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Jahres-Archiv: 2014 − News & Stories


Ark­tis-Blog: Jan May­en, Spitz­ber­gen

Erle­ben Sie von zu Hau­se Rei­sen nach Jan May­en und um Spitz­ber­gen mit! Rolf Stan­ge wird wäh­rend des ark­ti­schen Som­mers mehr oder regel­mä­ßig klei­ne Rei­se­be­rich­te aus dem hohen Nor­den als Blog ver­öf­fent­li­chen. Unter­halt­sa­me Schil­de­run­gen und Ein­drü­cke von span­nen­den Rei­sen aus ers­ter Hand gibt es hier: Spitzbergen.de Ark­tis-Blog: Jan May­en, Spitz­ber­gen.

Anflug auf Ísaf­jörður: Beginn des Jan May­en Abteneu­ers.

Arktis Blog: Anflug Ísafjörður

MS Lan­gøy­sund im Ver­dacht auf Dum­ping­löh­ne

Seit vie­len Jah­ren ist die MS Lan­gøy­sund ein belieb­tes Boot für Tages­tou­ren im Isfjord­ge­biet. Von Juni bis Sep­tem­ber fährt das Schiff mit bis zu etwa 70 Gäs­ten nach Barents­burg oder Pyra­mi­den, auch die Vor­bei­fahrt an land­schaft­li­chen Schön­hei­ten wie einer Glet­scher­front oder einem Vogel­fel­sen steht auf dem Pro­gramm.

Die­ses Jahr läuft es aber bis­lang nicht gut für die Lan­gøy­sund. Zu Sai­son­be­ginn lief das Schiff in der Bore­buk­ta auf Grund. Der Rumpf wur­de beschä­digt, die Gäs­te muss­ten die Fahrt nach Lon­gye­ar­by­en mit einem ande­ren Schiff fort­set­zen. Immer­hin dau­er­te es nicht lan­ge, bis der Scha­den repa­riert und das Schiff für die wei­te­re Fahrt frei­ge­ge­ben war.

Nun steht der Eig­ner, die Fir­ma Hen­ningsen Trans­port og Gui­ding (HTG) aus Lon­gye­ar­by­en, wegen Sozi­al­dum­ping im Ver­dacht. Bereits im April hat­te die See­fahrts­ge­werk­schaft (Norsk Sjø­manns­for­bund) ein­grei­fen müs­sen, damit die teil­wei­se aus Phil­ip­pi­nern bestehen­de Mann­schaft nor­we­gi­sche Ver­trä­ge mit nor­we­gi­schen Tari­fen bekommt, wie es auf Schif­fen vor­ge­schrie­ben ist, die unter nor­we­gi­scher Flag­ge fah­ren.

Nun stell­te sich bei einer Kon­trol­le in Lon­gye­ar­by­en her­aus, dass die Mann­schaft zwar nor­we­gi­sche Ver­trä­ge bekom­men hat, aber nach wie vor deut­lich gerin­ge­re Löh­ne erhält, als ihnen nach Ver­trag und Gesetz zusteht.

Bei HTG beruft man sich dar­auf, dass der Ver­trags­part­ner der Mann­schaft eine phil­ip­pi­ni­sche Agen­tur in Mani­la ist, der man ver­traue und der man die Löh­ne über­wei­se.

Die Zusam­men­ar­beit mit den betrof­fe­nen Mann­schafts­mit­glie­dern gestal­tet sich für die Gewerk­schaft schwie­rig, da die­se Angst haben, bei der Ver­mitt­lungs­agen­tur auf eine schwar­ze Lis­te zu kom­men, selbst wenn ihnen nach nor­we­gi­schem Recht deut­lich höhe­re Löh­ne zuste­hen. Die Rede ist von 5000 US-$ Lohn zuzüg­lich bezahl­ter Über­stun­den, was im har­ten Tages­tou­ren­ge­schäft einen wesent­li­chen Anteil aus­ma­chen dürf­te. Tat­säch­lich sol­len die Löh­ne bei etwa 1500 US-$ lie­gen, wovon die Ver­mitt­lungs­agen­tur in Mani­la noch ein­mal 20 % ein­kas­siert.

Der Eig­ner, HTG, äußers­te gegen­über der Sval­bard­pos­ten, dass Ver­trä­ge und Löh­ne in Ord­nung sei­en und man nicht dar­an den­ke, die Zah­lun­gen nach­zu­wei­sen. Nach­dem dies­be­züg­lich am heu­ti­gen Don­ners­tag eine Frist abge­lau­fen war, wur­de ange­kün­digt, die Lan­gøy­sund in „Arrest“ zu legen.

Ähn­li­che Vor­wür­fe wur­den gegen­über der MS Bil­lefjord laut, wo HTG eben­falls das Manage­ment bestrei­tet, wenn auch nicht als Eig­ner. Auch hier wur­de von der Gewerk­schaft schon ein Ein­grei­fen ange­kün­digt.

MS Lan­gøy­sund auf Tages­tour in der Ymer­buk­ta. Wer­den der Mann­schaft ille­ga­le Dum­ping­löh­ne gezahlt?

Surge Austfonna

Quel­le: Norsk Sjø­manns­for­bund

Sur­ge der Aus­t­fon­na Eis­kap­pe: Zeit­raf­fer-Video

Tei­le von Aus­t­fon­na, der gro­ßen Eis­kap­pe auf dem Nord­aus­t­land, sind in den letz­ten Jah­ren kräf­tig vor­ge­sto­ßen, sie­he hier­zu Aus­t­fon­na: Eine Eis­kap­pe setzt sich in Bewe­gung (Spitzbergen.de-Nachrichten Juni 2014).

Das Nor­we­gi­sche Polar­in­sti­tut hat ein Video aus etwa 1000 Ein­zel­bil­dern von Satel­li­ten zusam­men­ge­stellt und auf You­tube ver­öf­fent­licht. Es zeigt auf beein­dru­cken­de Wei­se, wie Tei­le der Glet­scher­front von Aus­t­fon­na über 4 Kilo­me­ter vor­rü­cken. Die beschleu­nig­te Bewe­gung hat­te 2012 ihren Höhe­punkt.

Mehr zum plötz­li­chen Vor­sto­ßen von Glet­schern (Sur­ge) und zur Eis­kap­pe Aus­t­fon­na in Stei­ne und Eis.

Das Vor­sto­ßen einer so gro­ßen Eis­kap­pe wie Aus­t­fon­na hat Fol­gen: Einer­seits trägt Aus­t­fon­na der­zeit mehr zum Mee­res­spie­gel­an­stieg bei als alle ande­ren Glet­scher Spitz­ber­gens zusam­men. Lokal führ­te der „Sur­ge“, wie das beschleu­nig­te Vor­sto­ßen neu­deutsch-wis­sen­schaft­lich heißt, schon zu War­nun­gen für die Schiff­fahrt: Es muss sowohl mit einer grö­ße­ren Zahl von Eis­ber­gen gerech­net wer­den als auch mit Ver­än­de­run­gen des Mee­res­bo­dens, der unter Was­ser zu Stau­chend­mo­rä­nen auf­ge­scho­ben sein kann.

Zeit­raf­fer-Video aus etwa 1000 Ein­zel­bil­dern vom Sur­ge (Vor­stoß) der Eis­kap­pe Aus­t­fon­na (© Nor­we­gi­sches Polar­in­sti­tut, Screen­shot). Hier kli­cken für das Video auf You­tube.

Surge Austfonna

Quel­le: Nor­we­gi­sches Polar­in­sti­tut

Fred­heim: Spitz­ber­gens berühm­tes­te Trap­per­hüt­te als vir­tu­el­le Tour

Spitz­ber­gens berühm­tes­te Trap­per­hüt­te, Fred­heim im Tem­pel­fjord, ist jetzt als vir­tu­el­le Tour zugäng­lich. Die zwei­ge­schos­si­ge Hüt­te des legen­dä­ren nor­we­gi­schen Jägers Hil­mar Nøis liegt land­schaft­lich schön, aber außer­halb der win­ter­li­chen Motor­schlit­ten­sai­son schwer erreich­bar, und wer es dort­hin schafft, steht vor ver­schlos­se­ner Tür.

Jetzt lässt sich die berühm­te Hüt­te rund ums Jahr ganz ohne Auf­wand voll­stän­dig besich­ti­gen: Ende März konn­te ich Fred­heim voll­stän­dig mit Pan­ora­ma­tech­nik foto­gra­fie­ren und habe dar­aus eine vir­tu­el­le Tour gemacht, die jetzt online ist und den Besuch jeder­zeit ermög­licht, Raum für Raum. Die Tour läuft wie ein Film von allei­ne ab; es ist aber auch mög­lich, die ein­zel­nen Räu­me (Pan­ora­men) ein­zeln anzu­wäh­len. Kur­ze Tex­te erzäh­len die zuge­hö­ri­gen Geschich­ten aus der Trapp­er­zeit in Spitz­ber­gen.

Die Lokal­zei­tung Sval­bard­pos­ten hat ihre Leser in ihrer Online-Aus­ga­be bereits auf die Mög­lich­keit hin­ge­wie­sen, Fred­heim im Inter­net zu besu­chen. Schon über 1000 Besu­cher hat die alte Trap­per­hüt­te seit­dem vir­tu­ell zu ver­zeich­nen, deut­lich mehr als der „Tag der offe­nen Tür“, der wäh­rend der Win­ter­sai­son zwei­mal vor Ort abge­hal­ten wird: Die ein­zi­ge Gele­gen­heit für die Öffent­lich­keit, einen Blick in das Innen­le­ben von Hil­mar Nøis alter Hüt­te zu wer­fen.

Viel Spaß – hier geht’s nach Fred­heim 🙂

Fred­heim, die berühm­te Trap­per­hüt­te von Hil­mar Nøis im Tem­pel­fjord, ist schwer erreich­bar und abge­schlos­sen. Vir­tu­ell kann man jetzt jeder­zeit durch alle Räu­me gehen.

Fredheim virtuelle Tour

Oce­an­cle­a­nup: eine Lösung für die Plas­tik­müll-Schwem­me in den Ozea­nen

Die Umwelt­pro­ble­me, die für Polar­ge­bie­te tat­säch­lich exis­tenz­be­dro­hend sind, las­sen sich recht gut ein­gren­zen: neben dem Kli­ma­wan­del und lang­le­bi­gen Umwelt­gif­ten sowie regio­nal der Öl- und Gas­in­dus­trie sind es die gewal­ti­gen Men­gen Plas­tik, die in den Welt­mee­ren drif­ten und selbst die ent­le­ge­nen Regio­nen errei­chen. In Spitz­ber­gen sehen wir nahe­zu täg­lich Plas­tik­müll an den Strän­den lie­gen oder im Meer trei­ben. Vie­les davon stammt aus der Fische­rei: Rie­si­ge Net­ze, Plas­tik­sei­le, bun­te Netz­bäl­le, Fen­der, um nur eini­ge Bei­spie­le zu nen­nen. Dar­über hin­aus ist es aber auch der all­täg­li­che Zivi­li­sa­ti­ons­müll, von Feu­er­zeu­gen über Zahn­bürs­ten, end­lo­se Men­gen von Plas­tik­tü­ten, die man bei jedem Ein­kauf fast auf­ge­drängt bekommt (ver­mut­lich da es sich um Wer­be­trä­ger han­delt), Fla­schen­de­ckel … die Lis­te ist end­los. Für ein paar kon­kre­te Ein­drü­cke lohnt sich bei­spiels­wei­se ein Blick in die Foto­ga­le­rie von Chris Jor­dan (hier kli­cken), der auf den abge­le­ge­nen Mid­way Islands im Pazi­fik Alba­tros-Küken foto­gra­fiert hat, die an Plas­tik­müll gestor­ben sind.

Auf prak­tisch jeder Spitz­ber­gen-Rei­se sam­meln wir kubik­me­ter­wei­se Plas­tik­müll von den Strän­den, was über die letz­ten 10 Jah­re zu deut­lich sicht­ba­ren Ver­bes­se­run­gen geführt hat (übri­gens ist der Tou­ris­mus der ein­zi­ge Akteur, der die Kapa­zi­tä­ten hat, dies in die­sem Umfang in so abge­le­ge­nen Gebie­ten tun zu kön­nen. Ein guter Grund, die Bewe­gungs­frei­heit der klei­ne­ren Tou­ris­ten­schif­fe nicht wei­ter ein­zu­schrän­ken), ange­sichts der Grö­ßen­ord­nung des glo­ba­len Plas­tik­mülls aber natür­lich kei­ne ech­te Lösung sein kann.

Ein paar Ein­drü­cke von den Plas­tik­müll­men­gen, die sich an den Strän­den in Spitz­ber­gens fin­den, und von den Müll­sam­mel­ak­tio­nen, die wir regel­mä­ßig dort machen. Die Fotos stam­men von wei­ten Tei­len der Insel­grup­pe, von der Bären­in­sel im Süden bis zum Nord­aus­t­land im Nor­den.

Kli­cken Sie auf die Bil­der, um eine ver­grö­ßer­te Dar­stel­lung des Bil­des zu erhal­ten.

Um wirk­sam gegen den Müll vor­zu­ge­hen, dem stän­dig Fische, See­vö­gel, mari­ne Säu­ger von Rob­ben bis zu Walen, Schild­krö­ten usw. in dra­ma­ti­scher Zahl und somit letzt­lich gan­ze mari­ne Öko­sys­te­me zum Opfer fal­len und der (viel­leicht noch schlim­mer) in zer­klei­ner­ter Form die Nah­rungs­ket­te ein­geht, wäre es nötig:

  • Viel weni­ger Plas­tik im All­tag nur kurz zu Ver­wen­den und anschlie­ßend weg­zu­wer­fen. Hier sind wir alle gefragt, gut 7 Mil­li­ar­den Men­schen. Wie wäre es mit einer Baum­woll­ta­sche beim nächs­ten Ein­kauf, nur so als Anfang?
  • Plas­tik durch abbau­ba­re Mate­ria­li­en zu erset­zen. Hier sind neben Ver­brau­chern vor allem Indus­trie, For­schung und Poli­tik gefragt.
  • Die in den Ozea­nen bereits vor­han­de­nen Rie­sen­men­gen Plas­tik mög­lichst wie­der zu ent­fer­nen. Hier wird es gera­de span­nend: Nach meh­re­ren Jah­ren Arbeit hat das Pro­jekt The Oce­an Cle­a­nup ein Kon­zept vor­ge­stellt, das es ermög­li­chen soll, über eini­ge Jah­re Plas­tik­müll in glo­bal rele­van­ten Men­gen aus den Ozea­nen zu ent­fer­nen. Kern der Idee ist, Strö­mun­gen zu nut­zen, damit Plas­tik­müll sich in Bar­rie­ren ver­fängt, kon­zen­triert wird und dann mit ver­gleichs­wei­se wenig Auf­wand abge­schöpft wer­den kann. Das Was­ser strömt unter den recht fla­chen Bar­rie­ren durch, wodurch auch Bei­fang von Tie­ren ver­hin­dert wer­den soll. Anfang Juni wur­de ein umfang­rei­cher Bericht ver­öf­fent­licht, der die Mach­bar­keit doku­men­tiert. Die Kos­ten wer­den mit 4,50 Euro pro kg Plas­tik ange­ge­ben, was um den Fak­tor 33 gerin­ger sein soll als ande­re Metho­den. Über einen Zeit­raum von 10 Jah­ren sol­len sich so etwa die gigan­ti­schen Müll­men­gen im rie­si­gen Müll­stru­del im Pazi­fik hal­bie­ren las­sen, zu Kos­ten, die im Ver­gleich zu den Schä­den gering­fü­gig sind.

Der Ein­druck scheint berech­tigt zu sein, dass das The Oce­an Cle­a­nup Pro­jekt in der Lage wäre, einen wich­ti­gen Bei­trag zur Lösung des ozea­ni­schen Müll­pro­blems zu leis­ten. Um das Pro­jekt auf die nächs­te Stu­fe zu heben, wird aktu­ell ein Crowd­fun­ding durch­ge­führt. Der­zeit (18.6.) wur­de schon über eine hal­be Mil­li­on Dol­lar gespen­det, ange­strebt sind 2 Mil­lio­nen. Spitzbergen.de hat sich bereits betei­ligt und ruft dazu auf, The Oce­an Cle­a­nup zu unter­stüt­zen. Wer den Müll an Spitz­ber­gens Strän­den oder sonst­wo oder Chris Jor­dans Fotos aus dem Pazi­fik gese­hen hat, wird das Pro­jekt ver­mut­lich ger­ne unter­stüt­zen. Hier kli­cken, um The Oce­an Cle­a­nup zu unter­stüt­zen.

Und beim nächs­ten Ein­kauf an eine Baum­woll­tü­te den­ken … 🙂

Mann­schaft und Gäs­te der SV Anti­gua bei einer Müll-Sam­mel­ak­ti­on in Mus­ham­na im Wood­fjord, im Nor­den von Spitz­ber­gen. Sol­che Aktio­nen fin­den prak­tisch auf jeder Spitz­ber­gen Rei­se statt, auch ande­re Schif­fe betei­li­gen sich.

Müllsammelaktion, Mushamna (Spitzbergen)

Quel­le: The Oce­an Cle­a­nup

Kom­mu­ni­ka­ti­on in Spitz­ber­gen vor­über­ge­hend zusam­men­ge­bro­chen

Eine emp­find­li­che Erin­ne­rung dar­an, wie abge­le­gen Spitz­ber­gen wei­ter­hin ist und was für eine Ver­letz­lich­keit dies nach wie vor mit sich brin­gen kann, bekam man in Lon­gye­ar­by­en am Mon­tag vor knapp 2 Wochen, am 2. Juni, als die gesam­te Kom­mu­ni­ka­ti­on zum Fest­land für eini­ge Stun­den kom­plett tot war.

Seit über 10 Jah­ren läuft die Tele­kom­mu­ni­ka­ti­on von Spitz­ber­gen zum Fest­land über Glas­fa­ser­ka­bel, die die davor übli­chen Funk­ver­bin­dun­gen ersetzt haben. Ein Grund dafür waren und sind die gro­ßen Daten­men­gen, die stän­dig bei den Emp­fangs­an­ten­nen für Satel­li­ten­da­ten um Lon­gye­ar­by­en (SvalSat, die run­den Kugeln auf dem Pla­tå­berg) anfal­len und in Echt­zeit Kun­den wie NASA und ESA gelie­fert wer­den müs­sen. Seit­dem gibt es in Lon­gye­ar­by­en theo­re­tisch auch super­schnel­les Inter­net (prak­tisch ist es teu­er und lang­sam, jeden­falls für nor­ma­le Men­schen).

Dass die Sache einen Haken hat, zeig­te sich an besag­tem Mon­tag: Der gesam­te Daten­ver­kehr zwi­schen Spitz­ber­gen und der Außen­welt fiel für eini­ge Stun­den aus. Grund war ein tech­ni­scher Feh­ler in der Anla­ge in Ande­nes (Ves­terå­len), wo das Glas­fa­ser­ka­bel das nor­we­gi­sche Fest­land erreicht. Theo­re­tisch ist die gesam­te tech­ni­sche Infra­struk­tur dop­pelt vor­han­den, so dass auf Aus­fäl­le umge­hend reagiert wer­den kann. Prak­tisch ver­sag­te die­ses Mal schlicht und ein­fach das gesam­te Sys­tem.

Dies schnitt nicht nur die recht jun­ge und inter­net­af­fi­ne Bevöl­ke­rung Lon­gye­ar­by­ens von dort häu­fig genutz­ten Diens­ten wie Face­book ab, son­dern mach­te es auch unmög­lich, Poli­zei und Ret­tungs­diens­te zu errei­chen. Das Kran­ken­haus in Lon­gye­ar­by­en, das bei schwie­ri­gen Fäl­len oft auf medi­zi­ni­sche Bera­tung durch die Uni­kli­nik in Trom­sø zurück­greift und Pati­en­ten bei Bedarf dort­hin trans­por­tie­ren lässt, hat­te Schwie­rig­kei­ten, mit den ent­spre­chen­den Stel­len Kon­takt auf­zu­neh­men: Die sofort ein­ge­setz­ten Satel­li­ten­te­le­fo­ne funk­tio­nie­ren nur mit frei­em Blick zum Him­mel, so dass ver­ant­wort­li­che Ärz­te zu jedem Gespräch auf die Stra­ße muss­ten. Zudem ist die satel­li­ten­ge­stütz­te Tele­fon­ver­bin­dung ohne­hin oft lang­sam und insta­bil und in jedem Fall teu­er, wie die­ser Autor nur zu gut aus eige­ner, leid­vol­ler Erfah­rung weiß. Dazu kam, dass in Lon­gye­ar­by­en man­gels ande­rer Mög­lich­kei­ten viel­fach Satel­li­ten­te­le­fo­ne ein­ge­setzt wur­den; die­se sind dort in vie­len out­door-affi­nen Haus­hal­ten und vie­len Betrie­ben vor­han­den. Daher waren auch die­se Ver­bin­dun­gen zeit­wei­se über­las­tet, so dass noch nicht ein­mal die satel­li­ten­ge­stütz­te Kom­mu­ni­ka­ti­on zuver­läs­sig funk­tio­nier­te.

Der Spuk hat­te nach ein paar Stun­den ein Ende, mach­te aber allen vor Ort die Gren­zen der Tech­nik klar. Ins­be­son­de­re Trä­ger lebens­not­wen­di­ger Infra­struk­tur und Bereit­schafts­diens­te wie Poli­zei, Ret­tungs­dienst und Kran­ken­haus sind beun­ru­higt. Die ver­ant­wort­li­che nor­we­gi­sche Telen­or arbei­tet zusam­men mit Behör­den, um dafür zu sor­gen, dass sich sol­che Vor­fäl­le mög­lichst nicht wie­der­ho­len. Vor Ort dis­ku­tiert man dar­über, zumin­dest auf wich­ti­gen Ver­bin­dun­gen die guten, alten loka­len Kabel zu erneu­ern. Eigent­lich soll Lon­gye­ar­by­en, das wegen sei­ner Grö­ße und poli­ti­schen und tech­ni­schen Rah­men­be­din­gun­gen ger­ne als Aus­hän­ge­schild genutzt wird, einer der ers­ten Orte Nor­we­gens wer­den, in denen die Fest­netz­te­le­fo­nie kom­plett abge­schafft wird. Viel­leicht wird jetzt noch ein­mal anders dar­über nach­ge­dacht.

Funk­tio­niert immer: explo­si­ons- und brand­ge­schütz­tes Gru­ben­te­le­fon (hier im Hafen von Barents­burg). Nur kommt man damit nicht weit.

Grubentelefon, Barentsburg

Quel­le: Sval­bard­pos­ten

Aus­t­fon­na: Eine Eis­kap­pe setzt sich in Bewe­gung

Die Eis­kap­pe Aus­t­fon­na bedeckt gro­ße Tei­le des Nord­aus­t­land, der zweit­größ­ten Insel der Spitz­ber­gen-Insel­grup­pe. Ins­ge­samt bedeckt die Eis­kap­pe, die genau genom­men aus meh­re­ren zusam­men­ge­wach­se­nen Eis­kap­pen besteht, gut 8400 Qua­drat­ki­lo­me­ter.

Für län­ge­re Zeit galt Aus­t­fon­na als recht sta­bil: mas­si­ve Volu­men­ver­lus­te wie bei vie­len ande­ren Glet­schern Spitz­ber­gens und sonst­wo in der Ark­tis fan­den nicht statt. Rand­li­che Berei­che wur­den lang­sam dün­ner, zen­tra­le Tei­le gewan­nen an Mäch­tig­keit hin­zu. Bei klei­ne­ren Glet­schern kennt man so ein Ver­hal­ten, wenn es über län­ge­re Zeit hin­weg andau­ert, als Sur­ge. Die­ses plötz­li­che Vor­sto­ßen, bei dem ein Glet­scher inner­halb von 1-2 Jah­ren vie­le Kilo­me­ter nach vorn „sprin­gen“ kann, ist ein Ergeb­nis der Glet­scher­dy­na­mik und unab­hän­gig von Kli­ma­än­de­run­gen (mehr dazu in Stei­ne und Eis). Auch Tei­le von Aus­t­fon­na haben frü­her bereits „gesurgt“, wie Brås­vell­breen im süd­li­chen Bereich in den 1930er Jah­ren.

Nun haben Satel­li­ten­bil­der deut­li­che Anzei­chen gelie­fert, dass gro­ße Tei­le der Eis­kap­pe sich in beschleu­nig­te Bewe­gung ver­setzt haben. Auf brei­ter Front schiebt sich die Abbruch­kan­te in die Barents­see vor und bringt gro­ße Men­gen von Eis­ber­gen her­vor. Dadurch lie­fert Aus­t­fon­na der­zeit einen grö­ße­ren Bei­trag zum Mee­res­spie­gel­an­stieg als alle ande­ren Glet­scher Spitz­ber­gens zusam­men. Den­noch gehen Wis­sen­schaft­ler, die Aus­t­fon­na schon län­ger beob­ach­ten, davon aus, dass die Eis­kap­pe mit­tel­fris­tig eher Mas­se zule­gen wird.

AECO, der Ver­band von Expe­di­ti­ons-Kreuz­fahr­ten-Ver­an­stal­tern in der Ark­tis, hat bereits zu vor­sich­ti­ger Navi­ga­ti­on in der Regi­on auf­ge­ru­fen, da ver­mehrt mit Eis­ber­gen und Ände­run­gen der Küs­ten­li­nie zu rech­nen ist.

Ein sol­ches Ereig­nis, wo eine Eis­kap­pe sich auf tau­sen­den von Qua­drat­ki­lo­me­tern in schnel­le Bewe­gung ver­setzt, ist für die jün­ge­re Zeit, in der die Regi­on genau wis­sen­schaft­lich unter­sucht wird und regel­mä­ßig tou­ris­tisch bereist wer­den kann, ein­zig­ar­tig. Die Beob­ach­tung, die wesent­lich auf Daten des euro­päi­schen Satel­li­ten Sen­ti­nel-1a beruht, ist auch des­we­gen wis­sen­schaft­lich beacht­lich, weil der Satel­lit zur Zeit der Auf­nah­me noch nicht ein­mal rich­tig in der Umlauf­bahn ange­kom­men war, aber den­noch bereits in der Lage war, sehr wert­vol­le Daten zu lie­fern.

Die Eis­kap­pe Aus­t­fon­na auf dem Nord­aus­t­land hat sich auf gro­ßer Flä­che in schnel­le­re Bewe­gung ver­setzt.

Austfonna

Quel­le: BBC News.

Eis­bä­rin Kara wan­der­te durch die hal­be Ark­tis

Eini­gen Eis­bä­ren (genau­er: Eis­bä­rin­nen), die jedes Jahr vom nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tut mit Sen­dern aus­ge­stat­tet wer­den, kann man schon seit län­ge­rem auf einer Inter­net­sei­te des WWF auf ihren Wan­de­run­gen fol­gen. Oft blei­ben die Eis­bä­ren über einen Zeit­raum in einem mehr oder weni­ger klei­nen Gebiet. Aktu­ell schlägt aber Eis­bä­rin Kara alle bekann­ten Rekor­de: Sie wur­de im Janu­ar 2013 auf einem Glet­scher zwi­schen Horn­sund und Ham­ber­buk­ta (Ost­küs­te) betäubt und mit einem Sen­der aus­ge­stat­tet und hat seit­dem eine unglaub­li­che Wan­de­rung von 3703 Kilo­me­tern durch die rus­si­sche Ark­tis gemacht. Zunächst ging die Rei­se Rich­tung Nova­ya Zem­lya und von dort nach Franz Josef Land, ohne aber jeweils Land zu betre­ten. Das nächs­te Ziel war die sibi­ri­sche Insel­grup­pe Sever­na­ya Zeml­ja, wo Kara auf Land ging, nach­dem sie somit die gesam­te Kara-See durch­streift hat­te. Anschlie­ßend ging es aber wie­der wei­ter, nach Franz Josef Land, wo der Sen­der auf­hör­te, Daten zu sen­den. Mög­li­cher­wei­se ist Kara dort in eine Schnee­höh­le gegan­gen und hat Nach­wuchs zur Welt gebracht.

Das Weib­chen Kara war zur Zeit der Aus­stat­tung mit Sen­der 13 Jah­re alt, 2,2 Meter lang und wiegt 217 kg.

Die Daten von 2014 deu­ten mög­li­cher­wei­se an, dass die Weib­chen aktu­ell weni­ger Nach­wuchs haben als im lang­fris­ti­gen Mit­tel: Von 29 Weib­chen hat­ten nur 3 Nach­wuchs im zwei­ten Lebens­jahr, nor­mal liegt der Anteil bei gut einem Drit­tel. Aller­dings ist die unter­such­te Zahl so nied­rig, dass Zufall nicht aus­ge­schlos­sen wer­den kann.

Die Aus­stat­tung mit Sen­dern ist nicht unum­strit­ten, da durch die Betäu­bung schon Eis­bä­ren zu Tode gekom­men sind, nach­weis­lich letzt­ma­lig im Herbst 2013 (sie­he Spitzbergen.de-Nachrichten Okto­ber 2013). In einem wei­te­ren Fall vom April 2014 liegt der Ver­dacht eines Zusam­men­hangs zwi­schen dem Tod einer jun­gen Eis­bä­rin und einer Betäu­bung zu wis­sen­schaft­li­chen Zwe­cken eben­falls nahe, ein Nach­weis steht aber noch aus. In der Früh­jahrs­sai­son 2014 wur­den in Spitz­ber­gen 73 Eis­bä­ren zu wis­sen­schaft­li­chen Zwe­cken betäubt und unter­sucht.

Die Wan­de­rung der Eis­bä­rin Kara: 3703 Kilo­me­ter von Spitz­ber­gen durch die rus­si­sche Ark­tis. Bild­quel­le: WWF

Wanderung der Eisbärin Kara

Quel­le: WWF, Sval­bard­pos­ten

Ark­tis-Sai­son 2014 geht los: Bären­in­sel, Jan May­en, Spitz­ber­gen

Die Ark­tis-Sai­son 2014 geht los: Mor­gen legen wir mit der Anti­gua in Bodø ab. Es geht zu den Lofo­ten und dann nach Nor­den zur Bären­in­sel und nach Spitz­ber­gen. Im Juli geht es nach Jan May­en und bis Sep­tem­ber fol­gen meh­re­re Segel­schiff­tou­ren in Spitz­ber­gen.

Die Foto­ga­le­rien und Rei­se­be­rich­te wer­den über die nächs­ten Mona­te hin­weg also wie­der regel­mä­ßig aktua­li­siert wer­den, rein­schau­en wird sich garan­tiert loh­nen!

Am Anfang eines lan­gen Ark­tis-Som­mers 2014 ste­hen die Lofo­ten. Die Anti­gua im Troll­fjord, 2013.

Antigua, Trollfjord (Lofoten)

Neu­es zur Evo­lu­ti­on der Eis­bä­ren

Die Evo­lu­ti­on der Eis­bä­ren ist nach wie vor eine Fra­ge mit vie­len Fra­ge­zei­chen. Viel ist spe­ku­liert wor­den, von einem sehr jun­gen Alter von bis zu 100.000 Jah­ren bis hin zum Viel­fa­chen davon, was die Ent­ste­hung der Art tief zurück in frü­he Pha­sen des letz­ten Eis­zeit­al­ters stel­len wür­de (sie­he auch „Eis­bär als Art älter als bis­lang gedacht“ Spitzbergen.de-Nachrichten April 2012).

Eine neue Stu­die basiert auf gene­ti­schen Unter­su­chun­gen heu­ti­ger Eis­bä­ren und kommt zu dem Schluss, dass Eis­bä­ren sich vor 479.000–343.000 Jah­ren von den Braun­bä­ren getrennt haben, was im Rah­men der Unsi­cher­heit etwa mit den Ergeb­nis­sen von 2012 (link oben) über­ein­stimmt. Somit sam­meln sich Hin­wei­se dar­auf, dass der Eis­bär im mitt­le­ren Pleis­to­zän (2,6 Millionen-10.000 Jah­re vor heu­te) ent­stan­den ist.

Die Fra­ge ist nicht nur aka­de­misch, son­dern auch aktu­ell von Bedeu­tung: wäre der Eis­bär als Art jün­ger als 100.000 Jah­re, dann wäre die der­zei­ti­ge Warm­zeit die ers­te, mit der die Art kon­fron­tiert wird, so dass jede wei­te­re Erwär­mung Eis­bä­ren als Art tat­säch­lich vor neue Her­aus­for­de­run­gen stel­len wür­de. Geht das Alter der Art aber deut­lich dar­über hin­aus, lässt sich schluss­fol­gern, dass Eis­bä­ren als Art schon eine oder meh­re­re frü­he­re Warm­zei­ten über­lebt haben, was eine ent­spre­chen­de Anpas­sungs­fä­hig­keit der Art nahe­legt, zumin­dest im Rah­men der bis­he­ri­gen Ent­wick­lung. Die jün­ge­ren Ergeb­nis­se bestä­ti­gen letz­te­re Sicht­wei­se. Eine Garan­tie für ein Über­le­ben der Art bei noch stär­ke­ren oder noch schnel­le­ren Erwär­mun­gen ist dies natür­lich nicht.

Die Rekon­struk­ti­on der Evo­lu­ti­on der Eis­bä­ren ist auch daher so schwie­rig, da Fos­si­li­en der in jedem Fall geo­lo­gisch jun­gen Art meis­tens unauf­find­bar im Meer ver­lo­ren gehen, da Eis­bä­ren dort einen gro­ßen Teil ihres Lebens ver­brin­gen und somit dort auch häu­fig ster­ben.

Eis­bä­ren: ihre Evo­lu­ti­on reicht ver­mut­lich meh­re­re Jahr­hun­dert­tau­sen­de zurück. Und das Bild ist aus Spitz­ber­gen, nicht aus dem Zoo.

Eisbär Spitzbergen

Quel­le: Cell

Kreuz­fahrt­tou­ris­mus auf Spitz­ber­gen eher abneh­mend

Im April sind vom Sys­sel­man­nen aktu­el­le Zah­len für den Kreuz­fahrt­tou­ris­mus auf Spitz­ber­gen ver­öf­fent­licht wor­den. Sie geben dif­fe­ren­zier­te Infor­ma­tio­nen über die Ent­wick­lung bis 2013. Ein star­kes Wachs­tum ist ent­ge­gen weit­ver­brei­te­ter Ansicht nicht zu beob­ach­ten.

Die Anzahl gro­ßer Kreuz­fahrt­schif­fe, die auf ihrer Rou­te Spitz­ber­gen anfah­ren, ist 2013 fast kon­stant geblie­ben (27, im Vor­jahr: 28). Da eini­ge Schif­fe mehr­mals pro Sai­son fah­ren, liegt die Anzahl der Fahr­ten dar­über (2012 waren es 36 Fahr­ten, 2013 waren es 33). Deut­li­cher ist die Zahl der Pas­sa­gie­re von 42 363 auf 36 257 gesun­ken. Hier hat­te das Jahr 2012, in dem gegen den Trend der Vor­jah­re ein unge­wöhn­lich hoher Anstieg ver­zeich­net wur­de, einen Rekord mar­kiert. In den Jah­ren davor hat­te sowohl die Anzahl der Fahr­ten von 50 (2005) auf 28 (2011) als auch die Anzahl der Pas­sa­gie­re von 32 781 (2007) auf 24 187 (2011) ten­den­zi­ell abge­nom­men.

Die­se Zah­len gehen aus dem jähr­lich erschei­nen­den Frem­den­ver­kehrs­be­richt des Sys­sel­man­nen her­vor. In der Sta­tis­tik wird zwi­schen den gro­ßen Kreuz­fahrt­schif­fen, die Spitz­ber­gen als eines von meh­re­ren Zie­len auf einer grö­ße­ren Rund­fahrt anlau­fen, und den klei­ne­ren Expe­di­ti­ons­schif­fen unter­schie­den. Anders als die gro­ßen Kreuz­fahrt­schif­fe befah­ren die Expe­di­ti­ons­schif­fe schwer­punkt­mä­ßig oder aus­schließ­lich die Gewäs­ser um Spitz­ber­gen. Sie star­ten und been­den ihre Fahr­ten übli­cher­wei­se in Lon­gye­ar­by­en. Die Grö­ße die­ser Schif­fe vari­ier­te im letz­ten Jahr zwi­schen 5 und 300 Pas­sa­gie­ren. Zu den Expe­di­ti­ons­schif­fen zäh­len sowohl Segel­schif­fe wie Noor­der­licht oder Anti­gua als auch grö­ße­re Schif­fe wie Plan­ci­us und Ort­eli­us von Ocean­wi­de Expe­di­ti­ons oder Quest und Oce­an Nova von PolarQuest/Polarkreuzfahrten. Die Zahl der Expe­di­ti­ons­schif­fe war 2013 im Ver­gleich zum Vor­jahr 2012 von 35 deut­lich auf 24 gesun­ken, auch hier mar­kier­te das Jahr 2012 einen Hoch­stand. Dafür war jedoch 2012 die Zahl der Pas­sa­gie­re nied­ri­ger, sie beweg­te sich mit 9 277 im Trend der vor­an gegan­ge­nen Jah­re. 2013 aller­dings war die Zahl der Pas­sa­gie­re auf Expe­di­ti­ons­schif­fen mit 10 530 erst­mals höher als im bis­he­ri­gen Rekord­jahr 2008 mit 10 040 Pas­sa­gie­ren.

Es zeich­net sich also ein unein­heit­li­ches Bild. Nimmt man die bei­den Kate­go­rien ‚gro­ße Kreuz­fahrt­schif­fe‘ und ‚klei­ne­re Expe­di­ti­ons­schif­fe‘ zusam­men, so ist die Zahl der Pas­sa­gie­re gegen­über dem außer­ge­wöhn­li­chen Rekord­jahr 2012 von 51 640 auf 46 787 zurück­ge­gan­gen. Dem rela­tiv star­ken Rück­gang bei Kreuz­fahrt­schif­fen steht ein mode­ra­ter Anstieg bei Expe­di­ti­ons­schif­fen gegen­über. Ein über­grei­fen­der, ein­deu­ti­ger Trend ist nicht aus­zu­ma­chen. Die oft wie­der­hol­te Behaup­tung, schiffs­ba­sier­ter Tou­ris­mus in Polar­ge­bie­ten wür­de stark und unkon­trol­liert wach­sen, wird durch die­se Zah­len jedoch für Spitz­ber­gen wider­legt (ähn­li­ches gilt für die Ant­ark­tis, sie­he antarktis.net-Nachrichten Mai 2014). Auch mit Blick auf die seit 2010 abneh­men­de Zahl der Kreuz­fahrt­tou­ris­ten in Grön­land erwei­sen sich sol­che Dar­stel­lun­gen als Mythos. Sie dien­ten aller­dings in der Ver­gan­gen­heit als Argu­ment für ent­spre­chend restrik­ti­ve Ände­run­gen gesetz­li­cher Rege­lun­gen, die den Tou­ris­mus betref­fen (sie­he z.B. Spitzbergen.de-Nachrichten vom April 2014).

Wenn man den land­ba­sier­ten Tou­ris­mus hin­zu­nimmt, hat der Tou­ris­mus auf Spitz­ber­gen 2013 ins­ge­samt zuge­nom­men, wie der Bericht des Sys­sel­man­nen eben­falls zeigt. Die Zahl der Über­nach­tun­gen in Lon­gye­ar­by­en stieg von 84 643 (2012) deut­lich auf 107 086 (2013) und die Anzahl der Flug­gäs­te von 40 153 (2012) auf 47 645 (2013). Der land­ba­sier­te Tou­ris­mus fin­det weit­ge­hend in und um Lon­gye­ar­by­en statt mit Schwer­punkt auf Motor­schlit­ten­tou­ren, ergänzt von Hun­de­schlit­ten­tou­ren und ande­ren Akti­vi­tä­ten.

Schiffs­tou­ris­mus in Spitz­ber­gen: das Spek­trum reicht von Segel­boo­ten bis hin zu Oze­an­rie­sen.

Schiffe Spitzbergen

Quel­le: Sys­sel­man­nen

Spitz­ber­gen Pan­ora­ma

Die Spitz­ber­gen-Pan­ora­ma­sei­te ist nicht nur wie­der deut­lich gewach­sen, son­dern jetzt auch bes­ser sor­tiert. Das uner­war­tet schnel­le Wach­sen der Sei­te hat eine bes­se­re Struk­tur drin­gend nötig gemacht, um Pan­ora­men von bestimm­ten Orten schnel­ler fin­den zu kön­nen und um zu wis­sen, von wo genau ein ein­zel­nes Pan­ora­ma stammt. Mehr und mehr sind jetzt von den ein­zel­nen Gegen­den nun Kar­ten ein­ge­baut, wo die genaue Zuord­nung der Pan­ora­men zu einem bestimm­ten Ort sicht­bar ist.

Auch die Anzahl ist in den letz­ten Wochen wie­der deut­lich gewach­sen, und natür­lich wer­den über die nächs­ten Wochen und Mona­te vie­le wei­te­re fol­gen!

Viel Spaß beim Her­ein­schau­en in die Spitz­ber­gen-Pan­ora­ma-Sei­te.

Eines von vie­len Spitz­ber­gen-Pan­ora­men: Im win­ter­li­chen Eis der Mohn­buk­ta sind vie­le Eis­ber­ge mit fan­tas­ti­schen For­men ein­ge­fro­ren. Die­se Bil­der ent­stan­den im Inne­ren eines klei­nen, mit ehe­ma­li­gen Schmelz­was­ser­höh­len durch­zo­ge­nen Eis­bergs.

Rekord­be­tei­li­gung beim Ski­ma­ra­thon

Beim dies­jäh­ri­gen Ski­ma­ra­thon, der heu­te (3. Mai) statt­fand, erreich­te die Teil­neh­mer­zahl mit über 800 einen neu­en Rekord. Unter den Teil­neh­mern war auch der frü­he­re nor­we­gi­sche Regie­rungs­chef und künf­ti­ge Nato-Gene­ral­se­kre­tär Jens Stol­ten­berg.

Die Ski-Mara­thon­läu­fer konn­ten sich bei blau­em Him­mel, Son­nen­schein, Wind­stil­le und leich­ten Minus­gra­den über aller­bes­tes Wet­ter freu­en. Erwar­tungs­ge­mäß strich der Nor­we­ger Eldar Røn­ning wie bereits im Jahr zuvor den ers­ten Platz ein, bei den Damen gewann Celi­ne Bru­ne-Lie.

Unter Ein­hei­mi­schen fin­det die gro­ße Aus­wei­tung und damit ein­her­ge­hen­de Kom­mer­zia­li­sie­rung des frü­her eher fami­liä­ren Ereig­nis­ses gemisch­ten Anklang, wäh­rend der Ski­mara­ra­thon unter Mara­thon­läu­fern welt­weit lang­sam mehr und mehr Beach­tung fin­det.

Am 07. Juni wer­den Mara­thon­läu­fer aus diver­sen Län­dern in Lon­gye­ar­by­en für den nörd­lichs­ten regu­lä­ren Mara­thon welt­weit, der regel­mä­ßig statt­fin­det, an den Start gehen.

Ziel-Ein­lauf beim Spitz­ber­gen-Ski­ma­ra­thon (Archiv­bild 2013).

Spitzbergen Skimarathon

Der Stoß­zahn des Nar­wals dient als Sin­nes­or­gan

Die mar­kan­ten und in der Tier­welt ein­zig­ar­ti­gen Stoß­zäh­ne der Nar­wa­le die­nen den Tie­ren als sen­si­bles Sin­nes­or­gan, mit dem sie Ver­än­de­run­gen in ihrer Umge­bung wahr­neh­men kön­nen. Die­se The­se konn­ten For­scher nun bestä­ti­gen.

Nar­wa­le bil­den zusam­men mit den Weiß­wa­len (Belugas) die Fami­lie der Grün­del­wa­le. Sie sind im Nord­po­lar­meer, beson­ders west­lich und öst­lich von Grön­land, um Spitz­ber­gen und nörd­lich der sibi­ri­schen Küs­te ver­brei­tet.

Das Gebiss ist bei Nar­wa­len zurück­ge­bil­det und beschränkt sich auf zwei Eck­zäh­ne im Ober­kie­fer. Bei männ­li­chen Tie­ren wächst der lin­ke die­ser Eck­zäh­ne spi­ral­för­mig durch die Ober­lip­pe hin­durch und ent­wi­ckelt sich zu einem Stoß­zahn, der bis zu ca. 2,6m lang wer­den kann. In sel­te­nen Fäl­len kann es vor­kom­men, dass auch der rech­te Eck­zahn her­aus wächst. Der Wal hat dann zwei Stoß­zäh­ne, die aller­dings kür­zer aus­fal­len. Auch weib­li­chen Tie­ren kön­nen Stoß­zäh­ne wach­sen, dies ist jedoch eher unge­wöhn­lich.

Wel­che Funk­ti­on die Stoß­zäh­ne für die Tie­re haben, war lan­ge unklar und wur­de kon­tro­vers dis­ku­tiert. Aner­kannt sind heu­te zwei Erklä­run­gen: Sie die­nen als Domi­nanz­merk­mal der männ­li­chen Tie­re, um sich gegen Riva­len durch­zu­set­zen und als Sin­nes­or­gan.

Seit eini­gen Jah­ren unter­sucht Dr. Mar­tin Nweeia von der Har­vard School für Zahn­me­di­zin (HSDM) zusam­men mit ande­ren For­schern die Funk­ti­on der Nar­wal­zäh­ne. Die The­se der For­scher, dass die Zäh­ne den Tie­ren als sen­si­bles Sin­nes­or­gan die­nen, konn­te nun erhär­tet wer­den. Frü­he­re Unter­su­chun­gen hat­ten bereits erge­ben, dass die Stoß­zäh­ne, anders als bei Zäh­nen von Säu­ge­tie­ren üblich, kei­nen Zahn­schmelz haben, der den Zahn nach außen hin schützt. Nun konn­te gezeigt wer­den, dass die äuße­re Schicht, das Zahn­ze­ment, porös ist und dass die inne­ren Schich­ten von mikro­sko­pisch klei­nen Röh­ren durch­zo­gen sind, die zum Zen­trum des Zahns füh­ren. Das Mate­ri­al des Zahns ist also starr aber durch­läs­sig. Den inne­ren Kern des Zahns bil­det die Pul­pa. Dort konn­ten die For­scher Ner­ven­enden aus­ma­chen, die mit dem Gehirn des Wals ver­bun­den sind. Auf­grund die­ser Struk­tur ist der Zahn sen­si­bel für Ver­än­de­run­gen in sei­ner Umge­bung, wie z.B. Ver­än­de­run­gen der Tem­pe­ra­tur, des Salz­ge­halts im Was­ser oder ande­rer che­mi­scher Para­me­ter. In Ver­su­chen konn­te gezeigt wer­den, dass sich die Herz­fre­quenz des Wals ver­än­der­te, wenn der Stoß­zahn unter­schied­li­chen Salz­ge­hal­ten im Was­ser aus­ge­setzt war.

Ver­mut­lich dient die­se Fähig­keit des Stoß­zahns den männ­li­chen Nar­wa­len zum Auf­fin­den und zur Beur­tei­lung der Paa­rungs­be­reit­schaft von weib­li­chen Tie­ren. Außer­dem dürf­te sie das Auf­fin­den von Beu­te­tie­ren erleich­tern.

Die For­scher um Dr. Nweeia inter­es­siert nun die Fra­ge, ob es sich bei die­ser ein­zig­ar­ti­gen Fähig­keit, den Zahn als sen­si­bles Sin­nes­or­gan zu ver­wen­den, um eine evo­lu­tio­nä­re Wei­ter­ent­wick­lung han­delt oder um ein Über­bleib­sel aus einer frü­he­ren Ent­wick­lungs­stu­fe.

Stoß­zahn und Schä­del eines Nar­wals, gestran­det im Bell­sund, Spitz­ber­gen.

Narwal Stoßzahn

Quel­le: BBC Natu­re News

Tot auf­ge­fun­de­ner Eis­bär wur­de kurz zuvor zu wis­sen­schaft­li­chen Zwe­cken betäubt

Zunächst schien es nur der Lauf der Natur gewe­sen zu sein, als Ein­woh­ner aus Lon­gye­ar­by­en in der Petu­ni­abuk­ta, in der Nähe von Pyra­mi­den, am 7. April einen toten Eis­bä­ren fan­den. Bald dar­auf zeig­te sich aber, dass das Tier kurz zuvor, am 4. April, von Wis­sen­schaft­lern des Nor­we­gi­schen Polar­in­sti­tuts zu For­schungs­zwe­cken betäubt wor­den war. Dar­auf­hin hol­ten Mit­ar­bei­ter des Sys­sel­man­nen den toten Eis­bä­ren aus der Petu­ni­abuk­ta zur Obduk­ti­on nach Lon­gye­ar­by­en.

Ent­ge­gen loka­len Gerüch­ten war kei­ne äuße­re Todes­ur­sa­che erkenn­bar, etwa Ver­let­zun­gen durch einen ande­ren Eis­bä­ren, was für einen durch Betäu­bung wehr­lo­sen Eis­bä­ren eine reel­le Gefahr dar­stellt. Die Todes­ur­sa­che ist somit wei­ter­hin unklar, Gewe­be­pro­ben wer­den der­zeit unter­sucht. Bis Ergeb­nis­se vor­lie­gen, kön­nen noch Wochen ver­ge­hen.

Dass die Voll­nar­ko­se zu wis­sen­schaft­li­chen Zwe­cken Neben­wir­kun­gen bis hin zum Tod des Tie­res haben kann, ist bekannt. Nach Abschluss der Unter­su­chun­gen wer­den die Eis­bä­ren nicht bis zum Auf­wa­chen über­wacht, so dass ein ande­rer Eis­bär den wehr­lo­sen Tie­ren gefähr­lich wer­den kann. Auch kann eine Lage­än­de­rung zum Ersti­ckungs­tod füh­ren. Ein sol­cher Fall kam, soweit bekannt, im Sep­tem­ber 2013 letzt­ma­lig vor, als ein auf der Edgeøya betäub­ter Eis­bär kur­ze Zeit spä­ter tot auf­ge­fun­den wur­de. Unter­su­chun­gen erga­ben, dass der Bär infol­ge einer Lage­än­de­rung im noch betäub­ten Zustand erstickt war (sie­he Spitzbergen.de-Nachrichten vom Okto­ber 2013, Eis­bär tot auf Edgeøya nach wis­sen­schaft­li­cher Betäu­bung). Die betäub­ten Bären wer­den in einer Art sta­bi­len Sei­ten­la­ge zurück­ge­las­sen.

Die Betäu­bung, die mit einer Ver­fol­gung mit dem Hub­schrau­ber ein­her­geht, ist für Eis­bä­ren ein mas­si­ver Stress mit mög­li­cher­wei­se gefähr­li­chen Neben­wir­kun­gen. Zu Ver­wal­tungs­zwe­cken wer­den die Daten nicht benö­tigt: In Spitz­ber­gen, wie auch in der benach­bar­ten rus­si­schen Ark­tis, sind Eis­bä­ren kom­plett geschützt. Da es kei­ne Jagd gibt, sind auch kei­ne Popu­la­ti­ons­da­ten etwa zur Berech­nung einer bio­lo­gisch trag­fä­hi­gen Jagd­quo­te erfor­der­lich, um den Bestand zu schüt­zen. Bedro­hun­gen für den Bestand wie der Kli­ma­wan­del und Belas­tung mit lang­le­bi­gen Umwelt­gif­ten sind ohne­hin nicht natio­nal, son­dern nur inter­na­tio­nal zu lösen.

Im Spät­som­mer 2012 wur­de eine Eis­bä­ren­fa­mi­lie mit zwei klei­nen (ein­jäh­ri­gen) Eis­bä­ren im Bil­lefjord betäubt. Die drei­köp­fi­ge Fami­lie wies anschlie­ßend zumin­dest für eine Wei­le deut­li­che Ver­hal­tens­än­de­run­gen auf, ein Zei­chen dafür, wie mas­siv der Stress der Ver­fol­gung und Betäu­bung ist (sie­he Spitzbergen.de-Nachrichten vom Okto­ber 2012: Im Tief­flug hin­ter Eis­bä­ren her: im Namen der For­schung). Mög­li­cher­wei­se ist der nun tot auf­ge­fun­de­ne Eis­bär, ein knapp 1,5 Jah­re altes Weib­chen, eines der bei­den Jung­tie­re der Fami­lie von 2012.

Nicht immer der natür­li­che Lauf der Din­ge: toter Eis­bär (Archiv­bild, Kvi­tøya).

Toter Eisbär, Kvitøya

Quel­le: Sval­bard­pos­ten (16/2014)

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