campen (was in und um Longyearbyen ohnehin verboten ist) und sich dabei zudem Risiken aussetzen, die sie selbst wahrscheinlich gar nicht kennen oder einschätzen können.
Soweit so nachvollziehbar. Aber jemanden herauswerfen, der 13 Jahre lang hier gelebt hat?
Mark Sabbatini: 13 Jahre Spitzbergen, 13 Jahre „Icepeople“
Der Amerikaner Mark Sabbatini, Zeitungs- und Medienmensch durch und durch, hatte bereits längere Aufenthalte etwa in der Antarktis hinter sich, als er damals nach Longyearbyen kam und begann, seine kostenlose, englischsprachige Zeitung „Icepeople“ aufzubauen, als für ein internationales Publikum zugängliches Alternativangebot zur Lokalzeitung Svalbardposten. Seitdem kannte man Mark hier, wie er sich tagein, tagaus im Café Fruene über seinen Rechner beugte und seine Zeitung und Webseite baut und ständig aktuell hielt.
Wirtschaftlich ging es damit aber nie aufwärts: Zeitung und Webseite waren und sind immer umsonst gewesen (und sollen es auch bleiben), das Anzeigengeschäft ist ziemlich begrenzt. Wirtschaftlich hat das Gamle Sykehuset Mark den härtesten Schlag versetzt von mehreren, die er einstecken musste: Der Kauf einer Eigentumgswohnung dort stellte sich als Totalverlust heraus, als Setzungsschäden das Gebäude unbewohnbar machten. Das ist eine lange Geschichte in sich selbst (mehr dazu hier). Für viele war es sehr, sehr teuer. Dazu kamen eine ungünstige gesundheitliche Entwicklung, u.a. infolge eines Sturzes bei Glatteis. All das ist in Longyearbyen kein Geheimnis und Mark hat immer offen darüber erzählt und berichtet.
Wirtschaftliche und gesundheitliche Abwärtsentwicklung
Irgendwann waren die Reserven aufgebraucht, und Marks wirtschaftliche Lage in der nördlichsten Siedlung (wenn wir Ny-Ålesund ausnehmen, wo es keine normalen Einwohner gibt) des reichen Landes Norwegen wurde prekär bis zu dem Punkt, dass Unterkunft und anstehende Ausgaben nicht mehr gesichert waren. Das ging so eine Weile mal schlechter, mal rechter.
Nun gibt es als Folge der speziellen Bedingungen des Spitzbergenvertrages in Spitzbergen kein staatliches soziales Netz über das hinaus, was das Herkunftsland des oder der Einzelnen hergibt. Und da die Behörden hier nicht akzeptieren, dass Leute in Spitzbergen in materiell ungesicherten Verhältnissen – im Extremfall auf der Straße – leben, behält man sich vor, Leute in solchen Fällen herauszuwerfen.
Der neue Sysselmester Lars Fause hat eine andere Sicht auf den fraglichen Fall als seine Amtsvorgängerin und er entschloss sich dazu, „Verantwortung zu übernehmen“.
Mark selbst hat sich in der Svalbardposten, auf seiner eigenen Seite Icepeople, auf sozialen Medien und auch mit gegenüber im persönlichen Gespräch umfangreich dazu geäußert. Er wiederholte immer wieder, dass er die Entscheidung nicht nur versteht und akzeptiert, sondern dass er sie auch für richtig hält, im Anblick der Entwicklung seiner Lage über die letzten Jahre.
Rückkehr nach Alaska
Am letzten Mittwoch ist Mark abgereist, zurück nach Juneau in Alaska, wo er sich zunächst gesundheitlich und wirtschaftlich erholen und dann in der Medienlandschaft Alaskas ein neues Tätigkeitsfeld finden will, vorzugsweise in abgelegenen Gemeinden.
Mark Sabbatini beim Abschied von Longyearbyen am letzten Mittwoch. Foto: Icepeople.
Icepeople will er weiter betreiben, die Seite wird also Mark zufolge eine wichtige Informationsquelle für das internationale, Spitzbergen-interesierte Publikum bleiben, mit vielen, detaillierten Infos zum Ortsgeschehen in Marks eigener, von feinem Humor geprägter Schriftsprache, die nicht mit Muttersprachlerkenntnissen ausgestatteten Lesenden durchaus etwas abverlangen können.
Seine eigenen Muttersprachlerkenntnisse hat Mark übrigens in den letzten Jahren immer wieder bei meinen englischsprachigen Publikationen bezahlterweise in den Korrekturprozess eingebracht, von kürzeren Texten wie in Svalbardhytter und auf Teilen dieser Webseite bis hin zu längeren Texten bei englischen Neuauflagen des Spitzbergen-Reiseführers. Das soll laut Mark auch so bleiben können.
Zum Einstieg die Auflösung des kleinen Rätsels aus dem letzten Beitrag. Es ging um dieses Bild:
Eine Ecke im völlig umgebauten Supermarkt in Longyearbyen.
Preisfrage für Spitzbergen-Nerds: was ist hier falsch? 🙂
Und, was ist falsch? Ganz offensichtlich war’s wohl nicht … das auf die Wand aufgeklebte Bild ist seitenverkehrt.
Es soll wohl noch korrigiert werden.
Abenteuer Oslo
Ein Aufenthalt in einem Flughafen ist so ungefähr das Langweiligste, das ich mir vorstellen kann. Warum darüber schreiben? Weil’s schief gehen kann, wenn man glaubt, es liefe so wie gewohnt.
Testen oder nicht testen, das ist hier die Frage
Immer wieder taucht die Frage auf, wie es denn nun mit der Testpflicht bei der Reise nach Spitzbergen aussieht. Nach aktuellem Stand müssen Immunisierte (vollständig geimpft oder genesen, Nachweis durch ein anerkanntes Dokument wie der digitale europäische Impfpass) bei Einreise nach Norwegen sowie Weiterreise nach Spitzbergen keinen Test vorlegen. Das kann sich allerdings auch wieder ändern, das wurde etwa vom Sysselmester bereits gefordert.
Meiner Wahrnehmung nach ist es ein wachsendes Risiko, dass nicht unbedingt das zählt, was die zuständige Regierung vorgibt, vor allem, wenn Dinge sich immer wieder ändern. Sondern das, was der Mensch, vor dem man gerade steht, für richtig hält. Was nützt es, Recht zu haben, wenn man es nicht auch bekommt? Eigentlich braucht man für den Flug von Norwegen nach Longyearbyen auch keinen Pass, der Personalausweis reicht. Am Flughafen wird aber speziell von Nichtnorwegern der Pass verlangt. Dazu kommt, dass Geräte wie Checkin-Automaten und automatische Grenzkontrollmaschinen nur Pässe lesen können, aber keine Personalausweise.
Digitaler EU-Impfpass: Damit geht es in Oslo Gardermoen immerhin schneller.
Aber nicht unbedingt schnell.
Also, wie gesagt: Aktuell ist unter genannten Bedingungen kein Test erforderlich. Aber im Zweifel sollte man zumindest Zeit haben, sich noch einen zu besorgen. Es gibt im Flughafen Oslo Gardermoen Teststationen, die aber je nach Andrang mehrere Stunden benötigen können. Die Teststation am Flughafen in Tromsø testet laut Svalbardposten übrigens nur aus dem Ausland kommende Fluggäste, nicht aber Reisende auf dem Weg nach Spitzbergen. Diese müssen sich in Tromsø bei Bedarf in der Innenstadt testen lassen. Kostenpunkt: 1500 Kronen (plus Transport), kostenfrei nur für Einwohner der Siedlungen Spitzbergens.
Abenteuer Oslo: Reisehinweis
Die üblichen zwei Stunden nach Ankunft am Flughafen Oslo Gardermoen bis zum Abflug können ausreichend sein, wenn diese zwei Stunden zwischen 6 und 8 Uhr früh liegen. Muss aber nicht. Es ist bizarr zu sehen, wie schnell die Warteschlangen an den Checkin-Schaltern quasi ins Unendliche wachsen. Man kann den Eindruck bekommen, dass noch vor dem Checkin-Schalter mit jedem Fluggast einzeln ausführlich diskutiert wird, ob ein Coronatest notwendig ist oder nicht. Nach Nennung des Reiseziels „Spitzbergen“ und Angabe der vollständigen Impfung wurden wir unsererseits zügig durchgewinkt – aber an den Punkt muss man eben erst mal kommen. Alles danach (Security, Passkontrolle) ging immerhin wirklich schnell. Glücklicherweise.
Gähnende Leere am Flughafen Oslo Gardermoen: das war mal!
Laut norwegischen Medien verbringen Reisende in Oslo Gardermoen auf dem Weg von der freien Wildbahn ins Flugzeug schon mal bis zu 8 Stunden. Der Anblick der Warteschlangen deutet an, dass da etwas dran sein könnte. Man kann nur hoffen, dass sie das in den Griff kriegen, nicht zuletzt deshalb, weil man derzeit wohl noch weniger Wert auf langes Gedrängel legt als sonst schon. Aber wer unterwegs ist, sollte in Oslo in jedem Fall sicherheitshalber Zeit mitbringen.
Eins ist klar: Wer keinen von Norwegen anerkannten, vollständigen Impfass hat, braucht noch mehr Zeit.
Endlich – Spitzbergen! Endlich, nach langer Durststrecke wieder frische arktische Luft! Mal schauen, was die nächsten Wochen und Monate alles bringen werden. Wir sind voll mit Hoffnungen und Plänen.
Wer von Oslo aus losfliegt, sollte es am Flughafen Oslo Gardermoen wirklich nicht eilig haben. Die Warteschlangen sind schnell sehr, sehr lang, und es daaauuuert …
Zeit sollte man übrigens auch beim ersten Gang in den Svalbardbutikken (der Supermarkt) mitbringen. Gefühlt ist er jetzt doppelt so groß. Ganz perfekt ist es noch nicht …
Eine Ecke im völlig umgebauten Supermarkt in Longyearbyen.
Preisfrage für Spitzbergen-Nerds: was ist hier falsch? 🙂
Endlich – Spitzbergen! Ein paar erste Eindrücke aus Oslo und Longyearbyen
Zunächst eine Korrektur: früher stand in diesem Beitrag, dass die Reise am 28.8. beginnt und 12 Tage lang ist. Tatsächlich beginnt sie am 29.8. und ist 11 Tage lang.
Möglichkeit für Kurzentschlossene
Für Kurzentschlossene gibt es hier diesen Sommer noch eine Gelegenheit, „Spitzbergen unter Segeln“ mit der Antigua zu erleben: Die Reise 29.8.-8.9.2021 wird nun recht kurzfristig als Einzelbucherreise angeboten, da dieser Termin von einem Charterer zurückgegeben werden musste.
Wer also etwa letztes oder dieses Jahr auf einer wegen Corona abgesagten Reise gebucht hatte oder einfach kurzentschlossen Zeit und Lust hat, möge sich bei Uwe Maaß von der Geographischen Reisegesellschaft melden, am besten per Email unter info@geo-rg.de. Die Reisedauer von 11 Tagen (Longyearbyen-Longyearbyen) ist lang genug, um viel zu sehen und zu erleben, aber im Vergleich zu unseren langen Fahrten im Juli und August mit mit bis 19 Tagen Dauer noch überschaubar genug, damit auch der eine oder die andere Kurzentschlossene vielleicht die Möglichkeit hat, diese Reise in die Planung einzubauen.
Als Fahrtleiter bin ich (Rolf Stange) dabei, so haben wir das jetzt geplant.
Spitzbergen unter Segeln mit der Antigua: Ende August schon wieder mit Abendlicht.
Diese Fahrt ist kein exklusiver Charter der Geographischen Reisegesellschaft, sondern wird nun von mehreren Reiseveranstaltern angeboten, auch in den Niederlanden. Wir rechnen also mit einer international zusammengesetzten Gruppe, was mit sich bringen wird, dass die Bordsprache Englisch sein wird. Das sollte niemanden abhalten, denn natürlich wird bei Bedarf übersetzt und niemand wird dabei zurückgelassen. Aber die allgemeinen Informationen und Vorträge etc. werden auf Englisch laufen, das sollte man ggf. auf dem Schirm haben. Das Fahrtgebiet dieser Reise wird der Westen und der Nordwesten Spitzbergens sein.
Die Fahrt findet, wie so vieles derzeit, natürlich vorbehaltlich Änderungen der Reiseregeln mit Blick auf die Coronalage statt. Natürlich sollte man einschließlich Flugtickets alles flexibel und mit Rückgabemöglichkeit buchen. Aber derzeit sieht es vielversprechend aus, Norwegen erlaubt Immunisierten (vollständige Impfung oder Genesung aus Europa innerhalb der letzten 6 Monate die Einreise unabhängig von der Inzidenz des Herkunftslandes; hier sind die offiziellen Einreiseinformationen des norwegischen Instituts für öffentliche Gesundheit, FHI). Voraussetzung ist der europäische digitale Impfausweis, der in Europa mittlerweile weit verbreitet, aber noch nicht überall verfügbar ist (etwa in der Schweiz derzeit noch nicht. Aber Bern und Brüssel werden sich doch wohl absehbar mal zusammenraufen, oder nicht!?).